Meditation auf einem Stuhl

  • Simo:

    Ist die Meditation auf einem Stuhl für Westler vielleicht besser geeignet, da sie mehr unseren kulturellen Gewohnheiten entspricht? Bei uns wird der aufrechte Sitz auf einem Stuhl aufgrund unserer kulturellen Prägung eher mit geistiger Wachheit und Aufmerksamkeit assoziiert als der Sitz am Boden. In Asien ist es da eher umgekehrt. In welcher Haltung würden wir wohl meditieren, wenn der Buddha aus dem Westen gekommen wäre ? Vielleicht ist es kein Zufall, dass Buddha Maitreya, der Buddha der Zukunft, im europäischen Sitz sitzt ?


    Ich weiß nicht, ich glaub, das musst Du Dir nach Deiner eigenen Neigung beantworten.


    Meine Neigung ist das Stuhlsitzen nicht.
    Vergleichbar mit dem Essen mit Messer und Gabel. Es ist nicht für Westler besser geeignet, sondern die westliche Erziehung ist einfach weiter weg vom natürlichen Gehabe. So lässt man z.B. kleine Kinder möglichst lange mit den Fingern essen und zwingt sie nicht früh zum Benutzen eines Löffels, damit ihnen nicht ein haptischer Sinneseindruck fehlt in der Prägungsphase des Gehirns.


    Ähnlich fehlt mir auf einem Stuhl der Bodenkontakt. Der ist mir zum Meditieren wichtig. Es gibt so ein stabiles "Ich bin wie ein Berg"-Gefühl.
    Außerdem bleibe ich vom Fußbodensitzen gelenkiger. Der Lotussitz und seine ähnlichen Varianten sind auch eine Art Ganzkörpermudra. Es ist ein anderer Ausdruck des sich Öffnens als beim Stuhlsitzen.
    Und die modernen Stühle heutzutage sind nicht für Leute unter 1,75 m Größe geeignet. Ich hab zu kurze Beine für die meisten Stühle heutzutage. Auf Dauer wird am Oberschenkel was abgeklemmt. Wenn ich im Wartezimmer beim Arzt plötzlich vom Stuhl aufstehe, werd ich fast ohnmächtig. Ich brauch eigentlich so ein portables, klappbares Fußbänkchen. :lol:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


    Einmal editiert, zuletzt von Lirum Larum ()



  • Auf diesem (Mi Shu) Meditationsstuhl sitze ich
    schon jahrelang;
    habe ich auch des öfteren schon eingestellt;
    weil ich soooo begeistert davon bin !


    Ich habe keine Rückenschmerzen mehr und
    einschlafen kann man auf keinen Fall,
    weil die Gelenke beweglich sind.


    Die Füße sind fest mit dem Boden verankert,
    ein freieres Sitzen für mich,
    denn mit 61 Jahren kann ich mich nicht
    in eine verknotete Haltung begeben,
    wo mir hinterher allet weh tut.


    LG


    PS:
    ein großer runder Gymnastikball,
    lieber Axel,
    ist allerdings auch supi !

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Losang Lamo:

    Aber zum Meditieren geht ein Gymnasikball nun wirklich nicht. :shock: Da kippt man doch runter. :)


    NEE, liebe Losang Lamo,


    wenn die Füße einen festen Halt am Boden haben,
    und du wachsam bist -
    Du kippst nur runter, wennste einschlafen tust !


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Ich bin aber nicht wachsam auf meinen Hintern und wo er gerade hinkippt, wenn ich in der Leerheit verschwinde... :lol:


    Edit: aber man sieht an dieser Diskussion deutlich: jeder muss es für sich selber herausfinden.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


    Einmal editiert, zuletzt von Lirum Larum ()

  • Losang Lamo:

    Ich bin aber nicht wachsam auf meinen Hintern und wo er gerade hinkippt, wenn ich in der Leerheit verschwinde... :lol:


    jetze muß ich gerade lachen
    - ich weiß, was Du meinst -


    wieso ich trotzdem mich noch
    gerade auf dem Ball oder Stuhl
    wiederfinde ist mir ein Rätsel . . .


    :lol:

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Ja, weil die Menschen verschieden sind.
    Ich hab auch bisher nur unter eingeschlafenen Beinen gelitten, aber nie unter Schmerzen , die vom Sitzen kommen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Was ich ergänzend noch erwähnen möchte: Ich finde es hilfreich nach z.B. einer 30 minütigen Sitzmeditation (wie auch immer), eine längere z.B. 15 minütige Gehmeditation zu machen, da kommen dann sämtliche Gelenke wieder in Form und man kann anschließend die nächste Session Sitzmeditation machen.


    LG
    Matthias

  • Matthias65:

    Was ich ergänzend noch erwähnen möchte: Ich finde es hilfreich nach z.B. einer 30 minütigen Sitzmeditation (wie auch immer), eine längere z.B. 15 minütige Gehmeditation zu machen, da kommen dann sämtliche Gelenke wieder in Form und man kann anschließend die nächste Session Sitzmeditation machen.


    LG
    Matthias


    Ja, wird auch im Theravada Zentrum so gemacht. Dort sitze ich übrigens bestens auf dem dicken runden Kissen mit angewinkelten Beinen, die Last ist am Steißbein, nicht auf den Knien. Hocker war unbequem, ohne Bodenkontakt und desintegriert über die anderen erhoben.

  • Axel Benz:

    Also bei mir sorgt das dafür, dass ich eben keinen mache, weil ich dann aus der Balance komme (oder den krummen Rücken aus einem anderen Grund viel schneller wahrnehme).


    Ist das körperlich nicht recht unruhig? Oder hälst Du (hält man) die Balance irgendwann so natürlich, das sich nichts mehr bewegt?

  • Onyx9:

    Angenommen man würde einen erfahrenen Typ von Kissen schupsen wollen,
    man würde es nicht schaffen. Warum ?


    deswegen :)



    drei unterstützungspunkte sind stabieler als 4, ob es nun Steiß/und 2 knie, oder steiß und zwei gut plazierte füße sind, ist ziemlich wurst...
    .

  • Mirco:

    Oder hälst Du (hält man) die Balance irgendwann so natürlich, das sich nichts mehr bewegt?[/color]


    so ist es, was noch hinzukommt ist die aufrichtekraft / vektor, die sich aus dem druck den der pralle ball auf die WS ausübt ergibt.
    wesentlich ist die plazireung der beine, die das körpergewicht tragen... es gibt aber auch "künstler" die es schaffen auch auf dem ball rumzuhängen :D
    .

  • Mirco:

    Ist das körperlich nicht recht unruhig? Oder hälst Du (hält man) die Balance irgendwann so natürlich, das sich nichts mehr bewegt?


    Ich kann das schwer beschreiben (und weiß auch nicht, ob man das verallgemeinern kann): Während der ersten Minuten ist es wirklich unruhig, da man immer wieder nach den Seiten oder nach hinten (weniger nach vorne, weil da ja die beiden Füße aufstehen) 'kippelt'. Ist der Körper aber erst im Gleichgewicht und dadurch entspannt, hilft mir das auch bei einer Entspannung/Beruhigung des Geistes. Schweift der Geist ab und verliert sich, fängt auch das 'kippeln' wieder an, weswegen (zumindest bei mir) diese Methode auch dabei hilft, mir Ablenkungen schneller bewusst zu werden.

  • Also ich bin zwar noch nicht sooo lange dabei, aber irgendwie verbind ich mit Stuhl nicht so die Meditation hihi. Aber: ich werde dies sicherlich mal ausprobieren, kann ja sein, dass ne Situation kommt wo nur ein Stuhl da ist, wer weiss hihi
    Ich sitze sehr bequem im Viertel-Lotus oder burmesisch. Keine Knieschmerzen und keine Rückenschmerzen. (ok, abgesehen letzte woche wegen punktueller verspannung, aua, da konnt ich nur im liegen...)
    Mit Kissen unterm Popo ... Ich bin KÜnstlerin udn irgendwie kommt es öfter vor dass ich auch die arbeit auf den boden verlege, ich sitze sogar manchmal beim malen auf dem stuhl aber trotzdem burmesich, hmmm was das wohl sagt :roll: so ist es mir bequem. Gut, wer weiss was in 40 jahren ist...

    Grüße, Beate

  • Meditieren kann man in jeder Stellung.Nur für die Energiepunkte ist es wichtig im Bodensitz zu meditieren.Dann können die Energien auch gut fließen.
    Ich meditiere mal auf einem Stuhl und mal auf dem Boden,je nach dem wie mir danach ist.
    Grüße wangtschuk

  • Hallo Ihr Lieben!


    Also ich habe ein Meditationskissen das deutlich höher ist als die allgemein gebräuchlichen (ca. doppelt so hoch), mit dem ich sehr gut klarkomme.


    Bin nicht sehr beweglich und hatte immer Schmerzen in den Knien, daher waren die normalen Kissen nichts für mich...
    Die hab ich im Internet gefunden und die Dame, die diese Kissen macht, war sehr nett und macht jedes Kissen in der Höhe speziell für den Meditierenden, das ist wirklich schön.


    Abgesehen davon denke ich, das jede Haltung gut ist, in der man sich gut versenken kann. Wenn man krampfhaft auf einem Kissen meditiert, obwohl man nur noch an seine Schmerzen denken kann, dann ist das - zumindest für einen Anfänger - sicher nicht das Richtige. Von dem her - keine Einwäne gegen den Stuhl! Machen viele in meiner Gruppe...


    Viele Grüße, Buddhina

    „Du wirst morgen sein, was Du heute denkst.“ Buddha

  • Simo:
    Simo:

    Mir ging es in der Ausgangsfrage auch darum, in wie weit der Buddhismus kulturelle Gegebenheiten und Gewohnheiten assimiliert.

    In welcher Haltung würden wir wohl meditieren, wenn der Buddha aus dem Westen gekommen wäre ?


    Vermutlich auf einem Stuhl. Ich denke, Bodensitzen wurde durch die Kultur geprägt.

  • Wusst ich's doch, das ich es irgentwo mal gelesen hatte. Bloß hatte ich in Erinnerung, es wäre in einem Sutta gewesen.


    Trotzdem eine nette Anekdote über den Ehrwürdigen Mīlhābhaya:

    <woltlab-metacode-marker data-name=:

    Vis. II. 13. Die Übung des Stetigsitzers" data-link="">

    Vis. II. 13. Die Übung des Stetigsitzers (nesajjikanga)


    Auch die Übung des Stetigsitzers nimmt man in einem von folgenden Aussprüchen als Gelübde auf sich, nämlich: 'Das Liegen verwerfe ich; die Übung des Stetigsitzers nehme ich als Gelübde auf mich.'


    Ein solcher Stetigsitzer nun sollte in einer der drei Nachtwachen sich erheben und auf- und abwandern; denn von den (vier) Körperstellungen (d.i. Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen) ist ihm bloß das Liegen untersagt. Dieses sind die Ausübungsvorschriften für ihn.


    Hinsichtlich der Einteilung ist auch dieser Asket von dreierlei Art. Dem hervorragenden von den Asketen nun ist ein Stuhl mit Rückenlehne (apassena, sich anlehnen an) nicht erlaubt, ebenso keine Sitzstellbindung (*116), oder ein Schaukelbrett (*117). Dem mittelmäßigen Asketen ist irgend einer von diesen drei Sitzen gestattet. Dem lässigen Asketen aber ist sowohl ein Stuhl mit Rückenlehne erlaubt, wie auch eine Sitzstellbindung oder ein Schaukelbrett oder Kissen oder ein fünfteiliger oder siebenteiliger Stuhl. Als fünfteilig gilt ein Stuhl mit einer Rückenlehne, und als siebenteilig (*118) ein Stuhl, der eine Rückenlehne und je zu beiden Seiten eine Armlehne hat. Einen solchen Stuhl soll man dem Ordensälteren Mīlhābhaya angefertigt haben. Der Ordensältere aber wurde zu einem 'Niewiederkehrenden' (anāgamin) und erreichte später das Nirwahn.


    (*116) Gemeint ist hier die Aufrechterhaltung des 'Sitzen mit untergeschlagenen Beinen' vermittels einer bestimmten Bindung des Gewandes oder eines Tuches (dussa).
    (*117) Erklärt als eine Art Schaukelbrett, das den Zweck habe, das Einschlafen zu verhindern.
    (*118) Die 7 Teile oder Glieder sind also: die 4 Beine, die Rückenlehne und die 2 Armlehnen.