Bewusst sein - irgendwie lahm ...

  • Nicht MN 118 sondern MN 10.

  • Schön, was Du da schreibst. Ich habe jetzt erst einmal meinen Frieden mit meinen Zweifeln und Unsicherheiten bzgl. der Meditation gemacht. Wie ich ja gestern schon Jon Kabat-Zinn sinngemäß zitiert hatte, der Anfängern quasi "die Erlaubnis gibt", 1000 Fragen und Zweifel zu haben ...

    anapanasatti ... die einzige Übungsmethode, welche der Buddha in einem sutta wirklich erklärt und vorschlägt.

    Tja, und hier sind sie schon wieder, meine 3 Probleme ;)


    Nachdem ich das gegoogelt habe (anapanasatti), sehe ich, dass es das ist, was ich zu üben versuche. So far, so good.


    ABER: Ich lass' ja nichts kommen, sondern mach' schon wieder was. Ebenfalls hab' ich gelesen, dass man auch über eine Fragestellung meditieren kann. Oder über ein Koan. Oder mit irgendwelchen bunten Tafeln, deren Name mir gerade entfallen ist.


    Ich bin mir nicht klar, ob man während dem Sitzen "was machen" soll oder je nach Thematik (diesen Aspekt meines Lebens würde ich gerne genauer beleuchten) etwas "machen kann". Oder unterscheiden sich da die buddhistischen Richtungen? Oder kann alles Meditation sein?


    Ich war auf jeden Fall in der Bibliothek und hab' mir mal die ersten 4 Teile gegriffen (von gefühlten 50 :?). Bei uns ist gerade mein Lieblingswetter: kühl und regnerisch und ich geh' jetzt heim, mach' es mir auf der Couch gemütlich und freu' mich auf meine "Seelennahrung". Das Leben ist schön!!!

  • Du denkst zuviel über unnörltiges nach..Wenn Du keinen Lehrer konsultieren kannst, besorg Dir am besten ein gutes Buch, ich habe Dir bereits Kosho Uchiyama - Das Leben meistern durch Zazen empfohlen, eine weitere sehr gute Anleitung gibt Shohaku Okumura. Wenn Du der englischen Sprache mächtig bist: Antaiji: Zazen instruction

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Ich bin mir nicht klar, ob man während dem Sitzen "was machen" soll oder je nach Thematik (diesen Aspekt meines Lebens würde ich gerne genauer beleuchten) etwas "machen kann". Oder unterscheiden sich da die buddhistischen Richtungen? Oder kann alles Meditation sein?

    Es gibt sehr viele unterschiedliche buddhistische Meditationsarten, keine ist besser oder schlechter als die anderen. Je mehr Buddhisten du frägst, desto mehr unterschiedliche Antworten wirst du bekommen und jeder wird dir Empfehlungen entsprechend seiner eigenen buddhistischen Richtung geben.


    Meiner Meinung nach solltest du einfach weitermachen mit dem, was du bisher gemacht hast und versuchen, etwas zur Ruhe zu kommen. Und dann mal schauen, welche Gruppe in deiner Nähe ist.


    Natürlich ist es interessant, viele buddhistische Bücher zu lesen, aber wenn du versuchst, alles Gelesene sofort auszuprobieren, landest du im Chaos. Das ist für den Anfang noch zu viel Neues und auch zu viel Unverstandenes. (Symbolisch gesprochen ist es so, als wenn du einen Kuchen backen willst, aber gleich am Anfang alle Zutaten aufisst, statt erst mal zu überlegen, wie man einen Kuchen zusammen bringt.)


    Das soll dich nicht davon abbringen, mit großer Begeisterung buddhistische Bücher zu lesen, aber was das Meditieren angeht, bleib bei einer Linie, bis du eine geeignete Gruppe mit erfahrenen Mitgliedern und/oder vertrauensvollem Lehrer gefunden hast.

  • Zurück zur Originalfrage:

    Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?

    Nicht so ungeduldig, junge Skywalkerin! ;)


    Der "Trick" ist ja, dass Du Dich durch die Praxis veränderts, so richtig in Deinem Innersten. Ich habe gestern im Zug mal eine kleine Grafik gemacht, um das zu veranschaulichen:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Nach oben ist sowas wie "Glück und Zufriedenheit" aufgetragen, nach rechts die Zeit. Die schwarze untere Linie sind "Normalos": Viele Schwankungen, tolle Glücksgefühle, aber auch tiefe, tiefe Täler.

    Durch die Praxis bewegst Du Dich nach oben; die Schwankungen werden zwar kleiner (nach oben *und* unten), aber Du bewegst Dich insgesamt auf einem viel höheren Niveau. Im Mittel später dann höher, als in den vergänglichen Höhenflügen jetzt.


    Das ist das, was Accinca so schön beschrieben hat:

    Vergleicht man daher das Leben als Mensch

    mit höchsten Wohl und Glück,

    dann erleben wir von daher betrachtet

    jeden Tag elendes Leiden und Öde.


    Das ist die Idee; es gibt viel Luft nach oben, um mehr Glück und Frieden zu entdecken, und den Weg kann ich aus eigener Praxis bestätigen. Also: Keine Angst vor gedämpften Gefühlsschwankungen!


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Aravind

    mMn ändert sich natürlich vieles im Laufe der Praxis-Zeit..so kann man selbstverständlich gelassener gegenüber spezifischen Umständen werden, ruhiger, auch ein Verständnis von bestimmten Dingen erlangen etc.

    Doch m.E. hat das nichts mit der Praxis der Meditation zu tun, sondern mag ein Nebenprodukt sein. So hat Zazen/Shikantaza, jedenfalls in dem Kontext in dem ich praktiziere keine Absicht. Es geht nicht um einen Prozess einer Vertiefung, einer Reifung etc. Darum spielen die Jhanas z.B. keine besondere Rolle im (Soto)-Zen. Vielmehr wird das Sitzen als Manifestation der Buddhanatur aufgefasst.. das bedeutet nicht, dass es eine Imitation einer Vorstellung ist. Wenn Zazen korrekt praktiziert wird, in der richtigen Haltung (Körper und Geist) ist dies bereits das Zazen Buddhas und der Patriachen. Es ist das Sitzen in der Reinheit, in der alles auftaucht, Gedanken, Gefühle, Geräusche etc.. ohne das Greifen danach. Das ist der Urgrund, Grund des Nichtdenkens der Nichtunterscheidung (hishiryo), keine Welt! Reines Sitzen ohne Ziel, Zweck, Absicht. Das ist die Essenz der Buddhalehre und das was Meister Dogen verdeutlicht

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  • Aravind

    mMn ändert sich natürlich vieles im Laufe der Praxis-Zeit..so kann man selbstverständlich gelassener gegenüber spezifischen Umständen werden, ruhiger, auch ein Verständnis von bestimmten Dingen erlangen etc.

    Doch m.E. hat das nichts mit der Praxis der Meditation zu tun, sondern mag ein Nebenprodukt sein. So hat Zazen/Shikantaza, jedenfalls in dem Kontext in dem ich praktiziere keine Absicht. Es geht nicht um einen Prozess einer Vertiefung, einer Reifung etc. Darum spielen die Jhanas z.B. keine besondere Rolle im (Soto)-Zen. Vielmehr wird das Sitzen als Manifestation der Buddhanatur aufgefasst.. das bedeutet nicht, dass es eine Imitation einer Vorstellung ist. Wenn Zazen korrekt praktiziert wird, in der richtigen Haltung (Körper und Geist) ist dies bereits das Zazen Buddhas und der Patriachen. Es ist das Sitzen in der Reinheit, in der alles auftaucht, Gedanken, Gefühle, Geräusche etc.. ohne das Greifen danach. Das ist der Urgrund, Grund des Nichtdenkens der Nichtunterscheidung (hishiryo), keine Welt! Reines Sitzen ohne Ziel, Zweck, Absicht. Das ist die Essenz der Buddhalehre und das was Meister Dogen verdeutlicht

    Das kann ich so komplett nachvollziehen, "nicht zielgerichtet" bedeutet eben nicht, dass es keinen Effekt hat. Je nach Richtung ist das dann tasächlich ein Effekt (so sehe ich das, ich bin ja kein Zennie), oder ein Nebeneffekt, so wie Du beschrieben hast,ist ja auch nicht schlimm.


    Und auch in meiner Richtung gilt: Wenn man das Ziel zum Inhalt macht, dann wird das nichts! :) Die Balance zwischen Absicht und Loslassen muss schon stimmen. Aber etwas Hoffnung kann man schon geben, finde ich. 8)

    Liebe Grüße,


    Aravind.

  • aber keine falschen Hoffnungen wecken ;)

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  • So hat Zazen/Shikantaza, jedenfalls in dem Kontext in dem ich praktiziere keine Absicht.

    Das hätte ich mir auch niemals gedacht. 8)

    Wie hält man das durch so ohne Absicht?

    Da kannst du es auch gleich lassen wenn du nichts damit beabsichtigst.

    In der Buddhalehre geht es ja darum den Geist von den sog. Trübungen

    zu befreien weil diese eben das innere Glück blockieren bzw. im Trüben festhalten.

    Darum geht es ja in der Buddhalehre das Leiden zu überwinden und höheres Wohl

    zu erreichen. Wird dieses innere Wohl auch auf Dauer nicht erlangt wird der Übende

    automatisch irgendwann von der Übung abfallen.

    Es gibt ja in Wahrheit keine einzige Willensaktivität (Motiv) die zumindest im

    Endeffekt auf mehr Wohl aus ist bzw. Wohl erhalten will. Das dies aber oft

    nicht klappt ist ja bekannt.

  • accinca

    Ich glaube Du weisst wie ich das meine:-)

    Sitzt Du auf dem Kissen um Jhanas zu vertiefen? Auf der Suche nach Erleuchtung?




    mMn geht es nicht darum im "Alltag" keine willentliche Aktivität zu haben, wie ein Stein dazusitzen und nichts mehr zu tun.. es geht darum zu essen wenn man hungrig ist, schlafen wenn man müde ist..aber darüber hinaus kann man sicherlich auch weltlichen Dingen nachgehen, wie nette Gespräche pflegen, Zeit mit Menschen verbringen oder auch Freizeitaktivitäten wie Hobbys zu betreiben.. wer will schon verleugnen, dass er immernoch ein Mensch ist? Also Willen ja, aber er kann auch wieder losgelassen werden, ohne Anhaftung, Genuss ja, ohne sich darin zu verlieren..

    Aber solch eine Diskussion hatten wir vor einiger Zeit schonmal..wird zu OT

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  • Schade eigentlich, du bist mit lernen folgen von Lehren aus Büchern angefangen. Als ich anfing mit Meditation hatte ich nur ein Buch darüber erwischt und das war vom Buddhismus her eher abschreckend. Es beschrieb wie meditiert wird. Also fing ich 1978 damit an. Bis 1998 hatte ich das nur sitzen dann drauf. Seit dem bin ich erst auf die Literatur des Zen gestoßen und das für mehrere Jahre nur auf der Jagd nach Koan. Ich wusste erst 2001 das es überhaupt Menschen gibt die sich in Gruppen der Zenmeditation widmen und das es sogar Zen Schulen, Soto und noch was gibt. Mein Vorteil ist das ich Sitzen konnte und das es für mich normal war jeder Zeit dieses Gefühl des Sitzen erzeugen zu können. Was mich immer wieder in Zweifel brachte sind die Menge an Texten die ich seit der Zeit gelesen habe. Ich hab mit meine Naivität und Blödheit erhalten, denn wenn ich auf Gelesenes traf das nicht diesem SitzenGefühl entsprach hab ich es verwerfen können.


    Kümmer Dich nicht um die Schriften, das kommt von ganz alleine wenn Du nur immer weiter, immer dann wenn Du das Bedürfnis hast, Nur Sitzen zu üben. Übe das nur Du sein indem Du alles Denken von Gedanken einstellst während Du sitzt. Alles was Gedachtwird ist Stötung, Alles was erscheint und nicht mit den Sinnen geprüft werden kann ist Störung. Du willst mit deinem Körper in Frieden sein? Dann sitze denn nur da, hellwach, kannst Du das wenn das was dieses hier liest endlich still sein kann. Ich hab jahrelang mein Becken beim sitzen nicht richtig gehalten das hat den Körper gestört, übe dein sitzen so das Du wirklich von Becken aus richtig sitzt das ist schon eine große Befreiung.


    @all

    Meine Signatur ist ein möglicher Abschluss der Intellektuellen Arbeit mit Buddhismus oder anderen Religionen ganz einfach weil es da nichts mehr zu tun gibt für mich als vor irgendwelchen Türen zu fegen, macht es doch selber. Mir ist irgendwie mein Besen abhanden gekommen und es ist einfach Sinnlos zu fegen wenn da sich Kaugummi mit Vorstellungen festgesetzt haben. Da gibt es keinen Fortschritt.

  • Wie hoch sollte denn das Wohl gehen? Sitzend zur Rechte der Leerheit, des Buddha?

    Dein Einwand mit der Absicht ist einfach nur ..... Du würdet nicht einen Atemzug machen können wenn dein aller Erster nicht mit Absicht zu leben gemacht worden wäre.

  • Ich bin mir nicht klar, ob man während dem Sitzen "was machen" soll oder je nach Thematik (diesen Aspekt meines Lebens würde ich gerne genauer beleuchten) etwas "machen kann". Oder unterscheiden sich da die buddhistischen Richtungen? Oder kann alles Meditation sein?



    Natürlich ist es interessant, viele buddhistische Bücher zu lesen, aber wenn du versuchst, alles Gelesene sofort auszuprobieren, landest du im Chaos. Das ist für den Anfang noch zu viel Neues und auch zu viel Unverstandenes. (Symbolisch gesprochen ist es so, als wenn du einen Kuchen backen willst, aber gleich am Anfang alle Zutaten aufisst, statt erst mal zu überlegen, wie man einen Kuchen zusammen bringt.)

    Danke für Dein lebensnahes Beispiel: Ja, es ist sogar so, als wenn man einen Kuchen backen will, aber diese ganzen exotischen Zutaten gar nicht kennt. Und zu allem Überfluss keine Bedienungsanleitung für den nagelneuen Backofen zur Hand hat ... ;) Ja, ich lese erst mal alle Bücher, derer ich habhaft werden kann. Ich wollte mich auch gerne schon bei 2 Schulen für Yoga anmelden (krass, bin dabei auf den Begriff Vanaprastha gestoßen, eine weitere Zutat, die ich nicht kannte, die aber jetzt zu meinem Profilbild geworden ist).


    Es ist viel einfacher als gedacht: Die haben alle Sommerferien bis 04.09. und dass ich noch nicht in einen Meditationskurs gehe, hängt einfach damit zusammen, dass ich am 09.09. umziehen werde. Also ganz irdische Hürden ...


    LG, Anfängerin

  • Hallo Ellviral,


    danke, dass Du mir den 1. Post geschenkt hast, von dem ich glaube, irgend etwas zu verstehen, was Du mir sagen möchtest ... ;) :)


    LG, Anfängerin

  • accinca

    Ich glaube Du weisst wie ich das meine:-)

    Sitzt Du auf dem Kissen um Jhanas zu vertiefen? Auf der Suche nach Erleuchtung?

    Jhanas sind geistige Zustände die durch Beseitigung der geistigen Trübungen erlangt werden.

    Insbesondere der fünf nivarana.