Mitgefühl mit wem ?

  • Hallo an alle.


    Mit welcher Person sollte man Mitgefühl haben ?
    Mit der Person die verunglimpft wird oder mit dem Verunglimpfer ?
    Anders ausgedrückt. Sollte man mit dem Opfer oder den Täter Mitgefühl haben ?
    Sollte man aus Mitgefühl für den Täter z.b mit prügeln oder dem Opfer aus Mitgefühl helfen oder beide ? Das geht ja nicht, da man in so einer Situation nur mit einer Person von beiden Mitgefühl haben kann. Wie würde Buddha entscheiden ? Aus Vernunft hätte Ich Mitgefühl mit den Opfer und würde es auch als normal bezeichnen mit dem Opfer mitzufühlen und nicht mit dem Täter. Wenn man mit dem einen Mitgefühl hat und mit den anderen nicht ist man dann noch ein Buddha ?


    Würde mich auf eure Antworten freuen.


    Mit freundlichen grüßen euer


    Freddo999

  • Freddo999:

    Mit welcher Person sollte man Mitgefühl haben ?


    Du sollst gar nichts.


    Mitgefühl entwickelt sich automatisch wenn man die drei Daseinsmerkmale erkannt, oder zumindest erahnt hat. Und dann ohne Unterscheidung.


    Wobei es sicher nicht schadet sich in Mitgefühl zu üben. Dafür kriege ich bestimmt eins auf den Deckel, aber lieber herbeigerufenes/erdachtes/erzwungenes Mitgefühl als gar keins :)

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Wieso sollte es nicht gehen mit beiden Mitgefühl zu haben?
    Kann ich nich nachvollziehn!
    Wenn ich den Täter vom Prügeln abhalte, helfe ich sowohl "Opfer" als auch "Täter".

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Da hau ich Dir gar keinen auf den Deckel, sondern stimme Dir voll zu, lieber Bambus.


    Wir sollen gar nix, Freddo, aber wir können unsere Bewertungen und Beurteilungen fortfallen lassen und einfach nur schauen und beobachten, dann erwägen usw. - und das ist schon mal besser als fortwährend im Geiste hin- und herzuschaukeln, wer Anspruch auf Mitgefühl hat und wer nicht. Letztlich wir alle. Das wird zum Beispiel auch besonders deutlich, wenn wir erkennen, wie lang unser Weg ist und wie beschwerlich er sein kann. Erst wenn wir dann auch Mitgefühl mit uns selbst entwickeln konnten, wird's leichter - auch mit dem Nachbarn :lol: .
    Durch die Einsicht in tiefere Schichten unserer Daseinsmerkmale wird uns ja deutlich, wie echt unser zuvor geübtes Mitgefühl war. Und das mag bei dem einem oder anderen stärker sein als bei dem anderen oder einen 8) - unter Umständen sehr überraschen und beschämen.
    _()_ Monika

  • Hallo an alle und danke an euch alle für eure Antwort.


    Ok, das es beide verdienen ist mir klar aber wie das zeigen wenn der Täter gar nicht will das man es unterbricht z.b ein Sadist ?
    Sollte man den Spaß unterbrechen ? Ich meine schon aber ist das dann Mitgefühl wenn sich der Sadist freut und man sich dann nicht mitfreut ? Ich meine zu wissen das es kein Mitgefühl mehr ist und für das Opfer ist das dann auch kein schönes Erlebnis wenn man sich mit dem Täter mitfreut. Es ist bestimmt ein scheiß Thema was Ich hier anspreche, aber Ich habe es erlebt und war das Opfer und da könnten sich andere, noch nicht Mittäter, entscheiden zu wem sie Mitgefühl haben sollen und sie habe sich nun mal für den Täter entschieden und nicht für mich. Schade da habe Ich wohl Pech gehabt.


    Freue mich auf eure Antworten.


    MFG


    Freddo999


  • Freddo, vielleicht verwechselst du Mitgefühl (karuna) mit Wohlwollen (metta) in deiner Frage. Mitgefühl ist entsteht aus dem Erkennen, dass alle Wesen im Grunde das selbe Problem haben und letztlich das selbe suchen und wollen in all ihrem Schaffen und Tun. Mitgefühl birgt den Wunsch anderen helfen zu wollen. Da wir das meist nicht können, ist ein Akt aus Mitgefühl einer der die Sache nicht schlimmer macht und es ist auch ein Akt des Mitgefühles nichts zu machen was andere verletzt. Damit hat man in der Regel mehr getan als wenn man denkt Partei ergreifen zu müssen im Glauben die Situation im Ganzen zu durchschauen und zu kennen.
    Wohlwollen heißt, dem anderen Glück zu wünschen und ihm nichts übles nachzusagen oder zu wünschen und auch das entsteht daraus, dass man versteht wie andere nach dem selben Ziel streben.


    Beide Dinge sollte man gegenüber jedem Wesen dem man begegnet und die "Gleichheit" erkennt entwickeln.


    Auf deine Frage, wem gegenüber soll man Mitgefühl aufbringen? Dem "Opfer" oder dem "Täter"? Passiert ist passiert, und das ist denke ich wichtig und damit ist die alte Sache auch schon vorbei und daran wird nichts mehr geändert, da kann man Mitfühlen was man will und helfen was man will. Das Vergangene ist vorbei. Hier stellt sich nur die Frage ob man die Reaktionen aus einer Handlung, die meist auch wieder unheilsam sind, stoppen kann. Das wäre der Punkt wo man, wenn man es kann, helfen kann. Auf seiner eigenen Seite stoppt man die Reaktionen dadurch, dass man erkennt warum solche Dinge passieren und dadurch wird man sie nicht falsch bewerten und erneute Taten des Gerölls oder Überwollens hervorrufen und sei es durch Worte, den auch damit trägt man den Keim leicht weiter.
    Wenn es eine Reaktionskette ist, in der sich zum Beispiel zwei schlagen, dann macht es nur Sinn den zukünftigen Täter von seiner Tat abzuhalten und da ist es sicherlich besser Mitgefühl oder seinen Fokus in Richtig vermeidlichen Täter zu richten und nicht aus Mitleid mit einem wahrscheinlichen Opfer zu handeln. Wenn du den Täter von einer unheilsamen Handlung abhalten kannst, stellt sich die Frage des Opfers erst gar nicht.
    Oberste Priorität ist aber die eigene Tugend, wenn du diese hältst kannst du auch andere von unheilsamen Taten abhalten und um potenzielle Opfer musst du dich erst gar nicht kümmern. Du weist selber,, dass jeder ein Opfer deiner Taten sein kann, wenn du dich nicht an Tugend hältst. Wir brauchen uns nur um die potenziellen Täter kümmern und dabei können wir auch stets daran denken, das wir sie damit davon abhalten zukünftig Opfer zu sein.


    Einen Streit zu schlichten ist etwas gutes, aber auch das muß man können und dazu auch noch stets unparteiisch sein. Nicht jeden Streit kann man schlichten und wenn das Feuer des Wahns lodert, kann man sich nur selbst die Finger verbrennen. Man bringt schon Kühle in die Angelegenheit wenn man sich selber kühl hält. Manchmal tut's auch ein Kübel Wasser oder etwas anderes das Leute im Wahn etwas zu Bewusstsein bring.


    Den einzigen Täter, den du aktive und wirklich dirigieren kannst bist du, darum fange immer bei Mitgefühl und Wohlwollen zu dir selber an. Dann entsteht da auch keine weitere unheilsame Tat und auch das "Opfer" daraus gibt es zukünftig nicht.

    • Offizieller Beitrag
    Freddo999:


    Ok, das es beide verdienen ist mir klar aber wie das zeigen wenn der Täter gar nicht will das man es unterbricht z.b ein Sadist ?
    Sollte man den Spaß unterbrechen ? Ich meine schon aber ist das dann Mitgefühl wenn sich der Sadist freut und man sich dann nicht mitfreut ? Ich meine zu wissen das es kein Mitgefühl mehr ist und für das Opfer ist das dann auch kein schönes Erlebnis wenn man sich mit dem Täter mitfreut.


    Dazu gibt es im tibetischen Lamrim ein paar Gedanken. ich hoffe ich erinnere mich nich richtig, aber es war ungefähr folgender Gedankengang:


    Wenn jemand einen anderen mit einem Stock schlägt, dann ist man nicht auf den Stock sauer sondern auf den, der ihn verwendet. Genauso ist ein Täter jemand, der quasi von seiner Wut beherrscht wird. Deswegen sollte man eher gegenüber dem verhängnisvollen Gefühl der Wut Abneigung empfinden als gegenüber dem Täter, der letzendlich nur ein Instrument ist.


    "Wenn jemand einen Menschen schlägt, dann tut er damit sich selbst im Endeffekt etwas viel schlimmeres an als dem Opfer, da jede Tat karmische Auswirkungen hat. Während das Opfer schon aus dem kurzen Zusammentreffen die negativen Auswirkungen der Agression erfährt, verbringt der Täter die ganze Zeit über in äußert unguten und unagenehmen Geisteszustände. Die ihn womöglichen für viele Wiedergeburten in ganz höllisch ungenehme Bereiche bringen. Während die Wunden des Opfers womöglich bald heilen, fügt der Täter in seiner Wut seinem eigenen Geist bleibende Deformationen zu.


    Der Täter ist also wie jemand, der sein eigenes Bein abschlägt um es dem anderen auf den Kopf zu hauen. Total meschugge. Mitgefühl verdient er nicht in seiner hohlen Sieges-Freude sondern in dem tiefen Leid in das er sich da hineinmanövriert.


    Natürlich sind das so Gedanken, die sich an Menschen richten, die sehr motiviert sind. Nimmt man das aus dem Kontext, dann gerät man leicht in die Gefahr Gefühle zu "fälschen". Die eigene Agression mit oberflächlichen Mitgefühl zu übertünchen und sich dann "sowas von heilig" zu fühlen. Dann ist Mitgefühl nichts mehr, was von Herzen kommt, sondern ein falscher Buddhakonformer Zuckerguss über den stinkigeren wahren Gefühlen.

  • Hallo Freddo999


    Vom Dalai Lama habe ich gelesen dass er einmal mit einem Mönch zusammentraf der (wenn ich mich nicht irre so um die zwanzig Jahre lang) unter außerordentlich harten Bedingungen in einem Internierungslager zubringen musste.
    Während dieser Unterredung fragte der Dalai Lama den Mönch ob er denn nicht Angst gehabt hätte.
    Daraufhin meinte der Mönch dass das wovor er am meisten Angst gehabt hätte die Angst gewesen wäre sein Mitgefühl gegenüber den brutalen Wärtern zu verlieren.


    L.G. gbg

    Einmal editiert, zuletzt von gbg ()

  • gbg:

    Der Dalai Lama fragte den Mönch ob er denn nicht Angst gehabt hätte.
    Daraufhin meinte der Mönch dass das wovor er am meisten Angst gehabt hätte sei gewesen sein Mitgefühl gegenüber den brutalen Wärtern zu verlieren.


    Dann hat er es schon verloren gehabt (sollte er es jemals gehabt haben), sonst wäre er nicht auf diese Idee gekommen. 8)

  • Hallo und danke noch mal an allen.


    Man schadet sich selbst, das habe Ich schon mal gehört. Ob das den Täter und den Mittätern dann auch so bewusst ist, in dem Moment, bezweifle Ich und wer keine Angst mehr hat, den kann das auch egal sein, meine Ich. Wer keine Angst mehr hat vor irgend etwas, brauch auch keine Sorge mehr haben etwas unangenehmes zubekommen. Wenn z.b keiner an Kama und wieder Geburt glaubt, werden die die keine Angst vor der Wiedergeburten haben oder nicht an die Wiedergeburt glaube, auch nicht Angst vor Niedrigen Bereichen haben, weil deren Taten keine Auswirkungen haben werde in ihrer Zukunft, so stellen sie sich das bestimmt vor, meine Ich. Solche sind dann bestimmt Skrupel loser wie andere Täter die Täter die beides glaube, an die Wiedergeburt und das Karma ist gemeint. Wie kann könnte man sich vor solchen Skrupellosen Sadisten noch schützen ?


    Freue mich auf eure Antworten.


    MFG


    Freddo999


  • Um was geht es dir wirklich Freddo? Du suchst doch keine allgemeingültige Antwort auf das Leid der Welt.


  • Hallo und danke für deine Antwort.


    Mir ist das doch schon mal passiert, das die Täter Mittäter bekamen durch Falsches Mitgefühl und Ich war der Leidende darunter. Durch diese Erfahrung habe Ich die Frage gestellt, wie man sich sonst noch vor solchen Skrupellosen Sadisten schützen kann. Entschuldigt meinen Ausdruck Skrupellos und Sadist darin.


    So, Ich hoffe das es jetzt klarer war.


    Freue mich wie immer auf eure Antworten.


    MFG


    Freddo

  • Freddo999:

    Wenn man mit dem einen Mitgefühl hat und mit den anderen nicht ist man dann noch ein Buddha ?


    Du hast dich da wohl in Vorstellungen verrannt. Von wem hast du dir denn was aufquatschen lassen? 8)

  • Bei Gewalt und Straftaten an die Polizei wenden!


    Keinesfalls ist jemand dazu 'berechtigt', dir zu schaden. Man 'darf' sich wehren, wenn es nötig ist!

  • Grund:
    Freddo999:

    Wenn man mit dem einen Mitgefühl hat und mit den anderen nicht ist man dann noch ein Buddha ?


    Du hast dich da wohl in Vorstellungen verrannt. Von wem hast du dir denn was aufquatschen lassen? 8)


    Hallo und danke für deine Antwort.


    Wie meinst du das ? Habe deine Antwort nicht verstanden da Sie mir zu unklar erscheint. Bitte schreibe genauer was du mir sagen willst, danke.


    Freue mich auf deine Antwort.


    MFG


    Freddo999

  • Mascha:

    Bei Gewalt und Straftaten an die Polizei wenden!


    Keinesfalls ist jemand dazu 'berechtigt', dir zu schaden. Man 'darf' sich wehren, wenn es nötig ist!


    Hallo und danke für deine Antwort.


    Ich weiß, Polizei kommt aber immer dann wenn es zu spät ist und nie in dem Moment wo etwas passiert und so habe Ich es erlebt wie Ich es schrieb.


    Freue mich auf deine Antwort.


    MFG


    Freddo

  • Wenn schon mit der Terminologie "Opfer Täter" dann sehe ich es so:
    Täter sind auch immer Opfer!
    Und dem Täter hilft Mitgefühl bestimmt eher, das er sich ändert.
    Doch kann sich jemand entscheiden, wem er Mitgefühl entgegenbringt? Mitgefühl erhält man durch Metta-Meditation und durch ein tieferes Verständnis der Gesetzmässigkeit der Interdependenz. Wenn ich ein mitfühlendes Herz entwickelt habe, stellt sich mir die Frage nach der Unterscheidung nicht mehr.
    Herzlichen Gruß,
    Wusheng


  • Ja du scheinst dich ja auf alle Antworten zu freuen. Vielleicht, weil dann neue Fragen entstehen und man so schön auf Trab bleibt?
    Wenn dir meine Antwort unklar erscheint, dann will ich es dabei belassen 8)

  • Freddo999:

    Wenn man mit dem einen Mitgefühl hat und mit den anderen nicht ist man dann noch ein Buddha ?


    Ein Bodhisattwa hat Mitgefühl. Ein Buddha nicht unbedingt.


    Gruss Bakram


  • Hallo Freddo :-),


    a) Jeder ist wertvoll und verdient mein) allergrößtes Mitgefühl. Es gibt keinen, der es nicht verdient. Mitgefühl ist heilsam. Für mich und alle. Wenn#s auch nicht immer klappt, aber darum geht es nicht. Es geht darum, es immer wieder zu tun. Mitgefühl entsteht mir nur, wenn ich vorher Wohlwollen entwickelt hatte. Und das geht nur, wenn ich den wertenden Verstand loslasse.


    b) Es geht. Ich habe Mitgefühl mit beiden, mit Opfern und genauso wie mit Tätern. Helfen sollte man, das wieder Frieden entstehen kann. Frieden für alle beteiligten.


    c) Das kann wohl niemand ausser ein Arahat (Erwachter) wissen? :)


    d) Die Vernunft unterscheidet und wertet. Wohlwollen und Mitgefühl ist frei von Wertung.



    Wirkliches Mitgefühl (karuna) ist auch nichts, das ich willentlich entstehen lassen kann. Es entsteht, wenn die Bedingungen die rechten sind, das es entstehen kann. - Wann ist das? - Wenn ich die Wahrheit² vom Leiden³ an sich sehen/verstehen kann.


    Es klingt vielleicht abgedroschen, aber das geschieht tatsächlich so, wie es geschrieben steht. Erst durch/nach Geistestraining mit Wohlwollen, nachdem der Geist ruhig und klar geworden ist, entsteht Mitgefühl. Das kann auch mitten auf einem belebten Platz oder einer (sonst) stressigen Situation sein.


    Danke :)


    ²dhamma ³dukkha


  • Denn einzigen Zweck dieser Geschichte nachzugehen, würdest du dort finden, wenn du versuchst nachzuvollziehen wie du in diese Lage gekommen bist. Daraus kannst du lernen und solche Taten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht sehr geschickt waren, in Zukunft nicht mehr setzten. Es gibt keinen Grund sich Sorgen vor Bösen zu machen, wenn man sich selbst nur an Geschickte Handlungen hält. Alles unangenehme hat seine Ursache und die lag auch immer bei einem selbst.

  • Bakram:
    Freddo999:

    Wenn man mit dem einen Mitgefühl hat und mit den anderen nicht ist man dann noch ein Buddha ?


    Ein Bodhisattwa hat Mitgefühl. Ein Buddha nicht unbedingt.


    Gruss Bakram


    Wie kommst du auf die Idee. Ich denke, dass liegt wohl mehr daran, dass man "Mitgefühl" eines Bodhisattvas (unreifes Wesen) besser versteht als das Mitgefühl eines Buddhas.