Problematische Lehrer und der Umgang mit ihnen

  • Er war zusammen mit Tenzin Peljor bei der NKT. Dass er das verschleiert, sagt alles.

    Gibt es Belege dazu? Wie lange war er dort, wie intensiv? Vielleicht hat er es nicht verschleiert. Vielleicht hat diese Zeit ihn nur nicht geprägt. Vielleicht stimmt es auch nicht, dass er dort war? Verwechslung, Missverständnis? Das ist es, was ich meine: diese möglichst negative Sicht auf Lehrer und Vertreter des Buddhismus. Überall Inkompetenz, Betrug, Verschleierung, Lüge, Missbrauch, etc... Puhhhh... Leute...


    Die Quelle dazu ist Tenzin Peljor selbst.


    Ja, manchmal nervt mich das auch, dass an jeder Ecke - sagen wir - schwierige Lehrer zu finden sind. Und man muss auch immer genau hinsehen. Deshalb grundsätzlich eine Abwehrhaltung gegenüber gegenüber Fakten zu entwickeln, ist aber auch nicht der richtige Weg.


    Fakten sind:

    • Zimmerling war bei der NKT
    • In seiner Biografie taucht die Zeit bei der NKT nicht auf
    • Es fehlt völlig eine Distanzierung zu dieser sektiererischen Gruppe.
    • Neben Zimmerlings Werdegang, sind seine Qualifikationen unklar. Seine Biografie wurde über die Jahre mehrfach angepasst
    • Zimmerling lässt keine Kritik zu und löscht kritische Posts in Online-Foren/lässt sie löschen.


    (Meine) Meinung ist:

    • Zimmerlings Lehre ist missverständlich, wenig klar, ihm fehlt oft ein tieferes Verständnis

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ja, manchmal nervt mich das auch, dass an jeder Ecke - sagen wir - schwierige Lehrer zu finden sind.

    Dass du glaubst, an jeder Ecke schwierige Lehrer zu finden, liegt ja nicht an den Lehrern auf die du triffst, sondern an deiner Einstellung buddhistischen Lehrern gegenüber.


    Deshalb hebst du ja auch gegenüber Zimmerling nur Aspekte hervor, die du negativ bewertest:

    • Zimmerling war bei der NKT
    • In seiner Biografie taucht die Zeit bei der NKT nicht auf
    • Es fehlt völlig eine Distanzierung zu dieser sektiererischen Gruppe.
    • Neben Zimmerlings Werdegang, sind seine Qualifikationen unklar. Seine Biografie wurde über die Jahre mehrfach angepasst
    • Zimmerling lässt keine Kritik zu und löscht kritische Posts in Online-Foren/lässt sie löschen.

    Kein Mensch besitzt nur Fehler. Jeder Mensch besitzt Fehler und Qualitäten. Also besitzen auch buddhistische Lehrer sowohl Fehler als auch Qualitäten. Sich nur auf die Aspekte zu konzentrieren, die man für die Fehler einer Person hält, ist sehr einseitig. Man muss immer beides sehen und genau hinschauen, welcher Aspekt überwiegt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ja, manchmal nervt mich das auch, dass an jeder Ecke - sagen wir - schwierige Lehrer zu finden sind.

    Dass du glaubst, an jeder Ecke schwierige Lehrer zu finden, liegt ja nicht an den Lehrern auf die du triffst, sondern an deiner Einstellung buddhistischen Lehrern gegenüber.


    Deshalb hebst du ja auch gegenüber Zimmerling nur Aspekte hervor, die du negativ bewertest:

    • Zimmerling war bei der NKT
    • In seiner Biografie taucht die Zeit bei der NKT nicht auf
    • Es fehlt völlig eine Distanzierung zu dieser sektiererischen Gruppe.
    • Neben Zimmerlings Werdegang, sind seine Qualifikationen unklar. Seine Biografie wurde über die Jahre mehrfach angepasst
    • Zimmerling lässt keine Kritik zu und löscht kritische Posts in Online-Foren/lässt sie löschen.

    Kein Mensch besitzt nur Fehler. Jeder Mensch besitzt Fehler und Qualitäten. Also besitzen auch buddhistische Lehrer sowohl Fehler als auch Qualitäten. Sich nur auf die Aspekte zu konzentrieren, die man für die Fehler einer Person hält, ist sehr einseitig. Man muss immer beides sehen und genau hinschauen, welcher Aspekt überwiegt.


    Hier eine nicht vollständige Liste von "schwierigen" buddhistischen Lehrern inkl. den ganz harten Jungs, den Missbrauchstätern. Das sind schonmal über 20. Und das sind nur die, die mir spontan in den Sinn gekommen sind. Ich denke nicht, dass das ein Problem der Wahrnehmung ist. Es ist auch kein individuelles Problem, sondern ein systemisches. Und solange das geleugnet wird, wird Missbrauch in allen seinen Facetten weitergehen. Es ist an der Zeit, dass wir hier zusammenstehen und "Stop" sagen, statt zu leugnen und das Problem auf die Wahrnehmung derjenigen zu schieben, die die Dinge beim Namen nennen.


    Und ja, der ein oder andere Vergewaltiger hat sicher auch gute Seiten. Das zählt in diesem Kontext aber nicht.


    Sogyal Rinpoche

    Dzongsar Jamyang Khyentse

    Sakyong Mipham Rinpoche

    Eido Shimano

    Joshu Sasaki

    Orgyen Thrinle Dorje

    Noah Levine

    Chögyam Trungpa

    Ösel Tendzin

    Lama Norlha Rinpoche

    Michael Roach

    Dennis Genpo Merzel

    Ole Nydhal

    Dagri Rinpoche,

    Jun Po Denis Kelly

    Geshe Kelsang Gyatso

    Dorin Genpo

    Thich Thien Son

    Acharya Lama Dawa

    Sangharakshita

    Klaus Zernickow

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Es ist an der Zeit, dass wir hier zusammenstehen und "Stop" sagen, statt zu leugnen und das Problem auf die Wahrnehmung derjenigen zu schieben, die die Dinge beim Namen nennen.

    Du tust so, als wäret ihr (Du, Bebop, etc...) die einzigen kritischen Menschen hier und die anderen würden das alles nur leugnen und unter den Teppich kehren. Ich denke, die meisten hier nehmen diese Verfehlungen auch wahr, bewerten sie aber in Relation zu den bei weitem überwiegenden positiven Wirkungen und Aspekten vollkommen anders. Die allermeisten buddhistischen Lehrenden sind eben nicht korrupt, inkompetent, bösartig, verlogen, triebgesteuert.


    Meiner Ansicht nach habt ihr euch in eine verzerrte Wahrnehmung der buddhistischen Wirklichkeit hineingesteigert, die, wenn man euch folgt, fast nur aus Lügen, Inkompetenz und Missbrauch besteht. Ich habe in den letzten 20 Jahren aber völlig andere Erfahrungen gemacht. Auch mit Leuten und Schulen, über die ihr hier so gerne herzieht.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Das Problem mit der Qualifikation der Lehrer ist komplex.


    Wenn wir mal in die christlichen Landeskirchen in Deutschland blicken, da gibt es eigentlich immer so etwas wie ein Katechismus der von Personen verschiedener Qualifikation gelehrt werden kann. Unsere Nachbarin übernahm das z.B. für die Kinder die Erstkommunion hatten. Religionslehrer unterrichten mit verhältnismäßig schmaler Ausbildung konfessionellen Religionsunterricht. Pfarrer sind solider ausgebildet, haben ggf. auch theologisch publiziert, und es gibt ein Spektrum von spiritueller Praxis bis theologischer akademischer Forschung der sowohl in der Organisation Kirche, als auch an öffentlichen Universitäten aufgehängt ist. Ein motivierter Laie kann recht klar die katholische Theologie etwa zur Abendmahlslehre vermitteln. Ein katholischer Religionslehrer wird das nochmal besser hinkriegen und vermutlich fehlerfrei. Der Priester im Schlaf.


    Bei uns im Buddhismus ist das halt etwas anders. Zum einen sind wir im Westen oft nicht in der orthodoxen Lehrtradition verhaftet. Viele Buddhisten schnuppern in Zen, Mahayana, Vajrayana und Theravada-Buddhismus herein und basteln sich daraus ihr eigenes Weltbild. Manchmal ist das sehr kongruent zum gebastelten Weltbild anderer buddhistischer Lehrer, manchmal diametral verschieden. Manche orientieren sich traditioneller, manche sind aktiver am "remixen". Das betrifft wirklich alle deutschsprachigen Buddhisten die nicht schon in einer Lehrtradition aufgewachsen sind (weil sie etwa mit Thailändischen oder Vietnamesischen Eltern in Deutschland aufgewachsen sind, die traditionelle Tempel besucht haben).


    An einen einfachen Lehrer (nicht einen Erwachten, nicht einen "großen" Spirituelle Führungspersönlichkeit) kann man nun verschiedene Maßstäbe anlegen, manche dieser Maßstäbe sind fairer, manche unfairer.


    Den Maßstab "Betätigt sich nicht grob unethisch etwa durch Missbrauch" halte ich für extrem wichtig. Es ist nicht verhandelbar, dass ein buddhistischer Lehrer sich nicht missbräuchlich an anderen Menschen vergehen darf


    Den Maßstab "Gibt die orthodoxe Lehre der Lehrtradition genau wieder" reißen wohl unfassbar viele, man kann diesen Maßstab natürlich anlegen, aber ich würde den mal beiseite lassen -- sofern von der Lehrperson nicht vorgegeben wird orthodoxen Theravada oder orthodoxen Reines Land Buddhismus zu lehren (etc).


    Wenn man nun aber nicht die Orthodoxie zum Maßstab erhebt, so muss doch mindestens - frei nach Bonhoeffers 'Übereinstimmung von Handeln und Glauben' - eine Übereinstimmung von Handeln und gelehrtem Dhamma erkennbar sein. Wer die "rechte Rede" lehrt sollte z.B. nicht beim Lebenslauf schummeln, sollte aufrichtig sprechen. Die Lehre die nicht vorleb-bar ist, ist nichts wert, der Lehrer der nicht vorleben kann hat nicht verstanden. Dieser Maßstab wird umso wichtiger, je weiter oben ein Lehrer in der Hierarchie sitzt (sich darstellt oder dargestellt wird).


    Ich persönlich habe einen ganz eigenen Maßstab der mir wichtig ist, so als KO Kriterium für die Auswahl meiner Lehrer. Es ist dass ich nicht den Eindruck habe einer Staubsaugervertreter-Persönlichkeit zuzuhören. Und diesen Eindruck habe ich doch recht häufigt bei buddhistischen Lehrern die im Selbstmarketing in die Vollen gehen. Das sind dann halt eher Lifestyle-Coaches mit buddhistischem Branding.


    Summa summarum: Lehrer müssen sich hinterfragen lassen und ein solches Hinterfragen ist auch keine "Hinterfotzigkeit", insbesondere wenn es konkrete Anhaltspunkte gibt für problematisches Verhalten. Mir ist es lieber wir diskutieren dass dann hier einmal durch, als dass hinter vorgehaltener Hand gewarnt wird / gewarnt werden muss, "weil das ja bei uns Buddhisten immer so nett ist".


    Dazu gehört natürlich, trotz allem, dass man Kritik an einem Lehrer so respektvoll äußern sollte, dass man die Person und Schüler nicht über Gebühr verbal demütigt.

  • Es ist an der Zeit, dass wir hier zusammenstehen und "Stop" sagen, statt zu leugnen und das Problem auf die Wahrnehmung derjenigen zu schieben, die die Dinge beim Namen nennen.

    Du tust so, als wäret ihr (Du, Bebop, etc...) die einzigen kritischen Menschen hier und die anderen würden das alles nur leugnen und unter den Teppich kehren. Ich denke, die meisten hier nehmen diese Verfehlungen auch wahr, bewerten sie aber in Relation zu den bei weitem überwiegenden positiven Wirkungen und Aspekten vollkommen anders. Die allermeisten buddhistischen Lehrenden sind eben nicht korrupt, inkompetent, bösartig, verlogen, triebgesteuert.


    Meiner Ansicht nach habt ihr euch in eine verzerrte Wahrnehmung der buddhistischen Wirklichkeit hineingesteigert, die, wenn man euch folgt, fast nur aus Lügen, Inkompetenz und Missbrauch besteht. Ich habe in den letzten 20 Jahren aber völlig andere Erfahrungen gemacht. Auch mit Leuten und Schulen, über die ihr hier so gerne herzieht.


    Mein Lieber, die Sache mit der verzerrten Wahrnehmung gebe ich mal zurück, denn:


    Ich tue keineswegs so, als seien „wir“ die einzige kritischen Menschen hier. Das denke ich überhaupt nicht. Das unterstellst du lediglich.


    Ich habe nie behauptet, dass die „allermeisten buddhistischen Lehrenden“ keinen guten Job machen. Das unterstellst du lediglich.


    Ich denke auch nicht, dass alle anderen alles leugnen etc. Das unterstellst du lediglich.


    Hier kommen wir zum Problem: Die Wahrnehmung von Verfehlungen und die Bewertung: Ein Lehrer, der missbraucht, kann kein Lehrer sein. Punkt. Er ist nicht geeignet. Niemand kann Befreiung lehren, der selbst derart verstrickt ist. Das ist in der säkularen Welt, bei Therapeuten so, und es ist in der spirituellen Welt so. Viele Buddhisten halten aber an missbräuchlichen Lehrern fest. Oder sie verweisen, so wie Du, reflexhaft auf die guten Seiten der Täter, die es ja auch gäbe. Ich habe dafür kein Verständnis, weil wir damit den Missbrauch nicht ernst genug nehmen und Suchende nicht ausreichend schützen.


    Es ist aus meiner Warte so: Da wird irgendeine Form von idealisiertem Buddhismus, eine Vorstellung von Sangha, die Stellung eines beliebigen Lehrers höher bewertet, als die Unantastbarkeit, Würde und Unverletzlichkeit von einzelnen Menschen. Das ist ein systemisches Problem des Buddhismus. Das MÜSSEN wir überwinden. Die automatisierte, genervte Verteidigungsrede, die implizite Unterstellung, man würde den ganzen Buddhismus diskreditieren - und darauf laufen Beiträge wie von Dir hinaus - wenn man diese Probleme anspricht, führt zum Gegenteil dessen, was sie bezwecken soll: Sie schadet dem Buddhismus.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Oder sie verweisen, so wie Du, reflexhaft auf die guten Seiten der Täter, die es ja auch gäbe.

    Das ist kein Reflex, sondern einfach etwas, das ich durch den Buddhismus gelernt habe. Du nicht?


    Hier geht es aber schon längst nicht mehr nur um Missbrauchsfälle. Manchmal mutet eure Aufklärungskampagne an wie eine generelle Abrechnung mit allem, was nicht säkularer Buddhismus ist. Da geht es um den Vorwurf des religiösen Glaubens, der Inkompetenz, der heimlichen (oder offensichtlichen) Bereicherung, der Bigotterie, des Narzissmus, des Betrugs, zweifelhafter Übertragungslinien, fehlenden Verständnisses des Dharma, unzulässiger Vermischung von Lehrsystemen, fehlender Distanzierung zu Traditionen, denen ihr Sektierertum, Missbrauch, kriminelle Machenschaften unterstellt, und vieles mehr. Bitte, welche Lehrenden taugen denn deiner Ansicht nach überhaupt etwas?


    Egal ob es um den Dalai Lama (Zunge), Thich Nhat Hanh, Ayya Khema, Alan Wallace, Ajahn Brahm, Olivier Reigen Wang Gen, Rodrigo Gonzalez Zimmerling (Das sind die, die nach meinem Wissen in den letzten Monaten hier Thema waren) und noch viele andere mehr geht: Sie alle sind irgendwie verdächtig oder unfähig oder verlogen oder korrupt oder haben den Dharma nicht kapiert oder sind wirr oder haben irgendwie sich nicht distanziert von diesem und jenem oder haben eine dunkle Vergangenheit oder alles zusammen. Das, was Du hier z.B. zu Rodrigo Gonzalez Zimmerling schreibst, findet sich fast genau so bei Bebops Blog. Dieser "Asso Blog" ist voll "Verrissen" verschiedenster Personen der buddhistischen Gegenwart und Vergangenheit.


    Wer ist denn gemeint mit "wir", die wir Deiner Ansicht nach zusammenstehen müssen? Woher nimmst Du die Gewissheit, dass hier irgendjemand Missbrauch nicht ablehnt? Warum dieser Appell? Und ihr seid dann diejenigen, die die Dinge beim Namen nennen? Tatsächlich?


    Was für Dinge und was für Namen sind das denn?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Wer ist denn „Ihr“, Thorsten Hallscheidt ? Ich denke, du schiesst über das Ziel hinaus, wenn Du alle Kritiker zu irgendetwas in die selbe Schublade steckst. Man muss schon zwischen gerechtfertigter Kritik und Querulantentum unterscheiden.


    Was ich als Buddhist gelernt habe, ist Urteilskraft. Du nicht?


    Du musst anerkennen, dass der Buddhismus ein systemisches Missbrauchsproblem hat, das auf eine Lösung wartet.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Du musst anerkennen, dass der Buddhismus ein systemisches Missbrauchsproblem hat, das auf eine Lösung wartet.

    Ich erkenne an, dass das in Deiner Wahrnehmung so ist.


    Ich denke, dass menschliche Gesellschaften ein vielfältiges (nicht nur sexuelles) Missbrauchsproblem haben. Im Buddhismus ist es durch den Buddhismus in mancher Hinsicht weniger stark ausgebildet als in anderen Kontexten.


    Du rätst von Zimmerling aus diversen Gründen ab. Zu welchen buddhistischen Lehrenden konkret rätst Du denn? Hast Du auch eine White-List?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Mir hat die Hetze hier (über 20 Jahre) schon so einige sehr gute Bücher in die Hände gespielt. Je mehr Gegner aus unterschiedlichen Gegenden einer hat je besser muss er sein. Kritiker können nur kritisieren, aber noch nie habe ich einen getroffen, der lehren konnte, was er kritisiert. Hab einfach angenommen, dass er den Kritisierten nie gelesen hat.


  • Das Problem des Buddhismus ist die Guru-Devotion. Sie ist das systemische Problem. Missbrächliche Lehrer können nur dann weiter Lehrer sein, wenn es Menschen gibt, die sich durch sie belehren lassen und Menschen, die dulden, dass sie andere belehren – und uns auffordern, doch bitte auch das Gute in den Gefallenen zu sehen, nicht wahr?


    Dabei war Buddha hier eindeutig:


    Wer anderen die Lehre darlegt, sollte sich dabei fünf Dinge im Geiste gewärtig halten. Welche fünf?

    • ...
    • ...
    • »Nicht um eines weltlichen Vorteils willen will ich sprechen«, so soll man anderen die Lehre darlegen.
    • »Weder mich selbst zu loben noch andere herabzusetzen, will ich sprechen«, so denkend, soll man anderen die Lehre darlegen.

    Anguttara Nikāya, Udāyī Sutta, A.V.159.


    Wer selbst im Sumpf steckt, kann nicht einen anderen aus dem Sumpf herausziehen; wer aber selbst nicht im Sumpf steckt, kann einen anderen aus dem Sumpf herausziehen.

    Majjhima Nikāya, Sallekha Sutta, M.8.16.

    Zuallererst festige dich selbst in rechter Weise auf dem Weg. Und dann erst lehre andere, so wirst du niemand schaden.

    Dharmapada 158.



    Der Buddhismus hat ein größeres Missbrauchsproblem als die säkulare Gesellschaft auf Grund der Stellung des Gurus in der Sangha. Dabei war auch dies von Buddha nicht so gewünscht. Auf die Frage Anandas, was denn nach dem Tod Buddhas werden solle, ernannte er keinen Nachfolger, sondern gab uns mit, dass der Dharma unsere Leuchte sein soll, nicht ein Guru, du erinnerst dich sicher.


    Ich habe überhaupt kein Verständnis für jede Art der Verharmlosung oder Entschuldigung für Missbrauch durch buddhistische Lehrer. Wer sich hier schuldig macht, hat in der Sangha nichts verloren!

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • »Weder mich selbst zu loben noch andere herabzusetzen, will ich sprechen«, so denkend, soll man anderen die Lehre darlegen.

    :!:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ich habe überhaupt kein Verständnis für jede Art der Verharmlosung oder Entschuldigung für Missbrauch durch buddhistische Lehrer. Wer sich hier schuldig macht, hat in der Sangha nichts verloren!

    Jau... das hat noch gefehlt.

    _()_

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Guru Devotion ist was spezifisch tibetisches, kommt aber in anderer Form in allen religiösen Systemen vor und wird z.B. bei C.G. Jung als Mana-Persönlichkeit bezeichnet. Der Archetypus des "Zauberers" - der am Ende einer indivuation als letzte Herausforderung stehen soll.

    Gefahr aus der Tiefe | „Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten“ von Carl Jung
    In seinem Buch „Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten“ gibt Carl Jung eine verhältnismäßig kurze Einführung in seine umfangreiche Theorie der…
    weyrother.net


    Diese Konzepte vertragen sich nicht mit dem Buddhadharma und tatsächlich ist daher die Loslösung von diesem Meister-Schüler-Verhältnis eine notwendige Bedingung um die Einsicht zu gewinnen, dass Ich-und Selbstvorstellungen eben nur Vorstellungen sind.

    Daher ist es ebenso hilfreich sich von dem Begriff der "Tiefe" und "Höhe" zu lösen. Alles ist Oberfläche.

    :zen:



  • Ich formuliere mal positiv: Lehrer bringen Schülern etwas bei, helfen bei Verständnisproblemen, unterstützen das selbstständige Denken und organisieren die notwendigen Übungen in einer sinnvollen, im besten Falle individuellen Gewichtung und Reihenfolge. Vor allem sind sie den Weg schon gegangen, den die Lernenden gehen wollen. Das macht Um- und Abwege unwahrscheinlicher. Das wäre ein systemischer Vorteil.


    Im Buddhadharma gibt es den Kalyāṇamitta oder vorzüglichen Freund oder Lehrer und wird von Buddha als der wichtigste äußere Umstand für eine gute Entwicklung und als das Grunderfordernis für die Entwicklung der „Flügel zum Selbst-Erwachen“ (pi bodhi-pakkhiya-dhammā) bezeichnet. [Quelle]



    Zitat

    Gesellschaft mit Weisen zu pflegen ist deshalb so äußerst wichtig in der spirituellen Entwicklung, da das Beispiel eines nobel gesinnten Ratgebers oft der entscheidende Faktor für das Wecken und Nähren der Entfaltung unseres eigenen unerschlossen spirituellen Potenzials ist. Der unkultivierte Geist beherbergt einen riesige Vielfalt unerkannter Möglichkeiten und diese reichen von den Tiefen der Selbstsüchtigkeit, Egoismus und Aggressivität bis zu den Höhen der Weisheit, Selbstaufopferung und Mitgefühl. Die Aufgabe, mit der wir als Anhänger des Dhammas konfrontiert sind, ist die unheilsamen Tendenzen in Schach zu halten und den Wachstum von heilsamen Tendenzen, Qualitäten, die zum Erwachen führen, zu Freiheit und zur Reinigung, zu fördern. Wie auch immer reifen und schwinden unsere inneren Qualitäten nicht in einem Vakuum. Sie sind Gegenstand eines konstanten Einwirkung der angrenzenden Umgebung und zu den mächtigsten dieser Einflüsse zählt die Gesellschaft mit der wie uns abgeben, die Leute, auf die wir als Lehrer, Ratgeber und Freunde hoch sehen. Solche Leute sprechen unbemerkt unser verstecktes Potenzial unseres Wesens an, Potenzial, daß unter ihrem Einfuß entsprechend entweder entfaltet oder vermindert wird.


    Quelle

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ich formuliere mal positiv: Lehrer bringen Schülern etwas bei, helfen bei Verständnisproblemen, unterstützen das selbstständige Denken und organisieren die notwendigen Übungen in einer sinnvollen, im besten Falle individuellen Gewichtung und Reihenfolge.

    Das kann auch durch Bücher von Lehrern lesen geschehen. Ich hatte damals zB gefühlt gute Begleitung durch den Anfängergeist von S.Suzuki und An Dich (Zitate von Sawaki). Oder „Zen Training“.


    Buddhas „spezielle Lehrreden“ waren mir unbekannt.


    Fragen stellen konnte ich nicht. Oft habe ich die Bücher drei mal gelesen während ich weiter meditierte. Hauptsächlich meditierte ich nur. Und vieles hat sich allein nur durch die Meditation gelöst und beantwortet.


    Nach und nach wurden mir auch die Worte in den Büchern erst klarer, wie sie wirklich gemeint waren. Ein Prozess über Monate.


    Auch die Umsetzung hinein in den Alltag: sie dauert bis heute an. Ist eine tägliche (lebenslange) Übung, die man letztendlich doch ganz allein machen muss. Denn Praxis war mir auch wichtig, wie sonst sollte sich auch was „in meinem Leben verändern“.


    Letztendlich muss man sein Leben ja „ganz allein“ leben, auch wenn Menschen um einen sind, und man manchmal auch gemeinsam etwas löst (lösen muss).


    Viele haben auch oft gar keine Möglichkeit einen Lehrer oder Sangha zu besuchen da keine in der Nähe ist. Sind mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Weil sie auch keine längere Auszeit nehmen können da berufstätig.


    Ich bin erst danach zu einem relativ unbekannten Lehrer um in einem persönlichem Gespräch noch offen gebliebene Fragen zu stellen. Und der konnte mir diese auch zufriedenstellend beantworten.


    Viele suchen aber auch bewusst den persönlichen Kontakt zu einem Lehrer und Sangha um nicht ganz allein zu sein. Des „Gemeinschaftsgefühls“ wegen. So wie in „einen Verein“ oder „zum Gottesdienst“ zu gehen.


    Denn „ganz allein zu gehen“ ist noch einmal eine andere „Hausnummer“.


    Beide Arten haben Vor und Nachteile.


    Aber ich bin gefühlt dankbar es so gemacht zu haben und nicht anders. Weil es auch sein kann, das man anfängt Zuviel nur an einen Lehrer oder Sangha zu hängen.


    Gefühlt habe ich auch lieber alleine meditiert, weil man dabei einfach schneller und besser tiefer kommt, als wenn um einen herum noch andere sitzen. Man spürt ja die Lebewesen direkt um einen herum. Das mag aber auch je nach Mensch unterschiedlich sein.

  • Das Problem des Buddhismus ist die Guru-Devotion. Sie ist das systemische Problem.

    Gut, aber ich habe eine Frage, wenn ich darf, Hendrik .


    Im tibetischen Buddhismus, besonders im Vajrayana, sollte der Schüler die Einweihung nur von einem nach der Tradition anerkannten Lehrer erhalten. Ohne eine solche Einweihung( oder die Ermächtigung, ich bin mit hier nicht sicher) ist es nicht möglich, diese Richtung zu praktizieren.

    Das steht auch in der Monografie "Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart" (Verlag C.H. Beck).

    Das alles setzt absolutes, also uneingeschränktes Vertrauen in den Lehrer voraus.

    Sollte ich also daraus schließen, dass es deswegen kein Buddhismus ist?

    Ein weiteres Problem ist, meiner bescheidenen Meinung nach, dass der Buddhismus eine tiefgründige Philosophie beinhaltet – wie zum Beispiel das Mūlamadhyamakakārikā (MMK) von Nāgārjuna. An den Universitäten wird das viele Jahre lang studiert, doch am Ende versteht man oft nur wenig davon.

    Ein sehr bekannter Buddhist, den ich persönlich schätze, ist Erich Frauwallner. Sein Werk "Die Philosophie des Buddhismus" gilt als Klassiker. Aber er war Nazi – das steht überall.

    Sollte ich ihn deshalb nicht lesen, um den Buddhismus besser zu verstehen?

    Danke für die kurze Antwort im Voraus. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Im tibetischen Buddhismus, besonders im Vajrayana, sollte der Schüler die Einweihung nur von einem nach der Tradition anerkannten Lehrer erhalten. Ohne eine solche Einweihung( oder die Ermächtigung, ich bin mit hier nicht sicher) ist es nicht möglich, diese Richtung zu praktizieren.

    Ich bin da auch nur Laie, aber bei mir kommt bei so was der Verdacht hoch, es geht auch (oder vorrangig) um den Erhalt von Kult und Hierarchien, Machtgefüge.


    Das ist ja auch eigentlich Quatsch, wenn man selbst etwas für sich erkannt hat, es aber zusätzlich noch „den Segen eines anderen dafür zusätzlich braucht“.


    Ob jemand etwas wirklich verstanden oder gelernt hat, sieht man erst in der alltäglichen Praxis.


    Ist genauso wenn du etwas studiert hast oder in einer Ausbildung warst.


    Und dann kommt auch noch mal die Jahre lange Reifung hinzu.

    Wo man Hindernissen im Alltag begegnet, die man in der Ausbildung gar nicht hatte.

  • Einen „Segen“ benötige ich nur, wenn ich nicht durchgedrungen bin und ein weiteres Hindernis von außen brauche.

    Ein Lehrer, der mich nicht verführen will, um mir mein Fehldenken aufzuzeigen, ist kein Lehrer.

    Ein Lehrer, der meine Emotionen ausnutzt, ist kein Lehrer.

    Aber ein Lehrer ist einer, der meine Emotionen weckt, mich verführt, ihnen zu folgen und mich dann vor seine Wand laufen lässt, ist ein Wirklicher Lehrer.

    Der sagt zu mir: „Deine Meinungen sind deine Illusionen und nicht meine Realität!!“


  • Diesen Betrag verstehe ich in dem Kontext nicht. Wenn du mir unterstellen willst, dass ich mich grundsätzlich gegen Lehrer ausspreche, liegst du falsch.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福


  • Du sprichst im Grunde drei verschiedene Dinge an: 1. Darf ich überhaupt einen Lehrer haben, denn ohne geht es offiziell in manchen Traditionen gar nicht. Natürlich darfst du. 2. Welche Stellung hat der Lehrer? Hier ist das, was sich im Westen im tib. Bud. kultiviert hat - weil du diese Tradition ansprichst - reformbedürftig. 3. Frauwallner war Nazi, wie viele andere auch, etwa Heidegger. Nun war Frauwallner kein bud. Lehrer, sondern Wissenschaftler. Das ist dann meiner Ansicht nach eine persönliche Entscheidung, ob man hier Werk von Person trennen möchte. Da es um Wissenschaft geht, habe ich persönlich damit kein Problem, obwohl ich entschiedener Antifaschist bin. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Du hattest geschrieben


    Dabei war auch dies von Buddha nicht so gewünscht. Auf die Frage Anandas, was denn nach dem Tod Buddhas werden solle, ernannte er keinen Nachfolger, sondern gab uns mit, dass der Dharma unsere Leuchte sein soll, nicht ein Guru, du erinnerst dich sicher.

    Ein Guru ist ein spiritueller Lehrer, ein Vorbild. Also hast Du nichts gegen einen Lehrer, aber gegen einen Guru. Wie unterscheidest Du das eine vom anderen?


    Was ist mit der White-List?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Was ist mit der White-List?

    Wer heute (noch) auf der „WhiteList“ steht kann morgen schon auf der „BlackList“ sein. Niemand ist ganz von Fehlern frei.


    Man sollte auch nicht nur (zu) „Schwarz“ „Weiss“ denken…


    Aber gewisse Masstäbe müssen auch angelegt werden dürfen…


    Man könnte höchstens daran messen, wieviele und welche Vergehen gab es in wie langer Zeit, und wie wurde damit umgegangen.


    Und was ist mit denen die Vergehen begangen haben, aber selbst daraus gelernt haben, was ist mit Rehabilitation?

  • Was ist mit der White-List?

    Als jemand der hier auch eigentlich nur kritisiert, kann ich sagen, dass solche "White-Listen" für mich einfach langweilig sind. Das ganze buddhistische Universum besteht ja eigentlich nur aus solchen positiven Berichten. Insofern konzentriere ich mich persönlich darauf, die Fakten über Missbrauch aufzuklären. Ob die "Bösen" nun die Mehrheit oder die Minderheit bilden, ist mir dabei inzwischen ziemlich Wurscht. Wie übrigens, falls man auch mir eine "verzerrte" Wahrnehmung vorwerfen sollte.


    PS ich bin übrigens auch einer, der nicht nur kritisiert, sondern auch lehrt - und das ziemlich gut, würde ich mal sagen :)