Bedingungen und Ursachen

  • Oh Gott,

    wo soll das hinführen?

    Du scheints ja nicht so überzeugt zu sein von der Idee! (:


    Ich hoffe, dass es zu einem besseren Verständnis der Rede von Ursachen und Bedingungen führt.


    So wie ich es verstehe, ist alles, was hier aufgezählt wird, das Ergebnis von Karma. Daher hätte es ein karmisches Resultat, obwohl es rein ethisch betrachtet neutral erscheint.

    Bei Berzin findet sich eine Aussage dazu. Er sagt, dass nur die wirkenden Ursachen und die reifenden (Vergeltungs-) Ursachen und die wirkenden Ursachen karmische Ursachen sind, alle anderen haben mit dem Funktionieren des Geistes zu tun,


    Das sind also die sechs Arten von Ursachen. Daraus können wir erkennen, dass es neben dem Karma zahlreiche verschiedene Arten von Ursachen dafür gibt, was wir erfahren. So sind die Elemente eines materiellen Objektes keine karmische Ursache dafür. In dieser Auflistung sind die karmischen Ursachen auf die reifenden Ursachen und einen Aspekt der wirkenden Ursache begrenzt. Der Rest dieser Ursachen haben etwas damit zu tun, wie störende Emotionen sich weiter fortsetzen und wie die verschiedenen Aspekte unserer geistigen Phänomene tatsächlich funktionieren.


    Ich fange mal mit der wirkenden Ursache an.


    Kārana-hetu - Wirksame Ursache


    • umfassendster und generellster Ursachenbegriff
    • als wirksame Ursache gilt alles was nicht hinderlich ist zur Entstehung eines dharmas
    • ein bedingtes dharma hat alle dharmas außer sich selbst zur wirksamen Ursache

    Das heißt für die Pflanze ist theoretisch alles eine wirksame Ursache außer die Pflanze selbst. Es gibt dann noch die oben schon erwähnte Unterscheidung zwischen machtvoll wirkenden Ursachen und nicht machtvoll wirkenden Ursachen. Der Same der Pflanze ist eine machtvoll wirkende Ursache. Der Raum eine nicht machtvoll wirkende Ursache. Dieses Beispiel von der Pflanze wird häufig genannt. Und in der Regel werden Erde, Sonne, Regen usw, als Bedingungen betrachtet. Hier sind sie nicht machtvoll wirkende Ursachen.


    Ebenso wäre für die Pflanze meine Zahnbürste eine wirkende Ursache solange sie für das Entstehen der Pflanze nicht hinderlich ist - bzw. nach Asanga sogar dann. Und das obwohl meine Zahnbürste mit der Pflanze im Grunde genommen rein gar nichts zu tun hat - sie ist aber auch nicht hinderlich für ihre Entstehung.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Aber wahrscheinlich macht es mehr Sinn sich Beispiele aus dem Bereich der mentalen Faktoren und deren kārana-hetu - wirksamer Verursachung - im Sinne von mitwirkender oder unterstützender Verursachung von dharmas anzuschauen. Die Glieder der Kette des abhängigen Entstehens können auch als kārana-hetu aufgefasst werden.


    z.B. verursacht Unwissenheit als eine der drei unheilsamen Wurzeln die Geistesformationen (saṅkhāra) mittels entscheidender (mitwirkender) Verursachung.


    Die Auffassung, dass kārana-hetu auch nicht-hinderliche Faktoren miteinschließt, ist wohl eine Spezialität der Vaibashika-Schule.

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  • Difference between 'hetu' and 'karana': Significance and symbolism

    Zitat

    Der Unterschied zwischen „Hetu“ und „Karana“ in Vyakarana unterstreicht ihre unterschiedlichen operativen Rollen. „Hetu“ bezieht sich auf die Ursache oder den Zweck einer Handlung, während „Karana“ sich auf das Instrument oder die Mittel bezieht, die zur Ausführung dieser Handlung erforderlich sind. Diese Unterscheidung ist wichtig, um die Dynamik zwischen dem Grund, etwas zu tun, und den zur Erreichung des Ziels verwendeten Mitteln zu verstehen, da sie ihre individuellen Auswirkungen innerhalb des Handlungsprozesses betont.

  • Sahabhū-hetu - gleichzeitig existierende (simultane) Ursache

    • von den Sarvastivadins neu entwickelte Kategorie
    • simultane Ursachen sind gegenseitig Effekt voneinander
    • z.B. die Vier Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft) sind simultane Ursachen voneinander
    • z.B. Gedanken und Gedanken-Begleiter (cittānuvarttin)
    • Bild von drei Stöcken, die sich gegenseitig stützen

    Mit den Atomen sind denke ich die vier Elemente gemeint, deren Zusammenwirken notwendig ist, damit Materie entsteht.

    Im Gegensatz zum üblichen Verständnis einer kausalen Beziehung, in der die Ursache der Wirkung vorausgeht, entstehen hier die Ursachen gleichzeitig und sind wechselseitig voneinander abhängig. Es ist ein paradigmatisches Konzept für die wechselseitige Abhängigkeit.

    Es gibt anscheinend eine abweichende Definition, wenn es darum geht, dass die simultanen Ursachen denselben Effekt haben, was ja was anderes ist als wechselseitig voneinander abhängig zu sein.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Aber auch wenn ich die einzelnen Definitionen verstehe, verstehe ich überhaupt nicht, wozu diese Kategorien dienen sollen.


    Wenn man den Zweck einer Unterteilung nicht kennt, läßt die einen verwirrt zurück. Ich muß an die Aufteilung der Tiere in Borges chinesische Enyklopädie denken:

    Für was brauche ich die Kategorie sich gegenseitig bedingender Ursachen?

  • Was Maha mit gleichzeitig existierenden Ursachen meint, ist wohl das was ich unter der Bezeichnung wesensgleiche Verbindung kenne. Genau genommen gibt es gleichzeitig bestehende Ursachen nicht, die gegenseitig voneinander Effekt sind. Ursachen stehen nur mit Wirkungen in Beziehung.


    Es gibt aber Phänomene, die nur gleichzeitig existieren ohne gegenseitig Ursache füreinander zu sein. Zwischen ihnen besteht eine wesensgleiche Beziehung.


    Diese wesensgleiche Verbindung zwischen Phänomenen ist durch drei Aspekte definiert:

    • Die verbundenen Phänomene sind wesensgleich
    • Die verbundenen Phänomene sind verschieden
    • Wenn das eine Phänomen nicht existiert, kann auch das andere notwendigerweise nicht existieren

    Das abhängige Bestehen lässt sich nicht auf die kausale Ursache-Wirkung-Beziehung reduzieren. Die wesensgleiche Verbindung ist eine nicht-kausale Beziehung zwischen Phänomenen. Mit der Erkenntnis der wesensgleichen Verbindung vertieft man das Verständnis des abhängigen Bestehens und dies hilft, die Ansicht, dass die Phänomene ein Eigenwesen hätten, zu schwächen und zu reduzieren.


    Ein typisches Beispiel für die wesensgleiche Verbindung ist die Beziehung zwischen dem Ganzen und seinen Teilen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Aber auch wenn ich die einzelnen Definitionen verstehe, verstehe ich überhaupt nicht, wozu diese Kategorien dienen sollen.


    Wenn man den Zweck einer Unterteilung nicht kennt, läßt die einen verwirrt zurück. Ich muß an die Aufteilung der Tiere in Borges chinesische Enyklopädie denken:

    Das sind eben die Kategorien, die in der buddhistischen Philosophie entwickelt und diskutiert wurden. Sie wurden ursprünglich entwickelt, um das abhängige Entstehen, das Funtionieren des Geistes und die Entstehung von Karma besser zu verstehen vermute ich.


    Aus heutiger Sicht mag der Eindruck entstehen, dass hier Dinge zusammengewürfelt wurden, die nicht zusammen gehören. Wir blicken eben aus einer modernen funktional differenzierten Gesellschaft mit einem ausdifferenzierten Wissenschaftssystem auf diese alten philosophischen Texte und Überlegungen. Man muss sich klarmachen, dass es damals keine Naturwissenschaften, keine Sozialwissenschaften und keine Psychologie gab. Diese Unterscheidungen wurden erst relativ spät entwickelt.


    Was Mabli mit gleichzeitig existierenden Ursachen meint, ist wohl das was ich unter der Bezeichnung wesensgleiche Verbindung kenne. Genau genommen gibt es gleichzeitig bestehende Ursachen nicht, die gegenseitig voneinander Effekt sind. Ursachen stehen nur mit Wirkungen in Beziehung.

    Ich meine schon Ursachen, so werden sie in den alten Texten und auch bei Berzin und anderswo bezeichnet. Als sahabhū-hetu, wobei hetu für Ursache oder Grund steht.


    Weiter oben wurde auch das Beispiel von Vater / Sohn für die gleichzeitig existierende Ursache genannt. Das finde ich interessant, weil es sich ja um eine (Verwandtschafts-)Beziehung handelt. Sohn und Vater stehen in dieser Beziehung und begründen sie durch ihre Existenz, Der Sohn macht den Vater zum Vater und der Vater den Sohn zum Sohn.

    Das abhängige Bestehen lässt sich nicht auf die kausale Ursache-Wirkung-Beziehung reduzieren. Die wesensgleiche Verbindung ist eine nicht-kausale Beziehung zwischen Phänomenen.

    Ja, wenn man das moderne naturwissenschaftliche Verständnis von Kausalität anlegt, dann ist das nicht kausal. nichtsdestotrotz wurde diese Art der Beziehung in der buddhistischen Philosophie unter der Kategorie der Ursache behandelt. Das kann man überall nachlesen.

    Für was brauche ich die Kategorie sich gegenseitig bedingender Ursachen?

    Manchmal weiß ich auch nicht wozu ich etwas brauchen kann, wenn ich mich damit beschäftige. Ich finde es einfach spannend und gehe dem nach. Die KI Norbu sagt folgendes zur Praxisrelevanz von sahabhū-hetu:

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Der Haken bei Nagarjuna ist in dem folgenden Text des MMK zu finden, er verwirft jede dieser Ursachen als nicht real. Diese Aufzählung der Ursachen anderer Philosophen nutzt er, um sie ihnen um die Ohren zu hauen. Man muss nur weiterlesen, um zu erkennen, dass es keinen Grund gibt, sich um Ursachen zu kümmern, deren Quelle niemand erkennen kann.

  • Der Haken bei Nagarjuna ist in dem folgenden Text des MMK zu finden, er verwirft jede dieser Ursachen als nicht real. Diese Aufzählung der Ursachen anderer Philosophen nutzt er, um sie ihnen um die Ohren zu hauen. Man muss nur weiterlesen, um zu erkennen, dass es keinen Grund gibt, sich um Ursachen zu kümmern, deren Quelle niemand erkennen kann.

    Das trifft nur dann zu, wenn man Nagarjuna bzw das MMK als das Maß aller Dinge betrachtet. 😎

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    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Der Haken bei Nagarjuna ist in dem folgenden Text des MMK zu finden, er verwirft jede dieser Ursachen als nicht real. Diese Aufzählung der Ursachen anderer Philosophen nutzt er, um sie ihnen um die Ohren zu hauen. Man muss nur weiterlesen, um zu erkennen, dass es keinen Grund gibt, sich um Ursachen zu kümmern, deren Quelle niemand erkennen kann.

    Das trifft nur dann zu, wenn man Nagarjuna bzw das MMK als das Maß aller Dinge betrachtet. 😎

    Und, wenn man mit der De-Ontologie Nagarjunas nicht klar kommt.

    :zen:



  • Ich habe die Norbu-ai.org mal nach der Bedeutung von hetu gefragt. Das kam dabei rum:

    Das zeigt m.E., dass die Diskussion um Ursachen (hetu) in der buddhistischen Philosophie ein sehr weites Bedeutungsfeld umfasst, von Gründen, Begründungen, logischen Schlüssen bis hin zu Handlungsmotiven.


    Das enge moderne Verständnis von naturwissenschaftlich verstandener Kausalität ist von diesem weiten Bedeutungsfeld weitgehend abgeschnitten. Daher entstehen m.M.n. bei der Diskussion um Ursache und Wirkung häufig Missverständnisse und man redet aneinander oder an der Sache vorbei.


    Wenn man über Ursache und Wirkung in der buddhistischen Philosophie nachdenkt und diskutiert muss man den Raum der Gründe, die logischen Begründungen und die psychologischen Motive einbeziehen und sich von einem engen Verständnis der kausalen Verursachung lösen.


    Das ist mein Plädoyer für eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Arten von Ursachen in der Abhidharma-Philosophie. :)

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    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • MMK aus dem Chinesischen. Von Deepl erstellt.


    1. Alle Dharmas entstehen nicht von selbst oder durch andere. Sie haben nicht beides, kein Entstehen und kein Vergehen. Daher wissen wir, dass es kein Entstehen gibt.


    Alle tatsächlichen Dinge entstehen nicht aus sich selbst oder durch Dinge. Kein Ding erzeugt ein Ding, alle Dinge sind individuelle Dinge, die keine weiteren Eigenschaften haben als zu sein, wie sie sind.


    Ein Quark erschafft kein anderes Quark und wird nicht von einem anderen Quark erzeugt. Ein Quark hat kein Entstehen oder Vergehen, es ist immer nur ein Quark, wenn es gemessen ist. Weil das so ist, wissen wir, dass nur Erscheinen/Da-Sein/Da-War erkennbar ist, aber ein Erscheinen können wir nicht erkennen. Wir können Verwandeln erkennen, doch das ist nur das Erscheinen von Teilchen und Strahlung, wobei, was bewirkt erkennbare Strahlung, wenn sie kein Quark mehr ist?


    Es müssen also Pro-Quarks sein, denn sonst könnten wir Quarks nicht erkennen, doch die Ursache von Quarks sind bisher nur Vermutungen. Die Ursache von Quarks ist nicht zu finden, auch wenn Pro-Quarks gefunden werden. Bleibt das Problem der ersten Ursache. Die Erscheinung sind also Quarks, deren Ursache nicht erkennbar ist. Es kommt noch schlimmer, wir können auch nicht die Ursache von Dingen erkennen, die aus Quarks zusammengesetzt sind, einzig wissen wir, dass die Dinge so erscheinen, wie sie sind, ihre Eigenschaften.


    Wir kennen Quarks und ihre individuellen Eigenschaften, sogar, wie sie in zusammengesetzten Dingen angeordnet sein müssen, deshalb wissen wir das alle Dinge aus Quarks zusammengesetzt sind und das alle tatsächlichen Dinge tatsächlich den Bedingungen entsprechen müssen:


    „Alle Dharmas entstehen nicht von selbst oder durch andere. Sie haben nicht beides, kein Entstehen und kein Vergehen. Daher wissen wir, dass es kein Entstehen gibt.“


    Wie wirken Quarks zusammen, damit sie als tatsächliche zusammengesetzte Dinge existieren können? Es sind ihre bedingt durch unbekannte Ursachen seienden Eigenschaften. Ausschließlich Dinge/Dharma sind von ihren Eigenschaften untrennbar.

    Durch diese, Eigenschaften, sind sie in wechselseitigen Abhängigkeiten, die sie weder wollten noch ablehnen können. Diese bedingten wechselseitigen Abhängigkeiten lassen Naturgesetze erscheinen.


    Von deren Ursache haben wir auch keine Ahnung, sie sind Nicht-Dinghafte individuelle Erscheinungen. Tatsachen ohne erkennbare Ursachen und Dinge, auch wenn wir wissen, dass sie durch die wechselseitigen Abhängigkeiten der Quarks erscheinen, können wir die erste Ursache der Naturgesetze nicht erkennen.


    Die wechselseitige Abhängigkeit der Dinge lässt die Naturgesetze erkennbar werden, doch die erste Ursache von Dingen oder Naturgesetzen kann nicht gefunden werden.

    Der Apfel fällt durch physikalisch genau erkennbare Gesetze vom Zweig.

    Doch will man die genaue Ursache von Apfel und physikalischen Gesetzen finden, scheitert man an der Philosophie (Nicht Beweisbar) der ersten Ursachen von Quarks und Naturgesetzen.

    .

    Das ganz Durchdringen des 1. Verses kann in Agonie oder in friedvolles Leben des mittleren Weges führen. Die Wahrheit, alles ist Geist- und sinnlos, ist die Agonie eines Suizidalen und des Depressiven.

    Ich bin immer nur Menschen begegnet, die mich von dieser Todesgrenze geholt haben, andere haben mich in ihrem Unwissen nur vom Abgrund weggestellt. Keine Weiser, kein Lehrer, wirklich, auch kein Buddha hat mir klar gesagt: Na klar, du hast vollkommen recht! Die Sonne scheint auch vollkommen sinnlos, bringt sie sich um?


    Nagarjuna steht wegen dieses 1. Verses bei mir über dem Buddha. Er hat mir meine Füße halb über die Abgrundkante gestellt und mir gezeigt, dass man super sicher auf dem Stahlseil des mittleren Weges tanzen kann, auch wenn dieses Seil nur aus aneinandergereihten Quarks besteht, ein Atomseil ist viel zu dick.


    Sämtliche folgenden Verse des MMK zerstörten alles durch Denken entstandene Meinen, Wissen, Wahrheit. Diese beruhen auf Konzepten, deren Grundlage nie letztlich bewahrheitet werden kann. Weisheit ist gegründet auf dem Wissen, dass es keine Sicherheit im Wissen gibt. Ich weiß sehr viele Tatsachen und auch, dass sie alle nicht gegründet werden können und doch mein ganzes Leben beeinflussen. Ein sich den Tatsachen verweigern und in Überwelten des Glaubenswollens abdriften ist krank zu werden, sich den schädigenden Zufällen ohne Schutz auszuliefern. Der Schutz ist die Gegenwart meines jetzt Lebens, ist vergehende Wahrheit und erscheinen von Wahrheit.


    Es muss erkannt werden, dass weder der Körper noch der Geist die Fähigkeit haben, die erste Ursache des Universums oder die des Bewusstseins/Naturgesetze (Buddhanatur?) erkennen können.

    Das ist die Befreiung: Im rechten Samadhi kann unmöglich gehandelt werden, auch nicht durch Denken, im Handeln kann keiner im rechten Samadhi sein.

    Im Samadhi kein Karma, im Karma kein Samadhi.

    Das führt unweigerlich zum Tun, ohne Ergebnisse/Früchte zu erzwingen.


    Ganz besondere :hug: an Leonie

  • Du argumentierst mit der Quantenphysik. Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung von Quantenphysik. Inwieweit Phänomene auf der Ebene der Quanten auch auf die Makroebene durchschlagen, kann ich daher nicht beurteilen.

    Ich weiß, dass die Quantentheorie in buddhistischen Kreisen oft begeistert aufgenommen wird, da hier einige strukturelle Parallelen zu der buddhistischen Sicht bestehen. Ich bin jedoch skeptisch, wenn die Quantentheorie als eine Art blackbox herangezogen wird, um die Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Phänomenen auf der Makroebene zu begründen. Ich kenne das von der Diskussion darüber, ob es einen freien Willen gibt. Befürworter konnten so den Determinismus mit Verweis auf die Quantentheorie zurückweisen:


    "Mag ja sein, dass der freie Wille auf einer beobachtbaren Ebene nicht haltbar/begründbar ist, aber wir wissen ja nicht, was auf der Quantenebene so los ist."


    Das überzeugt mich nicht so, muss ich sagen.


    Außerdem scheinst du auch wieder sehr stark in einem naturwissenschaftlichen Verständnis der "Verursachung" zu verharren. Jedenfalls schließe ich das aus deiner Rede von Naturgesetzen und physikalischen Gesetzen.

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    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Es war wirklich nicht nötig, dass du antwortest. Ich habe nicht erwartet, dass du das überhaupt lesen würdest und auch nicht, dass du es verstehst.

    Trotzdem Danke!

  • Nyanatiloka erklärt im seinem Buddhistischen Wörterbuch 24 Arten von Bedingheit. Das finde ich etwas unübersichtlich.


    Da finde ich Vasubandhus Zusammenfassung zu sechs Ursachen hilfreicher. So schreibt er im Abhidharmakosa:

    Zitat

    Wirkursache, Gemeinsam-entstehende, Gleichartige, Bewussthaft-übereinstimmende, Kontinuierliche und solche für Vollständig-Reifendes: Diese sechs Arten von Ursachen werden postuliert.

    (Abhidharmakosa, II, 49a-d)


    Die Bezeichnungen sind natürlich nicht unbedingt selbsterklärend.


    Die Wirkursache ist ja ein Phänomen, das von dem bewirkten Produkt substantiell verschieden ist und dessen Entstehung nicht behindert. In einem Kommentar heißt es dazu:

    Zitat

    Man nennt also etwas eine Wirkursache für ein Ding einfach von dem Gesichtspunkt her, dass es die Entstehung dieses Dings nicht behindert. Das muss nicht in jedem Fall eine echte Ursache sein. Denn eine Ursache eines Dings ist ja nach Definition das, wodurch dieses Ding hervorgebracht wird; die bloße Nicht-Behinderung der Entstehung des Dings ist nicht ausreichend, um von einer echten Ursache des Dings sprechen zu können.


    Anmerkung zum Begriff Ding: Im Kontext des Abhidharma werden den Dingen eine Eigennatur zugeschrieben. Ohne eine solche Eigennatur kann nach dieser Auffassung kein Ding existieren. Diese Sichtweise wird nicht von allen Dharma-Schulen geteilt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich habe nicht erwartet, dass du das überhaupt lesen würdest und auch nicht, dass du es verstehst.

    Trotzdem Danke!

    Ich musste schon etwas schmunzeln über deine Antwort. Und ich frage mich dann doch, warum du es in diesem Thread postest, wenn du davon ausgehst, dass es nicht gelesen geschweige denn verstanden oder gar beantwortet wird?


    Ist das dann noch im Sinn eines Forums zum Austausch von Gedanken? Oder heißt das `dann eher, jeder wirft seine Gedanken hier rein ohne irgendeine Resonanz zu erwarten oder zu geben?

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    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Und ich frage mich dann doch, warum du es in diesem Thread postest, wenn du davon ausgehst, dass es nicht gelesen geschweige denn verstanden oder gar beantwortet wird?

    Ich habe geschieben:

    Zitat

    Ich habe nicht erwartet, dass du das überhaupt lesen würdest und auch nicht, dass du es verstehst.

    Von den anderen oder Nicht-anderen erfahre ich nichts und erwarte ich auch nichts.

  • Und ich frage mich dann doch, warum du es in diesem Thread postest, wenn du davon ausgehst, dass es nicht gelesen geschweige denn verstanden oder gar beantwortet wird?

    Ich habe geschieben:

    Zitat

    Ich habe nicht erwartet, dass du das überhaupt lesen würdest und auch nicht, dass du es verstehst.

    Von den anderen oder Nicht-anderen erfahre ich nichts und erwarte ich auch nichts.

    Nachtrag: Ich argumentiere nicht mit der Quantenphysik und auch nicht mit Physik. Ich argumentiere mit Quarks und Dingen, also tatsächlichen Objekten.

  • Die Fragen nach Bedingungen und Ursachen lassen sich auch in der Innenschau ergründen und beantworten:


    Ein Gedanke (oder eine Emotion) ist vergangen.

    Gedankenlose Stille, wache Präsenz.

    Eine winzige geistige Bewegung.

    Aus der winzigen Bewegung wird ein neuer Gedanke, eine neue Emotion.

    Was ist die Ursache und Bedingung der winzigen geistigen Bewegung ?

    Wer hat sie geschaffen, wo von kommt sie her ?

    Wer bestimmt den Verlauf der nachfolgenden Gedanken und Emotionen ?


    :mediw: :medim:

  • Das ist ein guter Punkt. Wenn ich meine Gedanken beobachte stelle ich fest, dass sie oft assoziativ verbunden sind. Eine Gedanke führt zum nächsten über assoziative Verbindungen und so kann ein Strom von Gedanken entstehen, der mich mit sich mitreißt. Manchmal lassen sich in den Abfolgen der Gedanken wiederkehrende Muster oder Inhalte erkennen, die von bestimmten Gefühlen oder Stimmungen begleitet sind. Manchmal entstehen die Gedanken anscheinend aus den Gefühlen oder Stimmungen, manchmal führen die Gedanken anscheinend zu Gefühlen und Stimmungen.


    Mit einer naturwissenschaftlichen Auffassung von Kausalität könnte man versuchen diese Bewegungen auf Hirnzustände, neuronale Verknüpfungen und physiologische Vorgänge im Körper zurückzuführen.


    Man kann aber auch fragen, welche Bedeutung haben die Gedanken und Gefühle und die sich womöglich darunter verbergenden Muster. Was sind die Gründe dafür, dass ich diesen Mustern immer wieder folge. Und durch welche Ereignisse, Gedanken, Gefühle werden sie gestützt und ausgelöst.


    Das sind zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen derselben Sache. Ich hoffe es wird dadurch etwas klarer, was ich mit dem unterschiedlichen Verständnis von "Verursachung" meine.

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  • Auch wenn im Abhidharma eine allgemeine Daseinsanalye, die sowohl die äußere Welt in der wir leben als auch unsere inneren mentalen Prozesse umfasst, dargelegt wird, so sind die inneren mentalen Prozesse meines Erachtens bedeutsamer.


    Diese mentalen Prozesse, also Geist und Geistesfaktoren, kann man einmal untersuchen aus der Perspektive ihres abhängigen Entstehens. Ein Bewusstseinsmoment bringt den nächsten hervor. Der gegenwärtige Bewusstseinsmoment ist durch einen vorherigen Bewusstseinsmoment, der nun nicht mehr besteht, hervorgebracht worden. Der gegenwärtige Bewusstseinsmoment bringt einem zukünftigen Bewusstseinsmoment hervor, und dann besteht der gegenwärtige Bewusstseinsmoment nicht mehr. Das ist ein grundlegender Ursache-Wirkungs-Zusammenhang.


    Jeder Bewusstseinsmoment entsteht aber nur, wenn es mitwirkende Bedingungen gibt. Das sind die Geistesfaktoren. So ist jeder Bewusstseinsmoment immer mit den Faktoren Empfindung, Unterscheidung, Absicht, Berührung und Aufmerksamkeit verbunden. Darüber hinaus ist ein Bewusstseinsmoment mit weiteren Geistesfaktoren verbunden wie zum Beispiel heilsamen oder unheilsamen Geistesfaktoren.


    Wichtig ist im Abhidharma auch die Frage wie diese mentalen Prozesse und Faktoren zusammenhängen.


    Ein anderer Aspekt ist eben, sich mit den Inhalten unserer Gedankentätigkeit zu beschäftigen.. Und da ist ein wichtiger Punkt eben, wie erfassen wir in der Wahrnehmung die Objekte auf die unsere Wahrnehmung ausgerichtet ist? Und da geht es eben auch um gültige und nicht-gültige Erkenntnis.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich kann in der Meditation die Inhalte der Gedanken und Emotionen betrachten.

    Ich kann die Geistesfaktoren in ihrem Zusammenspiel betrachten.

    Aber wenn der letzte Gedanke und die letzte Emotion in der wachen Stille verschwunden ist und der nächste Gedanke und die nächste Emotion noch nicht entstanden, wohin sind dann die Geistesfaktoren verschwunden ? Was sind die Geistesfaktoren selbst ? Wer ist ihr "Schöpfer" ?


    :? :medim:

  • Aber wenn der letzte Gedanke und die letzte Emotion in der wachen Stille verschwunden ist und der nächste Gedanke und die nächste Emotion noch nicht entstanden, wohin sind dann die Geistesfaktoren verschwunden ? Was sind die Geistesfaktoren selbst ? Wer ist ihr "Schöpfer" ?


    :? :medim:

    Zwischen dem Vergehen des einen Gedanken und dem Entstehen des nächsten Gedankens besteht keine Lücke im Bewusstseinskontinuum. Der vergangene Gedanke und der neue Gedanke folgen direkt aufeinander und können allerdings recht unterschiedlich sein.


    Der erste Gedanke kann sich auf ein Erlebnis der Vergangenheit beziehen. Vergeht er, dann erfasst der direkt darauf folgende neue Gedanke vielleicht den Fluss des Atems und erfasst sein Ein- und Ausströmen. Die Geistesfaktoren verschwinden nicht und entstehen nicht mit dem nächsten Gedanken neu. Wenn ein Gedanke entsteht ist er immer mit Geistesfaktoren verbunden, weil Gedanke und Geistesfaktoren stets gleichzeitig bestehen, sie können nur gemeinsam existieren.

    Gruß Helmut


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