Fragen zum Thema Nirvana und "Ich"

  • Feuerbach:


    Ich will den Buddhismus wirklich verstehen und kann nicht nachvollziehen, wie mir vorgeworfen werden kann, man müsse sich erst einmal "öffnen" und bereit sein vielleicht zugeben zu müssen, falsch zu liegen, wenn ich in diesem Thread bereits beschrieben habe, dass Buddhismus mich anfangs glücklich gemacht hat und erfüllte und nur das Unverständnis von Nirvana (wurde beseitigt) und Ich Illusion die Erfüllung verschwinden ließ.
    Ich sollte doch eher alles dafür tun es zu verstehen und einzusehen, um wieder das Glück durch Buddhismus zu erfahren.


    Guten Morgen Feuerbach,
    warum fühlst Du Dich als jemand, dem etwas vorgeworfen wird? Ich habe nur meine eigenen Erfahrungen zu "Papier" gebracht, Erfahrungen, die ich machte, während ich schon meinte, auf dem Weg zu sein. Und es geht mir - manchmal überraschend - in bestimmten Bereichen immer noch so. Hab ich es aber erst einmal erkannt, kann ich meine Perspektive ändern. Vorher nicht.
    Das betrifft nicht nur den Buddhismus, sondern mein ganz normales alltägliches Leben. Es betrifft jede Situation, in der ich eine feste Vorstellung und Meinung habe, auch über den Buddhismus.
    Liebe Grüße
    Monika

  • Feuerbach:


    Ich habe nur die Möglichkeit ihn zu verstehen, wenn ich verstehe warum er seine Axiome so und so anordnet.


    Kannst Du nicht verstehen, wenn Du nicht eine Weile nach seiner Methode geübt hast.


    Betrachte es als Experiment, für das Du Interesse aufbringst.


    Vielleicht ist ja aber auch schon ein gewisses Vertrauen in Dir, so daß Du Deine "warums" loslassen kannst.


    Dein oben zitierter Satz erinnert mich an ein Gleichnis, wenn auch Deine Frage nicht das Leid, sondern die Lehre betrifft:

    Zitat


    Ein Mann wird von einem vergifteten Pfeil getroffen, es wird ein heilkundiger Arzt herbeigerufen.


    Der Verwundete will sich den Pfeil nicht herausziehen lassen, solange er nicht weiß, wer den Pfeil abgeschossen hat, wie er heißt, woher er stammt, wie groß er ist, welche Hautfarbe er hat, wo er wohnt, von welcher Art der Bogen, und noch vieles mehr.


    Dieser Mann würde sterben, bevor ihm alle Fragen beantwortet wären. (M63)


    LG

  • Zitat

    Er erkennt der Wirklichkeit gemäß die ichlose Körperlichkeit: 'Ichlos ist die Körperlichkeit.'
    Er erkennt der Wirklichkeit gemäß das ichlose Gefühl - die ichlose Wahrnehmung - die ichlosen
    Gestaltungen - das ichlose Bewußtsein: 'Ichlos sind sie.'


    Wenn du das Gehirn einmal ausklammerst, ist die Körperlichkeit Ich.-los.
    Das Gefühl ist in gewisser Weise Ich-los, doch in seiner Intensität und Auswirkung ein unikat.
    Die Wahrnehmung ist Ich-los, doch ist das, was wir als Wahrgenommenes interpretieren unterbewusst nicht Ich-los.
    Ich verstehe nicht, was mit Gesaltungen gemeint ist, doch wenn etwas "Ich" ist, dann das Bewusstsein.


    Diese Ideologie ist keine Methode die ich üben kann, wie zb: die Silas oder Meditation, dies ist eine Idee mit der ich nicht übereinstimme und ich kann nicht einfach so tun, als ob.
    Laut Buddha wäre das doch auch falsch, oder nicht?


    Ich muss mich aufraffen wieder zu meditieren und nach den silas zu leben. Vielleicht bringt das ja was.

    Ich behalte deinen Führerschein. Ich werd´ dich kontrollieren. Ich weiß wo du wohnst.
    Wenn du nicht in 6 Wochen in Begriff bist Tierarzt zu werden, dann wirst du sterben.

  • Zitat


    Aber warum definiert Buddha "Ich" als atta?


    Weil er Pali gesprochen hat.


    Zitat


    Warum kann man nicht einfach festhalten, dass "Ich", vergänglich, veränderlich usw. bin aber trotzdem Ich bin.


    Du bist morgen Gestern-Ich? Oder bist Du morgen Morgen-Ich? Oder bist Du morgen Jetzt-Ich?
    Stell Dir mal vor Du wärst jetzt Gestern-Ich dann könntest Du das ja garnicht lesen. Oder Du wärest ein festes ich, wer könnte sich dann dem wahrgenommenem anpassen? Aber wie gibt man einer Welle im Fluss einen Namen? Mal da, mal nicht da, wie kann man so von Existenz sprechen? Wahre Liebe bedeutet unvergänglich, wahre Freundschaft bedeutet unveränderlich, wahres Glück bedeutet aus sich heraus beglückend. Wir erfassen Realität nonstop fast intuitiv als bleibend, fest, wirklich, glücksbringend eben nicht als veränderlich, nicht bleibend, in sich unfähig endgültig zu beglücken. Und wir tun das so gut, dass uns die Logikfehler dieser Sichtweise erst nach langer Zeit auffallen.


  • Hallo Feuerbach,


    Also erstmal Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Entschluß, dich Aufraffen zu wollen. Das 'noch-Ich' sieht natürlich seine Felle davonschwimmen, wenn Du mit sowas drohst und wird dies immer wieder zu verhindern versuchen.


    Nun zu dem "das Gehirn mal ausklammern": Das Gehirn ist Teil physisch des Körpers, da kann man nicht drüber verhandeln. Es gibt Körper und Geist. Der Körper hat fünf Sinnestore, der Geist eines. Im physischen Gehirn gibt es Sinneseindrücke aus den Schmerzrezeptoren, der Gehirnhaut usw. Das ist körperlich.

    Die Ichlosigkeit läßt sich nur durch bhavana (Meditation) klären, erfahren. Sonst nicht


    Ab dem ersten feinkörperlichen Jhana wirst Du in der Lage sein, die einzeln entstehenden und vergehenden Bewußseine (sowie die Lücken) der einzelnen Sinnestore zu erkennen. Ab da ist die Ichlosigkeit sehr deutlich zu erkennen.


    LG

  • Feuerbach:

    Ich verstehe nicht, was mit Gesaltungen gemeint ist, doch wenn etwas "Ich" ist, dann das Bewusstsein.


    Gestaltungen ist auch ein Verlegenheitswort weil es eigentlich kein100% treffende Übersetzung für saṅkhārā gibt.
    Gemeint sind aber alle geistigen, sprachlichen und körperlichen Aktivitäten mit denen "Welt" gestaltet wird.
    Auch ist es so, das der unkundige Weltling als aller erstes das Bewußtsein für sein Ich hält. Allerdings macht
    das Bewußtsein mir ihm was es will und es gibt niemand der mit dem Bewußtsein machen kann was er will.
    Er hat nur wenig Einfluß auf etwas von dem er glaubt, das es sein wäre. Er kann darüber nicht beliebig verfügen.
    Mit anderen Worten es gehört ihm nicht einmal.


    Feuerbach:


    Diese Ideologie ist keine Methode die ich üben kann, wie zb: die Silas oder Meditation,


    Die Lehre des Buddha vermittelt auch Zielvorstellungen - das ist richtig.
    Auf solche Zielvorstellungen kann man hinarbeiten und sich üben.
    Viele Menschen leben nach Zielvorstellungen und üben sich darin,
    ganz unabhängig davon wie erfolgreich oder heilsam das auch sein mag.
    Solche ideologischen Zielvorstellungen sollte man nicht unterschätzen.
    Ohne Zielvorstellungen bzw. Ideeologie machen Silas und Meditation wenig Sinn.
    Daher fängt der achtfache rechte Pfad auch mit rechter Ansicht oder Ideologie an.
    An falschen unheilsamen Ideologien festzuhalten heißt den rechten Weg nicht zu gehen.
    Aber auch alles gute ist am Anfang noch schwach ausgebildet.


    Feuerbach:


    dies ist eine Idee mit der ich nicht übereinstimme und ich kann nicht einfach so tun,
    als ob. Laut Buddha wäre das doch auch falsch, oder nicht?


    Jetzt kommen wir der Sache näher, du stimmst darin mit dem Buddha nicht überein.
    So einfach ist das. Aber so ist es nun mal, also nimm was du schon verstehen kannst
    und übe dich erst einmal darin. Das mit dem Selbst verstehst du dann vielleicht später
    oder eben nicht. Jeder geht den rechten Weg nur soweit wie sein Verständnis reicht.

  • Lieber Feuerbach,
    für mich ist das Körper/Geist/System vergleichbar mit einem Computer.
    Das Gehäuse entspricht unserem Körper, der Rechner ist das Gehirn und das Ich entspricht der vorgenommenen Programmierung. Zum Beispiel in China auf chinesisch und durch die Tradition Chinas, je nach Interessen der Programmierer (Eltern, Lehrer ...) wird der Computer programmiert. Je nach Kapazität (Intelligenz) ist der Computer entsprechend aufnahmefähig und einsatzbereit. Nun fehlt nur noch der Anschluss ans Netz und an den Stromlieferanten. Das entspricht eben dem "Anschluss" ans Leben.


    So sehe ich mich und so sehe ich, dass ich kein unveränderliches und unabhängiges Ich bin.


    Liebe Grüße
    Monika

  • Ein Gedanke, der mir zu schaffen machte war, dass ich durch Buddhismus nur glücklich wurde, weil ich ihn nicht verstanden habe und jetzt, wo mir aufgefallen ist, dass Differenzen bestehen (andere Ansicht in Sachen Ich-Illusion) dachte ich, dass ich deshalb sowieso nicht durch Buddhismus glücklich werde.


    Warum also nach den Silas und co leben, wenn sowieso kein Nirvana wartet?


    Zum Rest komme ich später

    Ich behalte deinen Führerschein. Ich werd´ dich kontrollieren. Ich weiß wo du wohnst.
    Wenn du nicht in 6 Wochen in Begriff bist Tierarzt zu werden, dann wirst du sterben.

  • Feuerbach:

    Ein Gedanke, der mir zu schaffen machte war, dass ich durch Buddhismus nur glücklich wurde, weil ich ihn nicht verstanden habe und jetzt, wo mir aufgefallen ist, dass Differenzen bestehen (andere Ansicht in Sachen Ich-Illusion) dachte ich, dass ich deshalb sowieso nicht durch Buddhismus glücklich werde.


    Es gibt bestimmt noch mehr falsche Ansichten über die Lehre des Buddha als diese auf der Welt.
    Der Buddha lehrte ja, das alle Dinge leidhaft sind ob nun sofort oder sie führen dazu. Wäre also
    dein Ich eines dieser Dinge, dann gäbe es kein Entrinnen aus dem Leiden. Daher ist die Lehre
    vom Ich nicht die Lehre vom Buddha.


    Feuerbach:


    Warum also nach den Silas und co leben, wenn sowieso kein Nirvana wartet?


    Die Silas bewahren zwar auch vor dem vollständigen Absturz ins Leiden,
    aber soviel gute Taten auch getan werden, ohne Ausgang, geht das Leiden
    letztendlich sowieso immer weiter.


  • Grüß Dich ganz recht herzlich Feuerbach,


    Leerheit und Klarheit sind nicht zu trennen! Ja, wie kann etwas [z.B. ein Ich] erscheinen obgleich dies komplett widerlegbar ist?



    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema




  • Sry aber, dass hört sich so an als ob ich eine gespaltene Persönlichkeit hätte :lol:
    Ich bin das "Noch-Ich" und der Typ der den Entschluss gefasst hat weiter zu probieren.


    Ich muss einfach damit leben, dass Buddha mir unlogisch vorkommende Axiome in seiner "Ich" Definition gesetzt hat.
    Nur hat meine Meditation stark drunter gelitten. Muss wieder bei Null anfangen. Und nach den Silas leben bringt mir momentan auch nichts.
    Und ich verstehe, dass diese Denkweise falsch ist, da es Gier ist die aus mir spricht, was wiederum schlechtes Karma bedeutet.


    Deshalb werde ich weitermachen, auch wenn ich vorerst keinen Effekt erziele. Ich darf nicht wegen dem Effekt handeln. Der Effekt ist ein netter Nebeneffekt, doch ich darf mich nicht vom Effkt abhängig machen. Ich muss einfach nur ein guter Mensch sein um ein guter Mensch zu sein, meditieren, um zu meditieren. :)


    Auf ein neues.

    Ich behalte deinen Führerschein. Ich werd´ dich kontrollieren. Ich weiß wo du wohnst.
    Wenn du nicht in 6 Wochen in Begriff bist Tierarzt zu werden, dann wirst du sterben.

  • genau-so:

    Du hast bisher ne Menge Hinweise in diesem Thread bekommen, von allen möglichen Seiten, es wäre an der Zeit, einen Gang zurückzuschalten und sich dieser anzunehmen, lieber Feuerbach.


    Hm
    Wo bin ich denn einen Gang zu hoch geschaltet?
    Falls ich polemisch rüberkam war dies nicht meine Absicht.

    Ich behalte deinen Führerschein. Ich werd´ dich kontrollieren. Ich weiß wo du wohnst.
    Wenn du nicht in 6 Wochen in Begriff bist Tierarzt zu werden, dann wirst du sterben.


  • :grinsen:
    Ich dachte der erste Schritt des achtfachen Pfads wäre rechte Einsicht?


    Demnach wäre es doch notwendig erstmal alles verstanden zu haben. Naja. Ich versuche einmal einen Gang runter zu schalten. Habe nur vollkommen verlernt zu "das was ich meditieren nannte".


    Haben verschiedene Handpositionen verschiedene Bedeutungen?

    Ich behalte deinen Führerschein. Ich werd´ dich kontrollieren. Ich weiß wo du wohnst.
    Wenn du nicht in 6 Wochen in Begriff bist Tierarzt zu werden, dann wirst du sterben.

  • Die Dinge brauche ihre Zeit; Erkenntnis muss reifen. Zu der Frage mit den Handpositionen wirst du unterschiedliche Antworten finden. Im Zen benutzt man das kosmische Mudra. Im tibetischen Buddhismus findet sich diese Position auch; meist nur andersherum, also rechte Hand auf linker Hand. Prinzipiell solltest du in einer Position sitzen, die relativ bequem und trotzdem stabil ist. Ob du nun im burmesischen Sitz, im Lotus (voll, halb, viertel) oder auf einem Stuhl sitzt, ist ziemlich egal. Die Hände kannst du im kosmischen Mudra (welche Hand nun oben ist, bleibt dir überlassen) übereinander halten oder auf den Schenkeln ruhen lassen. Anleitung eines meiner "Lieblingsmeditationslehrer" findest du hier (Audio, englisch).

    Aus Ursprüngen, die einander bedingen,
    entstehen alle Dinge
    und vergehen alle Dinge.
    So lehrt der
    Vollkommen Erleuchtete.

  • Feuerbach:

    :grinsen:
    Ich dachte der erste Schritt des achtfachen Pfads wäre rechte Einsicht?
    Demnach wäre es doch notwendig erstmal alles verstanden zu haben.


    Das Paliwort heißt sammāditthi und bildet den erstem Teil des achtfachen
    rechten Pfades. sammāditthi bedeutet soviel wie: rechte Ansicht, rechte
    Erkenntnis, right view, right belief. Genau wie "rechte Einsicht" nicht bedeutet,
    das man schon alles verstehe was es auch nur gibt, so ist es auch mit sammāditthi.
    Und genau wie "rechte Einsicht" mehr oder weniger vorhanden sein kann, so ist
    es auch mit sammāditthi.

  • Feuerbach:


    ...
    Ich dachte der erste Schritt des achtfachen Pfads wäre rechte Einsicht?


    Demnach wäre es doch notwendig erstmal alles verstanden zu haben.
    ...


    Guten Morgen Feuerbach,
    für mich ist rechte Einsicht in diesem Fall der (mindestens) erste Schritt in die Richtung. Einsichten kommen immer wieder, und zwar Schritt für Schritt gemäß der Dir innewohnenden Fähigkeit und der Praxis. Du versuchst etwas mit dem Verstand zu begreifen, wozu der Buddha Jahre der Sammlung brauchte und was nur zu be-greifen ist, wenn der Verstand seinen ihm zustehenden Platz einnimmt. Er ist ein "Diener" und nicht der "Herr". Einsichten kommen nur, wenn der Verstand losgelassen wird. Dies ist sogar in der Wissenschaft so, s. Einstein.
    Liebe Grüße
    Monika

  • Es gibt kein Ich. Wer oder was verursacht durch seine bewussten und mit freiem Willen begangenen Handlungen dann die Ansammlung von Karma?


    Und wer oder was wird je nach angesammelten Karma in "früheren Leben" in dieser oder jener Form wiedergeboren? Um dann wiederum bewusst und mit freien Willen Entscheidungen zu treffen.


    Für mich schlüssig ist dies, wenn es ein "x" gibt, dass die Buddhanatur besitzt. Dieses "x" hat in diesem Leben durch in früheren Leben begangeneTaten die Voraussetzung geschaffen in dem Körper (wieder-)geboren worden zu sein, dessen Finger gerade diese Sätze schreiben. Das Gehirn dieses Körpers besitzt eine Komplexität, die es möglich macht dass sich die Illusion eines "Ichs" bildet. Dieses Ich bildet sich ein im Moment etwas sinnvolles zu tippen. Und wenn dieses Ich seine Anhaftung an diesen Körper und an die durch seine Sinne wahrgenommenen Eindrücke, z.B. durch Meditation, überwindet, dann kann "x" Befreiung oder Erleuchtung erreichen.


    Aber ist dieses "x" nicht gerade Atta?


    Ich (als Wortkonstrukt für das, was hier gerade tippt) bilde mir ein die Illusion des "Ichs" intellektuell erfassen zu können. Zumindest finde ich keinen Widerspruch gegen die Annahme, dass es sich um eine Illusion handelt. Die Existenz eines "x" ist dafür aber unabdingbar.


    Antworten wie: "Setz Dich hin und finde es heraus" mögen sinnvoll und richtig sein. Sie vermitteln mir rein subjektiv aber die Notwendigkeit an etwas glauben zu müssen. Ich würde viel lieber zumindest den Ansatz intellektuell verstehen und nachvollziehen können. Um dann mit Vertrauen auf eine selbstgewonnene, bzw. nachvollzogene, Erkenntnis mich mit gutem Gefühl (mehr) hinsetzen zu können.


    Und ja, ich sitze. Zu selten, aber so oft, wie ich es mit den Verpflichtungen gegenüber meiner Familie und Umwelt meine verantworten zu können.

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Bambus:

    Es gibt kein Ich. Wer oder was verursacht durch seine bewussten und mit freiem Willen begangenen Handlungen dann die Ansammlung von Karma?


    Fragen über Fragen wer kann da die Antwort sagen? ;)



  • Liebe Grüße Bambus,


    wenn ich nicht gut drauf bin, komme ich manchmal auf ganz ähnliche Gedanken. Alleine schon die Schwierigkeit, ohne Selbstbezug über das Thema zu reden, schreiben oder zu denken. :roll:
    "Ich denke, das es kein 'Ich gibt"..
    Während ich hier schreibe, stelle ich mir gerade vor, daß jemand konsequent versucht, alle Personalpronomen 1.Person zu vermeiden. Wahrscheinlich würde die/der ziemlich wunderlich erscheinen. :lol:


    Mir helfen die kleinen Schritte. Erstmal klar darüber werden, was Du meinst, wenn Du "Ich" sagst. Die buddhistische Idee des Ichs als ständiges, unbeständiges Wechselspiel der 5 Komponenten betrachten.


    In Metta
    Uwe

  • fotost:

    Mir helfen die kleinen Schritte. Erstmal klar darüber werden, was Du meinst, wenn Du "Ich" sagst. Die buddhistische Idee des Ichs als ständiges, unbeständiges Wechselspiel der 5 Komponenten betrachten.


    In Metta
    Uwe


    Wenn das jetzt wirklich die "buddhistische Idee" des Ichs ist, werde ich verrückt...
    Ich habe exakt dieselbe "Idee" (vielleicht ein wenig mehr aufs kognitive fixiert) und hätte mich dann grundlos verrückt gemacht, weil ich nämlich schon die gleiche Meinung hätte.


    Aber ich erwarte mal, dass demnächst ein anderer User diese "Idee" verneint mit dem Verweis, dass die 5 Skandhas nicht das Ich seien...

    Ich behalte deinen Führerschein. Ich werd´ dich kontrollieren. Ich weiß wo du wohnst.
    Wenn du nicht in 6 Wochen in Begriff bist Tierarzt zu werden, dann wirst du sterben.

  • Feuerbach:

    Ich habe exakt dieselbe "Idee" (vielleicht ein wenig mehr aufs kognitive fixiert) und hätte mich dann grundlos verrückt gemacht, weil ich nämlich schon die gleiche Meinung hätte.


    Aber ich erwarte mal, dass demnächst ein anderer User diese "Idee" verneint mit dem Verweis, dass die 5 Skandhas nicht das Ich seien...


    Da bleibt wohl oder übel nur die Möglichkeit, dass Du dir "Deine" Idee/Theorie selber beweist. ;)


    Es plagen mit der Theorie sich einige Asketen
    Und streiten, weil vom Ganzen sie nur einen Teil erspähten.


    Es plagen mit der Theorie sich einige Asketen
    Und streiten, ohne daß sie nur den Sinn verstanden hätten.


    Die Leute glauben an das "Ich" und "Du"
    Und sehen nicht den Stachel in den Wunden.
    Doch wer den Stachel sehend überwunden,
    Dem kommt kein "Ich-und-Du''-Gedanke zu.
    Der Stolz beherrscht die Menschen, fesselt sie,
    Der Stolz verstrickt sie, und die Theorie,
    Die falsche, macht, daß der Geburten Lauf
    Für die Betörten niemals höret auf.


    Wer Denken und auch Sinnen eingestellt
    Und sich gesammelt hat, im Geist entzückt,
    Der ist von dieser Fessel frei und blickt
    Nicht mehr auf Dinge dieser Körperwelt
    Hat er die vier Verstrickungen (āsava) zerstört,
    Dann hat Geborenwerden aufgehört.


    (UDĀNA VI)


    Da kam im Geiste des abgesondert in Einsamkeit verweilenden Erhabenen folgender Ge­danke auf: Die von mir erkannte Lehre ist tief, schwierig zu verstehen, schwer zu durch­schauen, friedvoll, erhaben, nicht dem logischen Denken zugänglich, subtil, nur den Wei­sen zu­gänglich. Dem Begehren hingege­ben ist doch die Menschenwelt, findet Gefallen am Begeh­ren, erregt sich am Begehren. Für die dem Begehren hingegebene, am Begeh­ren Gefallen findende, am Begehren sich erregende Menschenwelt ist diese Lehre schwer zu ver­stehen, die da ist: der ursächli­che Zu­sammenhang durch die Entstehung in Abhängig­keit. Und auch diese Lehren sind schwer zu ver­stehen, die da sind: die Beru­higung aller Aktivitäten, das Aufgeben der zu Wiedergeburt füh­ren­den Dinge, die Auslö­schung des Durstes, die Leiden­schaftslosigkeit, die völlige Erlöschung, das Nibbāna. Wenn ich diese Lehre verkünden würde, würden die anderen mich nicht verstehen, dies würde mich er­schöpfen, dies würde für mich Anstrengung sein.


    Also gingen dem Erhabenen diese wohlüberlegten Ver­se auf, die vorher noch nie zu hören waren:


    Unter Mühen erkannte ich,
    jetzt geb' ich auf zu verkünden.
    Diese Lehre verstehen nicht
    die von Gier und Haß beherrschten.


    Die Lehre geht gegen den Strom,
    ist weise, tief, schwer zu durchschau'n,
    von Leidenschaftlern nicht zu sehn,
    nicht sichtbar für Unwissende.


    Es bleibt nur selber machen.........selber zu überprüfen.....................bzw. lassen. Wie weit man dabei kommt? Das hängt auch von den karmischen Gegebenheiten ab.....wieviel Staubb noch auf den eigenen Augen ist.


    ><Es gibt Lebe­wesen, die von Natur aus wenig Staub auf den Augen haben, durch das Nichthören der Leh­re gehen sie ab­wärts; es werden Versteher der Lehre da sein."<<


    Gleichwie in einem Teich mit blauem Lotus oder in einem Teich mit rotem Lotus oder in einem Teich mit weißem Lotus die blau­en oder roten oder weißen Lotuspflanzen im Was­ser entstanden, im Wasser gewachsen, dem Wasser angepaßt, sich unterhalb des Wasser­spiegels ernähren, einige wenige blaue oder rote oder weiße Lotuspflanzen, im Wasser entstanden, im Wasser gewach­sen, gleichauf mit dem Wasserspiegel stehen, einige wenige blaue oder rote oder weiße Lotuspflanzen im Wasser entstanden, im Wasser gewachsen, über den Wasser­spiegel hinauswachsen, durch das Wasser unberührt dastehen.


    Genau so sah der Erhabene, mit seinem Buddhaauge die Welt be­trachtend, Lebewesen mit wenig beschränktem Geist, mit stark beschränktem Geist, mit vielen Fähigkeiten, mit wenigen Fähig­keiten, mit guten Veranlagungen, mit schlechten Veranlagungen, den Beleh­rungen gut zugänglich, den Belehrungen schlecht zu­gänglich; einige wenige sehen die Gefahren und das, was für die andere Welt zu meiden ist; dies gesehen habend, richtete der Erhabene diesen Vers an Brahma Sahampati: "Geöffnet sind denen die Türen zur Todlosigkeit, welche hören, schenket Ver­trauen. Ich erkannte die Anstrengung für mich, deshalb, Brah­ma, verkündete ich die höchste Lehre unter den Menschen (noch) nicht."

    (Mahāvagga)



    Mit Metta
    Kusala

  • Grüß Dich ganz recht herzlich Feuerbach,


    Zitat

    Feuerbach schreibt: Kommt schon...
    jetzt bitte nicht die "Ich darf dir nichts lehren, du musst das alles selbst erfahren" Spur.
    Es geht hier doch nur um die Theorie.


    Allerdings um eine sehr pragmatische Theorie.
    Das meint, das Du Werter Feuerbach nur dann eine Ernte einfährst wenn Du zuvor unter Berücksichtigung der äußeren Umstände [u.a. Bodenstruktur, Wetter und Jahreszeit et cetera] selbst den Samen [der Dir derzeit zur Verfügung steht und von dem, Du weißt, das dies auch Samen ist.] in den Acker legst. [Karma tib. lä]


    Nehmen wir mal an ich sage, das Ich ist Leer davon ein Ich zu sein?
    Es ist sehr wichtig zu verstehen das dieses Ich sich nicht selbst hervorbringt indem es sich als Ich denkt und somit kann sich dieses Ich auch nicht selbst widerlegen denn es ist abhängig davon ein gedachtes Konglomerat zu sein, nämlich als gedacht also abhängig vom denken/Denker, als auch gefühlt, also abhängig vom fühlen/den bzw empfinden, Kurzum fühlende und denkende Wesen. Nun ist es außerordentlich wichtig zu verstehen das das denken [ohne Objekte] als eine Abfolge, nämlich als Gedanke zu und auf Gedanke stattfindet und dies nur dann wahrgenommen werden kann wenn das Denkbewusstsein sich auf das Denken fix oder fokussiert [beides ist möglich]. Das denken kann sich selbst nämlich nicht denken, sowie ein Finger nicht selbst auf sich als Finger zeigen kann oder ein Zahn sich nicht selber beißen kann. In Tibet gibt es dazu ein [wie ich finde] ein nettes Sprichwort: Mit einer Nadel die zwei Spitzen hat, kann man nicht nähen.
    Nun in dem Fall hier ist es allerdings so das das denken sich auf das Objekt Ich richtet und fragt was denn nun dieses Ich sei
    [denken mit Objekt]. Nun wenn Du bei der analytischen Klar-schau [vipashyana tib. lhagtong] darauf achtest stellst Du eine unglaublich schnelle Abfolge von denken und [möglicherweise] bewusstem wahrnehmen des gedachtem fest und zudem wird alles das noch durch "vielfältige" Empfindungen begleitet bzw. wahrgenommen, man kann sagen der "Geist" ist in Bewegung und das was sich bewegt ist nicht in Ruhe. Es ist aber sehr wichtig zu erfahren was denn diese Ruhe [shamata tib. shine] meint, um den Unterschied zwischen dem bewegten Geist und dem ruhenden Geist auszubalancieren. Was zum Beispiel ist der Unterschied zwischen denken und empfinden also denk und Empfindungsbewusstsein? Gibt es dort eine Trennung? Wer ist das Ich das dies denkt und empfindet? Wieso kann ein anderer anders denken und empfinden als Ich?
    Kann es ein Ich, ohne Du und andere geben? Was ist wenn der Geist ruht und sich "scheinbar" keine begrifflichen Gedanken mehr bilden, wie werden die zehntausend Dinge die in der Welt sind dann wahrgenommen, ohne begrifflich gedachte Gedankenmuster? Wer ist das der da ["plötzlich"] begrifflich denkt jetzt habe Ich nichts gedacht? Wo ist der Unterschied zu dem von, [begrifflich also bewegt] da war kein Gedanke [als gewahr sein, also zu Ich habe jetzt ...]?
    Dann erfährst Du Werter Feuerbach was es bedeutet das das Ich leer ist von einem Ich als auch die Elementarsten Grundmuster [Erde, Wasser,Feuer,Wind und Raum] aus denen sich die Mengen des Erlebten [Skandhas tib. punpo nga] zusammensetzen und schlussendlich wird Dir ziemlich klar werden was es meint das dies alles nur eine Projektion des Geistes ist welcher keine Farbe,Form,Gestalt,
    und keine Größe und somit auch kein Ich Du und Andere für sich in Anspruch nimmt. [Ohne Merkmal]
    Das meint: Der "Geist" ist vollkommen leer, klar (leuchtend) und ungehindert.
    Es ist eben dieser Geist der all die u.a. Gedanken und Empfindungen als sein freies Spiel hervorbringt. Was meint, im modifiziertem Sinn das alles ein Geschenk des Geistes an sich selbst ist. [Letztendlich sind Samsara und Nirvana nur Namen für ein und dasselbe, all dies ist ein Manifest des ungehinderten und unbegrenzten Geistes, sahajaya!]
    Eben seine Projektion. Es gibt keinen Geist der getrennt von seinen Gedanken und Empfindungen existiert denn genau dieser Geist hat all das hervorgebracht ohne sich mit sich selbst zu identifizieren.
    Angenommen Du legst Dich schlafen und der Geist wird im Traum aktiv. Es gibt Form die durch Wahrnehmung gesehen wird, Klang der gehört wird, Düfte die gerochen werden, Geschmäcker die geschmeckt werden als auch die Strukturen der
    Empfindungen als auch der Gedanken die entstehen. Alles das ereignet sich in einem Traumzustand.
    Wachen wir dann auf dann ist es ganz offensichtlich das davon nichts wirklich erfahren wurde, all dies hatte nur eine herkömmliche Wirklichkeit und niemand wird behaupten dass das was im Traum stattfand, in derselben Weise geschah wie die Dinge in unserem Wachzustand geschehen. Der Traum war eine Serie geistiger Projektionen, er hatte eine konventionelle, zeitweilige Wirklichkeit jedoch keine letztendliche, da dem Traum eine dauerhafte Selbst oder Eigennatur fehlt, sagen wir dass er leer ist.
    In der gleichen Weise besitzen wir hier die Möglichkeit über unsere Wahrnehmung der Welt im Wachzustand denken.
    Es entstehen zahlreiche vielfältige Arten von Ideen, Konzepten, Gefühlen sowie Reaktionen. All die Dinge die wir Erfahren können uns glücklich, traurig oder ärgerlich machen, wir können neutrale Empfindungen haben all das kann unsere Anhaftung und Ablehnung "vergrößern". Doch keiner dieser Gedanken, Empfindungen und Reaktionen hat eine aus sich selbst heraus bestehende Natur, da ist nichts das man für wirklich halten kann bzw. sollte, es sind ganz einfach geistig fortlaufende Projektionen die durch besondere Umstände und Bedingungen geschaffen werden.
    Da heraus kann man sagen das jedwede Erfahrung leer ist, da ihr jegliche eigenständige Selbstnatur fehlt. Man kann sagen
    dass kein Aspekt unserer Erfahrung, der äußeren Erscheinungswelt oder der geistigen inneren Welt, ein Atom Wirklichkeit besitzt.
    Nichts, von all dem was wir erfahren, ist etwas anderes als die Wahrnehmung der eigenen Erfahrungen durch eben den "Geist". Und all dem kommt Wirklichkeit nur im herkömmlichen Sinne zu.


    Mein bester Dank an meine so unendlich gütigen und Geduldigen Lehrer. Kalu und Bokar Rinpoche mit tausend Dank geb ich alles zurück was nicht und niemals mein war und sein wird. Mögen alle Wesen aus dem Ozean Samsaras befreit werden und das andere Ufer sicher erreichen. Möge der kostbare Erleuchtungsgeist da entstehen wo er noch nicht entstanden ist, möge der Kostbare Erleuchtungsgeist sich vermehren wo er entstanden ist, möge der Kostbare Erleuchtungsgeist sich im Raum ausdehnen und mehr und mehr werden ohne Unterlass.


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema