Wie schafft ihr es ein gutes Leben zu führen?

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich denke/weiß, ich habe die Fragestellung schon mal gestellt, aber es ist eine andere Zeit.


    Der Betreff ist selbsterklärend.


    Und mir ist klar, dass die Standpunkte hier sehr unterschiedlich sein werden/würden sofern der Beitrag frei geschalten wird, weil wie gesagt kann ja sein, dass mein alter Beitrag noch aktiv ist, dann könnte man diesen Beitrag dort einfach reinstellen. (@admins) Danke!


    Meine Erfahrungen im Buddha Land waren unterschiedlich - es gab und gibt Menschen, wo ich das Gefühl hatte, da ist mehr Sympathie da und Menschen, wo ich das Gefühl hatte, da ist es schwieriger.


    Meine größte Erwartungshaltung an die Gemeinschaft hier war immer dass sie frei von persönlichen Befindlichkeiten sind und vor allem die Rechte Rede praktizieren. Da merkte ich aber rasch, dass dem nicht immer so ist, was jetzt keine Verurteilung sein soll.


    Mir geht es hier schon sehr um die spirituelle Seite des Themas, also eben 8facher Pfad, die drei Geistesgifte usw. - ich könnte mehr ins Detail gehen, aber die Basis habe ich ja geschrieben, wo alles drinnen ist, was es zu einer buddhistischen Lebenshaltung benötigt für ein gutes Leben.


    Das Problem was ich habe und auch bei anderen bemerkt habe, dass es zumindest Einigen, nicht nur mir schwer fällt, das was wir wollen und denken auch ins tägliche Leben umzusetzen, weil das merke ich wenn ich selbst reflektiere, dass mir das nur sehr bedingt gelingt, aber auch wenn ich Beiträge hier lese, die manchmal nicht so buddhistisch geprägt sind, sondern eher "normal"? Wie die Menschen halt sind...


    Ich schreibe mal subjektiv für mich einige Beispiele: Es gelingt mir anderen Menschen gut zuzuhören - ich freue mich auf die tägliche Herausforderung Menschen zu mögen, die mich ablehnen - ich versuche, wenn andere Menschen bei mir klagen Ihnen positive Dinge aufzuzeigen und das Gespräch sofern es gewünscht ist, in eine andere Richtung zu lenken, als über Negatives zu sprechen, weil das ist zumindest in meinem Umfeld sehr verbreitet.


    Es fällt mir generell schwer, wenn ich weiß, dass Menschen spirituell sind zu verstehen, warum sie nicht nach ihrem Glauben auch leben, weil z.B. im Christentum gehen die Menschen in eine Kirche und hören viele gute Sachen und im Alltag sieht das dann ganz anders aus. Im Buddhismus kann ich es schwer einschätzen, kenn ich doch im realen Leben nur einen Buddhisten und das bin ich.

  • auf gewisse Dinge hat man nur wenig Einfluss.

    Das Umfeld in das man geboren wird, die Persönlichkeit die man

    hat, ....

    Um ein gutes Leben zu führen fehlt mir die Begabung und ich habe

    zu viele Fehler gemacht und die Umstände waren für mich eher ungünstig.


    Es gibt den Spruch "erkenne dich selbst" d.h. für mich die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und versuchen sie umzusetzen.

    Manche haben dafür eine natürliche Begabung, die mir komplett fehlt.;

    ob diese angeboren oder anerzogen ist, weiss ich nicht.

    Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem. Auf jeden Fall gibt es

    Menschen, denen das Leben mit einer Leichtigkeit von der Hand geht, die man nur bestaunen kann.

    Auch wenn man manche Biographie liest, kann man sich nur wundern,

    wie so ein Leben möglich ist

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Mein Lehrer, Dagyab Rinpoche, sagt immer (nachdem er "komplizierte" Einweihungen gegeben hat):


    Zitat

    Das wichtigste im Leben ist es, ein guter Mensch zu sein!


    Und zwar in dem Sinne, dass man vermeidet, anderen Schaden zuzufügen.

    Und -wenn man es schafft- anderen Wesen zu nutzen.


    Auch wenn mir das nicht immer gelingt, versuche ich, seine Empfehlung umzusetzen, daneben noch Dharma zu studieren, darüber zu kontemplieren und zu meditieren.

  • Lieber son,

    ein gutes Leben ist für mich ein Leben ohne Widerstände gegen das, was geschieht.

    Hab ich Widerstände, weiß ich, was ich dagegen unternehmen kann.


    Ein gutes Leben ist auch für mich ein Leben mit gesundem Selbstwertgefühl, mit Selbst-Vertrauen, innerem Frieden.

    Das ist für mich ein Geschenk, das ich im Laufe von Jahrzehnten erhalten habe.


    Ein gutes Leben ist auch für mich ein Leben, indem ich mit dem was ich habe, zufrieden bin.

    Ich lebe zwar im Wohlstand, weiß aber auch, dass ich mit viel weniger zufrieden bin, denn das habe ich schon jahrelang erlebt.


    Ein gutes Leben ist für mich, frei von Gier und Hass zu sein.

    Sobald ich derartige Empfindungen spüre, "arbeite" ich daran, sie zu erlösen.


    Die Außenwelt ist ein Spiegel. Darin können wir viel lesen. Andererseits gibt es sicher Bedingungen und Situationen, denen wir nicht so ohne weiteres "entkommen" können. Aber wir können uns schützen und freimachen von dem Zwang, anderen Menschen unbedingt gefallen zu müssen. Das ist eine unmögliche Aufgabe.


    All das habe ich durch die Lehre Buddhas erreicht. Und wenn es mir an innerem Frieden mangelt, weiß ich, wie ich ihn wiederfinden kann.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Nun, Danke für all Eure hilfreichen Sichtweisen, was es für Euch ist. Mir war es ja fast ein wenig unangenehm, weil mir im Nachhinein irgendwie die Fragestellung nicht seltsam vorkam, aber ich habe mir gedacht, was werdet ihr euch wohl denken.


    Ich bin heute ein wenig gestresst (hausgemacht) - daher nur vorerst mal eine kurze Antwort - mkha`hat es so zusammengefasst wie ich es auch versuche zu sehen, nämlich die Dankbarkeit für die Basis, was ich habe, nämlich Essen, Trinken, Wohnen, Arbeit, Gesundheitssystem, Frieden - einfach zusammengefasst hier geboren zu sein.


    Für mich stellt sich die Frage mein Leben lang und ich versuche auch mein Bestes, ein bekannter Buddhist hat gemeint - ein gutes Leben sei ein Leben für die anderen - Matthieu Ricard glaube ich war es in einem Interview - was Dukkha geschrieben hat gefiel mir auch gut, weil es auch Menschen gibt, die egal wo und wie sie leben schon ein schwereres Leben haben, auch wenn es ein gutes Land ist.


    Danke auch dir Monika für deine Sicht, dich und mhka kenne und schätze ich ja seit Jahren - ihr seid "gutmütig" für mich - andere auch, aber bei einigen spürt man halt ein Stück mehr Empathie und im Umgang mit der Sprache, ihr habt ein sanftes Herz.


    Wie gesagt, ich arbeite sehr an mir, und das lange und bin oft enttäuscht, dass die Fortschritte nicht so kommen, wie ich es mir wünsche, ich nehme mir jeden Tag das selbe vor, scheitere aber oft. Hab mir sogar mehrfach Unterstützung geholt, aber es ist schwer alte Muster zu durchbrechen, mehr Konstruktive Elemente ins Leben zu bringen, einfach die Ausstrahlung ist es alleine schon.


    Was mich immer fasziniert hat - ich habe viele Menschen gefragt, wo ich die Einschätzung hatte, dass sie nicht so toll leben und alle antworteten mir auf meine Frage, ob sie glauben "gut" zu sein mit einem klaren Ja. Das hat mich doch manchmal sehr überrascht, weil es auch objektiv nicht so war, sie haben anderen Menschen teils sehr geschadet.


    Gut, wie gesagt, für mich ist ein gutes Leben die für mich wichtigen inneren Werte zu erreichen und dass ich das auch leben kann, ohne Worte und mit einem gewissen Automatismus. Um Materielles geht es mir gar nicht, ich habe große Freude wenn ich kleine Schritte schaffe und manchmal bekomme ich auch ein Feedback und das freut mich dann sehr. LG und Danke Son

  • Ich weis was du meinst! :)

    Bedenke aber, dass es im Buddhismus (meiner Meinung nach) vor allem um Freiheit und Mitgefühl geht.

    Sich streng an 1000sende Regeln halten ist nicht der richtige Weg.

    Natürlich gibt es einige „Leitplanken“ aber Perfektion erreicht wohl nicht mal der „erwachte“ aber darum geht es auch nicht.

    Es geht um ein Ende des Leidens. Danach folgt ein ständiges Üben.

  • @mkha'

    Nun, wenn ich die Lebenszeit bis dato in diesem Leben Revue passieren lasse, dann deckt sich meine Erkenntnis mit dem deines Lehrers.


    Es ist sicher möglich ein gutes Leben zu führen, aber man wird nie frei von Fehlern sein fürchte ich oder anders gesagt, nicht möglich.


    Daher sage ich ja, ich bin schon dankbar, wenn ich Fortschritte sehe und seien sie noch so klein, ich freu mich drüber und das wird mein Weg bleiben, das ist meine Aufgabe, die ich für mich definiert habe. Ich habe keine anderen Ziele.


    Ich habe das ja schon oft geschrieben, es gibt keinen Antrieb sondern es ist einfach eben da, warum ist irgendwie mir selbst nicht ganz klar, weil ich erwarte mir nichts, also eine Form von Belohnung für mich irgendwann sollte es besser klappen.


    Nichts desto trotz ist es wichtig und wie du schon gesagt hast, und das hat sich auch bei mir stark verändert, mein Bild über andere Menschen, das ist von einem sehr Negativen zu einem sehr Neutralen geworden. Wenn ich nun schreiben würde, ich sehe alle Menschen als nett und gutmütig wäre das auch nicht die Wahrheit.


    Die zwei größten Herausforderungen sind für mich, eben meine Ziele stückweise zu erreichen, dass auch ich selbst einen Fortschritt bemerke und die andere Aufgabe ist der Umgang mit dem Menschen, da ist es für mich sehr wichtig einen guten Umgang zu finden mit denen, wo ich zumindest subjektiv bemerke, dass sich die sehr schwer mit mir tun um es diplomatisch auszudrücken.


    Wie du sagst, und das hat auch mir sehr geholfen, ich vergleiche schon, aber ich schaue immer zuerst auf mich und dann wenn ich in meiner Eigendefinition mich als gutmütig sehen würde, dann hätte ich zwar auch nicht das Recht zu urteilen, aber ja, was aber dann... - schweres Thema - auf was ich schon stolz bin, ist, dass ich keine Feindbilder mehr habe, weil die hatte ich schon, ich war sehr negativ eingestellt und das hat sich schon sehr verändert und klar bin ich nach wie vor angreifbar und ärgere mich manchmal, aber nur kurz.


    Ich werde oft in Bezug auf die Definition mit Neid gefragt oder konfrontiert, Neid ist für mich ein Wort, was ich gar nicht mehr kenne und auch nie wirklich präsent war, ich gönne jeder/m das Beste und ja die Welt ist ungerecht und weiter? Ich kann damit gut leben.


    Monika, nun dein Beitrag ist sehr lehrreich auch, wie du herangehst an die Sachen, wie Gier oder Hass und wie du sagst, wir bekommen ja auch oft einen Spiegel vorgehalten oder es ist kein Zufall welche Menschen uns umgeben, uns begegnen. Das hat mit uns zu tun, was wir sind, ziehen wir auch an. Das Beispiel mit dem Spiegel gefiel mir insofern auch gut, weil ich genau das Thema in der näheren Vergangenheit oft als sehr hilfreich empfand für mich, weil ich in anderen meine eigenen Fehler erkannte, dass ich nämlich nicht anders war als die, die ich teilweise verurteilt habe.


    Ja, schön, mit euch sich auszutauschen, bzw. haben wir ja die wichtigsten Themen besprochen und ich kann als Feedback geben, dass ich eure Herangehensweise als tolle Strategie sehe oder als gutes Leben. Es gibt ja auch diesen Spruch, love it, change it oder accept it. Auch daran bin ich dran, weil ich einfach merke, es lohnt sich nicht an Dingen zu arbeiten, die ich akzeptieren muss und anstatt dessen versuche ich eben neue Wege zu finden und das was eben da ist sein zu lassen, weil es so ist wie es ist.

  • Namaste 🙏,


    dem stimme ich Monikadie4. auch zu. Bei mir ist dies auch so. Gier und Hass gibt es bei mir nicht mehr. Hass nur ein bisschen. Übe aber dran. Hass bringt mich nicht weiter. Es gibt auch kein: Meins und kein ich. Alles gehört allen und alles ist voneinander abhängig. Ich lebe nicht von selbst. Also habe kein Selbst. Auch ich bin abhängig wie zum Beispiel: Die Natur, den Sauerstoff den ich einatme oder das Essen welches ich zu mir nehme. Selbst wo mir mal damals was gestohlen wurde, hatte ich keinen Hass gehabt. Es war ein Handy. Ein Nokia. Ich kannte die Person, gab dieser dann das Ladegerät um diese Person glücklich zu machen und kaufte mir einfach wieder ein Handy. Ich erkannte, das diese Person ein Handy benötigt hatte. Ich bewertete dies nicht sondern lies es einfach passieren und lies es zu. Es kütt wie et Kütt! So wie es kommt, ist es gut so. Ich versuche auch nicht mit Gewalt es zu ändern. Dies geht nach hinten!


    🙏Namu-Amida-Butsu🙏

  • Sich unerreichbare Ziele zu setzen, ist wie sich selbst zu ohrfeigen.


    Sich jeden Tag ein erreichbares(!) Ziel zu setzen und mehrmals die Woche das auch zu erreichen, das gibt Kraft, Selbstvertrauen und nach und nach auch Veränderung.

    Und wenn man dann noch abends das jeweils Erreichte aufschreibt, wird die positive Veränderung noch deutlicher.


    Und was andere angeht:

    Wie wir sind doch auch sie Produkt ihrer Lebensbedingungen, durch das sie so geworden sind, wie sie nun mal sind. Warum erwarten wir von anderen häufig perfektes Verhalten und gestehen ihnen nicht auch mal Danebenbenehmen zu? Wir selber schaffen es doch trotz allen Bemühens auch nicht besser. Trotzdem an andere immer wieder die Erwartungshaltung, sich perfekt zu benehmen, perfekte Leistung zu bringen, usw.


    Möge ich das Gute in allem und jedem erkennen.

    (Immer noch mein Lieblings-Mettasatz.)


    Wer im mitfühlenden Umgang mit sich und anderen etwas Unterstützung braucht, dem kann ich das kleine Buch von Kristin Neff " Selbstmitgefühl Schritt für Schritt" empfehlen (Buch und 4 Cds mit Meditationen)

  • ...ein gutes Leben...

    Was ist gut, was ist schon ein Leben.


    Der Buddha spricht von Äonen an Leben an die er sich erinnert.

    Von gut spricht er in Verbindung nicht.


    Doch so spricht er vom menschlichen Dasein und den vielen guten Möglichkeiten die wir damit hier heute bekommen haben.


    Von zb auch der täglichen Wahlfreiheit die wir, die ich täglich hier nun mit den Dingen habe.


    Mögen wir Alle glücklich sein und das Heilsame erkennen


    In Metta🙏

  • Nun User19823 das sehe ich heute wie du, vor einiger Zeit habe ich es noch anders gesehen, das sehe ich aber als Positiv.


    Ich schreibe die guten Dinge, die mir geschehen in ein eigenes kleines Buch.


    Was andere angeht, war meine Meinung früher ja sehr festgefahren und verurteilend, auch das ist heute ganz anders, nämlich neutral bis gut.


    Eine Form von Fehlerfreiheit gibt es bei Niemanden und bei einem selbst auch nicht, man kann Schritte setzen und an sich arbeiten, aber von einer Fehlerfreiheit ist man immer ein Stück weg. Verbesserungen sind für mich ein Erfolg, ob das nur 5% sind oder wie auch immer, das spielt keine Rolle wichtig ist nur ein fühlbarer Fortschritt.


    Gier und Hass? Also unter dem Begriff Hass kann ich mich nicht definieren, bei der Gier hm, schwierig, weil der Begriff ja sehr weitläufig ist, wenn ich etwas haben will, z.B. etwas was ich "haben will", aber nicht brauche, dann wäre das auch eine Form von Gier für mich. Das kann mir durchaus mal passieren, grad eben Beispiel ein neues Handy - wobei hier relativierend zu sagen ist, eher aus gesundheitlichen Gründen, weil man mir zumindest einredet, dass teurere und neuere Technologien für die Augen besser sind. Gegenteilig muss ich aber einwerfen, dass ich weder viel telefonieren und schon gar nicht das Smartphone zum Surfen verwende, also heißt ganz geringe Nutzung eigentlich.


    Was mich ein wenig nachdenklich macht ist, dass ich seit einiger Zeit wieder Hilfe in Anspruch genommen habe, weil ich ja recht isoliert bin und die Gespräche, die ich auch bezahlen muss tun mir gut, aber andererseits ist es wieder eine Form von Abhängigkeit. Ich mag die Therapiestunden, den Menschen dahinter, aber letztendlich bin ich auch ein wenig enttäuscht, weil es ist ja nicht so, dass ich die meisten Dinge nicht weiß, die mir da gesagt werden. Genau hier setzt nämlich auch der Buddhismus ein, der auch in der Therapie sehr häufig vorkommt und den sollte ich langsam doch kennen von der Lehre und Praxis.


    Vielleicht ist es aber auch so, dass aufgrund meiner Lebenssituation ich mich einfach freue, jemand zum Reden zu haben, denn ich auch mag, keine Ahnung, aber streng betrachtet driftet das in eine Form der Abhängigkeit. Auch kein neues Thema für mich.

  • Hallo Son,


    es ist nach wie vor eine schwierige Frage. Wenn ich sie ganz ehrlich beantworte, muss ich sagen, ich glaube nicht, dass es möglich ist, ein äußerlich wirklich gutes Leben zu führen. Wenn einmal alles gut ist, so ist das nur ein kostbarer Moment oder eine wundersame Phase.


    Normalerweise ist immer irgendetwas, das dieses "Gutsein" stört oder schlimmstenfalls zerstört. Bei eintretenden privaten oder allgemeinen Katastrophen "darf" auch ein Buddhist*in erstmal verzweifelt sein. Meine Meinung. "Buddhist" ist ja nicht Synonym für Automat.


    Ich merke für mich, dass mir der Buddhismus eine Mega-Stütze ist in meinen persönlichen Katastrophenzeiten. Ich kann durch die Praxis mich selbst tragen und andere unterstützen. Aber das ist nicht das Gleiche wie unangefochten zu sein.


    Größte Hilfe für mich gegen ein nicht-gutes Leben ist Toleranz und Zuversicht. Das Be- und Verurteilen von mir und anderen weglassen. Dann geht alles gut, so beschissen es auch ist. (Sorry, das ist leider das passende Wort für vielen Mist, der passiert - wozu soll ich das hier nun beschönigen?)


    Wichtig ist für mich auch, Selbstmitleid als solches wahrzunehmen, aufzudecken. Es ist oft nicht objektiv, neigt zur Theatralik und ist meist völlig kontraproduktiv.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


    Einmal editiert, zuletzt von Lirum Larum ()

  • Was mich ein wenig nachdenklich macht ist, dass ich seit einiger Zeit wieder Hilfe in Anspruch genommen habe, weil ich ja recht isoliert bin und die Gespräche, die ich auch bezahlen muss tun mir gut, aber andererseits ist es wieder eine Form von Abhängigkeit. Ich mag die Therapiestunden, den Menschen dahinter, aber letztendlich bin ich auch ein wenig enttäuscht, weil es ist ja nicht so, dass ich die meisten Dinge nicht weiß, die mir da gesagt werden. Genau hier setzt nämlich auch der Buddhismus ein, der auch in der Therapie sehr häufig vorkommt und den sollte ich langsam doch kennen von der Lehre und Praxis.


    Vielleicht ist es aber auch so, dass aufgrund meiner Lebenssituation ich mich einfach freue, jemand zum Reden zu haben, denn ich auch mag, keine Ahnung, aber streng betrachtet driftet das in eine Form der Abhängigkeit. Auch kein neues Thema für mich.

    Lieber Son,

    das ist doch in Ordnung. Ganz im Gegenteil, ich finde es sogar wunderbar, dass Du diese Hilfe in Anspruch nimmst.


    Alles ist schließlich für jeden Hilfe, auch die buddhistische Lehre. Wir alle brauchen mehr oder weniger eine "Krücke", um aufrecht gehen zu können - in speziellen Zeiten. Damit ist z.B. auch das Floß gemeint, von dem Buddha sprach. Ein Floß, das am Ufer zurückbleibt, wenn wir es erreicht haben.

    Größte Hilfe für mich gegen ein nicht-gutes Leben ist Toleranz und Zuversicht. Das Be- und Verurteilen von mir und anderen weglassen. Dann geht alles gut, so beschissen es auch ist. (Sorry, das ist leider das passende Wort für vielen Mist, der passiert - wozu soll ich das hier nun beschönigen?)

    Genau, Losang Lhamo,

    sobald die Kritik - auch ständige Selbst-Kritik - wegfällt, wird es entspannter. Der Blick wird weich. So zumindest meine Erfahrung.

    Wir können Krankheit, Alter, Tod nicht entgehen. Damit kann ich mich auseinandersetzen und zu akzeptieren lernen. Äußere Dinge sind ersetzbar, wenn es auch manchmal schwerfällt. Aber dafür haben wir ja die "Mittel" in der Hand.

    Wichtig ist für mich auch, Selbstmitleid als solches wahrzunehmen, aufzudecken. Es ist oft nicht objektiv, neigt zur Theatralik und ist meist völlig kontraproduktiv.

    Das ist ein wichtiger Punkt, den ich auch beachte, sobald es mich überkommt. Dann lass ich das sofort los.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Lirum Larum

    Danke für deine sehr sachliche und trotzdem wieder empathische Sicht auf das wie du es sieht. Nicht dass ich zu "faul" wäre dazu, was zu sagen, nein, es ist einfach so ein guter Text, mit dem ich mich auch gut arrangieren kann, daher kann ich mich nur bedanken für deine Zeit, ein wirklich hilfreicher Text bzw. nicht nur Text sondern wie du das Leben siehst.


    Monikadie4.

    Danke auch dir nochmals. Ich denke, du findest die Sicht von Losang Lhamo ähnlich wie ich und ja sicher ist es okay sich Hilfe zu holen, ich stehe auch dazu, aber es soll irgendwann auch enden, nicht nur weil es teuer ist sondern weil wie gesagt ich die Hilfe beginne zu mögen und das ist nicht gut...


    Generell bin ich froh, dass ich die Frage nochmals gestellt habe. Weil es kamen unterschiedliche Antworten, aber jede für sich war sehr wertvoll für mich. Danke auch für die verständliche Ausdrucksweise, weil wie schon oft erwähnt in tiefen des Buddhismus da bin ich eher Laie, aber ihr habt es in einfachen Worten toll erklärt.

  • "Wie schafft ihr es ein gutes Leben zu führen?"


    Ich frage mich jetzt seit einer halben Stunde, was ich dazu sagen könnte. Mir fällt nichts ein. Außer, dass mir dazu wiederum weitere Fragen einfallen:

    "Führe ich überhaupt ein gutes Leben?"

    "Was ist ein gutes Leben?"

    "Sollte man versuchen, ein gutes Leben zu führen? Ist das ein lohnenswertes Ziel?"


    Als nächstes fällt mir das Buch ein, das ich zuletzt gelesen habe: "Der Mond leuchtet in jeder Pfütze – Zazen oder der Weg zum Glück" von Abt Muho (jetzt nicht mehr Abt).

    Muho wurde damals gebeten, ein Buch über "Glück" zu schreiben. Was ihm seinerzeit zunächst äußerst merkwürdig vorkam, es fielen ihm sofort die Worte von Kodo Sawaki ein: "Du suchst nach Glück und Frieden? Mach dir erstmal ordentlich Sorgen!" Typisch Sawaki! :)


    Aber zurück zum Eigentlichen: Was ist ein gutes Leben?

    Ein gutes Leben muss irgendwo im Inneren liegen, würde ich sagen, nicht im Außen. Es ist schön, wenn es im Außen wenigstens so aussieht, dass es keine schwere Bürde ist. Aber dann muss ein gutes Leben weiter innen zu finden sein. Ein gutes Leben sind vielleicht nicht so sehr Dinge und Eigenschaften, sondern mehr eine innere Haltung, ein innerer Zustand sich selbst und auch der Welt gegenüber. Dann ist es nicht mehr so entscheidend, was genau passiert, und ob es eher erfreulich oder bekümmernd ist. Das ist es natürlich trotzdem noch, aber es wirft mich nicht mehr so leicht aus der Bahn, weder in die eine, noch in die andere Richtung.


  • Dein letzter Absatz ist es für mich - deine Erklärung was du drunter verstehst, wenn du die Fragestellung beantworten müsstest, so interpretiere ich es, weil anfänglich klingt es ja etwas seltsam, dass jemand so was fragt.


    Das was du am Ende geschrieben hast, das sehe ich auch so. Und klar, die meisten Menschen, die überwiegende Mehrheit vermutlich macht sich keinen Gedanken zu ihrem Leben, sie leben es einfach, ob es "gut" oder weniger "gut" ist ihnen egal.


    Mir war und ist es immer wichtig gewesen, das Warum kann ich dir nicht beantworten. Wobei wie führt man es und wie gelingt es sind zugegebener Weise zwei unterschiedliche Ansätze.

  • weil anfänglich klingt es ja etwas seltsam, dass jemand so was fragt

    Nein, so meinte ich es nicht, dass es seltsam klingt. Eher war es so, dass ich es gar nicht so leicht zu beantworten fand und erstmal länger darüber nachdenken musste.


  • Ich schaffe es nicht immer, aber dank der buddhistischen Lehre, konnte ich das Leiden in (meinem) Leben, und hoffentlich auch das Leiden für mein Umfeld reduzieren.


    Und dank der buddhistischen Lehre über die Leere, bin ich nicht mehr so involviert in dem Leben und seinen Manifestationen.

    Ein paar Menschen sagen mir, dass sie meine Ruhe und meine Sicht der Dinge schätzen und bewundern.

    Andere halten mich für einen komischen Langweiler.

    Ich aber, weiß dass es keinen Martin gibt.

    Natürlich möchte ich, dass ich nicht so viel Schaden in dieser Welt anrichte, aber ein gutes Leben ist für mich, wenn dies mein letztes Leben wird.


    Jetzt muss ich mir erst einmal die Antworten der Profis durchlesen.

    Mögen wir alle Frieden finden!

  • Ein gutes Leben hat auch für mich was mit innerer Haltung zu tun, mein Leben und das der anderen in Möglichkeiten zu denken, statt ständig in Problemanalysen stecken zu bleiben.


    Das hat was mit Annahme zu tun, die ich immer wieder durch die Meditation übe und wird auch geschult durch regelmäßige Mettameditationen.


    Annehmen, was da ist und daraus etwas Gutes gestalten, das wäre für mich ein gutes Leben.

  • Das hat was mit Annahme zu tun, die ich immer wieder durch die Meditation übe und wird auch geschult durch regelmäßige Mettameditationen.

    Das ist für mich auch ein zentraler Punkt. Die Meditation ist für mich zum "Herzstück" geworden. Ich kann viel lesen, ich kann mich bemühen achtsamer, verständnisvoller, mitfühlender, ruhiger zu werden. Aber das gelingt mir alles viel besser, wenn ich regelmäßig meditiere. Auch darauf, dass ich das Gelesene auch verstehe, hat das langfristig einen Einfluss.


  • Schmu

    Ich denke die Frage ist für Menschen abseits dieses Forums noch schwerer zu beantworten, weil sie sich sie eher nicht stellen würden.


    Wobei ich aber nicht urteilen will, wenn man es nicht tut, weil auch viele Buddhisten, werden einfach nach ihren Möglichkeiten nach der Lehre ihr Leben bestreiten und das Resultat daraus ist im Idealfall ein gutes Leben, was ja ein gutes Leben für Andere bedingt.


    Martin

    Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen, manche Beiträge bringen mich ja auch zum Schmunzeln, weil sie irgendwie unabsichtlich heiter sind. In deinem Fall meine ich, dass ich da in deiner Einstellung oder was du über dich erzählst zumindest einige meiner Sicht- bzw. Verhaltensweisen widererkenne.


    Einziger Unterschied - ich habe durchaus noch die Identifikation mit mir, heißt ich denke es gibt einen Son.


    @User19823

    Ein gutes Leben hat seinen Ursprung immer im Inneren denke ich, da sind die Gedanken, Gefühle, Emotionen und Vieles mehr. Was du, wenn ich das richtig verstehe anmerkt sind, dass viele Menschen in Problemen und nicht lösungsorientiert leben. Wenn dem so wäre, würde ich das ebenso sehen, aber nochmals, das ist ja schon öfter Thema gewesen, ihr lebt oder seid durch eure Haltung mit anderen Menschen konfrontiert.


    Ich versuche das was du schreibst, nämlich auch wenn Dinge schwierig sind den Fokus in meinem Leben und im Dasein für andere auf das Gute zu lenken - das ist ein gravierender Unterschied zu früher.


    Ob sich dadurch etwas verändert bei anderen bezweifle ich, aber das ist egal, es geht ja um mein Ziel. Schade, natürlich, wenn man viele Jahre in diesen Mustern, die du anfänglich beschrieben hast sich bewegt, diese Stigma nicht mehr los wird, so halt mein bisheriger Eindruck, aber vielleicht irre ich mich auch, ich lasse mich überraschen.

  • Ich glaube das ist ganz einfach wenn ich und mein Umfeld Freude hat reicht das doch nicht?

    Ein Ziel braucht es dafür nicht. Lachen hilft aber. :)

  • Ein gutes Leben zu führen, ist eigentlich ganz einfach:

    So nett und sympathisch und weichherzig wie möglich zu anderen Mitmenschen und Tieren zu sein.


    Das Gegenteil zu sein von dem, was ich (an Charakterzügen) an anderen am meisten verachte, und was die Welt oft zu einem kalten, miesen unsympathischen oder gar furchterregenden Ort macht: Misantrophe hartherzige dominante sadistische kaltschnäuzige zynische Egoisten.


    Das ist auch schon alles, so einfach kann das sein Gutes zu tun im Alltag: einfach liebevoll und weichherzig und verständnisvoll gegenüber anderen sein. So zu anderen sein, wie man selbst behandelt werden möchte.

  • NightCat

    Du meinst das Gegenteil zu machen, was der Mainstream an Menschen macht und schon hat man ein gutes Leben, mag sein, dass das so ist. Ich könnte dies bestätigen, andere nicht. Es kommt wohl immer darauf an, in welcher Zone man lebt bzw. mit welchen Menschen man umgeben ist.


    Letztendlich wäre es einfach, das sehe ich wie du, andere so zu behandeln wie man selbst behandelt werden will. Ich denke im Christentum hat Jesus das sinngemäß so formuliert.


    LG Son

  • Man muss auch aufpassen, dass man nicht zu der Schlussfolgerung kommt: Wenn alle Menschen so wären wie ich, dann wäre die Welt viel besser und wir hätten es alle leichter hier.


    Das ist kein hilfreicher Blick auf die Welt. Er behindert ein Weiterkommen für sich. Er begünstigt es, die Arme in den Schoß zu legen und darauf zu warten, dass doch endlich "die vielen schlechten Menschen" ein bisschen mehr erwachen mögen, damit die Welt ein schönerer Ort wird. Das ist eine Verdrehung der Wirklichkeit. Und es begünstigt, eine Kluft zwischen mir (und "meinesgleichen") und denen (und ihresgleichen) aufzubauen.

    Außerdem ist die Gefahr groß, auf andere "herabzublicken", was für mich kein Weiterkommen bedeutet, sondern im Gegenteil, es behindert meine Entwicklung. Es verunmöglicht sie sogar.