Wie zuverlässig ist die sogenannte „Drei-Leben-Theorie“ im Theravāda-Buddhismus?

  • Wer darüber diskutieren oder das Problem besser verstehen möchte

    Khun Reinhard missversteht schon das Grundproblem: dukkha. Auf S. 14 schreibt er, dass es um spirituelles oder geistiges Leiden geht und nicht um körperliches Leiden oder seelische Erkrankungen. Dies widerspricht direkt Sariputtas Darlegung in der Lehrrede von der rechten Ansicht (MN9). Mettiko übersetzt:


    Zitat

    Und was ist Dukkha, was ist der Ursprung von Dukkha, was ist das Aufhören von Dukkha, was ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt? Geburt ist Dukkha ... Krankheit ist Dukkha ... Schmerz, Trauer und Verzweiflung sind Dukkha... Dies nennt man Dukkha.“


    Schmerz, im Pali dukkha, ist Teil der Leidensdefinition. Wenn man natürlich nur Teile von dukkha beenden möchte, dann mag man hier richtig sein.


    Ab S. 31 spricht er über Geburt und gibt keinen Suttennachweis für seine metaphorische Übersetzung: "steht für die mentale Geburt der voll entwickelten Ego-Vorstellung im Geist".


    Hier zeigt sich wie fehl man laufen kann, wenn man nicht am Ausgangspunkt losläuft, sondern vom Ziel rückwärts. Avijja ist die Antwort und dukkha die Frage. Entsprechend muss ich das Bedingte Entstehen von dukkha ausgehend interpretieren. Wenn Buddha hier startet ist er bei Geburt eigentlich schon am Ziel, weil dies wie oben schon ein recht umfassendes Avijja-Verständnis ist. Dagegen ist Geburt tatsächlich die erste grundlegende Antwort warum wir Leiden: weil wir leben und geboren worden sind.


    Jetzt fragt der Buddha weiter warum wir geboren wurden. Wieder aus MN9 von Mettiko:


    Zitat

    „Und was ist der Ursprung von Dukkha? Es ist das Begehren, das erneutes Dasein bringt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist und das sich an diesem und jenem ergötzt; nämlich Begehren nach Sinnesintensität, Begehren nach Dasein und Begehren nach Daseinsmöglichkeit. Dies nennt man den Ursprung von Dukkha.“


    Und so weiter und so fort bis avijja.


    Auf S. 10 schreibt Reinhard davon, dass "Der Buddha niemals den Ausdruck 'Wiedergeburt' in Zusammenhang mit dem Abhängigen Entstehen gebraucht hat.Er benutze immer das Wort 'Geburt' (jati)." Nach ihm ist punabbhavābhinibbatti Pali für Wiedergeburt.


    Im Nidānasaṁyutta, dem Kapitel über die Ursachen und welches mit dem Bedingten Entstehen beginnt und diese dann weitererklärt, findet sich genau dieser Begriff in SN12.38:


    Zitat

    „Mönche und Nonnen, was ihr beabsichtigt und plant und wofür ihr zugrunde liegende Neigungen habt, das wird zu einer Grundlage für das Fortbestehen des Bewusstseins. Wenn diese Grundlage da ist, wird das Bewusstsein verankert. Wenn das Bewusstsein verankert ist und wächst, kommt es in der Zukunft zu Wiedergeburt in einen neuen Daseinszustand [punabbhavābhinibbatti]. Wenn es in der Zukunft Wiedergeburt in einen neuen Daseinszustand gibt, kommen künftig Wiedergeburt, Alter und Tod, Kummer, Klage, Schmerz, Traurigkeit und Bedrängnis zustande. So kommt diese ganze Masse des Leidens zustande...


    Wenn ihr nichts beabsichtigt oder plant und keine zugrunde liegenden Neigungen habt, wird das nicht zu einer Grundlage für das Fortbestehen des Bewusstseins. Wenn keine Grundlage da ist, wird das Bewusstsein nicht verankert. Wenn das Bewusstsein nicht verankert ist und wächst, kommt es in der Zukunft nicht zu Wiedergeburt in einen neuen Daseinszustand. Wenn es in der Zukunft keine Wiedergeburt in einen neuen Daseinszustand gibt, kommen künftig Wiedergeburt, Alter und Tod, Kummer, Klage, Schmerz, Traurigkeit und Bedrängnis nicht zustande. So hört diese ganze Masse des Leidens auf.“


    Das ist vereinfacht eine Mehrleben-Theorie.


    In diesem Leben wird beabsichtigt und geplant - anderer Ausdruck für sankhara - mit entsprechenden Neigungen - anderer Ausdruck für avijja - dies verankert das Bewusstsein und führt zukünftig - also gerade nicht im Hier-und-Jetzt - zur Wiedergeburt in einen neuen Daseinszustand. Reinhards Begriff für Wiedergeburt. Im neuen Leben kommt dann diese ganze Masse des Leidens zustande.

  • Genau dort bindet Analayo das Verständnis von Buddhadasa zurück an den Vibhanga: "kommt auch im Vibhanga vor, wo das Entstehen in Abhängigkeit auf einzelne Bewusstseinsmomente bezogen wird." (S. 126-127). Dort und im Sammohavinodanī von Buddhaghosa wird diese Erklärung explizit der Abhidhamma-Erklärung zugeschrieben und nicht der Sutta-Erklärung.


    Buddhadasa meint, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Es gibt kein „Geburts-Bewusstsein“, kein Geisteskontinuum oder Ähnliches. Seine Sicht ist radikal. Nur weil ich aus dem Buch zitiert habe, heißt das nicht automatisch, dass hier genau das wiedergegeben wird, was Buddhadasa tatsächlich sagte oder lehrte.


    Zitat

    Betrachten wir die Bedeutung des Wortes "Geburt". Geburt ist ein wichtiges Wort, das wir kaum

    verstehen. Es gibt drei Arten von Geburt. Die erste ist die Geburt, die jeder kennt: physische

    Geburt. Der Körper wird aus der Gebärmutter herausgeboren und wird älter und älter, stirbt und

    wird in einen Sarg gelegt. Das ist physische Geburt, die zu physischem Tod führt.

    Die zweite Art Geburt ist geistig. Sie geschieht im Geist, dem Strom der bedingten Entstehung

    gend. Jeder "Ich"-Gedanke der entsteht: "Ich bin", "Ich tue", "Ich handle", "Ich habe", "Ich besitze",

    "Ich will", "Ich bekomme", "Ich existiere"; - ist eine Geburt. Dies ist die Geburt von upadana

    (Ergreifen und Festhalten), entlang des Verlaufs von paticca-samuppa - da (Bedingte

    Zusammenentstehung), die Geburt des Ego. Das ist die geistige oder spirituelle Geburt.

  • Buddhadasa meint, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Es gibt kein „Geburts-Bewusstsein“, kein Geisteskontinuum oder Ähnliches. Seine Sicht ist radikal.


    Und seine Sicht wird radikal von dem gerade von mir zitierten Cetanasutta (SN12.38) widerlegt.

  • Buddhadasa meint, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Es gibt kein „Geburts-Bewusstsein“, kein Geisteskontinuum oder Ähnliches. Seine Sicht ist radikal.


    Und seine Sicht wird radikal von dem gerade von mir zitierten Cetanasutta (SN12.38) widerlegt.

    Mahasi


    Das ist die rein traditionelle Sichtweise, die er geradezu regelrecht verspottet.


    Du kannst sogar den ganzen Pali-Kanon zitieren.


    Zwei Bände von diesem Autor kann man bei Dana Books kostenlos herunterladen.


    Viel Spaß :like:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das ist die rein traditionelle Sichtweise, die er geradezu regelrecht verspottet. Du kannst sogar den ganzen Pali-Kanon zitieren.


    Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Pure Ideologie. Da kann man den ganzen Palikanon zitieren und Buddhadasa denkt nur: alles Geistesfahrer-Sutten!


    Steven Collins schreibt in Selfless persons: Imagery and thought in Theravāda Buddhism über die Bedeutung von Buddhaghosa für den Theravada:


    Zitat

    „To this day Buddhaghosa’s Buddhism is in effect the unitary standard of doctrinal orthodoxy for all Theravada Buddhists” (S. 22).


    Buddhaghosa setzt also den Standard für den Theravada. Wer dies verspottet ist eben heterodox. Buddhadasa ist in diesem Punkt eben kein Nachfolger in der Interpretationstradition des Theravada, sondern einer der sich wie ein Marktschreier aufm Fischmarkt von der Tradition abgrenzt. Manfred Seeger in How Long is a Lifetime?: Buddhadasa's and Phra Payutto's Interpretations of Paticcasamuppada in Comparison bestätigt dies so auch, wenn er schreibt: „when viewed from the outcomes of Western historical-philological research in Buddhology which tries to identify the ‘original intention’ on the basis of ‘relevant primary sources’ dealing with paticcasamuppada, Buddhadasa’s reading seems to be highly problematic ” (S. 123).


    Buddhadasa Verständnis ist höchst problematisch. Nicht nur für den Theravada, sondern auch für die Buddhologie. Buddhadasa muss erst einmal die Idee von drei Sprachen konstruieren, die der Buddha höchst esoterisch verwendet hat, um seine Erklärung zu rechtfertigen. Und selbst dann erklärt er nur einen Teilaspekt von dukkha.

  • Buddhadasa Verständnis ist höchst problematisch. Nicht nur für den Theravada, sondern auch für die Buddhologie. Buddhadasa muss erst einmal die Idee von drei Sprachen konstruieren, die der Buddha höchst esoterisch verwendet hat, um seine Erklärung zu rechtfertigen. Und selbst dann erklärt er nur einen Teilaspekt von dukkha

    Dukkha passiert immer im Jetzt. Bhava passiert immer jetzt. Deswegen habe ich Willensfreiheit. Aber bei der Theorie von drei Leben kann ich nur davon träumen; dann erscheine ich mir selbst als das Opfer des Karma-s aus dem vorigen Leben.


    Ich zitiere besser Ajahn Chah:


    Zitat

    Nun, Objekte in unseren Häusern oder unseren Obstgärten sind noch ein

    wenig zu weit weg. Schauen wir uns direkt an, wie wir hier sitzen. Wir

    bestehen aus den fünf Daseinsgruppen und den vier Elementen. Diese

    sankhāra werden als Selbst bezeichnet. Seht ihr diese sankhāra und diese

    Vermutungen so, wie sie wirklich sind? Wenn ihr ihre Wahrheit nicht seht,

    folgt daraus „Werden“, die Freude oder die Niedergeschlagenheit über die

    fünf khandha, und wir erleben Geburt mit all den daraus resultierenden

    Leiden. Diese Wiedergeburt geschieht gerade jetzt, in der Gegenwart. Das

    Glas ist nicht zerbrochen und wir erfreuen uns daran. Aber wenn es

    zerbricht, sind wir sofort verärgert. So geschieht es, wenn man ohne jede

    Kontrolle durch Weisheit verärgert oder glücklich ist. Man trifft nur auf

    Zerstörung. Ihr müsst nicht lange suchen, um das zu verstehen. Wenn

    ihr eure Aufmerksamkeit hier konzentriert, wisst ihr, ob es „Werden“

    gibt oder nicht.


    Wenn es dir nicht gefällt, ist das nicht meine Schuld, Mahasi.

    Ich habe hier doch Michael Zimmermann aus "Ursache – Wirkung" zitiert, dass alles nur eine Frage der Interpretation ist.

    Etwas zu beweisen macht keinen Sinn; es ist nur ein Forum, mehr nicht. Alles Gute! :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Buddhadasa Verständnis ist höchst problematisch. Nicht nur für den Theravada, sondern auch für die Buddhologie. Buddhadasa muss erst einmal die Idee von drei Sprachen konstruieren, die der Buddha höchst esoterisch verwendet hat, um seine Erklärung zu rechtfertigen. Und selbst dann erklärt er nur einen Teilaspekt von dukkha

    Aber bei der Theorie von drei Leben kann ich nur davon träumen; dann erscheine ich mir selbst als das Opfer des Karma-s aus dem vorigen Leben.

    Du scheinst wahrlich einem fundamentalen Missverständnis der 3LT zu unterliegen. Auch hier wieder schaust du weg, was dein Analayo eben dort sagt, wo du ihn doch schon zitiert hast. Dein Umgang mit Texten scheint höchst problematisch.

  • Buddhadasa Verständnis ist höchst problematisch. Nicht nur für den Theravada, sondern auch für die Buddhologie. Buddhadasa muss erst einmal die Idee von drei Sprachen konstruieren, die der Buddha höchst esoterisch verwendet hat, um seine Erklärung zu rechtfertigen. Und selbst dann erklärt er nur einen Teilaspekt von dukkha

    Aber bei der Theorie von drei Leben kann ich nur davon träumen; dann erscheine ich mir selbst als das Opfer des Karma-s aus dem vorigen Leben.

    Du scheinst wahrlich einem fundamentalen Missverständnis der 3LT zu unterliegen. Auch hier wieder schaust du weg, was dein Analayo eben dort sagt, wo du ihn doch schon zitiert hast. Dein Umgang mit Texten scheint höchst problematisch.

    Apropos: Im neuen Buch von Analayo über Satipaṭṭhāna – der praktische Ratgeber, der gerade auf Deutsch erschienen ist – gibt es kein einziges Wort über ein Leben nach dem Tod. Dafür behandelt es ausführlich die Visualisierung der eigenen Leiche in verschiedenen Stadien der Verwesung. Kann ich jedem empfehlen. :like: _()_ :taube:



    Ich wollte mich wirklich bei der Moderation bedanken. Mettiko Bhikkhu gehört nicht zum Theravāda, Nanavira bestimmt auch nicht. Über Buddhadasa ist es besser zu schweigen, da keiner von ihnen mit der traditionellen Interpretation übereinstimmt.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

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  • Apropos: Im neuen Buch von Analayo über Satipaṭṭhāna – der praktische Ratgeber, der gerade auf Deutsch erschienen ist – gibt es kein einziges Wort über ein Leben nach dem Tod. Dafür behandelt es ausführlich die Visualisierung der eigenen Leiche in verschiedenen Stadien der Verwesung. Kann ich jedem empfehlen.


    Warum auch sollte in einem Buch über praktische Meditation darüber gesprochen werden? Und dann stimmt es nicht einmal. Zumindest in der englischen Ausgabe heißt es auf S. 158: "According to a discourse in the Saṃyutta-nikāya, penetrative understanding of food can lead to going beyond sensual desire and thereby beyond further rebirth in the sensual realm". Und dann muss Analayo im Kontext seiner anderen Schriften, u.a. Rebirth in Early Buddhism and Current Research, gelesen werden.

  • Apropos: Im neuen Buch von Analayo über Satipaṭṭhāna – der praktische Ratgeber, der gerade auf Deutsch erschienen ist – gibt es kein einziges Wort über ein Leben nach dem Tod. Dafür behandelt es ausführlich die Visualisierung der eigenen Leiche in verschiedenen Stadien der Verwesung.

    Kann ich jedem empfehlen. :like: _()_ :taube:

    Vielen Dank für die Empfehlung- hatte am Wochenende noch nichts vor und das ist doch mal eine sinnvolle und, vor allem, stimmungsaufhellende Beschäftigung! ;)  :lol:


    Ich fürchte nur, dass sie - zumindest in dem Ort, wo man mich wohl mal bestatten wird - nicht realistisch ist, weil sich im hiesigen verdichteten Lehmboden die Leichen oftmals zu sogenannten "Wachsleichen" entwickeln, also gar keine Verwesung stattfindet.... :shrug:


    (Sorry, aber ich konnte nicht widerstehen... :) )



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)



    P.S. Kann gerne wieder gelöscht werden...

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • . Und dann muss Analayo im Kontext seiner anderen Schriften, u.a. Rebirth in Early Buddhism and Current Research, gelesen werden.

    Ich meine doch das andere Buch:


    Zitat

    Satipatthana-Meditation Ein Praxisleitfaden


    https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1076115146


    Dort gibt es keine Mystik, was für mich persönlich sehr erfreulich ist.


    Ich bin nur ein praktizierender Laie, und das passt mir sehr gut! :)

    Für dieses Leben bestimmt. :shrug:


    Danach ist mir das wirklich egal, ich entschuldige mich.

    Wenn ich mich ethisch verhalte, dann nicht aus Angst, nach dem Tod woanders wiedergeboren zu werden.

    Buddhadasa würde dem sicherlich zustimmen. :?

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    Sokrates

  • Ich zitiere noch für alle hier aus dem Buch:


    Zitat

    Laut der Ariyapariyesanā-Sutta (MN 26; Anālayo 2013: 109f und 2017c: 8ff) war es neben den Erscheinungsformen des Leidens wie Alter und Krankheit insbesondere die Tatsache des Todes, die den zukünftigen Buddha motivierte, seine Suche nach dem Erwachen zu beginnen. Als er schließlich das Erwachen erreichte, verkündete er, dass er die Unsterblichkeit verwirklicht habe. Das bedeutete jedoch keine Form ewigen Lebens, denn sein Körper war weiterhin dem Tod unterworfen. Vielmehr litt er nicht länger unter der Angst vor dem Tod. Mit anderen Worten: Nach frühem buddhistischen Denken kann Freiheit vom Tod noch zu Lebzeiten verwirklicht werden.


    S.141, Markierung ist von mir. Die deutsche Ausgabe.


    Das ist kein Geheimnis, wie Buddhadasa Bhikkhu angefeindet und diskreditiert wurde.


    Macht nichts, ich werde es überleben.

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    Sokrates

    2 Mal editiert, zuletzt von Igor07 () aus folgendem Grund: editiert

  • Khun Reinhard missversteht schon das Grundproblem: dukkha. Auf S. 14 schreibt er, dass es um spirituelles oder geistiges Leiden geht und nicht um körperliches Leiden oder seelische Erkrankungen. Dies widerspricht direkt Sariputtas Darlegung in der Lehrrede von der rechten Ansicht (MN9)

    Auch, wenn "Schmerz" ("dukkha-dukkha") Teil der Leidensdefinition
    ist, heißt das ja noch nicht, dass der Buddha meinte, rein körperliche Schmerzen durch die Praxis und nachfolgende Erleuchtung, für immer beseitigt zu haben.


    Schmerz, im Pali dukkha, ist Teil der Leidensdefinition. Wenn man natürlich nur Teile von dukkha beenden möchte, dann mag man hier richtig sein.

    Wer würde das schon wollen?

    Es geht doch darum, den Abschuss des "2. Pfeiles" (SN 36.6 "Salla Sutta") zu vermeiden, also das (geistige) Leiden am (oft) unvermeidlichen körperlichen Schmerz, der ja immer auch eine psychisch-geistige Komponente aufweist.


    Viele Suttas im Pali-Kanon erwähnen, dass der Buddha körperliche Schmerzen (bis hin zum "Todesschmerz") zu ertragen hatte, aber er litt nicht mehr darunter...




    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Auch, wenn "Schmerz" ("dukkha-dukkha") Teil der Leidensdefinition
    ist, heißt das ja noch nicht, dass der Buddha meinte, rein körperliche Schmerzen durch die Praxis und nachfolgende Erleuchtung, für immer beseitigt zu haben.

    Nein, im Buch lese ich, dass er sehr gut beobachtet hatte, also nicht unterdrückt – und das ist die richtige Praxis, wie der Autor ausführt.

    Sati ist kein Jñāna, Anna Panna-Sati , denn alle diese Zustände sind vergänglich.

    Wahrscheinlich, denke ich, macht es Sinn, dass wir die drei himmlischen Boten – Krankheit, Alter und Tod – direkt beobachten sollten. Nur so, und gerade deswegen, ist es möglich, dem Tod ins Gesicht zu lachen.

    Apropos, der Autor empfiehlt immer das Lächeln und die Verankerung im Hier und Jetzt, also im gegenwärtigen Moment. Toll!

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    Sokrates

  • Khun Reinhard missversteht schon das Grundproblem: dukkha. Auf S. 14 schreibt er, dass es um spirituelles oder geistiges Leiden geht und nicht um körperliches Leiden oder seelische Erkrankungen. Dies widerspricht direkt Sariputtas Darlegung in der Lehrrede von der rechten Ansicht (MN9)

    Auch, wenn "Schmerz" ("dukkha-dukkha") Teil der Leidensdefinition
    ist, heißt das ja noch nicht, dass der Buddha meinte, rein körperliche Schmerzen durch die Praxis und nachfolgende Erleuchtung, für immer beseitigt zu haben.


    Warum sollte es dies nicht bedeuten?

  • Khun Reinhard missversteht schon das Grundproblem: dukkha. Auf S. 14 schreibt er, dass es um spirituelles oder geistiges Leiden geht und nicht um körperliches Leiden oder seelische Erkrankungen. Dies widerspricht direkt Sariputtas Darlegung in der Lehrrede von der rechten Ansicht (MN9)

    Auch, wenn "Schmerz" ("dukkha-dukkha") Teil der Leidensdefinition
    ist, heißt das ja noch nicht, dass der Buddha meinte, rein körperliche Schmerzen durch die Praxis und nachfolgende Erleuchtung, für immer beseitigt zu haben.


    Warum sollte es dies nicht bedeuten?

    Z.B., weil Erwachte(!), wie der ehrwürdige Channa (MN 144), Suizid begingen, als sie starke körperliche Schmerzen (die sowieso zum Tod geführt hätten) zu ertragen hatten...?


    Zitat

    . Sie gingen zu ihm, begrüßten ihn und setzten sich zu ihm, und Sāriputta fragte Channa, wie es ihm gehe. Channa antwortete: «Ich habe unerträgliche Schmerzen, die immer schlimmer werden. Ich will zum Messer greifen, ich wünsche nicht mehr zu leben.» .......


    https://www.palikanon.com/majjhima/kurt_schmidt/m144.htm


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Warum auch sollte in einem Buch über praktische Meditation darüber gesprochen werden? Und dann stimmt es nicht einmal. Zumindest in der englischen Ausgabe heißt es auf S. 158: "According to a discourse in the Saṃyutta-nikāya, penetrative understanding of food can lead to going beyond sensual desire and thereby beyond further rebirth in the sensual realm". Und dann muss Analayo im Kontext seiner anderen Schriften, u.a. Rebirth in Early Buddhism and Current Research, gelesen werden.

    Das kann sein, aber ich zitiere den Autor noch einmal:



    Zitat

    Die Betrachtung eines sich zersetzenden Leichnams kann dazu dienen, das Fehlen einer dem Körper innewohnenden Schönheit sowie die Unvermeidlichkeit des Todes zu erkennen.

    Bei Anwendung der zweiten Methode können wir das geistige Bild eines Skeletts (oder einer anderen Phase der Verwesung) mit der Achtsamkeit auf den Atem verbinden, wobei wir uns der Ungewissheit bewusst bleiben, ob überhaupt der nächste Atemzug folgen wird.

    Eine solche Betrachtung wird am besten durch achtsames Wahrnehmen des inneren Gleichgewichts ausgeführt. In diesem Fall kann die Aufmerksamkeit auf den Ein- oder Ausatem gerichtet werden, um dieses Gleichgewicht aufrechtzuerhalten.

    Das achtsame Beobachten des Einatmens kann mit der Erinnerung an die Unausweichlichkeit unseres Todes verbunden werden, um die Praxis zu vertiefen, während das achtsame Beobachten des Ausatmens mit dem Loslassen und Entspannen einhergehen kann, um den Geist zu beruhigen, falls er zu aufgeregt wird.

    Diese Praxis, wenn sie ausgeglichen und beständig durchgeführt wird, hilft uns, die unumstößliche Tatsache zu begreifen, dass der Tod unvermeidlich ist und sogar in diesem Augenblick eintreten kann.

    Indem wir auf diese Weise lernen, den Tod als Teil unseres Lebens zu akzeptieren, klären sich unsere Prioritäten, und wir sind in der Lage, im gegenwärtigen Moment voller zu leben.


    Auf S. 165 der deutschen Ausgabe.

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    Sokrates

  • Um es sehr klar auszudrücken – und die Moderation kann es sofort löschen – frage ich mich immer: Wenn alle diese" Theravāda-Buddhisten"? etwas anders gesehen haben, wurden sie dann überall diffamiert, verunglimpft und abgewertet? Warum?

    Sehr gute Frage, oder?

    So etwas passiert mit Religion, sobald sie institutionalisiert wird. Und das betrifft nicht nur den Buddhismus.


    Zitat

    Viele Suttas im Pali-Kanon erwähnen, dass der Buddha körperliche Schmerzen (bis hin zum "Todesschmerz") zu ertragen hatte, aber er litt nicht mehr darunter...


    Wir wissen es nicht , Anna Panna-Sati :


    Der letzte Tod des Gautama Buddha

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 () aus folgendem Grund: Später editiert

  • Warum sollte es dies nicht bedeuten?

    Z.B., weil Erwachte(!), wie der ehrwürdige Channa (MN 144), Suizid begingen, als sie starke körperliche Schmerzen (die sowieso zum Tod geführt hätten) zu ertragen hatten...?

    Da ist kein Widerspruch. In diesem Leben wird durch die Erleuchtung dem einen Pfeil das Ziel genommen und dem anderen durch das ausbleiben des nächsten Lebens als weitere Frucht der Erleuchtung.


    Ausserdem waren Channa und die anderen dem Theravada nach noch keine Erwachten.

  • Im neuen Leben kommt dann diese ganze Masse des Leidens zustande.

    Mahasi .


    Hast du auch bestimmt gelesen, oder?


    Zitat

    Oder ich könnte taṇhā und so weiter sehen, aber jetzt kann ich jāti und jarāmaraṇa, die aus diesen Dingen im nächsten Leben resultieren werden, nicht sehen. Und die Situation wird auch nicht besser, wenn man argumentiert, dass es möglich ist, diese zwölf Glieder alle auf einmal zu sehen, weil sie ja alle in jedem Leben vorhanden sind. Es ist zweifellos wahr, dass all diese Dinge auf einmal gesehen werden können, aber avijjā und saṅkhārā, die ich jetzt sehe, sind die Ursache (sagt die traditionelle Interpretation) von viññāṇa bis vedanā im nächsten Leben und haben keinen ursächlichen Zusammenhang mit dem viññāṇa bis vedanā, das ich jetzt sehe. Mit anderen Worten, die Beziehung saṅkhārapaccayā viññāṇaṁ ist in beiden Fällen nicht zu sehen. Die Konsequenz davon: Die paṭiccasamuppāda-Formel ist etwas (wenn die traditionelle Interpretation korrekt ist), das zumindest teilweise in gutem Glauben angenommen werden muss. Und selbst wenn es Erinnerung an das letzte Leben gibt, so ist die Situation immer noch unbefriedigend, weil Erinnerung in Sachen Zuverlässigkeit nicht auf derselben Ebene mit gegenwärtigem refleflaexivem Erleben steht. Statt imass’upādā idaṁ upajjati, imassa nirodhā idaṁ nirujjhati, „mit der Entstehung von diesem entsteht dieses, mit dem Aufhöfhöören von diesem hört dieses auf“, sagt die traditionelle Interpretation im Endeffe kt imassa nirodhā idaṁ upajjati, „mit dem Aufhöfhöören von diesem entsteht dieses“. Es ist nicht nötig, hier weiter zu bohren: Entweder hat der Leser jetzt bereits anerkannt, dass dies ein gültiger Einwand gegen die traditionelle Interpretation ist, oder eben nicht.


    Es lohnt sich, hier zu bohren. Denke ich.



    S.38,

    Ñāṇavīra The ra

    NOTIZEN ZU DHAMMA

    und andere Schrchrrifte n

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Warum sollte es dies nicht bedeuten?

    Z.B., weil Erwachte(!), wie der ehrwürdige Channa (MN 144), Suizid begingen, als sie starke körperliche Schmerzen (die sowieso zum Tod geführt hätten) zu ertragen hatten...?

    Da ist kein Widerspruch. In diesem Leben wird durch die Erleuchtung dem einen Pfeil das Ziel genommen und dem anderen durch das ausbleiben des nächsten Lebens als weitere Frucht der Erleuchtung.

    "Die Botschaft hör' (lese) ich wohl, allein mir fehlt der Glaube..." :shrug:


    Ausserdem waren Channa und die anderen dem Theravada nach noch keine Erwachten.

    "Dem Theravada nach" - welchem?, frage ich mich so langsam, da es so viele unterschiedliche Interpretationen gibt....


    Warum sonst verkündet der Buddha, dass Channa "nicht zu tadeln sei"??

    * das bedeutet doch, dass Wiedergeburt stattfindet, oder?



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • * das bedeutet doch, dass Wiedergeburt stattfindet, oder?

    Na ja, Anna, es kommt immer darauf an, wer und in welcher Zeit oder Epoche ein Ereignis interpretiert.

    Ich erinnere mich an eine sehr komische Situation in diesem Forum.

    Jemand fragte: „Wenn ich jetzt eine unheilbare Krankheit bekomme, ist das mein schlechtes Karma?“

    Da denke ich mir: Ist das nicht völlig verrückt?

    Karma kann man nicht auf eine konkrete Person „übertragen“.

    Wenn ich nur eine Kugel im Billard anstoße, entsteht sofort eine Kettenreaktion, bei der alle möglichen Kugeln in Bewegung geraten – und am Ende ist „das Ding“ nicht mehr auffindbar. Kein Ding, aber be-ding-t.Wer ? :?: sollte Karma ernten? Das würde doch anatta widersprechen. Punkt.

    Dasselbe wäre mit der Wiedergeburt: Das ist eher eine ethische Lehre aus den Upanishaden oder dem Yoga, hat aber mit dem Kern bzw. der Essenz des Buddhismus nichts zu tun.

    Im Buddhismus geht es um die sogenannte Leerheit und das bedingte Entstehen. Alles andere kann man immer woanders finden.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ausserdem waren Channa und die anderen dem Theravada nach noch keine Erwachten.

    Warum sonst verkündet der Buddha, dass Channa "nicht zu tadeln sei"??

    Das wird von Bhikkhu Bodhi in den Fußnoten seiner Übersetzung erklärt:



    MA ist Majjhimanikaya-atthakatha, auch Papañcasūdani genannt. Dem Theravada nach entfiel der Entschluss zum Selbstmord also noch als Nicht-Erwachter und erst während des Halsdurchschneidens wurde er erleuchtet. Daher keine Wiedergeburt mehr.

  • Ich melde mich noch einmal. Es ist wirklich auffallend, wie viel Mühe darauf verwendet wurde, Buddhadasa Bhikkhu völlig zu diskreditieren. Sein Zugang ist sehr praktisch, und das Wichtigste ist: Er ist nicht kompliziert.


    Immer durch den Kontakt entstehen bestimmte Gefühle. Ich sehe die schöne Blume, aber ich etikettiere sie sofort, als ob sie mir gehört, und dann landet sie im Herbarium. Mein Körper, meine Gedanken, meine Gefühle stellen den unterbrochenen Fluss von Ursachen und Bedingungen dar, der sich in jedem Moment ändert.

    Sehr wenige, selbst gut praktizierende Buddhisten, kennen sich mit diesem „Drei-Leben-Modell“ wirklich aus.


    P.A. Payutto, der bestimmt ein Profi ist, schreibt in seinem Werk Bedingte Entstehung, dass das ganze Modell für den normalen Menschen kaum brauchbar ist, und führt sehr einfache Beispiele aus dem Alltag an, um den gesamten Prozess zu veranschaulichen. Dabei erkundet er praktisch nur das aktuelle Leben, das wir jetzt führen, und behandelt das alternative Modell besonders vertieft.


    Ich werde weiter darüber schreiben, denn es ist mein Anliegen und meine Absicht, den Buddhismus real in meinem eigenen Leben zu integrieren – durch geistiges Training –, ohne darüber zu spekulieren, was nach dem Tod passiert oder wie viele weitere Leben mich erwarten, bevor ich erwacht werde. Ich übertreibe hier absichtlich, aber diese ganze Metaphysik hilft mir nicht weiter, um Kilesa oder „Geistesgifte“ zu reduzieren und entsprechend den Gesetzen der bedingten Entstehung in Harmonie zu leben.

    Nur das kann mein Leiden vermindern – nicht zahlreiche, nicht nachweisbare Hypothesen darüber, was nach dem Tod geschieht. Das ist die Sache der Moderation; die kann alles löschen, dafür kann ich nichts.


    Und der Übersetzer hat sein ganzes Leben dieser Arbeit gewidmet. Ich empfinde es als wirklich unverschämt, so etwas komplett zu verfälschen oder schlecht darzustellen. Ich schreibe für normale Menschen, nicht für Gelehrte. Sie können hier und jetzt praktizieren. Ich gebe alle Links und Texte dazu an.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich zitiere hier kurz P.A. Payutto zum bedingten Entstehen im Alltag. Damit wollte ich veranschaulichen, dass es um das konkrete Leben hier geht und nicht um Metaphysik. Danach hänge ich die Datei an.


    Zitat

    Ein einfaches Beispiel: Für den gewöhnlichen Menschen, der

    in einer Welt des Wettbewerbs lebt, hört der Erfolg nicht einfach

    bei dem sozialen Phänomen Erfolg, mit all seinen Fallstricken,

    auf, sondern schließt das Festhalten an der Identität einer erfolgreichen

    Person mit ein: Das ist ein „Gewordensein“ oder ein Daseinszustand

    (bhava). Gelegentlich zeigt sich dieses Selbstgefühl

    in Gedanken wie „Ich bin ein Erfolg“, was effektiv bedeutet ein

    „Ich“ wurde als „erfolgreiche Person“ geboren (j¤ti). Jedoch ist

    derartiger Erfolg in vollem Umfang von äußeren Bedingungen

    wie Ruhm, Lob, dem Erringen von besonderen Privilegien, Verehrung

    und Anerkennung abhängig. Geburt als „Erfolg“ oder

    „Erfolgreich-Seiender“ hängt aber nicht nur von der Anerkennung

    und Bewunderung anderer ab, sondern auch vom Vorhandensein

    eines Verlierers, jemand über den man triumphieren

    kann. Sobald ein erfolgreiches Wesen geboren wird, ist es bedroht

    von Verblassen, in Vergessenheit geraten und Verlust des

    Erfolges. In dieser Situation werden alle Gefühle der Niedergeschlagenheit,

    der Sorge und Enttäuschung, die nicht durch Achtsamkeit

    und klares Erkennen angemessen verarbeitet wurden, im

    Unterbewussten angesammelt und üben einen Einfluss auf das

    nachfolgende Verhalten aus, im Einklang mit dem Zyklus der

    Bedingten Entstehung.

    Immer wenn sich die Selbst-Vorstellung erhebt, nimmt sie

    Raum ein; wenn Raum eingenommen wird, muss es Beschränkung

    oder Begrenzung geben; wenn es Begrenzung gibt, muss es

    Trennung geben; wenn es Trennung gibt, muss es den Dualismus

    von „Selbst“ und „Nicht-Selbst“ geben. Das Selbst wird wachsen

    und sich nach außen ausdehnen, durch das Verlangen, sich etwas

    anzueignen, zu handeln und andere zu beeindrucken. Es ist dem

    Selbst aber nicht möglich, seinem Verlangen entsprechend unbegrenzt

    zu wachsen. Das sich ausdehnende Selbst wird unvermeidlich

    auf Hindernisse in der einen oder anderen Form treffen

    und seine Wünsche werden durchkreuzt, wenn nicht von außen

    so von innen. Wenn jemand nur etwas Gespür für die Achtung

    gegenüber anderen hat, wird sich Widerstand in Form des eige

    nen Gewissens erheben. Gibt es kein Unterdrücken der Wünsche

    und ihnen wird gestattet, sich voll auszuleben, dann tritt Widerstand

    aus äußeren Quellen auf. Selbst wenn es möglich wäre,

    jeden Wunsch bis zum Äußersten zu erfüllen, so ist solches Tun

    doch sehr schwächend. Es dient nur dazu, die Kraft des Begehrens

    mit dem dazugehörigen Gefühl des Mangels zu verstärken.

    Es erhöht nicht nur die Abhängigkeit von Äußerem, sondern steigert

    auch noch den inneren Konflikt. Wenn Wünsche dagegen

    keine Erfüllung finden, sind Anspannung, Konflikte und Verzweiflung

    das natürliche Resultat.


    Das kann wirklich jeder verstehen. Wieder geht es um den Alltag, und das ist entscheidend.