Ist es sinnvoll, den freien Willen zu leugnen?

  • Ryonin:
    Onda:

    Andere haben beschlossen (als mit einem freien Willen begabte Wesen),


    Hier seh ich z.B. einen Unterschied. wir sind mit bedingten Entstehen begabte Wesen, nicht mit freiem Willen.


    _()_

  • Es ist ein wenig in Mode gekommen (besonders unter den überbewerteten Neurowissenschaftlern) die Existenz eines freien Willens zu leugnen.
    Ist die Vision eines völlig determinierten Lebens so attraktiv oder wie kommt man auf so etwas?


    LG
    Onda
    (der dies aus freiem Willen gepostet hat)

  • Hallo Onda


    ich denke eher, dass der Wille bedingt ist, durch das was im Geist existiert, der Ceto(wille , Absich)t kann nur das wollen, was der Geist(mano) erkannt hat.


    mfg
    gabi.voelkel

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • Onda:

    Es ist ein wenig in Mode gekommen (besonders unter den überbewerteten Neurowissenschaftlern) die Existenz eines freien Willens zu leugnen.
    Ist die Vision eines völlig determinierten Lebens so attraktiv oder wie kommt man auf so etwas?


    LG
    Onda
    (der dies aus freiem Willen gepostet hat)


    Das ist doch ganz einfach zu beantworten!!!
    Ein determiniertes Leben erlöst mich sogfort von aller nur möglichen Schuld.
    Jemand der behauptet das die Welt des Menschen determiniert ist will sich von seinen Verfehlungen befreien.
    (Ich kann nichts dafür, die Welt ist nun mal so gemacht/ich bin nun mal so.)


    Buddha hat genau das Gegenteil gemacht. Er hat sich zum Verursacher von Leid gemacht, weil er erkannte das jede seiner Wollenden Handlungen(auf einer wollenden Absicht beruhenden Tat) immer Leid erzeugen. Es gibt keinen Ausweg aus dieser Verbindung mit dem bedingten Entstehen. Der Achtfache Weg zeigt wie jeder Mensch dieses Leiderzeugen vermindern kann, doch auch Buddha konnte sich nur durch sein Zerfallen davon befreien. Während seines Lebens hat er dieses sich befreien Wollen einfach aufgegeben. Er hat diese Befreiung erreicht indem er Gier, Hass und Verblendung in jeder erscheinenden Form erkannt hat und diese immer weiter vermindert bis nur noch Absicht blieb.


    Jede Gruppe die ein Wesen in sich hat ohne das dieses Wesen real in ihr Mitglied ist versucht seine Schuld auf dieses Wesen zu übertragen.
    Ein Mensch der Außergewöhnliches geleistet hat muss sterben, erst dann wird er nach einiger Zeit ein wirklicher Held.
    Den Wind als Gott zu erkennen ist eine einfache Methode die Unfähigkeit ein festes Haus zu bauen zu Verblenden. Gott hat es so gewollt. u.s.w.


    Fundamentale Christen hast Du doch genug um dich, spätestens bei einer Grabrede hast Du genug um dich. Der Papst ich auch so ein Schlafsandstreuer, höre mal genau hin. Der redet so geschwollen das alle die nicht bewusst hinhören "voll des süssen Weines" sind.


    Determinismus ist wie das Abendmahl feiern: Ich bin von aller Schuld befreit und bis nächsten Sonntag kann ich wieder das Schwein sein das ich bin.

  • Ist es sinnvoll, einen freien Willen zu postulieren? (Ich find es immer spannend, wie manche Buddhisten die Wissenschaften hochhalten - aber nur so solange, wie es in den Kram passt.)
    Ich fand vor Jahren mal die 108 Fragen zum freien Willen sehr nachdenkenswert. Kommt aber nicht aus der buddh. Ecke.


    Für mich war die Einsicht in das eigene nur Scheitern können so ein Wechselpunkt. (Shinran beschrieb es so schön, daß die Hölle seine einzige Bestimmung sei, das Fallen sicher). Seit dem ist das Thema eigener Wille eigentlich vorbei. Übrig bleibt dann: Das ist nicht mein, das bin nicht ich, das ist nicht mein Selbst. Wahrscheinlich auch was unbuddhistisches.

  • Klar gibt es den freien Willen!
    Das ist der Moment, in dem wir eine Entscheidung treffen, und zwar bewusst.
    Ist nur schwierig aufzudröseln, was der freie Wille ist, da es nicht so einfach abläuft.
    Z.B. ist es mein freier Wille mich mit dem Dharma zu beschäftigen. Niemand zwingt mich dazu. Im Gegenteil. Es gibt eher Hindernisse. Ich kann nicht immer umsetzen, was dem Dharma entspricht, aber das liegt an meiner bisherigen Determination. Ich übe aber. Was ich übe ist, meine bisherige Determination zu ändern: Unheilsames durch Heilsames zu ersetzen und das Erlernte zu verlernen. Mein freier Wille besteht nicht in der jeweiligen Handlung, die ist determiniert, sondern darin die Determination zu ändern. Das ist der Entschluss, den ich gefasst habe. Ich ändere die Grundbedingungen für mein Handeln, das dann ohne Denken und Ich-Verhaftung ablaufen kann.
    So in etwa sehe ich den freien Willen.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • Ich finde da, das es sich lohnt genauer hinzuschaun, weil manche meinen, den freien Willen zu leugnen meint, daß es Vorherbestimmung gibt (obwohl es wär interresant mal zu sehn, ob der Buddhismus glaubt, das wenn ein Ursache gesetzt ist, die Wirkung vorherbestimmt ist). Den Hauptpunkt hat für mich Schopenhauer mal so zusammengefasst: "Ich kann zwar tun was ich will, aber ich kann nicht wollen, was ich will." Wenn ich genau untersuche, ich kann ne beliebige Handlung nehmen, sie beginnt meist mit einem Impuls (z.B. einem Gedanken), von dem ich nicht sagen kann, das er durch meinen Willen entstand. Er war einfach da. (Aber er ist aber eventuell auf frühere Impulse und Tendenzen zurückzuführen). Den freien Willen zu behaupten käme für mich einer Leugnung von Karma und bedingtem Entstehen und dem Beharren auf einer festen Instanz (Ich, Ego, Seele, Gehirn) anstatt einer Anerkennung der Netzwerkhaftigkeit und Prozeßhaftigkeit (die kann man z.B. mit den Skhandas beschreiben) gleich.


    (Mal ganz abgesehn ist die Vorstellung, wenn ich Determinismus behaupte (was ich nicht tue), gleichzusetzen, das ich mich nicht schuldig fühle und dann am nächsten Sonntag wieder tun könne, was ich will, ganz abgesehn, daß das keine christl. Position ist, auch keine deterministische. Am nächsten Sonntag tun können, was ich will setzt ja gerade den freien Willen voraus. Einen freien Willen, der von keinem Gewissen eingeschränkt ist. (Ein freier Wille, der durch etwas eingeschränkt ist, wäre ja eh kein freier Wille mehr). Eine deterministische Sicht wäre ja, daß sowohl Gewissensbisse als auch alle Handlungen, die der Nächstenliebe genauso wie die von Massenmord, vorherbestimmt sind.)

  • Und die Onda-Show geht weiter.


    Der Buddha hat doch ganz im Gegenteil Eigenverantwortung in jeglichem tun gelehrt. Selbst auf die subtilsten Herzens- und Gedankenimpulse soll man sich entweder einlassen oder eben nicht. Je nachdem ob sie uns auf dem Weg zur Befreiung weiterbringen oder nicht. Der Buddha sagt also ganz eindeutig das wir die Wahl haben in diese oder jene Richtung zu driften. Wir gehen ja nicht wirklich selbst, sondern können eher immer nur aussuchen ob wir den nächsten Schritt dahin oder dorthin setzen. Aber diese Wahl haben wir ganz sicher.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    • Offizieller Beitrag

    Während es ja bei einfachen Organismen so ist, dass da Eingangsignale direkt mit Ausgangssignalen verbunden sind, ist das beim menschlcihen Gehirn nicht so. Relativ wenigen Nervenzellen die von den Sinnesorganen kommen steht eine riesige menge von internen Verknüpfungen gegenüber. Deswegen ist unser Handeln weniger von äußeren Anlässen als von inneren Zuständen abhängig.


    Diese internen Zustände sind ja genau das was wir unser ICH nennen. Wenn ICH handle, dann kristllisiert sich aus dem drucheinander von Zuständen ein Willen heraus. Der Drang nach einem kühlen Hellen kloppt sich mit dem der Motivation zur Entsagung so wie ein Wassertropfen am Autofenster kurz auf der Kippe steht um dann einen der möglichen Weg zu nehmen. Und genau dieser Prozess, den ich meine Freiheit nenne, ist ja genau die Bedingtheit meiner Handlungen. (Vielleicht ist Achtsamkeit als der Grad der Zentriertheit gesehen werden, also inwieweit meine Entscheidungen als bezugslose Launen fallen oder getragen von einem grösseren Kontext).


    Meine Handlungen treffe einzig und allein ICH (und niemand sonst) Und dieses Ich ist eben die Summe meiner Anfatung und meiner Geschichte. Alle meine Prägungen und Interessen und Kindheitserinnerung und Gedanken und weltlichen und buddhitischen Motivationen die da ihren Reigen tanzen. Jenseits meiner Ketten bin ich absolut frei und abgeshen von meinen Kleidern nackt. Ich habe einen freien Willen, der jeder meiner Hadlung bis auf die Nachkommstelle determiniert.


    So wie sich der Wert eines Aktienprotfolios danach ändern, welche konkreten Aktien drin sind, ist das was ein Ich ist die Summe der Bewegungen an denen es anhaftet. Ob man das als etwas freies Eigenes oder als äußere Erscheinung sehen will, ist lediglich eine Frage der Perspektive.


    So wie jemand dessen Portfolio schlecht steht sagt "Oje, die Aktie XY zieht den Wert meines Portfolios runter" kann ejmand seinen inenren Prägungen als etwas Äußeres ("Meine Libido zang mich sie flachzulegen") sehen ( was "ihn" knechtet). Zu anderen Zeitpunkten tendieren wir dazu, uns mit den in uns wirksamen Kräften zu identifizieren ( "Mein Portfolio ist wieder gestiegen")

  • Geronimo:

    Und die Onda-Show geht weiter.


    ???


    Zitat

    Der Buddha hat doch ganz im Gegenteil Eigenverantwortung in jeglichem tun gelehrt. Selbst auf die subtilsten Herzens- und Gedankenimpulse soll man sich entweder einlassen oder eben nicht. Je nachdem ob sie uns auf dem Weg zur Befreiung weiterbringen oder nicht. Der Buddha sagt also ganz eindeutig das wir die Wahl haben in diese oder jene Richtung zu driften. Wir gehen ja nicht wirklich selbst, sondern können eher immer nur aussuchen ob wir den nächsten Schritt dahin oder dorthin setzen. Aber diese Wahl haben wir ganz sicher.


    Da bin ich ganz deiner Meinung. Ich leugne ihn ja auch nicht, den freien Willen.
    LG
    Onda

  • Es ist doch so, lieber Onda, das du mit einigen Aspekten der Lehre (Beenden des Daseinskreislaufs, Auswirkungen des Sinnengenusses) nicht wirklich d'accord gehst.


    Das ist an sich noch nicht weiter kompliziert und geht wohl auch vielen Menschen so, aber das du genau für jene Aspekten immer wieder auf die Jagd nach Bestätigung gehst... ich weiß nicht.


    Du hast ja schon mal gesagt das deine Suche aufrichtig und deine Fragen ehrlich gemeint sind, aber doch sprechen viele deiner Zeilen eine andere Sprache, wenn auch nicht unbedingt dieser Thread. Er passt jedoch auch ein wenig in's Schema...

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  • schwierig zu sagen, weil man nämlich fragen muss frei von was?


    von vorherbestimmtheit? von gefühlen? von schicksal?


    die energie rast durch unseren körper, dann treffen wir eine entscheidung, war diese entscheidung frei, frei von was?


    lg zenbo

  • Geronimo:

    Es ist doch so, lieber Onda, das du mit einigen Aspekten der Lehre (Beenden des Daseinskreislaufs, Auswirkungen des Sinnengenusses) nicht wirklich d'accord gehst.


    Hallo Geronimo, ich würde es anders formulieren: wir haben unterschiedliche Interpretationen der Buddha-Lehre. Ich kann voll daneben liegen. Du auch.


    Zitat

    Du hast ja schon mal gesagt das deine Suche aufrichtig und deine Fragen ehrlich gemeint sind, aber doch sprechen viele deiner Zeilen eine andere Sprache, wenn auch nicht unbedingt dieser Thread.


    Also du meinst, meine Suche ist nicht aufrichtig (oder überhaupt keine Suche) und meine Fragen sind nicht ehrlich...
    Schade, dass du ein solches Bild von mir hast. Bloss, weil wir nicht immer einer Meinung sind?


    LG
    Onda

  • Hallo zusammen...


    Eine kleine Anmerkung zum Thema Willensfreiheit:


    Hebt man z.B. einen Finger so geschieht die Wahrnehmung dieses Vorgangs erst nach der "Grundlegung" des Prozesses im Gehirn.
    Man (Ein Proband) sagt dann: "Ich wollte diese Fingerbewegung ausführen" aber die "Grundlegung" im Gehirn so können Neurowissenschaftler sagen liegt weiter zurück d.h. ist dort schon absehbar und deshalb wären wir nicht frei genauer hätten keine Wahlfreiheit.
    Ähnlich ist es auch bei einem anderen Test wo man schon vor der Absicht eines Probanden zwei Zahlen zu addieren oder aber zu subtrahieren dieses durch Beobachtung des Gehirns im Kernspintomographen vorhersagen kann.
    Manche Philosophen sind diesbzgl. aber der Ansicht dass das bei komplexeren Gedanken anders sei als bei wie hier z.B. dem eher spontanen Heben eines Fingers.


    Hoffe es hilft ein wenig weiter... :)


    L.G. gbg

    2 Mal editiert, zuletzt von gbg ()

  • Ryonin:

    Den freien Willen zu behaupten käme für mich einer Leugnung von Karma und bedingtem Entstehen und dem Beharren auf einer festen Instanz (Ich, Ego, Seele, Gehirn) anstatt einer Anerkennung der Netzwerkhaftigkeit und Prozeßhaftigkeit (die kann man z.B. mit den Skhandas beschreiben) gleich.


    Es wurde schon an anderer Stelle darüber diskutiert, ob Bedingtes Entstehen mit Determinismus gleichzusetzen ist. Ich denke nein. Und denke auch, dass ein Entweder-Oder hier nicht hilfreich ist. Karma bezieht sich auf das Geflecht von Ursache und Wirkung. Gäbe es für das Individuum innerhalb dieses Geflechtes keinen Handlungsspielraum, keinen Raum für "eigene" Entscheidungen, so könnte das Individuum praktisch niemals den Entschluss fassen, den Achtfachen Pfad zu beschreiten, um den Leiden ein Ende zu setzen (um jetzt mal eine buddhistische Motivation aufzuzählen). Es wäre überdies außerstande, den Entschluss zu fassen, achtsam durchs Leben zu gehen und zu versuchen die Dinge zu sehen, wie sie sind, bevor sie mit Konzepten zugekleistert werden.
    Es mag sein, dass unser Handlungsspielraum, also der Raum, innerhalb dessen sich der freie Wille entfalten kann, sehr klein ist.
    Gäbe es ihn nicht, diesen Handlungsspielraum, so gäbe es für mich keinen Grund zu leben.


    LG
    Onda

  • gbg:


    Hebt man z.B. einen Finger so geschieht die Wahrnehmung dieses Vorgangs erst nach der "Grundlegung" des Prozesses im Gehirn.
    Man (Ein Proband) sagt dann: "Ich wollte diese Fingerbewegung ausführen" aber die "Grundlegung" im Gehirn so können Neurowissenschaftler sagen liegt weiter zurück d.h. ist dort schon absehbar und deshalb wären wir nicht frei genauer hätten keine Wahlfreiheit.


    Auf dieses Neuro-Experiment wurde viele Jahre lang verwiesen, um die Existenz des freien Willens in Frage zu stellen. Soweit ich gehört habe, werden diese Experimente heute aber anders interpretiert.


    LG
    Onda

  • Onda:
    Geronimo:

    Es ist doch so, lieber Onda, das du mit einigen Aspekten der Lehre (Beenden des Daseinskreislaufs, Auswirkungen des Sinnengenusses) nicht wirklich d'accord gehst.


    Hallo Geronimo, ich würde es anders formulieren: wir haben unterschiedliche Interpretationen der Buddha-Lehre. Ich kann voll daneben liegen. Du auch.


    LG
    Onda


    Ich habe da ehrlich gesagt keine Interpretation, denn die Aussagen sind in ihrer Fülle absolut klar. Ob man sie auch annimmt und versteht ist wieder eine andere Geschichte. Aber was das letztliche Ziel der Lehre und die Rolle der Sinnesfreuden angeht, da hat der Buddha eindeutige Aussagen getroffen, die du sicher im Pali Kanon schon gesehen hast.


    Ich persönlich ziehe mittlerweile z.B. die Ruhe in der Meditation jedem Musikgenuss vor, da ich für mich erkannt habe das der Frieden dieses Sinnengenusses ein illusorischer ist. Und ich habe früher sehr gerne und sehr viel Musik gehört. Das sind einfach so Ent-wicklungen die mit der richtigen Praxis einhergehen, wenn man die Anhaftungen lockert, wenn man seine persònlichen Neigungen überschreitet und den Weg offen geht. Man lernt Sinnesfreuden in Bezug auf echten Frieden richtig einzuschätzen und man neigt sich irgendwann langsam anderen Dingen zu.


    Früher hat z.B. auch ein Orgasmus sehr viel Macht über mich besessen, und ich habe mein Leben an manchen Tagen ganz danach ausgerichtet. Heute ist er für mich einfach einfach nur eine weitere nette Empfindung, ganz gleich wie intensiv er sich präsentiert.


    Mit zunehmender Praxis löst man sich einfach von diesen Dingen, auch wenn man früher noch so sehr an ihnen gehangen hat. Und dann tut es auch gar nicht weh, auch wenn einem früher bei der Vorstellung das Herz geblutet hätte.
    Das sind Erfahrungen die tatsächlich jeder aufrichtig Praktizierende irgendwann macht, unabhängig von seinen früheren Neigungen und Vorlieben.


    Du kannst natürlich auch weiterhin für den Sinnengenuss eintreten, und die Erdbeeren und Mangos und Puccinis und Miuccias und Bentleys dieser Welt werden es dir auch danken, aber zur Befreiung führen all diese Dinge nicht, ganz gleich wie man sie genießt.


    Und ich sage das sogar als jemand der gerade Zimt-Eierkuchen mit Apfelmus genossen hat und von einer Veranda in der Karibik träumt. Es sind nur Illusionen die uns fesseln, im wahrsten Sinne des Wortes...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    Onda:

    Hallo Geronimo, ich würde es anders formulieren: wir haben unterschiedliche Interpretationen der Buddha-Lehre. Ich kann voll daneben liegen. Du auch.


    LG
    Onda


    Ich habe da ehrlich gesagt keine Interpretation, denn die Aussagen sind in ihrer Fülle absolut klar. Ob man sie auch annimmt und versteht ist wieder eine andere Geschichte.


    Darf ich übersetzen: "Ich habe absolut recht". Ich wäre da vorsichtiger mit meinen Meinungen. Sagte der Buddha nicht, man soll das Anhaften an Anschauungen überwinden?


    Zitat

    Und ich sage das sogar als jemand der gerade Zimt-Eierkuchen mit Apfelmus genossen hat und von einer Veranda in der Karibik träumt. Es sind nur Illusionen die uns fesseln, im wahrsten Sinne des Wortes...


    Zimt-Eierkuchen! Lecker! Wenn du ihn "genossen" hast, ist das aber nicht im Einklang mit dem, was die Hardcore-Theravadins fordern! Von den Karibik-Träumen ganz zu schweigen. (Mir wirst du dadurch allerdings nur sympathischer).


    LG
    Onda

  • Hardcore ist nie gut, weil nicht die goldene Mitte.


    Ich empfehle dazu gerne: "Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen" von Fritz Schäfer.


    Er analysiert darin wirklich sehr gut was der Buddha uns im Haus-lebenden an Vorgehensweisen nahegelegt hat und wie sich diese von denen der Mönche und Nonnen unterscheiden.


    Er hat z.B. nie einem Haushälter geraten sofort alles im Haus stehen und liegen zu lassen und sich ganz der Meditation hinzugeben, sondern im Gegenteil, den Beruf und die Familie als erstes Übungsfeld für die Lehre zu sehen. Durch richtiges Vorgehen dabei, unter Anleitung des Buddha und entsprechend dem 8fachen Pfad, kommt es auch dort mit der Zeit zu den entsprechenden inneren Veränderungen die nötig sind um Befreiung zu erlangen.


    Anders als wenn jemand von heute auf morgen gegen seine Triebe und Sehnsüchte versuchen würde die Frucht der Lehre mit Gewalt zu erzwingen. Er würde im Normalfall scheitern, da die inneren Voraussetzungen für derartiges Vorgehen bei ihm nicht gegeben sind.


    Jeder geht am besten von dort los, wo er gerade steht. Und auch dann immer nur ein Schritt nach dem anderen, so das man langsam aber sicher in den Weg hineinwächst. Nur gehen muss man ihn dann auch, und nicht nur in Gedanken.


    Was die Veranda in der Karibik angeht: Das steht dem Stromeintritt prinzipiell nicht im Wege, solange ich dabei den 8fachen Pfad, das letztliche Ziel und die 5 Hemmungen nie aus dem Blick verliere... Dafür verzichte ich mittlerweile aber sogar ganz auf konventionelle Milchprodukte da in diesem Industriezweig unglaublich viel Leid geschaffen wird.


    Manchmal sind es die kleinen Dinge die zu großen Hindernissen werden können.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Onda:
    Ryonin:

    Den freien Willen zu behaupten käme für mich einer Leugnung von Karma und bedingtem Entstehen und dem Beharren auf einer festen Instanz (Ich, Ego, Seele, Gehirn) anstatt einer Anerkennung der Netzwerkhaftigkeit und Prozeßhaftigkeit (die kann man z.B. mit den Skhandas beschreiben) gleich.


    Es wurde schon an anderer Stelle darüber diskutiert, ob Bedingtes Entstehen mit Determinismus gleichzusetzen ist. Ich denke nein. Und denke auch, dass ein Entweder-Oder hier nicht hilfreich ist. Karma bezieht sich auf das Geflecht von Ursache und Wirkung. Gäbe es für das Individuum innerhalb dieses Geflechtes keinen Handlungsspielraum, keinen Raum für "eigene" Entscheidungen, so könnte das Individuum praktisch niemals den Entschluss fassen, den Achtfachen Pfad zu beschreiten, um den Leiden ein Ende zu setzen (um jetzt mal eine buddhistische Motivation aufzuzählen). Es wäre überdies außerstande, den Entschluss zu fassen, achtsam durchs Leben zu gehen und zu versuchen die Dinge zu sehen, wie sie sind, bevor sie mit Konzepten zugekleistert werden.
    Es mag sein, dass unser Handlungsspielraum, also der Raum, innerhalb dessen sich der freie Wille entfalten kann, sehr klein ist.
    Gäbe es ihn nicht, diesen Handlungsspielraum, so gäbe es für mich keinen Grund zu leben.


    LG
    Onda


    Ich setze ja bedingtes Entstehen nicht mit Determinismus gleich. Ich sag nur, daß es keinen freien Willen gibt. Ebenso wie es keinen Determinismus gibt. Jede Entscheidung ist bedingt durch Umstände, Gedanken, Vorlieben, genetisches, buddhistisch würde man auch sagen durch Karma. Es ist also nicht jetzt plötzlich da eine leere Leinwand, sondern nur ein Gefühl und ein Denken, was durch das was davor war bestimmt ist. Für mich hat Shinran dies sehr schön herausgearbeitet, es entspricht jeder Sekunde meines Lebens, und ich muss auch nicht so tun, als hätte es Freud und Singer nie gegeben. Ich muss nicht so tun, als gäbe es nichts Unterbewusstes und nichts Unbewusstes (und auch nicht, als hätte ich die Möglichkeit, dieses grenzenlose Leben zu beherrschen - was Gewalt und Trennung wäre.) Das alles ist für mich nicht notwendig. Gerade im Namu Amida Butsu wird für mich diese Trennung als nichtexistent verwirklicht. Es ist nicht so, daß bombu, der irrende, verfallene Mensch nicht mehr da ist. Und es ist auch nicht so, daß es da eine Möglichkeit des Aufhübschens, des ich werde immer mehr und mehr achtsam gäbe. Aber es geschieht oft ein handeln das durch das Nembutsu geschieht, eben weil diese Trennung keinen Sinn mehr macht. Wie Yoshi Matsuno von der Soka Gakkai es so schön erleuterte, wenn ich alles bin, wieso sollte ich da jemand anderes etwas negatives antun, das ist ja das selbe, wie wenn ich mich ohrfeigen würde. Das ist einfach natürliches handeln, nichts besonderes, nichts, was ich als gutes handeln bezeichnen würde. Es ist das (was dir sicher wieder deterministisch vorkommt): Ich stehe hier und kann nicht anders. Einfach so.
    Das Leben braucht keinen Handlungsspielraum. Es braucht IMHO nur einfach so sein, Soheit.


    _()_

  • Das Leben lebt einfach es braucht keinen Handlungsspielraum ja der würde das Leben unmöglich machen. Wo sollte dieser Spielraum sein?
    Das Leben ermögllicht mir Handlungsspielraum der so riesig ist das ich Leben vernichten kann. Mein freier Wille.

  • Ryonin:

    Ich sag nur, daß es keinen freien Willen gibt.


    Ich habe beschlossen, diese Diskussion mit dir nun zu beenden.
    Dieser Beschluss und die daraus folgende Handlung sind Manifestationen meines freien Willens.
    QED.


    LG
    Onda