Alleine praktizieren - oder mit der Gruppe (und schlechtem Bauchgefühl?)

  • Hallo zusammen,


    ich beschäftige mich seit gut 4 Jahren mit dem Buddhismus - insbesondere mit Zen. Leider ist es so, dass ich das tägliche Sitzen immer wieder für längere Zeit abgebrochen habe und mich durch "Probleme" im Alltag verliere - und das obwohl mir das Sitzen eigentlich sehr gut tut.


    Ich möchte das Ganze Thema jetzt daher konsequenter angehen und innerhalb einer Sangha praktizieren, Leider gibt es aber in meiner unmittelbaren Nähe keine Zen-Gruppe oder ähnliches (Standort Arnsberg, NRW) - falls doch, korrigiert mich gerne.


    Da die verschiedenen Richtungen ja prinzipiell nur "verschiedene" Wege zum gleichen Ziel sind, habe ich daher auch nach Alternativen umgeschaut.


    Das Problem: die Gruppe, die hier in meiner unmittelbaren Nähe ist, gehört einem Verband, von dem ich in der Vergangenheit leider nicht so schönes gehört habe (Thema Mobbing, Missbrauch...). Daher habe ich hier etwas Bauchschmerzen.


    Meine Frage ist daher, ob ich:

    1. alleine praktizieren soll

    2. eine weitere Anfahrt auf mich nehmen soll

    3. oder offen für die lokal ansässige Gruppe trotz des schlechten Bauchgefühls sein - auch wenn die Ausrichtung hier für mich offen gesagt auch nicht ganz passt.


    Für offenes Feedback wäre ich sehr dankbar.

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Erstmal möchte ich Dich herzlich willkommen heißen, ti_sta :)

    Es ist nicht überall leicht, eine passende Gruppe zu finden. Als ich noch in Hamburg wohnte, hatte ich viele Möglichkeiten. Und die hab ich auch ausprobiert. So lernte ich die verschiedenen Schulen kennen.


    Heute wohne ich auf dem Lande und habe "nur dieses Form" als Begleitung. Ich habe in den letzten 15 Jahren hier mehr gelernt als in den 20 Jahren davor.


    Ich denke, es kommt auf jeden selbst an, was er/sie daraus macht. Das Forum kann ein guter Spiegel sein, wenn man bereit ist, sich selbst und das vermeintliche Wissen zu hinterfragen.

    Aus meiner Sicht geht es um die Schulung des Geistes, das Begreifen der Lehre und das Loslassen all der Hindernisse, die das Leiden aufrecht erhalten bzw. immer wieder neu heraufbeschwören.


    All das kann auch schriftlich kommuniziert werden. Eine dogmatische Gruppe kann da sehr in die illusionäre Enge bringen.


    Aber natürlich ist ein Lehrer und eine gute Sangha ungemein hilfreich, vorallem zu Beginn, wenn die Lehre noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist.


    Ich wünsche Dir, dass Du findest, was Du brauchst.

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Herzlich willkommen, ti_sta


    Ich würde mich nie einer Gruppe anschließen, bei der ich ein schlechtes Bauchgefühl habe!


    Es gibt immer noch in Deutschland so wenige Sanghas, dass ich vermute, dass etliche von uns für eine für uns passende Sangha manchmal auch weit fahren müssen.


    Also such mal deine Umgebung ab und schau auch mal (das wäre für mich auch ein Auswahkriterium), ob diese Gruppe auch Onlineveranstaltungen anbietet.


    Ich habe vor langer Zeit erstmal alleine angefangen, wobei mir das Buch "Zen-Geist Anfänger-Geist" von Shunryu Suzuki, Theseus Verlag, eine wirkliche Hilfe war.


    Trotzdem, es geht nichts über die Hilfe von erfahrenen Meditierenden oder Lehrern, auch wenn du sie nur 1x im Monat triffst. (Manchmal können die Wegeprobleme auch per Fahrgemeinschaft gelöst werden.)


    Ach ja, mir fallen noch die tibetischen Tergar-Gruppen von Mingyur Rinpoche ein. In den dortigen säkularen "Joy of Live"-Gruppen kann man auch ganz gut die Grundlagen des Meditierens lernen. Klick dich mal durch

    Tergar Deutschland – Die weltweite Meditationsgemeinschaft von Yongey Mingyur Rinpoche


    Du siehst, du hast noch verschiedene Optionen. Einfach mit Geduld und Spucke weitersuchen, bis du etwas gefunden hast, bei dem du dich wirklich wohl fühlst.

  • Herzlich willkommen!


    Ich komme aus einer katholischen kleinen Stadt.

    Es gab gar nichts in meiner Nähe.


    Einmal im Jahr sind Leute von der Diamantweg Sangha bei uns vorbei gekommen.


    Ich war damals finanziell nicht sehr gesegnet und konnte mir keine Bücher leisten.

    Ich habe dann gespart und bin für ein intensives Retreat ins Ausland gegangen.

    Dort habe ich in 7 oder 9 Tagen alles gelernt was ich brauche.

    Aus der geplanten Woche wurden dann Dank der Gastfreundschaft der Sangha, über drei Monate.


    Ab der Zeit war ich theoretisch gesehen unabhängig von den äußeren Umständen.


    Aber ab da hat sich dieses Leben radikal zum positiven verändert.

    Und es haben sich unglaubliche Möglichkeiten ergeben.



    Vielleicht kannst du einmal ein intensives Retreat in deiner Tradition machen und dann zur Not die Vorteile der heutigen Technik (Video, Zoom, WhatsApp usw) nutzen, um Kontakt zu einem Lehrer bzw einer Sangha zu bekommen.


    Alles Gute für dich!


    LG Martin

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die vielen nützlichen Tipps - auf eine Online-Sangha bin ich z.B. gar nicht gekommen.


    Das Thema Retreat werde ich auch Mal anstreben. Dafür könnte man ja ruhig eine weitere Strecke zurücklegen.

  • 3. oder offen für die lokal ansässige Gruppe trotz des schlechten Bauchgefühls sein - auch wenn die Ausrichtung hier für mich offen gesagt auch nicht ganz passt.

    Lieber ti_sta, herzlich willkommen!


    Dein Bauchgefühl in Ehren, aber Du könntest da schon etwas klarer sein. Von Mobbing und Missbrauch hast Du gehört, oder das ist bestätigt? Das wäre ja ein großer Unterschied. Und wie stellt sich die lokale Gruppe dazu, ist das lokal passiert, ist es ein strukturelles Problem dieser Richtung?


    Das die Ausrichtung nicht passt, finde ich da schwerwiegender. Auf welcher Grundlage beurteilst Du das? Hast Du in der Richtung schon ernsthaft praktiziert?


    Ich möchte Dir hier auf keinen Fall diese lokale Gruppe schmackhaft machen. Aber die meisten von uns haben diesen Luxus nicht, und ich persönlich finde, man sollte schon sehr valide Gründe haben, so eine Chance auszuschlagen, ein Bauchgefühl wäre mir da zu wenig. Ein regelmäßiges Treffen kann schon eine große Hilfe sein, nicht nur loszulegen, das ist einfach, sondern auch dabei zu bleiben.


    Liebe Grüße,

    Aravind.


  • Wer „Arnsberg“ mit „Buddhismus“ googelt, findet inflationär Triratna. Von dieser Gruppe ist definitiv abzuraten.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Was ist das für eine Oberlehreraussage.

    Gibt es aktuelle Tatsachen, selbst erlebte oder selbst erfahrene oder wieder nur irgendein Glauben aus vergangenen Zeiten. (Bei Quellen bitte auch die Jahreszahlen angeben.)

  • Was ist das für eine Oberlehreraussage.

    Gibt es aktuelle Tatsachen, selbst erlebte oder selbst erfahrene oder wieder nur irgendein Glauben aus vergangenen Zeiten. (Bei Quellen bitte auch die Jahreszahlen angeben.)

    Infos z.B. hier:

    Triratna / Sangharakshita / FWBO: Vorwürfe von sexuellem Missbrauch, seelischer Manipulation und Mobbing
    Im Oktober 1997 veröffentlichte die britische Tageszeitung The Guardian einen Bericht, in dem von ehemaligen Mitgliedern der Freunde des westlich…
    buddhismus-kontrovers.info


    Ich selbst habe vor einigen Jahre auf einer Mitgliederversammlung der DBU einen Vortrag einer hochrangigen Triratna-Funtionärin gehört, Munisha, die, nach den Skandalen, berichten sollte, welche Maßnahmen die Gruppe ergriffen hat, um so etwas zukünftig zu verhindern.


    Sie nannte die Überlebenden der vergangenen Missbräuche des Gründers von Triratna „Lover“. Sie versuchte die Missbräuche auch dadurch zu verharmlosen, dass sie sagte, dass das damals, in den 60iger, halt andere (sexuell) lockere Zeiten gewesen seien. Von einer verantwortungsvollen Aufarbeitung keine Spur. Bis heute nicht.


    Die verpasste Aufarbeitung hat Konsequenzen (wie man auch an anderen problematischen Gruppen sehen kann). In dem oben verlinkten heisst es: „Es gibt einige öffentlich zugängliche Erfahrungsberichte von Betroffenen, in denen entweder direkt behauptet wird oder die nahelegen, dass es in Triratna eine Gruppen-Kultur gibt, die so verdreht und indoktrinierend ist, dass sie eine Basis für systematischen sexuellen Missbrauch bildet.“


    Was meinst Du mit „wieder nur … ein Glauben“? Es geht um Fakten nicht um Glauben. Und wieder nur was?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • 1997? Na gut hat sich erledigt. Geht mich ja auch nichts an. Sorrx.


    Der Punkt ist, dass diese Missbräuche nicht aufgearbeitet sind und es Berichte gibt, die zeigen, dass bis heute eine schwierige Gruppenkultur herrscht. Die ist die Folge der fehlenden Aufarbeitung. Wenn eine offene, ehrliche und konsequente Aufarbeitung fehlt, setzt sich der Keim des Unheilsamen fort. Wir Buddhisten haben ein Wort dafür: Karma.


    Und doch, das geht uns alle an. Wir sollten sensibel sein für missbräuchliche und problematische Gruppen. Und informiert sein. Nur so können Suchende geschützt werden. Wir alle haben hier eine Verantwortung. Wegschauen fordert weitere Opfer.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • nicht aufgearbeitet sind und es Berichte gibt, die zeigen, dass bis heute eine schwierige Gruppenkultur herrscht.

    Tenzin Peljor hat eine website zu solchen Berichten (& Diskussionen) (diese ist allerdings englischspraching) diffi:cult Die Masse an Material erschlägt einen manchmal, aber meist sind in den threads Leute, die aus ihren eigenen Erfahrungen schreiben können.


    Ein thread von 2016 (nix mit 1997 - 'hat sich erledigt')

    Ein thread von 2017

    Ein thread von 2018 (Mark Dunlop)


    Was ich nicht wirklich verstehe: warum nicht ein Aufräumen in der Organisation? Es geht doch -m.Mn. nach - nicht wirklich dagegen, anhand der Anleitung durch den Buddha-Dharma eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn neue Inititativen/Interpretationen (wie z.B. diese) vielleicht neue Wege versuchen, sondern eklatantes Leiden nicht nur zu beenden sondern dessen Vorhandensein mit "Compassion" zu erfassen, dessen Entstehung -kaltblütig(!)- zu analysieren, und dann Konsequenzen zu ziehen - auch wenn sich das dann gegen Personen richtet, die sich da einen Nektar, ein paar Gratifikationen, herausgezogen haben.

  • ...Genau mit den Berichten habe ich mich eine Weile beschäftigt.


    Die Gruppe hat lokal hier eigentlich einen guten Ruf - mögen bestimmt auch nette und anständige Leute sein.


    Aber was in der Vergangenheit passiert ist, wie (oder wie eben nicht) das Thema aufgearbeitet wurde und die internen Strukturen schrecken mich da ab, weswegen ich hier lieber von absehe, auch wenn es Gewiss viele Menschen gibt, die froh wären, Zugang zu einer Sangha vor der Tür zu haben.


    Vielen Dank aber für das Wohlwollen und die Mühe, mich da aufzuklären 🙏

  • Ich denke eine Gruppe zu haben kann wertvolles Feedback bringen. Von daher kannst du ja weitgehend alleine praktizieren aber z.B einmal im Monat an einem Praxistag teilnehmen. In Dortmund gibt es bestimmt was und da brauchst du ja so ne Stunde hin, oder?

  • Ich will mal anmerken, wie konstruktiv ich die Beiträge in diesem Faden finde. Tipps uns. Hinweise aus persönlicher, ohne abwertende Besserwisserei.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Ist nicht auch auf der Seite der Deutschen Buddhistischen Union eine Liste mit Suchmöglichkeit zu Gruppen in Deutschland ? Zumindest früher war das mal so.

  • Hier gibts auch eine Liste, die bald alle grösseren Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz abdecken soll:

    Meditieren in …| Meditation in Ihrer Stadt
    Meditation in Ihrer Stadt? Sie wollen meditieren lernen, sind sich aber nicht sicher, wo es seriöse buddhistische oder säkulare Anbieter für Meditation gibt?
    www.meditieren.tips

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Ich will einmal meine Erfahrungen mit der Gruppe in Arnsberg schildern vielleicht ist das ja noch einmal eine interessante Perspektive. Auch wenn der Thread schon älter ist. Ich habe jahrelang allein praktiziert und war ebenfalls skeptisch. So hat es mehrere Jahre gedauert, bis ich mir das Buddhistische Zentrum in Arnsberg einmal angesehen habe. Ich habe zudem kaum Erfahrungen mit anderen Triratna-Zentren und kann somit nur über meine Erfahrungen in Arnsberg sprechen, welches ich mittlerweile regelmäßig besuche. In meinem Erleben wird mit der Vergangenheit von Triratna ehemals FWBO und den Vorwürfen gegenüber des Gründers Sangharakshita sehr offen umgegangen. Die „spirituelle Leitung“ in Arnsberg hat mir gegenüber aus Eigeninitiative darüber gesprochen und mir einen Bericht eines Überlebenden als Lektüre empfohlen. Mir wurde von einem Sangha-Mitglied, welches sich stärker an die Gemeinschaft Triratna binden wollte, beichtet, dass in diesem Prozess ebenfalls ein Gespräch über eben diese Themen von der „spirituelle Leitung“ initiiert wurde. Auch habe ich mitbekommen wie das Thema während eines offenen Abends einmal aufkam und gemeinsam darüber gesprochen wurde. Aus meiner Sicht sind die Menschen in Budhistischen Zentrum in Arnsberg sehr bemüht kritisch und konstruktiv mit der Vergangenheit umzugehen. Irgendwelche Missbrauch begünstigende Strukturen sind mir bisher nicht aufgefallen.


    Zu sagen bleibt natürlich, dass Triratna weltweit Gruppen hat und ich nur eine beschränkte Perspektive vor allem auf Arnsberg habe. Vielleicht ist der Umgang mit der Vergangenheit und der Lerneffekt aus eben dieser auch immer abhängig davon welche Menschen vor Ort das Zentrum leiten.