"Buddha glaubte nicht an Wiedergeburt"

  • Ging Gong:

    Schaut man sich die Signatur von "accinca" an, ist eigentlich schon alles zu diesem Thema gesagt.


    Wußte gar nicht, das mein Signatur so aussagekräftig ist. :)
    -

    Natürlich lehrte der Buddha das Samsaro (Geburt-Sterben-Tod)
    für jedes Wesen immer weiter geht wenn nicht Nibbana erlangt wurde.
    Das ist ja überhaupt der Sinn der ganzen Lehre, nämlich dem Leiden
    von immer wieder Geburt-Sterben-Tod ein Ende zu machen.


    Und da wollten einige Leute damals raus und sagen in etwa:

    Zitat

    "'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe,
    Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken,
    in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen
    Leidensfülle ein Ende zu machen!' "


    Würde das automatisch passieren, gäbe es die Lehre gar nicht.
    Die Ursache bzw. die treibende Kraft für dieses "Samsaro" (Geburt-Sterben-Tod usw.)
    so lehrte der Buddha, ist das Begehren, nicht der grobe Körper. Er (dieser Körper)
    ist nach der Lehre des Buddha nur das Produkt des Begehrens und je nach
    Art und Weise dieses Begehren ist auch die Lebensform in einem dieser Leben
    und die Qualität dieses Lebens.


    Ob einem das gefällt oder eben nicht gefällt.
    Dieses Prinzip gilt für alle Lebensformen wovon der Mensch nur eine ist.
    Niemals kann dieses Prinzip gebrochen werden ohne das Begehren ganz
    und gar aufgehoben wird. Das wird dann "Nibbana" genannt u.ä..

  • Zitat

    Ich will nicht als brutal und gefühllos erscheinen, aber aus meiner Sicht entstehen alle Auffassungen durch Reflektionen ausgelöst durch Gedanken im Gehirn


    Passt schon. Wenn aber nur eine winzige Chance besteht, dass etwas dran ist an WIedergeburt, dann sollte man hier und jetzt die Möglichkeiten nutzen die sich einem im jetzigen Leben bieten und möglichst "befreit" sterben. Ansonsten hat man im nächsten Leben den gleichen Schlamassel nochmal und darf im dümmsten Fall von vorne beginnen. Somit ist es egal ob es sie gibt oder nicht, man hat jetzt die Möglichkeit etwas zu ändern.

  • Mitgefühl kann nie schaden, ob man an Wiedergeburt glaubt oder nicht spielt dabei keine Rolle. Gelassenheit und Einsichten durch Meditation, dann kann es Wiedergeburt geben oder auch nicht, beidesmal macht man positives.

  • Ellviral:

    Ich glaube nicht an Gott, aber bete weil es ja sein könnte das es ihn doch gibt.


    Das erinnert mich an einen Film wo einer in einer lebensbedrohenden Situation gefragt wurde: "Glauben sie an Gott?" "Atheist, aber ich bin flexibel."

  • Bakram:


    In diesem Interview zu Vesak 2013 kamen einige Themen zur Sprache, die mich auf den Gedanken brachten, dass sich bei uns im Westen zwei buddhistische Hauptrichtungen herauskristallisieren:


    Auf der einen Seite eine eher rational nüchterne Mischung aus ZEN/Theravada und auf der Anderen ein phantasievoll bunter tibetischer Buddhismus. Buddha konnte diese Extreme vereinen, wir alle sind offenbar dazu noch nicht fähig.


    Extrem muss weder das Eine noch das Andere sein finde ich. Wozu Einfachheit und Vielfalt vereinen, wir leben in einem Pluralismus, weil es ja verschiedene Veranlagungen gibt.


    _()_

  • Viele schöne Beiträge hier und auch das Faust Zitat finde ich sinnvoll. Gut Goethe konnte es noch nicht wissen, aber nach neuestem Kenntnisstand ist es eher so, dass statt einer gespaltenen Seele viele verschiedene "Ichs" wie eine bunte Zirkustruppe in unserem Kopf und Unbewusstem herumgeistern (Übrigens auch ein spirituelles erleuchtetes oder ichloses Ich, dass sich als besser als alle anderen halten kann, siehe z. B: "Erleuchtung und Meisterschaft, vom Sinn und Unsinn spiritueller Suche")


    Manchmal gibts im Buddhismus die nonduale Sichtweise, Körper-Geist-Kontinuum. Bewusstsein ist Seh, Hör , Fühl, ...Denkbewusstsein, je nach Objekt und ist vom Objekt abhängig. Spätestens beim Thema Tod und Wiedergeburt zeigen buddhistische Aussagen plötzlich dualistische Sichtweisen.


    Auf einmal geht der Körper einen anderen Weg wie das Bewusstsein, die Begierde zum Dasein oder auch Schopenhauers blinder Daseins-Welt-Wille bleibt kurz nach dem Tod übrig und muss sich nun einen neuen Körper suchen..... eigenartig. War vorher nicht der Wille am Körper gebunden ?


    Jetzt muss man Farbe bekennen bei der zentralen Frage : Ist das Begehren / der Daseins-wille wirklich eine körperunabhänige blinde und leiderschaffende Energie die sich überall versucht Körper zu erschaffen und individuell je nach Körper aus dem diese Energie bei dessen Tod ausgeschossen wird individuell gefärbt wiedergeboren ist ?


    Fakten dazu :
    - Es gibt grundsätzliche Kräfte im Universum (4 physikalische Grundkräfte, Gravitation, starke - und schwache Kernkraft, Elektromagnetismus ) bei dem die Physik nur ihre Wirkungen beschreiben kann aber nicht weiß was oder woher sie stammen. Eine Kraft will scheinbar immer etwas bewegen oder wohin (=Weltbegehren, Weltwillen das zum Dasein der Dhammas, Dinge und Lebewesen führt ).


    - Bei künstlicher Befruchtung oder Befruchtung im Reagenzglas sind alle Reaktionsmuster Kräfte zur Entwicklung eines Lebewesens im Ei und im Samen vorhanden, keine Hypothese eines äußerlichen Wiedergeburtsbegehrens, -bewusstseins, oder -willens notwendig. Das Daseinsbegehren liegt in den Zellen. Daher wird auch ein wiedergeborener Buddha Begehren brauchen zur Geburt, genauso wie keine jungfräuliche Geburt möglich ist.


    - Jede Nacht in der Buddha nach seiner Erleuchtung schlief, sorgte das Daseinsbegehren seines Körpers dafür, dass sein unbewusstes Atmen ihn am Leben, am Dasein erhielt.


    - Das Begehren ist evolutorisch, es bringt nur dort Dasein hervor wo es passt, heißt Daseinsbedingungen angenehm sind. Wo nicht, da verschwindet das Dasein.
    Demnach wären alle Nichtbelebte Planeten Nirwana-Planeten, es gibt dort zwar die Kräfte aber es werden keine Wesen geboren, wunderbar ! .... Aber ist dann dieses Daseinsbegehren wirklich zu bekämpfen oder einfach nur besser zu steuern ? Hat das Daseinsbegehren vielleicht daher auch den menschlichen Verstand erschaffen ?


    Er gibt dem Willen mehr Freiheit als den Tieren aber das heißt auch mehr Freiheit zu Leid und zu Glück.

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Zitat
    Zitat

    OlliP hat geschrieben:Das habe ich auch irgendwo im Internet gelesen. Habe den Link leider nicht abgespeichert. Dort wurde gesagt, dass dies in Schriften erzählt würde, die Buddha zugeschrieben werden.


    Vielleicht findest Du den Link für uns noch mal wieder?


    Habe jetzt etwas länger danach gesurfed, es aber nicht gefunden. Vielleicht habe ich auch in Wirklichkeit genau den gleichen Artikel wie in diesem Thread gelesen. Peinlich, peinlich, scheint aber die plausibelste Erklärung ...


    Zitat

    Zu deinem letzten Absatz: Mit der Idee der "Wiedgeburt" haben vor allem Westler ihre Probleme. Das liegt nach meinem Verständnis in der uns üblichen Auffassung, alles linear statt zyklisch erlebt wird und wir sehr im existenzialistischen Vorstellungen aufwachsen. Dazu kommt, dass wir nur die beiden Möglichkeiten kennen, dass entweder nix da ist, was weiter gehen kann, oder es ein "Etwas" sein muss, ein Jemand, oder "wer?".


    Naja, vielleicht kann irgendwann jemand die Quantenphysik erklären (ein Teilchen zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten) und es wird als Konsequenz klar, dass unser Denken zu einseitig war. Ich fürchte, dass erst einige Generationen nach uns in den Genuss kommen werden ;-).


    Aus meinem Lieblingsbuch "The Teaching of Buddha" (http://www.e4thai.com/e4e/images/pdf/theteachingofbuddha.pdf) habe ich von Seite 138 eine Geschichte, die abgekürzt so geht:


    Es gibt einen weißen Elefanten mit 6 Stoßzähnen, auf den jemand ein Preisgeld ausgesetzt hat. Jemand, der sich das Preisgeld holen will, verkleidet sich als Mönch um so nicht den Argwohn des Elefanten zu wecken. Dann erschießt er den arglosen Elefant. Dieser fragt ihn im Sterben liegend warum er dies getan habe. Er antwortet, dass er das Preisgeld habe haben wolle und er sei neidisch auf die Stoßzähne gewesen. Der Elefant schlägt daraufhin die Stößzähne gegen einen Baum wodurch sie abbrechen. Er gibt die Stoßzähne seinem Mörder: "Durch diese Gabe habe ich meine Übung vom Buddhawesen vollendet und werde im Reinen Land wiedergeboren. Wenn ich zu einem Buddha werde, werde ich dir helfen die drei vergifteten Pfeile aus Gier, Wut und Unwissenheit loszuwerden".


    Was ist jetzt der Sinn dieser Geschichte? Ist hier Wiedergeburt ein Konzept um sich nicht so darüber aufzuregen, dass man jetzt ganz unfairer Weise durch einen gemeinen Mord hinterrücks sterben muss? Der Elefant hat dann immer noch eine gewisse Genugtuung. Oder geht es hierum Mitgefühl zu veranschaulichen? Letzteres würde für mich viel Sinn machen. Ersteres hätte immer das Geschmäckle sich die Wiedergeburt so zurecht zu legen, um nicht die Unerklärlichkeit des Todes aushalten zu müssen. Dass es irgendwann einfach vorbei ist und der Mensch oder man selbst einfach ein begrenzt lebendes Wesen gewesen ist und es jetzt vorbei ist, scheint für ein soziales und damit emotionales Tier wie den Menschen sehr schwer auszuhalten zu sein. Mein Eindruck ist eher dass Wiedergeburt ein Denk-Konzept ist und es nicht so fürchterlich real gesehen werden muss. Aber ich habe davon keine Ahnung ...

  • ich danke accinca, dass er/sie (so genau weiß ich es nicht :D ) immer wieder unermüdlich gegen den aufkeimenden nihilismus im forum vorgeht! :)
    dieser ist eine echte plage.

  • raterZ:

    ich danke accinca, dass er/sie (so genau weiß ich es nicht :D ) immer wieder unermüdlich gegen den aufkeimenden nihilismus im forum vorgeht! :)
    dieser ist eine echte plage.


    Eigentlich versucht "er" nur zu erklären was der Buddha lehrte.

  • mukti:
    Ellviral:

    Ich glaube nicht an Gott, aber bete weil es ja sein könnte das es ihn doch gibt.


    Das erinnert mich an einen Film wo einer in einer lebensbedrohenden Situation gefragt wurde: "Glauben sie an Gott?" "Atheist, aber ich bin flexibel."


    hab so nen ähnlichen spruch in nem film gehört


    sie sollten an Gott glauben
    den wenn es ihn gibt - haben sie unendlich viel gewonnen
    und wenn es ihn nicht gibt - haben sie nichts verloren

  • hanujo:

    ....


    sie sollten an Gott glauben
    den wenn es ihn gibt - haben sie unendlich viel gewonnen
    und wenn es ihn nicht gibt - haben sie nichts verloren


    Das Argument wird iA Pascals Wager (Pascals Wette) genannt. Wenn man sichergehen möchte, daß die Sache irgendwie nutzt sollte man zur Sicherheit parallel an alle wichtigen Religionen glauben.


    Oder wenigstens an die die die übelsten Höllen besitzen :lol:

  • accinca:
    raterZ:

    ich danke accinca, dass er/sie (so genau weiß ich es nicht :D ) immer wieder unermüdlich gegen den aufkeimenden nihilismus im forum vorgeht! :)
    dieser ist eine echte plage.


    Eigentlich versucht "er" nur zu erklären was der Buddha lehrte.


    nicht so bescheiden! trotzdem danke! :grinsen:

  • Und andere versuchen den Buddhismus vom Nihilismus zu befreien.


    Viel Erfolg beim Nicht-Wiedergeboren-Werden des "Selbst-Bewusstseinsstroms" der unabhängig vom restlichen Werden im Nirwana verschwindet.
    Der Welt wird es egal sein, Leben entsteht wo die Naturkräfte die richtigen Bedingungen finden um sich selbst zu genießen und zu erfüllen, einen dualen Bewusstseinstrom brauchen die Kräfte nicht, sie erzeugen sich ihr notwendiges Bewusstsein selbst.


    Das Sein setzt das Bewusstsein und es ist leer, somit kann kein unabhängiges Bewusstseinsmomentum in einen anderen Körper eindringen, denn dieser Körper erzeugt sein eigenes Bewusstsein.


    Diese Aussage passt auch zu allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, zur Evolution, zu Buddhas Leerheit, zu anicca, zu anatta, zur Statistik, zur Kosmologie zur Physik und zu vielen Teilen im Palikanon ( Bewusstsein entsteht aus Objekten der Umwelt und des Körpers eines Lebewesen, (man sollte sich noch eher mit dem Körper identifizieren als mit Bewusstsein, so sagt Buddha im PK) und fliegt nicht unabhängig linear im Raum herum)


    Entweder lehrte Buddha das so, dann kann ihm vertraut werden, oder er lehrte das nicht, dann gibt es einige Widersprüche, Gautama lag dann wohl falsch und wer mit den Widersprüchen leben möchte, gerne , nicht mein Problem. Es gibt alternative Philosophien und dazu auch passende Palikanon - Texte, wenn anerkannt wird, dass der Pk von vielen Autoren stammt und verschieden Sichtweisen präsentiert.

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)