Buddhismus und Einsamkeit

  • Aus Nichtwissendsein in Weisheit. Von der Dunkelheit ins Licht. Was sich dadurch ändert ist immer nur die Belehrung, nie die tatsächlichen momentanden Vehältnisse.
    Aber es kann inmitten des gewaltigen Umschwungs von der Dunkelheit ins Licht so erscheinen, als änderten sich die Tatsachen und nicht die Bewussttheit von ihnen.
    Das ist eine nicht zu unterschätzende letzte? Gefahr. Gelobd sei Buddha.


    Wir werden Bewusstseinsgeführt und nicht nur belehrt, es gibt einen Steuermann auch in stürmischen Zeiten. Und einen Bootsbesitzer.


    Wir sind "nur" Matrosen die manchmal in den Ausguck steigen. Das sollten wir aber nur bei gutem Wetter!

  • lagerregaL:

    Citta ist citta und vinnana ist vinnana. Also nicht zwangsläufig gleichzusetzen. Außerdem ist das citta nicht die Geigenmelodie. Die Geigenmelodie ist das kamma.


    Die Palibegriffe vinnana, mano und citta sind drei Begriffe für dieselbe Wirklichkeit. Nämlich für das, was die Eigenschaft hat, etwas zu erkennen oder zu erleben und das, was erlebt wird, ist citta/Bewusstsein - Karma vipaka - geistiges Phänomen - Illusion.
    Citta/Bewusstsein erlebt sich nicht selber, sondern ist Erlebtes.


    Die Geigenmelodie ist nicht das Karma, sondern Karma vipaka, im weitesten Sinne bedingt durch Karma (Töne) entstanden.


    hedin


  • Du kannst es drehen wie du willst, aber citta ist nicht zwangsläufig vinnana. Kann sein das man das im Alltag gleichsetzt aber das ändert dennoch nichts an der Tatsache. Die Geigenmelodie wäre kamma oder kamma welches am citta anhängt.

  • accinca:

    sonnst würdest du ja dem citta keine Ewigkeit unterstellen.


    Das Problem bei so einer Unterstellung ist, dass man solche Aussagen unterschiedlich verstehen kann.
    Es kommt drauf an, was man mit citta genau meint und was man mit Ewigkeit genau meint. Also anstatt Worte zu instrumentalisieren zu Fragen was das überhaupt in dem jeweiligen Kontext bedeutet.


    8.1


    Es gibt ein Reich, wo die vier Elemente,
    Aus denen sich die Welt aufbaut, nicht sind.
    Es ist nicht das der Raumunendlichkeit,
    Nicht das, wo Wahrnehmung unendlich ist,
    Nicht das des Nichts und nicht das Grenzgebiet,
    Wo Wahrnehmung nicht ist und doch nicht fehlt.
    Es ist nicht diese Welt und keine andre.
    Dort gibt es keine Sonne, keinen Mond.
    Das nenn' ich, Bhikkhus, Kommen nicht noch Gehen
    Noch Stehenbleiben, auch nicht Untergehen
    Und Neuerscheinen; es ist ohne Stütze,
    Auch ohne Wandlung, ohne Gegenstände,
    Und alles Leiden findet dort sein Ende.


    8.2


    Schwer ist die Nicht-Ich-Lehre zu verstehen;
    Die Wahrheit wird ja niemals gern gesehen.
    Nur wer sie kennt, der wird vom Drang befreit
    Und er durchschaut der Dinge Nichtigkeit.


    8.3


    Es gibt, ihr Bhikkhus, ein Nichtgeborenes, Nichtgewordenes,
    Nichtgeschaffenes, Nichtaufgebautes.
    Wenn es, Bhikkhus, dieses Nichtgeborene, Nichtgewordene,
    Nichtgeschaffene, Nichtaufgebaute nicht gäbe,
    Dann wäre ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen,
    Geschaffenen, Aufgebauten nicht zu erkennen.
    Da es aber, Bhikkhus, das Nichtgeborene, Nichtgewordene,
    Nichtgeschaffene, Nichtaufgebaute gibt,
    Darum ist ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen,
    Geschaffenen, Aufgebauten zu erkennen.


    8.4


    Wer an etwas hangt, hat Unruhe;
    Wer an nichts hangt, hat keine Unruhe.
    Wo keine Unruhe ist, da ist Ruhe;
    Wo Ruhe ist, da ist keine sinnliche Lust;
    Wo keine sinnliche Lust ist, da ist kein Kommen und Gehen
    Wo kein Kommen und Gehen ist,
    Da ist kein Vergehen und Neuentstehen;
    Wo kein Vergehen und Neuentstehen ist,
    Da ist weder diese noch jene Welt,
    Noch was zwischen beiden liegt. Dies ist des Leidens Ende.


    8.5


    Dem Geber wächst Verdienst allmählich;
    Wer sich beherrscht, hört auf zu hassen;
    Der Gute wird vom Bösen lassen;
    Wer Gier, Haß, Wahn besiegt, wird selig.


    8.6


    Die Flut, die wogende, zu überschreiten,
    Erbaut man Dämme, Sümpfe einzukreisen,
    Wogegen andre sich ein Floß bereiten.
    Hinüber kommen ohne dies die Weisen,...


    http://www.palikanon.de/khuddaka/udana.html#ud_viii
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  • lagerregaL:
    accinca:

    sonnst würdest du ja dem citta keine Ewigkeit unterstellen.

    Das Problem bei so einer Unterstellung ist, dass man solche Aussagen unterschiedlich verstehen kann. Es kommt drauf an, was man mit citta genau meint und was man mit Ewigkeit genau meint.


    Ja genau. Nämlich richtig oder falsch kann man es verstehen.
    Jedenfalls ist citam ein zusammen konstruiertes Bewußtsein.
    Ob bei einem Arahat oder einem triebhaften Menschen. Einmal
    mit und einmal ohne Anhaftungen bzw. mit und ohne Begehren.
    Aber gemacht ist es in jedem Fall. Es hat mit dem Ungewordenem
    von dem du schreibst nichts zu tun. Wäre es ungeworden würde
    es ja auch nicht existent.


    Aber nochmal für die welche das offensichtliche nicht sehen:
    Was ist das Ungewordene und warum heißt es "Ungewordenes"?


    Die Antwort ist manchen ja viel,viel zu einfach. Deswegen und
    wegen der zitierten Verse sag ich das noch mal ganz eindeutig:
    "Ungeworden" heißt etwas deswegen, weil es nicht geworden ist!
    Ja, ja, das man es überhaupt erwähnen muß.
    Gibt es ein erloschenes Feuer?
    Und obwohl es erloschenes Feuer nicht gibt, da das Feuer ja erloschen ist,
    sagt der Buddha in den Versen (allerdings von einem anderen Standpunkt):
    Natürlich kann ein Feuer erlöschen! Wenn das nicht möglich wäre, dann
    könnte man aus dem Feuer ja gar nicht rauskommen. Man könnte das
    Feuer von Gier, Haß und Verblendung ja dann gar nicht zur Erlöschung bringen.
    So einfach ist der Buddha klar verständlich ohne das sich der Buddha auch
    noch selber widerspricht.

  • Hallo Karma Zang Den,
    die meisten Menschen fühlen sich sehr Einsam. Und die meisten von Ihnen sind es vermutlich auch. Auch wenn sie Leute um sich haben. Aber ein wirklich gutes soziales Gefüge ist ein Gegenmittel. Dazu gehört mehr, als nur ein Partner/in. Soziologisch betrachtet, fühlen sich in unseren Gefilden mehr Leute Einsam, als zB in Griechenland oder Spanien, oder Indien. Wir haben ja keine großen familiären Strukturen mehr. Alles auf der Straße ist anonym, in der Bahn, im Auto, Kino..
    Man ist quasi immer in der Fremde.
    Dieses Gefühl kommt also einerseits aus "soziobiologischen" Gründen, und letztendlich natürlich aus der grundlegenden Unwissenheit, über die Natur des Geistes.
    Viele Menschen zerstreuen sich, damit sie das nicht fühlen müssen. Jemand wie wir, die zwischendrin einfach mal still halten , werden sich aller möglichen Dinge gewahr, die in unserem Geist auftauchen. So könnte es sogar sein, dass man denkt, die Einsamkeit würde zunehmen, seit man meditiert. Aber das ist natürlich nicht so, sondern man bemerkt sie nur ohne Filter. So gesehen ist es ein gutes Zeichen, dass die Meditation auch wirkt. Sie ist ein Labor, in dem man seinen Geist kennen lernt. Und manchmal gefällt ihm nicht, was er da sieht und man will es am liebsten sofort los werden.


    Der Wunsch nach Geborgenheit und Gemeinsamkeit ist ein sehr tiefsitzendes Gefühl, weil es ein Grundbedürfnis ist, dass sich zusammen mit dir als Mensch manifestiert hat. Das Bedürfnis nach Gemeinsamkeit wird auf der relativen Ebene immer bleiben, da es in der Natur des Menschen liegt. Es macht keinen Sinn dagegen an zu gehen. Sondern es ist wichtig, dies zu nutzen. Die meisten Buddhisten nutzen da wohl die Sangha (darum ist sie Teil der Zuflucht!). Man hat viele starke Erfahrungen zusammen, entwickelt sich, tauscht sich aus, geht einen gemeinsamen Weg, meditiert zusammen etc. Das ist ein sehr wichtiger Faktor, vor allem auch, wenn man für die Wesen nützlich sein möchte. Das Ziel sollte nicht sein, in einer Höhle zu meditieren und dabei keine Einsamkeit spüren zu müssen, sondern das Ego aus dem Gefängnis zu holen, indem es in die Gemeinsamkeit geht und man gegenseitig für einander da ist!
    Glück definiert sich immer mit den anderen. Niemand ist glücklich ohne Gesellschaft. Jedenfalls nicht dauerhaft.
    Ich gehe ab und an ins Retreat (Zurückziehung) für einige Tage. Vielleicht 2-10 Tage. Was ich dort erkenne, bringe ich in die alltägliche Welt und was ich in der alltäglichen Welt erlebe, bringe ich ins Retreat.
    So funktioniert auch die Meditation als solche. Sie ist quasi ein Mini-Retreat.
    Einsamkeit verschwindet erst nach vielen Jahren, wenn dein Geist voller guter Eindrücke ist und gerne in sich selbst ruht. Bis dahin, nutzt man die Mittel, die das Resultat bringt, nämlich die Dharmapraxis. Aber dabei sollte nie Druck oder Zwang entstehen, sondern alles sollte sich natürlich entwickeln. Gerade das Gefühl von Einsamkeit löst sich dabei am schnellsten auf, wenn man dann unter seinesgleichen praktiziert und so ein Teil einer Ganzheit wird. So bekommt der Dharma nochmal mehr Sinn.
    Später dann, kann man mit kurzen Zurückziehungen anfangen. Man kann auch Gruppenretreats machen, oder Paarretreats. Falls das einem überhaupt liegt. Wenn du der Typ für mehr Gemeinsamkeit bist, dann wäre unnatürlich, gegen die eigene Natur und Bedürfnisse anzugehen. Ich sitze wirklich gerne in meiner Sangha. Ich mag die Stimmung, den Dharma, die Aufbruchstimmung, das gemeinsame Schaffen zum Wohle der Wesen. Und ich darf ein Teil davon sein. Meine Einsamkeit hat sich im Laufe der Jahre in Dankbarkeit gewandelt und auch wenn ich es viele Jahre nicht einsehen wollte, ohne Sangha würde ich mich vermutlich wieder einsam fühlen. Ohne sie im Hintergrund oder ich mitten drin, je nach Situation, stünde ich auch alleine da. Und das, obwohl meine Familie toll ist.


  • 23. "' Brahmā, nachdem ich Alles unmittelbar als das Alles erkannt hatte, und nachdem ich unmittelbar das erkannt hatte, woran die Allhaftigkeit von Allem nicht Anteil hat, behauptete ich nicht Alles, stellte ich keine Behauptung in Allem auf, stellte ich keine Behauptung von Allem ausgehend auf, behauptete ich nicht >Alles ist mein<, bestätigte ich Alles nicht. Daher, Brahmā, was die höhere Geisteskraft anbelangt, stehe ich nicht nur lediglich auf gleicher Stufe mit dir, wie könnte ich denn da weniger wissen? Stattdessen weiß ich mehr als du [5].'"


    24. "'Guter Herr, wenn du behauptest, unmittelbar das erkannt zu haben, woran die Allhaftigkeit von Allem nicht Anteil hat, möge sich deine Behauptung nicht als nutzlos und leer erweisen!'"


    25.


    "'Bewußtsein, das nicht irgendetwas zuweist [6],
    Unendlich ist, Getrennt von Allem leuchtet: [7]:



    daran hat die Erdhaftigkeit des Erdelements nicht Anteil, daran hat die Wasserhaftigkeit des Wasserelements nicht Anteil, daran hat die Feuerhaftigkeit des Feuerelements nicht Anteil, daran hat die Windhaftigkeit des Windelements nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Lebewesen nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen nicht Anteil, daran hat die Eigenart von Pajāpati nicht Anteil, daran hat die Eigenart von Brahmā nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen des Überströmenden Glanzes nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen der Leuchtenden Herrlichkeit nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen der Großen Erfolge nicht Anteil, daran hat die Eigenart des Überwinders nicht Anteil, daran hat die Allhaftigkeit von Allem nicht Anteil.'"


    [6] Viññāṇam anidassanam, "nicht-indikatives Bewußtsein" ist das Bewußtsein eines Arahants. Es determiniert nichts als Grundlage für die Ich-Illusion, es ist "durchsichtig", "nicht auffindbar".
    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m049z.html



    Es hat doch niemand behauptet das etwas geworden ist z.B im Sinne der Gruppen und des kammas. Im Gegenteil, es wurde die ganze Zeit auf folgendes hingewiesen: "Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst." Wie beim Beispiel das Baumes oder bei der Schlangensutta. Nur so ist es ja möglich aus dem Feuer rauszukommen.