Bedingtes Entstehen/Leerheit

  • accinca:


    "'Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst', das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung der Geburt die Auflösung von Alter und Tod, oder wie verhält es sich hiermit?"
    "Durch Auflösung der Geburt, Herr, wird Alter und Tod aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst." M 38


    Ja sicher und folgerichtig, denn wenn wir garnicht geboren werden, dann können wir auch nicht altern und auch nicht sterben.
    Korrekt ?
    Auflösung = es existiert nicht mehr

  • peeter:
    accinca:


    "'Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst', das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung der Geburt die Auflösung von Alter und Tod, oder wie verhält es sich hiermit?"
    "Durch Auflösung der Geburt, Herr, wird Alter und Tod aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst." M 38


    Ja sicher und folgerichtig, denn wenn wir garnicht geboren werden, dann können wir auch nicht altern und auch nicht sterben.
    Korrekt ?
    Auflösung = es existiert nicht mehr


    Mit Logik kannst hier nichts anfangen! Entweder Du glaubst den Unsinn oder Du machst dich lustig.
    Der Papst besteht darauf das sich Wein und Brot in Blut und Laib wandeln und zwar nicht nur in der Vorstellung.
    Das glaubt auch keine Sau.

  • peeter:
    accinca:


    "'Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst', das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung der Geburt die Auflösung von Alter und Tod, oder wie verhält es sich hiermit?"
    "Durch Auflösung der Geburt, Herr, wird Alter und Tod aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst." M 38


    Ja sicher und folgerichtig, denn wenn wir garnicht geboren werden, dann können wir auch nicht altern und auch nicht sterben. Korrekt ? Auflösung = es existiert nicht mehr


    Natürlich ist es logisch: Alter und Tod sind durch Geburt bedingt. Kommt es
    nicht zu Geburt, dann auch nicht mehr zu Alter und Tod. Das Ziel der Lehre
    ist daher ganz folgerichtig nicht wieder Geboren zu werden.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • accinca:
    peeter:


    Ja sicher und folgerichtig, denn wenn wir garnicht geboren werden, dann können wir auch nicht altern und auch nicht sterben. Korrekt ? Auflösung = es existiert nicht mehr


    Natürlich ist es logisch: Alter und Tod sind durch Geburt bedingt. Kommt es
    nicht zu Geburt, dann auch nicht mehr zu Alter und Tod. Das Ziel der Lehre
    ist daher ganz folgerichtig nicht wie der Geboren zu werden.


    Das "korrekt" war eher rhetorisch gemeint.
    Wenn wir nicht geboren werden, sterben und altern wir nicht.
    Allerdings impliziert so eine Aussage eine Negierung des Lebens.
    Aber mal eine Frage = warum werden wir geboren und worin besteht der Sinn des Lebens, wenn die Geburt deiner Meinung nach am besten garnicht stattfindet ?
    Wenn es mit der Wiedergeburt stimmt (und sowas gibt es ja in vielen Religionen), dann sollten wir uns echt bemühen, uns darauf vorzubereiten. Das Leben als Zweck, als besserer Mensch wiedergeboren zu werden.
    Aber im Endeffekt heisst das nur, dass wir versuchen sollten, in dem jetzigen Leben wo viel Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Der Gedanke an die Wiedergeburt ist dann nur Ansporn.
    Warum werden wir denn deiner Meinung wiedergeboren und wiedergeboren ?
    Ich muss dabei allerdings sagen, dass ich nich wirklich an sowas glaube ...

  • peeter:

    Wenn wir nicht geboren werden, sterben und altern wir nicht.
    Allerdings impliziert so eine Aussage eine Negierung des Lebens.
    Aber mal eine Frage = warum werden wir geboren und worin besteht der Sinn des Lebens, wenn die Geburt deiner Meinung nach am besten garnicht stattfindet ?
    Wenn es mit der Wiedergeburt stimmt (und sowas gibt es ja in vielen Religionen), dann sollten wir uns echt bemühen, uns darauf vorzubereiten. Das Leben als Zweck, als besserer Mensch wiedergeboren zu werden.


    Da hast du völlig recht. Allerdings ist auch das nicht von ewiger Dauer.
    Man kann nicht für immer ein besserer Mensch oder ein besseres Wesen sein.-
    Alles ist im ständigen Wandel, entsteht und vergeht. "Besserer Mensch" bedeutet
    ja noch nicht Leidfreiheit. Da aber alle Dinge vergänglich sind, ist Leidfreiheit im
    Leben oder in den Elementen des Lebens (das heißt im Samsaro) nicht erreichbar.
    Ein endgültiger Sinn würde aber nur eine ewige Leidfreiheit sein können.
    Der Nachfolger der Lehre versucht nur die Dinge so zu sehen wie sie wirklich
    sind. Das heißt, er läßt sich von der Faszination welche die Dinge auf ihn haben
    immer weniger irritieren. Auf diesem Wege erkennt er aber immer mehr, das
    dieses Leben schal und leer ist und es in Wahrheit kein gutes Leben gibt. Das
    Leben brüchig, unbeständig und Unsicherheit bedeutet und auch keinen Sinn ergibt.
    Indem er sich so vom Dasein abwendet erlangt er die innere Ruhe die viel, viel
    glücklicher ist als alles Leben was er vorher kannte. Wenn er nun dazu kommt sich
    auch von dieser höchste innere Ruhe oder (wie manche auch sagen) Gleichmut
    abzuwenden, nicht anzuhaften, dann kann ein solcher nach Aussage des Buddha,
    auf die Frage von Anando, zur Erlöschung des Leidens kommen. Er erkennt das
    "Leben" ist Leiden, das bin ich nicht, gehört mir nicht, geht mich nichts an ein
    "Ich" oder "mein" ist nicht vorhanden und auch gar nicht nötig. Das ist etwas das
    über den gesamten Samsaro hinaus geht, das Loslassen aller Daseinssubstrate.


    peeter:


    Aber im Endeffekt heisst das nur, dass wir versuchen sollten, in dem jetzigen Leben wo viel Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Der Gedanke an die Wiedergeburt ist dann nur Ansporn.
    Warum werden wir denn deiner Meinung wiedergeboren und wiedergeboren ?
    Ich muss dabei allerdings sagen, dass ich nicht wirklich an sowas glaube ...


    Ob du das wirklich glaubst oder nicht wirklich glaubst ist deine Sache bzw. muß
    jeder für sich selber entscheiden. Unabhängig davon lehrte der Buddha, der die ganze
    Welt durchschauen konnte, daß die Wesen durch Durst nach Dasein bedingt immer
    wieder Geboren werden. Der Durst ist es der immer wieder von Geburt zu Geburt führt.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()


  • Hi accinca,
    abgesehen von den für mich gern gelesenen Zitaten ist dieser Beitrag für mich der bisher beste, den Du je geschrieben hast.
    Danke
    _()_ Monika


  • Schön daß es dir gefallen hat.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • accinca:
    monikamarie:


    Hi accinca,
    abgesehen von den für mich gern gelesenen Zitaten ist dieser Beitrag für mich der bisher beste, den Du je geschrieben hast. Danke _()_ Monika


    Schön daß es dir gefallen hat.


    Absolut. Sehr gut zusammengefasst und erklärt. Klasse.

    Durch Daseinslust gefesselt ist die Welt. Ihr Treibwerk das ist der Gedanke.
    Wenn man Begehren läßt, kann vom Nibbāna man dann sprechen.

  • accinca:

    Auf diesem Wege erkennt er aber immer mehr, das dieses Leben schal und leer ist und es in Wahrheit kein gutes Leben gibt. Das Leben brüchig, unbeständig und Unsicherheit bedeutet und auch keinen Sinn ergibt.


    Buddha:

    Ein Sinnenwünsche Befridigender , Hausvater, der Befriedigung auf rechte Weise und ohne Gewalt sucht, es mit dem auf rechte Weise und ohne Gewalt erworbenen Befriedigungsmöglichkeiten sich selbst angenehm und befriedigend macht, teilt und Gutes tut und mit diesem sinnlichen Befriedigungsmöglichkeiten umgeht, ohne sich in sie zu verstricken, ihnen nicht verfällt, sich nicht vergeht, einen Blick für das Entrinnen hat, dieser Sinnenwünsche Befriedigende ist der höchste und beste. Es ist, Hausvater, wie wenn aus der Kuh die Rohmilch, aus der Rohmilch der Rahm, aus dem Rahm die frische Butter, aus der frischen Butter die geschmolzeneButter,aus der geschmolznen Butter der feine Schaum gewinnen wird, der dann das Spitzenerzeugniss genannt wird; so ist unter diesen zehn Arten von Sineswünschen Befriedigenden dieser die SPitze, der erste, der vorderste, der höchste und vorzüglichste
    A 10,91

  • pali:
    accinca:

    Auf diesem Wege erkennt er aber immer mehr, das dieses Leben schal und leer ist und es in Wahrheit kein gutes Leben gibt. Das Leben brüchig, unbeständig und Unsicherheit bedeutet und auch keinen Sinn ergibt.


    Buddha:

    so ist unter diesen zehn Arten von Sineswünschen Befriedigenden dieser die SPitze, der erste, der vorderste, der höchste und vorzüglichste A 10,91


    Völlig richtig und auch gar kein Widerspruch! Der "Sineswünsche Befriedigende" hat
    eben noch einen längeren Weg als der von dem Ich oben sprach. Aber dazwischen
    kann es auch manchmal unterschiedlich sein. Je mehr aber der "Sineswünsche Befriedigende"
    sich übt die Dinge so zu sehen wie sie sind, je mehr werden sich ihm das Elend
    und die leere dieser Dinge offenbaren und je mehr sie sich offenbaren je weniger
    wird der "Sineswünsche Befriedigende" ein "Sineswünsche Befriedigender" bleiben.
    Das gilt natürlich nur für einen der (wie es in dem Text heißt) einen Blick für das Entrinnen hat.
    Nur von dem ist nämlich dort die Rede.

  • accinca:

    Aber dazwischen kann es auch manchmal unterschiedlich sein. Je mehr aber der "Sineswünsche Befriedigende" sich übt die Dinge so zu sehen wie sie sind, je mehr werden sich ihm das Elend
    und die leere dieser Dinge offenbaren und je mehr sie sich offenbaren je weniger wird der "Sineswünsche Befriedigende" ein "Sineswünsche Befriedigender" bleiben.


    Die Dinge sind eben nur bei falscher Betrachtungsweise "elendig", wenn ihre Leerheit durchschaut wird. Aber ganz grundsätzlich geht es da zwischen uns auch um die Sichtweisen von Theravada und Mahayana .. ich vergess das leider immer wieder 8)


    _( )_

  • pali:

    Die Dinge sind eben nur bei falscher Betrachtungsweise "elendig", wenn ihre Leerheit durchschaut wird. Aber ganz grundsätzlich geht es da zwischen uns auch um die Sichtweisen von Theravada und Mahayana .. ich vergess das leider immer wieder 8)


    Elend, wertlos und leer sind die Dinge wenn sie so gesehen werden wie sie sind.
    Wer sie nicht als Leiden sieht, als unstet, wertlos und leer und ichlos der sieht
    sie auch nicht wie sie sind.

  • Zitat

    Elend, wertlos und leer sind die Dinge wenn sie so gesehen werden wie sie sind.


    leer sind die Dinge, nicht mehr und nicht weniger. Leidvoll sind die Dinge wenn wir sie nicht als leer durchschauen. Das Leid entsteht immer in uns selbst, als Folge einer leidhaften Reaktion auf Basis einer bestimmten Art die Dinge zu sehen. Ein Goldklumpen ist ein Ding ohne Leid (ein neutrales Ding), ein Mensch der diesen Klumpen begehrt ist leidend und ein Mensch der die Leerheit dieses Klumpens sieht, ist ohne Leid. Ein Stück Gold ist ja nichts weiter als eine Anhäufung von Goldatomen. Ich vermag in diesem Klumpen nichts Elendes zu entdecken. Leer ist der Klumpen.


    Ich weiß, da sind wir nicht einer Meinung accina, aber ich kann von keiner anderen Beobachtung berichten und die Lehre interpretiere ich so.
    Möge jeder eine Weise finden, in der er vom Leid befreit und erlöst ist.


    lg
    maus

    Einmal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • Hi Erdmaus,
    ich sehe gar keinen Unterschied zu der Aussage accincas! Wo liegt der Unterschied?
    _()_ Monika

  • @ monika,


    so wie ich accina verstehe, sind Dinge per se leidvoll und elend. Das Leidvolle und Elende ist also quasi den Dingen immanent. Es gibt in seinen Augen keine Dinge, die frei von diesen Attributen wären. Korrigier mich, wenn ich dich falsch wiedergebe accina :)
    Für mich ist stets das Leid ein Resultat aus Ding und Sicht auf das Ding gewesen. Das Ding alleine ist nur leer.


    lg
    maus

    Einmal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • Achso, das sehe ich dann auch eher so wie Du. Die Dinge an sich sind nicht leidvoll, solange sie leer sind. In dem Moment, in dem ich etwas da hineininterpretiere, sie bevorzuge oder ablehne, entsteht das Leid - also durch Anhaftung daran, oder?

  • monikamarie:

    Achso, das sehe ich dann auch eher so wie Du. Die Dinge an sich sind nicht leidvoll, solange sie leer sind. In dem Moment, in dem ich etwas da hineininterpretiere, sie bevorzuge oder ablehne, entsteht das Leid - also durch Anhaftung daran, oder?


    ja so würde ich es auch sagen. Kann aber sein, dass ich accina jetzt was Falsches in den Mund gelegt habe (huhu accina ;) ).

  • Erdmaus:
    Zitat

    Elend, wertlos und leer sind die Dinge wenn sie so gesehen werden wie sie sind.


    leer sind die Dinge, nicht mehr und nicht weniger. Leidvoll sind die Dinge wenn wir sie nicht als leer durchschauen.


    Oja, dann sind sie besonders leidhaft wenn sie nicht als
    Leidvoll durchschaut und erkannt werden. Deswegen lehrte
    ja der Buddha die Dinge alle als Leiden zu erkennen und zu durchschauen.
    Er gibt da ja auch Beispiele für. Zum Beispiel das von dem reichen Kaufmann
    der seinen eigenen Mörder aufnimmt und eine Stellung gibt eben weil er
    nicht erkannt hatte "er ist ein Mörder". Unmöglich ist es ja, das derjenige
    der nicht alle Dinge als Leiden erkennt sich vom Leiden befreien könnte.
    Zumal es für ihn dazu ja auch gar keinen Grund dafür gäbe.


    Erdmaus:


    Das Leid entsteht immer in uns selbst, als Folge einer leidhaften Reaktion
    auf Basis einer bestimmten Art die Dinge zu sehen.


    Genau, z.B. ihre Leidhaftigkeit nicht zu erkennen.


    Erdmaus:


    Ich weiß, da sind wir nicht einer Meinung accina, aber ich kann von
    keiner anderen Beobachtung berichten und die Lehre interpretiere ich so.
    Möge jeder eine Weise finden, in der er vom Leid befreit und erlöst ist.


    Ich hatte das schon richtig verstanden. Ich wollte ja auch nur sagen,
    daß der Buddha lehrte das Leiden zu überwinden. Wer aber die Leerheit
    der Dinge wirklich erkennt und ihre Vergänglichkeit, der erkennt auch ihre
    elende Natur. Wo das aber nicht erkannt wird, da gibt es auch keine Befreiung.
    Der unbelehrbare normale Mensch der erkennt die Leidhaftigkeit aller Dinge nicht.
    Das ist jedenfalls sicher!!

  • Erdmaus:

    @ monika,


    so wie ich accina verstehe, sind Dinge per se leidvoll und elend. Das Leidvolle und Elende ist also quasi den Dingen immanent. Es gibt in seinen Augen keine Dinge, die frei von diesen Attributen wären. Korrigier mich, wenn ich dich falsch wiedergebe accina :)


    Da hast du völlig recht, so lehrte der Buddha die Lehre:
    Was Vergänglich ist, das ist leidhaft. Was leidhaft ist, das gehört mir nicht,
    ist nicht "mein Selbst". Was nicht "mein Selbst ist, das ist leer. Die Leerheit
    ergibt sich aus der Vergänglichkeit und Leidhaftigkeit und umgekehrt. Wären,
    oder gäbe es ein Erscheinen das nicht Leidhaft wäre, dann wäre es auch nicht leer.
    Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit (unbefriedigend, elend) und Leerheit der Dinge sind untrennbar.

  • Hallo Accina,


    Danke für die ausführliche Rückmeldung :)
    Ja, dann habe ich dich richtig wiedergegeben.


    Wir können ja später mal weiterreden.
    muss für heute ins Bett, bin müd ^^


    lg
    maus

  • Zitat

    accinca:
    Wer aber die Leerheit der Dinge wirklich erkennt und ihre Vergänglichkeit, der erkennt auch ihre elende Natur.


    Die Leerheit ergibt sich aus der Vergänglichkeit und Leidhaftigkeit und umgekehrt. Wären,
    oder gäbe es ein Erscheinen das nicht Leidhaft wäre, dann wäre es auch nicht leer.
    Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit (unbefriedigend, elend) und Leerheit der Dinge sind untrennbar.


    Ich verstehe nicht, weshalb die Einsicht in die Leerheit der Dinge mit der Einsicht in ihre Leidhaftigkeit einhergeht. Eher scheint mir das Gegenteil der Fall zu sein, dass nämlich Leiden dort entsteht, wo es an Einsicht in Leerheit mangelt.


    Der Zusammenhang zwischen den beiden Daseinsmerkmalen Selbst-Losigkeit (Leerheit) und Nicht-Dauer (Vergänglichkeit) lässt sich gut darstellen. Sie drücken im Prinzip das gleiche aus, einmal auf der Ebene des Raumes und dann auf der Ebene der Zeit. Wenn Nicht-Ich (anatta) erläutert wird, heißt es oft: Das Nichtvorhandensein eines autonomen (selbständigen) und dauerhaften Ichs.


    Die Leidhaftigkeit der Existenz resultiert in meinen Augen weniger aus dem Faktum der Leere (Nicht-Ich), sondern aus dem der Vergänglicheit. "Alle Lust will Ewigkeit" - und die gibt es nicht. Das Leiden ist vorprogrammiert, da die Lust nach Dauer strebt. Diese Dauer wird ihr immer versagt. Daher die Frustration.


    Es gibt einen Zusammenhang zwischen Leiden und Leerheit. Aber nur solange wie Leerheit in ihrem Grunde nicht erkannt ist. Nur solange wie die Illusion eines dauerhaften autonomen ICHs fortbesteht.


    Onda

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Onda:

    Ich verstehe nicht, weshalb die Einsicht in die Leerheit der Dinge mit der Einsicht in ihre Leidhaftigkeit einhergeht. Eher scheint mir das Gegenteil der Fall zu sein, dass nämlich Leiden dort entsteht, wo es an Einsicht in Leerheit mangelt [.....] Es gibt einen Zusammenhang zwischen Leiden und Leerheit. Aber nur solange wie Leerheit in ihrem Grunde nicht erkannt ist. Nur solange wie die Illusion eines dauerhaften autonomen ICHs fortbesteht


    Verehrter :lol: Onda, Es gibt verschiedene Sichtweisen. Eine wäre; "Alles entstandene ist letztlich unbefriedigend, leidvoll (Dukkha). Eben weil alles Entstandene vergänglich ist, vermag es uns keine bleibende Erfüllung zu geben". In dieses Dasein hineingeboren worden zu sein bedeutet auch, dass wir immer wieder Leid und Schmerz aller Arten ausgesetzt sind. Zu leben und zu handeln , ohne diese Grundwahrheit zu erkennen, verursacht endlose Frustration und Leid. In der Mahayana-Tradition wird diese Aussage modifiziert. Sie lautet: Alles Entstandene ist unbefriedigend, unerfüllend und leidvoll für den von täuschenden und quälenden Eingenschaften (klesa) gehemmten Geist. Dies bedeutet im Gegensatz zum Theravada, dass es nicht notwendig ist, das entstandene Dasein zu verlassen, um von Leid völlig befreit zu sein, sondern, dass Leidensfreiheit erreicht, wer sich mittels Erkenntnis der Leerheit aller Dinge von allen Kilesa befreit.
    In diesem Sinne vertritt accinca die SIchtweise des Theravada. Das es da dann nicht immer Sinn macht längerfristig zu argumentieren habe ich im Austausch mit accinca gelehrnt :) Es ist eine andere Sichtweise über den Buddhadharma, und wenn accinca dann sagt, das der Buddha so etwas nicht gelehrt hätte, dann kann man seine Aussage einfach mal so stehen lassen.


    _( )_

  • Onda:
    Zitat

    accinca:
    Wer aber die Leerheit der Dinge wirklich erkennt und ihre Vergänglichkeit, der erkennt auch ihre elende Natur.


    Die Leerheit ergibt sich aus der Vergänglichkeit und Leidhaftigkeit und umgekehrt. Wären,
    oder gäbe es ein Erscheinen das nicht Leidhaft wäre, dann wäre es auch nicht leer.
    Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit (unbefriedigend, elend) und Leerheit der Dinge sind untrennbar.


    Ich verstehe nicht, weshalb die Einsicht in die Leerheit der Dinge mit der Einsicht in ihre Leidhaftigkeit einhergeht. Eher scheint mir das Gegenteil der Fall zu sein, dass nämlich Leiden dort entsteht, wo es an Einsicht in Leerheit mangelt.


    Accinca hat geschrieben - gäbe es ein Erscheinen das nicht Leidhaft wäre, dann wäre es auch nicht leer.
    Das ist der Kern - alles Erscheinen IST nicht-leer, weil Leerheit nicht wahrgenommen werden kann, sondern nur als Form - und Form, die wahrgenommen wird, ist bewußt und eben auch Ergreifen und muss daher wieder los gelassen werden - und dieses ist leidhaft - das Ergreifen - als ein Begehren und das Loslassen als ein Nicht-Begehren. Das ist ein aktiver Akt, der in den Vertiefungen auch immer wieder getan werden muss.

    Zitat


    Der Zusammenhang zwischen den beiden Daseinsmerkmalen Selbst-Losigkeit (Leerheit) und Nicht-Dauer (Vergänglichkeit) lässt sich gut darstellen. Sie drücken im Prinzip das gleiche aus, einmal auf der Ebene des Raumes und dann auf der Ebene der Zeit. Wenn Nicht-Ich (anatta) erläutert wird, heißt es oft: Das Nichtvorhandensein eines autonomen (selbständigen) und dauerhaften Ichs.


    Die Leidhaftigkeit der Existenz resultiert in meinen Augen weniger aus dem Faktum der Leere (Nicht-Ich), sondern aus dem der Vergänglicheit. "Alle Lust will Ewigkeit" - und die gibt es nicht. Das Leiden ist vorprogrammiert, da die Lust nach Dauer strebt. Diese Dauer wird ihr immer versagt. Daher die Frustration.


    Es gibt einen Zusammenhang zwischen Leiden und Leerheit. Aber nur solange wie Leerheit in ihrem Grunde nicht erkannt ist. Nur solange wie die Illusion eines dauerhaften autonomen ICHs fortbesteht.


    Wie können "Leerheit" in ihrem Grunde nicht erkennen, weil wir nur das Erkennen können, was da ist - in Erscheinung tritt - eben Form. Erst durch das Leiden dann, nehmen wir überhaupt wahr, das da ein Anhängen ist und das da Trübungen sind. Ebenso durch das Verlangen etwas zu sein - nehmen wir das wahr, dass da Trübungen sind. Daher ist es tatsächlich so absolut, wie accinca sagt - nur diese Erkenntnis ist kein Zustand, sondern ein Strom, in dem man eintritt und austritt.


    Deshalb wird ja im Herz-Sutra, dem zentralen Mahayana-Sutra die Lehre Buddhas so zusammengefasst:


    Das Dasein zu verlassen bedeutet nicht, dass man sich aus der Welt verabschiedet, sondern dass man in der Welt um diese Formlosigkeit weiß und von daher auch sein Herz an nichts hängt. Sein Herz an nichts zu hängen, heißt man nimmt JEDE Form als gleichwertig an - jeder Schuh passt vollkommen - nichts, was einem geschieht, wird abgelehnt, nichts, was einem nicht geschieht, wird verlangt.
    Was dann aber verstanden werden muss, das ist die Bedingtheit aller Sittlichkeit - wenn man darum weiß, dann achtet man eben auch mit wem man in Beziehung tritt und welche Freunde man hat. Und man weiß dann auch, dass man einen anderen nicht beurteilen kann. Oder anders gesagt - würde man selbst in diesen Bedingungen sein, wäre man genauso.



    _()_

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Wenn ich accinca richtig verstanden habe, so meinte er mit Leerheit anatta, also Nicht-Selbst. Er hat Leerheit in Zusammenhang mit den zwei anderen Daseinsmerkmalen dukkha und anicca erwähnt, insofern gehe ich davon aus, dass er Leerheit im Sinne von Nicht-Selbst verwendet. Ich kann mich da natürlich täuschen. accinca wird das klären können.


    Die Leerheit aus dem Herz-Sutra ist eine andere. Sie ist ein Synonym für die letztendliche Wirklichkeit (im Ggs. zur historischen/relativen/alltäglichen/konventionellen).


    Onda