Tod und Vergänglicheit

  • Es ist ja auch so:

    Sprache ist nicht nur ein Werkzeug, das es ermöglicht, Prozesse zu verdeutlichen und sich ihnen anzunähern, sondern Sprache kann auch ein "Stolperstein" sein. Dazu kommt noch der Blickwinkel / die Ebene auf der ich mich bewege. Das ist für mich ein Hauptgrund mit, warum das Verständnis der buddhistischen Lehre manchmal viel müheloser gelingt, wenn Gleichnisse oder Analogien aus der Natur verwendet werden (ein Ochse, ein Adler, ein Weizenhalm, ein Wassertropfen, das Meer usw.)


    Ich versuche mal ein einfaches Beispiel dafür zu nennen, dass Sprache irreführend sein kann. Wenn ich von einem "Erwachten" und einem "Nichterwachten" spreche, dann kann das hilfreich sein, ist aber aus einer höheren Warte betrachtet schon falsch. Denn da sind viele Stufen dazwischen vom stark Weltlich-Verblendeten bis zum vollständig Erwachten.

    Ich kann das direkt an mir selber feststellen. Es gibt spirituelle / buddhistische Bücher, die ich schon lange in meinem Bücherregal habe, zu denen ich aber lange keinen Zugang gefunden habe. Ich habe es schon erlebt, dass ich eines nach Jahren mal wieder zur Hand nehme (das mir seinerzeit nicht viel gegeben hat), und ich feststelle: jetzt passt es auf einmal genau zu meiner Entwicklungsstufe. Ich lese es plötzlich ganz anders. Jetzt ist es ein wertvolles Buch für mich, damals hat es mich kaum berührt...


  • Ps.: eine "höhere Warte"?

    Ja, das ist so eine Formulierung, die ich gerne benutze und auf alles Mögliche anwende. Sie dann aber im Einzelfall zu erklären, das ist nicht so einfach, weil ich dann schnell mal das Gefühl habe, missverstanden zu werden.


    Wenn ich das allgemein beschreiben sollte, was ich damit meine: Ich glaube, ich bezeichne etwas als höhere Warte, wenn ich Abstand zu den Dingen nehme, mich in einer besonders ruhigen und ausgeglichenen geistigen Verfassung fühle, so vielleicht...

    Es könnte aber auch eine ganz konkrete "höhere Warte" sein. Ein Gärtner, der gerade Kartoffeln pflanzt hat in dem Moment eine andere Verbindung zur / Sicht auf die Erde, als ein Astronaut, der in der ISS sitzt und auf sie herunter blickt.


  • Normalerweise ist "Wirkung" (vipaka) so etwas wie ein geistiger Zustand und kein Objekt zum anfassen.

    Ich versuchs mal mit meinen Worten zu erklären, so wie ich es verstehe :)


    Wirkung betrifft die nicht-physische, also die Informationsebene.


    Deswegen wir Karma mit Handlung gleichgesetzt. Handlung ist auf den kleinstmöglichen Zeitabschnitt heruntergebrochen nur Entscheidung, also Differenz --> Es ist nicht möglich zu einem Zeitpunkt zwei Dinge gleichzeitig zu tun, deswegen muss jede "Handlung eines Körpers" eine Entscheidung sein.


    "Speicher" für diese Entscheidungen gibt es viele: DNA, der Körper, das Hirn, Kultur. Es ist möglich auf diese Speicher zuzugreifen, bzw. tun wir das die ganze Zeit (automatisch)


    Buddha ist es irgendwie gelungen diesen Speicher bewusst zu bekommen, zu erkennen, während der Speicher normalerweise unbewusst bleibt. Das was Buddha über Meditation gelungen ist, was Einstein über Berechnung gelungen ist, gelingt inzwischen mehr und mehr auch über Technologie.


    Jegliche Entscheidung, das heißt alles was in einer bestimmten Art und Weise passiert ist, ist in den Dingen gespeichert, aber nicht als Materie, sondern Materie oder auch Gedanken sind nur gröbere Aspekte der Informationsebene.


    2. Wirkung (vipaka) ist niemals materiell (sh. Vipaka-Link). Ausserdem funktioniert es meines Wissens nach nicht "kausal".

    Ich würde es statt kausal: "zeitlich" nennen, also eine Abfolge.


  • Wir werden den Tod nicht überwinden so lange wir an Samsara gefesselt sind durch Unwissenheit, Gier und Hass.


    Wir werden den Tod nie überwinden weil er dazugehört, normal ist.

    Unsere Persönlichkeit, unsere „Seele“ ist vergänglich, verändert sich laufend, sowie sich auch „unser“ Körper wandelt, altert, krank wird.
    Wer der Lehre Buddhas auf korrekte Weise folgt hat die Chance diese Furcht vor dem Tod, die Tatsache des Sterbens und die eigene Vergänglichkeit nicht mehr als Bedrohung (Dukkha) zu empfinden, sondern als natürlicher Ablauf von werden und vergehen.
    Er akzeptiert selber vorübergehend Teil des Werdens und Vergehens zu sein und bemüht sich im „Hier und Jetzt“ ein Leben zu führen, welches für ihn/sie selber und andere heilsame Früchte hervorbringt.


    Wer Buddhismus aus Eigennutz praktiziert, weil er den eigenen Tod verhindern will, ein ewiges Leben im Rad einer wie auch immer vorgestellten Wiedergeburt erhofft oder heilsame Handlungen nur mit dem Hintergedanken vollbringt, wie auch immer später selber einmal dafür belohnt zu werden ( z.B günstigere „Wiedergeburt“) wird nichts davon erreichen. Weder die Befreiung des Geistes vor Furcht( dukkha) im Hier und Jetzt noch eine Wiedergeburt und auch kein Eingehen in ein vorgestelltes Paradies oder Hölle.

    4 Mal editiert, zuletzt von xxx ()

  • Im Grunde geht es ja um pratiyasamutpada, das Entstehen, Bestehen und Vergehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Hier gibt es verschiedene Ebenen. Eine Ebene ist das kausale Ursache-Wirkungsverhältnis. Aus der Ursache entsteht eine Wirkung. Zur Zeit der Ursache besteht die Wirkung noch nicht und wenn die Wirkung besteht, gibt es deren Ursache nicht mehr. So besteht zwischen Ursache und Wirkung eine zeitliche Abfolge; darüber hinaus aber auch ein definitiver Zusammenhang. Eine andere Ebene ist die Abhängigkeit des Ganzen von seinen Teilen und umgekehrt. Eine dritte Ebene ist, dass die Phänomene abhängig sind von unseren Benennungen. Die letzteren beiden Ebenen stellen aber keinen kausalen Zusammenhang dar.


    Diese Ebenen des abhängigen Entstehens, Bestehens und Vergehens gibt es sowohl in Bezug auf die materiellen Phänomene als auch die mentalen Phänomene, somit auch in Bezug auf die Person mit ihrem jetzigen Leben.


    Bei Geburt, Altern, Vergänglichkeit und Tod geht es in erster Linie um physisch-körperliche Prozesse. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie nicht auch mit mentalen Prozessen in Verbindung stehen.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Etwa was entstanden ist, besteht ja auch eine gewisse Zeit bevor es wieder vergeht. Indem Sinne kann man vom Bestehen eines abhängig entstandenen Phänomens sprechen. So lange es besteht verändert sich ein abhängig entstandenes Phänomen allerdings kontinuierlich. Nur dadurch kommt es dann auch zum Vergehen des abhängig entstandenen Phänomens.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Spock und alle anderen hier im Thema:


    Da scheint ja einiges an Begriffsklärung notwendig zu sein.


    Ich selber stehe nicht im Kontext der Pali-Überlieferung, sondern in der Sanskrit-Überlieferung. Von daher kann nur mit wenigen Pali-Begriffen etwas anfangen. Bei uns im Zentrum sind auch die Sanskrit-Begriffe im Rahmen des Buddhismus-Studiums von unseren Übersetzern ins Deutsche übertragen worden. Wir reden auf Deutsch über die Lehren des Buddha. Entscheidend sind auch nicht die Worte, egal ob Pali, Sanskrit oder Deutsch, sondern ihre Bedeutung. Hierauf hat uns der Buddha ja auch immer wieder hingewiesen.


    Ich will jetzt hier nicht gleich auf alle von dir Spock angesprochenen Begriffe eingehen, sondern zunächst nur auf den Begriff Phänomen. Ein Phänomen ist etwas Existierendes. Das heißt es kann von uns mit unseren Sinnesbewusstseinsarten oder unserem geistigen Bewusstsein mit gültiger Erkenntnis erfasst und erkannt werden.


    Das Existierende, also die Phänomene, lassen sich aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich einteilen. Eine Einteilung ist die Einteilung in die drei Arten der Phänomene: Materielle Phänomene, immaterielle Phänomen wie das Bewusstsein und Phänomene, die eine Kombination aus beidem sind. Dies trifft für die Person zu, die ja sowohl einen materiellen Körper als auch ein Bewusstsein besitzt.


    Die Phänomene kann man wie gesagt auch noch aufgrund anderer Perspektiven einteilen, aber man kann auch jede einzelne dieser drei Kategorien von Phänomen aus verschiedenen Perspektiven weiter differenzieren.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo Spock,


    wir samsarischen Wesen haben diese samsarische Existenz aufgrund von Karma und Klesas unfreiwillig angenommen. Diese Existenz ist gekennzeichnet dadurch, dass wir einen materiellen Körper und Bewusstsein haben. Nur weil wir beides haben können wir als Lebewesen existieren. Im Todeszeitpunkt löst sich diese Verbindung auf. Der Körper zerfällt in seine Bestandteile. Die Sinnesbewusstseinsarten lösen sich ebenfalls auf, aber die subtileren Bewusstseinsmomente setzen sich kontinuierlich weiter fort. Ich benutze aber lieber den Begriff Geist als den Begriff Bewusstsein.


    Die Übersetzungen, die wir benutzen, haben sich in einem Zeitraum von über 30 Jahren entwickelt. Da liegen keine Verwechselungen mehr vor. Sie stimmen mit vielen anderen Übersetzungen aus dem Sanskrit, die sich eingebürgert haben, überein. Übersetzungen aus dem Pali fallen vielleicht etwas anders aus als die Übersetzungen aus dem Sanskrit. Aber da geht es auch wieder nicht um die Worte, sondern um die Bedeutung der Worte, die sich nicht aus den Worten selbst ergibt. Das muss man dann inhaltlich abgleichen. Das schließt nicht aus, dass es weiterhin Differenzen gibt.


    Ja, deswegen ja. Ich kenne mahabhuta (die vier Elemente: fest/Erde, flüssig/Wasser, usw.) woraus rupa zusammengesetzt ist nur aus Satipatthana (also vom betrachten...).

    Unser Körper ist aus den Elementen und weiteren Faktoren zusammengesetzt. Aber unser Körper entsteht nicht durch Satipatthana, durchs Betrachten.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


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    2 Mal editiert, zuletzt von Helmut ()

  • In den Palitexten steht, dass ein Erwachter kein Karma mehr erzeugt ("Er hat alle Werke getan..."). Das bezieht sich imho nicht auf handeln allgemein, sondern auf die Art des Selbstbezugs.

    Genau, die Art des Selbstbezugs. Der Bezug, also das Verhältnis beziehungsweise die Art der Bedingtheit zur Welt.

    Geist und Materie bedingen einander, d.h. ist sie bestehen nur im Verhältnis zu einander.


    So wie zum Beispiel das Verhältnis eines Maßstabes 1:150000 nur eben kein quantitatives Verhältnis, also sondern ein qualitatives Verhältnis.


    Geist : Materie


    oder


    Ich : Welt


    Verändert sich der Selbstbezug, dann verändert sich auch das Verhältnis zur Welt.


    Unerleuchteter Fall: Das bin Ich/das ist Mein : Das ist die Welt/das bin nicht Ich


    Erleuchteter Fall: kein Verhältnis mehr, da ist nichts, keine Differenz.


    Der Erleuchtete lebt noch sein Leben zu ende und erzeugt nur noch über seinen Körper, als Sinnesreiz für andere Menschen Karma, aber nicht mehr für sich, da sich seine Unterschiedenheit aufgelöst hat.


    Alles was passiert ist ein Perspektivwechsel von "Ich" im Unterschied zur "Welt" hin zu: Nicht-Dualität, keine Unterscheidung


    So verstehe ich das :?

    Einmal editiert, zuletzt von Katrin. ()

  • Spock Ok, ich verstehe.

    Ich hab jetzt auch mal in dem berzin-archiv gelesen; da ist eine Stelle, die passt auch zu dem was du hier sagst:

    Du sagst, dass es die "Informationsebene" betrifft und ich sehe das auch so. Das heisst Informationsebene i.S.v. Selbstbezug (Ich selbst und die Welt). Ich würde nur "DNA", usw. nicht aufzählen, weil es ähnliche Ansichten im Palikanon gibt, die wiederlegt wurden und ich das für sinnvoll halte (Determinismus, erneute Ichvorstellungen...). Damit Befreiung weiterhin jetzt möglich ist. In den Palitexten steht, dass ein Erwachter kein Karma mehr erzeugt ("Er hat alle Werke getan..."). Das bezieht sich imho nicht auf handeln allgemein, sondern auf die Art des Selbstbezugs.

    Zitat

    Der wichtigste Punkt hier ist allerdings, dass dieses „Etwas“ in den Momenten der Abfolge von etwas, nicht die Kategorie wechselt und auch nicht wechseln kann, egal um welche allgemeine Art von Phänomen es sich hier handelt. Ärger kann sich nicht in einen Tisch verwandeln und Holz kann sich nicht in Ärger verwandeln. Der nächste Moment des Holzes kann nicht Ärger sein. Wir sprechen über zwei sehr unterschiedliche Kategorien von Phänomenen: Materie/Energie auf der einen Seite und subjektives Erleben von etwas auf der anderen Seite.


    Dieser Punkt ist in der Tat sehr tiefgründig. Er unterstreicht die Tatsache, dass, wenn wir über den Geist sprechen, wir über etwas reden, das sich sehr von physischen Dingen unterscheidet. Das heißt, dass Materie und Energie sich nicht in ein Erleben von etwas transformieren können. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die meisten Wissenschaftler glauben, dass mit Sperma verbundene Eizellen oder verschiedene biochemische Komponenten sich in Leben verwandeln können. Der Buddhismus sagt ausdrücklich, dass sie sich nicht in Leben verwandeln. Wir können uns das auf einer Makro-Ebene oder einer Mikro-Ebene anschauen.

    Wie geistige Kontinua sich endlos fortsetzen — Study Buddhism

  • Ich bin nicht erwacht, aber ich sehe das so: für mich gibt es Unterscheidungen und es lösen sich auch nicht beide (Ich und Welt) in eine unterschiedslose homogene Masse auf.

    Aber du musst zugeben, dass Unterscheidungen abnehmen durch z.B. Sammlung, Meditation. Alleine schon, weil der Geist ruhiger ist. Wenn viele Reize auf mich einwirken, ist mein Geist unsteter / flatterhafter und somit auch mehr mit Unterscheidung beschäftigt. Während / nach einer Meditation ist da weniger Gedankentätigkeit / Unterscheidung.

    Bei geringerer Neigung zur Unterscheidung bleibe trotzdem Ich Ich und Welt bleibt Welt, aber die Verbindung zwischen mir und der Welt wird etwas geschmeidiger / fließender, weniger starr getrennt voneinander.


    Mir ist nicht ganz klar, ob ihr hier gemeinsam etwas herausfinden möchtet / auf die Spur kommen möchtet, oder ob ihr die Unterschiede zwischen euren Ansichten herausarbeiten möchtet.


  • Ich finde, dass der Begriff "Buddhanatur" eine gute Sache ist, weil da ausnahmslos jeder das Potenzial zur Erleuchtung schon in sich hat. Das sage ich nicht aus religiöser Überzeugung oder um zu trösten, sondern ich sehe das wirklich so.

    Ich sehe das auch wirklich so.

    Aber ich vergesse zu oft, dass es andere nicht so sehen.


    Deswegen jongliere ich manchmal mit anderen Begriffen, aus der Wissenschaft oder der Psychologie, weil das für meine Denkweise ein Zugang ist das auch anders zu erklären.


    Das ist dann tatsächlich eine Frage der geschickten Mittel.


    Danke für den Denkanstoß _()_

  • Mir ist nicht ganz klar, ob ihr hier gemeinsam etwas herausfinden möchtet / auf die Spur kommen möchtet, oder ob ihr die Unterschiede zwischen euren Ansichten herausarbeiten möchtet.

    Für mich sind es philosophische Diskussionen, so in etwa wie Schach spielen, nur eben mit Begriffen, Konzepten usw.


    Da fällt mir grade ein, dass es im Buddhismus dazu auch eine Tradition gibt, also die rethorisch-diskursive Auseinandersetzung mit buddhistischen Konzepten, in dem man öffentliche Diskussionen geführt hat.


    Etwas auf die Spur kommen und Unterschiede herausarbeiten sind dabei die zwei Kommunikationsbewegungen, die oft eine Rolle spielen ---> Fragmentierung = Dinge/Begriffe/Konzepte in ihre Bestandteile zerlegen aus anderen Zusammenhängen betrachten und Synthese = Dinge/Begriffe/Konzepte zusammenbringen und miteinander zu etwas Allgemeinerem zu Verknüpfen

  • Ich sehe das so, dass ein Erwachter durch den fehlenden Selbsbezug, nicht mehr aus Gier oder Hass handelt. Da sind dann vlt. Handlungen, aber die tragen nicht mehr dazu bei, dass irgendwo der Gedanke eines "Selbst" entsteht. Damit ist dann der Daseinskreislauf an dieser Stelle beendet. Während andere durch ihren Selbstbezug, eben egoistische, von "haben wollen" und Ablehnung geprägte Taten vollziehen.... Tragen durch ihr Verhalten das Bild des "Selbsts" in die Welt hinaus bzw. bestärken es.. Tragen so zur fortwährenden Geburt des "Selbst" bei. Das ist so ungefähr mein Verständnis (oder Unverständnis) von Wiedergeburt.

  • Im Alltag haben bei mir die Unterscheidungen nicht abgenommen. Ich vermute, dass mit dem Wort "unterscheiden" eig. etwas anderes gemeint ist. Vielleicht eher so etwas wie "bewerten"? Also dass man etwas durch ein festes Raster pressen will bis es passt?

    Bei mir hat das schon abgenommen, würde ich sagen. Einerseits durch die zunehmende Zuwendung zu Buddhismus / Spiritualität, andererseits durch das bloße Sich-Entwickeln / Älterwerden.* Besonders, wenn man den Aspekt von "Bewerten" beim "Unterscheiden" nimmt.

    Reines "Unterscheiden" ohne "Bewerten" wäre für mich wieder das, was ich so gerne mit "höherer Warte" bezeichne. Das Aufhören mit Bewerten ist für mich grundsätzlich eine höhere Warte und eine größere Annäherung an die Dinge, wie sie wirklich sind. Bewerten sehe ich als ein Absinken des (Alltags-)Bewusstseins.


    (* Ich sehe es so, dass sich das Leben selbst in Richtung "Buddhanatur" bewegt, unabhängig davon, ob mir das bewusst ist, oder ob ich mich überhaupt dem Buddhismus zuwende. Eckhart Tolle (man mag halten von ihm, was man will) hat einmal gesagt: "Ich kann zu einem Kind nicht sagen: Die wahre Natur deines Seins ist namenlos! Das ist in unserer Welt ein sinnloser Satz einem Kind gegenüber, weil wir im Leben durch das "Ich" hindurchgehen müssen. Die Befreiung geht über den Weg des Erkennens der "Gefangenschaft".)


    • Offizieller Beitrag

    im Herzsutra taucht "Unterschridung " als das auf, was das Sinnesorgan Geist produziert. So wie das Sinnesorgan des Hörens Töne erzeugt, erzeugt der Geist "Unterscheidung".


    Natürlich so ist, dass ganz viele Unterscheidungen die wir so treffen, verblendete Unterscheidungen sind, die auf unsere Wünsche ( Was ist gut - für mich) zurückgehen. Dies bedeutet aber nicht, dass alle Unterscheidungen verblendet wären. Die Unterscheidung zwischen heilsam und unheilsam ist für den Dharma zentral.


    So wie ein Buddha hört und sieht muss er auch unterscheiden und entscheiden. Und weil er ein Buddha ist, ist nicht davon mit Angaftung oder Verblendung verbunden.

  • ... dass sich das Leben selbst in Richtung "Buddhanatur" bewegt

    Ich lernte, Buddha-Natur, Skrt. buddha-dhātu, tathāgata-dhātu - Tib. bde gshegs snying po), ist von Beginn jedem Menschen zu eigen. Es ist das Potential, Buddhaschaft zu erlangen. ... Es wird verwirklicht, wenn man dem Dharma begegnet und die Lehren praktiziert.

    Danke, mkha', ja, so verstehe ich den Begriff Buddha-Natur.

    :)_()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich lernte, Buddha-Natur, (Skrt. Tathāgata-dhātu - Tib. bde gshegs snying po), ist von Beginn jedem Menschen zu eigen. Es ist das Potential, Buddhaschaft zu erlangen. ... Es wird verwirklicht, wenn man dem Dharma begegnet und die Lehren praktiziert.

    Wie siehst du denn, dass man für alles einen Namen hat? Ist nicht der Buddhismus auch nur ein System von Glaubenssätzen? Damit möchte ich auch auf Dogmen hinweisen, die es im Buddhismus zu geben scheint. Auch gibt es einen Dalai Lama, genauso wie einen Anfänger ... Es braucht wohl immer die Menschen und genügend Zeit. Egal wo - man sieht überall Strukturen und Dinge die mit einem "Wie viel?" zu tun haben. Warum legt man überhaupt noch alles auf eine Waage und hält an Begriffen fest? Ist Sprache und Begriffsdefinition wirklich so entscheidend? Was hat man von der Getrenntheit? Was von der Vereinigung? War nicht immer alles schon zusammen, ganz frei von Begriffen und einem Wie und Was?

  • Die Welt in der wir leben und all die Phänomene, die Bestandteil dieser von uns erlebten Welt sind, existieren lediglich in Abhängigkeit, denn sie besitzen keine Eigenexistenz.


    Die Phänomene, die diese Welt ausmachen, sind abhängig von Ursachen und Bedingungen, von ihren Teilen und unserer Benennung. Für ein Auto zum Beispiel müssen alle drei Abhängigkeiten gegeben sein damit es existiert. Deshalb sind auch sprachliche Begriffe und deren Definition wichtig und entscheidend.


    Da nichts unabhängig vom wahrnehmenden Bewusstsein existiert, spielt die sprachliche, begriffliche Benennung eine wichtige Rolle. Es gibt keine Realität, die unabhängig oder frei von Begriffen existiert.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Da nichts unabhängig vom wahrnehmenden Bewusstsein existiert, spielt die sprachliche, begriffliche Benennung eine wichtige Rolle. Es gibt keine Realität, die unabhängig oder frei von Begriffen existierT

    Ich denke schon, dass einiges unabhängig vom wahrnehmenden Bewusstsein exisitiert.

    Vielleicht verstehen wir unter dem Begriff "wahrnehmendes Bewusstsein" etwas ganz verschiedenes. Ich verstehe darunter ein zu meinem eignen, individuellen Körper gehörendes Organ der Wahrnehmung und Verarbeitung.

    Da existiert einiges unabhängig von meinem Körper.

  • Ich verstehe darunter ein zu meinem eignen, individuellen Körper gehörendes Organ der Wahrnehmung und Verarbeitung.

    Da existiert einiges unabhängig von meinem Körper.

    Sobald man denkt, identifiziert sich das "Ich" mit einem Denker.

    Sobald es anfängt zu laufen, identifziert sich das "Ich" mit dem Gehen.


    Von einem individuellen Körper würde ich nicht sprechen, das ist jedermanns Einbildung und somit nicht teilbar.

    Was du erlebst, wird kein anderer erleben - auch die Frage danach wie lange diese "Individualität" besteht, gibt keine Ruhe.

    Du wirst dich irgendwann fragen müssen, warum es vor deinem "Ich" einen Körper gab (als Säugling zb.) und man keine Erinnerung hat.

    Was am Ende von dir übrig bleibt ist nichts - damit alles ist was auch vorher war. Jede Zelle ist im Prinzip Teil dieses Universums. Sie war nie weg, genau wie das was uns alle vereint.


    Lese "ICH" dich, erschaffst "DU" dich in diesem Moment für "mein ICH".

    "Mein ICH" schaut auf dein "ICH", in seiner maximal möglichen Darstellung (weil du wie oben schon gesagt nie in der Lage sein wirst, diese Individualität für jeden Moment exakt gleich abzubilden - oder einfach gesagt fehlen "meinem ICH" die Informationen die "dein ICH" verwendet um induviduell zu sein). Trotzdem nimmt sich "mein ICH" heraus, "dein Ich" abzubilden / so "gut" es geht - was ist von diesen Informationen überhaupt noch authentisch? In Wahrheit ist war es "meinem ICH" nie möglich "DICH" zu verstehen - ICH sah "mich" im Prinzip immer nur selbst.

    Wo existieren überhaupt andere, wenn da ein ICH ist?

    Was sehen wir im Endeffekt?

    Und selbst?

  • Von einem individuellen Körper würde ich nicht sprechen, das ist jedermanns Einbildung und somit nicht teilbar

    Man kann durchaus davon sprechen und es ist auch teilbar --> mitteilbar, eben das ist Kommunikation.


    Sobald man denkt, identifiziert sich das "Ich" mit einem Denker.

    Was ist das für ein Ich, das sich da mit einem Denker identifziert?

  • Moin qwertz,

    Sobald man denkt, identifiziert sich das "Ich" mit einem Denker.

    Sobald es anfängt zu laufen, identifziert sich das "Ich" mit dem Gehen.


    Von einem individuellen Körper würde ich nicht sprechen, das ist jedermanns Einbildung und somit nicht teilbar.

    Das ist alles leeres Gequatsche, Theorie, Angelesenes ...

    Warum kommunizierst Du hier? Um Dich bestätigen zu lassen, um Dein nicht vorhandenes ICH zu stärken?

    Schönen Sonntag.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Von einem individuellen Körper würde ich nicht sprechen, das ist jedermanns Einbildung und somit nicht teilbar.

    Nun da gibt es diverse Methoden die Individualität eines Körpers wahrzunehmen:

    DNS, Immunsystem, Fingerabdrücke, Irisscan etc.


    Was am Ende von dir übrig bleibt ist nichts.

    Aus materieller Sicht stimmt das, deshalb glaube ich nicht an Wiedergeburt.


    damit alles ist was auch vorher war.

    Dem kann ich nicht zustimmen. Es existieren Taten, gewirkter Wille, Gedanken, welche in einem individuellen Körper (namarupa) auf geistiger Ebene bedingt entstehen, diese Taten wirken über die Existenz des individuellen Körpers hinaus, indem dessen Taten und Gedanken andere individuelle Körpers beeinflussen.
    Diese anderen Körper bewirken nun ihrerseits bedingt entstandene Taten, Gedanken, welche ebenfalls den Tod dieser Körper „überleben“.


    Wir erinnern uns an viele Menschen, deren Taten, Willen, Gedanken bis heute nachwirken und unsere heutige Generation zu der machten, die wir nun geworden sind.


    Dies ist meine Definition / Ansicht von „ Karma


    Deshalb ist auch nach der Vernichtung einer x-beliebigen Existenz, nicht mehr alles was auch vorher war.

    3 Mal editiert, zuletzt von xxx ()

  • :eek::hug:

    Ist doch eigentlich egal, mkha', schließlich wird hier immer wieder davon ausgegangen, dass es Ich und Mich nicht gibt.

    :rofl:

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