Lieber Hajobo ,
Dein Erlebnis mit dem Psychologen, wirft mich bei dem Bemühen, die Aversion gegen diese Berufsgruppe zu mindern, ein gutes Stück zurück aber ich werde nicht aufgeben daran zu arbeiten.
Natürlich weiß ich nicht, was bei dir zu "Aversionen" gegen Psychologen (bei mir handelte es sich um ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, deren Ausbildung wesentlich länger, umfangreicher und praxisbezogener ist) geführt hat, aber ich habe durch die Behandlung einen Ein- und Durchblick in unsere Familienstruktur, die Gründe für das Verhalten meiner Eltern und - last, but not least - in meine eigene Psyche bekommen - und sehr davon profitiert.
Der letzte "Akt" , das Verstehen und Verzeihenkönnen, hätte ohne diese Unterstützung vermutlich nie oder erst nach dem Tod meiner Eltern, stattgefunden.
Ohne (vorherige) Psychotherapie hätte ich auch den buddhistischen Weg nicht beginnen können, weil ich mich quasi nur durch die (kritischen) Augen meiner Eltern sah und nie richtig "ich selbst" sein "durfte".
Das Ganze bringt mich zu den Fragen:
1. Warum werden sowohl im Palikanon, als auch in der Bibel, immer die KINDER ermahnt, die Eltern zu "ehren" (lieben) und nicht umgekehrt?
-Liegt es vielleicht daran, dass stillschweigend vorausgesetzt wird, dass Eltern grundsätzlich ihre Kinder lieben, gewissermaßen "von Natur aus" ,instinktiv?
-Oder, weil Eltern dazu neigen, durchaus auch mit dem Vorsatz "das Beste" für die Kinder zu wollen, ihren Kindern während des Aufziehens viele (seelische, manchmal sogar körperliche) Verletzungen zuzufügen und die Kinder sich irgendwann wehren und abwenden?
2. In welchem Maße sind Eltern für die Kinder verantwortlich?
- Nach buddhistischem "Glauben" sind die Kinder ja wiedergeborene Wesen und bringen ihr Karma mit, was die elterliche Schuld an "Fehlentwicklungen" ihrer Kinder einschränkt...
- Die Naturwissenschaft erklärt, dass Gene UND Umwelteinflüsse, also sowohl die Eltern, als auch die Erlebnisse außerhalb des häuslichen Umfeldes, entscheidend für eine gesunde Entwicklung und ein glückliches Leben seien.
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