Möglichkeiten

  • Guten Morgen,
    vielleicht ist die Frage für die jahrelang praktizierenden unter euch total blöd. Aber ich überlege, wie geht es nun weiter? Denn ich hatte ein Jahr lang Zeit mich intensiv mit dem Buddhismus zu beschäftigen. Ich habe sehr, sehr viel gelesen, hier im Forum viel nachgesehen, bin ins buddhistische Zentrum gegangen und natürlich viel meditiert. Fühle mit seitdem sehr, sehr wohl mit mir selber. Aber nun ist es soweit und beginne wieder wie vorher zu arbeiten. Soll heißen bin mindestens 11 Std. aus dem Haus und habe danach auch so einige Verpflichtungen, sodass ich in der bisherigen Form sicher nicht weitermachen kann. Denn selbst das Meditieren wird schwierig werden, denn ich schlaf schlicht und einfach bei Müdigkeit immer ein.
    Nun frage ich mich, wie kann ich weiter praktizieren? Denn in der bisherigen Form gehts ja dann nun nicht mehr.


    Dies Jahr zubhause war dringend erforderlich, denn ich war durch den ganzen Stress so fertig und durcheinander und bin so glücklich darüber endlich in den Buddhismus gefunden zu haben, der mich schon seit Jahrzehnten interessiert und ich nie richtig dort einsteigen konnte. Meine ganze Lebenseinstellung hat sich geändert und ich möchte auf keinen Fall wieder in das alte Fahrwasser geraten. Hoffe durch den Buddhismus es zu erreichen, mir die Achtsamkein und Güte mit in den Alltag zu nehmen. Frage mich nur wie, nicht wieder alles Gute aus den Augen zu verlieren.


    Ich hoffe mich einigermaßen vernünftig ausgedrückt zu haben und würde mich über Antworten sehr freuen. Übrigens finanziell bin ich gezwungen, wieder voll zu arbeiten. Führt kein Weg dran vorbei, sonst würde es in HartzIV irgendwann enden. Wie schaffen es die vollzeitig tätigen unter euch, neben all den normalen alltäglichen zusätzlichen Dingen?


    Viele Grüße


    Anna

  • Letztens wurde diese Frage an Geshe Pema Samten gestellt, ob man zum Meditieren dringend erforderlich sitzen müsse, oder ob man es nicht auch in der Straßenbahn und beim Fahrradfahren machen könne. Die Fragestellerin hatte im Alltag auch zu wenig Zeit für ausgiebige Sitzmeditationen.


    Er meinte, nein - man könne genauso gut im Spazieren oder sonstwo meditieren.


    Ich meditiere viermal am Tag, aber auf meinem Meditationsplatz zu sitzen, dazu komme ich nur einmal am Tag. Ich finde es im richtigen Sitz schon etwas ruhiger und angenehmer, aber es ist nicht so zwingend erforderlich, dass man das Meditieren aufgeben muss, wenn man keine Zeit zum Sitzen hat.


    So gesehen hat man dann am Tag sehr viel Muße zum Meditieren: bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, mit dem Auto im Stau oder auf der Autobahn, beim Fahrradfahren ist es wunderschön, beim Spazieren oder auch beim Sport, beim Schwimmen. Wunderbar.


    Die schönste Meditation hatte ich mal im Freibad auf einer Wiese unter einem Baum. Ich mochte mich nicht hinsetzen, weil ich dachte, das sähe dann irgendwie auffällig aus. Also legte ich mich hin auf's Badetuch und hatte dann dort, völlig unauffällig :), eine der tiefsten Meditationen meines Lebens.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:


    ...
    So gesehen hat man dann am Tag sehr viel Muße zum Meditieren: bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, mit dem Auto im Stau oder auf der Autobahn, beim Fahrradfahren ist es wunderschön, beim Spazieren oder auch beim Sport, beim Schwimmen. Wunderbar.


    Die schönste Meditation hatte ich mal im Freibad auf einer Wiese unter einem Baum. Ich mochte mich nicht hinsetzen, weil ich dachte, das sähe dann irgendwie auffällig aus. Also legte ich mich hin auf's Badetuch und hatte dann dort, völlig unauffällig :), eine der tiefsten Meditationen meines Lebens.


    Guten Morgen, liebe LL,
    genau so erlebe ich das seit rund 20 Jahren. Mir wurden in ganz alltäglichen Gegebenheiten mit einem offenen - von äußeren Bedingungen unabhängigen "Blick" und frei von affengeistartigen Gedanken - Einsichten und Erfahrungen zuteil mit Konsequenzen auf mein Leben, die sich in keiner Weise von denen unterscheiden, die ich je berichtet bekommen oder gelesen habe.
    _()_ Monika

  • anna:


    Fühle mit seitdem sehr, sehr wohl mit mir selber. Aber nun ist es soweit und beginne wieder wie vorher zu arbeiten. Soll heißen bin mindestens 11 Std. aus dem Haus und habe danach auch so einige Verpflichtungen, sodass ich in der bisherigen Form sicher nicht weitermachen kann. Denn selbst das Meditieren wird schwierig werden, denn ich schlaf schlicht und einfach bei Müdigkeit immer ein.
    Nun frage ich mich, wie kann ich weiter praktizieren? Denn in der bisherigen Form gehts ja dann nun nicht mehr.


    Wie LL schreibt: bei jeder Gelegenheit. Ich habe morgens auf dem Weg zur Arbeit im Bus, in der Bahn, im Wartezimmer beim Arzt, überhaupt überall wo ich auf irgend etwas warten musste - auch während der Arbeit - meditiert. Ich habe einfach meinen Geist darin geübt, da zu sein, wo er - aus meiner Sicht - zu sein hat. Die Konzentration auf die Arbeit und gleichzeitige Übung, mich von Ängsten, Stress, Druck nicht beeinflussen zu lassen. Dieses Training habe ich betrachtet wie ein körperliches Training im Fitnessstudio. Auch das körperliche Training ist schließlich in den Alltag "einbaubar" :D , z. B. durch Treppensteigen, zu Fuß gehen anstelle 2 Bushaltestellen fahren usw. Genau so sehe ich auch das Geistestraining: Jeden Tag von Moment zu Moment "die Kuh aus dem Beet ziehen" wie ein Zenmeister mal sagte. Die Kuh steht für den Geist, der immer wieder umherwandert. Wenn er so geschult ist, dass er nicht mehr wandert, was gibt es dann noch zu suchen?


    Der Dalai Lama sagt: "Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück". Diese Aussage habe ich - weil ich sie als wahr erfahren habe - immer im Sinn behalten. Wenn es allzu schwierig wurde, habe ich innerlich ein Mantra "gemurmelt".


    Hinzu kommt dann noch - jedenfalls für mich - das ständige Studieren und Erwägen der Lehre Buddhas. Früher waren es eher die Interpreten und Nachfolger aus allen möglichen Richtungen. Heute ist es der Palikanon.


    Zitat

    Dies Jahr zubhause war dringend erforderlich, denn ich war durch den ganzen Stress so fertig und durcheinander und bin so glücklich darüber endlich in den Buddhismus gefunden zu haben, der mich schon seit Jahrzehnten interessiert und ich nie richtig dort einsteigen konnte. Meine ganze Lebenseinstellung hat sich geändert und ich möchte auf keinen Fall wieder in das alte Fahrwasser geraten. Hoffe durch den Buddhismus es zu erreichen, mir die Achtsamkein und Güte mit in den Alltag zu nehmen. Frage mich nur wie, nicht wieder alles Gute aus den Augen zu verlieren.


    Sei unbesorgt, allein diese Aussage zeigt schon, wohin Du gezogen wirst. Wenn Deine ganze Lebenseinstellung sich geändert hat, bist Du ja schon auf dem richtigen Wege.


    Zitat

    Ich hoffe mich einigermaßen vernünftig ausgedrückt zu haben und würde mich über Antworten sehr freuen. Übrigens finanziell bin ich gezwungen, wieder voll zu arbeiten. Führt kein Weg dran vorbei, sonst würde es in HartzIV irgendwann enden. Wie schaffen es die vollzeitig tätigen unter euch, neben all den normalen alltäglichen zusätzlichen Dingen?


    Ich war 45 Jahre voll berufstätig und habe meine Tochter alleine großgezogen. Es ist eine Frage des Schwerpunktes und der Organisation. Trotz dass ich viele Fehler in meinem Leben gemacht habe, bin ich immer "auf der Spur geblieben" - mal mehr, mal weniger.


    Ich wünsche Dir viel Vertrauen und Mut
    _()_ Monika

  • Hi Anna,
    ich schaue weniger Fernsehen, dafür meditiere ich abends. Ich bin einmal die Woche bei einer Gruppe.
    Wochenenden und Urlaub nutze ich auch, um auf Retreats zu gehen oder Unterweisungen zu hören.
    Auf dem Weg zur Arbeit und im Alltag mache ich machmal Metta-Sätze oder "Tonglen im Alltag" nach Pema Chödrön.
    Wenn man auf dem Kissen hin und wieder ein wenig Metta oder Tonglen macht, fließt das fasst von alleine in den Alltag.
    Ausserdem versuche ich Achtsamkeit und sowas wie eine reine Sicht zu üben,
    und mir keinen Stress zu machen... :)
    Einfach leben, das wird schon.


    _()_ ekkhi

  • Moin Anna,


    anna:

    .....Aber nun ist es soweit und beginne wieder wie vorher zu arbeiten. Soll heißen bin mindestens 11 Std. aus dem Haus und habe danach auch so einige Verpflichtungen, sodass ich in der bisherigen Form sicher nicht weitermachen kann. Denn selbst das Meditieren wird schwierig werden, denn ich schlaf schlicht und einfach bei Müdigkeit immer ein.
    Nun frage ich mich, wie kann ich weiter praktizieren? Denn in der bisherigen Form gehts ja dann nun nicht mehr. Dies Jahr zu Hause war dringend erforderlich, denn ich war durch den ganzen Stress so fertig und durcheinander und bin so glücklich darüber endlich in den Buddhismus gefunden zu haben, der mich schon seit Jahrzehnten interessiert und ich nie richtig dort einsteigen konnte. Meine ganze Lebenseinstellung hat sich geändert und ich möchte auf keinen Fall wieder in das alte Fahrwasser geraten...


    Du warst durch den ganzen Stress so fertig und durcheinander, du möchtest auf keinen Fall wieder ins alte Fahrwasser geraten?
    Und was machst du gerade?
    Du arbeitest wieder so, das du mindestens 11 Stunden aus dem Haus bist. und hast noch div. ander Verpflichtungen.
    Wofür hast du dir die Auszeit genommen? Damit du wieder so funktionierst wie vorher oder damit du etwas lernst?


    LG
    Ji'un Ken

  • Ji'un Ken:


    Du warst durch den ganzen Stress so fertig und durcheinander, du möchtest auf keinen Fall wieder ins alte Fahrwasser geraten?
    Und was machst du gerade?
    Du arbeitest wieder so, das du mindestens 11 Stunden aus dem Haus bist. und hast noch div. ander Verpflichtungen.
    Wofür hast du dir die Auszeit genommen? Damit du wieder so funktionierst wie vorher oder damit du etwas lernst?


    Bei allem Respekt: ich finde das jetzt wenig hilfreich. Wenn man einen Vollzeitjob hat und den auch braucht, dann ist man in der Regel 10-12 Stunden aus dem Haus. Ich gehe auch davon aus, dass mit den 'div. anderen Verpflichtungen' erst mal Hausarbeit, soziale Kontakte und da sie sich ja für's Laufen interessiert, Zeit dafür gemeint ist.


    anna
    Falls du Englisch liest, schau dir mal das an: http://www.buddhanet.net/pdf_file/livngmed.pdf

  • anna:

    Wie schaffen es die vollzeitig tätigen unter euch, neben all den normalen alltäglichen zusätzlichen Dingen?


    Hi & willkommen Anna


    Du hast es schon richtig erkannt, zu viel Geschäftigkeit kann einen aus der Ruhe bringen.


    Ich bin selbständig und ein 16 Stunden Tag ist hier nichts besonderes.


    Oder mindestens von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten und selten zu hause.


    Ich habe mich damit arrangiert, die Arbeit nicht getrennt vom Alltag (inkl. Meditation) zu betrachten.


    Da wir ständig etwas tun, auch beim nichtstun, warum es nicht gleich 'richtig' machen?


    Das mag einfacher gesagt sein als getan, aber mit der Übung klappt das und schont einen vor Burnouts.


    Außerdem lege ich hin und wieder eine Uposathawoche ein, was bei dir mit dem Urlaub vergleichbar ist.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Auch wenn ich mich hier einmische, Ji'un Ken, aber Deine Antwort ist weder hilfreich noch mitfühlend, sondern bedeutet nur zusätzlicher Druck.
    Deshalb zitiere ich sie auch nicht.



    Lass Dich nicht verunsichern, liebe Anna, und vertraue darauf, dass Du mit der "richtigen" Einstellung Deinen Weg gehst.


    Dazu zitiere ich nochmal nibbuti:



    Ansonsten finde ich Buddhas Worte sehr hilfreich, s. Signatur.
    _()_ Monika

  • Ich misch mich auch kurz ein *schmunzel* Monikamarie, ich würde das nicht zweifelsfrei behaupten, dass die Reizfragen von Ji'un Ken nicht mitfühlend und hilfreich sind. Angst und Anhaftung aus dem Mitleid entsteht ist das eine, Mitgefühl kann durchaus seltsam erscheinen, wenn man sich zu sehr identifiziert. Auch möchte ich behaupten, dass die wiederholt gepostete Aussage von Nibbuti durchaus ein Ausdruck von Gier sein kann bzw. ein hartnäckiger Versuch sich erfolgreich von der Realität abzulenken.


    Ohne mehr Ruhe kein Erfolg, ohne dies zu erkennen auch kein Bestreben zur Ruhe zu kommen. *schmunzel*


    Anna, man kann reduzieren. Dafür muß man genau an dem Arbeiten was notwendig ist um den Geist zu beruhigen und reiner zu bekommen, mit seinen Begierden und Ansprüchen.


    Nimm dir die fragen von Ji'un Ken ganz nüchtern zu Herzen aber nicht zum Bauch. Sprich klar denken und nicht in Selbstabwägungen verfallen. Das hat nichts mit Kritik sonder ausschließlich mit seiner eigenen Ehrlichkeit zu sich selbst zu tun. Und nicht vergessen, Schritt für Schritt, vom hüdl'n kommen die Kinder (Karma). Geduld mit sich zu haben, aber ehrlich bleiben, oder umgekehrt.

  • Losang Lamo:

    beim Fahrradfahren ist es wunderschön


    :shock: wie praktizierst du das denn ? Ich fahre jeden Tag 60 km und die auch mit hohen Tempo (sonst wäre ich ja auch zu lange unterwegs) und mir fällt es gerade schwer mir vorzustellen dabei zu meditieren und trotzdem die volle Aufmerksamkeit für den Straßenverkehr auf zu bringen ....


    Liebe Grüße
    Guido

    Halte dich an die Belehrungen, nicht an die Lehrer. Halte dich an die Bedeutung, nicht an die Worte.
    Halte dich an die Tiefe, nicht an die Oberfläche. Halte dich an die Weisheit, nicht an die Konzepte. (Sharmapa)

  • Und wieder spekulieren wir lustig über die Aussagen von anderen...


    Ja, wir können reduzieren und entrümpeln! Wir können uns z.B. fragen, ein- oder zweimal am Tag für 30-60 Minuten auf einem Kissen zu sitzen nicht einfach eine Verschwendung von Zeit ist. Dazu müssten wir uns aber von lieb gewonnenen Überzeugungen/Konditionierungen lösen: es 'gibt' so etwas wie 'Erleuchtung', und (Sitz-)Meditation ist der Weg dorthin. Wir könnten uns fragen, ob es Belege für diese Behauptungen gibt.


    Anschließend wäre dann der Weg etwas frei, um uns die Frage zu stellen, was wir von so einer Praxis wirklich erhoffen. Mehr Ruhe im Alltag? (Ja, ich höre schon das Geplärre: bei Meditation geht es um anderes!) Die Fähigkeit, ganz im Hier und Jetzt zu sein? Das ewige Beurteilen und Quasseln im Kopf abstellen? Mehr Mitgefühl entwickeln? Dazu gäbe es jede Menge Techniken, die problemlos in den Alltag zu integrieren sind.


    Aber lieber laufen wir einem Phantom nach und versuchen verzweifelt, uns für das dafür notwendige 'Lauftraining' Zeit freizuschaufeln.


    P.S.: Ich halte formelle Sitzmeditation nicht generell für eine Verschwendung von Zeit. Für eine Verschwendung von Zeit halte ich sie dann, wenn ich - koste es, was es wolle! - versuche, meinen gesaamten Tagesablauf nach ihr zu strukturieren, weil ich ihr illusorische Auswirkungen zuschreibe.

  • Ums Entscheiden kommt man nicht herum *schmunzel* und die Liste der Ausreden ist natürlich so groß wie das Universum.


  • Losang Lamo, es geht hier ums meditieren und nicht ums träumen *schmunzel* Aber du hast schon recht, Achtsamkeit auf Körper, Bewusstsein, Gefühle und Absicht sollte, wenn es Wirkung zeigen soll rund um die Uhr sein, nur mußt du schon ein Übermensch oder ein Massenverdienstemensch sein um das bei den angeführten Tätigkeiten wirklich zu sein. Das wäre wie alleine auf einer achtspurigen Autobahn eine Verkehrszählung mit Bundesländeraufzeichnung zu machen. Sicher werden sich Leute finden die das können. *schmunzel* andere werden nur am Abend nach hause kommen und erzählen, dass sie heute zwei rosa farbene Käfer und einen lila Porsche gesehen haben, "war heute wieder ur viel Verkehr"

  • Hallo Anna,


    eine Auszeit kann immer gut sein wenn man sich im Strom der Gedanken, der Emotionen und Handlungen verloren hat. Die Meditation zielt ja eben genau darauf ab sich nicht immer wieder von einem Strom der unbewusstheit hereinziehen zu lassen. Somit ist die Praxis der Meditation vor allem erstmal ein geschützer Raum um diesen Zustand üben zu können und dadurch bewusster oder eben wacher zu werden. Da die Mediation letzlich immer darauf zielt voll bewusst im hier und jetzt zu sein geht es darum schrittweise im alltag immer mehr zu meditieren. Das kann ganz einfach durch achtsamkeit auf den Atmen sein oder eben im bewussten beobachten eines objektes. Vielleicht auch ein Mantra je nach Schule. Ein Maßstab kann dafür sein wieviele GEdankenfilme in uns ablaufen. Wenn die Momente zwischen den Gedanken immer größer werden ohne dabei einzuschlafen, dass heist auf eine Ebene unterhalb der Gedanken zu rutschen, dann spürt man immer häufiger wie alles was man macht zu einer Meditation werden kann. Es ist nicht entscheidend wie oft man meditiert oder wieiviel man arbeitet, sondern wie bewusst Du beides machst. Trennst Du Dein Leben in hektisches Alltagsleben und dann noch ganz schnell brav meditieren bevor Du zu müde bist? Das wäre ein extremfall der wahrscheinlich sowieso nicht lange funktioniert. Wichtiger finde ich persönlich kleine Rituale im Alltag die sehr bewusst geschehen und einen dadurch mit dem hier und jetzt auf eine sehr starke Art verbinden und durch den Tag bringen. Das kann wie schon andere geschrieben haben in kleinen Pausen sein auf dem Weg zur Arbeit aber auch durch minipausen die vielleicht nur 10 Sekunden dauern und in denen man bewusst atmet. Aber sicherlich kann man auch grundsätzlich hinterfragen wieviel Lebenszeit man bereit ist gegen Geld einzutauschen. Ich glaube das muss jeder selbst entscheiden aber auch hier ist eben nicht nur die Quantität der Arbeit und des Geldes entscheidend sondern in erster hinsicht die Qualität. Wie bewusst kann ich arbeiten und wie bewusst gebe ich das Geld auch wieder aus. IN dem Punkt sind sich auch viele Wirtschaftsexperten einig, dass wir alle viel weniger arbeiten könnten und trotzdem den gleichen oder vielleicht auch mehr Wohlstand hätten wenn wir nur bewusster wären. Mal abgesehen davon würden bewusstere Menschen sicher auch viele Konsumartikel nicht mehr brauchen und sich auf nachhaltigere Entwicklungen der Menschen konzentrieren können.

  • Hallo an Alle,


    vielen Dank für eure Antworten. Davon kann ich viel in meinem Alltag mitnehmen und viele Antworten sind ganz sehr schöne Anregungen.


    Hätte vielleicht direkt zu Anfang schreiben müssen, daß mir nichts anderes übrig bleibt wie jetzt wieder den Weg ins normale Arbeitsleben einzutreten. Die Auszeit war sehr, sehr wichtig für mich. Sicherlich, auch wie so schön hier geschrieben, um wieder zu funktionieren (ganz sicher aber nicht wie vorher). Aber mit über 50 Jahren, muß man leider ja überhaupt froh sein noch eine vernünftige Arbeitsstelle zu bekommen. Da nun mein Geld aufgebraucht ist, muß ich wieder anfangen. Sicher nicht um verschwenderisch zu leben, sondern um einigermaßen um die Runden zu kommen und vor allem Miete bezahlen zu können. Nur mal so als Beispiel.
    Aber wie dem auch sei, bin froh über so manche Anregung wie ich meine bislang angeeignete buddhistische Lebensart/-einstellung weiterführen und weiterleben kann. Sicher nicht in Vollendung so mancher Studierten hier, aber eben auch auf meine einfache Art und Weise. Habe schon des öfteren überlegt, ob man mindestens Akademiker sein muß oder den Budhismus studiert haben muß, um sich überhaupt als Buddhist sehen zu dürfen oder überhaupt zur Gemeinschaft zu gehören. Denn bei vielen Beiträgen hier braucht man eine Übersetzung des Geschriebenen und leider wird dann von Beitrag zu Beitrag heftiger. Dies soll keine Kritik sein, nur eine kleine Anmerkung.


    Nochmal Danke
    Anna

  • anna:

    um sich überhaupt als Buddhist sehen zu dürfen oder überhaupt zur Gemeinschaft zu gehören.
    Nochmal Danke
    Anna


    keine Gemeintschaft
    kein Buddha
    kein dich
    keiner der sieht ..


  • Anna, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn die Verdienste aufgebraucht sind wird's mühsam. Es liegt in der Natur der Nachgiebigkeit, sich zurückzulehnen und erst dann zu agieren wenn es nicht mehr geht. Auch das ausrasten auf Kosten von Anderen ist etwas, dass nicht tugendhaft ist und daher den Geist stets belasten und nicht klarer macht.
    Mit einer simplen und einfachen Lebensweise kann man schritt für Schritt alles erreichen. Es ist nur sehr wichtig das man immer ehrlich ist und sich nicht an anderen orientiert.
    Schau dir das genau an und versuch den Fehler nicht zu wiederholen sonst bleibt es bei dem alten Spiel: Gewinn - Verlust, Freude - Leid. Buddha hat übrigens seinen Laienanhängern Buchhaltung sehr ans Herzen gelegt.


    Vielleicht kannst du dir aus dem etwas für die Zukunft rausholen:



    *schmunzel*

  • Zitat

    Habe schon des öfteren überlegt, ob man mindestens Akademiker sein muß oder den Budhismus studiert haben muß, um sich überhaupt als Buddhist sehen zu dürfen oder überhaupt zur Gemeinschaft zu gehören. Denn bei vielen Beiträgen hier braucht man eine Übersetzung des Geschriebenen und leider wird dann von Beitrag zu Beitrag heftiger. Dies soll keine Kritik sein, nur eine kleine Anmerkung.


    Diese Anmerkung ist leider hier im Forum angebracht und ich teile Deine Kritik. Es gibt Menschen die glauben durch viel "buddhistisches" Wissen ein guter Buddhist zu sein. Genauso gibt es viele die glauben durch viel Erfahrungen oder "gute" Taten bessere Buddhisten zu sein. Das sind alles Fallen eines sprituellen Egos und Freunde auf dem Weg merken dies hoffentlich schnell und holen einen wieder unter vom trip. Deswegen wird immer wieder gewraten sich eine Gemeinschaft zu suchen. Aber auch das ist kein Dogma und es gibt eben Menschen die können sich durch Rückzug alleine schneller entwickeln.
    Befreiung vom Leid hat nichts mit unserer Vorstellung von Wissen oder gar akademischer Bildung zu tun. Viele Dinge mögen Hilfreich sein, ebenso eine gute Erziehung aber sie können genauso ein Hinderniss werden wenn man sich damit Identfiziert und daran anhaftet. So bleiben viele in Fragen von Wissenschaft und Politik eher brav und angepasst und trauen sich kaum die Dinge so zu benennen wie sie sind. Das bedeutet nicht unbedingt eine Bewertung. Die Befreiung von Leid (des eigenens und das aller) ist das Ziel im Buddhismus. wenn man dazu Wissen einsetzten kann dann macht das auch Sinn. Allerdings dies als Allheilmittel anzusehen ist eine Illusion. Der menschliche Verstand und die starke Identifikation mit dem Denken ist einer der Hauptursachen unseres Leidens. Das kann jeder wunderbar an sich selbst und anderen Beobachten und deswegen meditieren wir ja um uns den Wahnsinn in uns selbst erstmal bewusst zu werden damit wir nicht mehr sagen können die böse Gesellschaft ist daran schuld. Der Verstand und das Denken haben eine unermessliche SChwungkraft uns ständig aus dem hier und jetzt herauszureißen. Meistens leider für weniger heilsame Verstrickungen ind Vergangenheit und Zukunft. Dazu braucht man kein Buddhist sein oder zu meditieren um das zu erkennen. Ja es gibt auch viele buddhisten die 20 Jahre meditieren und nach außen sehr beherrscht wirken können und innerlich doch sehr viel unruhe haben und sich immer noch sehr stark mit Gedankenmustern identifizieren. Diese Identfikation ist dabei selbst noch nicht einmal das Problem. Auf unserer Entwicklung als Mensch ist sie ein Stadium um uns eine gewisse Orientierung zu geben. Wenn wir allerdings dogmatisch daran festhalten führt dies zu Leid. In welcher Situation wir an buddhistischem oder akademischen Wissen festhalten sollten und wann wir darüber hinausgehen können wird sicher jeder von uns in unzähligen Lebenssituationen selbst erfahren können. Dazu genügt es dem inneren Lehrer zu folgen.

  • "Diese Anmerkung ist leider hier im Forum angebracht und ich teile Deine Kritik."
    Das kann nur deine Anstrengung fördern, ging mir auch so, als ich dachte Dharma in Worten und Erklärungen finden zu können. *schmunzel*
    und die Lösung hast du ja auch bemerkt -> "Dazu genügt es dem inneren Lehrer zu folgen." wobei genügt, für den Anfang nicht ganz passt, verwechselt man den Bauch doch all zu gerne mit den Herz.


    Einmal eine gute Erklärung von einem guten Lehrer über die vier edlen Wahrheiten und den achtfachen Pfad zu bekommen, reicht für viele Jahre voller Praxis vollkommen aus.

  • anna:

    Guten Morgen,
    vielleicht ist die Frage für die jahrelang praktizierenden unter euch total blöd. Aber ich überlege, wie geht es nun weiter?


    :lol:
    Verzeih ... ich lache dich nicht aus. Aber ich finde die Frage einfach zu komisch (nicht "blöd") ... :lol:



    anna:


    Fühle mit seitdem sehr, sehr wohl mit mir selber.


    Und da fragt man sich dann natürlich "wie geht es nun weiter?" ;)



    anna:


    Nun frage ich mich, wie kann ich weiter praktizieren?


    Warum? Willst du dich denn noch mehr als "sehr, sehr wohl mit" dir selber fühlen?



    Irgendwas stimmt nicht ... oder? :|

  • TMingyur:
    anna:


    Nun frage ich mich, wie kann ich weiter praktizieren?


    Warum? Willst du dich denn noch mehr als "sehr, sehr wohl mit" dir selber fühlen?



    Irgendwas stimmt nicht ... oder? :|


    :lol: der ist gut ...der ist eecht guut! :D

  • Aus dem "Problem" des Selbstwerts kommt man am Anfang nicht so leicht raus. Ist das Selbstwertgefühl im Keller mag es helfen es aufzubauen durch "positive" Eindrücke. Dann hält es für eine Weile bis man so daran festhält das man sich wieder damit identfiziert. Dann kommt früher oder später eine Bemerkung oder Lebenssituation, die dir wieder zeigt wie vergänglich diese Identität ist. Klassiker dbaei sind eine neue Beziehung und das verliebt sein, aber auch ein neuer Toller job oder ganz viel anerkennung. Sie halten eine Weile, bis es wieder brökelt. Klingt erstmal frustrierend bis man erkennt dass es da immer eine konstante gibt. Etwas was das Gefühl zu dem selbst ständig erlebt... Die Praxis hat das Ziel sich nicht mehr von den Bildern im Spiegel mitreisen zu lassen. Ob Erfolg oder misserfolg.was die anderen über einen denken wer ich bin oder nicht bin. Ob ich viel wissen angesamelt habe, viel leiste oder nicht, bei lob oder kritik...

    • Offizieller Beitrag
    ekkhi:

    Hi Anna,
    ich schaue weniger Fernsehen, dafür meditiere ich abends. Ich bin einmal die Woche bei einer Gruppe.


    Es ist ja krass, was für ein Zeitfresser das Fernsehen ist.


    Nach der AGF Fernsehforschung sehen die Deutschen pro Tag ungefähr 200 Minuten fern. Das meiste davon fällt zwar auf Jugendliche und Rentern, aber auch die Altergruppe 14-39 Jahre hat pro Tag 144 Minuten Zeit zum fernsehen/meditieren. Da ist ja sehr reichlich.


    Nam Jun Paik: TV Buddha (1974)