Seid ihr als Buddhisten politisch aktiv?

  • Also geht ihr Wählen oder seid vielleicht sogar Mitglied einer politischen Partei?


    [mod]

    Im Verlauf dieses Threads kommt das Thema Selbstverbrennungen auf. Die entsprechenden Beiträge sind unter Umständen nicht für alle Nutzer geeignet. Bitte haltet kurz inne, ob ihr das wirklich lesen wollt.

    ~ xiaojinlong[/mod]

    Einmal editiert, zuletzt von xiaojinlong ()

  • Ja, ich gehe wählen und derzeit überlege ich sogar einer Partei beizutreten. Ansonsten bin ich in sofern politisch aktiv, als dass ich mich mit den aktuellen Themen befasse, mich mit anderen austausche und auch auf Demos gehe.

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  • Also geht ihr Wählen oder seid vielleicht sogar Mitglied einer politischen Partei?

    Selbstverständlich, seit 40 Jahren (das erste, nicht das zweite)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Vor meiner Zeit als Buddhist, war ich politisch engagiert.

    Inzwischen gehe ich nicht mehr regelmäßig wählen, weil ich keine Partei in Österreich gut finde.

    Vor kurzem habe aus protest die Kommunisten gewählt 😂

  • @mkha'

    Danke für die Links.


    Zitat

    "Frank, es gibt Gebote, die Du in jeder Religion findest: Mitmenschen in Not zu helfen, nicht zu lügen, nicht zu stehlen, nicht zu töten, Verzicht auf sexuelles Fehlverhalten u.a.. Das ist das, was nicht wenige Menschen als wünschenswert erachten."

    Das ist einfach die Basis, damit eine Gruppe zusammenleben kann. Das findest du in jeder Gemeinschaft - also diese Gebote - das ist (noch) nichts religiöses.

    Edit: Grad die Links angeschaut. Dass der vajrayana Buddhismus hoch politisch ist, ist eh klar. Bei denen geht es ja darum, ein Land zu regieren, auch oder gerade, weil es momentan besetzt ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Frank82 ()

  • @mkha' Wie stehst du zu den Grünen? Sind die mit ihren Werten nicht sehr buddhistisch? Umweltschutz, Tierschutz, Hilfe für Flüchtlinge ...

  • Ich kümmere mich schon um Politik, aber für "aktiv" sein reicht die Kraft nicht. Hab im Alltag zu viel um die Ohren und laufe selbst nicht ganz rund, manchmal nur auf drei Pötten. "Gemächlichen Schrittes kontinuierlich voran", ist das Motto, nach dem ich mich bewege.

    Also beschränkt sich mein politisches Engagement, ja, auf Wählen gehen, politische Beiträge auf Facebook teilen und Kommentare abgeben. Aber abkämpfen mit Nazis und Hassrednern ist auch dort gar nicht mein Ding. Kostet auch nur unnötig Kraft, bringt einen schlecht drauf und verbessert rein gar nichts.

    Ich möchte mit meiner Malerei später gern auch mal politische Aussagen behandeln - aber im Augenblick bin ich im Gebiet der Malerei noch Lehrling.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Moin,

    ich gehe wählen, selbstverständlich, aber ich bin politisch nicht aktiv, denn das schließt sich für mich mit Buddhismus aus. Wer sich politisch aktiv engagiert, gerät in viele Fallen. Es ist kaum möglich, sauber zu bleiben, da das Geld die Welt regiert. Wer hat denn da noch Illusionen? Was wird uns denn da alles präsentiert, z.B. Internethetze und dergleichen ...?

    Außerdem widerspricht das der gesamten Lehre des Buddha, sich derartig zu mobilisieren, anstatt den Geist zu beruhigen.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • So ähnlich hat es mein Medit.lehrer auch mal formuliert.

    Das tun, was man tun kann (also z.Bspl. wählen gehen, seine Ansichten vertreten...), aber sich nicht daran aufreiben.

    Das bringt Unruhe in den Geist.

  • Ja, die politischen Turbulenzen hierzulande haben mich veranlasst die diesbezüglichen Nachrichten genau zu verfolgen. Was da aber alles auftaucht an Gier, Hass, Verblendung, Streit, Kampf, Gehässigkeiten, Intrigen, Korruption, Machtstreben, Dünkel usw. - unfassbar. Hat mir gleich wieder gereicht, wählen kann man eh nur das geringere Übel, zur Schadensbegrenzung.

  • Ich sehe da keinen Widerspruch zur Lehre. Wenn ich mich politisch engagiere, an Gesprächen teilnehme und meine Meinung vertrete, dann kann man das auch ohne Gehässigkeiten und co tun. Wenn man Machtgierig ist, möglichst schnell möglichst viel erreichen will, ist Lobby-Arbeit und zum Teil auch Hetze leider hilfreich. Das heißt aber nicht, dass der einzige Weg ist.


    Wenn sich am System etwas ändern soll, dann wird das wahrscheinlich nur schwer erreicht, indem man das System als "unveränderlich" und "in sich schlecht" darstellt. Auch Politiker sind nur Menschen und wie auch wir unterstehen sie einem stetigen Wandel. Wenn ich mich an der Politik beteilige, dann versuche ich eben nicht diesen klassischen Klischees zu folgen und auch das kann durchaus funktionieren. Und funktionieren bedeutet dabei, dass man in ein Gespräch kommt. Sich über unterschiedliche Ansichten austauscht und dann nicht in Hass auseinander geht, sondern etwas gelernt hat.


    Politik beeinflusst unsere Moral und unsere Gesellschaft, gleichzeitig beeinflusst Moral und Gesellschaft die Politik. Das alles gehört zu einem Miteinander dazu. Vor allem wenn man sehr viele Menschen hat, die in sich wiederum einzelne Gruppen darstellen mit abweichenden Vorstellungen von Moral und Gesellschaft im Vergleich zu den Anderen. Der Sinn der Politik ist/sollte daher sein, dass man einen gemeinsamen Nenner findet, der das friedliche Zusammenleben ermöglicht. Das heißt nicht, dass jeder unbedingt politisch aktiv sein muss, gleichwohl denke ich aber, dass es sehr wichtig ist, sich darüber bewusst zu sein um was es überhaupt geht.


    Da es um einen gemeinsamen Nenner geht, halte ich es für falsch Gruppen, die anders Denken auszugrenzen und in ein Die-Gegen-Uns-Denken zu verfallen. So eine Denkweise wirkt schnell verblendend. Das schwere ist aber dabei, nicht in die Toleranz-Falle zu treten. Denn Toleranz der Intoleranz kann schnell gefährlich werden (Toleranz-Paradoxon).



    Statt zu zuhören um zu erwidern, sollten wir öfter zuhören um zu hören.

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  • Wenn jemand weiss was wirklich heilsam ist und auch danach lebt, wird er es sehr schwer haben in diesem Geflecht von materialistischen Interessen bis nach oben vorzudringen, wo über Regeln und Gesetze entschieden wird. Gleichfalls lässt sich von unten nicht viel bewirken, also dass sich eine solche Gesinnung so weit verbreitet, dass sich eine Volksbewegung von entscheidendem Einfluss bildet.

    Es bleibt also die Arbeit an sich selbst, im kleinen Kreis Gleichgesinnter und ein bescheidenes Wirken darüber hinaus. Wenn etwas davon die grosse Politik erreicht, dann nur unvollkommen und zeitweilig, leicht wird es über Nacht wieder vom Tisch gewischt. "Verstrickt im Dickicht ist die Welt".

  • Nun, es ist durchaus in meinem Interesse, wenn ich etwas zu essen habe, eine bezahlbare Wohnung finden kann und ähnliches. Auch sehe ich es als erstrebenswert an, diese Dinge auch anderen Menschen zu ermöglichen. Ohne essen und Wohnung werde ich Leiden und daher ist es durchaus in Ordnung dieses materialistische Interesse zu erfüllen. Es geht auch nicht nur darum, "bis nach oben vorzudringen". Selbst auf regionaler oder sogar noch kleineren Ebene kann man viel erreichen. Mal ist es ein "Aufräumtag" oder vielleicht einfach nur ein Spielplatz. Mal ist es auch nur, dass man z.B. das Wegwerfen von Zigarretenstummeln verbietet und ahndet. Das sind zwar "Kleinigkeiten", aber auch diese bewirken etwas.


    Die "Große Politik" hat gar nicht als Ziel, alle glücklich zu machen. Das wäre/ist auch unheimlich schwer, denn wir sind kein Land voller Leute mit gleichen Ansichten. Wir sind ein Land bzw. eine Welt, voller unterschiedlicher Ansichten in Religion, Gesellschaft, Moral, Wirtschaft und co. Jeder will ein Teil vom Kuchen und der Mensch ist nun einmal nicht perfekt, da wird es immer wieder zu Problemen kommen. Statt sich aber abzuwenden, wäre vielleicht etwas mehr miteinander, statt ich-alleine, wichtig. Dass z.B. die Praxis, etwas sehr privates ist und man diese nicht unbedingt in die Politik tragen muss, das ist etwas anderes als z.B. gemeinsam zu lernen, wie man gemeinsam Leben kann.

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  • Schau meinen Avatar an: er ist grün und weise ;) ...

    Der hat es aber auch faustdick hinter seinen ganz speziellen Ohren. 8)


    (Und er hat auf der Seite der Rebellen gekämpft, soweit ich mich erinnern kann ;))

  • Nun, es ist durchaus in meinem Interesse, wenn ich etwas zu essen habe, eine bezahlbare Wohnung finden kann und ähnliches. Auch sehe ich es als erstrebenswert an, diese Dinge auch anderen Menschen zu ermöglichen.

    Gut aber dazu genügt eine Ethik, das alleine macht den Buddhismus meines Erachtens nicht aus. (Bezogen auf das Threadthema)

  • Gut aber dazu genügt eine Ethik, das alleine macht den Buddhismus meines Erachtens nicht aus. (Bezogen auf das Threadthema)

    Ich bin mir gerade nicht sicher ob ich dich richtig verstehe. Spricht das für oder gegen politische Aktivitäten als Buddhist?


    Politische Entscheidungen und Gesetze sind ja quasi eine Umsetzung einer Ethik. Da es leider immer wieder Menschen gibt die gegen verschiedene Dinge verstoßen, ist dies ein recht guter Weg, finde ich. Nimmt man einfach mal den Wohnungsmarkt als Beispiel: zwar dürfte auch "immobilien-Haien" bewusst sein, dass bezahlbarer Wohnraum extrem knapp ist er aber benötigt wird. Dennoch wird kaum bezahlbarer Wohnraum geschaffen. Mieten steigen, obwohl die Kosten abgedeckt sind. Die Ethik wird dabei den Wirtschaftsinteressen hinten an gestellt, oder die Ethik ist vielleicht sogar eine andere.


    Die buddhistische Lehre ist, würde ich sagen, mehr als eine Zusammenfassung ethischer Grundsätze. Gleichzeitig löst sie aber auch z.B. das Wohnungsproblem oder ähnliche Dinge nicht. Politik und Buddhismus sind zwei getrennte Dinge, die zwar eine Schnittmenge besitzen aber auf unterschiedliche Ebenen teils auch unterschiedliche Ziele verfolgen.

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  • Es geht auch nicht nur darum, "bis nach oben vorzudringen". Selbst auf regionaler oder sogar noch kleineren Ebene kann man viel erreichen. Mal ist es ein "Aufräumtag" oder vielleicht einfach nur ein Spielplatz.

    Dem kann ich zustimmen. Wenn ich mich also eigentlich "raushalte", dann meine ich damit, dass ich keine politischen Ämter innehaben möchte.


    Wenn ich aber ethisch, emphatisch und sozial handele, dann betrifft das auch meinen Freundeskreis, meine Verwandten und Nachbarn. Insofern halte ich es für möglich dass sich der Kreis derjenigen, die sich positiv für diese Welt einsetzen, vergrößert. Aber zu mehr bin ich nicht bereit, nicht weil ich pessimistisch bin, sondern weil ich (inzwischen leider) davon überzeugt bin, dass sich diese Welt nicht ändert. Sonst hätte der Buddha sicher schon davon erzählt, dass es eine Zeit geben wird, in der so viele erwachte und friedliebende Menschen auf der Welt sind, dass ein Ausstieg aus dem Kreislauf des Lebens nicht mehr notwendig ist. Denn dann ist es hier ja so schön.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Also geht ihr Wählen oder seid vielleicht sogar Mitglied einer politischen Partei?

    Für die Demokratie ist eine hohe Wahlbeteiligung wichtig, sonst kann sowas wie der Brexit passieren (viele jüngeren pro Europäer gingen nicht zur Wahl). Also beteilige ich mich bei jeder Wahl, ggf. Briefwahl.


    ABER: Mitglied einer politischen Partei bin ich nicht. Das wäre mir zu zeitaufwendig und eventuell müsste ich auf andere Aktivitäten verzichten, die mir wichtiger wären, insbesondere buddhistische Aktivitäten (Studium/ Praxis) und/ oder ehrenamtliche Aktivitäten.

  • Nur mal so nebenbei: Leid kommt von innen, nicht von außen!

    Darum auch meine Frage zur Politik.

    Zitat

    Sonst hätte der Buddha sicher schon davon erzählt, dass es eine Zeit geben wird, in der so viele erwachte und friedliebende Menschen auf der Welt sind, dass ein Ausstieg aus dem Kreislauf des Lebens nicht mehr notwendig ist. Denn dann ist es hier ja so schön.

    Dann wäre das Dasein noch immer leidvoll. Das Dasein ist leidvoll, weil wir an den Dingen anhaften. Auch Glück ist deshalb leidvoll, weil es wie alles vergeht.

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  • Nur mal so nebenbei: Leid kommt von innen, nicht von außen!

    Ja, und nein. Das Leid, dass z.B. durch Nahrungsmangel oder durch die Kälte die man verspürt, wenn man auf der Straße schlafen muss, erfährt kommt nicht einfach nur von innen. Der Mensch hat physische Grundbedürfnisse, werden diese nicht erfüllt, leiden wir aufgrund unserer physiologischen Gegebenheit. Davon, dass der Mensch eine stabile Körpertemperatur, und Essen, Trinken, etc. benötigt, kann man nicht einfach ablassen.

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  • Daher das "Ja, und nein" ;)

    Da wir dem nicht so einfach ablassen können, ist es wichtig, dass diese Bedürfnisse gesichert sind. Da fängt in meinem Auge die Verantwortung des Gesellschaft auch spätestens an. Die Politik ist hierbei ein Instrument zur Umsetzung.


    Ich bin sicher dafür, dass die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Trotzdem kommt auch dieses Leid von innen.

    Schau dir mal Thich Quang Duc an:

    Das Beispiel finde ich hier gerade nicht ganz passend. Grundbedürfnisse sind nicht alles und nur weil man ein Dach über den Kopf und einen vollen Bauch hat, heißt das (leider) noch nicht, dass man frei von leid ist. Natürlich gibt es viele Faktoren die in das entstehen von Leid mit reinspielen.


    Durch unser eigenes Handeln können wir beeinflussen wie es uns und anderen geht. Leider nimmt nicht jeder Rücksicht auf den, bzw. die anderen, oder kann es aufgrund der Umstände nicht tun. Leider denke ich, dass wir, als Menschheit oder auch als Gesellschaft in Deutschland, noch nicht weit genug sind, um auf die Vorgaben durch Politik zu verzichten.

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  • ich sehe es so: alles ist im steten Wandel begriffen, ...

    Sonst hätte der Buddha sicher schon davon erzählt, dass es eine Zeit geben wird, in der so viele erwachte und friedliebende Menschen auf der Welt sind, dass ein Ausstieg aus dem Kreislauf des Lebens nicht mehr notwendig ist. Denn dann ist es hier ja so schön.

    ... und Nirvana ist ja, (zumindest nach meinem Verständnis), kein Ort.


    Zudem glaube ich, dass der herkömmliche Zeitbegriff sich mit der Unendlichkeit, (kein Beginn, kein Ende), nicht vereinbaren lässt. Mit den simplen Sinnen lässt sich das wohl schwerlich nachvollziehen; ... ich muss darüber hinausgehen ... Das wird schoṇ

    Was wird schon, liebe mkha'?

    Und wo schrieb ich von Nirvana?

    Im übrigen "alles ist im Wandel"? Ja, aber Gier, Hass und Verblendung sind seit Anbeginn unverändert.


    So, wie Xiaojilong schrieb, Leiden wird es immer geben, auch wenn alle normalen Bedürfnisse erfüllt sind.


    Was ich jedoch damit sagen wollte, ist, dass wir zwar indirekt oder zumindest in unserem Umfeld an einer besseren Welt mitwirken können, aber letztlich es nicht zu den Aufgaben eines "Nachfolgers von Buddha" gehört, sich in die Problematik der weltlichen Systeme einzumischen und dadurch seinen vielleicht zuvor in jahrelanger Praxis aufgebauten Seelenfrieden zu verlieren oder die abgebauten ständigen "Affengeist-Meinungen" wieder neu zum Leben zu erwecken.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)