Frieden in der Familie

  • Guten Morgen,


    Wie wichtig ist Frieden in der Familie für einen buddhist. familie ist Gesellschaftlich die kleinste Einheit und Ausgangspunkt wie wir die Welt erleben.

    Seit dem ich Friede mit meinen Eltern gemacht habe, fühle ich mich viel besser.

    Ich kann auf der anderen Seite aber auch verstehen,wenn man unter gewissen Umständen mit seiner Familie bricht.wie kann man dann trotzdem ein positives Weltbild/Verhältnis zu seiner Umwelt bekommen.



    Ich wünsche euch einen schönen tag. Möget ihr ihn mit einem gesammelten Geist starten.


    Viele grüße Kaiman

  • Ich denke es ist kein Widerspruch Frieden mit der Familie zu machen und dabei den Kontakt abzubrechen oder auf das notwendigste zu beschränken.


    Genauso wie es heilsam sein kann, den Kontakt in der Familie zu halten und mit Gleichmut, Metta, Mitleid und mitfreude einen positiven Einfluss auf dass familienklima zu nehmen.


    Wie man das handhaben möchte und handhaben kann hängt sicher sehr von der Situation ab und auch von der persönlichen verfassung.


    Familie ist oft einer der schwierigsten Orte, weil wir in der Familie oft über Jahrzehnte bestimmte Verhaltensmuster eingeübt haben und sich bestimmte Abhängigkeiten und Rollenbilder festgesetzt haben. es kann schwer sein aus diesem “Drehbuch” auszusteigen, erst recht wenn die Familie daran festhält. Es kann hilfreich sein sich erst an anderen Konflikten achtsam “zu üben” mit Personen mit denen man nicht so eng verknüpft ist, bevor man Familien-Thematik angeht, erst recht in der Familie außerhalb des Haushalts.


    Innerhalb des Haushalts, also wenn man sich wirklich täglich sieht, wirken die positiven Früchte buddhistischer Praxis auch einfacher in die Gruppe zurück. Sprich, wenn ich nicht mehr auf 180 gehe wenn das Kinderzimmer mal wieder aussieht wie Sau, dann sind erzieherische Maßnahmen wie “lass uns das gemeinsam aufräumen” wesentlich beliebter beim Nachwuchs.

  • Innerhalb des Haushalts, also wenn man sich wirklich täglich sieht, wirken die positiven Früchte buddhistischer Praxis auch einfacher in die Gruppe zurück.

    Dem kann ich nur zustimmen! Zusätzlich hab ich sehr gute Erfahrungen mit dem Versuch gemacht, Dinge zu tun, weil sie richtig sind und getan werden müssen. Einen Gedanken in die Richtung „… dafür erwarte ich jetzt aber Dankbarkeit“ habe ich versucht auszublenden. Das Interessante ist, dass ich mich selbst viel besser abgrenzen kann - für mich erstmal ein unerwarteter Effekt. Unterm Strich hat das sicher so viel Entspannung gebracht wie meine Meditationspraxis an sich.

  • Der Begriff 'Familie' ist für mich ein unangenehmer Trigger gewesen, lange Zeit, denn meine Bedürfnisse und die Erwartungen der Familie klafften weit auseinander. Alle in meiner Herkunftsfamilie sind Akademiker, ich habe mich strickt geweigert, das wurde mir übel genommen. Damit waren unlösbare Konflikte vorprogrammiert und mein Aussteigen aus dem Familienverbund die Konsequenz. Der Weg mit Buddhas Lehren hat mir sehr geholfen, den Verlust zu überwinden und die Zuflucht in meinem inneren Selbst zu erleben. Heute habe ich Friede mit der von mir verlassenen Familie und vor allem mit mir und in mir selbst.


    Der Versuch eine eigene Familie zu gründen, mit Frau und Kind war mir nur von kurzer Dauer vergönnt, ich war noch so jung und unstet, Familie war mir keine Zuflucht. So habe ich Wert auf eigenständiges und selbstständiges Leben gelegt im sozialen Netzwerk, mit so wenig Abhängigkeiten (Anhaftungen) wie möglich und bin damit heute gesund und ausgeglichen.


    Bin so fit, dass ich meine sozialen Kontakte gestalten kann, ich habe es in der Hand und bin somit auf mitleidige Zuwendungen nicht angewiesen. Habe meine Wohnung mit allen Untermietern zum buddhistischen Kloster ausgerufen, die Sangha und ich bin selbst der Abt. Das ist die von mir kreierte Familie heute, sie ruht in mir.

  • Wie wichtig ist Frieden in der Familie für einen buddhist.

    Ich muss einfach erst mal fragen, damit ich keinen Unsinn schreibe (vielleicht! ;) ): Meinst Du Frieden *in* der Familie, oder den persönlichen Frieden *mit* der Familie?


    Frieden *mit* der Familie halte ich so essentiell auf dem Weg wie den Frieden mit allen Menschen. "Möge ich frei sein von Ärger und Groll" ist eine Formulierung einer Liebenden Güte Meditation. Und mit Metta hat das nur dann zu tun, wenn dieser Wusch un-bedingt ist.


    Ich habe mit Unterstützung von Therapie mit meinen Eltern Frieden geschlossen, und das hat unsere Beziehung und ihr Verhalten mir gegenüber revolutioniert. Plötzlich war alles einfach. Vorher war ich über-abgegrenzt und genervt, und meine Eltern dachten, ich schaue auf sie herab.


    Selbst in sehr schwierigen Situationan kann man seinen Eltern danken für das, was sie für einen getan haben (geboren, Wohnung, Essen, ...), auch wenn das manchmal sicher nicht leicht ist.


    Im "Notfall" eben:

    Ich denke es ist kein Widerspruch Frieden mit der Familie zu machen und dabei den Kontakt abzubrechen oder auf das notwendigste zu beschränken

    Denn: Frieden machen im buddhistischen Sinn heißt: Loslassen, und die Verstrickung auflösen. Sonst bleibt das negative aus der Beziehung mit den Eltern immer bestimmend, und das ist ja in der Regel das letzte, was man will.



    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich kann auf der anderen Seite aber auch verstehen,wenn man unter gewissen Umständen mit seiner Familie bricht.wie kann man dann trotzdem ein positives Weltbild/Verhältnis zu seiner Umwelt bekommen.

    Indem man versteht, wie und warum die familieninternen Probleme entstanden und den Kontakt nicht im Zorn und unversöhnlich abbricht.


    Die Ursachen durchschauen, kranke (Verhaltens-)Muster erkennen und schlussendlich allen vergeben, ist eine gute Grundlage dafür, anderen Menschen und der Welt möglichst unvoreingenommen (und nicht zu misstrauisch) zu begegnen.


    Als ich, im "zarten Alter" von Mitte 50, in einer Verhaltenstherapie saß und immer noch nicht mit meinen alten Eltern (die ich immer als übermächtig erlebte) zurechtkam, beschied mir die Therapeutin:

    "Ihre Eltern sind Narzissten - die werden Sie immer wieder verletzen. Am besten beschränken Sie den Kontakt auf das Notwendigste oder brechen ihn ganz ab."


    Noch heute wundere ich mich.... Ihr Negativbild von "Narzissten" war derart stark ausgeprägt, dass sie es anscheinend gar nicht in Betracht zog, mir zu helfen, nicht mehr "verletzt" zu sein... :?


    Wenn ich verletzt bin, habe doch "ich" das Problem, nicht meine Eltern, die einfach nur so reden und handeln, wie seit jeher...?!



    Durch die Praxis der - kurz darauf - "entdeckten" Buddha-Lehre, gelang es mir dann irgendwann, Frieden zu schließen, und in einem zwar regelmäßigen, aber nicht zu engen Kontakt mit meiner Herkunftsfamilie zu bleiben.


    Ich muss allerdings zugeben, dass es gelegentlich, wenn ich z.B. etwas "übersensibel" gestimmt bin und - besonders meine Mutter - "alte Wunden" aufreißt (meist unabsichtlich, ihr fehlt es oft schlicht an Empathie), schon noch zu einem, meist kurzen, Kränkungsgefühl/Verletztheitsgefühl kommt - dann ziehe ich mich zurück (ohne, wie früher, gereizt zu reagieren und "verbale Vergeltung" zu üben... ;) )



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

    Einmal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • Ich muss einfach erst mal fragen, damit ich keinen Unsinn schreibe (vielleicht! ;) ): Meinst Du Frieden *in* der Familie, oder den persönlichen Frieden *mit* der Familie?

    Gute Frage . Ich habe Frieden in der Familie gefunden. Ich glaube das ist ein gutes Ziel. Wenn das nicht geht , dann glaube ich ist es wichtig seinen persönlichen Frieden mit der Familie zu finden.


    Viele Grüße

  • Frieden mit und in der Familie habe ich gefunden, weil ich festgestellt habe, dass genetische Verwandtschaft nicht familiäre Bindungen bewirken dürfen, die über das sich selbst versorgen können, hinaus gehen. Meine Verwandten sind für mich jetzt Freunde, mit denen ich mich treffen kann oder sie sich mit mir.

  • Bin in einer Patchwork-Familie aufgewachsen, da standen die genetischen Bindungen nicht im Vordergrund. Das halte ich jedoch auch nicht für wesentlich. Herkunftsfamilie ist die Menschengruppe, in der man seine Kindheit verbracht hat, das prägt. Hat man gute Gründe aus diesem Verbund auszusteigen, sollte man es tun, denn es ist nicht so tragisch, man kann wunderbar durch neue selbstgewählte Beziehungen von der Kindheit loslassen. Dann ist zwar der Friede in der Herkunftsfamilie nicht möglich, aber um so besser mit der Familie durch Vergebung und Loslassen. Ich erlebe es heute als ein Gewinn in der selbstständigen Entwicklung.

  • Hier heißt es jedoch in erster Linie 'Frieden in der Familie' und wenn damit die Herkunftsfamilie oder die selbst gegründete Familie gemeint ist, kann ich dazu kaum etwas sagen, denn ich habe sie losgelassen, sowohl die Eine als auch die Andere. Jetzt lebe ich in der selbst organisierten Sangha als Familie und da hängt der Friede davon ab, wie reif die einzelnen Mitglieder mit den Konflikten umgehen können. Bei Kindern und Jugendlichen übernehmen die Bezugspersonen die Reife und können so auf den Frieden Einfluss nehmen. Sollten nicht lösbare Konflikte entstehen, ist es für den Frieden besser sich zu trennen und mit dem Verlust einen Umgang zu finden. Frieden in der Familie ist dann besonders schwierig, wenn verschiedene Interessen aufeinanderprallen und den Verantwortlichen es nicht gelingt für Ausgleich zu sorgen.