Kampf im Buddhismus

  • Namaste,


    die Überschrift klingt bisschen krass, aber ich habe ein Kampf im Buddhismus. Nicht nur einen, sondern mehrere Kämpfe.

    Bin seit einigen Jahren Vegetarier, aber habe manchmal Lust auf Fleisch. Es ist so ein Kampf wenn ich an einer Dönerbude vorbei gehe. Hab noch in Erinnerung wie lecker es schmeckt. Natürlich, damit ich etwas esse soll kein Tier sterben, aber wie gesagt es ist hart.

    Durch den edlen achtfachen Pfad will ich sauber denken, sauber reden und saubere Taten vollbringen, aber ich ertappe mich öfters dass ich mich über irgend jemand oder irgend etwas aufrege oder manchmal sogar leider Fluche. Mag das Sch. Wort nicht, aber manchmal benutze ich es. Richtig sauber zu sein in Gedanken, der Rede und der Tat ist ein, ich sag mal, "heftiger Kampf".

    Ausserdem hab ich mit Alkohol und Zigaretten aufgehört. Obwohl ich es gut finde, vermisse ich es manchmal. Das sind auch voll die Kämpfe. Hatte vorher immer mit Freunden so 1 bis 2 mal im Monat getrunken und eine Stachel in 2 bis 3 Tagen geraucht. Zigaretten seit einem Jahr nicht mehr geraucht und Alkohol nicht mehr seit 2 Jahren. Aber der Schmachter ist echt gross.

    Gier und Hass sind echt 2 heftige Geistesgifte. Ist echt schon hart dagegen anzukämpfen.

    Hab ihr auch so ne Art Kämpfe?


    In Metta 🙏

    tao88

  • tao88 ,


    die Dharmapraxis ist ja nicht einfach nur reines Zuckerschlecken, denn es geht ja darum, Gewohnheiten, die tief in unserem Geisteskontinuum verankert sind, aufzugeben. Das geht nicht von gleich auf gestern, sondern ist ein langer schrittweiser Prozess. So lange wir in Samsara sind, wird es auch immer wieder Rückschläge geben, weil wir immer noch die Geistesgifte von Unwissenheit, Begierde und Hass in uns haben.


    Das wirkt sich auch auf der weltlichen Ebene aus. Du schreibst, dass du seit einigen Jahren Vegetarier bist. Wie viele Jahre warst du dagegen kein Vegetarier? Du hast dich über eine lange Zeit an den Geschmack zum Beispiel von Dönern gewöhnt. Da ist es doch nicht ungewöhnlich, dass der Wunsch einen Döner essen zu wollen immer mal aufkommt, da man auch auf der weltlichen Ebene seine Gewohnheiten nicht schlagartig aufgeben kann.


    Weder bei der Dharmapraxis noch im weltlichen Leben sollte man sich unnötig quälen. Sich an den Geschmack von vegetarischen Speisen so zu gewöhnen, dass kein Wunsch mehr nach Dönern usw. aufkommt, dauert eben auch seine Zeit. Wenn dann zwischendurch mal der Wunsch zum Beispiel nach einem Döner aufkommt, sollte du ihn dir können und ihn auch genießen anstatt dich zu quälen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hab ihr auch so ne Art Kämpfe?

    :taube: Falls dein Ego sich damit selbst meint, es sagt er ihr es, von mir dir ihm - ja undoder (Untoter) nein

  • Es ist so ein Kampf wenn ich an einer Dönerbude vorbei gehe.

    dann iss nen Dröner mit Schafskäse......;)

    also ich wohn' neben dem Dönerladen, der die besten in der Stadt macht...ja ist schon immer lekker, das zu riechen, zumal die auch noch ihr Dönerbrot selbst backen....da gibts auch seehr gute vegetarische Pizza.

    Wir essen Fleisch, sehr wenig, aber ich ess' keinen Döner; ich will wissen was ich da auf meinem Teller hab.

    Einmal editiert, zuletzt von Samten ()

  • Bei mir ist das so wie bei Buddha: Wenn es nicht für mich, ausdrücklich für mich hergestellt wurde, hab ich kein Problem mit Nahrung jeder Art oder mit allen anderen Dingen, die ich mir besorgen kann.

    Fleisch brauch ich nicht, doch warum soll ich es nicht essen? Alkohol brauch ich auch nicht, warum soll ich mich ihm verweigern?

    Rauchen, ja das ist ein Problem, aber nicht das Rauchen, es ist das Geld das verbrannt wird, aber warum soll ich nicht rauchen?


    Deine Kämpfe hab ich alle hinter mir gelassen. Ich lebe so wie ich gerade lebe. Mein Problem ist Geld, nicht das ich zu wenig habe, es ist das ich nicht mehr dafür arbeiten muss. Als Rentner bekomme ich Geld von der Gemeinschaft der Arbeitenden und da frage ich mich, ob ich damit nicht viel sorgfältiger umgehen muss.

    "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen."

  • Hab ihr auch so ne Art Kämpfe?

    Ja natürlich. Als ich gleich alles Unheilsame auf einmal aufgeben wollte bin ich immer wieder auf die Nase gefallen. Jetzt gehe ich lieber langsamer aber dafür stetig und übe mich in Geduld. Vegetarismus und Abstinenz von Alkohol und Drogen fällt mir nicht mehr schwer, leider habe ich nach zehn Jahren ohne Tabak wieder damit angefangen aber ich habe es bereits stark reduzieren können.

    So lange es die tägliche Besinnung auf buddhistische Weisheiten, das Üben von Achtsamkeit usw. gibt, gibt es keine dauerhafte Stagnation und einen zuversichtlichen Ausblick auf das Ende des Weges, wie weit entfernt es auch noch sein mag.

  • Weder bei der Dharmapraxis noch im weltlichen Leben sollte man sich unnötig quälen.

    Dalai-Lama merkte es einmal, dass er es versuchte absolut vom Fleisch zu verzichten, aber seine Ärzte hatten ihm es abgeraten.

    Der Mittlere Weg, aber im allem doch, oder?

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Oh, Ihr gefallt mir alle :D. Denn das - so denke ich ist die richtige Rangehensweise.

    Hab ihr auch so ne Art Kämpfe?

    Lieber Tao,

    Du bist zu streng. Das muss Schwierigkeiten bringen. Ich habe mir alles mögliche so allmählich abgewöhnt, vorallem durch Einsicht und nicht durch Zwang.

    Deine Kämpfe hab ich alle hinter mir gelassen. Ich lebe so wie ich gerade lebe.

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    Zum Beispiel beim Rauchen

    Ich dachte mir: Ich tue etwas, das ungesund ist, nicht schmeckt, überall stinkt - in den Klamotten, im Zimmer ... und ich dafür auch noch bezahle.

    Irgendwann Ende 2008 habe ich von heute auf morgen aufgehört, obwohl mein Mann noch weiter geraucht hat. Die Zigaretten lagen immer auf dem Tisch, aber ich habe nie wieder eine angerührt - ohne es zu bereuen.


    Fleisch essen wir, aber viel weniger und natürlich Bio. Denn der Buddha aß auch Fleisch, wenn es ihm angeboten wurde.

    Fanatisches Einhalten von Regeln ist nicht der Sinn. Der Sinn ist die Geistesschulung und dadurch entstehende Einsicht. Daraus folgt dann wiederum automatisch das richtige Verhalten.


    Habe Mitgefühl mit Dir und lass Dich in Frieden "wachsen".

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hinzufügen möchte ich noch, lieber Tao, dass Buddha auch zu Haushältern sprach. Ich habe (noch) nie darin etwas gelesen, dass so streng war wie zu Mönchen und Nonnen. Das ist ein ganz anderer Weg. Du lebst schließlich auch nicht im Zölibat, oder?


    Der Weg kann mühelos und mit Freude beschritten werden. Ohne Freude kein Fort-Schritt.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hinzufügen möchte ich noch, lieber Tao, dass Buddha auch zu Haushältern sprach. Ich habe (noch) nie darin etwas gelesen, dass so streng war wie zu Mönchen und Nonnen. Das ist ein ganz anderer Weg. Du lebst schließlich auch nicht im Zölibat, oder?


    Der Weg kann mühelos und mit Freude beschritten werden. Ohne Freude kein Fort-Schritt.

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    Und ich muss hinzufügen, dass jede Rede des Buddha immer an ihm Zuhörende gerichtet ist.

    Da gibt es nichts das nicht sofort verstanden werden kann.

    Ich muss nur ihm zuhören.

    Seine Worte an meinem Leben prüfen.

    Und ganz wichtig um Herzenswillen, Interpreten seiner Worte nur NACHHER lesen und dann wieder die Worte des Buddha. Der Kampf findet nur mit den Nachfolgern des Buddha statt, nie mit Buddhas Worte.

  • Moin tao88,

    dazu fällt mir auch wieder die Geschichte aus dem Zen ein:


    Ein Schüler fragte den Meister "wie lange dauert es, bis ich bei Dir erleuchtet werde?".

    Der Meister: "10 Jahre".

    Der Schüler: "Und wenn ich mich ganz doll anstrenge?

    Der Meister: "20 Jahre".


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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monikadie4.


    Ja, vielleicht sollte ich nicht zu streng sein mit mir. Aber früher da war ich beim Kurs von Sri Chinmoy. Vielleicht sag dem einem oder anderen etwas. Auf jeden Fall haben wir da fast wie Mönche gelebt und das hatte auch gut getan. Hatte eine schöne Zeit damals. Jetzt würde ich gerne wieder so sein. Deshalb gebe ich auch Helmut Recht, die Dharma Praxis ist kein Zuckerschlecken. Ja, hab viele Jahre Döner gegessen. Das dauert sich das abzugewöhnen.

    Nachdem Sri Chinmoy Kurs war es erstmal gut wieder Fleisch essen, Rauchen, Trinken und Sex, aber die Reinheit war so schön, wunderschön.

    Ein Mönch hat mir mal gesagt, man gibt das Weltliche auf und bekommt das Göttliche. Das möchte ich auch. Man muss glaube ich Opfer bringen. Darf nicht zu streng sein. Die goldene Mitte muss ich finden.

  • Nachdem Sri Chinmoy Kurs war es erstmal gut wieder Fleisch essen, Rauchen, Trinken und Sex,

    Aber genau das beweist doch, dass der Druck der sogenannten "Reinheit" den Gegendruck erzeugt hat. Sonst wärest Du ja frei geworden.


    Ich will Dich nicht entmutigen, lieber Tao, nur helfen, aus den Vorstellungen herauszukommen. Der Weg der Mitte und was auch andere hier schon geschrieben haben - z.B. mkha', ist auf jeden Fall der richtige.

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich esse kein Fleisch, weil ich nicht möchte, daß für meine Nahrung absichtlich ein Lebewesen getötet wird. Aber das ist ein rein ästhetisches Motiv in meinem Kopf. Inhaltlich ist es Unsinn. Für jedes Haus, das wir bewohnen, sind hunderttausende von Kleinlebewesen gestorben. Und wieviele sterben bei der Ernte des Getreides für unser Brot? Wieviel Lebensraum nehmen wir anderen Wesen durch unsere schiere Existenz? Kein Leben ohne Tod.


    Das mit dem Rauchen, trinken und gar Sex verstehe ich gar nicht. Wem schadet das? Es schadet nicht mal uns selbst, den sterben tun wir alle - und das ist auch ok, das ist das Werden und Vergehen im Kosmos. Rauchen, trinken, kiffen, Sex macht aus uns doch keine schlechten Menschen. Lüge, Hass, Gier.. halte ich da für wesentlich bedeutsamer - und das sind Themen, die viel mehr unter die Haut gehen, wenn man sich da wirklich ehrlich anschaut.

  • Ich lächle in solchen Situationen meinen troublemaker zu.

    "Da bist du wieder!"


    Ich sehe es nicht mehr als Kampf und versagen von mir, ich sehe es als Chance für mehr Metta für mich und meine Laster.


    In den letzten harten Monaten hatte ich Besuch von diesen Tendenzen.

    Manchmal werfe ich nach 12 bis 14 Stunden Arbeit meine Wäsche einfach in die Ecke, weil mir die 10 Meter zum wäschekorb zu lang sind 😂


    Ich Kämpfe nicht mehr, sondern erinnere mich an den Weg den ich schon gegangen bin.

    Erkennen, akzeptieren, lieben und loslassen.


    Während meiner Zeit im Kloster (Thailand und Frankreich), gab es eine Zeremonie wo man seine Fehler gebeichtet hatte.

    Danach hat man einfach von vorne angefangen, außer bei extrem schweren Vergehen.


    Die Gebote dienen dazu, dass wir das Leiden für uns und andere Wesen reduzieren.

    Aber eine perfekte Welt und Praxis wird es nicht geben.


    Begegne diesen Dingen mit Liebe und Weisheit, dann werden die Kämpfe aufhören.


    Keine Ahnung welcher Tradition du dich zugehörig fühlst, aber ich empfehle ich dir unbedingt Vipassana!


    Wenn Du nämlich erkannt hast, dass da niemand ist, ausser dem kompletten Universum dass sich in diesem Moment durch Dich und dem vermeintlichen Gegenüber manifestiert, dass da nur Elemente sich ständig neu anordnen, und das in Wirklichkeit niemand Stirbt, allein ist, geboren wurde, werden deine Kämpfe zu einem Ende kommen.


    Deshalb lächeln die großen Meditationsmeister auch manchmal, weil sie das Spiel durchschaut haben, und das Wunder (vom ganzen Universum in einer Blume, dir, usw) erkannt haben.


    Alles gute für Dich!


    Bis dahin

    Einmal editiert, zuletzt von Martin_1980 ()

  • Ich esse kein Fleisch, weil ich nicht möchte, daß für meine Nahrung absichtlich ein Lebewesen getötet wird. Aber das ist ein rein ästhetisches Motiv in meinem Kopf. Inhaltlich ist es Unsinn. Für jedes Haus, das wir bewohnen, sind hunderttausende von Kleinlebewesen gestorben. Und wieviele sterben bei der Ernte des Getreides für unser Brot? Wieviel Lebensraum nehmen wir anderen Wesen durch unsere schiere Existenz? Kein Leben ohne Tod.

    Das sehe ich auch so, lubob.


    Das mit dem Rauchen, trinken und gar Sex verstehe ich gar nicht. Wem schadet das? Es schadet nicht mal uns selbst, den sterben tun wir alle - und das ist auch ok, das ist das Werden und Vergehen im Kosmos. Rauchen, trinken, kiffen, Sex macht aus uns doch keine schlechten Menschen. Lüge, Hass, Gier.. halte ich da für wesentlich bedeutsamer - und das sind Themen, die viel mehr unter die Haut gehen, wenn man sich da wirklich ehrlich anschaut.

    Aber das finde ich sehr zweifelhaft.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Da hat mich hier jemand überzeugt, dass ich nicht mehr kämpfen will, nicht dass ich mich nicht mehr einbringe, aber kämpfen ist eindeutig zu viel.

  • Ich esse kein Fleisch, weil ich nicht möchte, daß für meine Nahrung absichtlich ein Lebewesen getötet wird. Aber das ist ein rein ästhetisches Motiv in meinem Kopf. Inhaltlich ist es Unsinn. Für jedes Haus, das wir bewohnen, sind hunderttausende von Kleinlebewesen gestorben. Und wieviele sterben bei der Ernte des Getreides für unser Brot? Wieviel Lebensraum nehmen wir anderen Wesen durch unsere schiere Existenz? Kein Leben ohne Tod.


    Das mit dem Rauchen, trinken und gar Sex verstehe ich gar nicht. Wem schadet das? Es schadet nicht mal uns selbst, den sterben tun wir alle - und das ist auch ok, das ist das Werden und Vergehen im Kosmos. Rauchen, trinken, kiffen, Sex macht aus uns doch keine schlechten Menschen. Lüge, Hass, Gier.. halte ich da für wesentlich bedeutsamer - und das sind Themen, die viel mehr unter die Haut gehen, wenn man sich da wirklich ehrlich anschaut.

    Diese Ansichten kann ich nicht vollumfänglich teilen. Dass der Tod zum Leben gehört ist für mich niemals ein Grund Lebewesen unnötig umzubringen.
    Der zweite Punkt erklärt sich mir durch die vier edlen Wahrheiten - Begehren ist die Ursache von Leiden (Dukkha). Solange es vorhanden ist erlischt das Werden und Vergehen eben nicht. Sinnesbegehren aus Überzeugung zu kultivieren kann demnach keine buddhistische Praxis sein.

  • scho klar...hier gings ja nicht um Mönche...;)

    wohl eher dadrum:

    Sinnesbegehren aus Überzeugung zu kultivieren kann demnach keine buddhistische Praxis sein.