Karma Pema:Aber unser Körper, wenn wir das Bewußtsein untersuchen, lebt auch ohne das Bewußtsein.
Mir ist vollkommen unklar, wie man in Kenntnis dessen, was vom Buddha überliefert wurde, auf diese Idee kommt.
"Bewußtsein" steht dort nicht "Körper" gegenüber, diesen für das westliche Denken mindestens seit Platon typischen Dualismus findet man nicht im "Buddha-Dharma". Es heißt in Paticcasamuppada (Bedingtes Entstehen) vielmehr "Nama-Rupa (Geist-Körper-Einheit) bedingt Bewußtsein, Bewußtsein bedingt bedingt Nama-Rupa" (D15).
Nama-Rupa und Bewußtsein sind auch nicht als Kategorien zu verstehen, sondern als Prozesse, die selbst keinen singulären Vorläufer haben, denn "Nichts entsteht aus nur einem, Nichts nur aus einem anderen, auch Nichts nur zusammen aus diesen beiden".
Weiter sind in Paticcasamuppada mit "Bewußtsein" oder "Nama-Rupa" auch nicht die entsprechende Prozesse in ihrer Gesamtheit gemeint, sondern jeweils ein (gedachter) Moment des Prozesses. Also "Dieser jetzige Moment des Prozesses "Bewußtsein" bedingt diesen jetzigen Moment des Prozesses "Nama-Rupa" und dieser jetziger Moment "Nama-Rupa" bedingt diesen jetzigen Moment "Bewußtsein".
ZitatWir atmen auch wenn wir uns dessen nicht bewußt sind. Lenken wir unser Bewußtsein zur Atmung können wir das Bewußtsein nur auf einen Teilaspekt des Atmens lenken. Wir erfahren Bewußtsein in Bezug auf unser Leben nur sehr oberflächlich. Wir können unser Bewußtsein nur zu Reizen lenken.
"Bewußtsein" als Prozess "2-3"/"3-4" im Bedingten Entstehen umfaßt auch alle vegetativen Funktionen, die kognitiven Funktionen werden erst in "4-5"/"5-6" besprochen, also "Dieser jetzige Moment des Prozesses "Nama-Rupa" bedingt diesen jetzigen Moment der Prozesse "Sinnesfunktionen" (einschließlich Denken) und dieser jetziger Moment "Sinnesfunktionen" bedingt diesen jetzigen Moment "Kontakt".
"Bewußtsein" (viññana) ist also ein viel umfassender Prozess als die mehr oder weniger bewußten Prozesse des "Sinnesbewußtsein" (salāyatana), nur die letzten gehen mit "Dingen" um, "deren wir uns direkt und unmittelbar bewußt sind" oder sein können.
ZitatDa wo unser Körper irgendwas berührt, da wo er juckt, da wo er schmerz, wo er kälte oder wärme empfindet, immer nur zu Empfindungen. Unser Bewußtsein ist an die Empfindungen gebunden, demnach muss es ein Nicht Bewußtsein geben. Dinge derer wir uns nicht Bewußt sind. Denn zwischen den Punkten die wir erfahren können, ist auch etwas. Teile unseres Körpers.
Du redest die ganze Zeit von "Sinnesbewußtsein" (salāyatana) und nicht von Bewußtsein (viññana). Also von lediglich von Nicht-Sinnesbewußtsein.
"Zwischen" den Momenten "Sinnesbebewußtsein" sind natürlich immer Momente "Bewußtsein", "Nama-Rupa" usw (die ganze "Reihe Bedingtes Entstehen") und zwar unabhängig davon, ob wir uns deren (sinnes-)bewußt sind.