(Aus aktuellen Anlass)
Der Pali-Begriff paṭisandhi hat die Bedeutung von Wiederverbindung, Wiederzusammenfügen und wird im Theravada verwendet im Sinne von Wiedergeburtsbewusstsein. Dieses hat die Funktion, das jetzige Leben mit dem nächsten zu verknüpfen. Siehe u.a.:
„Patisandhi is the formation of cittas, cetasikas and rupa in a new existence, in accordance with one's kamma... The literal meaning of patisandhi in Pali is “formation in connection” at the termination of old existence“ (Ashin Janakabhivamsa (1997): Abhidhamma in Daily Life, S. 250).
“Hierbei nun wird das frühere Bewußtsein wegen seines Abscheidens als das ,Sterben' (cuti) bezeichnet, das spätere Bewußtsein aber wegen seines Sichwiederverbindens mit dem Anfang eines neuen Daseins als die ,Wiedergeburt' (patisandhi, wörtl. ,Wiederverbindung'). Nicht aber ist dieses Bewußtsein aus dem früheren Dasein in dieses herübergewandert, noch auch ist es entstanden ohne solche Anlässe wie Karma, Karmaformationen, Neigung, Objekt usw., wie man wissen sollte“ (Nyanatiloka/Buddhaghosa (1997): Der Weg zur Reinheit / Visuddhimagga, S. 654).
Dieser Begriff findet sich nicht in den ältesten Schriften, aber die Verneinung davon – appaṭisandhika, appaṭisandhiyo usw. – mit der Bedeutung: was nicht wieder zusammengefügt werden kann, irreparabel, nicht wiederherstellbar findet sich u.a. im Sunakkhatta-sutta (MN105). Dort, im Kontext eines zerschlagenen Felsens, wird der Begriff verwendet, um anzuzeigen, dass der Stein nicht wieder zusammengefügt werden kann: „So wie ein dicker Stein, der in zwei Teile zersprungen ist, nicht wieder zusammengefügt werden kann / seyyathāpi, sunakkhatta, puthusilā dvedhābhinnā appaṭisandhikā hoti“.
Im Petavatthu wird der Begriff appaṭisandhiyo verwendet, um über einen zerbrochenen Krug zu sprechen: „wie ein Wassertopf, wenn er zerbrochen, nie wird wieder ganz / yathāpi brahme udakumbho, bhinno appaṭisandhiyo“.
Stirbt man und wird wiedergeboren, dann setzen sich Körper und Geist (nāmarūpa) in einer neuen Form wieder zusammen. Kann Körper und Geist nicht wieder zusammengesetzt werden, dann findet nach dem Tod keine Wiedergeburt mehr statt. Körper und Geist sind für immer abgefallen.
Die japanische Kunstform Kintsugi (金継ぎ, goldene Verbindung), oder auch Kintsukuroi (金繕い, goldene Reparatur), ist für mich ein wunderbarer Ausdruck der obigen Idee. Obwohl die Teeschale in viele Stücke zersprang – ihr Tod – konnte sie mittels Kintsugi wieder zusammengefügt werden – paṭisandhi, ihre Wiedergeburt. Eindrücklich in diesem Bild findet sich auch das buddhistische Wiedergeburtskonzept wieder, dass derjenige, der wiedergeboren wird, weder derselbe noch ein ganz anderer ist: „Der König sprach: ‚Derjenige, ehrwürdiger Nāgasena, der wiedergeboren wird, ist dies wohl derselbe (wie derjenige, der stirbt) oder ein anderer?‘ ‚Weder derselbe noch ein anderer.‘“ (Milindapañha).
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Die Kintsugi-Teeschale ist nicht identisch mit der Teeschale vor ihrem Zerspringen, aber auch nicht ganz anders.