Glaube im Buddhismus

  • Wie auch bei alten sagenstoffen usw. viel Tiefe enthalten aber man muss auch aktiv Streu vom Weizen (Signal vom Rauschen) trennen.

    Aber ist nicht das Signal selber eine reichlich dubiose Sache? Die "tiefen Ebenen" des Menschen sind auch der Ort seiner tiefen Täuschungen, oder? Märchen, Sagen und Fantasy-Filme sind ja voll von solchen Archetypen: Der "strahlende muskelverpackte Held" - die "wunderschöne Frau"- "der weiße Alte" - "die böse Hexe". Und immer und immer wieder all die Monster und Untermenschen - betrügerische Zwerge - dumpfe Riesen - böse Vampire, Untote und andere Un- und Untermenschen.


    Während viele Epen ( sahen wir das Mahabharata ) ja stolz im archetypischen Geschehen schwelgen - Schlachten, Helden, Drama, ist Buddha ja für seine Zeit spröde, nüchtern und sachlich. Er hält wenig von Schauspiel, Musik und Unterhaltung weil viel davon für ihn einfach Sinneskitzel ist. Von daher denke ich steht er dem "Märchen" mit seinen Archetypen fern.

    Ich könnte mir vorstellen, dass man im Palikanon viele Archetypen und Anspielungen aus der indischen Kultur und Geschichte findet, die uns aber wenig sagen.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ich könnte mir vorstellen, dass man im Palikanon viele Archetypen und Anspielungen aus der indischen Kultur und Geschichte findet, die uns aber wenig sagen.

    Das ist ja die Herausforderung. Alle religiösen Texte enthalten solche Teile, aus den verschiedensten Gründen. Zum Beispiel as Anknüpfung an die Gesellschaft, wie auch void geschrieben hat. Oder um Leute bei der Stange zu halten, mit Drohungen bezüglich ihrer Wiedergeburt. Am Ende entstehen daraus einfach Anhaftungen.


    Und wir interpretieren die dann auch noch wild aus heutiger Sicht.


    Es spricht ja nichts dagegen, solche Teile der Texte zu lesen, wenn man das erbaulich findet. Ich lese zum Beispiel ab und zu die "Biographie" des Buddha von TNH. Aber es ist halt einfach nur eine erzählte Geschichte, in der auch buddhistische Lehre drin vor kommt.


    Gerade im Westen fanden ja viele Menschen zum Budhha, weil sie die Exotik und die Herkunftsländer angezogen haben. Und wegen der Idee, im Osten gebe es allgemein "echte Weisheit", sehr geheimnisvoll.


    Ein Teil der Praxis zur Überwindung von Dhukka werden sie dadurch nicht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Buddha ist für mich absolut nicht spröde und sachlich.


    Ich sehe viele Aussagen, die auf Phänomene hinweisen.


    Wenn der Buddha "sachlich" war, dann, um sich nicht in Esoterik zu verlieren, sondern klar die 4 Edlen Wahrheiten zu begreifen. Um diese zu begreifen, muss ich aber erstmal prüfen, ob das stimmt. Dieses Prüfen beginnt mit Glauben bzw. Vertrauen.


    Das ganze Leben, die Natur, Vergänglichkeit, Wiedererscheinen ... sind Wunder.

    Ohne diese Wahrnehmung, was ist dann Hingabe?

    Ohne diese Wahrnehmung, wie kann ich dann an Befreiung glauben?

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich könnte mir vorstellen, dass man im Palikanon viele Archetypen und Anspielungen aus der indischen Kultur und Geschichte findet, die uns aber wenig sagen.

    Da ist sicher was wares dran, gegeben dem Zeithorizont ist da sicher auch jede Menge drin was auch aus heutiger, indischer Sicht nicht verständlich ist, und - man bedenke die Nähe der indoeuropäischen Sprachen zueinander - manches mag ähnlicher sein als man manchmal denkt.


    Wie nah sind uns die Merseburger Zaubersprüche? Wie nah sind uns Illias und Odyssee? Wie nah die biblischen Erzählungen? Unsere Kultur wurzelt in diesen Erzählungen, hat sie immer wieder rezipiert, und doch sind sie uns auch sehr fremd.

  • Sie sind uns „fremd“, weil sie nicht mit der Realität des Lebens an sich im Einklang sind: Geistesgebäude, Gespensterschlösser, Labyrinthe, die unser Leben an sich zu Leiden an Irrealem macht.

    Wir sollen sie uns zu eigen machen, sollen ihnen glauben, sie wissen und verwirklichen, damit wir sicher den Weg zur Weisheit nicht finden können, denn das würde bedeuten frei zu werden, emanzipiert und das passt den „Reichen, Wissenden“ überhaupt nicht. Ein Herr wird nur Herr, wenn er die Gewalt anwendet, zu bestimmen, was wahr ist und den Menschen ihren Besitz raubt, um ihn abhängig von der Gnade des Herren zu machen.

    Buddhismus ist nur ein Reich von vielen.


    Das ist die Technik derer, die sozialistische/linke und kapitalistische/rechte Herrschaft anstreben, sie verteilen den Besitz, kein anderer benötigt mehr Besitz, weil alle genau das Gleiche bekommen, außer denen, die Gleicher gemacht werden. So wird man Herrscher, erst alles an sich reißen und dann den blöden Wählern das geben, was man ihnen gerade noch zubilligt „Bürgergeld“, die können ohnehin nicht mit Besitz umgehen.

    Ja, Wähler in heutiger Zeit, in der man keinen Tyrannen mit Waffenmacht mehr benötigt, das „Volk“ wählt heute freudig seine Abhängigkeit/Unfreiheit, keiner von ihnen kann jemals mehr behaupten: „Das habe ich gar nicht gewusst.“ Jeder kann sich nicht nur informieren, jeder wird informiert. Nicht hören wollen, ist nicht, nicht informiert worden zu sein.


    Siehe „Herr der Ringe“, drittes Buch „Wiederkehr des Königs“, Kapitel 8 „Befreiung des Auenlandes.“

  • Ich denke wenn glaube keine Berechtigung hätte , wäre eine absolute Physik möglich die alles erklärt. Das denke ich jedoch nicht.

    Vielleicht sollte man seinen glauben nicht zu sehr spezifizieren. Ihm Luft lassen. Letztendlich glaube ich zumindest, dass die ganze Sache hier größer ist als das wir sie uns vorstellen können.

    Selbst wenn man an Gott glaubt . Steht doch in der Bibel man soll sich kein Abbild von Gott machen . Wie seht Ihr das ?

  • Danke Kaiman, ja ich denke, wir sind ein Teil von etwas viel Größerem und haben im Grunde keine Ahnung ...

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich denke wenn glaube keine Berechtigung hätte , wäre eine absolute Physik möglich die alles erklärt. Das denke ich jedoch nicht.

    Vielleicht sollte man seinen glauben nicht zu sehr spezifizieren. Ihm Luft lassen. Letztendlich glaube ich zumindest, dass die ganze Sache hier größer ist als das wir sie uns vorstellen können.

    Selbst wenn man an Gott glaubt . Steht doch in der Bibel man soll sich kein Abbild von Gott machen . Wie seht Ihr das ?

    Es lohnt sich, an Gott zu glauben, aber aus rein pragmatischen Gründen, da man am Ende mehr gewinnt, als wenn man nicht an ihn glaubt.


    Zitat

    Die pascalsche (oder Pascal’sche) Wette ist Blaise Pascals berühmtes Argument für den Glauben an Gott. Pascal argumentiert, es sei stets eine bessere „Wette“, an Gott zu glauben, weil der Erwartungswert des Gewinns, der durch Glauben an einen Gott erreicht werden könne, stets größer sei als der Erwartungswert im Fall des Unglaubens.


    Pascalsche Wette

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich denke wenn glaube keine Berechtigung hätte , wäre eine absolute Physik möglich die alles erklärt. Das denke ich jedoch nicht.

    Vielleicht sollte man seinen glauben nicht zu sehr spezifizieren. Ihm Luft lassen. Letztendlich glaube ich zumindest, dass die ganze Sache hier größer ist als das wir sie uns vorstellen können.

    Selbst wenn man an Gott glaubt . Steht doch in der Bibel man soll sich kein Abbild von Gott machen . Wie seht Ihr das ?

    Naja, ich bin ja physiker. Die physik ist für einiges gut. Für andere Dinge nichts. Der menschliche Geist ergibt sich sicherlich (meine Sicht) aus den Gesetzen der Physik. Trotzdem ist die Physik kein geeignetes Handbuch was mir erklärt wie ich Dukkha vermeiden kann.


    Ein System aus zwei Körpern kann ich noch durchrechnen. Drei Körper gehen schon nicht mehr.


    Glaube setzt dann ein wenn man mit nicht falsifizierbaren Hypothesen umgeht. Manche solcher glaubensinhalte sind nützlich (und wir wissen nicht ob sie wahr sind), andere sind eher unnütz. Und dann gibt’s noch den Glauben an mehr oder weniger falsifizierte Thesen (die erde ist eine Scheibe).


    Ich vergeude nicht meine Zeit gegen nützlichen Glauben anzureden, aber sehr wohl unnützen oder schädlichen Glauben zu kritisieren. Aus meiner warte darf man sehr gerne an die Wiedergeburt glauben, aber wenn man einer krebskranken Person erzählt dass würde am in vorhergehenden Leben gesammelten Karma liegen, dann tendiere ich schon dazu zu wiedersprechen.


    Auch als Naturwissenschaftler habe ich natürlich Glaubenssätze. Man kann nicht sein komplettes Weltbild empirisch belegen.


    Aber ich versuche an Glaubenssätzen nicht anzuhaften.

  • Was nützlicher Glaube ist, ist natürlich subjektiv. Ich glaube prinzipiell an das gute im Menschen und in sozialen Gruppen, das ist schon etwas verrückt wenn man bedenkt wie ich hier immer wieder ausformuliere dass es Strukturen braucht in Sanghas um missbrauch zu verhindern (nach Wolfgang Schäuble ist das definitionskriterium von Konservatismus dass man den Menschen nicht traut, ich hab’s also amtlich nicht konservativ zu sein und bin’s dann irgendwie doch).

  • Interessant das du Physiker bist ! Im Tempel wo ich öfter bin ist der Abt Physiker und die leitende Nonne Chemikerin !


    Beide sehen auch keinen Gegensatz darin .

  • Interessant das du Physiker bist ! Im Tempel wo ich öfter bin ist der Abt Physiker und die leitende Nonne Chemikerin !


    Beide sehen auch keinen Gegensatz darin .

    Ob es ein Gegensatz ist oder nicht hängt eben sehr von der Lesart ab.