Problematische Lehrer und der Umgang mit ihnen

  • Denn wir alle identifizieren uns mit unserem eigenen Körper – und nicht nur damit! Mein Job, mein Handy, meine Frau … lol. Aber all das ist vergänglich. Alles, was bedingt entstanden ist, vergeht irgendwann.

    Wir identifizieren uns auch mit "Da ist kein Ich", "ich bin das nicht". Wer sonst außer "wir" sollte zu diesen Erkenntnissen kommen? Das Ungeborene? Was Sokrates da tat am Ende seines Lebens, war ja ebenfalls vergänglich, und zwar, weil sein Körper zuerst verging, das, womit man sich also schon gleich gar nicht identifizieren sollte - beim Buddha war es genauso, es war dem Körper scheißegal, ob er sich mit ihm identifizierte, der Körper zog einfach einen Schlussstrich unter deren Illusionen.


    Insofern, ich weiß nicht recht, wenn man nicht mit seinem Körper im Reinen ist, kommt man wohl auch nicht drauf.


    Schon Huang-po sagte - und ich wiederhole, ich stehe in der Chan/Zen-Tradition, nicht im Theravada - dass der Geist nicht den Geist betrachten kann. Aber bei all diesen Lehrreden Buddhas geschieht das noch. Das kann man einfach testen, indem man diesen Geist mal ausschaltet - wenn er sich nicht mehr betrachten kann, sind die Identifizierungen weg. Aber auch jeder "Pfad".

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Gerade für Bankei war das Ungeborene ja eine zentrale Erkenntnis/Erfahrung, die seine gesamte Lehre durchdrungen hat.

    Und ich habe weiter oben gesagt, mit welchen entscheidenden Folgen. Ganz eindeutig NICHT, was die hier oft zitierten Theravada-Lehrer sagten. Aber mit Anschluss ans frühe Chan ("der Geist, der sitzt"). Bankei verwies einfach auf das, was da war, das Singen der Vögel z.B. Es gibt nichts zu erlangen, nicht mal durchs Sitzen oder Gebote. Da die Gedanken leer sind, muss man auch keine ablehnen, weder solche an Schuhe (siehe Brad Warner) noch solche, die einem sagen: "Mir passt es hier nicht" (siehe Muho). Dann macht man auch nicht mehr so "versessen" Zazen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Ganz eindeutig NICHT, was die hier oft zitierten Theravada-Lehrer sagten. Aber mit Anschluss ans frühe Chan ("der Geist, der sitzt"). Bankei verwies einfach auf das, was da war, das Singen der Vögel z.B. Es gibt nichts zu erlangen, nicht mal durchs Sitzen oder Gebote.

    Grau ist alle Theorie. Ich denke, auf beiden Wegen wird das vollkommene Aufgeben, Hingeben und Loslassen Bedingung sein. Wir werden sehen – oder auch nicht. Wer sollte es auch sehen?


    Ich kenne das Buch über Bankei. Sehr gut! Ich kann ihn sehr gut leiden. Das Lied vom Wurzelgeist (Honshin no Uta) ist auch sehr fein:


    Zitat

    [...]


    Ich kümm're mich nicht mehr

    um Erleuchtung den ganzen Tag,

    und daher kommt es:

    Am Morgen wach' ich ausgeschlafen auf!


    Beten um Heil in kommenden Welten,

    beten für deine egoistischen Ziele,

    heißt nur häufen und türmen

    Anmaßung auf Ichsucht.


    Müde bin ich jetzt

    des Gebets nach Erlösung,

    gehe ruhig meinen Weg

    und lasse den Atem gehen.


    [...]


    oder:


    Zitat

    [...]


    Die Buddhas tun mir leid:
    mit all ihrem Schmuck,
    wie müssen sie geblendet sein
    von diesem Glanz!


    Zu früh für dich,
    Buddha im Schrein zu sein,
    lieber ein Wächterdämon
    draußen vor dem Tor!


    Suchst du im Reinen Land
    nur deinen Lohn,
    schämst du dich nicht
    vor dem Buddha dann?


    [...]

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    3 Mal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Also WER vermittelt denn die Buddha-Lehre authentisch, und WELCHE ist denn bitteschön authentisch? Das ist doch alles gar nicht ausgemacht. Das ist also genauso subjektiv wie zu sagen, emotionaler oder sexueller Missbrauch sei schlimmer, als den Leuten Mist zu erzählen. Okay, es ist wohl schlimmer, aber aus buddhistischer Sicht ist es nicht viel weniger bedeutsam, jemandem den Weg zum Erwachen zu verbauen, z.B. indem man sich als unreifer Lehrer völlig verzettelt und seine Zuhörer auf Abwege treibt.

    Deine (rot gekennzeichnete) Frage ist natürlich ein sehr berechtigter Einwand, Bebop , letztlich ist die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Lehrer wohl - im günstigsten Fall - eine subjektive Herzensentscheidung, nach Prüfung durch Verstand (auch anderen Lehrern zuhören, ihre Bücher lesen und "Schnittmengen" suchen, Palikanon einbeziehen) und ev. wahrgenommenem "Bauchgefühl". Es muss irgendwie "passen"...


    Aber, wie gesagt, glaube ich, auch von Lehrern lernen zu können, die vielleicht selbst noch ziemlich "in der Irre" stecken, deren Geist noch nicht "das stille Meer des Friedens" wiedergibt, die aber ehrlich damit umgehen.

    (Gutes Zeichen: Wenn sich ein Lehrer selbst als "Kalyanamitta" sieht und bezeichnet und nicht als "Guru"..)


    Ein Neuling, der sich - ohne vorherige Information - direkt in eine Sangha begibt und den/die dortigen Lehrer als Autorität voll Vertrauen annimmt, wird vermutlich ziemlich kritiklos dessen Sicht auf die Buddha-Lehre übernehmen, insbesondere, wenn er Fortschritte macht und sich tiefe Dankbarkeit (und mehr...) dem Lehrenden gegenüber entwickelt :?


    Der Buddhadharma ist Psychotherapie und Geistesschulung, u.a. auch mit Hilfe von körperlichen Techniken - und körperliche Voraussetzungen können, wie auch psychische und geistige, ja stark differieren...

    Ein Mensch mit Kniearthrose o.ä. wird sich im vollen/halben Lotossitz u.U. sehr quälen, während es seinem gesunden Nachbarn keinerlei Probleme bereitet.

    Ein - in meinen Augen - "guter" (= empathischer, mitfühlender) Lehrer hat dies auf dem Schirm.


    Ayya Khema war offenbar diesbezüglich schon mal etwas "ruppig":

    Wollte beispielsweise ein Meditationskursteilnehmer wegen körperlicher Beschwerden vorzeitig abreisen, gab sie ihm mit auf den Weg (sinngemäß):

    "Tut mir leid, du kannst gerne abreisen, aber DUKKHA FÄHRT MIT."

    Wohl wahr, richtig und auch ein notwendiger "Appell", aber in den Ohren eines - mutmaßlich - eh unglücklichen und frustrierten Kursabbrechers eine zusätzliche "Klatsche".

    (Klar: Ayya Khema stand für die These "Dukkha ist der beste Lehrmeister".)


    Übrigens (Kl. Anekdote ;) :erleichtert: ) wurde berichtet, dass sich an einem warmen Sommertag mal einige Kursteilnehmer Ayya Khemas in der nachmittäglichen "freien Zeit" ein Bad im nahen Badesee gönnten und Ayya Khema - die aufgehängten Badetücher registrierend - dies als kontraproduktiv "abmahnte"....

    (Hm.... "Verbot" Buddha Shakyamuni seinen Mönchen auch das Bad im Fluss, weil es von der Meditation ablenken und Sinnesgenüsse hervorrufen könnte??) ;)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Tut mir leid, du kannst gerne abreisen, aber DUKKHA FÄHRT MIT."

    Und Dukha bleibt zurück, im Retreat.


    Der Ansatz, der mir nicht gefällt, ist, sich noch mehr Scherereien und Schmerzen zu machen, als es eh schon gibt, und sich damit sogar vorbereiten zu wollen auf andere Pein. So meint z. B. Muho seit Jahren, die Pipifax-Schmerzen in Rücken und Knien, die man beim Zazen hat - und gegen die ich selbst nie ein Schmerzmittel nahm, weil ich wusste, die gehen weg, sobald ich nicht mehr so sitzen muss -, würden einen auf etwas vorbereiten, was auf der Schmerzskala so ab 7 anfängt oder nicht mehr von selbst ohne Weiteres aufhört. Der wird sich ggf. noch wundern.


    Ansonsten macht das auch jeder im Gym, wenn er es ernst meint, an seine Schmerzgrenzen gehen, es ist nichts Besonderes. Und zwar deshalb, weil man davon ausgehen kann, dass die wieder vergehen, wenn man mit den Übungen Schluss macht. Die Parallele ist dann auch treffend, denn in beiden Fällen geht es um das Austesten körperlicher Belastbarkeit, wobei natürlich die willentliche Gegenarbeit eine Rolle spielt, das Loslassen des Schmerzes, das Seinlassen des Schmerzes usw. Mit diesen Vorstellungen sollte man sich aber mal dahin begeben, wo Schmerzpatienten schreien und sich krümmen, auf eine Intensivstation mit Brandopfern oder ins Hospiz, wenn sich eine Bauchspeicheldrüse verdaut, und sich einer Studie unterziehen, wie erfolgreich die eigenen Rezepte dann noch sind.


    Das Groteske an diesem Schauspiel ist m. E., dass diese Menschen gerade nicht eine Einheit von Geist und Körper verwirklichen, sondern ihrem Geist etwas zumuten wollen, was der Körper ggf. nicht mitmacht. Sie spielen beide gegeneinander aus. Das hat seine Wurzeln natürlich in diesen alten Vorstellungen, dass der Körper zwar vergehen möge (und nicht Ich sei, aber in meinen Dienst zu stellen), aber irgendwas Mystisches ja noch ewig oder wiedergängerisch sein könnte, das sich gefälligst von den Grenzen des Körpers baldigst freizumachen habe.


    Noch aberwitziger wird es, wenn man das in einer ganz bestimmten, rigiden Körperhaltung auch noch zum Ausdruck bringen will. Auch da stimmt mal wieder die Metapher nicht. Es hat mir nie eingeleuchtet, warum eine über längere Zeit unbequeme Haltung dafür stehen soll, seinen Geist beruhigt zu haben. Was ich in diesen Zazen-Videos von Hügeln oder Plätzen sehe, ist einer, der möglicherweise seinem Gedankenfluss nicht erliegt, aber doch noch meint, sich dabei seine Knie strapazieren zu müssen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Schon Huang-po sagte - und ich wiederhole, ich stehe in der Chan/Zen-Tradition, nicht im Theravada - dass der Geist nicht den Geist betrachten kann. Aber bei all diesen Lehrreden Buddhas geschieht das noch. Das kann man einfach testen, indem man diesen Geist mal ausschaltet - wenn er sich nicht mehr betrachten kann, sind die Identifizierungen weg. Aber auch jeder "Pfad".

    Na, ich weiß es nicht. Ich versuche es mit meinen eigenen Wörtern zu erklären:


    Wir sagen oft Sätze wie „Es fließt“ oder „Es geht schon“. Doch wer ist es eigentlich, der dieses Fließen auslöst? Dasselbe gilt für Ausdrücke wie „Es regnet“.


    Diese Dualität prägt letztlich die Sprache. Die Realität selbst hingegen ähnelt eher Indras Netz – und hier weiß Zen bestimmt, worum es geht.


    Wenn wir die Realität in Konzepte zerschneiden, erschaffen wir damit Gegensätze. Dann unterliegen wir einer Täuschung: Wir sind geblendet vom Schein der Dinge, der uns letztlich verblendet und blind macht.


    In diesem Sinne wäre das Herz-Sutra eine sehr gute Veranschaulichung, denke ich.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Moralische Integrität ist keine Bedingung fürs Erwachen. Wer das behauptet, sollte es aus der Zen-Tradition herleiten können.

    Sofern die Zen-Tradition und der Buddhadharma auf Buddha zurück reicht, lässt sich dies einfach aus den Sila des achtfachen Pfades herleiten. Wenn einer nicht fähig ist, Weisheit und Samadhi in seinem Verhalten und seiner Haltung zu verwirklichen, dann ist das nur ein verblendeter Scharlatan - und die finden sich ja in Mengen auf deiner Blog-Liste.


    Der Ball liegt ja nun im Feld des Schülers - und es heißt Lehrer und Schüler erscheinen gemeinsam - der Schüler kommt zum Lehrer und will was -Unterweisung oder einen Platz zum Dösen oder einfach eine nette Gemeinschaft. Da sollte jeder bei sich selbst kramen, was denn der Grund für die Suche war bzw. ist.


    Bei Linji findet sich das Beispiel der vier Arten der Begegnung zwischen Gast und Herr - Schüler und Meister - da gibt es den wissenden und den unwissenden Gast bzw. Gastgeber und wenn ein unwissender Schüler, was ja die übliche Form ist auf einen unwissenden Meister trifft, dann sitzen beide in der Falle und treiben ihre Spielchen. Vielleicht bestätigen sie sich auch noch in ihrem Wahn.

    Aber verbaut so jemand einem anderen den Weg? Den Weg kann doch niemand verbauen. In dem Moment, wo man die Frage nach dem Weg stellt, erscheint der Weg. Verbaut wäre er, wenn man denkt, man wäre angekommen.

    :zen:



  • Grau ist alle Theorie. Ich denke, auf beiden Wegen wird das vollkommene Aufgeben, Hingeben und Loslassen Bedingung sein.

    Das ist eine ausgedachte, unmögliche Bedingung. Es gibt niemals das vollkommene Aufgeben, Hingeben und Loslassen. Lebenden Beispielen begegnen wir mit Entsetzen und Bedauern, ohne helfen zu können, dass das Lebewesen seinen Lebenswillen wieder haben, an sich reißen, ergreifen will. Vollkommen hilflos müssen wir zusehen, wie so ein Mensch tot ist, bevor er gestorben ist.

  • Aber verbaut so jemand einem anderen den Weg? Den Weg kann doch niemand verbauen.

    Diese Rhetorik läuft daraus raus, dass es immer ein Weg ist, egal, was passiert. Aber auf dieser Grundlage kann man dann auch gleich vom Buddhismus oder Zen und jedweder Erkenntnis oder Praxis abraten, denn es ist ja beliebig, wie dann der Weg aussähe. Das kommt mir nicht richtig vor. Ich höre von Menschen, dass es Weggabelungen gab, und dass sie im Einzelfall offensichtlich falsche Entscheidungen trafen, die mehr Leid erzeugten, für sie oder andere. Und da es im Buddhismus ja um die Methode geht, das Leiden zu überwinden, kann jeder, der es vergrößert, als einer angesehen werden, der den Weg dorthin "verbaut". Man sagt ja bei uns auch, "auf eine falsche Fährte führen".


    Wer entscheidet das? Ist natürlich wieder subjektiv, wenn der Lehrer meint, er helfe beim Überwinden des Leidens - und ich den Eindruck bekomme, er vergrößert es noch. Bzw. umgekehrt. Ganz offensichtlich ist die Zen-Übung aber auf dieses "Verbauen" oder die Vorstellung, dass dem Adepten etwas verbaut sei, ausgerichtet, darum ja die Koan oder Zazen als Koan. Der Adept soll das Brett vorm Kopf entfernen. Er soll Befreiung erlangen. Usw. Wenn der Weg nicht verbaut wäre, warum dann all diese Übungen, diese Anstrengungen? Darauf fußt doch die ganze Bemühung von Religion. Die Methode von buddhistischen Lehrern ist ja stets, vor der versprochenen Befreiung zu verbauen. Darum konnte die erwähnte Khema ja einem Abtrünnigen nur hinterherrufen: "Dhukka reist mit!" Unmöglich, da zu hören: "Da geht ein Befreiter!"


    Sofern die Zen-Tradition und der Buddhadharma auf Buddha zurück reicht, lässt sich dies einfach aus den Sila des achtfachen Pfades herleiten.

    Ich glaube, dass die Chan-Tradition eine Weiterentwicklung dessen ist, was "zurückreicht". Die Spielchen, seine Linie auf den Buddha zurückzuführen, sind überflüssig. Man sollte, wenn überhaupt, bei Bodhidharma stoppen.


    Wenn man mit den sila kommt, sitzt man doch auch nur in der Falle. Da kann einer so viel rumhuren, wie er will, solange es kein Ehebruch und nicht mit Gefangenen oder Nonnen ist. Also TNH und seine Chan Khong, das ginge da nicht, und Sasaki und Shimano mit ihren Geschichten, das ginge nicht, wenn die Frauen verheiratet waren (ich glaube, dass die Lehrer selbst es waren, spielt in der sila keine Rolle - sondern nur, für die andere Beteiligte, wenn sie diesen sila folgte) - und schwupps, schon blieben nur noch ein Bruchteil ihrer "Vergehen" übrig. Oder man fängt an, das, was da tatsächlich steht, irgendwie subjektiv auszulegen bzw. auszudehnen auf eher allgemeine und gerade in Mode gekommene Denkweisen. Dabei sind diese sila in einem Kontext entstanden, indem Transsexuelle ausgegrenzt waren und es wahrscheinlich sogar Kinderehen gab, also ist die Denke dahinter gar nicht mehr zeitgemäß.


    Oder man behauptet, ein Soldat könne sich gar nicht darin üben, nicht zu töten, wenn er doch dazu ausgebildet würde - also solle er erst gar kein Soldat werden. "Einfach" herleiten lässt sich da nix. Das sehe ich ja schon daran, dass die sila für mich kein Problem darstellen, aber andere zuweilen meinen, sie hier gegen mich (oder andere User) anbringen zu können. Das sind einfach Ausgeburten eines Moralisten, der sein früheres gepampertes Leben bereute und das Pendel in die andere Richtung schleuderte, und hat viel weniger mit dem eigenen Dasein zu tun, als viele meinen.


    Wenn Shunryu Suzuki nicht durch einen Skandal oder Unmoral auffiel, dann, weil er so gestrickt war, nicht weil er die sila hochhielt. Wenn Joshu Sasaki hingegen unangenehm auffiel, dann, weil er so gestrickt war, nicht weil er die sila nicht kapierte. Und wenn Angulimala soundsoviele Leute auf dem Kerbholz hat, dann kann er doch machen, was er will, und die sila so einhalten, wie er will, er wird mich nie wieder "einholen", er ist ein insgesamt größerer Scharlatan als alle auf meiner Blog-Liste usw. Und der Shakyamuni ein größerer Hurenbock als ich gewesen. So sieht die Gesamtrechnung aus. Wenn das Brechen der sila nicht verhindern kann, dass man später noch "erwacht", dann kann auch "Erwachen" nicht in dieser Form von sila abhängen.


    Es ist nicht möglich, nach den eigenen Parametern des Palikanon einem Mörder- und Hurenbock-Leben innerhalb weniger Jahre zu entkommen, nur weil man sich (angeblich) moralisch bessert, und dann durch Erwachen dieses Karma abzuschneiden und Nirwana zu erlangen. Wo ist denn da die Folge des neu erworbenen Karmas? Diese ganzen Metaphern stimmen doch hinten und vorne nicht. Ein Massenmörder schafft es mal eben so, ein Massenhurer schafft es mal eben so im selben Leben, während andere - wie bei Dogen - in diversen Zeitaltern ihr Päckchen abbekommen. Das ist doch immer wieder dieselbe religiöse Leier, bei den Christen ist es die Chance für den Serienkiller, noch vor dem elektrischen Stuhl vom Beichtvater die Absolution zu bekommen. Ein Schmierentheater ist das.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Ansonsten macht das auch jeder im Gym, wenn er es ernst meint, an seine Schmerzgrenzen gehen, es ist nichts Besonderes.

    Ja, man kann auch Marathon laufen lernen. Endorphine dabei ausschütten und sich danach „ganz glücklich und befreit fühlen“.

    Oder als einer „der am längsten von allen sitzen kann“ und meint „der Beste zu sein“.


    Hat aber mit großem weitem Geist wenig zu tun…


    Und manche üben Jahre lang so aber „es passiert nichts“. Und sie wundern sich dann.


    Auch die richtige Atemtechnik ist wichtig, in den Bauch einzuatmen (Hara kultivieren) steht auch nicht in allen Lehrbüchern.


    Es ist auch seltsam was sonst Alles so kursiert an „Übungshinweisen“ oder andersherum fehlt:


    Neulich las ich, im Rinzai müsse man erst zwei Jahre lang nur Sitzen und auf das Atmen achten. Dann „wäre man erst so weit“ für die „anderen Übungen“…


    Umgekehrt wird selten bis gar nicht darauf hingewiesen wie man den die Augen dabei offen hält. Solange man einen Gegenstand dabei fokussiert, ist der Geist ja daran gefesselt und damit auch beschäftigt. Kann auch sein das man dabei zu Schielen beginnt und Kopfschmerzen bekommt. Dh, man muss letztendlich den Blick auf Unscharf stellen. Habe ich dann irgend wann selbst heraus gefunden.


    Auch was das Mudra (Handhaltung) betrifft, wird im Grunde kaum bis nichts gesagt. Bzw. warum die genaue Lage (Höhe) unter dem Bauchnabel so wichtig ist. Irgendwo habe ich später mal gelesen, das es sogar einen Unterschied macht, ob linke Hand in die Rechte gelegt wird oder nicht. Ich persönlich bemerke zumindest schon einen Unterschied im Energiefluss (Ki) wenn das Mudra nicht in der richtigen Höhe sich befindet.


    Es muss ja einen tieferen Sinn haben. Sonst könnte ich meine Hände auch einfach so auf die Schenkel legen.


    Ich sitze ansonsten aber auch nicht im Lotus oder Halblotus und mache mir die Knie kaputt: funktioniert auch wenn man sich einfach nur hin kniet. Ein „Meister“ meinte mal ich solle meine Beine dementsprechend lange dehnen üben. Hab ich aber nicht darauf gehört 🙂


    Ansonsten ist es wie hier schon öfter erwähnt: Man kann dem Lehrer immer gerne zuhören was er zu sagen hat. Aber man sollte sich auch seine eigene Meinung bilden können. Seiner Intuition mehr vertrauen.


    Schriften braucht man eigentlich gar nicht. Bzw. Man kann anfangen Zuviel daran zu hängen. Natürlich ist man anfangs unsicher:


    Weiß noch nicht, „was alles geschehen wird“ oder „muss“. Was „richtig oder falsch“ ist. Besonders wenn man ganz allein anfängt.


    Aber eigentlich ergibt sich das durch die Übung mit der Zeit von selbst.


    So ähnlich war es ja beim Buddha auch.


    Bis er dann „abgehoben ist“ und mit der Hand die Erde berührte um sich zu versichern „das sie noch da ist“… 🙂

  • Und wenn Angulimala soundsoviele Leute auf dem Kerbholz hat, dann kann er doch machen, was er will, und die sila so einhalten, wie er will, er wird mich nie wieder "einholen", er ist ein insgesamt größerer Scharlatan als alle auf meiner Blog-Liste usw. Und der Shakyamuni ein größerer Hurenbock als ich gewesen. So sieht die Gesamtrechnung aus. Wenn das Brechen der sila nicht verhindern kann, dass man später noch "erwacht", dann kann auch "Erwachen" nicht in dieser Form von sila abhängen.

    Ok, Bebop, wenn ich dich so viel lese, dann habe ich eine sehr kurze und einfache Frage.

    Ist deiner Meinung nach der edle achtfache Pfad überflüssig?

    Dann wäre ja alles erlaubt.

    Ist es nicht so, dass es – ganz egal, wie man den Begriff Erwachen definiert – den Menschen innerlich veredeln sollte? Dass es ihn dazu bringen sollte, mehr Mitgefühl für alle leidenden Wesen zu empfinden? Denn alles in diesem Universum hängt zusammen, abhängig entstanden, auch wenn wir so verdammt eingeschränkt sind, dass wir es nicht merken.

    Ich kapiere einfach nicht deine Botschaft hier.

    Ich würde mit Sicherheit auf jedes Erwachen verzichten, wenn es die totale menschliche A-moral( Keine Moral eher) relativiert. Bin ich echt so dumm?

    Was macht uns als Menschen aus? Deine Antwort.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Mein Religionslehrer stellte uns in jungen Jahre die Frage:

    „Was ist Freiheit“…


    Wir waren noch sehr jung

    Wir alle hatten bestimmte Vorstellungen davon:


    Die einen wollten keine Mauer mehr zwischen Ost und West


    Die anderen wollten einen tollen Job und gutes Geld


    Die anderen wiederum wollten viel Sex


    Der Lehrer selbst gab keine Antwort darauf…


    Das hat mich so lange fasziniert…


    Bis ich irgend wann selbst ganz viel später erst die Antwort darauf fand:


    Warum er selbst nicht darauf antwortete…


    Nämlich das es das Alles allein nicht ist…


    Und ich das selbst Alles ausprobiert hatte…


    💫


    Spiritualität „Ist ein Weg“ der Befreiung


    Psychotherapie des normalen Egos „ein anderer Weg“


    Beide sind getrennte Wege


    Und müssen einzeln gegangen werden


    Und doch bedingen und ergänzen sie einander


    Denn sonst


    Werden wir nie wirklich „frei“

  • Ist deiner Meinung nach der edle achtfache Pfad überflüssig?

    Ja.

    Dann wäre ja alles erlaubt.

    Wie kommst du darauf? Haben dir deine Eltern und die Gesellschaft denn kein moralisches Maß eingeimpft, das schon VOR jeder Kenntnis des Achtfachen Pfades funktionierte? Und gibt es nicht Gesetze, die das nochmal extra unterstreichen?


    Wenn du meinst, im achtfachen Pfad stünde irgendwas Besonderes, dann bin ich mal gespannt.

    Ist es nicht so, dass es – ganz egal, wie man den Begriff Erwachen definiert – den Menschen innerlich veredeln sollte? Dass es ihn dazu bringen sollte, mehr Mitgefühl für alle leidenden Wesen zu empfinden?

    Es gibt dazu tatsächlich Hirnforschung, und der Teil des Hirnes, der für Altruismus zuständig ist, verändert sich zum "Besseren". Noch nicht ganz geklärt scheint mir, welche praktischen Auswirkungen das hat oder wie man die bewerten soll. Ein prominenter Fall ist ja wohl Matthieu Ricard. Aber was hat der nun praktisch in Sachen Mitgefühl getan, was sich so sehr unterscheidet vom Normalbürger? Ich weiß das nicht.


    Das geschieht aber einfach durch Versenkung. Nicht durch den achtfachen Pfad. Höchstens dann durch den "einfachen Pfad" der Meditation.

    Denn alles in diesem Universum hängt zusammen

    Da gibt es auch andere Ansichten, ich erwähnte schon die, dass Universen nicht-kausal neben anderen existieren könnten. Jedenfalls ist es so, dass mich eher im Leben interessiert, wo der Zusammenhang sich auswirkt und wo nicht. Zum Beispiel kann ich nur auf der Mikroebene was bewegen, wenn ich eine Frau stark begehre. Dann kommt es womöglich zu scheinbar zufälligen Treffen. Aber das ist nicht garantiert, denn der Zusammenhang ist a) weder zwingend noch b) beliebig beeinflussbar, und c) wird er vom Faktor Chaos torpediert. Ich würde mich also eher auf die Makroebene konzentrieren und sagen: Es ist schon richtig, wenn man merkt, was Umweltverschmutzung mit unserer Erde macht. Den Planeten Pluto kratzt das nicht wirklich. Und das ganze Universum schon gar nicht.

    Was macht uns als Menschen aus? Deine Antwort.

    Der Irrtum und das Vorurteil. Mich sprach gerade jemand im Supermarkt an wegen der Preise und schob alles auf die Huthis, die die Schiffe mit unserer Schokolade bombardierten. Kein Witz. Nach drei Minuten, wo ich ihm sagte, die Yemeniten seien die beeindruckendsten Araber, die ich je auf YouTube gesehen habe, ich würde da am liebsten hinreisen, um sie kennenzulernen (das gemeine Volk wohlgemerkt), meinte ich zu ihm, er sei wohl Jude, was er bestätigte, und dann in eine Hasslitanei über Araber ausbrach - wofür er gleich noch Beifall von einem anderen Ausländer bekam (ich lebe ja unter Thais, Ausländer sind hier also Nicht-Thais). Trotzdem meine ich natürlich auch meinen eigenen Irrtum und mein Vorurteil.


    Und das wir uns mit irgendwas arrangieren, um den Tod zu bewältigen. Das war ja auch Buddhas Trauma, das ganze Elend vor seiner Haustür. Ich verstehe schon die Motivation, aber die Lösung hat keine Allgemeingültigkeit.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • funktioniert auch wenn man sich einfach nur hin kniet

    Beim Philosophen Cioran funktionierte es sogar im Liegen. Und genau so wird es ja im Zen gesagt: Sitzen, Stehen, Gehen, Liegen. Nicht: Nur-Sitzen. Sondern: Nur-Sitzen-Stehen-Gehen-Liegen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Für einzelne ist der achtfache Pfad unnötig. Ich kann ihn gut brauchen.


    Was steht besonderes drin? In der Theorie: Nichts weiter. In der Praxis ist das ein Pfad (neben anderen validen Wegen) zum vollständiger Erwachen. In der Theorie ist die Lehre insgesamt relativ leicht zu verstehen. Jeder kann, mit etwas Mühe eine Karte lesen. Loslaufen und Ankommen steht dann auf einem anderen Blatt. Man kann natürlich auch ankommen, indem man den Ort, an dem man sich eh schon befindet, zum Ziel erklärt. Finde ich in Ordnung, warum nicht. Zu Hause ist es auch schön.


    Vielleicht bleibe ich aber auch zu Hause, weil ich denke, dass es sich nicht lohnt aufzubrechen, weil ich denke, dass es kein besseres Ziel gibt, weil ich der Auffassung bin, schon am Ende aller Weisheit und Erfahrung angekommen zu sein. Das wäre dann natürlich schade. Meist ist die Welt dann doch größer und vielschichtiger, als ich mir vorstellen kann, wenn ich nicht loslaufe und selbst schaue.


    Hier übrigens eine detaillierte Karte mit Kommentaren:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Noch aberwitziger wird es, wenn man das in einer ganz bestimmten, rigiden Körperhaltung auch noch zum Ausdruck bringen will. Auch da stimmt mal wieder die Metapher nicht. Es hat mir nie eingeleuchtet, warum eine über längere Zeit unbequeme Haltung dafür stehen soll, seinen Geist beruhigt zu haben.

    Ich habe mich vor beinahe 20 Jahren auf den Boden gesetzt, als ich ständige Rückenschmerzen und eine Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen vom Bürostuhl bekommen hatte. Heute sitze ich ohne Schmerzen sechs bis acht Stunden im halben Lotos jeden Tag. Mein Schreibtisch hat eine Höhe von 50cm. Ich arbeite auf dem Boden.


    Der Lotossitz ist für Europäer unbequem, weil wir es nicht gewohnt sind, so zu sitzen. In Indien, aber auch in anderen asiatischen Ländern, war diese Sitzposition (zum Teil bis heute) alltäglich. Darum habe ich mich im Alltag zuerst an diese Sitzhaltung gewöhnt durch gezielte Dehnübungen, bevor ich auf lange Retreats gegangen bin. Das dauerte bei mir etwa 3 Monate. Im Netz gibt es einige Tutorials, wie man das angehen kann. Yogalehrer mit glaubwürdiger medizinischer Ausrichtung sind eine gute Adresse.


    Ich habe eher selten Schmerzen beim Zazen. Meist dann im Rücken und in den Schultern. Allerdings merke ich da, dass eine innere Anspannung, ein innerer Konflikt sich körperlich ausprägt. Löst sich der Konflikt oder kann ich das Thema ablegen, so verschwinden auch die Schmerzen. Je gelöster mein Geist ist, desto entspannter ist der ganze Körper beim Zazen. Manchmal kann sich wortwörtlich jeder Muskel bei Zazen komplett entspannen, sodass es unglaublich angenehm ist, so zu sitzen, auch längere Perioden hindurch. Besser als jede Massage! Es kann aber auch das Gegenteil sein, wenn ich angespannt, innerlich eng und verkrampft bin.


    Lange Meditationsperioden bringen meiner Erfahrung nach Körper und Geist viel näher zusammen. Mir wird klar, dass Körperhaltung und innere Haltung in direktem Zusammenhang stehen. Sie sind nicht getrennt. Es ist Körpergeist nicht Körper/Geist. Sie werden also keinesfalls gegeneinander ausgespielt, im Gegenteil. Lange Meditationsperioden sind gut geeignet, das Übergewicht des Denkens zugunsten des Körpers zu reduzieren. Die Sitzhaltung im Zazen ist hier wirklich genial, weil sie Wachsein, Konzentration und Entspannung im Zusammenklang optimal fördern kann.


    Allerdings sollte man sicher nicht gegen starke Schmerzen ankämpfen. Das ist vollkommen sinnlos und führt nur zu einer inneren Abwehr. Geschickter ist, die Meditationshaltung langsam zu trainieren, bevor man sich stundenlang quält. Auch sollte man mit dem Schmerz, sofern er auftritt, und nicht gegen den Schmerz arbeiten. Schmerzen beim Zazen sollten aber generell die Ausnahme und nicht die Regel darstellen.


    Im Buddhismus sollten Freiheit und Wohlbefinden durch die Praxis mittelfristig eher zunehmen als abnehmen. Wenn es umgekehrt läuft, stimmt wahrscheinlich etwas nicht.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    4 Mal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Löst sich der Konflikt oder kann ich das Thema ablegen, so verschwinden auch die Schmerzen.

    (Zum Glück habe ich auch jahrelang gedehnt, bevor ich am Lotussitz Geschmack bekam ...) Ja, das gibt es. Ich kenne aber auch die rein physiologischen Phänomene mikrofaszialer Art. Das erkennt man daran, dass ein paar recht teure Schmerzen in die Triggerpunkte - in meinem Fall der Schulter - die Sache runterfahren. Bei gleichbleibenden "Konflikten".


    Ich schaue mir ab und zu alte Japaner in Videos an. Obwohl sie klein sind, kann man deutlich sehen, wie schlecht bei vielen die Haltung ist, wie krumm die dahinschlurfen. Auch bei einigen alten Meistern waren die Knochenschäden unverkennbar. Also das hat mich nie überzeugt, wie die Japaner sitzen. Schon gar nicht der Kniesitz als Alternative. Dann doch lieber gleich ein bequemer Sessel. Eine gerade Haltung macht natürlich Eindruck, so lange sie nicht nach Steifheit aussieht ...

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Dann doch lieber gleich ein bequemer Sessel.

    Ein Sessel wird nach spätestens einer Stunde auch unbequem, ich muss dauernd die Sitzhaltung ändern. Auf dem Boden kann ich deutlich länger schmerzfrei hocken.


    Wie auch immer, ich denke, regelmäßige Yogaübungen in Verbindung mit Meditation ist eine gute Kombination, um Schmerzen oder Haltungsschäden vorzubeugen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ich erkläre das ganze mal an einer Allegorie:


    Stell dir einmal vor, du liest ein Buch darüber, wie mein Auto fährt. Da steht dann, um in den ersten Gang zu schalten, trittst du die Kupplung, legst mit dem Schaltknüppel den ersten Gang ein, lässt die Kupplung langsam kommen und dann gibst du Gas. Das Gleiche wiederholst du, wenn du in andere Gänge schalten willst.


    Dann erfährst du aber, dass der Autor dieses Buches es nie geschafft hat, selbst ein Auto auch nur einen Meter zu bewegen, denn immer, wenn er selbst schaltete, soff der Wagen ab. Was hältst du dann von diesen „Lehrer“?

    Ein Theoretiker (dem es ev. etwas an Geschicklichkeit fehlt) halt :erleichtert: , aber oft können die (mehr oder weniger komplizierte Sachverhalte) besser erklären, als die Praktiker ("Ich weiß auch nicht, wie ich das gerade gemacht habe - auf einmal war der Motor an...").

    Es liegt ja beim Buddhadharma letztendlich an DIR, das Gehörte praktisch anzuwenden, zu üben und das Loslassen "geschieht" auch nicht nach Lehreranweisung, sondern, wenn du in deiner Praxis so weit fortgeschritten bist....


    Ich würde diesem „Lehrer“ nicht trauen und mir lieber jemanden suchen, der schon ein paar Rallyes gewonnen hat

    :) Ob der noch Geduld für so einen "blutigen Anfänger" hat? ;)


    Klar, wenn man eine Wahl hat (und es auch ansonsten "passt"), wird man sicher dem Erfahrenen - in Theorie UND Praxis - den Vorzug geben.


    In mir steigt da eine (vielleicht etwas "verrückte" (: ) Frage auf:


    Angenommen, du lebtest zu Buddhas Zeiten, strebtest nach Erleuchtung/Erwachen und der Buddha hätte sich gerade mal wieder in die Abgeschiedenheit zurückgezogen.

    Von welchem seiner Jünger würdest du dich zwischenzeitlich am liebsten belehren lassen?

    - Ananda ("nur"Sotapanna, aber sehr mitfühlend und in der Lage, Buddhas Lehrreden 1:1 wiederzugeben)

    - Sariputta (der "Weisheitsmächtigste")

    - Mahamoggallana (der, mit den "höchsten Geisteskräften")


    (Für mich wäre wahrscheinlich Ananda die beste Wahl... :) )

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Es liegt ja beim Buddhadharma letztendlich an DIR, das Gehörte praktisch anzuwenden, zu üben und das Loslassen "geschieht" auch nicht nach Lehreranweisung, sondern, wenn du in deiner Praxis so weit fortgeschritten bist....

    Ja, man muss und kann nur selbst allein ein Gefühl „für die Kupplung bekommen“, oder wie „schnell man eine Kurve durchfahren kann“. Und das immer wieder üben.


    Anfangs würgt man den Motor noch öfter ab. Manchmal landet man auch plötzlich in den Graben.


    Der „Fahrlehrer“ vermittelt und erläutert „die Verkehrsregeln“, gibt vorab Hinweise, die man braucht, oder sagt „hast du die rote Ampel eben nicht bemerkt“, wenn sich der Schüler „daneben benimmt“.


    Fährt der Fahrlehrer selbst zu schnell und landet immer noch im Graben und tut so „als wäre nichts gewesen“, oder er selbst nicht Schuld, ist er zumindest kein gutes Vorbild für andere.


    Oder er könnte sagen: seht ihr, dass geschieht wenn man „zu schnell fährt“, nicht achtsam genug ist. Auch ich muss immer noch aufpassen…

    Einmal editiert, zuletzt von Samadhi1876 ()


  • Um in der Allegorie zu bleiben: Der „Theoretiker“ wird dich niemals auf die tatsächlichen Gefahren des Strassenverkehrs vorbereiten können, weil er sie selbst nicht kennt. 😉


    Ein anderes Beispiel: Was glaubst Du, warum es Selbsthilfegruppen gibt und der Austausch unter Menschen, die das gleiche erlebt haben, hilfreicher ist als alle Bücher zum Thema?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ich erkläre das ganze mal an einer Allegorie:


    Stell dir einmal vor, du liest ein Buch darüber, wie mein Auto fährt. Da steht dann, um in den ersten Gang zu schalten, trittst du die Kupplung, legst mit dem Schaltknüppel den ersten Gang ein, lässt die Kupplung langsam kommen und dann gibst du Gas. Das Gleiche wiederholst du, wenn du in andere Gänge schalten willst.

    Wenn ich der Allegorie mit dem Auto folge, dann kann ein "guter" Lehrer auch ein Mörder, Pädophiler oder Vergewaltiger sein – aber er kann trotzdem sehr gut Auto fahren und es mir beibringen. Warum nicht?

    Deine Antwort?


    Zitat

    Ich würde diesem „Lehrer“ nicht trauen und mir lieber jemanden suchen, der schon ein paar Rallyes gewonnen hat und mir mit Respekt und Mitgefühl begegnet.


    Doch! Er ist verdammt nett und mehr als respektvoll zu mir. Klar, er wollte die Kohle verdienen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()


  • Lieber Igor07 , nein, ein Vergewaltiger kann kein Lehrer sein, weil ein Lehrer lehren soll, wie man Dukkha überwindet und er bei seinen Schülern deshalb nicht noch zusätzlich Dukkha erzeugen darf.


    Es gibt kein einziges Argument dafür, dass ein Missbraucher ein bud. Lehrer sein kann, solange er missbraucht, solange er sich von vergangenen Taten nicht glaubwürdig abgewandt hat, gesühnt hat und solange er nicht alles in seiner Macht stehende getan hat, Wiedergutmachung zu leisten.


    Die alten Texte – die Du selbst zur Untermauerung Deiner Thesen gern zitierst – sind hier eindeutig. Und unsere humanistischen Werte sind es auch.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福