Hallo, liebes Forum.
Ich habe ein Problem. Ich möchte vegan leben, schaffe es aber nicht, konsequent am Ball zu bleiben. Ich habe schon längere Phasen durchgehalten, mehrere Monate, aber in letzter Zeit werden diese Phasen immer kürzer. Der Buddhismus hat mein Leben bereichert. Seitdem ich mich mit der Lehre beschäftige, bin ich achtsamer, geduldiger und auch mitfühlender geworden. Ich merke jedoch, dass ich diese Qualitäten wieder zu verlieren beginne und mein altes unbewusstes Ich nach und nach wieder die Kontrolle übernimmt. Ich verstehe nicht, warum das passiert. Seit ich die Lehre kenne, habe ich das Rauchen aufgegeben. Mit dem Rauchen ist es ganz anders. Schon der Gedanke, mir eine Zigarette anzuzünden, erscheint mir heute unlogisch. Ich habe kein Verlangen mehr danach. Beim Veganismus ist es aber nicht so. Es gibt Momente, da ergreift mich eine Gier nach Fleisch oder Tierprodukten, die fast unerträglich ist. Wenn ich dann gegessen habe, bin ich von mir selbst angewidert. Ich möchte einfach nicht mehr so ein Mensch sein, der von Gier nach Sinnesgelüsten getrieben, durchs Leben torkelt.
Meine Freunde verstehen mich nicht, denn sie sind Nihilisten.
Der Buddhismus ermutigt zum Mitgefühl und daran mangelt es mir anscheinend. Sonst würde ich nicht immer wieder meinem Verlangen nachgeben. Aber es stört mich auch, dass ich jedes Mal danach von mir selbst angekotzt bin.
Ich vermute, dass es daran liegt, dass ich überhaupt nicht meditiere. Ich habe das nie gemacht. Über die Lehre zu lesen oder Vorträge zu bestimmten Aspekten der Lehre zu hören, war mir immer genug. Doch nun glaube ich, dass ich lernen muss, zu meditieren. Ich habe nur überhaupt keine Ahnung wie das geht. In manchen Vorträgen, die ich gehört habe, wurde erwähnt, dass man durch Meditation bestimmte Qualitäten wie beispielsweise Mitgefühl gezielt herausbilden kann und das sich dadurch das Gehirn verändert. Könnte es damit zu tun haben? Dass mein Gehirn immer noch auf Fleisch und Tierprodukte programmiert ist, obwohl ich das gar nicht wirklich will? Ich habe fast mein ganzes Leben Fleisch gegessen, weil es mir so vorgelebt wurde und ich es lange Zeit einfach als normal angesehen hab. Als ich dann den Buddhismus kennenlernte, konnte ich mehr Mitgefühl für Tiere entwickeln. Ich habe dann auch irgendwann ein Video auf YouTube gesehen, in dem zu sehen war, wie Tiere in Schlachthäusern brutal geschlachtet oder vergast wurden. Da hab ich regelrecht Panik bekommen, so sehr konnte ich in dem Moment mitfühlen. Aber in letzter Zeit ist dieses Mitgefühl wie betäubt, wenn mich die Gier erfüllt. Mein Partner ist wieder Fleischesser geworden, obwohl er mich eigentlich auf den Buddhismus gebracht hat. Er ist damit durch, aber ich möchte nicht wieder so werden.
Könnt ihr mir einen Rat geben, was ich tun kann? Ich möchte nicht mehr ständig diesen Zustand des Schwankens zwischen Gier und Klarheit haben. Ich möchte endlich diesen einen wichtigen Schritt machen, wo ich dann hinterher weiß, dass ich nicht mehr zurück gehe. So wie mit dem Rauchen, wonach es mich gar nicht mehr verlangt.
Liebe Grüße
Blinky