So ist es eben. Es gibt nichts darüber ob Pflanzen fühlende Wesen sind oder nicht. Es gibt nur die Anweisungen das Leben zu achten.

Fühlende/nicht-fühlenden Wesen im Buddhismus
- Deepa
- Geschlossen
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Es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen Schriftgläubigkeit und Interesse dafür, was Buddha dazu sagte - laut Überlieferung.
Wenn nun Buddha aber nichts dazu gesagt hat, weil er eben diese Art von Fragen nicht abschliessend beantwortet hat, dann ist die Aussage, dass nicht in den Schriften steht, was Du suchst, eben genau die einzige richtige Antwort auf Deine Frage. Dann hilft auch mehrfaches Nachbohren nichts.
Ist das denn so @kilaya?
Eben. Das ist die Frage. Es muss auch nichts abschließendes gewesen sein. Manches kann man aus unterschiedlichen Aussagen ableiten.
Oftmals sind weitere Definitionen notwendig: fühlend, lebend. Bewusstsein u.s.w.
Es gibt x unterschiedliche Variationen, was etwas bedeuten kann - je nach Kontext.
Den Austausch darüber finde ich sehr interessant.
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Ist das denn so @kilaya?
Ich bin kein Experte, was den PK angeht. Aber generell kann man ja sagen, dass Buddha in Bezug auf samsarische Zusammenhänge selten so ins Detail geht, wie man das mit einer wissenschaftlichen Neugier gerne hätte. Weil es um etwas anderes geht. Wenn er zu einer Sache mehr ins Detail ging, dann weil die Person, die gefragt hat, das aus irgendeinem Grund hören musste, um etwas auszugleichen. Oder weil es genau zu dem Zeitpunkt von Bedeutung war.
Jemand, der ein übertriebenes Schuldgefühl hat, weil Wesen durch sein Leben sterben müssen. Was unvermeidbar ist. Dem wird er wohl eher gesagt haben, dass fühlende Wesen eher weiter oben in der Kette beginnen. Wer aber stumpf durch die Welt trampelt und Hunde und Katzen tritt, weil er sie für Sachen hält, der braucht eine ganz andere Antwort, um achtsamer durch die Welt zu gehen.
Es ist ein fliessender Übergang. Für mich ist die Antwort, dass eben Leid und Tod unvermeidbar sind. Wo sie aber vermeidbar sind, ohne dass man wie die Jains seine ganze Aufmerksamkeit nur darauf richtet, blos kein Wesen zu verletzen, da vermeidet man es so gut es geht. Wer die Zeit hat, beim Umgraben im Garten jeden Regenwurm und Käfer mitfühlend wegzutragen, der möge das tun. Wer aber Gärtner ist und seine Arbeit effektiv machen muss, braucht auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn beim Umgraben das Unvermeidliche passiert. Es muss ja gemacht werden.
Wen das stört, und wer die Wahl hat, soll einen anderen Job machen. Aber man sollte sich keine Ilusionen machen: es ist praktisch unmöglich, auf diesem Planeten zu leben, ohne irgend ein Wesen zu verletzen oder zu töten. Kann man sich abschminken.
Das hat zur Folge, dass die Frage, ob Pflanzen Lebewesen oder fühlende Wesen sind, zwar philosophisch oder wissenschaftlich interessant sein kann, aber komplett belanglos für die buddhistische Praxis. Wer eine Grenze ziehen will, soll sie ziehen. Sie wird aber immer individuell und willkürlich sein. Eine absolute Grenze gibt es nicht - wie gesagt: nur fliessende Übergänge.
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Zitat
Es ist ein fliessender Übergang. Für mich ist die Antwort, dass eben Leid und Tod unvermeidbar sind. Wo sie aber vermeidbar sind, ohne dass man wie die Jains seine ganze Aufmerksamkeit nur darauf richtet, blos kein Wesen zu verletzen, da vermeidet man es so gut es geht. Wer die Zeit hat, beim Umgraben im Garten jeden Regenwurm und Käfer mitfühlend wegzutragen, der möge das tun. Wer aber Gärtner ist und seine Arbeit effektiv machen muss, braucht auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn beim Umgraben das Unvermeidliche passiert. Es muss ja gemacht werden.
Sehe ich ähnlich.
Ich sehe auch einen bedeutsamen Unterschied, ob ein Hirte in Afrika Ziegen hält und schlachtet, um sich selbst und die Familie zu ernähren oder ob bei uns die Tiere unter leidbringenden Bedingungen in Massen gehalten werden, obwohl wir x Alternativen dazu haben.
Wenn dann Argumente kommen, wie: Aber Pflanzen fühlen auch. Wo beginnt Rassismus...?
Frage ich mich: Was würde Buddha nun sagen.
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Kilaya, Da stimme ich zu, wobei ich gar nicht auf diese Pflanzen Frage fixiert war und auch nicht darauf, wie ich mich „richtig“ verhalte ... ich wollte bloß schlicht und einfach wissen, was mit „fühlende Wesen“ z.B. in Widmungen gemeint ist.
Ich habe auch - wie oft - sehr allgemein geschrieben ohne das als Antwort auf eine bestimmte Person zu meinen. In der Hoffnung, dass ich vielleicht sogar Fragen beantworte (aus meiner Sicht) die man sich noch gar nicht gestellt hat
Konkret hier: ich denke auch da ist die Antwort, dass man die Grenze am besten individuell festlegt. Da kann man sich ja auch selbst überprüfen: braucht man eher mehr Mitgefühl, oder eher mehr Weisheit? Wird man durch Schuldgefühle am Leben gehindert, oder verletzt man unnötig, weil man zu robust durchs Leben geht? Wobei ich denke, dass ich nicht schaden kann, das in der Widmung einfach offen zu lassen. Möge es so weit reichen, wie es eben durchdringt. Warum überhaupt eine Grenze setzen? Warum nicht die guten Wünsche einmal vom Herzen über das kleinste Vorstellbare in den Raum dahinter, von dort in die Unendlichkeit und dann zurück durch alle Universen ins Herz kreisen lassen. Muss man irgendwas ausnehmen? Ist es wichtig, zu verhindern, dass ein Stein keine guten Wünsche abbekommt, weil er vermutlich nichts davon merkt?
Wenn dann Argumente kommen, wie: Aber Pflanzen fühlen auch. Wo beginnt Rassismus...?
Wenn man die Aussage über die Pflanzen nutzt, um nichts an offensichtlichen Mißständen zu ändern, weil man "Leid eh nicht verhindern kann", ist das wohl eine Form von "Whataboutism" und damit ein Scheinargument. Anders ausgedrückt: "Ich esse Fleisch, weil Pflanzen eh auch fühlende Wesen sind, also ist es egal, was ich esse", dann ist das kein Argument.
Ich weiss nicht, ob es das woanders auch gibt, aber zumindest im tibetischen Buddhismus gibt es die Aussage, dass das Töten karmisch umso stärker wirkt, je ähnlicher uns das Wesen ist, das wir töten. Menschen als in der ersten Kategorie, Landsäugetiere danach, Fische nach dieser Logik eher nicht so stark. Das auch nicht verstanden als Strafe, sondern einfach weil wir so reagieren, dass etwas, das uns sehr ähnlich ist, uns auch stärker an unseren eigenen Tod erinnert (ob bewusst oder nicht). Also ist das Leid für uns greifbarer. Ausserdem gibt es die Belehrungen zum "Körperkarma" - dass auch ein Buddha, blos weil er auf der Welt einen Körper unterhalten muss - ein gewisses Karma aufbaut, sogar dann, wenn er als Buddha ja eben eigentlich nicht mehr an Karma gebunden ist. Dieses Karma führt dann unweigerlich zu Krankheit und Tod des Körpers. Allerdings ist diese Erfahrung für einen Buddha nicht mehr leidvoll. -
Wenn dann Argumente kommen, wie: Aber Pflanzen fühlen auch. Wo beginnt Rassismus...?
Wenn man die Aussage über die Pflanzen nutzt, um nichts an offensichtlichen Mißständen zu ändern, weil man "Leid eh nicht verhindern kann", ist das wohl eine Form von "Whataboutism" und damit ein Scheinargument.
Naja - die Motivation kann ich nur aus dem ableiten, was ich an Argumenten/Aussagen lese und welche Gefühle ich hinter den Worten erahne.
Die Ansicht zu vertreten, dass Pflanzen auch Gefühle haben, ist eins.
Eine andere Qualität erhält es, wenn die Aussage es hergibt, dass Buddha es so gesagt habe.
Spätestens dann möchte ich da gerne eine Quelle sehen, um das näher zu beleuchten.
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komisch. Warum versteht niemand (außer vielleicht Deepa), was ich frage?
was ist denn an der Definition aus dem Wiki Artikel über sentient beings falsch?
das steht, dass es um die Wesen der daseins Bereiche geht, oder irre ich mich?
ich frage nach einer Bedeutung und bekomme philosophische tips, dass ich niemanden ausschließen soll ...das war keine Praxisfrage ....Lasst gut sein, ich frag n Lehrer.
Ich verstehe Dich. Gib mir bitte Bescheid, was der Lehrer gesagt hat.
Ich möchte mir Deine Worte leihen, was das Thema hier betrifft:
Zitatbei buddhistischen Diskussionen... geht’s nicht so viel um die eigene Meinung, sondern um das hinterfragen derselben mithilfe der Lehre.
Das kommt dem, was mir hier vorschwebt ziemlich nahe.
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@Lucyvoid hatte eingestellt (Beitrag 7):
ZitatSentient beings is a term used to designate the totality of living, conscious beings that constitute the object and audience of Buddhist teaching. Translating various Sanskritterms (jantu, bahu jana, jagat, sattva), sentient beings conventionally refers to the mass of living things subject to illusion, suffering, and rebirth (Saṃsāra). Less frequently, sentient beings as a class broadly encompasses all beings possessing consciousness, including Buddhas and Bodhisattvas.[1]
Übersetzt:
ZitatFühlende Wesen ist ein Begriff, der die Gesamtheit der lebenden, bewussten Wesen bezeichnet, die den Gegenstand und das Publikum der buddhistischen Lehre bilden. In der Übersetzung verschiedener Sanskrit-Begriffe (jantu, bahu jana, jagat, sattva) beziehen sich fühlende Wesen konventionell auf die Masse von Lebewesen, die der Illusion, dem Leiden und der Wiedergeburt unterworfen sind (Saṃsāra). Seltener umfasst die Klasse der fühlenden Wesen im Großen und Ganzen alle Wesen, die Bewusstsein besitzen, einschließlich Buddhas und Bodhisattvas[1].
Übersetzt mit DeepL Übersetzer - DeepL Translate (kostenlose Version)
Was ich dem entnehme, ist, dass Bewusstsein ein Kriterium ist, wenn es darum geht, ob etwas ein fühlendes Wesen ist oder nicht.
Womit die Frage nach der Definition von Bewusstsein bei mir aufsteigt
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Hallo @Lucy.
void hatte in dem anderen Thread folgendes gepostet:
Vielleicht hilft es ja etwas weiter. Ich selbst kann dazu leider nichts sagen, da ich mich mit dieser Einteilung noch nicht sehr beschäftigt habe.
Aber auch da wird nichts zu den Pflanzen gesagt.
Liebe Grüße
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Hallo @Lucy.
void hatte in dem anderen Thread folgendes gepostet:
Vielleicht hilft es ja etwas weiter. Ich selbst kann dazu leider nichts sagen, da ich mich mit dieser Einteilung noch nicht sehr beschäftigt habe.
Aber auch da wird nichts zu den Pflanzen gesagt.
Liebe Grüße
ZitatDu hast von ‚'nicht-fühlenden Wesen' gesprochen. Was ist ein '‚nicht-fühlendes Wesen'?
Traditionell unterscheidet man fühlende Wesen, d.h. Wesen die Wahrnehmungen und Empfindungen haben, die Fähigkeit haben, etwas auswählen oder abweisen zu können, und nicht-fühlende Wesen. In der Regel sind die fühlenden Wesen Menschen und Tiere. Man kann entsprechend der buddhistischen Kosmologie noch Wesen hinzufügen, wie z.B. die Gaki. Aber auch Wesen, die in der Hölle oder im Paradies wohnen, sind fühlende Wesen. Letztlich alle Wesen, die ein Karma haben, die also im Samsara transmigrieren. Das Samsara ist die Welt der fühlenden Wesen. Im Unterschied dazu ist das Nirvana die Welt der Buddhas. Das ist die traditionelle Sichtweise. Nicht-fühlende Wesen sind z.B. Berge, Flüsse, Sterne, … Sie haben kein Karma, keine Empfindungen, keine Möglichkeiten etwas auszuwählen oder abzulehnen.
Durch seine Zazen-Praxis, durch das Verständnis seiner Buddha-Natur, ist Meister Dogen dazu gekommen zu sagen, dass alle Wesen die Buddha-Natur haben, dass es tief gesehen keinen Unterschied gibt, weil es eine tiefere Wirklichkeit gibt als das Karma und die Empfindsamkeit, die Auswahl oder Ablehnung erzeugen. Diese tiefere Wirklichkeit ist die Existenz in völliger Wechselbeziehung. Das ist der grundlegendste Punkt, in dem alle Wesen sich ähneln, der Punkt, den alle Wesen gemeinsam haben. Das ist die Essenz selbst der Existenz: die Tatsache in Beziehung zu existieren. Diese Wirklichkeit ist tiefer als Wirklichkeit der fühlenden Wesen mit ihrem Karma und ihrem Bewusstsein. Das ist der Punkt, wo die fühlenden und nicht-fühlenden Wesen sich ähneln und eine Einheit bilden. Das bewirkt, dass – im Geist von Zazen – man selbst und ein Baum, man selbst und ein Berg nicht getrennt, nicht unterschieden sind.
Zen-Mönche haben durch ihre intensive Praxis diesen Sinn für die Nicht-Getrenntheit mit Wesen entwickelt, die man nicht-sensibel nennt, die aber selbst auch das Dharma ausdrücken. Deshalb sind Mönche oder Praktizierende auch erwacht, als sie eine Blume gesehen, einen Kieselstein oder einen Bergbach gehört haben. Eine Blume oder das Geräusch eines Bergbachs in einem Tal sind traditionellerweise nicht-fühlende Wesen. Aber in ihrer Wirklichkeit bringen sie völlig das zum Ausdruck, was wir mit ihnen gemeinsam haben, die völlige Wechselbeziehung, die Existenz ohne Substanz.
Vielleicht zeigen sie es uns sogar besser als fühlende Wesen: Fühlende Wesen sind kompliziert. Sie vernebeln unsern Geist mit Wörtern. Aber eine Blume und ein Bergbach drücken direkt das Wesentliche aus, - wenn man es zu sehen versteht. Das ist jenseits des Unterschiedes zwischen fühlenden und nicht-fühlenden Wesen. Dies zu spüren ist sehr wichtig für unsere Beziehung zu der Welt, in der wir leben. Das bedeutet, dass alle Dinge der Natur uns erwecken können. Sie manifestieren dieselbe Essenz der Existenz wie wir, aber vielleicht noch auf eine direktere Art und Weise. Darum seid ihr eingeladen, die Natur zu kontemplieren. Oft ist das eine größere Unterweisung als die Sutren.
Es gibt Leute, die nicht gerne Sutren lesen. Sie finden sie kompliziert. Dann geht in den Wald! Das ist eine sehr schöne Unterweisung. Er ist voll mit fühlenden und nicht-fühlenden Wesen, die hervorragend miteinander funktionieren. Bäume, Vögel, … sie funktionieren zusammen.
Jedes Wesen kann uns erwecken oder zumindest dazu beitragen, sofern man empfänglich ist. Zazen entwickelt diese Empfänglichkeit. Umgekehrt gibt es uns ein Gefühl von Dankbarkeit, von Wohlwollen allen Wesen gegenüber – nicht nur den fühlenden Wesen. Das ist die wahre spirituelle Grundlage der Ökologie.
(Hervorhebung von mir)
Es ist von Blumen die Rede. Blume ~> Pflanze.
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ich frage nach einer Bedeutung und bekomme philosophische tips, dass ich niemanden ausschließen soll ...das war keine Praxisfrage ....
Ich habe weder die Ausgangsfrage noch den Wikipedia-Artikel gelesen. Ich sehe hier zwei Threads, einen von Noreply, und eine neu gestartet von Deepa
Aber welche Frage im Buddhismus ist denn keine "Praxisfrage" in irgend einem Sinn? Welchen Sinn hätte eine Aussage, wenn sie für den Weg zur Erleuchtung nicht relevant ist? Genau solche dafür irrelevanten Aussagen hat Buddha eben nicht gemacht.
Bedeutung von "fühlende Wesen"? Es wird doch hier eigentlich sehr deutlich, dass man so nicht weiterkommt. Warum? Weil sich aus jeder Antwort eine neue Frage ergibt. Fühlende Wesen haben Bewusstsein. Was ist Bewusstsein? Bewusstsein ist die Fähigkeit, wahrzunehmen. Was ist Wahrnehmung? Braucht man dafür ein Nervensystem, ein Gehirn? Oder nimmt eine Pflanze auch ohne solche Strukturen etwas wahr, wenn sie auf Reize reagiert und sich anpasst? Oder ist das nur Ursache und Wirkung auf einer Ebene, die ohne Bewusstsein und Wahrnehmung abläuft? Vielleicht findet die Wissenschaft dazu mal Antworten, Buddha hat meines Wissens keine Antwort dafür gegeben.
Und deswegen ist so eine Widmung so gemeint, wie Du sie brauchst. s.o.
Vielleicht kann ich Deine Frage nicht beantworten. Dann sind meine Antworten eben nicht für Dich. Aber vielleicht nutzen sie jemand anders etwas. Am Thema vorbei scheinen sie mir jedenfalls nicht zu sein. Denn die Anforderung an diesen Thread (Quelle) ist m.E. so nicht zu erfüllen. Dann muss man auch mal die Frage loslassen können.
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Zitat
Eine Blume oder das Geräusch eines Bergbachs in einem Tal sind traditionellerweise nicht-fühlende Wesen. Aber in ihrer Wirklichkeit bringen sie völlig das zum Ausdruck, was wir mit ihnen gemeinsam haben, die völlige Wechselbeziehung, die Existenz ohne Substanz.
Übrigens ist das auch eine Weise, zu sagen: alles sind fliessende Übergänge. Wir sind nicht mehr getrennt, wenn wir erkennen, dass wir keine Grenze ziehen können. Fühlend oder nicht-fühlend spielt dann nur noch eine Rolle auf der weltlichen Ebene, wo wir sinnvoll, pragmatisch und ethisch handeln wollen. Aber nicht auf der absoluten Ebene, wo wir diese "Existenz ohne Substanz" sind.
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Hallo @Lucy.
void hatte in dem anderen Thread folgendes gepostet:
Vielleicht hilft es ja etwas weiter. Ich selbst kann dazu leider nichts sagen, da ich mich mit dieser Einteilung noch nicht sehr beschäftigt habe.
Aber auch da wird nichts zu den Pflanzen gesagt.
Liebe Grüße
ZitatDu hast von ‚'nicht-fühlenden Wesen' gesprochen. Was ist ein '‚nicht-fühlendes Wesen'?
Traditionell unterscheidet man fühlende Wesen, d.h. Wesen die Wahrnehmungen und Empfindungen haben, die Fähigkeit haben, etwas auswählen oder abweisen zu können, und nicht-fühlende Wesen. In der Regel sind die fühlenden Wesen Menschen und Tiere. Man kann entsprechend der buddhistischen Kosmologie noch Wesen hinzufügen, wie z.B. die Gaki. Aber auch Wesen, die in der Hölle oder im Paradies wohnen, sind fühlende Wesen. Letztlich alle Wesen, die ein Karma haben, die also im Samsara transmigrieren. Das Samsara ist die Welt der fühlenden Wesen. Im Unterschied dazu ist das Nirvana die Welt der Buddhas. Das ist die traditionelle Sichtweise. Nicht-fühlende Wesen sind z.B. Berge, Flüsse, Sterne, … Sie haben kein Karma, keine Empfindungen, keine Möglichkeiten etwas auszuwählen oder abzulehnen.
Durch seine Zazen-Praxis, durch das Verständnis seiner Buddha-Natur, ist Meister Dogen dazu gekommen zu sagen, dass alle Wesen die Buddha-Natur haben, dass es tief gesehen keinen Unterschied gibt, weil es eine tiefere Wirklichkeit gibt als das Karma und die Empfindsamkeit, die Auswahl oder Ablehnung erzeugen. Diese tiefere Wirklichkeit ist die Existenz in völliger Wechselbeziehung. Das ist der grundlegendste Punkt, in dem alle Wesen sich ähneln, der Punkt, den alle Wesen gemeinsam haben. Das ist die Essenz selbst der Existenz: die Tatsache in Beziehung zu existieren. Diese Wirklichkeit ist tiefer als Wirklichkeit der fühlenden Wesen mit ihrem Karma und ihrem Bewusstsein. Das ist der Punkt, wo die fühlenden und nicht-fühlenden Wesen sich ähneln und eine Einheit bilden. Das bewirkt, dass – im Geist von Zazen – man selbst und ein Baum, man selbst und ein Berg nicht getrennt, nicht unterschieden sind.
Zen-Mönche haben durch ihre intensive Praxis diesen Sinn für die Nicht-Getrenntheit mit Wesen entwickelt, die man nicht-sensibel nennt, die aber selbst auch das Dharma ausdrücken. Deshalb sind Mönche oder Praktizierende auch erwacht, als sie eine Blume gesehen, einen Kieselstein oder einen Bergbach gehört haben. Eine Blume oder das Geräusch eines Bergbachs in einem Tal sind traditionellerweise nicht-fühlende Wesen. Aber in ihrer Wirklichkeit bringen sie völlig das zum Ausdruck, was wir mit ihnen gemeinsam haben, die völlige Wechselbeziehung, die Existenz ohne Substanz.
Vielleicht zeigen sie es uns sogar besser als fühlende Wesen: Fühlende Wesen sind kompliziert. Sie vernebeln unsern Geist mit Wörtern. Aber eine Blume und ein Bergbach drücken direkt das Wesentliche aus, - wenn man es zu sehen versteht. Das ist jenseits des Unterschiedes zwischen fühlenden und nicht-fühlenden Wesen. Dies zu spüren ist sehr wichtig für unsere Beziehung zu der Welt, in der wir leben. Das bedeutet, dass alle Dinge der Natur uns erwecken können. Sie manifestieren dieselbe Essenz der Existenz wie wir, aber vielleicht noch auf eine direktere Art und Weise. Darum seid ihr eingeladen, die Natur zu kontemplieren. Oft ist das eine größere Unterweisung als die Sutren.
Es gibt Leute, die nicht gerne Sutren lesen. Sie finden sie kompliziert. Dann geht in den Wald! Das ist eine sehr schöne Unterweisung. Er ist voll mit fühlenden und nicht-fühlenden Wesen, die hervorragend miteinander funktionieren. Bäume, Vögel, … sie funktionieren zusammen.
Jedes Wesen kann uns erwecken oder zumindest dazu beitragen, sofern man empfänglich ist. Zazen entwickelt diese Empfänglichkeit. Umgekehrt gibt es uns ein Gefühl von Dankbarkeit, von Wohlwollen allen Wesen gegenüber – nicht nur den fühlenden Wesen. Das ist die wahre spirituelle Grundlage der Ökologie.
(Hervorhebung von mir)
Es ist von Blumen die Rede. Blume ~> Pflanze.
Hallo Deepa.
Ja, wollte auch gerade eine Gegendarstellung schreiben.
Mein Fehler. Es ist natürlich auch von Pflanzen die Rede. Danke für den Hinweis.
Der Quelle nach wären Blumen also nicht-fühlende Wesen. Und dann könnte man darüber nachdenken, ob das auch für andere Pflanzen gilt.
Ich kann nur leider nicht beurteilen, ob das offizielle Lehre im Mahayana ist.
Das was @kilaya darüber geschrieben hat, ist natürlich auch interessant.
Liebe Grüße
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Habe etwas entdeckt und zunächst überflogen. Ich werde es die Tage aufmerksam lesen und wirken lassen.
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Zitat
Eine Blume oder das Geräusch eines Bergbachs in einem Tal sind traditionellerweise nicht-fühlende Wesen. Aber in ihrer Wirklichkeit bringen sie völlig das zum Ausdruck, was wir mit ihnen gemeinsam haben, die völlige Wechselbeziehung, die Existenz ohne Substanz.
Übrigens ist das auch eine Weise, zu sagen: alles sind fliessende Übergänge. Wir sind nicht mehr getrennt, wenn wir erkennen, dass wir keine Grenze ziehen können. Fühlend oder nicht-fühlend spielt dann nur noch eine Rolle auf der weltlichen Ebene, wo wir sinnvoll, pragmatisch und ethisch handeln wollen. Aber nicht auf der absoluten Ebene, wo wir diese "Existenz ohne Substanz" sind.
Das steht für mich außer Frage, dass wir (mit meinen Worten) eins sind. Ich finde in dem Zusammenhang die Praxis interessant - hier auf Erden. Denn hier wird kaum jemand sagen: „Wir sind eins. Es ist egal, ob du einen Stein von der Brücke wirfst oder n Pferd/einen Menschen/ne Feder....“
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Zitat
Du hast von ‚'nicht-fühlenden Wesen' gesprochen. Was ist ein '‚nicht-fühlendes Wesen'?
Traditionell unterscheidet man fühlende Wesen, d.h. Wesen die Wahrnehmungen und Empfindungen haben, die Fähigkeit haben, etwas auswählen oder abweisen zu können, und nicht-fühlende Wesen.
Ich finde das einen wichtigen Punkt. Man könnte also von "handelnden Wesen" sprechen.
Während ich mir vorstellen kann, das einfachere Wesen nicht handeln können, in ihnen aber durchaus so etwas wie ein Lebensdurst - ein bassles Begehren - das als solches auch enttäuscht werden kann - vorhanden ist. Ich würde dies vielleicht "leidende Wesen" nennen.
Der Begriff " fühlende Wesen" klingt unscharf. Ich würde der Terminologie von Desihmaru folgen und darunter die "handelnden Wesen" verstehen aber dabei berücksichtigen, dass Wesen nur weil sie nicht dazu gezählt werden deswegen nicht fühllos sind sondern durchaus "leidende Wesen" sein könnten.
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Zitat
Du hast von ‚'nicht-fühlenden Wesen' gesprochen. Was ist ein '‚nicht-fühlendes Wesen'?
Traditionell unterscheidet man fühlende Wesen, d.h. Wesen die Wahrnehmungen und Empfindungen haben, die Fähigkeit haben, etwas auswählen oder abweisen zu können, und nicht-fühlende Wesen.
Ich finde das einen wichtigen Punkt. Man könnte also von "handelnden Wesen" sprechen.
Während ich mir vorstellen kann, das einfachere Wesen nicht handeln können, in ihnen aber durchaus so etwas wie ein Lebensdurst - ein bassles Begehren - das als solches auch enttäuscht werden kann - vorhanden ist. Ich würde dies vielleicht "leidende Wesen" nennen.
Der Begriff " fühlende Wesen" klingt unscharf. Ich würde der Terminologie von Desihmaru folgen und darunter die "handelnden Wesen" verstehen aber dabei berücksichtigen, dass Wesen nur weil sie nicht dazu gezählt werden deswegen nicht fühllos sind sondern durchaus "leidende Wesen" sein könnten.
Welcher Definition nach - in Bezug auf „leiden“?
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ich frage nach einer Bedeutung und bekomme philosophische tips, dass ich niemanden ausschließen soll ...das war keine Praxisfrage ....
Ich habe weder die Ausgangsfrage noch den Wikipedia-Artikel gelesen. Ich sehe hier zwei Threads, einen von Noreply, und eine neu gestartet von Deepa
Aber welche Frage im Buddhismus ist denn keine "Praxisfrage" in irgend einem Sinn?
Hast Du denn den anderen Thread gelesen?
Vielleicht wird Dir dann etwas klarer. Es geht u.a. darum: Um die Praxis.
Wie weit sich jemand mit Fragen beschäftigen möchte (Was ist Leid? Was ist Bewusstsein,...?). Darin unterscheiden sich Menschen.
Ich gehöre zu denen, die sich gerne damit beschäftigen - immer mit Blick auf die Praxis.
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@kilaya, meine Frage stand ungefähr in jedem 2. posting von mir, nicht nur am Anfang des Threads. In deiner Antwort 41 hast du meine Frage mit zitiert.
ich habe jetzt in mehrere Glossare meiner Bücher geschaut.Als fühlende Wesen werden die Wesen bezeichnet, die in samsara wandern und an Körper oder Geist leiden.
was anderes wollte ich gar nicht wissen.Das waren andere, die sich weitergehend austauschen wollten, mir fiel bloß die schlichte Bedeutung nicht ein. Sonst nix 🤯
Das entspräche dem, was ich in d. anderen Thread schrieb.
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Schon mal dran gedacht, dass "fühlende Wesen" bzw. "sentient beings" möglicherweise nur eine Übersetzung aus dem Chinesischen (von 有情) ist? Und dass es möglicherweise sinnvoller ist, sich bei der Übersetzung von buddhistischen Fachtermini an das Original zu halten und nicht an andere Übersetzungen? Soweit ich sehe, ist in den Palitexten lediglich von 'satta' und in den Sanskrittexten von 'sattva' ('Wesen') die Rede.
Im Chinesischen macht die Einschränkung 情 ja noch Sinn, weil 有 alleine eine sehr weite Bedeutung hat (etwa in Richtung 'Seiendes, Existierendes'). Wobei ich persönlich in diesem Zusammenhang die Übersetzung von 情 mit 'unerwacht' / 'unerleuchtet' für sinnvoller und idR auch kontextgerechter halte als 'fühlend' / 'empfindend'. Aber das 情 von der Funktion her als Abgrenzung belebten Seins von unbelebtem zu interpretieren ist sicher ebenfalls zulässig. Jedenfalls philologisch.
Bei einer Übersetzung im Rahmen indoeuropäischer Sprachen reicht es jedoch mE völlig aus, satta / sattva mit 'Wesen' bzw. 'beings' zu übersetzen. Insbesondere, wenn ein zusätzlich und unnötigerweise aufgepfropftes 'sentient' oder 'fühlende' zu solchen überflüssigen Spekulationen führt wie hier.
Zum tibetischen Äquivalent 'sens cam' siehe hier. Da ist nun nicht von 'Gefühlen' oder 'Empfindungen' die Rede, sondern (wörtlich) von 'Geist haben' - womit umgangssprachlich in erster Linie Tiere gemeint sind. Wobei 'Geist' auch etwas anderes ist als 'Bewusstsein' - wer sich da nun letzteres als angebliche ein- oder ausgrenzende Bedingung aus den Fingern gesaugt hat, weiss ich nicht. Interessiert mich auch nicht weiter ...
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