Bedingungen und Ursachen

  • Ich gehe davon aus, dass es einen Weg gibt und viele unterschiedliche Perspektiven auf diesen Weg. Und ich denke nicht unbedingt, dass eine Perspektive per se besser als die andere ist.

    Wenn man mal statt "Perspektive" den Begriff der Ansicht verwendet, dann kommt man wieder auf den Punkt der Ich-Ansichten und dann erkennt man auch, dass nicht Ansichten per se gemeint sind auf die es so nicht drauf ankommt - jeder hat ja eben so seine (persönliche) Ansicht - sondern dass es um Rechte und Falsche Ansicht geht - also um rechte und falsche Perspektive.

    Dem möchte ich widersprechen. Es geht mir gerade nicht um persönliche Ansichten im Sinne einer Beliebigkeit "Oma Erna aus der Brückenstrasse mag gerne Kirschmarmelade auf Schwarzbrot mit Quark." Sondern um historisch und kulturell gewachsene Perspektiven, die sich z.B. auch in den unterschiedlichen buddhistischen Schulen in der ungefähr 2500 jährigen Geschichte des Buddhismus ausdrücken.


    Es geht meiner Meinung nach auch nicht primär um Selbst-Ansichten im Sinne einer Auffassung in Bezug auf die Existenz oder Nicht-Existenz eines Selbst, sondern eben um die in diesen Schulen vertretenen Auffassungen, was Verursachung bedeutet oder nicht bedeutet. Das hat mit dem (nicht vorhandenen) Selbst nur mittelbar zu tun. Irgendwie hängt das natürlich schon zusammen.


    Da kann man sagen: Das ist alles zu komplex. Um den Weg zu gehen, brauche ich das nicht. Das lenkt nur vom Wesentlichen ab. Zurück zur Leerheit. Zurück zur Einfachheit .Das ist ja durchaus legitim. Und dafür habe ich auch eine gewisse Sympathie. Andererseits halte ich das auch für zu kurz gegriffen. Da muss man aufpassen, dass man nicht auf der anderen Seite vom Pferd fällt, indem man zu sehr vereinfacht und das Ganze zu unterkomplex sieht.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Vor mir nehme ich einen „Bildschirm“ wahr, empfinde, beabsichtige, erfahre ihn. Kann auch ein Glas Bier sein.

    Alles andere ist Bewusstsein von etwas, Bedingungen, Ursachen, Wirkungen, die überhaupt keinen Einfluss auf den Bildschirm oder meinetwegen das Glas Bier haben.

    Gehe ich weg, eine weitere nur Handlung, bleibt beides dort, wo es ist, nur meine Wahrnehmung, Empfinden, Absichten, Erfahren ist nicht mehr auf sie gerichtet.

    Und Bedingungen, Ursachen, Wirkungen haben weiterhin keinerlei Einfluss auf die Objekte oder mein Handeln, solange ich mir nicht einbilde, dass diese drei Einfluss haben könnten.

  • Den eigenen Standpunkt zu hinterfragen ist eine Fähigkeit, die für mich wesentlich mit der Fähigkeit zusammenhängt unterschiedliche Perspektiven einzunehmen - oder zumindest offen zu sein für unterschiedliche Perspektiven. Nur dann kann man den eigenen Habitus und das eigene Milieu transzendieren und eigene Bestätigungsfehler reflektieren.

    Den eigenen Standpunkt zu hinterfragen, gelingt kaum dadurch, dass man Ansicht gegen Ansicht setzt: Genau das wäre sich im Dornengestrüpp zu verfangen - vielmehr geht es auf dem Weg darum, Ansichten dahingehend zu testen, ob sie sich in der Praxis bewähren.

  • Es geht mir gerade nicht um persönliche Ansichten im Sinne einer Beliebigkeit "Oma Erna aus der Brückenstrasse mag gerne Kirschmarmelade auf Schwarzbrot mit Quark." Sondern um historisch und kulturell gewachsene Perspektiven, die sich z.B. auch in den unterschiedlichen buddhistischen Schulen in der ungefähr 2500 jährigen Geschichte des Buddhismus ausdrücken.

    Das ist natürlich was sehr Bedeutendes - die historisch und kulturell gewachsenen Ansichten über die sich vortrefflich räsonieren lässt - dagegen sind Ansichten über Kirschmarmelade nur was persönliches :grinsen: .

    Es ist auch schwer zu erkennen, dass beides sich nicht sehr unterscheidet und beides persönliche Ansichten sind, allerdings hat die Oma einen Vorteil - sie hat den Geschmack der Marmelade erfahren, redet und handelt also aufgrund von einer Erfahrung.

    Wer sich den unterschiedlichen buddhistischen Schulen zuwendet, der hat hoffentlich ein Forschungsvorhaben, das einen weiteren Abschluss an einer Uni einbringt, aber ansonsten lässt sich Vergangenes nicht erfahren, nur vorstellen und falls man es einmal erlebt hat, dann allenfalls noch erinnern. Man referiert dann Ansichten und fügt mit seiner Arbeit lediglich eine weitere Ansicht hinzu. Lohnt sich nur, wenn man damit eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt. :)

    :zen:



  • Das ist natürlich was sehr Bedeutendes - die historisch und kulturell gewachsenen Ansichten über die sich vortrefflich räsonieren lässt - dagegen sind Ansichten über Kirschmarmelade nur was persönliches :grinsen:

    Ich bleibe dabei. Das Abhidharmakosabashya ist kategorial etwas anderes als Oma Ernas Vorliebe für Kirschmarmelade.


    Es ist auch schwer zu erkennen, dass beides sich nicht sehr unterscheidet und beides persönliche Ansichten sind, allerdings hat die Oma einen Vorteil - sie hat den Geschmack der Marmelade erfahren, redet und handelt also aufgrund von einer Erfahrung.

    Erfahrung ist natürlich wichtig. Und Wissen ohne Erfahrung ist totes Wissen. Aber um zu Wissen zu werden, muss sich jede erfahrene Erkenntnis erstmal von dem subjektiven Erleben lösen.

    Wer sich den unterschiedlichen buddhistischen Schulen zuwendet, der hat hoffentlich ein Forschungsvorhaben, das einen weiteren Abschluss an einer Uni einbringt, aber ansonsten lässt sich Vergangenes nicht erfahren, nur vorstellen und falls man es einmal erlebt hat, dann allenfalls noch erinnern. Man referiert dann Ansichten und fügt mit seiner Arbeit lediglich eine weitere Ansicht hinzu. Lohnt sich nur, wenn man damit eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt.

    Ich denke nicht nur in Kategorien von kulturellem Kapital, akademischen Abschlüssen und Laufbahnen. Der akademische Betrieb interessiert mich nicht,

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  • Da kann man sagen: Das ist alles zu komplex. Um den Weg zu gehen, brauche ich das nicht. Das lenkt nur vom Wesentlichen ab. Zurück zur Leerheit. Zurück zur Einfachheit .Das ist ja durchaus legitim. Und dafür habe ich auch eine gewisse Sympathie. Andererseits halte ich das auch für zu kurz gegriffen. Da muss man aufpassen, dass man nicht auf der anderen Seite vom Pferd fällt, indem man zu sehr vereinfacht und das Ganze zu unterkomplex sieht.

    Bisher ist mir aber nicht deutlich geworden, wo jetzt konkret dein Problem mit "verursacht" ist. Kannst du das nicht mal auf den Punkt bringen? Wenn es iwoschon im thread stehen sollte, mach einen link dahin.

  • Ich bleibe dabei. Das Abhidharmakosabashya ist kategorial etwas anderes als Oma Ernas Vorliebe für Kirschmarmelade.

    Es ging nicht um die Vorliebe, sondern um die Erfahrung, die der Vorliebe zugrunde liegt.

    Und daher frage ich auch nach deiner Erfahrung, die deiner Vorliebe für das Abhidharmakosabashya begründet - immerhin 6 Bände mit fast 3000 Seiten - meine Anmerkungen dazu bezüglich Forschungsarbeit zielte auch in diese Richtung.

    Also - was hat dich dazu gebracht sich mit diesem Text zu beschäftigen?

    :zen:



  • Dann fang mal an und überwinde deine Faulheit.

    O.K., lassen wir MN2 und kehren wir zurück zum Thema Ursache, Bedingungen, Wirkungen.


    Ich habe meine Faulheit überwunden, zum Thema recherchiert und bin auf folgendes "Rätsel" gestossen:


    Wie ist die Ursache-Wirkung-Bedingungskette zwischen Kausalität und Wissenschaft ?

    Was ist zuerst da, Kausalität oder Wissenschaft ?


    Laut Kant ist die Kausalität ein

    (a) a-priori

    (b) synthetisches

    (c) Erkenntnis-Prinzip der Wissenschaft


    A-priori (a), weil die Kausalität nicht aus der Erfahrung stammt.

    Synthetisch (b), weil die Kausalität ohne Selbstwiderspruch geleugnet werden kann.

    Erkenntnis-Prinzip (c), weil ohne Kausalität Wissenschaft nicht möglich ist.


    Ist somit ein Gedanke ("Es gibt Kausalität") Ursache und / oder Bedingung der Wissenschaft ?

    Inwieweit "passt" das aus Deiner Perspektive zur Lehre des Buddha ?


    Natürlich kann Kant sich geirrt haben.

    Und natürlich wissen wir nicht wirklich, was der Buddha gelehrt hat.

    Und natürlich ist das unweises Erwägen, weil Kant auf der Ebene des menschlichen Alltagsbewusstseins argumentiert, wenn auch auf einer sehr bemerkenswerten Stufe.

  • Wer sich mit Buddhismus beschäftigt und in einem Forum zu Buddhismus postet, dem unterstelle ich schon mal, dass da Kenntnisse vorhanden sind.

    Das sagt meine Freundin auch immer, wenn auch nicht in Bezug auf Buddhismus.

    Mensch, JoJu91, kannst Du die einfachsten Dinge nicht selber herleiten, muss ich Dir alles erklären ?


    Meine Mutter meinte vor sehr langer Zeit:

    Mann, JoJu91, von welchem Planeten haben sie Dich denn hergebeamt ?

    Oder bist Du im Wald unter wilden Tieren aufgewachsen ?


    Meiner Freundin antworte ich dann öfter mal:

    Leite doch Deine nächste Steuererklärung mal selber her, kannst Du nicht mal ein ELSTER-Formular ausfüllen.


    :cry:

  • A-priori (a), weil die Kausalität nicht aus der Erfahrung stammt.

    Synthetisch (b), weil die Kausalität ohne Selbstwiderspruch geleugnet werden kann.

    Erkenntnis-Prinzip (c), weil ohne Kausalität Wissenschaft nicht möglich ist.


    Ist somit ein Gedanke ("Es gibt Kausalität") Ursache und / oder Bedingung der Wissenschaft ?

    Inwieweit "passt" das aus Deiner Perspektive zur Lehre des Buddha ?

    Kant hat recht. doch er zieht nicht den letzten Schluss.

    Buddha macht den letzten Schritt: A-priori (a), weil die Kausalität nicht aus der Erfahrung stammt.

    Buddha sieht Erfahrung als mit dem Körper gemachte Erfahrungen. Diese Erfahrungen sind, dass nie eine Wirkung bestimmt werden kann, also gibt es auch keine Kausalität, es mag Ursachen geben und aufgrund der Ursachen Handlungen, aber nie eine genau vorhergesagte Wirkung.


    Im Doppelspaltexperiment ergibt das, was ich messe, das Ergebnis, die Wirkung existiert einfach nicht ohne Messung, also weiß man auch nicht, wie die Wirkung ist, ohne Messung.

    Schrödingers Katze ist weder tot noch lebend, da sie vor meiner Messung, Sicht, verborgen ist, existiert die Katze nicht nur der Kasten.

    Vom Kasten weiß ich, dass er weder tot noch lebend ist, von der Katze, welche Katze?


    aus dem Zen: Meister und Schüler stehen vor einem Sarg. Der Schüler klopft auf den Sarg und fragt den Meister: Lebt das oder ist das tot. Der Meister schweigt.

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  • Also - was hat dich dazu gebracht sich mit diesem Text zu beschäftigen?


    Bisher ist mir aber nicht deutlich geworden, wo jetzt konkret dein Problem mit "verursacht" ist. Kannst du das nicht mal auf den Punkt bringen?

    In der eigene Praxis stoße ich immer wieder auf Muster, bei denen ich mich frage, wie ich an diesen arbeiten kann. Ist mein Ziel sie aufzulösen oder Gegenmittel zu finden und sie zu bekämpfen? Oder eher sie zu anzunehmen und mit den damit verbundenen Gedanken und Gefühlen zu sein, um sie zu integrieren? Oder geht es darum ihre wahre Natur zu erkennen? Das sind jetzt Fragen, die aus der Praxis kommen.


    Was hat das mit Ursachen zu tun? Zum einen ist mit dem Konzept der Ursache eng verbunden die Frage wie kleshas / hinderliche Formationen in unserem Geist entstehen und wie wir mit ihnen arbeiten können. Die ganze Frage nach den karmischen Spuren und Wirkungen hängt da mit dran. Generell auch die Frage wie unser Geist eigentlich funktioniert.

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  • Um an die Diskussion anzuknüpfen, zitiere ich mal Helmut

    Da finde ich Vasubandhus Zusammenfassung zu sechs Ursachen hilfreicher. So schreibt er im Abhidharmakosa:


    Zitat

    Wirkursache, Gemeinsam-entstehende, Gleichartige, Bewussthaft-übereinstimmende, Kontinuierliche und solche für Vollständig-Reifendes: Diese sechs Arten von Ursachen werden postuliert.

    (Abhidharmakosa, II, 49a-d)


    Die Bezeichnungen sind natürlich nicht unbedingt selbsterklärend.

    Ich habe versucht diese einzelnen Ursachen verständlicher zu machen anhand von Beispielen und Erklärungen. Bisher habe ich die Wirkursache, die gleichzeitig-existierende (gemeinsam entstehende) Ursache und die zusammenhängende (übereinstimmende) Ursache näher beleuchtet. Und Unterschiede zu dem Verständnis von "Ursachen" im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Naturwissenschaft aufgezeigt.


    Da könnten wir anknüpfen, um zum Thema zurück zu finden.

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  • In der eigene Praxis stoße ich immer wieder auf Muster, bei denen ich mich frage, wie ich an diesen arbeiten kann. Ist mein Ziel sie aufzulösen oder Gegenmittel zu finden und sie zu bekämpfen? Oder eher sie zu anzunehmen und mit den damit verbundenen Gedanken und Gefühlen zu sein, um sie zu integrieren? Oder geht es darum ihre wahre Natur zu erkennen? Das sind jetzt Fragen, die aus der Praxis kommen.

    Die gedanklichen und emotionalen Muster aufgeben oder auflösen, bei mir klappt das nicht.


    Gegenmittel anwenden ?

    Ich nenne die inneren negativen Muster in christlicher Terminologie oft den "Versucher".

    Und hier hilft bei mir manchmal aggressives Beschimpfen und Verfluchen dieses Versuchers.

    Hier sind die übelsten Flüche und Schimpfworte erlaubt.

    Hier kann ich meine Agressionen voll austoben.

    Natürlich nicht in der Öffentlichkeit, im Geiste genügt.

    Ich stelle mir z.B. vor, ich stehe ihm im Westernduell mit dem Colt gegenüber.

    Oder im Boxring.

    Das macht sogar richtig Spass.


    Aber im Ernst:

    Die wahre Natur der Gedanken und Emotionen zu erkennen ist die kraftvollste Methode.


    Die Qualität von dukkha hängt bei mir schon vom Bewusstseins-Stand ab.

    Situationen, unter denen ich als junger Mann extrem gelitten habe, finde ich oft heute sogar interessant und belebend. Da ist kein dukkha mehr, es ist nur noch eine Herausforderung.


    Aber ich habe das Gefühl, das Leben gönnt mir keine langen Pausen und schickt immer schwierigere Aufgaben, die dann schon noch eine grosse Portion echtes dukkha in sich haben.


    Winston Churchill sagte:

    "Das ist Leben ist ein verdammtes Ding nach dem nächsten ..."

    Wobei Sir Winston interessanterweise gerade dann von seinen Dämonen und Depressionen (seinen "black dogs") heimgesucht wurde, wenn gerade mal kein verdammtes Ding zu lösen war.

  • Ich habe versucht diese einzelnen Ursachen verständlicher zu machen anhand von Beispielen und Erklärungen. Bisher habe ich die Wirkursache, die gleichzeitig-existierende (gemeinsam entstehende) Ursache und die zusammenhängende (übereinstimmende) Ursache näher beleuchtet. Und Unterschiede zu dem Verständnis von "Ursachen" im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Naturwissenschaft aufgezeigt.


    Da könnten wir anknüpfen, um zum Thema zurück zu finden.

    Noch einmal zurück zum buddhistischen Verständnis von Ursachen und Bedingungen. Das Abhidhamma-Geraffel ist wieder nicht sehr hilfreich, weil es im Suttapitaka schlicht darum geht zu zeigen, dass es eben nicht "die (eine) Ursache" für irgendwas gibt, sondern immer mehrere Bedingungen (und zwar mehr als 2) eintreten müssen, dass irgendwas passiert. Wäre dem nicht so, gäbe es entweder einen unendlichen Regress oder quasi eine "letzte" Ursache, entweder in einem "atta" in sich selbst oder außerhalb liegend.
    Die "Reihe" von Paticcasamuppada ist also keine Kette, auch kein Kreis oder eine Zwiebel, sondern ein Nexus, ein schönes Bild ist das "Brahmanetz" aus den Lankavatara-Sutra.
    Die "Zwölfgliedrige" Form von Paticcasamuppada ist übrigens auch ein erst später entstandenes Konstrukt, dem Systematisierungszwang der Abhidammas geschuldet. In den Sutten kommt man oft mit weniger Giedern und anderen "Eintrittspunkten" aus. Was im Sachzusammenhang auch eher einleuchtend ist.

    Das stimmt wohl ziemlich mit den modernen Auffassungen von Kausalität überein, wenn gleich es in der wissenschaftlichen Praxis ziemlich üblich ist, die Zahl der Bedingungen methodisch zu begrenzen. Das ist aber kein Widerspruch, sondern nur Methodik.

    Einmal editiert, zuletzt von Metta ()

  • Ich habe versucht diese einzelnen Ursachen verständlicher zu machen anhand von Beispielen und Erklärungen. Bisher habe ich die Wirkursache, die gleichzeitig-existierende (gemeinsam entstehende) Ursache und die zusammenhängende (übereinstimmende) Ursache näher beleuchtet. Und Unterschiede zu dem Verständnis von "Ursachen" im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Naturwissenschaft aufgezeigt.


    Da könnten wir anknüpfen, um zum Thema zurück zu finden.

    Noch einmal zurück zum buddhistischen Verständnis von Ursachen und Bedingungen. Das Abhidhamma-Geraffel ist wieder nicht sehr hilfreich, weil es im Suttapitaka schlicht darum geht zu zeigen, dass es eben nicht "die (eine) Ursache" für irgendwas gibt, sondern immer mehrere Bedingungen (und zwar mehr als 2) eintreten müssen, dass irgendwas passiert.

    In welchen Abhidharma-Schriften, die du dir als Geraffel abqualifizierst, steht denn, dass eine Wirkung nur aus einer einzigen Ursache entsteht?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • In welchen Abhidharma-Schriften, die du dir als Geraffel abqualifizierst, steht denn, dass eine Wirkung nur aus einer einzigen Ursache entsteht?

    Wo habe ich das behauptet? Kann mich nicht erinnern.

    Zum Abhiddhamma: Es ist schon im Sutten/Sutra-Studium nicht leicht, den Wald vor Bäumen zu sehen, und das wird durch die Abhidhammas nur verstärkt. Was du nicht aus deiner eigene Praxis (und der Sutten/utras) für Dein Erwachen ziehen kannst, wird dir auch nicht durch die Abhiddhammas klarer.

  • Das Abhidhamma-Geraffel ist wieder nicht sehr hilfreich, weil es im Suttapitaka schlicht darum geht zu zeigen, dass es eben nicht "die (eine) Ursache" für irgendwas gibt, sondern immer mehrere Bedingungen (und zwar mehr als 2) eintreten müssen, dass irgendwas passiert.

    Beziehst du dich hier auf diese Aussage von Leonie ?

    Buddha geht - im übrigen wie alle wissenschaftlich Interessierten - zunächst von der Wirkung aus - geht ja auch nicht anders, denn die Wirkung ist ja das, was erfahren wird. Bei Buddha geht es um dukkha als Wirkung.

    Dann fragt er nach der Ursache dieser Wirkung. Und da gibt es offenbar nur eine Ursache. Als er das nun heraus gefunden hatte, interessierte ihn nur noch der Weg, der zur Beendigung der Wirkung führt.

    oder auf die generelle Vorstellung einer einzigen - vielleicht sogar letzten - Ursache?


    Dass das abhängige Entstehen eher als ein Netz von Ursachen zu verstehen ist und multikausale Verursachung eher die Regel als die Ausnahme bildet, finde ich plausibel.

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  • Das stimmt wohl ziemlich mit den modernen Auffassungen von Kausalität überein, wenn gleich es in der wissenschaftlichen Praxis ziemlich üblich ist, die Zahl der Bedingungen methodisch zu begrenzen. Das ist aber kein Widerspruch, sondern nur Methodik.

    Welche moderne Auffassung meinst du? Da gibt es ja immer noch Diskussionsbedarf - sogar in den Naturwissenschaften.

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  • In den Sutten kommt man oft mit weniger Giedern und anderen "Eintrittspunkten" aus. Was im Sachzusammenhang auch eher einleuchtend ist.

    Könntest du dafür konkrete Beispiele aus den Sutten verlinken?

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    Einmal editiert, zuletzt von Maha ()

  • Beziehst du dich hier auf diese Aussage von Leonie ?

    Nein.

    oder auf die generelle Vorstellung einer einzigen - vielleicht sogar letzten - Ursache?

    Genau.

    Welche moderne Auffassung meinst du? Da gibt es ja immer noch Diskussionsbedarf - sogar in den Naturwissenschaften.

    Ich bin ja selbst Naturwissenschaftler. Es ist klar, dass komplexen Phänomenen ein komplexes Bedingungsgefüge zugrunde liegen muß. Die Naturwissenschaft hat sich zunächst damit geholfen, Systeme im "Gleichgewicht" mit einer dominierenden Ursache zu beschreiben, und dabei von andern (wichtigen) Bedingungen zu abstrahieren, klassisch: Vernachlässigung von Reibungskräften bei Bewegungsgesetzen.
    Das geht aber bei bestimmten Systemen nur eingeschränkt oder überhaupt nicht: z.B. Wettermodelle.

    Könntest du dafür konkrete Beispiele aus den Sutten verlinken?

    ich beziehe mich hier auf http://www.palikanon.com

    DN15 https://palikanon.com/digha1/dn15.html

    SN36.6 https://palikanon.com/samyutta/sam36.html#s36_6

    S.12.24. https://www.palikanon.com/samyutta/sam12_30.html#s12_24

  • Wenn du dich durch das ganze SN 12 gekämpft hast, wird dir der Unsinn des Abhidhamma auffallen und du lässt die Finger von diesem Wirrwarr der Systematisierungen.

    Da sind die Wahrnehmungen offenbar sehr unterschiedlich. Ich nehme die Darstellung im Abhidharmakosabashya als sehr strukturiert und verständlich wahr.


    Diese Einschätzung teilten anscheinend auch andere:


    Seit seinem Erscheinen wurde es als Standardlehrbuch für das Verständnis nicht nur der Abhidharma-Lehren, sondern aller grundlegenden buddhistischen Lehren im Allgemeinen verwendet.


    Von Paramartha 563 n. Chr. und von Hsuan-tsang 651-654 n. Chr. ins Chinesische übersetzt, berichtet uns Hsuan-tsangs Schüler P'u-Kuang, dass das "Abhidharmakosa-Bhasya" in Indien als "Buch der Intelligenz" gepriesen wurde. Auch in China, Japan und im Fernen Osten wurde das Kosa allgemein als Lehrbuch von grundlegender Bedeutung für buddhistische Studien hoch geschätzt.


    Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ich halte mich als Basis, ob etwas gut aus den Reden des Buddha interpretiert, geordnet ist an die angegebene Rede. Ist keine angegeben, hat es keine Relevanz für mich, ist nur Gerede, eigene Lehre.

    Beispiel: „Buddha sprach nicht nur zu Mönchen und Nonnen.“, Fritz Schäfer.

    Das ist ein fettes Buch. Ich glaube nicht, Fritz Schäfer! Aber er gibt die Fundorte der Reden an und die habe ich nebenbei auch gelesen. Hat verdammt lange gedauert, bis ich den Schmöker durch hatte. Danach hatte ich wenigstens eine einigermaßen klare Idee der Lehre des Buddha und dadurch gab ich jede Schule des Buddhismus auf und bestand auf dem einen Fahrzeug und nicht auf den Spuren anderer.

  • Die gedanklichen und emotionalen Muster aufgeben oder auflösen, bei mir klappt das nicht.

    Ich bin dran. Auch kleine Erfolge sind schon sehr gut, sage ich mir. Das Muster wahrnehmen. Das Muster annehmen (mich nicht dafür runter machen oder selbst bemitleiden). Und das Muster unterbrechen oder zumindest eindämmen. Wenn mir das gelingt bin ich schon ganz froh. Die Ursachen für die Muster sind oft tieferliegend.


    Man kann natürlich auch versuchen, den Mustern mit der "Leerheits-Keule" eins überzuziehen. Für mich funktioniert das nicht.


    Ich denke auch, dass zunächst die Suche nach Ursachen oder die Anwendung einer Methode zur Veränderung der Muster für mich nicht so funktioniert. Erstmal geht es für mich um Selbstmitgefühl.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Die Wirkungen des eigenen Handelns als meine eigene Wirkungen zu erkennen, ist ein Weg den ich gefunden habe.

    Mein Ansatz war, wie habe ich gehandelt. Die Wirkungen zu vermindern, die mein Denken beeinflussten. Durch mein Handeln waren die Ursachen und das Bewirkte schon vergangen.

    Mein Ich war aber immer noch mit Bewerten und Beurteilen beschäftigt. Selbstmitleid, Selbstvorwürfe, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben.