Hallo Silke,
hm, ich bin ja erwiesenermaßen keine Buddhistin, aber mit Deiner Frage habe ich mich auch schon beschäftigt. Meine Antwort ist vielleicht nicht buddhistisch, aber vielleicht... Wenn wir die jetzige "Form" der Wesen mit den verschiedenen Niederschlagsformen (Regen, Schnee, Hagel, Nebel, Tau etc.) vergleichen, dann wissen wir, dass sie alle einem Kreislauf (Samsara? ) angehören, der grob gesagt aus Ozean, Verdunstung und Niederschlag besteht. Dabei symbolisiert für mich "Ozean" die Zeit zwischen Tod und Wiedergeburt, Verdunstung den Prozess des Wiedergeboren-Werdens und die verschiedenen Niederschlagsformen die Wesen, wie sie auf der Erde leben. Der Regentropfen, die Schneeflocke, das Hagelkorn empfinden sich in ihrer jeweiligen Form als "ich" - sind aber in Wahrheit alle nichts anderes als Wasser - H2O. Sobald sie in den Ozean (Tod) eingehen - die Form also zerfällt - verbinden sich alle Wasser-Moleküle. Wenn dann durch Verdunstung und Niederschlag neue Formen entstehen, kann nicht davon ausgegangen werden, dass exakt die H2O-Moleküle, die zuvor einen Regentropfen gebildet haben, sich nun wieder zusammen finden, um wieder als Regentropfen oder vielleicht als Hagelkorn auf die Erde zu fallen...
Ist jetzt sicher eine sehr naive, bildhafte Erklärung, aber für mich sehr gut verständlich, was die Erklärung der nicht "persönlichen" Wiedergeburt angeht. Außerdem macht es mir noch mal sehr deutlich, dass das "ich" an meine Form gebunden ist, ja sogar nur durch sie existiert - also quasi lediglich eine Begleiterscheinung, Nebenwirkung ist.
Was Deine Frage nach Bemühen um gutes Karma angeht: Wie auch immer so eine Wiedergeburt aussehen kann, ich arbeite für bessere Bedingungen in der Zukunft, die "ich" in irgendeiner Form erleben werde - und sei es als millionenfach verstreute H2O-Moleküle... (Tatsächlich interessiert mich in meinen alltäglichen Handlungen der Karma-Gedanke kein bisschen, sondern ich versuche immer, so "gut" zu sein, wie es mir gerade möglich ist - das ist irgendwie ein Selbstläufer. Mich hat es in meiner aktiv buddhistischen Zeit sogar gestört, wenn karmische Gesichtspunkte ein allzu schweres Gewicht hatten. Das wurde mir dann als Logik - im Gegensatz zu Glauben - verkauft und hatte einen sehr egoistischen Anstrich: Ich soll nicht freundlich und hilfsbereit um der Sache willen sein, sondern weil ich mir damit Fleißpunkte für eine gute Wiedergeburt verdienen kann. Aber mag sein, dass das nur ein "geschicktes Mittel" war, um egoistische Menschen zu überzeugen...)
Ich kann jedenfalls Deine provokanten Fragen sehr gut verstehen, ich bin auch auf so einige Unstimmigkeiten gestoßen, die mir im Umgang mit den Buddhismus praktizierenden Menschen untergekommen sind. Und ich finde es auch sehr wichtig, da am Ball zu bleiben. Denn nur, was Dich innerlich zutiefst überzeugt, kann Dich weiter bringen.
Mich persönlich hat die Beschäftigung mit dem Buddhismus und ganz besonders die Auseinandersetzungen hier im Forum ein gutes Stück voran gebracht - nicht umsonst habe ich mich hier nach einem Dreivierteljahr Pause wieder angemeldet...
Lieben Gruß
namenlos