Moin zusammen.
Dass man auf sich achtgeben sollte, wenn man sich auf die spirituelle Suche begibt und einem Lehrer folgen möchte, macht folgende merkwürdige Geschichte deutlich:
Der Buddha hatte seinen Mönchen offenbar intensiv die negativen Seiten der Körperlichkeit nahegebracht. Danach begab er sich für zwei Wochen auf einen Einzelretreat. Zurück von dort stellt er fest: Da fehlen ja etliche Mönche! Er fragt Anando: "Wie kommt es, Anando, daß die Mönchsgemeinde so spärlich geworden ist?" Leider muss dieser seinem Meister mitteilen, dass es in Buddhas Abwesenheit zu einem Massenselbstmord gekommen war. Der Grund: Sie empfanden ihren Körper eine Plage, sie schämten sich seiner, sie ekelten sich vor ihm - und sie suchten eine Waffe, um sich umzubringen. Erst griffen 10 Mönche täglich zur Waffe, dann 20, dann 30. Anando empfiehlt daraufhin seinem Meister: "Gut wäre es, o Herr, wenn der Erhabene eine andere Lehrdarlegung geben würde, damit die Mönchsgemeinde höchste Erkenntnis erreichen kann." Das macht Buddha dann auch, indem er sie sechzehn Formen der Atembetrachtung vermittelt.
Nachzulesen das Ganze in diesem Sutra.
Nach heutiger Rechtsprechung wäre der liebe Gautama im Gefängnis gelandet nach so einer katastrophalen Fehleinschätzung. Das muss man sich mal vorstellen! Zwei Wochen ist er weg, und mindestens 400 Mönche sind so labil, dass sie sich wegen seiner Unterweisungen umbringen!
Darum:
weilt euch selber zur Leuchte, selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht. Wie aber, Anando, weilt der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht?
Da wacht, Anando, der Mönch
- beim Körper über den Körper,
- bei den Gefühlen über die Gefühle,
- beim Bewusstsein über das Bewusstsein,
- bei den Geistesformationen über die Geistesformationen,
unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. So weilt, Anando, der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht.
Egal, wie gut ein Lehrer ist – und ich unterstelle mal, Buddha war nicht der schlechteste Lehrer – , es schützt einen nichts vor Irrwegen und Unglück, wenn man sich selbst nicht beschützt und auf sich achtgibt. Nach (!) dieser Erfahrung hat der Buddha übrigens übrigens den Selbstmord untersagt (Parajika 3.1). Soviel zum Thema Allwissenheit. Offenbar hatte der Gute die Wirkung seiner Unterweisungen und die psychische Disposition seiner Mönche nicht richtig eingeschätzt... Schockierend... aber nur allzu menschlich. Was wiederum beruhigend ist: Buddha war auch nur ein Mensch.
Liebe Grüße
Thorsten