Zur Inspiration:
ZitatIndividuelle Wesen
Wenn wir im Buddhismus über ein „individuelles Wesen“, eine „Person“ (tib. gang-zag, Skt. pudgala) sprechen, meinen wir damit ein Wesen, das ein geistiges Kontinuum besitzt, unabhängig von der Lebensform, die es gegenwärtig angenommen hat. In jedem Augenblick ihrer Existenz, erleben die Wesen etwas individuell und subjektiv, begleitet von der Empfindung irgendeines Grades von Glücklichsein oder Unglücklichsein. Daher ist ein individuelles Wesen verschieden von einem Felsen oder einem Computer. „Erlebt“ ein Felsen es, im Regen zu stehen? Ein Felsen wird möglicherweise durch den Regen abgetragen; aber heißt das, dass der Felsen den Regen „erlebt“ hat? Nein, der Felsen hat den Regen nicht in Verbindung mit der Empfindung eines Grades von Glücklichsein oder Unglücksein erlebt. Ebenso verhält es sich mit einem Computer der Daten verarbeitet. Der Computer erlebt die Daten nicht, oder? Ist ein Computer glücklich, wenn ein Programm auf ihm läuft, das effektiv arbeitet, und unglücklich, wenn ein Programm auf ihm läuft, das voller Fehler ist?
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass unsere westlichen Begriffe hier Verwirrung stiften können. Wie definieren wir individuelle Wesen? Im Buddhismus wird gesagt, dass es sich bei individuellen Wesen um Wesen handelt, die mit Absicht handeln selbst wenn ihre Handlungen nicht konzeptuell geplant sind. Ein Wurm muss es nicht konzeptuell planen, dass er von hier nach dort drüben kriechen will. Er tut es einfach und er erlebt subjektiv und individuell die unmittelbaren und langfristigen Auswirkungen dessen, was er tut. Der Wurm ist ein „individuelles Wesen“.
Wir könnten an dieser Stelle lange darüber diskutieren, ob Pflanzen oder der Fußpilz zwischen unseren Zehen individuelle Wesen sind oder nicht. Für viele von uns ist das schwierig zu verstehen, weil die Naturwissenschaften Pflanzen und Pilze als Lebewesen klassifizieren, und zwar entsprechend der biologischen Definition des Lebens; allerdings betrachten die Naturwissenschaften Geister wiederum nicht als individuelle Wesen. Der Buddhismus behaupte das Gegenteil: Pflanzen sind keine individuellen Wesen mit geistiger Aktivität, wohingegen die Geister zu den individuellen Wesen gezählt werden. Aber das Entscheidende ist: Ein individuelles Wesen handelt mit Absicht und erlebt die Ergebnisse seines Handelns durch die karmischen Gesetzmäßigkeiten verhaltensbedingter Ursache und Wirkung.
Das ist wichtig zu verstehen, denn wer durchlebt die Wiedergeburt? Es sind die individuellen Wesen, die Absichten besitzen. Sie erleben die Dinge auf Grundlage ihrer Absichten und erleben die Resultate ihres Handelns. Weil ihr Erleben von etwas aufgrund der Dinge die sie tun von Augenblick zu Augenblick verschieden ist, und weil das Universum gemäß der Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung funktioniert, erleben individuelle Wesen die Resultate ihres Handelns. […]
(Hervorhebung von mir.)