Umfrage: Ausstieg aus Samsara als Ziel der Praxis?

  • Ausstieg aus Samsara als Ziel der Praxis? 14

    Das Ergebnis ist nur für Teilnehmer sichtbar.

    Ich würde gerne von denen, die an Wiedergeburt glauben, wissen, ob das Ziel ihrer Praxis der Ausstieg

    aus dem Kreislauf der Wiedergeburten ist.

    Ich habe Mal in einem Buch der Kagyü-Linie gelesen, dass dies explizit das Ziel der Linie sei.

    Bei Gesprächen mit Anhängern der Kagyü-Linie hat aber fast jeder eine Wiedergeburt gewünscht und gesagt,, dass sie mit dem Leben zufrieden seien, was für mich ein Widerspruch ist.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Nur kurz zur Klärung: Du fragst, ob der Austieg aus Samsara das Ziel meiner/unserer Praxis ist, oder das Ziel der Richung/Linie, in der man praktiziert?


    Zur besseren Unterscheidung würde im ersten Fall noch "gibt kein Ziel" fehlen, sonst wird das Ergebnis grob verfälscht.


    In meiner Praxis gibt es kein Ziel (mehr), aber wenn es ein Ziel gäbe, wäre es nicht der Ausstieg aus Samsara.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Aravind:

    Nur kurz zur Klärung: Du fragst, ob der Austieg aus Samsara das Ziel meiner/unserer Praxis ist, oder das Ziel der Richung/Linie, in der man praktiziert?

    eher, ob es das Ziel eurer persönlichen Praxis ist.

    Wobei ich mir die Frage stelle, ob es nicht generell das Ziel im Buddhismus

    ist, Samsara zu überwinden.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Aravind:

    Nur kurz zur Klärung: Du fragst, ob der Austieg aus Samsara das Ziel meiner/unserer Praxis ist, oder das Ziel der Richung/Linie, in der man praktiziert?

    eher, ob es das Ziel eurer persönlichen Praxis ist.

    Wobei ich mir die Frage stelle, ob es nicht generell das Ziel im Buddhismus

    ist, Samsara zu überwinden.

    Das sind aber zwei paar Schuhe, ob es ein Ziel des Buddhismus ist, oder Ziel der eigenen Praxis, deswegen frage ich. Ich bin beispielsweise gar kein Buddhist (folge aber dem Buddha).


    Dankeschön! Aravind.

  • Mein Ziel ist das Ende des Leidens. Es ist aus meiner Sicht geistig und daher durchaus mit einem Ausstieg aus dieser Welt verbunden. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, in die Einsamkeit eines Waldes zu ziehen. Es bedeutet, den Verführungen dieser Welt nicht mehr unterworfen zu sein.


    Sonst müssten wir ja auch aufhören, hier miteinander zu kommunizieren über WER-WEIß-NICHT-WAS ...

    sobald wir die vier edlen Wahrheiten verstanden haben.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich glaube nicht an ein Konzept 'Wiedergeburt'. Ich weiß, dass bedingtes Entstehen auch heisst, dass es kein Ding, kein atta, keine eigenwirkende Sache gibt, durch die Bewusstsein einmal entstanden ist und durch die das vernichtet werden könnte.


    Ich weiß, dass dieses Wissen unter anderem durch Buddha dargelegt wurde und man mitHilfe der Lehrreden das Dasein und damit das Leben besser verstehen kann. Besser erkennen, klarer werden, das ist mein Ziel im Leben. Und Buddha zeigt für dieses persönliche Ziel gute Argumente und Übungen.

  • Emanzipation ist Ziel meiner Praxis. Ich von aller Herrschaft Samsaras befreit und immer andern zeigen das sie immer freier sind. Dann hab ich die Freiheit zu bleiben oder zu gehen. Man kann weder Nirwana noch Samsara entfliehen, solange man an diese glaubt. Sie als Geistwesen immer wieder erschafft.

  • Liebe @mkha',


    vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen.


    Das Problem hier in der Umfrage ist ja mal wieder das Entweder Oder. Befreiung und Erleuchtung sind aber halt keine Entweder Oder.


    _()_ Phönix

  • Ja, Ausstieg aus Samsara ist das Ziel der Praxis.


    Zitat

    Mehr sind, ihr Bhikkhus, die Tränen, die euch entströmt und die von euch vergossen worden, da ihr, so lange Zeit hindurch (von Geburt zu Geburt) umherwandernd und umherlaufend, über Vereinigung mit Unliebem und über Trennung von Liebem klagtet und weintet, als das Wasser in den vier großen Meeren.


    Nunmehr aber, ihr Bhikkhus, habt ihr wohl Ursache genug, Widerwillen zu fassen gegen alle Gestaltungen, habt Ursache genug, gegen sie gleichgültig zu werden, habt Ursache genug, von ihnen euch loszulösen. S.15

  • Was ist Samsara, und was wird geboren? Wenn man sich diese Sachen in der Meditation genauer ansieht, ändert sich irgendwann das ganze Thema.

    Vor ein paar Jahren hätte ich für ja gestimmt, aber inzwischen sehe ich die Sache komplett anders.

    Inzwischen halte ich Wiedergeburt für eine sehr unglückliche Formulierung.

    Man sollte sich immer wieder fragen, was man ist, und was Samsara ist, und uns wirklich "gefangen" hält.


    Ganz einfach ausgedrückt : Wie sich die meisten von uns (anwesende Profis natürlich ausgenommen) wahrnehmen, ist Samsara.

    Wir leben nicht im Samsara, wir verlassen es nicht nach dem Zerfall der Elemente.

    Das ist aber nicht ganz einfach zu verstehen.

    Du wirst nicht wiedergeboren.


    Wenn man in der Meditation zu dem Punkt kommt, wo es keinen Punkt mehr gibt, keinen Raum und keine Zeit, wird man erkennen was wiedergeboren wurde, und was jenseits ist von Geburt und Tod, kommen und gehen, Endlich und unendlich usw.


    "Ich möchte aussteigen" vs "Was wirklich ist, und was nicht ist"


    Wenn man versteht was ist, stellt sich die Frage nach einer Wiedergeburt nicht mehr.

    Wenn man nicht sieht was ist, entsteht Wiedergeburt.


    Für uns (anwesende Profis natürlich ausgenommen) gibt es eine Art der Wiedergeburt. Wenn wir aber erkennen was wir sind und was nicht, gibt es keinen Pfad mehr, keinen unterschied zwischen Samsara und Nibbana.


    Dadurch entstehen auch die bekannten Missverständnisse in den diversen Foren.

    Wir können heute die Bücher von und über die größten Meister der Welt lesen. Dort steht dann manchmal folgendes : "Es gibt nichts zu erlangen und zu erreichen" "Da ist nichts"


    Das ist aber nicht unsere Erkenntnis und unser Erleben. Aber wir akzeptieren es, weil viel einfacher und praktischer ist.

    Wir tauschen den einen Glauben bzw Unglauben gegen einen anderen, nur den gläubigen oder ungläubigen hinterfragen und durchschauen wir nicht.


    Immer wieder hinschauen. Geduld, Liebe und Ausdauer aufbringen. Hinschauen bis die Stille den Gedanken einhalt gebietet.



    Was ist die Basis, der grund von dem, was wir als uns und die Welt ansehen.


    Viel Glück beim erforschen.

    Einmal editiert, zuletzt von Martin_1980 ()

  • Mein Ziel ist es einen klaren Geist zu entwickeln und zu bewahren. Das schützt am besten vor Leiden. Die Fähigkeit aus dem Gedankenstrom mit der Zeit auch in schwierigeren Situationen auszusteigen. Freundlichkeit entwickeln und auch in schwierigen Situationen beizubehalten. Allgemein geht es für mich um das Erwachen: Die Dinge sehen wie sie wirklich sind. Dann hat man aus den Möglichkeiten des menschlichen Geistes das Meiste herausgeholt was geht, was auch dazu führt, dass man aus Gier, Anhaftung, Wut, Hass ausgestiegen ist und begonnen hat stattdessen Metta zu entwickeln.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Heute hatte ich eine interessante Diskussion über den Tod mit einem Freund von mir, dessen Vater im Sterben liegt und kaum noch vom Bett aufstehen kann.

    Er meinte, dass Samsara kann aber auch eine Chance sein.

    Ich habe dies verneint, da dieser Planet ausser einigen erste Welt Staaten in denen wir hier hocken, grösstenteils eine absolute Hölle ist aus Kriegen, Regimen, Terrorkriegern, Massackern, Mord, Unterdrückung Vernichtung, ist - und es wird jedes Jahrzehnt brutaler faschistischer fundamentalistischer barbarischer und menschenverachtender.


    Es ist rein mathematisch sehr gering wahrscheinlich, unter allen Lebensformen die auch das Tierreich beinhalten falls man karmisch abgestiegen ist, z.B. zufällig wieder irgendein gutsituierter Europäer zu werden - der aber als weitere Bedingung, denn Geld ist nicht alles, (vor allem nicht für die, die nichts damit anzufangen wissen!) das Leben und die Künste auch zu schätzen wissen muss, und Tiefgründigkeit Fantasie und innere Lebensfreude in sich tragen muss.

    Denn nur Geld alleine, aber z.B. ein Charakter innerlich komplett hohl dumb und desinteressiert, und jeden Tag nicht wissen was tun, nichts und niemanden zu schätzen wissen, Prollen, saufen johlende Parties Drogen und nicht wissen was mit sich und dem Tag angefangen werden kann, das bringt demjenigen kein Glück und keine Lebensfreude - nur Ablenkung und inneres Betäuben gegen die innere Hohlheit und innere Langeweile.


    Wenn sich Samsara aber auf das ganze Universum bezieht - nun wir Menschen können schwer abschätzen wie sich ausserirdisches Leben gestalten könnte und ob man das als schön und lebenswert bezeichnen könnte, aber die reichhaltige Fauna der Erde gibt zumindest einen kleinen Einblick diesbezüglich, was Leben an und für sich ist, was es tierischen Lebensformen (die es im Universum sicherlich recht häufig geben wird) im Alltag so bietet, und was es höheren Lebensformen wie wir Menschen es sind, bieten kann.


    Leute die ihr Leben lieben, würden sicherlich sagen "also wenn ich mal sterbe, auf jeden Fall will ich wiedergeboren werden!" - ohne das volle Risiko dieses Wunsches abschätzen zu können angesichts all des Leides was z.B. in armen dritte Welt Ländern, Krisen- und Terrorgebieten und allem was so ausserhalb unseres geschützten kleinen Schrebergartenzaunes in anderen Kontinenten so vor sich geht, zu erkennen.


    Um sich vor Leid jedwelcher Art mit absoluter Bestimmtheit zu schützen, sollte immer ein Ausstieg aus dem Samsara angestrebt werden, statt sich schnell und ohne Nachdenken dahingesagt, unbedingt weitere Reinkarnationen zu wünschen - und in diesen können durch Charaktermängel oder gar maligne Bösartigkeit möglicherweise der totalen gesellschaftliche und karmische Abstieg durchlaufen werden.

    Einmal editiert, zuletzt von NightCat ()

  • Tja, hier wollte ich bestimmt schreiben.... Zuerst, ich gehe davon aus, dass es im Buddhismus nicht so wie im Hunduismus keine so wie Rekairnation gibt.... Im Sinne ich war Frosch, dann der Hund, dann der Mensch.... Alles ist wie das Kontinuuum ohne Anfang und ohne Ende.... Alles sei schon erleuchtet, mit den anderen Worten, ich brauche nicht die Stadt( oder den Markt?) zu verlassen. ...In der Anlehnung an die Ochsen-Bilder.... Und ich bin doch nicht imstande aus dem Samsara aussteigen, denn Nirvana und samsara sind doch wie identisch.


    Ich praktiziere, wie ich atme, ich kann nichts dafür. Mit den anderen Wörtern , wenn ich nichts praktiziere, mir geht sehr dreckig. Und das wollte ich nicht zulassen. Das ist die kurze Erklärung.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hm ich denke nicht, dass Samsara und Nirvana das Selbe sind.


    Denn selbst in den allerbesten und herrlichsten Leben, die vor Glück und erfüllenden Hobbies und Freuden nur so strotzen, wird eines Tages - unvermeidlich - der Körper abbauen oder gar verenden anfangen.

    Sicher sagen Nichtbetroffene "jaja das steht man mit der richtigen Einstellung und so doch leicht durch", Nicht so einfach ist das auch für Vorbereitete, denn das damit einhergehende Leid, Schmerzen, Todesangst sind immens, auch der psychische Faktor wie Trauer und Melancholie kommt hinzu, da das jeweils aktuelle Leben bzw. wie es einige nennen der aktuelle Zyklus das einzige ist, was man kennt.

    Weiters erschwerend kommt dazu, dass bei Personen die besonders schöne erfüllende Leben haben, das Loslassen-Können an die ganze Lebensfreude und Erfüllungen kaum möglich ist, weil die Anhaftung besonders gross ist, je attraktiver und verlockender die Möglichkeiten des Lebens so waren.


    Nirvana hat dieses Problem nicht. Keines davon.

    Darum ist Nirvana nicht das selbe wie Samsara, und darum ist Samsara immer und auf jeden Fall mit Leid verbunden. Nirvana das ewige Erlöscht-sein und Verweht worden sein ins Nichts und die damit einhergehende völlige selige leidlose Nichtexistenz, ist immer vorzuziehen.


    Die Nichtexistenz Nirvana kann vielleicht mit einer Vollnarkose verständlich verglichen werden.

    Man ist einfach wie weg, nicht existent, kein Bewusstsein kein Zeitgefühl, absolutes gar nichts - nicht mit Schlaf zu vergleichen, weil man im Schlaf ja noch Zeitgefühl hat, manchmal träumt, zehn Minuten vorm Weckerläuten von selbst aufwacht weil die innere Uhr trotzdem weiterläuft, und trotz Schlaf dennoch unterschwellig ständig irgendwie da ist geistig, zwischendurch auch mal aufwacht, manchmal nur döst oder träumt, und so weiter.


    Samsara und Nirvana verhalten sich ein bisschen wie Schlaf und Vollnarkose. Samsara kann niemals nur positiv sein sondern es kann z.B. auch mal Albträume geben, oder Schmerzen, oder Müdigkeit morgens. Nirvana hingegen ist die 100%ige Garantie der seligen Nichtexistenz einer Vollnarkose - die für immer so bleibt.

  • Hi, weiss du, es ist wirklich sehr schwer zu erklären, aber ich hatte es so sofort erinnert.... Als S.N. Maharaj unter entsetzlichen Schmerzen wegen Krebses gelitten hatte, und er starb echt sehr quälend, ....dann alle um ihn herum so verdammt weinten... aber er sagte dann den Leuten immer und immer.... das ist nur mein Körper, das ist so wie als ob mien Schmerz, aber das doch bin ICH nicht... So ähnliche Geschichte, und zwar absolut real wir finden bei S.Ramana Maharshi.... Also, diese absolut reale Menschen zeigen uns genau das.... Wenn sie , verdammt, mir ist echt schwer das es richtig zu vermittelen, also wenn sie es , das Leid , der Tod, die Krankheit mit dem ICH nicht so wie identifizieren, dann sie bleiben innerlich frei. Und sie sterben dann frei.

    Samsara und Nirvana ...sind wie die Zwilling-Brüder, wie der Tod und das Geburt, man kann es nur zusammen vorstellen.... Im diesem Sinne die Hölle und Paradies sind so wie identisch.... und so weiter... klingt sehr abstrus, sogar grausam, aber es macht das genau das Wesen von Advaita aus, der innere Kern.

    Ich meine hier, wir sind alle...beides... Gott und Dämon.... Licht und Dunkelheit, intellektuell, von Verstand ist es sehr schwer nachvollziehen.... Aber Advaita , so wie Zen... sie sind total paradoxal, so genau wie das unsere Leben , wie es ist.

    LG.:)_()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates