Buddhdhamma lernen, Buddhismus lehren ?

  • Im "Buddhismus" wird oft von Lehrern und Schüler gesprochen. Deshalb geht mancher davon aus, man müsse eine Lehre lernen um Befreiung vom Leid zu erfahren. Entsprechend wird viel gelehrt, studiert und gelernt.


    Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gelangt, dass das ursprüngliche Ziel, die Befreiung von Leid, weder mit lernen noch durch lehren erreicht wird. Dieses kann der Mensch allein durch anstrengende eigenverantwortliche, kontinuierliche Entwicklung des eigenen Geistes auf dem 8 fachen Pfad erreichen.


    Dabei lernt er aus eigener Erfahrung. Er erlebt Niederlagen und Siege auf diesem Weg beim Versuch Mara, Gier, Hass, und Verblendung zu überwinden. Jede Niederlage macht ihn klüger und jeder Sieg motiviert ihn weiter auf dem Weg zu bleiben. Denn nur jene, die kontinuierlich das auf und ab des buddhistischen Wegs gehen, werden mit der Zeit seine Mysterien erfahren. Erlernen kann man diese genauso wenig, wie sich diese anlesen.

  • Jede Niederlage macht ihn klüger und jeder Sieg motiviert ihn weiter auf dem Weg zu bleiben


    Erlernen kann man diese genauso wenig, wie sich diese anlesen.

    Der Weg entsteht eben erst dadurch, dass ein jeder von uns sich auf den Weg macht und ihn geht - philosophieren kann hilfreich sein, muss aber nicht.


    Liebe Grüße,


    Sturm

    Es gibt keinen Weg zum Frieden. Der Frieden ist der Weg. - Gandhi

  • Hallo Bakram,

    dem stimme ich zu.

    Nichts ist so lehrreich wie die (Lebens)-Erfahrung.

    Aber nichts verdichtet dieses Wissen so gut wie das Studieren der Zusammenhänge und Hintergründe. Deshalb ist es natürlich unerlässlich - zumindest für die meisten Menschen - wie das Lesen und Hören der Lehre. Auch Du weißt doch dies jetzt durch Beides, oder?

    Der Buddha hat sicher nichts gelesen, aber Vieles von seinen Lehrern gehört, dann durch Erfahrung und Schau in der Meditation weiter herausgefunden (herausgefischt).

    Das Hintergrundwissen ordnet und sortiert, dadurch erhält das Erfahrene Struktur, Richtung und Energie. So wie Du ja auch schreibst, durch den 8fachen Pfad, aber den muss ich erstmal kennen und auch begreifen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hinsichtlich seiner Entstehung werden drei Arten des Wissens unterschieden:

    Auf Nachdenken beruhendes Wissen (cintā-mayá paññā).

    Auf Lernen beruhendes Wissen (suta-mayā paññā)

    Auf Geistesentfaltung (Übung) beruhendes Wissen (bhāvanā-mayā paññā) (D. 33)


    Auf Nachdenken beruhend (cintā-mayā),

    ist dasjenige Wissen, das ohne es von Anderen gehört zu haben,

    durch eigenes Nachdenken zustande gebracht wurde

    bzw. schon in dieses Leben mitgebracht hat.


    Auf Lernen beruhend (suta-mayā),

    ist dasjenige Wissen, das durch Hören von Anderen erlangt wurde,

    dadurch also daß es durch Lernen zustande gekommen ist.


    Auf Geistesentfaltung beruhend (bhāvanā-mayā) ,

    ist dasjenige Wissen, das auf diese oder jene Weise durch Übung in

    Geistesentfaltung zustande gekommen ist.

  • Siehe, bist Du erkennst,

    erkenne, bist Du weist,

    wisse, bis Du üben kannst,

    übe, bis Du dukkha überwunden hast.


    Dies sagte ein Theravada Mönch ...



    Oder sieh, was ich hier schrieb als "Einstand" Wer ist "der da"?


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

    Einmal editiert, zuletzt von jianwang () aus folgendem Grund: link gefunden

  • Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gelangt, dass das ursprüngliche Ziel, die Befreiung von Leid, weder mit lernen noch durch lehren erreicht wird. Dieses kann der Mensch allein durch anstrengende eigenverantwortliche, kontinuierliche Entwicklung des eigenen Geistes auf dem 8 fachen Pfad erreichen.

    Der achtfache Pfad ist aber gelehrt worden.


    Zitat

    Selber die Leuchte, ihr Mönche, sollt ihr sein, selber die Zuflucht, ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht. D.26

  • Wenn man zum Einstieg überzeugt ist, alles aus Büchern oder von Lehrern lernen zu können und dann irgendwann merkt, dass die eigentlichen Erkenntnisse sich auf einer anderen Ebene entwickeln, dann könnte man meinen, dass man zu Beginn auf dem Holzweg gewesen sei und dass nur die eigenen Innereien von Belang sind - und immer gewesen sind.

    Dann verlagert man seine Engstirnigkeit eigentlich nur von einer Ebene auf die Andere, anstatt sich für Beides neu zu öffnen. Die Bücher können nichts dafür, wenn man geglaubt hat, sie könnten einen befreien. Den Glauben hat man ganz alleine hervor gebracht und auch wieder gelassen. Jetzt könnte man sie neu lesen, ohne etwas von ihnen haben zu wollen, was sie einem nie versprochen haben.

  • Studieren und Befreiung gegeneinander aufzurechnen, ist wie ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

    Nur, weil der Finger auf der Landkarte nicht die Reise selbst ersetzt, sind deshalb nicht Landkarten, Wegbeschreibungen, Erfahrungsberichte, Wegweiser sowie ausgetretene Pfade zu verachten.


    Studieren und Praxis, Methode und Weisheit, sind wie zwei Flügel, die man beide gleich stark benötigt zur Befreiung (- das ist nicht von mir). Wie kann es Befreiung sein, wenn man nicht versteht, was man sieht?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Danke für eure Antworten, jede für sich ist richtig.


    Ich habe mich vom studieren abgewandt. Ich lerne von der Gemeinschaft, der Sangha. Dabei fasse ich Sangha sehr weit indem ich alles Lebendige um mich herum einschliesse. Je weniger "buddhistisch" desto besser.


    Natürlich braucht es gewisse Voraussetzungen um dies zu tun. Diese entwickelten sich durch den Kontakt und die Beschäftigung mit Buddhismus. Nun wurde mir "Buddhismus" zu eng, er drehte sich plötzlich nur noch um sich selbst und ich mich mit ihm und in ihm.


    Es gibt für mich momentan nichts wunderbareres als in Gegenwart von anderen die Brahmaviharas so gut wie möglich versuchen zu entfalten und wenn es gelingt, zu erfahren wie sich Menschen plötzlich gegenseitig öffnen, vertrauen schöpfen und sich entspannen.

  • Ich habe mich vom studieren abgewandt. Ich lerne von der Gemeinschaft, der Sangha. Dabei fasse ich Sangha sehr weit indem ich alles Lebendige um mich herum einschliesse. Je weniger "buddhistisch" desto besser.

    Hört sich für mich an, als wüsstest Du es mittlerweile besser als alle von denen Du es weißt. Das haben schon Viele gemeint und sich in Unreifes verheddert. Da würde ich lieber langsam tun und eine Runde abwarten, wie sich die Sache entwickelt. Zurückhaltung ist da glaub ich eine gute Wahl und besser niemand mit rein ziehen, solange man noch überschäumt.

  • Ich habe mich vom studieren abgewandt. Ich lerne von der Gemeinschaft, der Sangha. Dabei fasse ich Sangha sehr weit indem ich alles Lebendige um mich herum einschliesse. Je weniger "buddhistisch" desto besser.


    Natürlich braucht es gewisse Voraussetzungen um dies zu tun. Diese entwickelten sich durch den Kontakt und die Beschäftigung mit Buddhismus. Nun wurde mir "Buddhismus" zu eng, er drehte sich plötzlich nur noch um sich selbst und ich mich mit ihm und in ihm.


    Es gibt für mich momentan nichts wunderbareres als in Gegenwart von anderen die Brahmaviharas so gut wie möglich versuchen zu entfalten und wenn es gelingt, zu erfahren wie sich Menschen plötzlich gegenseitig öffnen, vertrauen schöpfen und sich entspannen.

    Kann ich teilweise nachvollziehen, weil es wenig sinnvoll scheint die Lehre nur im Kopf herumzuwälzen. Lehrreden zu lesen oder zu hören und darüber nachzudenken ist schon ein Teil des achtfachen Pfades, aber etwas logisch zu verstehen bedeutet noch nicht es zu verwirklichen. Z.B. wenn man alle Lehrreden über Achtsamkeit auswendig könnte, aber rechte Achtsamkeit nicht praktiziert. Man meint dann vielleicht zu wissen was Achtsamkeit ist, obwohl man darüber nicht wirklich bewusst ist.

    Die Lehrinhalte sollten möglichst einen Bezug haben zu den Erfahrungen die man macht. Sonst hebt man ab vom direkten Erleben, haftet am Verstand und wird noch stolz auf den Besitz von Wissen.