• ;) Ich denke, wenn man etwas begonnen hat; also hier die Threaderstellung, dann führe ich diesen Thread doch auch noch zu Ende;)

    Es sei denn man ist der Typus immer Dinge anfangen und nie zu Ende bringen8)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Gasshō, Thorsten Hallscheidt

    und willkommen zurück auf dem Markt. Man könnte fast den Eindruck haben, hier würden kaum Zenpraktizierende schreiben - bei denen dürften jedenfalls solche Nachwirkungen einer gemeinsamen Übung im Berühren des Herzgeistes hohen Wiedererkennungswert besitzen.


    Kommen wir nun zu etwas völlig Anderem. Und zwar zur Nichtpraxis. Ich habe diesen Abschnitt aus dem Śataśāstra des 15. Zen-Patriarchen Kānadeva (den 'Tibetern' wohl eher unter dem Namen Āryadeva bekannt) zwar schon früher zitiert, aber weil's mE so schön zum Thema passt ...

    Zitat

    Der Buddha, in Kürze (saṅkṣepeṇa), lehrte, dass der gute Dharma von zweierlei Art ist: er hat die Charakteristik des 'Anhaltens' und die Charakteristik der 'Praxis'. Allen Übeln (pāpa) ein Ende setzen wird, die Charakteristik des 'Anhaltens' genannt. Alles Heilsame (kuśala) ausüben nennt man die Charakteristik der Praxis.


    Was sind die Übel? Die unheilsamen Handlungen des Körpers, unheilsame Handlungen des Mundes und unheilsame Handlungen des Geistes. Der Körper tötet (prāṇātipāta), stiehlt (adattādāna), übt unerlaubte Sexualität (kāmamithyācāra) aus. Der Mund äußert Lügen (mṛṣāvāda), bösartige Worte (paiśūnya), barsche Worte (pāruṣya), unnütze Worte (sambhinna-pralāpa). Der Geist ist habgierig (abhidhyā oder lobha), ist feindselig (vyāpāda), folgt irrigen Lehren (mithyādṛṣṭi). Und dann wiederum gibt es die zehn schlechten Handlungen, die (im daśa-akuśala-patha) nicht eingeschlossen sind: auspeitschen, mit einem Stock schlagen, fesseln, einkerkern und so weiter sowie die verschiedenen Fehler, die dem daśa-akuśala-patha vorangehen oder ihm folgen. Dies nennt man Übel (pāpa) begehen.


    Was ist das 'Anhalten'? Übel ein Ende zu setzen und es nicht begehen. Wenn es im Herzen geboren wird, der Mund es ausspricht und das Gelübde empfangen wird 'von nun an werde ich vollständig davon abstehen, [es] zu begehen' - das wird 'Anhalten' genannt.


    Was ist 'Heilsames'? Das rechte Handeln des Körpers, das rechte Handeln des Mundes, das rechte Handeln des Geistes. Wenn sich der Körper Buddha nähert, mit aneinandergelegten Handflächen Verehrung bezeugend usw.; der Mund wahre und schlüssige Worte spricht, sanfte Worte und nützliche Worte; der Geist freundlich ist, mitfühlend, rechten Lehren folgend usw. - die verschiedenen reinen dharmas, wie diese, werden der gute Dharma genannt.


    Was ist Praxis? Vertrauen in und die Übung dieser guten dharmas, das wird die Praxis genannt.


    [...]

    Geben ist eine Praxis des Heilsamen, aber kein Anhalten des Unheilsamen. Wenn hingegen der große Bodhisattva, nachdem er vorweg das Unheilsame angehalten hat, die vier Unermesslichen (apramāṇas) praktiziert, das Mitgefühl für alle Wesen und den Schutz des Lebens Anderer, ist das die Praxis des Heilsamen, nicht das Anhalten des Unheilsamen.

    [...]

    Die Charakteristik des Anhaltens ist Ruhe, die Charakteristik der Praxis ist Aktion. Weil ihre Charakteristiken widersprüchlich (viruddha) sind, sagen wir, dass die Praxis des Heilsamen nicht das Anhalten des Unheilsamen mit einschließt.

    Zazen umfasst und übersteigt beides - Anhalten und Praxis. Daher ist Zazen auch keine "Praxis", schon gar keine "Meditationspraxis", wie hier gemutmaßt wurde.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Nun, da sind uns die Skandinavier um einiges voraus. Dort in den Betrieben lebt es eben genau andersrum. Auf Vertrauensbasis:sunny:


    Allerdings wird dies eben auch von Allen Beteiligten in den Betrieben gleich gelebt, ist also in vielen Jahren gewachsen.

    Die Betriebsordnungen bzw. das Verantwortungskonzept ist ebenso klar geregelt, wie hier. Einer trägt eben auch dort die Verantwortung und Alle anderen eben in entsprechenden Feldern, Bereichen.


    Und auch dort gibt es Menschen die es auch nicht so besonders ernst leben, also ihre Ehrlichkeit in Bezug auf ihren Job so zu nehmen

    wie es ihre Kollegen ihnen vorleben oder mit ihnen leben. Und so fällt auch dort mal der Eine oder die Andere kurzfristig aus der Rolle und hält sich nicht an die Vorgaben der betrieblichen ehrlichen Gemeinschaft.


    Doch diese kurzfristigen Ausrutscher, nenn ich sie mal, gehen unter im gemeinschaftlichen SEIN, im Konzept der Vertrautheit, der Ehrlichkeit.

    Und wenn sich zB jemand wie wir es hier gewohnt beim Chef an-/abmelden will dann fällt Derjenige zum Teil schon dumm auf, wurde mir oft bestätigt....;)

    Weil wohl die betriebliche Vertrauensbasis, das Jeder seinen Teil im Rad dazu beiträgt es eben nicht anders vorsieht das

    keine Ehrlichkeit gelebt wird.


    Ein sehr empfehlenswertes Model. Hier geht es wohl , mein Eindruck, in Familienbetrieben ähnlich innerlich vertraulich und strukturiert zu, wie bei den Betrieben im hohen Norden.


    (War ja auch mal Chefin von ca.70 Menschen....allerdings 35 Jahre her..Und erinnere mich noch gut daran das ich oft Angst hatte das mein EGO min. ein Bein verlieren könnte oder an die Probleme ohne ausgerechnet diesen einen Job auf der ganzen Welt(::clown:)


    Im Ernst, das Skandinavische Betriebskonzept ist ein weltweites Vorreitermodel. Konsequenz oder das bessere Wort in diesem

    Zusammenhang = FOLGERICHTIGKEIT ist entsprechend eine Frage der Person die sich fragt

    wo sie hin will und was die ist richtige Folge auch Abfolge dann wohl für sie ist...:heart:_()_

  • Es gibt nicht die eierlegende Wollmilchsau. Du versuchst durch die Lehre, Erfolg im Beruf zu erreichen. Das kann man machen. Ich würde sogar behaupten, das es sogar teilweise funktioniert. Je nach Auslegung der Lehre ist es mehr oder weniger psychologisch ausgelegt.


    Dazu nimmst du die 10 unheilsamen Handlungen und bemisst dich danach, ob du falsch oder richtig handelst. Das dabei jegliche Freiheit verloren geht ist nachvollziehbar.

    Das Gefühl des Erfolges und der Macht ist die größte Droge!! Ich kenne das.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Bei Fragen und Unsicherheit seien zur Praxis des Haushälters empfohlen: AN VIII 25, AN 5.57, AN 8.54, Sn 2.14, DN 31, AN 10.92, AN 8.26, AN 4.99. AN 5.175, AN 5.38, SN 1.6, Sn 2.4, Khp 5, AN 11.13, AN 5.179


    :rad:_()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

    • Offizieller Beitrag

    Gerade gefunden. Passt irgendwie zum Thema:


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  • Wie kommst Du eigentlich auf E.T.A. Hoffmann als Avatar? Ich sehe immer sein Selbstbildnis und wundere mich als sporadischer Mitleser darüber. Vielleicht gibt es dazu eine Geschichte, wenn nicht ist es auch gut.

    Liebe Grüsse! minestrone

    :)

    • Offizieller Beitrag

    Ich liebe E.T.A. Hoffmann. Serpentina hat mir in meiner Jugend den Weg gewiesen. Das Gewisper und Gerascheln des Windes im Holunderbusch, das Glitzern des Wassers am Fluss war und ist auch heute noch manchmal mein Tor zum Zen. Ich habe ihm viel zu verdanken. ^^


    Liebe Grüße


    Thorsten

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Zu gerne würde ich mich wie Thorsten zurückziehen und Meditieren. Lächeln und im besten Fall ein friedfertiges Gemüse sein. Thorsten sagt es: dieser Knast ist ein Ballast. Ich habe den Schlüssel in der Hand und könnte die Tür aufschließen. Doch, meine Güte, habe ich ein "Bammel" davor...


    Hallo Zuflucht.


    Da muss ich vielleicht etwas korrigieren. Nur zu meditieren, ist für persönlich kein Ziel. Auch die Aussicht, friedfertiges Gemüse zu werden, wäre für mich nicht das Richtige.


    Alan Wallace hat bei seinen Unterweisung einige Male von zwei Sorten des Glücks gesprochen. Das eine, das hedonische Glück, besteht in dem, was mir die Welt als Quellen des Glücks ermöglicht. Das können alle Arten von Genuss sein, aber auch die Dinge, die die Basis unseres Lebens bilden, wie genug zu essen, Bildung, ein Dach über dem Kopf. Das ist ein Glück, das durch äußere Stimuli entsteht, das ich von der Welt bekommen kann.


    Bei der anderen Form von Glück bezieht er sich auf den griechischen Begriff Eudaimonie. Dieses Glück kommt von innen und entsteht zum Beispiel durch eine ethische Ausrichtung des Lebens, durch ein Leben in Gewaltlosigkeit und Wohlwollen allen Wesen gegenüber. Es besteht in dem Glück, das entsteht, wenn ich der Welt etwas geben kann.


    Aber auch durch die echte und klare Erkenntnis dessen, was die Wirklichkeit ist, was ich selbst bin kann diese innere Glückseligkeit entstehen, zum Beispiel in der Meditation. Das eine bedingt das andere. Ich kann erkennen, das allein der Geist schon eine Quelle des unerschöpflichen Glücks sein kann, ohne dass äußere Stimuli dieses Glück erzeugen müssten. Dieser innere Reichtum an Glück, die Erfahrung der Nicht-Bedürftigkeit und Unabhängigkeit, führt allein schon dazu, dass man zufriedener, freundlicher und friedlicher wird. Alan Wallace erklärt das viel besser als ich (das Video ist mit deutschen Untertiteln versehen):


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    Daher besteht für mich der buddhistische Pfad nicht in der resignierten Abkehr von der Welt sondern im Gegenteil in der wohlwollenden, freigebigen, mitfühlenden und helfenden Hinwendung zur Welt. Soweit mir das möglich ist natürlich. Familie und Beruf, Gesellschaft und die Wesen in meiner unmittelbaren Umgebung sind für mich der Ort der Übung.


    Freundlichkeit und Friedlichkeit heißt nicht Indiffenenz oder Schwäche. In einer Führungsposition oder auch als Elternteil kann und muss ich klare Ansagen machen, die aber dennoch von Mitgefühl und Gewaltlosigkeit bestimmt sein können. "Mein" Zen-Meister ist für mich in dieser Sache ein wertvolles Vorbild.


    Jede Tat, jeder Gedanke hinterlässt eine Spur im Geist. Heilsame Handlungen bringen die Tendenz zu weiteren heilsamen Handlungen hervor. Unheilsame Handlungen bringen die Tendenz zu weiteren unheilsamen Handlungen hervor. Ich habe jeden Tag bei all den unzähligen Handlungen und Gedanken unzählige von Möglichkeiten, den einen oder den anderen Weg einzuschlagen. Jedesmal, wenn es mir gelingt einen heilsamen Weg einzuschlagen, bildet diese Entscheidung die Basis, aus der die Tendenz zu weiteren heilsamen Handlungen hervorgehen kann. Und auch wenn mir sehr vieles nicht gelingt, ich an vielen Dingen immer wieder scheitere, kann ich dennoch das Vertrauen in diese heilsame Ausrichtung im Herzen behalten und fördern. Die Forderung nach unbedingter Konsequenz hingegen kann dieses Vertrauen und diese Motivation kaputt machen. Und das wäre ein wirklich großer Schaden – größer als der, den zeitweise Inkonsequenz und Scheitern hervorbringen würde.


    Ich schreibe das nicht, weil ich all diese Dinge schon glaube, verwirklicht zu haben, sondern weil ich gemerkt habe und merke, wie sehr diese Sichtweisen mir helfen, mich nach und nach zu verändern, mir einige Ängste, Druck, und Wut genommen und mir mehr Zufriedenheit und Glück und Freiheit gegeben haben. Das ist zwar ein langer, mitunter mühevoller aber schöner Weg: Die Lehre des Buddha ist eine aber eine, "deren Anfang heilsam ist, deren Mitte heilsam ist, deren Ende heilsam ist." Ich glaube, das stimmt.


    Zitat

    Und so wie der große Ozean nur einen Geschmack hat, nämlich den von Salz, ebenso hat auch diese Lehre und Verhaltensethik nur einen Geschmack, nämlich den der Befreiung

    -> Quelle


    Viele Grüße


    Thorsten

  • Ich schreibe das nicht, weil ich all diese Dinge schon glaube, verwirklicht zu haben, sondern weil ich gemerkt habe und merke, wie sehr diese Sichtweisen mir helfen, mich nach und nach zu verändern, mir einige Ängste, Druck, und Wut genommen und mir mehr Zufriedenheit und Glück und Freiheit gegeben haben. Das ist zwar ein langer, mitunter mühevoller aber schöner Weg: Die Lehre des Buddha ist eine aber eine, "deren Anfang heilsam ist, deren Mitte heilsam ist, deren Ende heilsam ist." Ich glaube, das stimmt.

    Dein Beitrag gefällt mir sehr, vor allem Dein Resümee. So bin ich auch "gewandert" bis heute.

    Danke

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Die letzten zwei Tage war ich zum Meeting in Hannover. Deshalb schreibe ich erst jetzt zurück. Danke für Deine inspirierenden Gedanken, Thorsten.

    Solltest Du mich fragen wollen welcher Moment für mich in Hannover am Wertvollsten war, könnte ich diesen sofort benennen. Abends während ich die Altstadt durchstreifte sah ich eine Frau die, scheinbar Obdachlos, ihre zwei wohlbepackten Einkaufswagen immer im Wechsel vor sich hin schob. Zehn Meter den einen - dann zurück - zehn Meter voran den anderen. Ich fragte sie ob ich Ihr den einen Wagen abnehmen könne und wir gemeinsam jeder einen Wagen schiebend zu ihrem Zielort gehen wollen. Sie bedankte sich mit einer beeindruckenden freundlichen aber präsenten Ruhe und mit einem warmherzigen Blick erläuterte sie das sie über die Zeit ihren Rhythmus beim wechselseitigen schieben der Einkaufswagen gefunden hat. Ich würde - und der Weg ist nicht mehr weit - ihren Ablauf unnötig durcheinander bringen. Was für eine wunderbare schöne Begegnung. Ihre gütige klare Antwort gab mir ein Gefühl davon wie liebevoll eine "Ansage" sein kann.