Ich las heute morgen eine interessante Stelle aus dem Majjhima Nikāya. Selbst wenn jemand vollkommen erkannt hat, dass Begierde nach Sinnesvergnügen, Formen oder Gefühlen nur Leid hervorbringt, bedarf es offenbar dennoch der Erfahrung eines Glücks, das jenseits der Befriedigung von Begierde existiert, wie man es in der Meditation erfahren kann, um nicht mehr zu den Formen des Glücks hingezogen zu werden, die in Abhängigkeit von Sinnesvergnügen entstehen. Wenn Menschen dieses besondere Glück erfahren, relativiert es offenbar alles Glückserleben, das durch Sinnesvergnügen erzeugt werden kann. Leider ist dieses Glück aber nicht frei verfügbar. Ich kann es nicht herbeiwünschen. Im Gegenteil: nur wenn jede Begierde nach Glück und jede Ablehnung von Unbehagen oder Unglück verschwindet, scheint diese Form der Glückseligkeit auf. Ich kann durch Meditation und Erkenntnis die Umstände schaffen. So beschreibt das der Buddha:
Quote5. "Vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, sah auch ich deutlich, der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; aber solange ich noch nicht die Verzückung und Glückseligkeit erlangt hatte, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, so lange bemerkte ich, daß ich noch zu Sinnesvergnügen hingezogen werden konnte. Aber als ich der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich sah, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; und als ich die Verzückung und Glückseligkeit erlangt hatte, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, da bemerkte ich, daß ich nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen wurde."
Quelle: Majjhima Nikāya 14 Abschnitt 5.
Und offenbar ist der Bereich, der durch vollkommene Triebbefreiung gekennzeichnet ist, ausschließlich von angenehmen Gefühlen geprägt:
Quote"Indem ich Herz mit Herz umfasse, verstehe ich eine bestimmte Person folgendermaßen: 'Dieser Mensch benimmt sich so, verhält sich so, hat so einen Weg eingeschlagen, daß er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen wird.' Und dann sehe ich später, daß er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin verweilt, und dort ausschließlich angenehme Gefühle empfindet. Angenommen, da wäre ein Teich mit sauberem, angenehmem, kühlem Wasser, durchsichtig, mit sanft ansteigenden Ufern, erfreulich, und nahebei ein dichter Wald; und dann käme ein Mann daher, von heißer Witterung ausgedörrt und erschöpft, müde, ausgetrocknet und durstig, auf einem Pfad, der nur in eine Richtung, genau zu eben jenem Teich führt. Wenn ihn ein Mann mit guter Sehkraft sähe, dann würde er sagen: 'Dieser Mensch benimmt sich so, verhält sich so, hat so einen Weg eingeschlagen, daß er zu eben diesem Teich gelangen wird; und dann sieht er später, daß er in den Teich gesprungen ist, gebadet, getrunken und sich all ihrer Not, Erschöpfung und Fieber entledigt hat, und wieder herausgekommen ist, im Wald sitzt oder liegt und ausschließlich angenehme Gefühle empfindet. Genauso verstehe ich, indem ich Herz mit Herz umfasse, eine bestimmte Person folgendermaßen: 'Dieser Mensch benimmt sich so, verhält sich so, hat so einen Weg eingeschlagen, daß er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen wird.' Und dann sehe ich später, daß er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin verweilt, und dort ausschließlich angenehme Gefühle empfindet. Dies sind die fünf Daseinsbereiche."
Quelle: Majjhima Nikāya 12 Abschnitt 42
Es scheint also eine direkte Beziehung zu geben zwischen der glückseligen Erfahrung der Befreiung des Herzens und der Entwicklung, nicht nur die Sinnesvergnügen abzulehnen, sondern von ihnen gar nicht mehr angezogen zu werden. Es ist Eines auf Zigaretten oder Alkohol zu verzichten, weil man eingesehen hat, dass die Wirkungen davon schädlich sind. Aber es ist noch etwas ganz anderes, in keiner Weise mehr davon angezogen zu sein, weil man eine gänzlich andere Form gefunden hat, glücklich zu sein, die von jeder Art von Abhängigkeit abgetrennt ist.