• Warum funktioniert es eigentlich und welche (evolutionäre) Funktion hat es?


    Fördert es den eigenen oder gar den Arterhalt, oder ist es einfach nur eine Angewohnheit des Geistes die sich an den aktuellen Gesellschaftsformen orientiert? Ist es ein tieferes Bewusstsein für eine höhere Ordnung, was fundamental richtig oder falsch ist, oder ist einfach nur eine weitere veränderliche Spielart des Geistes?


    Selbst die kältesten Hunde haben scheinbar tief ihrem Innern noch ein derartiges Bewusstsein, nur wissen sie das manchmal einfach nicht mehr, oder ignorieren es.


    Gewissen als übergeordneter Schutzmechanismus (vor negativem Karma)?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Hallo Geronimo,


    Ein strenger Buddhismus und ein Glaube an eine Evolution schließt sich irgendwo aus, wenn wir doch wissen: all unsere körperlichen und charakterlichen Eigenschaften sind Folge vorangegangener Taten.


    Falls dir diese Perspektive zu heftig ist :D, würde sich Freuds Instanzenlehre der Persönlichkeit und hierzu speziell die Funktionsweise des "Über-ichs" anbieten. Hier wird klar, daß man auch ein "falsches" schlechtes Gewissen haben kann, und daß die Idee eines universellen göttlichen, ethischen Leitfadens in Form des Gewissens womöglich grober Unfug ist.


    Gruß

  • Wieso schließt sich das aus? Ich finde es gerade im Gegenteil absolut stimmig, das sich Handlungen auch in Form äußerer Veränderungen von einer Generation zur nächsten manifestieren. Aber vielleicht ist Darwin's Evolutionsbegriff da noch ein wenig andere.


    Was das Gewissen angeht, ich habe da einfach nur mal in's Blaue hineingefragt, denn ich habe dazu eigentlich kaum echte Ansichten. Bin mehr interessiert wie andere dazu stehen.

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  • Geronimo:

    Wieso schließt sich das aus? Ich finde es gerade im Gegenteil absolut stimmig, das sich Handlungen auch in Form äußerer Veränderungen von einer Generation zur nächsten manifestieren. Aber vielleicht ist Darwin's Evolutionsbegriff da noch ein wenig andere.


    Naja. Nach Buddha bestimmen unsere Taten den Charakter (und damit auch den "Umfang" und die "Form" eines individuellen Gewissens). Psychologie heute begreift die Gene schon als letzten Grund für gewisse charakterliche Potentiale. Man müßte sich für eine Perspektive entscheiden. Entscheidet man sich für die Buddhistische, kann man mit gesunden Menschenverstand die Existenz der Gene zwar nicht negieren. Aber man könnte davon ausgehen, daß die Beschaffenheit und Wirksamkeit der (individuellen) Gene letztlich doch ihren Grund in den vorangegangenen Handlungen des Akteurs haben. Also: die Art, Weite und Beschaffenheit eines sog. Gewissens ist Folge vorangegangener Handlungen und äußerer Umstände (Erziehung).


    Unter dieser Perspektive macht die Frage nach einem Nutzen des Gewissens für eine Evolution dann keinen Sinn mehr. Überhaupt macht unter dieser Perspektive eine Abstraktion wie "Evolution" keinen Sinn mehr :D


    Gruß

  • Das Gewissen stellt etwas dar, was das Verhalten im sozialspezifischen Kontext reguliert. Unsere Vorfahren haben immer in sozialen Gemeinschaften gelebt. Ohne ein ausdifferenziertes und durchaus komplexes Zusammenspiel der Individuen einer Population, kann diese Population sich im Überlebenskampf nicht behaupten. Gemeinschaftliches Jagen, gemeinschaftliche Jungenaufzucht und andere Tätigkeiten können nur funktionieren wenn man einander vertrauen kann. Hierzu gehört eben auch das Gewissen gegenüber dem anderen Gruppenteilnehmer zu einer ganz wichtigen Komponente, die sich sicherlich auch genetisch verfestigt hat.


    Wenn sich ein Großteil der Individuen ausschließlich egoistisch und gewissenlos verhält, dann funktioniert das Ganze nicht mehr. Schlussendlich setzen sich auch nur die Gene durch, die auch erfolgreich weitergegeben werden. Wer sich in einer Gemeinschaft nur Feinde macht, der hat keine guten Karten.


    Man kann bereits bei unseren nahen Verwandten (den Menschenaffen) diese sozialen Muster beobachten. Da der Mensch ein recht großes Gehirn hat, muss aus energetischen Gründen (ein großes Gehirn ist zunächst mal biologisch ein Energiefresser) eine gemeinschaftliche Jungenaufzucht stattfinden. Das ist auch einer der Gründe, warum sich größere Gehirne so schlecht durchgesetzt haben. Um ein größeres Gehirn mit Nahrung versorgen zu können (und ein Jungtier aufziehen zu können) bedarf es ab einem gewissen Schwellenwert der gemeinschaftlichen Jungenaufzucht. Diese ist bei den Menschenaffen zB. nicht gegeben. Grade diese gemeinschaftliche Aufzucht aber bedarf erheblicher sozialer Fähigkeiten.


    Weiterer Punkt: Früher war die Vereinzelung eines Individuums gleichbedeutend mit dessen Tod. Deshalb hat der Mensch auch diese archaische Urangst verlassen und aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden. Diese Urangst kann enorm stark sein und führt im negativen Beispiel zu Gruppenzwängen und im positiven Beispiel zu sozialem Zusammenhalt und solidarischem Verhalten. Auch hier gilt: Das Gewissen führt häufig zu Verhalten, dass uns in der Gruppe beliebt macht. Wer sich gegenüber seinen Mitmenschen gewissenhaft verhält, der kann sich ihrer Solidarität versichern und sein Ansehen innerhalb der Gruppe wächst. Natürlich ist dieses Bild stark vereinfacht gezeichnet, weil soziales Verhalten enorm vielschichtig ist. Es gibt auch Gegenbeispiele für enorm gewissenloses Verhalten, welches dann ebenfalls zu Erfolgen führen kann.


    Zitat

    Gewissen als übergeordneter Schutzmechanismus (vor negativem Karma)?


    Es gibt viele plausible Erklärungen, weshalb sich das Gewissen als Fähigkeit beim Menschen durchgesetzt hat. Man muss dazu keine religiösen Antworten bemühen denke ich.


    lg
    maus


  • Hi, so verstehe ich es:


    Gewissen findet als unpersönlicher Vorgang (wie alles) im Bereich des diskursiven Geistes,
    der Gedankenwelt & Emotionen statt. [Anhaften (upadana, Denken), gewohnheitsmässige
    Tendenzen (bhava),Geburt (jati) & Tod (marana). Es lässt sich
    nicht kontrollieren, sondern entsteht, wenn die Bedingungen so sind, das es entstehen kann.


    Gewissen ist eine Wirkung der guten Taten, denn seine Wirkung ist,
    von den Taten evtl. Abstand zu nehmen, die starke geistige Hemnisse erzeugen.



    Hmmm...

  • Mein Leben liegt eh schon lange in den Händen der Lehre, von daher ist die Entscheidung schon gefallen *lach*


    Ich persönlich finde das die Lehre gerade auch im Hinblick auf die Evolution absolut schlüssig ist, auch wenn die moderne Evolutionslehre da offensichtlich ein wenig andere Ansichten vertritt.


    Aber das hat ja so viel mit unseren täglichen Praxis auch nicht zu tun, und Ansichten sind eben nur zeitweilige persönliche Preferenzen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Gewissen ist nur Erlerntes, Konditioniertes. Fehlen die Ursachen und Bedingungen gibt's keins. Gewissenlosigkeit ist nicht notwendigerweise schlecht ...



    Grüße
    TM

  • TMingyur:

    Gewissenlosigkeit ist nicht notwendigerweise schlecht ... TM


    Insbesondere ein schlechtes Gewissen nicht zu haben.
    Das Gute Gewissen ist ja eh kein Problem. - Wer will
    auch schon ein schlechtes Gewissen voller Schuldgefühle
    wer will das schon? Dann doch lieber gar keins. Das
    wollen sie alle. Das Glück des reinen Gewissens oder
    anders ausgedrückt das Glück der Befreiung vom
    schlechten Gewissen. Und genau das gibt es auch und
    ist ein wesentlicher Punkt auf dem Wege in der Lehre.
    Aufgeregtheit und Gewissensunruhe (uddhaccakukkucca)
    ist schließlich eines der fünf Hindernisse.


  • Womit du nun sicherlich nicht andeuten willst, dass es ein Gewissen gäbe, das mal gut und mal schlecht sein könne.
    Denn wo Unwissenheit, da die Fabrikationen und wo die Fabrikationen da Bewußtsein.



    Grüße
    TM

  • TMingyur:


    Denn wo Unwissenheit, da die Fabrikationen und wo die Fabrikationen da Bewußtsein.


    Ahaa, und ich dachte das sei alles Unsinn !


    hedin

  • hedin:
    TMingyur:


    Denn wo Unwissenheit, da die Fabrikationen und wo die Fabrikationen da Bewußtsein.


    Ahaa, und ich dachte das sei alles Unsinn !


    hedin


    Wenn falsches Denken denkt, dann resultiert falsches Denken.



    Grüße
    TM

  • TMingyur:


    Wenn falsches Denken denkt, dann resultiert falsches Denken.


    Na dann, Fabrikation von was ?


    hedin

  • hedin:
    TMingyur:


    Wenn falsches Denken denkt, dann resultiert falsches Denken.


    Na dann, Fabrikation von was ?


    hedin


    "Fabrikation" bedeutet hier das "Zusammengebraute" und das "Zusammenbrauende", die Willensformation.


    Irgendwie hast du dich wohl mit den komischen Mahayana-Philosophien indoktriniert. Die zwei Wahrheiten und diesen Quatsch. Wenn du das nicht loswirst, kommst du auf keinen "grünen Zweig".



    Grüße
    TM


  • Doch, doch genau das. Schließlich gibt es ja eine virtuellen Welt
    in der wir Leben und da gibt er jede Menge Gewissen.

  • TMingyur:


    "Fabrikation" bedeutet hier das "Zusammengebraute" und das "Zusammenbrauende", die Willensformation.
    Irgendwie hast du dich wohl mit den komischen Mahayana-Philosophien indoktriniert. Die zwei Wahrheiten und diesen Quatsch. Wenn du das nicht loswirst, kommst du auf keinen "grünen Zweig".


    Auch gut, durch Unwissenheit (relative Wahrheit) entsteht das „Zusammengebraute“, das wäre dann Kontakt, Gefühl und Wahrnehmung.
    Das „Zusammenbrauende“ (Wille) wäre demnach als Folge von dem "Zusammengebrauten" die Produktion von neuem Karma.


    Wenn du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich argumentiere nicht gemäß einer buddhistischen Tradition. Als Autodidakt stehe ich allerdings allen Richtungen, die sich im Kontext der Lehre Buddhas bewegen, aufgeschlossen gegenüber. Einen Lehrer lehne ich grundsätzlich ab, deshalb kann ich auch deine wohlwollenden Angebote nicht annehmen.
    Mein Ziel ist nicht die Erleuchtung, auch bin ich nicht auf der Suche nach einen grünen Zweig.


    Wohin die halsstarrige, rechthaberische und eingleisige Denkweise führt, kann man hier original mit verfolgen.


    hedin

  • accinca:
    TMingyur:


    Womit du nun sicherlich nicht andeuten willst, dass es ein Gewissen gäbe,
    das mal gut und mal schlecht sein könne. TM


    Doch, doch genau das. Schließlich gibt es ja eine virtuellen Welt
    in der wir Leben und da gibt er jede Menge Gewissen.


    Ach so? Es gibt eine virtuelle Welt? ... Nun ich halte es da mit dem Buddha


    Zitat


    http://www.accesstoinsight.org…n/sn35/sn35.023.than.html
    The Blessed One said, "What is the All? Simply the eye & forms, ear & sounds, nose & aromas, tongue & flavors, body & tactile sensations, intellect & ideas. This, monks, is called the All. [1] Anyone who would say, 'Repudiating this All, I will describe another,' if questioned on what exactly might be the grounds for his statement, would be unable to explain, and furthermore, would be put to grief. Why? Because it lies beyond range."


    Der Erhabene sprach, "Was ist Alles?" Alles, das sind ausschließlich das Auge und die von ihm gesehenen Formen, das Ohr und die von ihm gehörten Klänge, die Nase und die von ihr gerochenen Gerüche, die Zunge und die von ihr geschmeckten Geschmäcke, der Körper und die von ihm ertasteten Tastempfindungen, das Bewußtsein und alle Bedeutungen, die es hervorbringt.
    Dies ihr Mönche ist Alles. Ein jeder, der da sagen möge, "Solch ein Alles weise ich zurück, weil es nicht Alles ist und ich werde ein anderes und weitreichenderes Alles beschreiben" und der gefragt werden würde, auf welcher anderen Grundlage denn seine Aussage beruht als auf der, die oben als Alles dargestellt wurde, wäre unfähig erläuternde Erklärungen abzugeben und würde sich wohl darüberhinaus grämen. Warum? Weil ein behauptetes anderes Alles notwendigerweise außerhalb des Zugriffes von dem liegt, das Alles ausmacht und also nicht behauptet werden kann."
    (Sinngemäße Übersetzung)



    Grüße
    TM

  • hedin:

    Wohin die halsstarrige, rechthaberische und eingleisige Denkweise führt, kann man hier original mit verfolgen.


    hedin


    Natürlich. Das kannst du dort mit-verfolgen wo du bist ... und nirgend sonst wo.



    Grüße
    TM

  • TMingyur:


    Der Erhabene sprach, "Was ist Alles?" Alles, das sind ausschließlich das Auge und die von ihm gesehenen Formen, das Ohr und die von ihm gehörten Klänge, die Nase und die von ihr gerochenen Gerüche, die Zunge und die von ihr geschmeckten Geschmäcke, der Körper und die von ihm ertasteten Tastempfindungen, das Bewußtsein und alle Bedeutungen, die es hervorbringt.
    Dies ihr Mönche ist Alles. Ein jeder, der da sagen möge, "Solch ein Alles weise ich zurück, weil es nicht Alles ist und ich werde ein anderes und weitreichenderes Alles beschreiben" und der gefragt werden würde, auf welcher anderen Grundlage denn seine Aussage beruht als auf der, die oben als Alles dargestellt wurde, wäre unfähig erläuternde Erklärungen abzugeben und würde sich wohl darüberhinaus grämen. Warum? Weil ein behauptetes anderes Alles notwendigerweise außerhalb des Zugriffes von dem liegt, das Alles ausmacht und also nicht behauptet werden kann."
    (Sinngemäße Übersetzung)


    Wenn richtig übersetzt ………………..
    ……………ein eindeutiger Hinweis auf die "Leerheit" aller Dinge, die außerhalb von Bewusstsein liegen.


    hedin

  • TMingyur:


    Ach so? Es gibt eine virtuelle Welt? ... Nun ich halte es da mit dem BuddhaTM


    Ja, ich halte es dabei auch mit dem Buddha u.a.:


    „Vom Geist gehn die Gebilde aus,
    sind geistigen Stoffes, geistgeformt.
    Wo man verderbten Geistes spricht
    und aus verderbtem Geiste wirkt,
    da folgt zwangsläufig Leiden nach
    wie Wagenspur der Zugtierspur.
    Dhammapada


  • Jetzt drehen wir uns im Kreise, denn jetzt sind wir wieder bei dem, was ich oben bereits gesagt habe:

    TMingyur:


    Womit du nun sicherlich nicht andeuten willst, dass es ein Gewissen gäbe, das mal gut und mal schlecht sein könne.
    Denn wo Unwissenheit, da die Fabrikationen und wo die Fabrikationen da Bewußtsein.



    Grüße
    TM


  • Doch, doch genau das. Schließlich gibt es ja eine virtuellen Welt
    in der wir Leben und da gibt er jede Menge Gewissen.
    Wenn du es nicht verstehen kannst lass es einfach.

  • accinca:
    TMingyur:

    Jetzt drehen wir uns im Kreise, denn jetzt sind wir wieder bei dem, was ich oben bereits gesagt habe:
    Womit du nun sicherlich nicht andeuten willst, dass es ein Gewissen gäbe, das mal gut und mal schlecht sein könne..TM


    Doch, doch genau das. Schließlich gibt es ja eine virtuellen Welt
    in der wir Leben und da gibt er jede Menge Gewissen.
    Wenn du es nicht verstehen kannst lass es einfach.


    Warum lässt du eigentlich immer beim Zitat den Satz weg, der nicht in dein Konzept passt, nämlich den hier:
    Denn wo Unwissenheit, da die Fabrikationen und wo die Fabrikationen da Bewußtsein.


    Denn wenn du den nicht ignorieren würdest, dann müsstest du ja eingestehen, dass das was du "Gewissen" nennst und "virtuelle Welt" ein Produkt von Unwissenheit ist.



    Grüße
    TM


  • Das ist doch sinnloses Gerede ohne jegliche Begründung solange du nicht sagen kannst, was leer ist bzgl. was.


    Versuchs doch wenigstens mal und trage nicht das Wort "Leerheit" wie ein Schutzschild vor dir her, eine Ausflucht davor etwas sinnvolles sagen zu müssen und doch nichts sagen zu können.


    Und der Grund warum du dich in eine Sackgasse verrannt hast kann darin liegen:

    hedin:

    Einen Lehrer lehne ich grundsätzlich ab, ...



    Grüße
    TM