Problematische Lehrer und der Umgang mit ihnen

  • Was ist mit der White-List?

    Als jemand der hier auch eigentlich nur kritisiert, kann ich sagen, dass solche "White-Listen" für mich einfach langweilig sind [...]


    PS ich bin übrigens auch einer, der nicht nur kritisiert, sondern auch lehrt - und das ziemlich gut, würde ich mal sagen :)


    Dann hast du ja doch eine White-List, nur halt eine ziemlich kurze. :)

    DON'T HATE, MEDITATE.

  • Brad Warner hat mal in etwa gesagt, dass, wenn man nicht von seinem eigenen Lehrstil vollkommen überzeugt ist, es dann lieber ganz lassen sollte :)


    PS der ist einer, der früher auf meiner persönlichen White List stand, jetzt aber nicht mehr wirklich


  • Es geht mir um die Stellung des Lehrers. Ist er Primus inter Pares oder doch eher unantastbar?


    Warum darf der Karmapa Nonnen vergewaltigen und ist immer noch Oberhaupt, oder sagen wir es aus westlicher Sicht milder: Warum darf er sein Zölibatsgelübte brechen, was in seiner Tradition aber das eigentliche schwerere Vergehen ist, und niemand zieht ihn zur Verantwortung? Weil er unantastbar ist.


    Eine White List unterhalte ich nicht. Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Brad Warner hat mal in etwa gesagt, dass, wenn man nicht von seinem eigenen Lehrstil vollkommen überzeugt ist, es dann lieber ganz lassen sollte :)


    PS der ist einer, der früher auf meiner persönlichen White List stand, jetzt aber nicht mehr wirklich

    Mittlerweile etwas abgedreht der gute Mann. Auch die Reputation ist wohl anicca

  • Es ist auch kein individuelles Problem, sondern ein systemisches.

    In dem von mir bereits erwähnten Buch von H. Bechert und R. Gombrich lese ich über das Vajrayāna, dass man dort für spirituelle Zwecke sexuelle Praktiken mit dem Partner ausüben kann – wenn nicht sogar soll. So viele Mönche waren verheiratet – was bedeutet dann überhaupt das Wort „Mönch“? Man kann nur raten (Ironie). „Verheirateter Mönch“ – das ist eine ziemlich coole Wortschöpfung, haha. Daran sieht man, dass das Problem von Anfang an strukturell vorprogrammiert war.

    Und wenn ich dann irgendwo lese, auch hier, dass Tantra nichts mit Sex zu tun habe – tja, was soll das Ganze? Zum Glück brauche ich keinen Lehrer, denn die gesamte Lehre kann man heute auf Deutsch finden und alleine praktizieren. Edward Conze hat niemals all diese Länder bereist, aber er hat viele Sūtren übersetzt und hervorragend erklärt. Warum also nicht?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Es ist auch kein individuelles Problem, sondern ein systemisches.

    In dem von mir bereits erwähnten Buch von H. Bechert und R. Gombrich lese ich über das Vajrayāna, dass man dort für spirituelle Zwecke sexuelle Praktiken mit dem Partner ausüben kann – wenn nicht sogar soll. So viele Mönche waren verheiratet – was bedeutet dann überhaupt das Wort „Mönch“? Man kann nur raten (Ironie). „Verheirateter Mönch“ – das ist eine ziemlich coole Wortschöpfung, haha. Daran sieht man, dass das Problem von Anfang an strukturell vorprogrammiert war.

    Und wenn ich dann irgendwo lese, auch hier, dass Tantra nichts mit Sex zu tun habe – tja, was soll das Ganze? Zum Glück brauche ich keinen Lehrer, denn die gesamte Lehre kann man heute auf Deutsch finden und alleine praktizieren. Edward Conze hat niemals all diese Länder bereist, aber er hat viele Sūtren übersetzt und hervorragend erklärt. Warum also nicht?


    Das soll hier nur kein Vajrayana Bashing werden. Dass ein Lehrer über alle Maßen ungesund verehrt wird, findet sich auch in anderen Gruppen und Traditionen. Das gibt es genauso im Zen oder schau Dir Triratna an, die den Anspruch haben, eine moderne Deutung des Dhrama zu vertreten.

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  • oder schau Dir Triratna an, die den Anspruch haben, eine moderne Deutung des Dhrama zu vertreten.

    Sangharakshita erklärt es aber sehr gut, was nicht heißt, dass ich ihn verehren sollte. Wenn D.T. Suzuki dem Faschismus sympathisierte, der Halb-Jude Dürckheim ebenfalls ein Diener des NS-Regimes war und auch S. Rinpoche mit seinem Bestseller … Nun, es ist nicht verboten, all das zu lesen und darüber nachzudenken. Sie alle sind nur Menschen, keine Engel.


    Man kann sie als Lehrer verurteilen, aber ihre Werke einfach zu lesen und sogar zu respektieren, das wäre eine ganz andere Sache. Das ist meine eigene Meinung – wenn ich sie haben darf.


    Auch von Ch. Trungpa kann man viel finden, aber jeder weiß, wer er war.

    Ansonsten betrachten wir sie nur als Verbrecher – dem würde ich nicht zustimmen.

    Ich bleibe bei meiner eigenen Position; man kann es löschen.

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  • Ich erkläre das ganze mal an einer Allegorie:


    Stell dir einmal vor, du liest ein Buch darüber, wie mein Auto fährt. Da steht dann, um in den ersten Gang zu schalten, trittst du die Kupplung, legst mit dem Schaltknüppel den ersten Gang ein, lässt die Kupplung langsam kommen und dann gibst du Gas. Das Gleiche wiederholst du, wenn du in andere Gänge schalten willst.


    Dann erfährst du aber, dass der Autor dieses Buches es nie geschafft hat, selbst ein Auto auch nur einen Meter zu bewegen, denn immer, wenn er selbst schaltete, soff der Wagen ab. Was hältst du dann von diesen „Lehrer“?


    Nun könnte man einwenden, was er schrieb, war aber dennoch richtig, auch wenn er die Technik selbst nicht beherrschte. Doch woher weißt du das, wenn der Lehrer selbst nicht in der Lage war, seine Anweisung in die Praxis zu überführen? Vielleicht hört sich das alles nur richtig an und irgendwas entscheidendes fehlt, um es richtig zu machen. Oder das ganze ist nur abgeschrieben. Dann ist er ein Betrüger. Er hat lediglich etwas auswendig gelernt, was andere erfahren haben, und gibt es als seine Lehre aus. Aber gleichzeitig verlangt dieser „Lehrer“, dass man ihn hoch verehrt und ihm bedingungslos vertraut.


    Ich würde diesem „Lehrer“ nicht trauen und mir lieber jemanden suchen, der schon ein paar Rallyes gewonnen hat und mir mit Respekt und Mitgefühl begegnet.

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  • Nun könnte man einwenden, was er schrieb, war aber dennoch richtig auch wenn er die Technik selbst nicht beherrschte. Doch woher weißt du das, wenn der Lehrer selbst nicht in der Lage war, seine Anweisung in die Praxis zu überführen.

    Wenn sogar der von dir erwähnte Martin Heidegger ein Faschist war, so war er dennoch ein genialer Philosoph. Um es klarzustellen: Das würde niemand bestreiten.


    Mich würde nicht interessieren, wie er das Auto fuhr, mit wem er schlief usw.

    Die geistige Tradition ist anders als die Menschen mit ihrem eigenen Verhalten.

    Wer war Shantideva, wer war Nagarjuna? Ich habe einiges nicht Gutes über sie gelesen.

    Sie waren wahrscheinlich keine Heiligen, aber das ist mir egal. Sorry!

    Es gehört uns allen – sie waren genial! Das ist das kulturelle Erbe der Menschheit!


    P.S. Paulus war zuerst Saulus, oder?

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  • Mittlerweile etwas abgedreht der gute Mann. Auch die Reputation ist wohl anicca

    ich habe bspw. Brad Warners erstes Buch gelesen, weil mich seine eigene Erfahrung mit Erwachen interessiert hat, und was sein Lehrer dazu meinte. Wenn ich darin von „Furzman“ las, als er über seinen Sitznachbarn lästerte, kamen mir persönliche Zweifel.


    Genauso konnte ich dem „Tibetischem Buch vom Leben und Sterben“ viel Hilfreiches entnehmen, oder aus Büchern von Chögyam Trungpa. Persönlich habe ich diese Lehrer aber spätestens nicht mehr als „Vorbild“ genommen, als ich mehr von ihrem Fehlverhalten erfuhr.


    Es waren für mich auch erste Schockmente, weil ich bis dahin dachte, Meister ist Meister, einmal Meister, immer Meister.


    Ebenso bei Muho, der für mich gefühlt Zuviele Selfies nur noch dreht, und sogar um monatliche Überweisungen indirekt anfragt „damit er seine Rechnungen bezahlen kann“. Da habe ich mich oft gefragt, warum geht er nicht arbeiten?


    Viele, die viel auf YT unterwegs sind, geht es anscheinend primär mehr um Selbstvermarktung und um „Nicht vergessen zu werden“, um „Beachtung“, bis hin zu Bewunderung.


    Ist zumindest mein Eindruck.


    Man kann somit auch daraus etwas lernen:


    Es gibt Lehrer, oder Menschen, die Erwachen erlebt haben, die sich „im Buddhismus auskennen“, die aber auch persönlich mehr oder weniger selbst an der Praxis gescheitert sind.


    Es kann auch als Warnung verstanden werden, das Erwachen allein „nie alles ist“. Und das „der Weg“ nie einfach und immer voller Fallstricke ist. Und täglich eine neue Prüfung ist.


    Und auch, das viele „Unwissende“ einem Lehrer anfangs oft alles blind glauben und vertrauen, weil sie selbst noch keine eigenen Erfahrungen gemacht haben. Noch nicht besser unterscheiden können, was denn an dem Meister falsch ist oder sein könnte.


    Andere suchen aber auch trotz allem Zuflucht in eine Sangha oder Sekte, oder hören „einem Idol zu“, das sie sich selbst wünschen zu sein, um nicht mehr allein zu sein, weil sie in der „normalen Welt“ nicht mehr zurecht kommen.


    Es gibt auch immer mehr als nur einen Aspekt, Gesichtspunkte…


  • Ich rede auch nicht von Heidegger, sondern von Lehrern, die uns zeigen sollen, wie man dukkha überwindet. Wie soll das jemand zeigen können, der nicht nur dazu in seinem eigenen Leben versagt, sondern bei seinen Schüler:innen zusätzliches, manchmal schweres, nicht wieder gutzumachendes Leid erzeugt?

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  • Eine White List unterhalte ich nicht. Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte.

    Als jemand der hier auch eigentlich nur kritisiert, kann ich sagen, dass solche "White-Listen" für mich einfach langweilig sind.

    Seht ihr, und das unterscheidet uns grundsätzlich. Ich kann mir Namen nicht gut merken. Darum merke ich mir nur die Namen von Menschen, die etwas Positives, Hilfreiches, Wirkliches in mir ausgelöst haben, die mich inspiriert haben, die mir Dinge beigebracht haben. Ich habe keine Blacklist, sie wäre mir langweilig und ich wüsste auch nicht, warum ich eine unterhalten sollte.


    Zudem gehe ich bei Menschen immer davon aus, dass sie normalerweise weit mehr "schlechte" Dinge denken, sagen und tun als gute, weil ich mich selbst gut kenne. Das ist Dukkha: Nach bestem Willen und Gewissen gut handeln wollen und immer wieder in Gier, Hass und Verblendung versinken – oft ohne es zu merken – im Gegenteil, man glaubt sogar manchmal besonders gut zu sein und zu handeln, und steckt bis zum Hals im Dreck. Auf meiner Blacklist, wenn ich eine hätte, wären ALLE. :lol:


    Besser als gut und schlecht als Begriffe sind heilsam und unheilsam. Menschen tun viele unheilsame Dinge, unheilsam für andere, vor allem aber für sich selbst. Sie machen sich krank, machen andere krank. Das ist die Norm, das ist der Alltag, das ist Samsara. Mich wundert es nicht, wenn Menschen anderen Menschen Leid zufügen. Mich wundert eher, wenn sie es mal nicht tun.


    Ich habe eine hohe Meinung von einigen Künstlern, Dichtern, Philosophen, Lehrern und Meistern, unabhängig davon, was sie in ihrem Leben an unheilsamen Dinge getan haben. Wie gesagt, für mich ist das die Norm: Dukkha. Menschen kämpfen gegen sich selbst, gegeneinander, gegen die Natur, immer angetrieben von den Geistesgiften: Normalsterbliche ebenso wie Laien, Mönche, Lamas, Meister, Gurus, keiner ist davon ausgenommen. Dennoch haben manche von ihnen sehr lichte Phasen, in denen sie der Wirklichkeit nahe, in denen sie dem Erwachen nahe sind. Diese Erfahrungen bleiben unauslöschlich im Geist, auch wenn alles wieder in Schlamm versinkt, und können, wenn diese Menschen in der Lage sind, sie zu transportieren, anderen Menschen den Weg in die Wirklichkeit zeigen.

    Interessant: diese Leute sind oft voller Mitgefühl für andere, die noch im Schlamm sitzen – auch wenn (oder gerade wenn) sie selbst keine "guten" Menschen waren oder sind. Dostojewski kennt einige von ihnen.


    Das mag ich an Jesus: er zieht die Gesellschaft von Prostituierten, Dieben und Zöllnern der von tugendhaften Pharisäern vor. Die Sache mit dem Stein bei der Ehebrecherin... Aber ich kann auch Milarepa, den Mörder, Schwarzmagier und Künstler gut leiden. Seine Lieder sind wundervoll. Auch Aṅgulimāla hat mich beeindruckt.


    Es ist schlimm, was diese Lamas und Gurus, die ihr hier auflistet, ihren Schülern und Schülerinnen antun und angetan haben, sehr schlimm, auch für den Sangha, der davon betroffen ist. Ich hoffe, dass sie einen guten Weg heraus finden. Ich hoffe, dass ihre Opfer einen guten Weg heraus finden. Ich hoffe, dass ich einen guten Weg heraus finde.


    Die Zeiten sind für viele Menschen bedrückend, ängstigend und deprimierend. Da erzähle ich lieber von weißen Listen. Noch lieber aber von bunten Listen.


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    Und dann vermag es der eine oder die andere dann doch im Laufe des Lebens, das Übel bei der Wurzeln zu packen und es zu überwinden: Ein Wunder! Aber wie viele sind das? Mehr als zehn, die zurzeit auf der Erde rumlaufen? Zwanzig? Wahrscheinlich bekommen wir von ihnen eh nichts mit. Die anderen? Dukkha, Dukkha, Dukkha... :party:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()


  • Genau, so machen wir das ab sofort: Wir schweigen über Missbrauchstäter, weil ja alle irgendwie im Samsara stecken und niemand wirklich gut ist und auch der Ärgste Lichte Momente hat.


    Das nennt man Relativismus und hilft, dass zum Beispiel Thich Thien Son weiter Sex mit Minderjährigen haben kann. Schaut dann halt keiner mehr so genau hin.

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  • Wir schweigen über Missbrauchstäter

    Nein, tun wir offensichtlich nicht. Und das ist auch gut so.


    Du hast meinen Text nicht verstanden.


    Gute Nacht. :moon:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Du hast meinen Text nicht verstanden.

    Ich habe es verstanden. Sehr kurz und prägnant, was ich meine.


    Aṅgulimāla, der hier erwähnt wurde, war nach modernen Kriterien eigentlich ein Serienkiller. Er hatte 999 Menschen getötet und wollte schließlich sogar seine eigene Mutter umbringen. Doch dann wurde er ein Heiliger – ein Arahat.

    Katapultieren wir diesen Mörder in unsere Zeit, also ins Jahr 2025: Wer würde ihm glauben, dass er ein anderer Mensch geworden ist? Das wäre doch lächerlich, denke ich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte er entweder die Giftspritze bekommen oder wäre auf dem elektrischen Stuhl gelandet.

    Wenn wir im Buddhismus den Missbrauch als ein rein strukturelles Problem sehen, dann können wir gleich den ganzen Buddhismus abschreiben. Überall würden wir dann nur Lehrer sehen, die ihre Schüler oder minderwertige Menschen missbrauchen – ich übertreibe absichtlich.

    Dabei übersehen wir das menschliche Potenzial: dass in jedem von uns die Buddha-Natur vorhanden ist. Auf normale Sprache übersetzt: Wir würden nur noch überall Pech -Schwarz sehen, keine bunten Farben mehr – so, wie du es ausdrückst.


    Zugespitzt formuliert: Unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Missbrauch betreiben wir letztlich die Herabsetzung und Zerstörung spiritueller Traditionen – egal welcher Richtung.

    Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass ich persönlich Missbrauch, egal welcher Art, relativieren möchte. Bitte mich korrekt zu verstehen.


    PS: Und dann nicht nur Aṅgulimāla – fast alle Lehrer wären Mörder und Vergewaltiger, was ich persönlich sehr bedenklich finde. Besser keine! (Ironie).

    Wir zerreißen den Buddhismus, wir lassen an allem kein Haar übrig.

    Sorry, so wie ich es sehe. Das ist der Bereich „Kontrovers“.

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    Sokrates


  • Du bringst es auf den Punkt. Genau daher rührt der Widerstand gegen Aufklärung von Missbrauch im Buddhismus von sonst eigentlich völlig vernünftigen Personen. Man meint, „Lama XY, der missbraucht, und diese Personen hören: „Ich will den Buddhismus zerstören!“


    Da kann ich nur an Thorsten Hallscheidt und Helmut und andere appellieren, genau hinzuhören, was gesagt und gemeint wird.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福


  • Genau daher rührt der Widerstand gegen Aufklärung von Missbrauch

    Es gibt diesen Widerstand nicht. Zumindest weder bei mir noch bei Helmut.


    appellieren, genau hinzuhören


    Ich höre: Lama XY hat Schüler missbraucht.

    Ich höre: Dieser Missbrauch ist ein strukturelles Problem von Tradition ABC, aber auch von D und E und F – an jeder Ecke ein Missbrauchstäter.

    Ich höre: Weil Lehrer Max Mustermann mal in Tradition ABC oder D oder E aktiv war und sich nicht davon distanziert, ist Max Mustermann auch verdächtig. Von ihm wird abgeraten.


    Das geht mir zu weit!


    Ich sage: Das, was ich da höre, wird weder den Traditionen noch der Wirklichkeit in vielen buddhistischen Sanghas noch den allermeisten Lehrenden dieser Traditionen gerecht. Wenn ich mich nun als Neuling hier über verschiedene Traditionen oder Lehrer informieren möchte, welches Bild bekomme ich denn da?


    Missbrauch ist ein klares Männerproblem! Der allergrößte Teil findet in der Familie statt. Hat darum das Konzept Familie ein strukturelles Problem? Es findet Missbrauch in ähnlichem Massstab in Sportvereinen, in Firmen, am Theater, in der Kunst, in pädagogischen Einrichtungen an Universitäten statt. Haben alle diese Institutionen ein genuin strukturelles Problem? Oder haben sie ein Männerproblem?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Von mir auch noch ein Einwand gegen das hier betriebene Niedermachen von Lehrern:

    Es ist hier noch nie, ich meine auch wirklich nie, ein Buch und ein Lehrer, den jemand oder sogar mehrere für hilfreich für sich vorgestellt worden, das nicht von irgendeinem Hüter seines heiligen Grals mit Ausdauer niedergemacht worden. Noch nie!

    Darum habe ich viele Lehrer als Bücher gefunden, weil ich mich von dieser Niedertracht der Gralshüter nie habe leiten lassen. Allerdings auch nie weiter meine Meinung verteidigt.


    Wundert euch nicht, ihr Hüter das im Buddhaland die Jahre in denen es um Buddhismus in jeder Schule schon lange vorbei ist.

  • Je mehr Macht eine Institution den leitenden Männern verleiht, desto anfälliger für Missbrauch. Und der traditionelle Buddhismus ist nun mal ziemlich extrem in dieser Weise. Da sind wir uns wohl alle einig.

  • Von mir auch noch ein Einwand gegen das hier betriebene Niedermachen von Lehrern:

    Es ist hier noch nie, ich meine auch wirklich nie, ein Buch oder Link oder ein Lehrer, den jemand oder sogar mehrere für hilfreich für sich vorgestellt worden, das nicht von irgendeinem Hüter seines heiligen Grals mit Ausdauer niedergemacht worden. Noch nie!

    Darum habe ich viele Lehrer als Bücher gefunden, weil ich mich von dieser Niedertracht der Gralshüter nie habe leiten lassen. Allerdings auch nie weiter meine Meinung verteidigt.


    Wundert euch nicht, ihr Hüter, dass im Buddhaland die vielen Jahre, in denen es um Buddhismus jeder Schule ging, schon lange vorbei ist.

  • Und der traditionelle Buddhismus ist nun mal ziemlich extrem in dieser Weise.

    Der traditionelle Buddhismus ist auch sehr extrem in seiner ethischen und weltanschaulichen Ausrichtung, extremer auf das Heilsame ausgerichtet als die meisten Familien, Vereine oder Firmen.

    Sagen wir, wo Macht ausgeübt wird und Männer diese Macht innehaben, gibt es Probleme. Wenn Du also möchtest, dass wir das Patriarchat abschaffen in seinen vielfältigen Ausprägungen, so bin ich ganz bei Dir.


    Die verschiedenen traditionellen, buddhistischen Lehrsysteme bestehen aber aus weit mehr als aus diesen patriarchalen Strukturen. Ja, sie bieten zugleich auch das Handwerkszeug, diese Strukturen grundsätzlich zu überwinden.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Je mehr Macht eine Institution den leitenden Männern verleiht, desto anfälliger für Missbrauch. Und der traditionelle Buddhismus ist nun mal ziemlich extrem in dieser Weise. Da sind wir uns wohl alle einig.

    Hat mal einer herausgefunden, wo und wie sich Menschen gegen einen Missbrauch gewehrt haben, ohne groß in die Trompete zu stoßen? Habt ihr die Nicht-Opfer, die sich abgewendet haben, auch so akribisch aufgezählt? Die Meister, die ohne großes Brimborium einfach rausgeschmissen wurden?

    Ihr seid mir ja schon ekelhaft einseitig und was ich euch wirklich übel nehme, ist, dass ihr keine Verhaltensregeln, die ihr selbst erprobt habt, aufzeigt. Um Schutzmechanismen solltet ihr euch kümmern. So seid ihr nur sensationsgeile Heuchler.

    Buddhismus kontrovers heißt auch, dass man sich mit Kontroversen kontrovers auseinandersetzt.

  • Und der traditionelle Buddhismus ist nun mal ziemlich extrem in dieser Weise.

    Der traditionelle Buddhismus ist auch sehr extrem in seiner ethischen und weltanschaulichen Ausrichtung, extremer auf das Heilsame ausgerichtet als die meisten Familien, Vereine oder Firmen.

    Sagen wir, wo Macht ausgeübt wird und Männer diese Macht innehaben, gibt es Probleme. Wenn Du also möchtest, dass wir das Patriarchat abschaffen in seinen vielfältigen Ausprägungen, so bin ich ganz bei Dir.


    Die verschiedenen traditionellen, buddhistischen Lehrsysteme bestehen aber aus weit mehr als aus diesen patriarchalen Strukturen. Ja, sie bieten zugleich auch das Handwerkszeug, diese Strukturen grundsätzlich zu überwinden.

    Um uns dann in einem genauso despotischen Matriarchat wiederzufinden?

  • "..an jeder Ecke" gäbe es Missbrauchstäter: Bittere Tatsache, die Du nicht leugnen kannst, ist, dass es sich bei den größten Sangen in Deutschland um problematische Gruppen handelt: Rigpa, Diamantweg, Triratna, Karma Kagyü, Shambala. Aus Sicht der Mitgliedszahlen haben wir ein Problem "an jeder Ecke". Aus der Perspektive der Anzahl der Lehrer sieht die Sache anders aus.


    Nicht "es wird abgeraten", sondern ICH rate im Blick auf Zimmerling ab. Darf man seine persönliche Meinung nicht mehr formulieren, ohne, dass einem unterstellt wird, man beschädige den ganzen Buddhismus?


    Ganz genau: Neulinge sollten das hier genau lesen, damit sie nicht in die Fänge von Scharlatanen und Missbrauchstätern geraten. Hier schwingt immer noch das mit, was ich bereits formuliert hatte: Man weist auf Missbrauch hin und Du befürchtest, dass das Image des Buddhismus schaden nimmt: "welches Bild bekomme ich denn da?" Hauptsache das Image stimmt? Ist doch egal, wenn Suchende Schaden nehmen? Das ist das, was ICH höre.


    4. "Missbrauch ist ein klares Männerproblem! Der allergrößte Teil..." wieder Relativismus/Whataboutism. Weil es also sexualisierte Gewalt in Sport und Familie gibt, ist sie in den Sanghen okay?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Die Meister, die ohne großes Brimborium einfach rausgeschmissen wurden?


    Das ist doch eines der Probleme im Buddhismus. Ich kenne kaum einen missbrächlichen Lehrer, der nicht mehr lehrt/lehrte. Auf Sogyal musste massiven Druck ausgeübt werden. Und sein Nachfolger Dzongsar Khyentse rechtfertigt die seine Taten bis heute.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福