Axel:Da bin ich ganz Deiner Meinung. Wenn man aber die Idee eines Buddhismus als 'Staatsreligion' verfolgt, sieht das vielleicht ganz anders aus...
Auch in Japan gab es ja mal eine Zeit, wo der Vajrayana quasi als die Grundlage der Gesellschaft angesehen wurde: Die Idee war da die eines Mandalas: In der Mitte thront der Herrscher, der für Friede, Wohlstand und Ordnung steht. Und die "harmonische Ordnung" gegen alle Formen von Chaos verteidigt, sein es Naturkatastrophen, Seuchen oder User19823baren. Und so waren der vier Toren Kyotos ja auch wirklich die einzelnen tantrische Gottheiten zugeordnet und es wurden komplizierte Staatrituale durchgeführt, um den Sieg der heilsamen über die unheilsamen Kräfte sicherzustellen.
Es hat ja was ganzheitliches und ästhetisch befriedigendes, religiöse Konzepte zusammen mit politischen und ästhetischen Ideen als eine Einheit zu sehen. Wo dann eben auch Spiritualität, Politik und Alltag zusammengefasst sind.
Chravartin-Herrschaftkonzepte waren ja in vielen Ländern ( sagen wir mal Japan, Java, Sumatra, Kambodscha ) üblich und Bhutan war da ja noch eines der letzten Länder, die Reste einer Mahayana-Staatreligion hatte.
Aber wenn Gesellschaften komplexer werden, differenzieren sich die Institutionen und ihre Eigenlogik immer mehr und sind nicht mehr unter einen Hut zu bringen. Es fächert sich in ganz unterschiedliche Bereiche auf: Politik, Wirtschaft, Privatleben, Religion, Justiz. (Und dort wo man versuchte, daraus eine künstlich eine Einheit zu schmieden, brauchte das so viel an Gewalt dass man es nicht mehr als ganzheitlich sondern als totalitär bezeichnet)
Während Bhutan ja bis vor einiger Zeit noch wirklich ein sehr traditionelles Land war, wo sich das alles nicht so auseinanderbewegt und verkompliziert hat.