Säkularer Buddhismus - Was ist das?

  • Jikjisa:


    ich denke, daß hat was mit dem `liberalen` zeitgeist zu tun. ich nenne diese haltungslosigkeit manchmal , achtung ,sorry, gossenjargon: liberalscheißegal. es ist dann vielleicht unangenehm werte und auch überzeugungen zu zeigen und zu vertreten und man wehrt sich gegen leute und institutionen die das tun. ich merke heute oft generell so ein schwanken, auch in entscheidungen, man mag sich nicht mehr festlegen, nicht vertreten, nicht mal temporär, auch nicht in beziehungen. es kann gut sein, daß das was mit dem leidenschafts,-und lustfaktor zu tun hat, auch geltungsansprüchen, halt alles was so impulshaft angelegt je nach konstitution. so ein hätscheln des ego s. ist es scheint fast unanständig zu sein für den` schwankenden, suchenden`geist dem nicht irgendwie auch nachzugeben. also konsum und befriedigung, auch von ego-impulsen. mal hier mal da. krumme gurke. krumme linie.immer auf ausschauposition.irgendwo ist noch ein besseres eiland, ein schickerer hafen, eine interessantere gesellschaft. im kapitalismus wird alles zur ware ( KM ). warum auch nicht haltung, werte, zuflucht, meinung, lehre, unterweisung, gefühle - also die SOFTSKILLS. mainstreaming ist ja heuzutage auch nicht mehr ein schimpfwort, sondern "normal". auch die selbstdarstellung, das siegen müssen, besitzen müssen, im mittelpunkt stehen, ist nicht mehr mit schamhaftigkeit verbunden, sondern fast ein wunsch, dem nichts entgegensteht nachzugeben. aus welchen gründen auch immer. wünsche. ja komisch- irgendwie hat das alles was mit wunscherfüllung zu tun ? diese strömung ? ein beibehalten der stillung des ego, erfüllung um erfüllung. moment für moment ? gleichzeitig ein bischen spirituelles forschen ? ein bischen freiheit ? der wohlstandsfaktor ?


    naja. nach thera liegt das vielleicht alles nur am auseinanderziehen des universums - oder haben wir gerade die zusammenballphase ? ;)


    Jedenfalls eine Phase des Niedergangs. Interessanter Aspekt den du hier zur Sprache bringst, mit Esprit wie immer :)


    Schöne Grüße

  • Aiko:
    Axel Benz:

    Wobei das ja eh vom Tisch ist...


    Was heißt das? Kein Interesse mehr von euch SB's.


    Kein Interesse mehr von Ji'un Ken. Meines hält sich übrigens auch in engen Grenzen.


    "Was gibt es nicht alles, das ich nicht brauche"
    Sokrates

  • Matthias65:
    accinca:

    Ich würde daher sagen, es gibtWelt zugewandtes Bewußtsein und Welt abgewandtes Bewußtsein.


    Ich frage wirklich weil mich das interessiert: Gibt es für diese beiden Bewusstseins - Begriffe eine Definition des Buddha im Palikanon ?


    Geht darum nicht die ganze Lehre?

  • bel:
    Aiko:

    Sammelbecken für Leute, die sich zwar als Buddhisten verstehen, aber nicht so genau erkennen, wo es da lang geht.


    Aber das ist doch mehr oder weniger überall der Fall.


    Das ist ja auch eine Folge der Freiheit in der ich ja selbst wählen kann - und dann bringe ich nicht die genügende Geduld auf, um Geduld zu erfahren, sondern wende mich anderen Richtungen zu. Letztlich fördert das unsere Kultur und Batchelor biete da nur wieder etwas anderes an. Wenn man dann an den Punkt kommt, wo es wieder kritisch wird, dann findet man Gründe, das fallen zu lassen.
    Aber eine wirklich tiefe Beziehung zu sich selbst findet man so nicht.

  • Aiko:
    bel:


    Aber das ist doch mehr oder weniger überall der Fall.


    Das ist ja auch eine Folge der Freiheit in der ich ja selbst wählen kann - und dann bringe ich nicht die genügende Geduld auf, um Geduld zu erfahren, sondern wende mich anderen Richtungen zu. Letztlich fördert das unsere Kultur und Batchelor biete da nur wieder etwas anderes an. Wenn man dann an den Punkt kommt, wo es wieder kritisch wird, dann findet man Gründe, das fallen zu lassen.
    Aber eine wirklich tiefe Beziehung zu sich selbst findet man so nicht.


    Aber das gilt aber für jede "Richtung". "Geduld" ist auch keine Gewähr.

  • bel:


    Aber das gilt aber für jede "Richtung". "Geduld" ist auch keine Gewähr.


    Gewähr gibt es im Geschäftsleben. Der Rest ist ohne Gewähr.

  • Interessanterweise wendet sich selbst Christof Spitz (Dolmetscher des Dalai Lama und Mitbegründer des Tibetischen Zentrums Hamburg) vom mythologischen Buddhismus ab und wendet sich einer Säkularisierung des Buddhismus zu.


    Seiner Ansicht nach sind Konzepte wie Wiedergeburt und Karma nicht zwingend notwendig für die Lehre des Buddha. Und zudem seien sie auch nur Randkonzepte, entbehrliche kulturelle Prägungen.


    Hier ein paar Zitate:


    "Ich argumentiere nicht, das Āryadeva die Vorstellung von Karma und Wiedergeburt verwirft. Ich bin der Meinung, dass es sich um eine indische Vorstellung handelt, die die Buddhisten in Indien nicht in Frage gestellt haben. Also haben sie die ihrer Meinung nach relative Gültigkeit dieser Konzepte benutzt, um eine Art weltlicher Ethik daraus abzuleiten. Im Kern des Weges zur Befreiung steht das nicht, im Gegenteil, jene, die sich einbilden, ihre Ritualistik oder körperliche Askese sei der echte Dharma, überschätzen ihre Praxis, und sind weiter im Wirken ihrer unwissenden Taten gefangen."


    "Ich bin mit Schmithausen der Meinung, dass die Kern-Praxis des Buddhismus nicht auf den Karma-Glauben angewiesen ist, unter der Bedingung, dass andere Maßstäbe für ethisches Handeln gefunden werden. Āryadeva nennt ja eindeutig die Gewaltlosigkeit, und um diese zu entwickeln, gibt es andere Mittel als den Glauben an Karma, nämlich Mitgefühl."


    "Wiedergeburt, selbst wenn es sie geben sollte, woran Āryadeva und andere indische Meister wahrscheinlich glauben, ist sowieso Teil des Leidenskreislaufs, warum also daraus einen Bestandteil des Weges zur Befreiung machen?


    Und man kann und sollte sich wohl auch ernsthaft die Frage stellen, ob das Konzept der Wiedergeburt in Höllen- bis Götterbereichen noch zeitgemäß ist. Mit zeitgemäß meine ich nicht, ob es modern genug ist oder nicht, sondern, inwieweit es unseren heutigen Erkenntnissen entspricht, die sich in vielen Bereichen weiterentwickelt haben seit der damaligen Zeit. Wer wollte das bestreiten? In den klassischen buddhistischen Texten wird zum Beispiel die Bedeutung des Gehirns gar nicht erkannt, allenfalls könnte man die Beschreibung der Sinnesfähigkeiten noch irgendwie damit in Verbindung bringen. Wollen wir deshalb den Erkenntnisfortschritt der letzten Jahrhunderte negieren?


    Die zentralen Lehren aber sind davon meines Erachtens nicht tangiert und bleiben trotzdem gültig: die Lehre vom abhängigen Entstehen und vom Nicht-Selbst; die Sicht der Verbundenheit der Lebewesen und der Bedeutung von Nicht-Verletzen und Mitgefühl; die Notwendigkeit von ethischen Werten; die Tatache, dass unser Denken und Handeln Wirkungen auf uns selbst hat (diesen Teil der buddhistischen Variante der Karma-Lehre würde ich auch für wesentlich halten); die Bedeutung von meditativer Schulung. Zusammenfassen kann man das zu den zwei Punkten, die auch Āryadeva für den Kern der Lehre Buddhas hält."


    --------



    Frage eines Schülers: "Christof, Du hast mir übrigens immer noch nicht gesagt, was es denn für einen nennenswerten Unterschied gibt zwischen einem ethisch lebenden und nicht ethisch lebenden Menschen oder welche besondere Bedeutung das Leben überhaupt hat, wenn wir nach kurzer Zeit nach dem Tod alle gleich sind, egal was wir gemacht haben.
    Und viele Menschen leben nur ein paar Jahre, ein paar Monate, ein paar Tage.... die haben dann ihr Leiden (und Samsara ist nur Leiden - oder stimmt diese Lehre des Buddha nach neueren Erkenntnissen auch nicht?) ganz schnell abgearbeitet. Wir dagegen müssen noch warten - auf die große Befreiung und Gleichheit. Die am Ende ganz mühelos erreicht wird. - Much Ado About Nothing."


    Und Christof Spitz antwortet:


    "Lieber XY, entschuldige, es ist mir wirklich ernst darum, deshalb muss ich sagen, dass ich Deine Frage für eine schreckliche, im Grunde lebensfeindliche und auch künstliche Frage halte. Sie geht buchstäblich am Leben vorbei. Sie eliminiert die Wertschätzung für das Leben selbst und die Jetzt-Zeit. Die Bedeutung unserer Lebens liegt in unserem jeweiligen Sein, das prinzipiell immer im Jetzt liegt, und muss im Sein entschieden werden. Unser Leben geschieht genau dann, wenn wir leben, hier und jetzt, und so schaffen wir auch seinen Sinn und seine Qualität, während wir leben. Das gilt auch, wenn es positive Auswirkungen (für andere Wesen) in der Zeit nach uns hat. Das Leben birgt seinen Wert in seinem Sein. Die Frage, was unser Leben wert ist, können wir deshalb gar nicht aus der Perspektive unserer Nichtexistenz nach dem Leben heraus beantworten, sondern nur aus dem Jetzt-Sein des Lebens. Deine Frage, ob aus der Perspektive des Nichts betrachtet ein Unterschied unseres Lebens etwa zu dem eines ebenso zu Nichts gewordenen Mörder besteht, ist absurd, ohne Sinn und gefährlich dazu.


    Deshalb hat der Sinn des Lebens auch gar nichts mit der Dauer des Lebens oder einer möglichen zukünftigen Anzahl von Leben zu tun, sondern nur damit, wie es uns gelingt, in jener Zeit erfüllt zu leben, in der wir leben.


    Insofern ist dieses Leben gerade angesichts der "Bedrohung" des (nicht absoluten) Seins durch ein (auch nicht absolutes) Nichts nach dem Tod alles anderes als "Much Ado About Nothing". Zunächst ist es erst einmal das Kostbarste und Einzige, was wir haben.


    Wenn eine solche Lebenseinstellung jetzt nach der Definition von irgend jemandem nicht mehr buddhistisch sein sollte, so wäre mir das gleich. Dann lieber nicht Buddhist heißen."


    Interessant, nicht wahr...

  • Matthias65:

    Wenn wir von "Wiedergeburt" sprechen, dann ist der deutsche Begriff schon irreführend, da eigentlich nichts "Wieder" geboren wird, denn der Buddhismus geht davon aus, dass es keinen festen Wesenskern gibt, der "wieder" geboren werden könnte.


    Woran sich die Vertreter der wörtlichen Lesart nicht im mindesten stören. Eben in dieser wörtlichen Lesart unterscheiden sich jene nicht von Batchelor.
    Ich empfinde es auch in hohem Maße als unredlich, wenn man zwar (gedanklich) keinen "festen Wesenskern" behauptet dann aber daraus nicht die zwingenden Konsequenzen zieht.


    Matthias65:

    Über das "metaphysische" läßt sich schwer schreiben, das ist etwas, das man vielleicht irgendwann in der Meditation erfahren kann


    Dann sollte man es nicht als "Argument" verwenden. Wäre sonst auch unredlich.


  • Liebe Jazzi,


    ich denke, Du hast es wirklich ganz gut verstanden.
    Und was ich sehr schön und vorbildlich finde, ist Deine Offenheit, frei von Vorurteilen und ohne dümmliche Mutmaßungen und wilde Psychologisierungen.
    Du kannst offensichtlich lesen und verfügst über einer Menge Einfühlungsvermögen.
    Ich sag dafür mal ganz ausdrücklich DANKE. Es tut gut, und manchmal brauche ich das noch.


    Es geht wohl auch darum, dass viele Menschen den Zugang zum Dharma nicht über einen Vortrag des Dalai Lama, des Ole Nydhal, eines Zen-Meisters usw. finden. Dass sie nicht eine "religiöse Erweckung" haben, dass sie nicht nach der "passenden Religion" für ihren Geschmack suchen, dass sie nicht "vom Christentum enttäuscht eine Alternative" suchen oder "sich endlich angekommen fühlen" usw. Die haben eine ganz anderen Zugang gefunden, einen praktischen, und dieser kann eben weiteres nach sich ziehen. Ist bei den Religiösen auch nicht anders. Da gibt es Leute, die nennen sich Buddhisten und machen ein paar Rituale, und das war es. Und ein paar gehen weiter. Das ist individuell und nichts, worüber sich irgendwer anmaßen sollte zu urteilen.

    Und dann gibt es Leute, so wird es in dem Aufsatz beschrieben und ich kenne auch solche Leute, die machen z.B MBSR, weil sie krank sind und sind über die Erfahrungen neugierig auf mehr geworden. (Wobei ich das "mehr" immer komisch finde, was soll es mehr geben, als zu erkennen, wie der Geist funktioniert? Mir fällt nur momentan kein passender Begriff ein.). Dann gibt es Leute wie mich, die in der Tradition stehen, aber all das andere nicht außen vor lassen und nicht an Dämonen als Entitäten glauben können und mit Metaphysik ebensowenig anfangen können wie mit Homöopathie, Reiki, Horoskopen usw. Wir lehnen die Traditionen nicht ab, aber bewegen uns irgendwo dazwischen. Uns ist klar, dass wir die Dinge mit den Augen unserer Zeit betrachten und werden uns nicht dazu verbiegen diesen Blick mit aller Gewalt 2000 Jahre zurück zu katapultieren. Wir beziehen die Erkenntnisse der modernen Wissenschaften aller Bereiche ein. Und die meisten von uns sind froh darüber, dass über die Jahrtausende Techniken elaboriert wurden, die allen Menschen dabei helfen können mit Schwierigkeiten besser klar zu kommen, egal welcher Religion sie angehören und ob überhaupt. Wir sind froh, dass es Methoden gibt, und dass auf der Basis der Traditionen neue Techniken entstehen, die in der Medizin, im Alltag usw. helfen können, Leid zu lindern. Für mich ist das kein Buddhismus-light, sondern angewandtes Bodhicitta und ich sehe, wie sehr das hilft und lindert. Das als minderwertig einzustufen, heißt für mich Mitgefühlsfreiheit und Arroganz.


    Ich freue mich, wenn sich die Religionen gegenseitig befruchten, wie wir das zwischen Christentum und Buddhismus sehen können, wie Grenzen sich aufheben, weil durch das Loslassen von Dogmen Dialog und Befruchtung erst möglich wird. Ich halte nichts von Reinen Lehren, die ohnehin nur ein Konstrukt sind, aberwitzige Behauptung und nur durch intensives Ausblenden von Tatsachen aufrecht erhalten werden können.
    Mir ist der kulturelle Kontext, in welchem ich sozialisiert bin bewusst. Ich sehe keinen Anlass ihn auszuradieren, nur weil ich eine Affinität zum Buddhadharma habe.


    Und überhaupt … ich habe es dick, dieses Vergleichen, wer der bessere Budhhist ist, wessen Praxis die bessere ist, wer die authentische Interpretation des Dharma hat. Das ist lächerlich und dümmlich!


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.


  • Hallo Bel, Deine Bemerkungen kann ich gerade nicht einordnen. Welche "Vertreter der wörtlichen Lesart von "Wiedergeburt" meinst Du ?
    Wer sollte "Metaphysisches" nicht als "Argument" verwenden ? Ich bin weder ein Vertreter der wörtlichen Lesart von Wiedergeburt noch habe ich bewusst etwas "Metaphysisches" als Argument (für was auch immer) benutzt.

  • bel:
    Aiko:


    Das ist ja auch eine Folge der Freiheit in der ich ja selbst wählen kann - und dann bringe ich nicht die genügende Geduld auf, um Geduld zu erfahren, sondern wende mich anderen Richtungen zu. Letztlich fördert das unsere Kultur und Batchelor biete da nur wieder etwas anderes an. Wenn man dann an den Punkt kommt, wo es wieder kritisch wird, dann findet man Gründe, das fallen zu lassen.
    Aber eine wirklich tiefe Beziehung zu sich selbst findet man so nicht.


    Aber das gilt aber für jede "Richtung". "Geduld" ist auch keine Gewähr.


    Moment mal. Bedeutet das, wer sich einer Tradition verschreibt, hat automatisch auch Geduld eingekauft. Dazu das Heil und die Garantie auf Vollendung?
    Bedeutet das, wer sich nicht einer Tradition anschließt, dass dieser ein Verlorener ist? Wie war das dann mit den Begründern der Traditionen? Standen die nicht auch einmal außerhalb einer bestimmten Tradition als ihre gegründet wurde?


    Ja, Geduld ist auch keine Gewähr. Es sind wohl so viele Faktoren dabei beteiligt, dass niemand vorhersagen kann, wer wann und ob überhaupt … Sich ein Urteil über die Fortschritte ( :grinsen: ) eines anderen zu bilden ist Anmaßung. Ebenso darüber zu urteilen, ob sein Weg der Richtige ist. Wir können es nicht wissen. Nicht mal, aus irgendwelcher Erfahrung heraus, die könnte sich nämlich lediglich als karmisches Denkmuster herausstellen.


    Weil irgendwann in diesem Thread mal was über Beziehungen gesagt wurde, erlaube ich mir den Vergleich: Ich kenne Leute, die haben oft die Partner gewechselt. Man warf ihnen Beziehungsunfähigkeit vor, erstellte umfangreiche psychologische Privatgutachten anhand der aktuellsten Populärliteratur und Cosmo-Artikel, um dann mit fachlichem Rat die Leute zu bearbeiten und die eigene Kompetenz unter Beweis zu stellen. (Mit welchem Recht?) Und dann waren es am Ende Erstere, die eine stabile und liebevolle Beziehung eingehen konnten und diejenigen, die ihnen Vorwürfe gemacht haben, standen vor einem Scherbenhaufen und mussten zugeben, dass es eigentlich immer schon unerträglich war und nur eine Frage des Mutes. Also, bitte, keine Urteile fällen ...


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Zur Frage der Metaphysik:


    Säkular bedeutet weltlich. Laut Überlieferung ist das Überweltliche (lokuttara) in der Buddhalehre von zentraler Bedeutung.
    In A.X.73 sagt der Buddha, dass die 9 überweltlichen Zustände schwer zu erlangen sind. Diese sind:


    Die 4 überweltlichen Pfade (magga), die 4 überweltlichen Pfadergebnisse (phala), Nibbana.

    Die vier überweltlichen Pfade:
    Der Pfad des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Niewiederkehr, der Heiligkeit.

    Die vier überweltlichen Pfadergebnisse:
    Die Frucht des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Niewiederkehr, der Heiligkeit.

    Nibbana:

    Zitat

    Insofern man, Brahmane, diese restlose Erlöschung der Gier erfährt, die restlose Erlöschung des Hasses und der Verblendung erfährt, ist das Nibbana klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend, zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.
    http://www.palikanon.com/angutt/a03_052-061.html


    Die zur Zeit dominierende materielle Wissenschaft nähert sich dem Geist nur durch das sinnlich Nachprüfbare. Als ihre Lehren noch nicht etabliert waren, hat man sich mehr auf eine Weise mit geistigen Dingen befasst, die nicht durch die Sinne nachprüfbar war.


    Der Geist selber ist nicht mit den fünf Sinnen wahrnehmbar, nur seine Wirkungen. Geistiges kann nur mit dem Geist wahrgenommen werden, nicht mit den fünf Sinnen. Wer nur gelten lässt, was die fünf Sinne bestätigen, muss aus der Buddhalehre alles entfernen, was damit nicht wahrgenommen werden kann, und den Geist der Lehre vertreiben.


    Wenn man glaubt die materielle Wissenschaft wäre geeignet die Wahrheit restlos zu ergründen, kann man kein Vertrauen in die überlieferte Buddhalehre entwickeln. Man muss dann eine materialistische, säkulare, weltliche Lehre daraus machen. Und die ist laut Überlieferung falsch.


    Zitat

    Doch auch die Vertrauenslosigkeit, sage ich, hat eine sie ernährende Bedingung, ist nicht ohne solche Bedingung. Und was ist die Bedingung der Vertrauenslosigkeit? Das Hören falscher Lehren«, hätte man zu antworten.
    http://www.palikanon.com/angutt/a10_061_070.html


    Schöne Grüße,
    mukti


  • Ziemlich gut. :!:

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • mukti:

    Der Geist selber ist nicht mit den fünf Sinnen wahrnehmbar, nur seine Wirkungen. Geistiges kann nur mit dem Geist wahrgenommen werden, nicht mit den fünf Sinnen. Wer nur gelten lässt, was die fünf Sinne bestätigen, muss aus der Buddhalehre alles entfernen, was damit nicht wahrgenommen werden kann, und den Geist der Lehre vertreiben.


    Geist ist nichts anderes als die Summe Geistobjekte, die über den Geistsinn (mano-viññāna) wahrgenommen werden und entsprechend der Geistfaktoren verarbeitet werden - das ist auch in der "materiellen Wissenschaft" eine allgemein akzeptierte Sicht, worüber ein unterschiedliches Vokabular nicht hinwegtäuschen sollte.

  • Merkur-Uranus:

    Interessanterweise wendet sich selbst Christof Spitz (Dolmetscher des Dalai Lama und Mitbegründer des Tibetischen Zentrums Hamburg) vom mythologischen Buddhismus ab und wendet sich einer Säkularisierung des Buddhismus zu.


    Seiner Ansicht nach sind Konzepte wie Wiedergeburt und Karma nicht zwingend notwendig für die Lehre des Buddha. Und zudem seien sie auch nur Randkonzepte, entbehrliche kulturelle Prägungen.


    Hier ein paar Zitate:..............


    Sind die Konzepte entbehrlich oder müssen wir uns darüber Gedanken machen, mit welchen Inhalten wir sie füllen?


    Meine Inhalte sehen zur Zeit so aus:


    Karma bedeutet doch, meinem Verständnis nach, Tat. Und zwar eine willentlich, auf Grund von Gier, Hass und Verblendung ausgeführte Tat. Gedanken sind meiner Meinung nach auch Taten. Mit Karma wird im Volksmund oft auch die Wirkung einer Tat bezeichnet. Unter bestimmten Bedingungen führt eine Tat zu einer Wirkung (Frucht; Phala). Wie diese Wirkung aussieht, wissen wir meist nicht im Voraus. Das ist von ganz vielfältigen Bedingungen abhängig, die wir nur selten überblicken können.
    Diese Taten hinterlassen, je nach Häufigkeit, Spuren in unserer Psyche, so wie Rillen auf einer Schallplatte. Sie prägen uns und beeinflussen so unser weiteres Verhalten.


    Ich halte diese Vorstellungen nicht für überflüssig. Zu Zeiten des Buddha wurden bestimmte Bilder benutzt um diese Vorstellungen zu erklären. Heute benutzen wir andere Bilder. Die Erkenntnis bleibt die Gleiche: Unsere Taten haben Wirkungen und sie sind die Wirkungen anderer Taten. Sie sind Ausdruck von Bedingungszusammenhängen.




    Mit Wiedergeburt verhält es sich genau so.
    Wenn ich mal wieder vor Kraft nicht laufen kann, stolz wie Oskar bin, aber auch wirklich alles zu klappen scheint und der Rest der Welt mir wirklich scheißegal ist, dann bin ich im Götterhimmel. Und da komme ich nur ganz schwer wieder raus. Warum sollte ich denn auch, es geht mir ja so gut.
    Und wenn ich da irgendwann raus fliege, dann stürze ich wirklich bis in die tiefste Hölle.
    Oder ich lebe im Bereich der Tiere, wo es wirklich nur ums nackte Überleben geht, wo Ängste und unkontrollierte Triebe mein Leben bestimmen. Oder im Bereich der hungrigen Geister, wo ich nie genung habe, genug an materiellem oder auch an spirituellem.
    Wiedergeburt ist für mich hochaktuell.
    Außer im Bereich der Menschen herrscht überall Stillstand in der Entwicklung. Nur dort geht es mir so schlecht, dass ich etwas ändern will, und so gut, dass ich etwas ändern kann.


    Aus diesem Blickwinkel betrachtet, sind die Konzepte Karma und Wiedergeburt zu Recht zentrale Themen der buddhistischen Lehre.
    Es geht meiner Meinung nach nicht darum, sie zu verwerfen, sondern sie zu verstehen. Es geht darum, zu ergründen, was damit gemeint ist und mit welchen Bildern (Worte sind auch Bilder) wir ihren Inhalten heute Gestalt geben können.


    LG
    Ji'un Ken

  • Jazzica:

    ich habe nicht gesehen, dass der geist im säkularen buddhismus abgelehnt wird und denke, dass auch wissenschaftlich, das nama-rupa-konzept angenommen wird.


    Nama-Rupa unterscheidet sich vom wissenschaftlichen Konzept des Geistes. Ich mag aber jetzt nicht darüber ausführlich werden und schlage vor diese Feststellung selber zu überprüfen, indem man sich eingehend mit der Thematik befasst.

  • mukti:

    Nama-Rupa unterscheidet sich vom wissenschaftlichen Konzept des Geistes. Ich mag aber jetzt nicht darüber ausführlich werden und schlage vor diese Feststellung selber zu überprüfen, indem man sich eingehend mit der Thematik befasst.


    Du brauchst nicht ausführlich werden, aber ne Spur von Begründung sollte schon sein.
    Es ist ja gerade so, daß die Naturwissenschaft entgegen den noch antiken und mittelalterlichen Vorstellungen gezeigt hat, daß Geist-Körper eine untrennbare Einheit bilden - und genau das kommt auch im Nama-Rupa-Konzept zum Ausdruck.
    Wo soll da der Unterschied sein?

  • Wie könnte Geist wahrgenommen werden?
    Das müsste es einen Wahrnehmer geben und etwas, das wahrgenommen wird. Also zwei Dinge.
    Und dann wäre der Wahrnehmer etwas anderes als der Geist.
    Oder der Geist sieht sich selber: "Oha, das bin ja Ich!" ?


    Wahrnehmung findet statt. Denken findet statt. Das ist es, was ich aussagen kann. Den Geist selbst habe ich noch nicht finden können. Ich denke, dass ich ihn habe. Aber das ist ja nur so ein Gedanke.


    Ich habe lange darüber kontempliert, wie es die tibetische Tradition vorschlägt und den Geist gesucht, im Körper und in den letzten Winkeln meiner Wohnung. Aber vielleicht habe ich nur noch nicht die Stelle gefunden, wo er sich versteckt? Oder diese Übung wollte was anderes bezwecken als endlose Suche?


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Wie könnte Geist wahrgenommen werden?
    Das müsste es einen Wahrnehmer geben und etwas, das wahrgenommen wird. Also zwei Dinge.
    Und dann wäre der Wahrnehmer etwas anderes als der Geist.
    Oder der Geist sieht sich selber: "Oha, das bin ja Ich!" ?


    Logikfehler.
    Es muß keinen "Wahrnehmer" geben, sondern nur einen Prozess der Wahrnehmung - und das ist genau das, was wahrgenommen wird.

  • Ji'un Ken:

    Aus diesem Blickwinkel betrachtet, sind die Konzepte Karma und Wiedergeburt zu Recht zentrale Themen der buddhistischen Lehre.


    Es gibt aber noch einen anderen Blickwinkel, nämlich den, der Karma und Wiedergeburt über das jetzige Leben hinaus begreift.
    Das ist doch gerade das Kontroverse so mancher Dirkussion. Den Blickwinkel, den Du beschreibst, damit können sich wohl auch die Anhänger des SB anfreunden ????


    Eine andere Frage ist: Wie wichtig nehme ich persönlich den Blickwinkel, dass Karma und Wiedergeburt über dieses Leben hinaus weiter wirkt. Die Kunst ist wohl die, diesen Blickwinkel nicht so wichtig zu nehmen.

  • Lieber Ken,


    das was Du da beschreibst sind eben die nachvollziehbaren und säkularen Deutungen des Begriffs.
    Du wirst wahrscheinlich noch heute zu lesen bekommen, dass dies aber zu kurz greift und nicht die gesamte Tiefe des Buddhadharma erfasst und sich damit viele Dinge nicht erklären lassen, dass es eine beliebige Auslegung sei und im Pali-Kanaon aber ganz anders stehen würde usw. Und am Ende würde es heißen, dass man halt noch nicht so weit wäre, sich nur die Rosinen rauspicken und überhaupt keine Praxis sondern Wohlfühlbuddhismus betreiben würde, kein Vertrauen in den Dharma habe, ein psychisches Defizit habe, das der Therapie durch Laien bedarf, und und und. Die wohlbekannten Einwände halt. Das würde auf alle Fälle kommen, wenn ich oder z.B. Merkur-Uranus das schreiben würden.
    Es geht genau um diese wortwörtlichen und hochspekulativen Aussagen über Karma und Wiedergeburt. Ich will das nicht zurückweisen, aber ich kann mich dem nicht anschließen. Nicht nur, weil es metaphysisch ist, sondern auch, weil es Spekulation ist.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Es geht genau um diese wortwörtlichen und hochspekulativen Aussagen über Karma und Wiedergeburt. Ich will das nicht zurückweisen, aber ich kann mich dem nicht anschließen. Nicht nur, weil es metaphysisch ist, sondern auch, weil es Spekulation ist.


    Oben habe ich bereits geschrieben, dass es im Buddhismus eben nicht um eine wortwörtliche Auslegung des Wiedergeburtsbegriffes geht.

  • Zitat

    Eine andere Frage ist: Wie wichtig nehme ich persönlich den Blickwinkel, dass Karma und Wiedergeburt über dieses Leben hinaus weiter wirkt. Die Kunst ist wohl die, diesen Blickwinkel nicht so wichtig zu nehmen.


    Lieber Matthias,


    ich nehme das enorm wichtig. Nur wahrscheinlich anders als Du.
    Für mich ist das einfach: Ich bin das Produkt meiner Vorfahren und der Ereignisse in der Vergangenheit. Durch meine Existenz reihe ich mich in diese Kette ein und schaffe neue Ursachen. Ich bin ungetrennt von meinen Vorfahren, den Zeitgenossen und den Nachfahren. Mein Mist wird ebenso Auswirkungen haben wie der Mist der Vorfahren. Dasselbe gilt für meine heilsamen Taten. Ich trage Verantwortung, ich stehe nicht als isolierte, singuläre Entität da – Bedingtheit eben, Ungetrenntheit .


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Du wirst wahrscheinlich noch heute zu lesen bekommen, dass dies aber zu kurz greift und nicht die gesamte Tiefe des Buddhadharma erfasst und sich damit viele Dinge nicht erklären lassen, dass es eine beliebige Auslegung sei und im Pali-Kanaon aber ganz anders stehen würde usw. Und am Ende würde es heißen, dass man halt noch nicht so weit wäre, sich nur die Rosinen rauspicken und überhaupt keine Praxis sondern Wohlfühlbuddhismus betreiben würde, kein Vertrauen in den Dharma habe, ein psychisches Defizit habe, das der Therapie durch Laien bedarf, und und und. Die wohlbekannten Einwände halt.


    Das ist so nicht richtig Doris.
    Im Theravada kann man das was Ji'un Ken geschrieben hat vollkommen unterschreiben.
    Auch spekulieren über "bestehe ich nach meinem Tod weiter" usw. gilt als Weitschweifigkeit (papañca) und wird deswegen nicht empfohlen.


    Wie ich schön öfters sagte, kann man das was man noch nicht selber weiß doch einfach so stehen lassen. Selbst solche Aussagen wie: "Karma wirkt über den Tod hinaus."


    Zu sagen, dass das nicht stimmt und der Buddha sich an dieser Stelle irrte ist dogmatisch und geht nicht mit der Lehre des Buddha konform. Insofern auch kein Buddh(a)-"ismus".



    ()

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • bel:
    Doris Rasevic-Benz:

    Wie könnte Geist wahrgenommen werden?
    Das müsste es einen Wahrnehmer geben und etwas, das wahrgenommen wird. Also zwei Dinge.
    Und dann wäre der Wahrnehmer etwas anderes als der Geist.
    Oder der Geist sieht sich selber: "Oha, das bin ja Ich!" ?


    Logikfehler.
    Es muß keinen "Wahrnehmer" geben, sondern nur einen Prozess der Wahrnehmung - und das ist genau das, was wahrgenommen wird.


    Das sag ich doch: Da ist Wahrnehmung. Oder meinst Du was anderes?
    Ich kann einfach nirgendwo einen Geist wahrnehmen, nur Wahrnehmung, die stattfindet. Mehr ist mir bisher noch nicht gelungen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.