Mahamudra Praxis

  • thigles:
    raterZ:

    also bei mir sah das nicht so aus. ...... ohne einführung in die natur des geistes gibt es keine weitere praktizierte umsetzung.


    Wie setzt du denn z.b. die erste oder zweite oder dritte oder vierte Aufgabe um? Mach das mal, dann reden wir weiter .. oder auch nicht, denn ich bin müde.


    mh schwer zu beschreiben - es fühlt sich so an, wie als ob man etwas tut und sich dann hinein entspannt. man kann einen moment "nichts tun" und damit in rigpa eintauchen, aber wenn man das immer und immer wieder gemacht hat merkt man, dass es gar nicht notwendig ist irgendwas dafür machen zu müssen. was genau gemacht wird kann ich nicht sagen. aber es war vor einer einführung in rigpa nicht möglich, weil sich dieses tun und danach das nicht-tun auf rigpa bezieht. dann tut man nichts besonderes und gleichzeitig löst sich alles ständig in rigpa auf. das ist vor allem im alltag geil, weil man dann nicht mehr aus der meditation fallen kann.
    imo. hat das aber etwas mit der konditionierung des geistes zu tun. dieses "tun" ist auch kein verstandesvorgang sondern hat eher etwas mit erinnern zu tun - es ist aber solange ein aktiver vorgang, bevor er automatisch passiert.
    trekchöd ist deshalb nicht "nichts tun" - es funktioniert aber darüber indem man "nichts tut - und damit in rigpa eintaucht". letztendlich tut man ja sehr viel - gegen den dualistischen karmischen bewusstseinsstrom anschwimmen.


    aber es gibt auch vorbedingungen: bspw. muss man ein stabiles samadhi aufbauen - sonst wird das nichts mit dem "nichts tun " :grinsen:

  • @thigels Dann eben doch nochmal..


    Inwieweit es bei dir aussieht, kann ich letztendlich nicht beurteilen. Ich würde ein bloßes "Nichts-Tun" nicht grundsätzlich mit Rigpa gleichsetzen. Es kann eventuell dazu führen, eventuell. Muss es jedoch nicht. Es kann ein bloßes ruhen in indifferenter, relativer Klarheit bleiben, was gleichbedeutend mit Ignoranz ist bzw. zu einem ruhen im brahmanischen One-Mind mutieren kann. Im Dzogchen wird es als Alaya bezeichnet.


    Das ist jedoch das Ziel des Aufzeigens, Weisheit von Ignoranz zu trennen und deswegen ist es auch entscheidend. Man muss wissen wie dieses Alaya ist.


    Dalai Lama

    Zitat

    Here [Dzogchen], the alaya is distinguished from dharmakaya [der Geist der Dharmadhatu kennt], and when this distinction is made, alaya must be understood as referring to a neutral state of mind. Alaya is also said to be quiet calm and steady. …calm, placid or undisturbed…


    Der blinde, indifferente Aspekt muss verschwinden, was nicht umedingt durch "Nichts-Tun" erreicht wird.


    Alexander Berzin

    Zitat

    Das Alaya für Gewohnheiten ist im Wesentlichen dasselbe wie grundlegendes Rigpa. Das Alayavijnana ist nicht dasselbe wie der wahre Raum des Geistes [dharmadhatu]. Die beiden sind miteinander vermischt wie Milch mit Wasser. Mit dem Erlangen der Befreiung trennt sich das Alayavijnana aus dem reinen Raum des Geistes, wie Milch, die gerinnt, und seine Kontinuität ist beendet.


    Wie gesagt, es ist neutral, klar und nicht-konzeptuell. Es "tut" nicht wirklich etwas.
    A.B.

    Zitat

    Der Alaya für Gewohnheiten lässt das Sehen und Hören sowie die Vorstellung und das verbale Denken entstehen. Vorstellung und verbales Denken geben Dingen mentale Bezeichnungen wie ‚Dieses’ und ‚Jenes’ und verfolgen sie weiter. Sehen und Hören versehen die Dinge nicht mit mentalen Bezeichnungen und verfolgen sie nicht weiter.
    Wie das Sehen und Hören versieht der Alaya für Gewohnheiten die Dinge nicht mit Namen und verfolgt sie nicht weiter, doch er ist subtiler als das Sehen und Hören. Der Alaya liegt ihnen zugrunde, wie auch der Vorstellung und dem verbalen Denken.


    Zitat


    Sie ist ruhig, beständig, verfolgt Objekte nicht weiter und bezeichnet nichts im Geiste als ‚Dieses’ oder ‚Jenes’. Trotzdem ist der Alaya für Gewohnheiten immer noch Sem (begrenztes Gewahrsein) und als solches hat er einen Faktor der Benommenheit oder der Verwirrung, die darin besteht, dass er sein eigenes Angesicht nicht kennt.



    Darin zu ruhen kann bestenfalls als Shamatha bezeichnet werden:
    B. Alan Wallace

    Zitat

    Thoughts and mental images gradually unravel and dissipate, and the space of the mind becomes more sparsely populated. Eventually, the psyche settles and dissolves into the silent, luminous, blissful substrate consciousness. The achievement of shamatha is like falling deep asleep while remaining wide awake – your only awareness is of a luminous vacuity called the space of the mind, or substrate.


    "Non-Dualität"

    Zitat

    The conceptual mind is quiet, so there is no sense of separation between awareness and its object. This is the experience of the unity of the substrate and consciousness.


    Zitat

    Das Alaya der Gewohnheiten lässt sechs Arten von Primärbewusstsein entstehen sowie die kognitiven Erscheinungen ihrer kognitiven Objekte. Die sechs Arten von Primärbewusstsein sind die fünf Arten von Sinnesbewusstsein, die immer nichtkonzeptuell sind, sowie das geistige Bewusstsein, das sowohl konzeptuell als auch nichtkonzeptuell sein kann.


    Solange es präsent ist, ist auch ein Ich-Bezug da:


    A.B.

    Zitat

    Störendes Gewahrsein (tib. nyon-yid, getäuschtes Gewahrsein, mit Makeln behaftetes Gewahrsein) begleitet das Alaya der Gewohnheiten, und beide werden als Arten des Primärbewusstseins betrachtet. In der Nyingma-Tradition beinhaltet Sem daher acht Arten von Primärbewusstsein – fünf Arten von Sinnesgewahrsein, ein geistiges Gewahrsein, ein störendes und das Alaya für Gewohnheiten.
    Störendes Gewahrsein: Dieser Begriff versteht das Alaya der Gewohnheiten als ein unbeeinflusstes, monolithisches, unabhängig existierendes ‚Ich’, das über die Sammelfaktoren der Erfahrung, also über Körper und Geist, gebietet. Dies führt zu der störenden Einstellung, dass man ‚ Ich’ begreift als ‚ich, der alles, was erkannt wird, erfährt, besitzt und kontrolliert’.
    Genauer betrachtet dauert eine nichtkonzeptuelle Wahrnehmung mittels der sechs Arten von Bewusstsein nur eine Millisekunde. Störende Wahrnehmung hat dann noch nicht eingesetzt. Unmittelbar nach dieser Millisekunde jedoch lässt störendes Gewahrsein mit konzeptuellem (geistigem) Bewusstsein die Erscheinung, die Wahrnehmung und das Greifen nach einem (den Glauben an einen) unabhängigen Boss namens ‚Ich’ entstehen. Als nächstes lässt es die duale Erscheinung entstehen von „ich, demjenigen, der eine Erfahrung macht, dem Besitzer, dem Kontrollierenden“ und „dem Objekt, das ich erfahre, besitze, kontrolliere“. Auf dieser Grundlage machen wir die Erfahrung störender Emotionen und Einstellungen, der Impulse des Karma und Leid.


    Hindus halten die Alaya auch für Weisheit, obwohl sie aus buddhistischer Sicht Ignoranz ist:

    Zitat

    Wir müssen uns davor hüten, das Erkennen des Alaya für Gewohnheiten mit dem Erkennen von Rigpa zu verwechseln.


    "Tu-Praktiken" können sehr nützlich sein:

    Zitat

    Weil wir die Pfade unserer Energiekanäle mit vorangegangener Anuyoga-Praxis „geschmiert“ und die Winde mit Mantra-Rezitation synchronisiert haben, lösen sich im Prozess dieser Meditation alle gröberen Ebenen geistiger Aktivität – und speziell der Alaya für Gewohnheiten – automatisch auf.


    Wenn Rigpa nicht enblößt wurde, was beim indifferenten "Nichts-Tun" sehr wohl der Fall sein kann, ist Achtsamkeit sehr wichtig. Außerdem, Non-Meditation wird es erst wenn Rigpa entblößt wurde und man *darin* und nicht in Ignoranz ruht:


    Zitat

    Finden wir Zugang zu Rigpa, haben wir auch Zugang zu seiner gleichzeitig auftretenden Eigenschaft ursprünglicher Vergegenwärtigung, dass man zum natürlichen Zustand herabgefallen ist, auch tiefe Vergegenwärtigung, die daraus entsteht, dass man herabgefallen ist genannt. Die Aufmerksamkeit hält automatisch an Rigpa fest oder hält sich selbst in Rigpa aufrecht. Als Folge wird Dzogchen-Meditation mühelose Meditation, Nicht-Meditation oder absichtslose Meditation genannt.
    Das bedeutet nicht, dass wir, bevor wir Zugang zu Rigpa haben und somit den Pfad des Sehens erreichen, ohne Vergegenwärtigung meditieren. Meditieren wir mit Sem und ohne jegliche Vergegenwärtigung, erleben wir geistige Flatterhaftigkeit (geistige Aufgeregtheit) und geistige Dumpfheit. Praktiziert man Dzogchen, ist es wesentlich, die spezifischen Instruktionen nur auf die Ebene der Meditation und des Verhaltens anzuwenden, für die sie vorgesehen sind.


    ___________________________________________________________________________________________________


    Bezüglich Essenz-Mahamudra und Trekchöd-Dzogchen sagen einige Meister unter anderem folgendes:

    Zitat


    Dzogchen and Mahamudra, the Great Perfection and the Great Seal, are powerful meditative systems for revealing the nature of mind, explains Adeu Rinpoche. While their methods may differ, their essence is the same.


    Dalai Lama

    Zitat

    Although ultimately the practice of Mahamudra and Dzogchen come down to the same point, at the initial stages there do seem to be certain differences in emphasis on particular aspects of the practice.


    Zitat

    Ultimately, the practice of Mahamudra also comes down to the fundamental innate mind of clear light.


    Tulku Urgyen Rinpoche

    Zitat

    Sutra Mahamudra is the same as the Mahayana system describing progressive stages through the five paths and ten bhumis. That definitely differs from Dzogchen, and therefore it is not simply called Mahamudra, but Sutra Mahamudra… Essence Mahamudra is the same as Dzogchen, except that it doesn´t include Tögal.



    Tsele Natsok Rangdrol

    Zitat

    Dzogchen of the natural state (gnas lugs rdzogs pa chen p). Same as "trekchö", the view of Cutting Through and identical to "Essence Mahamudra.


    ________________________________________________________________________________


    Also, verständlich was ich sagen wollte? Es kann sehr leicht sein in einer Sackgasse zu landen wenn man Dinge zu stark simplifiert.


    raterz
    Da stimme ich dir zu 100 % zu.

  • Namaste


    Die Lehre setzt sich aus den drei Säulen : Ethik - Meditation - Weisheit, zusammen.
    Erst alle drei Säulen bilden den sicheren Stand zum Buddhageist.
    Wenn sich jemand allein die Weisheit aneignen möchte, ist dies nicht ausreichend.


    Solange jemand die 10 heilsamen Handlungen des Körpers, der Rede und des Geistes nicht verwirklicht hat, hat er noch nichts erreicht.



    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Zitat
    raterZ:


    es fühlt sich so an, wie als ob man etwas tut und sich dann hinein entspannt. man kann einen moment "nichts tun" und damit in rigpa eintauchen, aber wenn man das immer und immer wieder gemacht hat merkt man, dass es gar nicht notwendig ist irgendwas dafür machen zu müssen.


    Hier ist das Übliche geschehen. Du hast dich in deine »praktizierte Umsetzung« der Aufgabe und dem damit komplementären Bewusstseinzustand »hinein entspannt«. Alles was daraufhin folgte, basiert auf diesem vorherigen »Ergreifen« bzw. konzeptuellen Verdinglichen der Aufgabe und hat daher nichts mit »Wissen« res. »rigpa« zu tun. Das ist nicht Dzogchen mengagde, aber dafür z.b. Mahamudra. Du wie viele andere halten das jedoch für Dzogchen. Darum gibt es für derartige Wesen scheinbar auch keinen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Richtungen. Wie es tatsächlich geht, habe ich bereits an verschiedener Stelle beschrieben. Wird es ignoriert, kann ich leider auch nichts machen.

  • thigles:

    Hier ist das Übliche geschehen. Du hast dich in deine »praktizierte Umsetzung« der Aufgabe und dem damit komplementären Bewusstseinzustand »hinein entspannt«. Alles was daraufhin folgte, basiert auf diesem vorherigen »Ergreifen« bzw. konzeptuellen Verdinglichen der Aufgabe und hat daher nichts mit »Wissen« res. »rigpa« zu tun. Das ist nicht Dzogchen mengagde, aber dafür z.b. Mahamudra. Du wie viele andere halten das jedoch für Dzogchen. Darum gibt es für derartige Wesen scheinbar auch keinen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Richtungen. Wie es tatsächlich geht, habe ich bereits an verschiedener Stelle beschrieben. Wird es ignoriert, kann ich leider auch nichts machen.


    "Für derartige Wesen"...??


    Gibt es denn - abgesehen von einer unterschiedlichen Auffassung und der Interpretation von Begrifflichkeiten - auch einen äußerlich für andere erkennbaren Unterschied? Oder spielt sich das alles nur in der eigenen Vorstellung ab?

  • Die Praxis sieht sehr unterschiedlich aus. Ist die Essenz einmal verwirklicht, handelt es sich um die gleiche Essenz. Dennoch kann der Ausdruck eines derart verwirklichten Wesens sich individuell unterscheiden und ist dabei sicherlich von den auf dem Weg dahin gemachten Lehren und Erfahrungen geprägt. Es gibt also fast immer einen von Aussen wahrnehmbaren Unterschied, weil die immer-gleiche Essenz der Erleuchtung nur von denen eindeutig wahrgenommen werden kann, die diese selbst bereits verwirklicht haben. Daher fällt der individuelle Ausdruck bei Betrachtung von Aussen vornehmlich ins Auge.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • thigles:
    Zitat


    Hier ist das Übliche geschehen. Du hast dich in deine »praktizierte Umsetzung« der Aufgabe und dem damit komplementären Bewusstseinzustand »hinein entspannt«. Alles was daraufhin folgte, basiert auf diesem vorherigen »Ergreifen« bzw. konzeptuellen Verdinglichen der Aufgabe und hat daher nichts mit »Wissen« res. »rigpa« zu tun. Das ist nicht Dzogchen mengagde, aber dafür z.b. Mahamudra. Du wie viele andere halten das jedoch für Dzogchen. Darum gibt es für derartige Wesen scheinbar auch keinen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Richtungen. Wie es tatsächlich geht, habe ich bereits an verschiedener Stelle beschrieben. Wird es ignoriert, kann ich leider auch nichts machen.


    ich weiß nicht ob du recht hast, aber meine trekchöd meditationsanweisung lautet nicht, dass ich mich entspannen soll oder "nichts tun" - das kam ja von dir - sondern dass ich den spiegel betrachten soll, der alles reflektiert, aber niemals berührt wird.

  • Sowas passiert halt schonmal schnell, wenn man die eigene Interpretation grundsätzlich über alle Formen authentischer Belehrungen stellt.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    Die Praxis sieht sehr unterschiedlich aus. Ist die Essenz einmal verwirklicht, handelt es sich um die gleiche Essenz. Dennoch kann der Ausdruck eines derart verwirklichten Wesens sich individuell unterscheiden und ist dabei sicherlich von den auf dem Weg dahin gemachten Lehren und Erfahrungen geprägt. Es gibt also fast immer einen von Aussen wahrnehmbaren Unterschied, weil die immer-gleiche Essenz der Erleuchtung nur von denen eindeutig wahrgenommen werden kann, die diese selbst bereits verwirklicht haben. Daher fällt der individuelle Ausdruck bei Betrachtung von Aussen vornehmlich ins Auge.


    Verstehe. Person A, welche die Essenz der Erleuchtung verwirklicht hat, unterscheidet sich von Person B welche die Essenz der Erleuchtung verwirklicht hat, aufgrund der studierten/erhaltenen Lehren und gemachten Erfahrungen. Aber ob A und B die Essenz der Erleuchtung verwirklicht haben, erkennt nur die Person C, welche wiederum ebenfalls schon die Essenz der Erleuchtung verwirklicht haben muss.
    Sieht mir nach einem in sich geschlossenen Glaubenssystem aus...

  • Das ist ja eine weitestgehend allgemein anerkannte Tatsache, dass man im Anderen immer nur die Ebene der Verwirklichung maximal erkennen kann, die man auch selbst verwirklicht hat. Dass es sich hier nicht um ein geschlossenes Glaubenssystem handelt erkennt man daran, dass es bei der verwirklichten Ebene an dem hier diskutierten Punkt um die universelle Erleuchtung handelt, die man auf vielen Wegen - und nicht nur innerhalb des Buddhismus - erreichen kann. Da trifft es dann umso mehr zu, dass der äußere Ausdruck sehr verschieden sein kann - z.B. bei einem Sufi-Meister - aber der verwirklichte Sufi-Meister und ein beispielsweise ein Dzogchen-Meister sich gegenseitig als erleuchtet oder voll verwirklicht erkennen können.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • raterZ:


    ich weiß nicht ob du recht hast, aber meine trekchöd meditationsanweisung lautet nicht, dass ich mich entspannen soll oder "nichts tun" - das kam ja von dir - sondern dass ich den spiegel betrachten soll.


    Zitat

    Was Leuchtkraft des Bewußtseins war und ganz und gar erloschen ist: da bleibt man von der Erde Erdheit unbefriedigt, von des Wassers Wasser­heit unbefriedigt, von des Feuers Feuerheit unbefriedigt, von der Luft Luft­heit unbefriedigt, von der Natur, den Göttern, dem Herrn der Zeugung, dem Brahma, von den Leuchtenden, den Strahlenden, den Gewaltigen, vom Übermächtigen, bleibt von des Alls Allheit unbefriedigt. (MN49)


    Lopön Tenzin Namdak:

    Es ist sehr wichtig für dich, den Unterschied zwischen »Wahrnehmung« und »alles lassen wie es ist« basierend auf deiner eigenen Erfahrung zu erkennen.


    Zitat

    [..]»Mag wohl, Bruder Sáriputta, der Mönch eine solche Sammlung erreichen, daß er angesichts der Erde ohne Wahrnehmung der Erde ist... angesichts jener Welt ohne deren Wahrnehmung ist, und daß er dennoch Wahrnehmung besitzt?« - »Ja, Ananda, das ist möglich.« (A.X.7)


    Rasang Pengyal:

    Versuche nicht irgendetwas wahrzunehmen. Lass alles wie es ist.


    Mu Gyalwa Lodrö:

    Was soll man dann tun? Tu nichts.


    Banam Kyolpo:

    Wenn du dein Bewusstsein in keiner Art und Weise benutzt, realisierst du diese Natur. Lass alles einfach wie es ist.


    Gepar Dondrub:

    Versuche nichts zu verändern. Fokussiere dich auf nichts. Lass alles wie es ist.


    usw., usw., usw., usw., usw .. . Wie setzt du Aufgaben wie: versuche nichts zu verändern, lass alles wie es ist, tu nichts, versuche nicht irgendetwas wahrzunehmen, benutze dein Bewusstsein in keiner Art und Weise, fokussiere dich auf nichts .. um? Bedenke, es handelt sich bei all dem um »tatsächliche Umsetzung«, nicht um »praktizierte Umsetzung«, was bloß »Wahrnehmung« aus einem verdinglicht-identifizierten Hintergrund resp. 'heit wäre. Sag die Antwort aber deinem »Lehrer«, ich klinke mich hier aus.

  • VOOM108:

    Das ist ja eine weitestgehend allgemein anerkannte Tatsache, dass man im Anderen immer nur die Ebene der Verwirklichung maximal erkennen kann, die man auch selbst verwirklicht hat. Dass es sich hier nicht um ein geschlossenes Glaubenssystem handelt erkennt man daran, dass es bei der verwirklichten Ebene an dem hier diskutierten Punkt um die universelle Erleuchtung handelt, die man auf vielen Wegen - und nicht nur innerhalb des Buddhismus - erreichen kann. Da trifft es dann umso mehr zu, dass der äußere Ausdruck sehr verschieden sein kann - z.B. bei einem Sufi-Meister - aber der verwirklichte Sufi-Meister und ein beispielsweise ein Dzogchen-Meister sich gegenseitig als erleuchtet oder voll verwirklicht erkennen können.


    Es ist nach wie vor geschlossen und Glauben. Um was geht es: jedes beliebige Verhalten kann Ausdruck oder Teil einer voll verwirklichten Person sein. Aber welche Kriterien machen es denn möglich, festzustellen ob es im konkreten Fall eine verwirklichte Person ist oder nicht? Die Berufung auf eine andere verwirklichte Person ist ja selbst wieder abhängig von der Anerkennung dieser Person durch andere etc. Selbst der historische Buddha wurde ja nicht von allen als vollkommen Erwachter wahrgenommen (und ob er es war, ist - wenn man sich in dieser Frage entscheidet - eine Glaubensentscheidung). Zu sagen, dass hat seinen Grund darin, weil alle anderen eben nicht auf seinem Level waren, ist ja keine Begründung. Ich kann das Verhalten einer Person beobachten (z.B. ob sie sich einfühlsam, pädagogisch geschickt etc. verhält), aber nicht ob sie irgendeine Erleuchtung verwirklicht hat.

  • Zitat

    ...man kann einen moment "nichts tun" und damit in rigpa eintauchen, aber wenn man das immer und immer wieder gemacht hat merkt man, dass es gar nicht notwendig ist irgendwas dafür machen zu müssen.


    Das noch. Was ist dieses von dir beschriebene »nichts tun« an dieser Stelle .. ein momentanes »Tun« bzw. eine »praktizierte Umsetzung« der Aufgabe »tu nichts«? Das hätte mit »Wissen« resp. »rigpa« wenig am Hut. Oder ist dieses »nichts tun« gleichbedeutend mit sich tatsächlich natürlich zu verhalten bzw. tatsächlich alles zu lassen wie es ist bzw. mit primordial unfabrizierter Gelöstheit und somit von sich aus unmittelbar-offenbar ohne jegliche Notwendigkeit eines »Darüberhinaus« bzw. unmittellbar-offenbar ohne jegliche Notwendigkeit zu »meditieren«? Nur zwecks korrekter Verständigung: Der Unterschied zwischen »tatsächlich« wie »praktiziert« liegt nicht in einer »Überweltlichkeit« von »tatsächlich«, wie Shankar angemerkt hat. Es geht hier um einen Unterschied im methodologischen Sinn. Und es geht hier nicht um »praktizierte Nichtmeditation«.

  • Sôhei:

    Es ist nach wie vor geschlossen und Glauben. Um was geht es: jedes beliebige Verhalten kann Ausdruck oder Teil einer voll verwirklichten Person sein. Aber welche Kriterien machen es denn möglich, festzustellen ob es im konkreten Fall eine verwirklichte Person ist oder nicht? Die Berufung auf eine andere verwirklichte Person ist ja selbst wieder abhängig von der Anerkennung dieser Person durch andere etc. Selbst der historische Buddha wurde ja nicht von allen als vollkommen Erwachter wahrgenommen (und ob er es war, ist - wenn man sich in dieser Frage entscheidet - eine Glaubensentscheidung). Zu sagen, dass hat seinen Grund darin, weil alle anderen eben nicht auf seinem Level waren, ist ja keine Begründung. Ich kann das Verhalten einer Person beobachten (z.B. ob sie sich einfühlsam, pädagogisch geschickt etc. verhält), aber nicht ob sie irgendeine Erleuchtung verwirklicht hat.


    Wir reden hier ja zunächst mal nicht von "irgendeiner Erleuchtung" sondern von der einen Erleuchtung, es gibt keine Vielzahl von Erleuchtungen zumindest nicht in der hier sinnigerweise zugrundeliegenden Semantik / Wortdefinition.


    Diese ist, wie Du richtig feststellst, eben nicht durch Beobachtung von Verhalten erkennbar, weil "jedes beliebige Verhalten Ausdruck oder Teil einer verwirklichten Person" sein kann. Das Erkennen derart verwirklichter Wesen untereinander ist vielmehr ein unmittelbares Wissen, das sich schon alleine dadurch erklärt, dass ein derart verwirklichtes Wesen alles über die Objekte und Phänomene weiss, die sich im Jetzt in seiner Wahrnehmung ausdrücken. Einfach weil es durch die Erleuchtung (= Einssein mit dem natürlichen Zustand) mit allem verbunden ist.


    Und auf gewissen Weise hast Du recht: solange man nicht selbst erleuchtet ist, ist es eine Frage des Glaubens. Man kann es nicht ultimativ wissen, maximal intuitiv erfühlen. In Deinem vorletzten Post hast Du geschrieben: "ein geschlossenes Glaubenssystem" - das bestreite ich weiterhin. Es ist kein geschlossenes Glaubenssystem - es liegt alles offen für jeden, der sich dafür öffnet. Und es ist kein System. Ein System setzt per Definition eine Umwelt voraus. In Bezug auf das, von dem wir hier reden gibt es keine Umwelt - es umfasst und beinhaltet alles, was existiert und nicht existiert. Zugänge dazu, Wege dorthin können ggfls. Glaubenssysteme sein, aber der Zustand an sich ist allumfassend.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • thigles:
    Zitat

    ...man kann einen moment "nichts tun" und damit in rigpa eintauchen, aber wenn man das immer und immer wieder gemacht hat merkt man, dass es gar nicht notwendig ist irgendwas dafür machen zu müssen.


    Das noch. Was ist dieses von dir beschriebene »nichts tun« an dieser Stelle .. ein momentanes »Tun« bzw. eine »praktizierte Umsetzung« der Aufgabe »tu nichts«? Das hätte mit »Wissen« resp. »rigpa« wenig am Hut. Oder ist dieses »nichts tun« gleichbedeutend mit sich tatsächlich natürlich zu verhalten bzw. tatsächlich alles zu lassen wie es ist bzw. mit primordial unfabrizierter Gelöstheit und somit von sich aus unmittelbar-offenbar ohne jegliche Notwendigkeit eines »Darüberhinaus« bzw. unmittellbar-offenbar ohne jegliche Notwendigkeit zu »meditieren«? Nur zwecks korrekter Verständigung: Der Unterschied zwischen »tatsächlich« wie »praktiziert« liegt nicht in einer »Überweltlichkeit« von »tatsächlich«, wie Shankar angemerkt hat. Es geht hier um einen Unterschied im methodologischen Sinn. Und es geht hier nicht um »praktizierte Nichtmeditation«.


    ja schwierig zu sagen. das "nichts tun" ist schon, dass alles lässt wie es ist - aber dadurch passiert etwas in konsequenz. was soll man dazu dann also sagen?

  • raterZ:
    thigles:

    Das noch. Was ist dieses von dir beschriebene »nichts tun« an dieser Stelle .. ein momentanes »Tun« bzw. eine »praktizierte Umsetzung« der Aufgabe »tu nichts«? Das hätte mit »Wissen« resp. »rigpa« wenig am Hut. Oder ist dieses »nichts tun« gleichbedeutend mit sich tatsächlich natürlich zu verhalten bzw. tatsächlich alles zu lassen wie es ist bzw. mit primordial unfabrizierter Gelöstheit und somit von sich aus unmittelbar-offenbar ohne jegliche Notwendigkeit eines »Darüberhinaus« bzw. unmittellbar-offenbar ohne jegliche Notwendigkeit zu »meditieren«? Nur zwecks korrekter Verständigung: Der Unterschied zwischen »tatsächlich« wie »praktiziert« liegt nicht in einer »Überweltlichkeit« von »tatsächlich«, wie Shankar angemerkt hat. Es geht hier um einen Unterschied im methodologischen Sinn. Und es geht hier nicht um »praktizierte Nichtmeditation«.


    ja schwierig zu sagen. das "nichts tun" ist schon, dass alles lässt wie es ist - aber dadurch passiert etwas in konsequenz. was soll man dazu dann also sagen?


    Die »tatsächliche Umsetzung« z.b. der Aufgabe »tu nichts«, ist jedoch bereits gleichbedeutend mit »primordial unfabrizierter Gelöstheit« und daher »Wissen« resp. »rigpa«. Temporär. Wenn jedoch »dadurch etwas in Konsequenz passiert«, scheint »dadurch« sich wohl auf eine »praktizierte Umsetzung« zu beziehen und das »Produkt« dessen - klarerweise als »Produkt« - wohl eher »fabriziert« zu sein. Der Grat kann manchmal sehr schmal sein. Darum halte dich in deinem Lehrgebäude eher an folgende Redensart:


    Zitat

    Je öfter sie gestört wird, desto besser die Meditation eines Yogin. Je tiefer er hinabstürzt, desto größer die Kraft eines Wasserfalls


    Zitat

    Stille, Glückseligkeit wie Klarheit: unterbrich sie wieder und wieder.


    Unterbrich bzw. beende jegliche detektierte »praktizierte Umsetzung« der Aufgabe und tu nichts. Bist du in der Lage, diese Aufgabe tatsächlich umzusetzen, ohne diese wiederum zu praktizieren bzw. zu Ergreifen, ist das bereits gleichbedeutend mit primordial unfabrizierter Gelöstheit resp. »Wissen«. Vorher sollte man natürlich den Unterschied zwischen »praktiziert« und »tatsächlich« verinnerlicht haben, ansonsten besteht keine innere Notwendigkeit, die »praktizierte Umsetzung« zu unterbrechen bzw. zu beenden und die Aufgabe »tatsächlich umzusetzen«. Außerdem scheint es mir wichtig, die detektierte praktizierte Umsetzung anfänglich genauer zu untersuchen, bevor man sie unterbricht bzw. beendet. Man erkennt hierbei, wie in einem »Hintergrund« ein »nichts tun« das gekünstelte Erleben durchdringt. Dieser »Hintergrund« bzw. diese verdinglicht-identifizierte »Subjektivität« bzw. diese dinghafte »nichts tun'heit«, kann sich zu scheinbar enormen wie äußerst subtilen Bewusstseinszuständen entwickeln.

  • al-Nuri:

    Nicht Auskennen ist nicht schlimm, im Gegenteil, aber Nicht Ahnen ist leider voll dunkel. Nun hat jedes Dukkha auch eine positiv-motivierend-transformierende Seite, wenn man nicht flieht, wie es der karmischen Gewohnheit entspricht. "Voll Tantra" halt.


    Du behinderst nur Dich selbst und damt leider auch andere. Man fängt einen reudigen Köter nicht, indem man ihm das Wasser im Maul erwärmt. ;) Bevor Du anderen karmische Gewohnheiten vorwirfst, ordne mal lieber den Werzeugkasten Deiner Behinderungen.


    _()_ Namaste

  • VOOM108:

    Wenn da keiner ist, an dem Karma kleben bleiben kann,
    ist Karma bedeutungslos und verliert sich in der Leerheit;
    auf natürliche Weise erleuchtetes Handeln wird frei.


    Gneau das ist einer der großen ethischen Widersprüche im Buddhismus. Die, die Silas kacken, aber ständig metta von anderen futtern :grinsen: .



    _()_Namaste

  • Die Übung finde ich grundsätzlich hilfreich und richtig. Es gibt wohl in der Praxis gewisse Unterschiede zwischen Essenz-Mahamudra und Dzogchen, diese Übung hat mehr den Geschmack von Dzogchen. Da aber Essenz-Mahamudra aus dem Dzogchen hervorgegangen ist und im Kern auf die gleiche Erfahrungsqualität hinführt, will ich das nicht abtrennen. Die Idee, das nicht zu diskutieren ist ausserdem gar nicht schlecht. Das könnte dem Sinn der Übung nämlich ganz schnell abträglich werden.


    Weil das Thema schon älter ist und keine Diskussion der neu eingestellten Übung gewünscht ist, würde ich darum bitten bei Bedarf das Thema oder Seitenstränge davon neu aufzumachen.

  • system-robot

    Hat das Thema in den Papierkorb verschoben.