Wahrnehmung, Bewusstsein

  • Karma Pema:

    Aber unser Körper, wenn wir das Bewußtsein untersuchen, lebt auch ohne das Bewußtsein.


    Mir ist vollkommen unklar, wie man in Kenntnis dessen, was vom Buddha überliefert wurde, auf diese Idee kommt.
    "Bewußtsein" steht dort nicht "Körper" gegenüber, diesen für das westliche Denken mindestens seit Platon typischen Dualismus findet man nicht im "Buddha-Dharma". Es heißt in Paticcasamuppada (Bedingtes Entstehen) vielmehr "Nama-Rupa (Geist-Körper-Einheit) bedingt Bewußtsein, Bewußtsein bedingt bedingt Nama-Rupa" (D15).
    Nama-Rupa und Bewußtsein sind auch nicht als Kategorien zu verstehen, sondern als Prozesse, die selbst keinen singulären Vorläufer haben, denn "Nichts entsteht aus nur einem, Nichts nur aus einem anderen, auch Nichts nur zusammen aus diesen beiden".
    Weiter sind in Paticcasamuppada mit "Bewußtsein" oder "Nama-Rupa" auch nicht die entsprechende Prozesse in ihrer Gesamtheit gemeint, sondern jeweils ein (gedachter) Moment des Prozesses. Also "Dieser jetzige Moment des Prozesses "Bewußtsein" bedingt diesen jetzigen Moment des Prozesses "Nama-Rupa" und dieser jetziger Moment "Nama-Rupa" bedingt diesen jetzigen Moment "Bewußtsein".


    Zitat

    Wir atmen auch wenn wir uns dessen nicht bewußt sind. Lenken wir unser Bewußtsein zur Atmung können wir das Bewußtsein nur auf einen Teilaspekt des Atmens lenken. Wir erfahren Bewußtsein in Bezug auf unser Leben nur sehr oberflächlich. Wir können unser Bewußtsein nur zu Reizen lenken.


    "Bewußtsein" als Prozess "2-3"/"3-4" im Bedingten Entstehen umfaßt auch alle vegetativen Funktionen, die kognitiven Funktionen werden erst in "4-5"/"5-6" besprochen, also "Dieser jetzige Moment des Prozesses "Nama-Rupa" bedingt diesen jetzigen Moment der Prozesse "Sinnesfunktionen" (einschließlich Denken) und dieser jetziger Moment "Sinnesfunktionen" bedingt diesen jetzigen Moment "Kontakt".
    "Bewußtsein" (viññana) ist also ein viel umfassender Prozess als die mehr oder weniger bewußten Prozesse des "Sinnesbewußtsein" (salāyatana), nur die letzten gehen mit "Dingen" um, "deren wir uns direkt und unmittelbar bewußt sind" oder sein können.


    Zitat

    Da wo unser Körper irgendwas berührt, da wo er juckt, da wo er schmerz, wo er kälte oder wärme empfindet, immer nur zu Empfindungen. Unser Bewußtsein ist an die Empfindungen gebunden, demnach muss es ein Nicht Bewußtsein geben. Dinge derer wir uns nicht Bewußt sind. Denn zwischen den Punkten die wir erfahren können, ist auch etwas. Teile unseres Körpers.


    Du redest die ganze Zeit von "Sinnesbewußtsein" (salāyatana) und nicht von Bewußtsein (viññana). Also von lediglich von Nicht-Sinnesbewußtsein.
    "Zwischen" den Momenten "Sinnesbebewußtsein" sind natürlich immer Momente "Bewußtsein", "Nama-Rupa" usw (die ganze "Reihe Bedingtes Entstehen") und zwar unabhängig davon, ob wir uns deren (sinnes-)bewußt sind.

  • Namaste bel


    dann atmest du nicht in Zeiten in denen dir das atmen nicht bewußt ist ?
    Du atmest nur während einer Atemmeditation ?
    Du kommst mit sehr wenig Luft aus.


    Hättest du die Fähigkeit alle Vorgänge im Körper mit einer Art von Bewußtsein zu erfassen müsste ein Arzt dir kein Blut abnehmen um z.B. einen Laktose Dehydrogenase Wert zu ermitteln.


    ...unabhängig davon ob wir uns dieses Sinnes bewußt sind... sagst du.


    Du redest von Möglichkeiten, nicht von dem was IST.
    Da wir mit dem Geist auch keine Dinge bewegen können, müssen wir stark unterscheiden, was ein Traum ist und was die Wahrheit. Wir können glauben uns in etwas hinein zu fühlen, ob dann an diesem Ort auch das geschied was wir uns vorstellen, ist wohl eher unwahrscheinlich.


    Jedes Bewußtsein das uns zu eigen ist basiert auf den Skandas. Auch das Bewußtsein jeder einzelnen Zelle.
    Das kann natürlich zum erklären aufgedröselt werden, muss dann nur beobachtet werden was im gegenwärtigen Moment davon Fakt ist, um nicht die Möglichkeiten sondern die Tatsachen zu verstehen.


    Ich kann nicht sagen, das ein Lebewesen lebt ohne ein Bewußtsein zu haben, davon weiß ich nichts, aber das wir Prozesse nicht immer mit dem Bewußtsein erfassen, das kann ich sagen. Betrachtet man nur mal den Unterschied zwischen Schaf und Wachzustand, oder wenn man wach wird, das man Geräusche noch nicht bewußt macht, die kurze Zeit später sehr präsent sind.


    So wie das Auge eine Linie nur in Schritten abtasten kann, ist auch das Bewußtsein durch das Nicht Bewußtsein unterbrochen.



    Gute Wünsche,
    Karma Pema

    Einmal editiert, zuletzt von Karma Pema ()

  • Karma Pema:

    dann atmest du nicht in Zeiten in denen dir das atmen nicht bewußt ist ?


    Ich atme da, weil das Atmen völlig ohne kognitive (willkürlich bewußt) Sinnes-Bewußtseinsfunktionen (salāyatana) auskommt, nicht aber ohne Bedingung "Bewußtsein - Körper-Geist-Zusammenhang" ("viññana - namarupa"), letztere umfaßt auch alle vegetative Funktionen, schließlich muß ich auch nicht die Funktion meines Magens bewußt steuern, aber ohne "viññana - namarupa" würde der schlicht nicht funktionieren.

  • Namaste bel


    schau mal, dies hatte ich mal geschrieben :
    Auch wenn wir subtiles Bewußtsein erfahren, etwa das unser Körper ein Bewußtsein besitzt dessen wir uns nicht bewußt sind, wird es immer Lücken geben, die Nicht Bewußtsein sind. Wie das Gleichnis von der Rose. Wir erfahren die Rose in der Betrachtung, was alles nicht die Rose ist.


    Das subtile Bewußtsein wie ich es nenne scheint dann wohl vinnana namarupa zu sein.


    Ich glaube einen Unterschied in unser Betrachtung liegt darin, das ich scheinbar der Ansicht bin, das wir unseren Tod schon in uns tragen und du glaubst das Bewußtsein immer ist, unsterblich.

  • Karma Pema:

    schau mal, dies hatte ich mal geschrieben :
    Auch wenn wir subtiles Bewußtsein erfahren, etwa das unser Körper ein Bewußtsein besitzt dessen wir uns nicht bewußt sind, wird es immer Lücken geben, die Nicht Bewußtsein sind. Wie das Gleichnis von der Rose. Wir erfahren die Rose in der Betrachtung, was alles nicht die Rose ist.
    Das subtile Bewußtsein wie ich es nenne scheint dann wohl vinnana namarupa zu sein.


    Nein, man erfährt das was du "Bewußtsein" oder jetzt "subtiles Bewußtsein" nennen willst, bei mir (und in Paticcasamuppada) schlicht "vinnana" ist, nie direkt und unmittelbar, sondern nur vermittelt über "nama-rupa" und "Sinnesbewußtsein" (salāyatana). Du vermengst das aber. Es gibt innerhalb (und auch nicht außerhalb) der Gruppen schlicht kein "nicht-vinnana", vinnana ist untrennbar mit nama-rupa verbunden, solange es nama-rupa gibt, gibt es vinnana, erlischt nama-rupa, erlischt auch vinnana - und zwar nur dann.
    Was anderes sind die Sinnesbewußtseins-Funktionen (sehen, schmecken, tasten, riechen, hören, geistig wahrnehmen/denken) - hier kann es "Lücken" geben und war einfach durch den momentanen Modus der Funktion "nama-rupa" bedingt - zb. "Schlaf", da aber nama-rupa nicht ohne vinnana existiert, kann man ja wohl kaum von "Nichtbewußtsein" reden.


    Karma Pema:

    Ich glaube einen Unterschied in unser Betrachtung liegt darin, das ... du glaubst das Bewußtsein immer ist, unsterblich.


    Kann nicht nachvollziehen, wie du das aus dem von mir Geschriebenen herausliest, wenn ich von vinnana als Prozess, oder gar von Prozessmomenten rede, die an Prozesse (Prozessmomente) von namarupa gebunden sind.
    Bewußtsein (vinnana) kann als Prozess einfach völlig unterschiedliche Modi aufweisen (eben die Prozessmomente) - und endet erst, wenn der Prozess selbst erlischt. Und das ist dann der Fall, wenn der Prozess nama-rupa erlischt, beide zerfallen dann gleichzeitig, nichts bleibt davon übrig.

  • Karma Pema weist doch auf den "Spalt" sankhāra und viññāna hin. Da ist noch kein nāma-rūpa. Das ist mit oder durch viññāna erst möglich. In den Tabellen mag da ein Strich sein da ist aber keiner und es ist viññāna möglich ohne das nāma-rūpa da sein muss. Wenn das nicht so wäre hätte keine Pflanze keine Bakterie ein Leben.

  • Ellviral:

    Karma Pema weist doch auf den "Spalt" sankhāra und viññāna hin. Da ist noch kein nāma-rūpa. Das ist mit oder durch viññāna erst möglich. In den Tabellen mag da ein Strich sein da ist aber keiner und es ist viññāna möglich ohne das nāma-rūpa da sein muss.


    Auch Du interpretierst hier Paticcasamuppada als Aneinanderreihung von Kategorien. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Die "Reihe" wird als Prozessnexus von Moment zu Moment vollständig durchlaufen. Es kann daher keine Rede davon sein, daß nama-rupa "noch nicht da ist", wenn vinnana schon da ist. Das ist keine Frage von "Existenz" im Sinne einer Huhn-Ei-WasWarVorherDa-Scheinproblematik, weil sie nur gemeinsam existieren. In Paticcasamuppada wird vielmehr beschrieben, daß ein bestimmter Modus von vinnana einen bestimmten Modus von nama-rupa bedingt (vice versa). Diesen wechselseitigen Zusammenhang kannst du hier nachlesen:
    http://www.palikanon.com/digha/d15.htm


    Zitat

    Wenn das nicht so wäre hätte keine Pflanze keine Bakterie ein Leben.


    Darum geht es auch nicht in paticcasamuppada, das ist kein Welterklärungsmodell - sondern es geht ausschließlich um die Generierung von menschlichem Leiden (dukkha).

  • bel:
    Ellviral:

    Karma Pema weist doch auf den "Spalt" sankhāra und viññāna hin. Da ist noch kein nāma-rūpa. Das ist mit oder durch viññāna erst möglich. In den Tabellen mag da ein Strich sein da ist aber keiner und es ist viññāna möglich ohne das nāma-rūpa da sein muss.


    Auch Du interpretierst hier Paticcasamuppada als Aneinanderreihung von Kategorien. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Die "Reihe" wird als Prozessnexus von Moment zu Moment vollständig durchlaufen. Es kann daher keine Rede davon sein, daß nama-rupa "noch nicht da ist", wenn vinnana schon da ist. Das ist keine Frage von "Existenz" im Sinne einer Huhn-Ei-WasWarVorherDa-Scheinproblematik, weil sie nur gemeinsam existieren. In Paticcasamuppada wird vielmehr beschrieben, daß ein bestimmter Modus von vinnana einen bestimmten Modus von nama-rupa bedingt (vice versa). Diesen wechselseitigen Zusammenhang kannst du hier nachlesen:
    http://www.palikanon.com/digha/d15.htm


    Zitat

    Wenn das nicht so wäre hätte keine Pflanze keine Bakterie ein Leben.


    Darum geht es auch nicht in paticcasamuppada, das ist kein Welterklärungsmodell - sondern es geht ausschließlich um die Generierung von menschlichem Leiden (dukkha).

    Hab deinen Betrag gelesen.

  • Namaste


    Nein, man erfährt das was du "Bewußtsein" oder jetzt "subtiles Bewußtsein" nennen willst, bei mir (und in Paticcasamuppada) schlicht "vinnana" ist, nie direkt und unmittelbar, sondern nur vermittelt über "nama-rupa" und "Sinnesbewußtsein" (salāyatana). Du vermengst das aber.


    Nein, vermengen tu ich das nicht. Ich sprach von Geistesbewußtsein und subtilem Bewußtsein. Das ist eine verbale Trennung.
    Aber ich ziehe Rückschlüsse von den Vorgängen des Geistbewußtseins für die Vorgänge des subtilen Bewußtseins.
    Jede Spannung bedarf der Entspannung.
    Im Diamantsutra sagt Buddha das wir die Dinge benennen weil sie nicht die Dinge sind. Somit ist das Bewußtsein nicht das Bewußtsein es wird lediglich begrenzt durch Nicht Bewusstsein, daher nennen wir es Bewußtsein.
    Wäre Bewußtsein immer vorhanden wäre es unabhängig existent.


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Karma Pema:

    Nein, vermengen tu ich das nicht. Ich sprach von Geistesbewußtsein und subtilem Bewußtsein. Das ist eine verbale Trennung.


    Zuerst ist das eine funktionale Trennung


    Karma Pema:

    Aber ich ziehe Rückschlüsse von den Vorgängen des Geistbewußtseins für die Vorgänge des subtilen Bewußtseins.


    Das muß jetzt was spezifisch Tibetisches sein, einen Zusammenhang zu Paticcasamuppada erkenne ich da erst mal nicht.


    Karma Pema:

    Im Diamantsutra sagt Buddha das wir die Dinge benennen weil sie nicht die Dinge sind. Somit ist das Bewußtsein nicht das Bewußtsein es wird lediglich begrenzt durch Nicht Bewusstsein, daher nennen wir es Bewußtsein.


    Das wiederum ist einfach sprachliches Gedöns, wenn nicht der klargestellt wird, welcher Zusammenhang zu funktionalen Prozessen besteht.


    Karma Pema:

    Wäre Bewußtsein immer vorhanden wäre es unabhängig existent.


    Wer behauptet denn hier, daß "Bewußtsein immer vorhanden ist"?

  • Namaste bel


    dann mal so :


    Ist eine Blume das Bewußtsein ?
    Wenn nicht, ist sie Nicht Bewußtsein.
    Und je dichter du mit der Betrachtung an das Bewußtsein heran rückst, um so schärfer lässt sich das Bewußtsein erfassen.
    Aus dem was es nicht ist, ergibt sich Nicht Bewußtsein.


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Karma Pema:

    Ist eine Blume das Bewußtsein ?
    Wenn nicht, ist sie Nicht Bewußtsein.
    Und je dichter du mit der Betrachtung an das Bewußtsein heran rückst, um so schärfer lässt sich das Bewußtsein erfassen.
    Aus dem was es nicht ist, ergibt sich Nicht Bewußtsein.


    Du bekommst da etwas grundsätzlich in den falschen Hals. Das "Nicht-Bewußtsein" im Diamant-Sutra ist der Geist des Tathagata, der nicht entsprechend Abneigung und Bevorzugung wertende Geist (Abschnitt 18). Im Diamant-Sutra wird eigentlich auch nicht von "Nicht-Bewußtsein" gesprochen, sondern von "Nicht-Geist", denn es heißt dort mano, nicht vinnana, und mano sind lediglich die intellektuell wertenden Funktionen.
    Der völlig vernebelte Geist glaubt, daß das was im Geist als "Blume" erscheint, die Blume ist. Der schon etwas geübtere erkennt, daß zwischen dem Bild des Sinnesbewußtseins und dem Objekt der Sinnesfunktionen eine Differenz besteht, schwankt aber zwischen den Extremen "Existenz" und "Nicht-Existenz" mit Tendenz zu "Nicht-Existenz". Der geklärte Geist erkennt, worin die Differenz besteht und fällt nicht weiter darauf rein. Aber all das funktioniert nicht ohne Bewußtsein.



    Nachtrag:
    Im chin. Text steht "心" (http://www.acmuller.net/bud-canon/diamond_sutra.html) das meint hier nach http://www.buddhism-dict.net/cgi-bin/xpr-ddb.pl?q=%E5%BF%83 (als User "guest" eingeben) eben die intellektuellen Funktionen, die beim Tathagata geklärt sind.

  • Falls ich Ellviral richtig verstehe, meint er dies: http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html
    (man achte hier auf das Wort "dadurch" in der Zusammenfassung des paticcasamuppada)


    Es ist m. E. nicht hilfreich, diese eindeutig aufeinanderfolgende Kette zu verdrehen. Sie muss aufeinanderfolgend sein, weil nur dann auf Alter und Sterben keine Wiedergeburt mehr folgen kann, wenn man die Kette durchbricht. Vinnana bedingt also nama-rupa. Das ist der überwiegende Tenor, und es geht auch nicht etwa um gleichzeitige Vorgänge.


    Natürlich kann eine andere Textstelle etwas anderes nahelegen, und gerade im Zen wird man sich darauf stützen wollen. Mir scheint, je nachdem wo ein Buddhist seinen Schwerpunkt in der Interpretation setzt, bildet er sich eine Meinung dazu. Im Zen sieht man diese Kette dann vielleich eher als einen Vorgang in diesem einen Leben, und sie benötigt fürs Verständnis keine weiteren Leben. Alles, unser Werden und Vergehen, geschieht dann sozusagen in diesem Moment.

  • Selbst:

    Falls ich Ellviral richtig verstehe, meint er dies: http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html
    (man achte hier auf das Wort "dadurch" in der Zusammenfassung des paticcasamuppada)


    Es ist m. E. nicht hilfreich, diese eindeutig aufeinanderfolgende Kette zu verdrehen. Sie muss aufeinanderfolgend sein, weil nur dann auf Alter und Sterben keine Wiedergeburt mehr folgen kann, wenn man die Kette durchbricht. Vinnana bedingt also nama-rupa. Das ist der überwiegende Tenor, und es geht auch nicht etwa um gleichzeitige Vorgänge.


    Ma könnte aber auch, statt nur Wörterbucheintragungen zu Kenntnis zu nehmen, die Erläuterungen in den Suttas lesen - dann sieht man schon mal klarer :). In den Suttas wird überhaupt keine zeitliche Abfolge dargelegt, sondern ein prinzipieller Bedingungszusammenhang - das ist etwas völlig anderes.
    Und abermals: in paticcasammuppada ist nirgendwo von "Wiedergenurt" die Rede, sondern von Geburt als eine Vorraussetzung von Dukkha.
    Von speziellen Zen-Interpretationen können wir an dieser Stelle völlig absehen.

  • Namaste bel


    Bewußtsein lässt sich nur dadurch deffinieren weil wir wissen was Nicht Bewußtsein ist.
    Was du da herumerklärst weiß ich nicht :)


    Ich habe auch nicht von Nicht Bewußtsein im Diamantsutra gesprochen.
    Ich finde diese Unterhaltung nicht mehr unterhaltenswert.



    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Selbst:

    Falls ich Ellviral richtig verstehe, meint er dies: http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html
    (man achte hier auf das Wort "dadurch" in der Zusammenfassung des paticcasamuppada)


    Es ist m. E. nicht hilfreich, diese eindeutig aufeinanderfolgende Kette zu verdrehen. Sie muss aufeinanderfolgend sein, weil nur dann auf Alter und Sterben keine Wiedergeburt mehr folgen kann, wenn man die Kette durchbricht.


    Völlig richtig:



    Selbst:

    Vinnana bedingt also nama-rupa. Das ist der überwiegende Tenor, und es geht auch nicht etwa um gleichzeitige Vorgänge.


    Da ist es etwas komplexer:


    Zitat

    "Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein, Freund - diese Geisteszustände sind miteinander verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich, einen dieser Zustände von den anderen zu trennen, um den Unterschied zwischen ihnen beschreiben zu können. Denn, was man fühlt, das nimmt man wahr, und was man wahrnimmt, das erfährt man. Deshalb sind diese Geisteszustände miteinander verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich, einen dieser Zustände von den anderen zu trennen, um den Unterschied zwischen ihnen beschreiben zu können [3]."


    (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)


    So lässt sich sagen:


    Zitat

    Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Kontakt und Aufmerken - diese werden Name genannt. Die vier großen Elemente und die materielle Form, die von den vier großen Elementen abstammt - diese werden Form genannt. Dieser Name und diese Form also werden Name-und-Form genannt.


    Mit dem Ursprung von Bewußtsein ist der Ursprung von Name-und-Form.
    Mit dem Aufhören von Bewußtsein ist das Aufhören von Name-und-Form.


    (Majjhima Nikāya 9: Richtige Ansicht - Sammādiṭṭhi Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Karma Pema:

    Bewußtsein lässt sich nur dadurch deffinieren weil wir wissen was Nicht Bewußtsein ist.


    Falls überhaupt, auf rein sprachlicher Ebene - aber auch da hast du nicht Recht - es braucht zu einer gültigen Definition einschließende Merkmal - allein ausschließende Merkmale bilden keine gültige Definition.


    Zitat

    Ich habe auch nicht von Nicht Bewußtsein im Diamantsutra gesprochen.


    Du hast geschrieben:

    Zitat

    Im Diamantsutra sagt Buddha das wir die Dinge benennen weil sie nicht die Dinge sind. Somit ist das Bewußtsein nicht das Bewußtsein es wird lediglich begrenzt durch Nicht Bewusstsein, daher nennen wir es Bewußtsein.


    Das steht aber nicht im Diamant-Sutra.

  • Zitat

    die Erläuterungen in den Suttas lesen


    Liebe bel, dieser Empfehlung stimme ich zu. Hier noch einmal mein Link: http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html


    Von da aus kann man sich einige Suttas erschließen, u. a. auch den Werdeprozess (bhava). "Wiedergeburt" möchte ich gern wie du (als jati, Geburt) verstanden wissen, das ändert aber nichts daran, dass dein Verständnis nur eines von vielen ist. Ich glaube, das wollte auch Elliott andeuten. Hier z.B. eine Auflistung von Interpretationen, die ich bei Buddhadasa Bhikkhu fand (ohne auf seine eigene Meinung eingehen zu wollen):


    Zitat

    For instance, (1) from Ignorance to Aging & Death in forward order (anuloma); (2) from Aging & Death to Ignorance in reverse order (patiloma); the forward and reverse orders of interpretation also talk about the cessation of dependent arising; (3) from contacts between the Roots and surroundings up to emergence of Consciousness, Contact, and Feeling but without mentioning Ignorance; (4) from Feeling up to suffering in Aging & Death; and the most peculiar of all, (5) simultaneous birth and cessation in one process of dependent arising such that Formation originates from Ignorance,


    von http://www.dhammatalks.net/Boo…dasa_Paticcasamuppada.htm


    Lieber Elliott, ich möchte noch ergänzen, warum ich auf die Reihenfolge und nicht die Wechselwirkung abhebe. In Bezug auf den Menschen ist es ja offensichtlich: dies alles wirkt zusammen, jedenfalls, wenn man sich über ein "Selbst" definiert. Aber "Namen" geben ist für mich, auch wenn das vom Thema wegführt, z. B. keine Eigenschaft von Tieren. Ich glaube darum, dass man durch die simple Einsicht, dass nur der Mensch als einziges Wesen den Irrtum begehen kann, der ihn dem bedingten Entstehen unterwirft, für andere ethische Bewertungen von Bedeutung sein kann (wenn z.B. angenommen wird, Leidhaftigkeit sei für alle Lebewesen vergleichbar).

  • Hallo Connamon,

    cinnamon:

    Wie ist die Leere (insbesondere das Bewusstsein) im Leben oder Alltag zu verstehen?

    ...

    cinnamon:

    Danke nochmal an all euch :) Kann endlich mein zur Zeit ständig begleitendes "Feld" viel besser mit umgehen. Passt alles zusammen für mich.


    das freut mich. :) Aber ich kann es anhand der Beiträge, die dazwischen liegen, überhaupt nicht nachvollziehen. :cry:


    Kannst Du mir denn jetzt erklären, wie die Leere (insbesondere das Bewusstsein) im Leben oder Alltag zu verstehen ist? :)


    Liebe Grüße

  • Meinte mit zusammenpassen, dass ich finde, dass sich die Texte ergänzen und nicht widersprüchlich sind. (Wiki, Herzsutra, Braman, bedingtes Entstehen), Palikanon mit den Vorstellungen (Projektionen), die sich nach und nach auflösen.


    Aus dem Moment heraus handeln trifft es vielleicht im Alltag.

  • Namaste


    durch die Überlegung was Bewusstsein und Nicht Bewußtsein ist, habe ich ein kleines Stückchen eine andere Sichtweise gerade.
    Ich sage das weil die Frage nach dem Alltag gestellt wurde.
    Es macht sich nicht sehr stark bemerkbar, aber...
    Wenn man über den Unterschied nicht nachdenkt verschwimmen Geist und wahrgenommenes Objekt stärker miteinander.
    Ich habe mich vorher anscheinend stark mit den Dingen nahezu identifiziert die ich wahr nahm, als wären sie irgendwie ein Teil von mir.
    Das scheint sogar körperlich fühlbar gewesen zu sein, denn es ist tatsächlich ein anderes Körpergefühl.
    Nun unterscheide ich ein wenig, was mein Bewußtsein ist und was "nur" zur Wahrnehmung von meinem Bewußtsein.
    Mir gibt das ein bischen Ruhe. Ich finde es toll darüber nachzudenken. Mag das nicht mehr vergessen, mal sehen wie sich das auswirkt.
    Ich merke aber, das ich keine Wertung machen darf, etwas als "nur" Wahrnehmung zu erkennen und dadurch Mitgefühl zu verlieren, denn was für mich "nur" Wahrnehmung ist, ist für jemand anderes vielleicht Teil seines Bewußtseins, oder seines Lebens an sich.


    Das ist aber ein schwieriges Thema, weil gleichzeitig immer wieder die Frage aufkommt was Bewußtsein und was Nicht Bewußtsein ist. Und es dreht sich immer im Kreis. Aber die Methoden der Analyse anzuwenden was wahr ist und was Gedankenkonstrukte ist wohl ein Ausweg.
    Es gibt nicht annähernd so viele Dinge die wahr sind, wie Dinge die der Phantasie entspringen.
    Außerdem stellt sich mir dadurch die Frage was denn wirklich wichtig ist.
    Und, schaffe ich es danach zu leben was mir wirklich wichtig ist, oder scheiter ich an den Bemühungen ein wahrhaftes Leben zu leben und falle in Gewohnheiten die bequem sind, und nehme in kauf ein Ersatzleben zu leben ?


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Karma Pema:

    Das ist aber ein schwieriges Thema, weil gleichzeitig immer wieder die Frage aufkommt was Bewußtsein und was Nicht Bewußtsein ist. Und es dreht sich immer im Kreis. Aber die Methoden der Analyse anzuwenden was wahr ist und was Gedankenkonstrukte ist wohl ein Ausweg.
    Es gibt nicht annähernd so viele Dinge die wahr sind, wie Dinge die der Phantasie entspringen.
    Außerdem stellt sich mir dadurch die Frage was denn wirklich wichtig ist.
    Und, schaffe ich es danach zu leben was mir wirklich wichtig ist, oder scheiter ich an den Bemühungen ein wahrhaftes Leben zu leben und falle in Gewohnheiten die bequem sind, und nehme in kauf ein Ersatzleben zu leben ?
    Karma Pema


    Ja finde ich auch schwierig das Thema. Manchmal habe ich so Art meditative Phasen, wo wirklich nur wenige Gedanken sind und keine "Nebenkulissen". (Es ist bei mir tatsächlich so, dass ich immer versuche im Moment zu sein, sobald eine Vorstellung wieder entstehen will.)


    Alleine da bin ich immer erstaunt, wie friedlich oder still die Welt um mich herum ist und der Rest entstammt nur meiner Vorstellung, meinem Empfinden, die die Wahrnehmung, Formkraft gravierend beeinflussen kann.
    Alles lebt so nebeneinander und auch miteinander. Es gibt nicht viel sich Gedanken zu machen. Das nutze ich, um mich mit Sachen zu beschäftigen, die mir wichtig sind.

  • Hallo,
    ich möchte kurz auf diene Begriffe von Wahrnehmung, Bewußtsein und Leere eingehen. Natkürlich nur im buddh. Sinn.
    Bei Wahrnehmung und Bewußtsein, beißt sich die Katze in den eignen Schwanz. Ich meine damit, das die buddh. Philosophie sagt, dass durch die Wahrnehmung Bewußtsein entsteht. Ist ja auch ok, so kennt man das auch bei sich selbst.
    Auf der anderen Seite wird erwähnt, dass sich das Bewußtsein in das Kind im Mutterleib herabsenkt, dass es schon vorgeburtlich als Hirnstruktur angelegt ist und nur noch mit Warnehmung gefüttert werden muss.
    Das mit der Leere ist auch wieder ein wenig definierter Begriff. Die Antwort darauf heißt, das Achte Jhana. Die Auflösung der Wahrnehmung.


    sakko