Existenz: Was existiert, was nicht?

  • Ich sehe aus dem Küchenfenster. Gegenüber steht ein Haus. Aus seinem Schornstein kommt Rauch. Eine Amsel, die ich nicht sehen kann, zwitschert. So ein Haus möchte ich auch einmal besitzen.


    Ich hätte von euch gern Erläuterungen, ob, in welchem Zusammenhang und für welche Fragestellung, es sinnvoll (angemessen, richtig) bzw. sinnlos (unangemessen, falsch) ist zu sagen, dass ein Ding (der Sehende, das Haus, der Rauch, die Amsel, das Zwitschern, der Besitzwunsch) existiert. Gibt es unterschiedliche Existenzbegriffe, z. B. einen alltagstauglichen (um das Haus zu kaufen) und einen 'reflektierenden' (um den unbefriedigten Wunsch nach Besitz des Hauses loszuwerden)? Gibt es absolute und vorübergehende Existenz? Falls es da Unterscheide in der Sichtweise gibt, wäre es hilfreich zu erfahren, die Sicht welcher Schule/Richtung ihr beschrieben habt.


    _()_
    simak

  • simak:

    Ich hätte von euch gern Erläuterungen, ob, in welchem Zusammenhang und für welche Fragestellung, es sinnvoll (angemessen, richtig) bzw. sinnlos (unangemessen, falsch) ist zu sagen, dass ein Ding (der Sehende, das Haus, der Rauch, die Amsel, das Zwitschern, der Besitzwunsch) existiert. Gibt es unterschiedliche Existenzbegriffe, z. B. einen alltagstauglichen (um das Haus zu kaufen) und einen 'reflektierenden' (um den unbefriedigten Wunsch nach Besitz des Hauses loszuwerden)? Gibt es absolute und vorübergehende Existenz? Falls es da Unterscheide in der Sichtweise gibt, wäre es hilfreich zu erfahren, die Sicht welcher Schule/Richtung ihr beschrieben habt.


    Hi & willkommen simak


    Ich kann nicht für die Traditionen sprechen, aber es gibt laut Buddha eine Neigung oder Lehre zu Existenz (atthikavada) und eine zu Nichtexistenz (natthikavada).


    Beides sind Extreme, dennoch sehe ich Worte wie 'existieren' und 'nichtexistieren' bzgl. Leid, seinen Ursachen, der Lösung und dem Weg als angemessen.


    zB wenn ich meinen Arm kneife, entsteht Schmerz, und wenn ich loslasse, löst der Schmerz sich auf; man kann sagen der Schmerz existiert.


    Oder wenn einer dringend eine Toilette in der Stadt oder auf der Autobahn sucht, entsteht Anspannung, und sobald man loslassen kann, gibt es Erleichterung.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • simak:

    Gibt es absolute und vorübergehende Existenz?


    Jeder Augenblick, kaum entstanden, geht vorbei und wird vom nächsten abgelöst.


    Wie könnte man da sagen, dass es eine absolute, nicht vorübergehende Existenz oder Anreihung von Augenblicken gäbe?


    :shock:

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Passt da nicht wieder die 4-fache...?


    "...9. "Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    10. "Ist dann Meister Gotama der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    11. "Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: 'Sowohl existiert ein Tathāgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Sowohl existiert ein Tathāgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    12. "Ist dann Meister Gotama der Ansicht: 'Weder existiert ein Tathāgata nach dem Tode, noch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Weder existiert ein Tathāgata nach dem Tode, noch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"....


    ...."Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode sowohl existiere, als auch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Lossagung, zum Verschwinden, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode weder existiere, noch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna. Weil ich diese Gefahr sehe, nehme ich keine dieser Arten von Ansichten an.""


    Und warum sagt der Buddha das...:


    15. "Hat dann Meister Gotama überhaupt irgendeine spekulative Ansicht?"


    ""Vaccha, 'spekulative Ansicht' ist etwas, was vom Tathāgata beseitigt worden ist. Denn der Tathāgata, Vaccha, hat dies gesehen: 'So ist Form, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so ist Gefühl, so sein Ursprung, so sein Verschwinden; so ist Wahrnehmung, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so sind Gestaltungen, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so ist Bewußtsein, so sein Ursprung, so sein Verschwinden.' Daher, sage ich, mit der Vernichtung, dem Lossagen, dem Aufhören, dem Aufgeben und Loslassen aller Vorstellungen, aller Gedankengebäude, allen Ich-Machens, allen Mein-Machens und der zugrundeliegenden Neigung zum Ich-Dünkel, ist der Tathāgata durch Nicht-Anhaftung befreit.""


    Quelle: http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m072z.html

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Aus meiner Perspektive impliziert "existieren" Permanenz, Unveränderbarkeit. Ein Ding existiert vermeintlich, wenn ich denke, dass das Ding von vor zwei Minuten das gleiche Ding sei wie das, das ich jetzt sehe. Das ist aber eindeutig falsch wie die Naturwissenschaft belegt, weil das Ding kein "Ding an sich" ist, sondern Wahrnehmung im Fluss verursacht von Teilchen in Bewegung, deren Teilbarkeit unbegrenzt ist. Somit ist also "existieren" nur das gedankliche Verknüpfen von einzelnen Sinneseindrücken. Aus dieser Perspektive existiert nichts, weil der Begriff "existieren" nicht angemessen ist. 8)

  • Der Buddha lehrte, dass alle bedingten dhammas ohne selbst (anatta) und impermanent (anicca) sind, das heißt dass sie sich in jedem winzigen Augenblick verändern.


    Das heißt man kann schon sagen, dass das Haus existiert, das man sieht, wenn man aus dem Fenster schaut. Aber man sollte sich bewusst sein, dass das Haus nicht nur nicht ewig existiert, sondern sich ständig verändert. Das Haus besteht ja letztlich aus Atomen, die wiederum aus Protonen und Neutronen bestehen, welche wiederum aus Quarks bestehen. Auf dieser Ebene findet ständig Veränderung statt, alles ist in Schwingung.

  • nibbuti:

    Ich kann nicht für die Traditionen sprechen, aber es gibt laut Buddha eine Neigung oder Lehre zu Existenz (atthikavada) und eine zu Nichtexistenz (natthikavada).


    Beides sind Extreme, dennoch sehe ich Worte wie 'existieren' und 'nichtexistieren' bzgl. Leid, seinen Ursachen, der Lösung und dem Weg als angemessen.


    nibbuti
    Danke, nibbuti. Was ich bei deiner Antwort noch nicht verstanden habe: Von wessen Neigung ist da die Rede? Neigen die Dinge zu (Nicht)Existenz oder neigt der Betrachter dazu den Dingen (Nicht)Existenz zu unterstellen? Und wenn es Extreme sind, existiert das Haus dann zu 80% (wie zwischen schwarz und weiß ein 80%iges grau angesiedelt ist)?


    Maybe Buddha
    Danke Maybe Buddha, aber ich keinen Bezug herstellen zwischen meiner Frage ob das Haus etc. existieren und der Frage, ob ein Tathāgata nach seinem Tode noch existiert. Kannst du mir erklären, warum das für dich ein und dieselbe Frage ist?


    @TMingyur

    TMingyur:

    Aus meiner Perspektive impliziert "existieren" Permanenz, Unveränderbarkeit. Ein Ding existiert vermeintlich, wenn ich denke, dass das Ding von vor zwei Minuten das gleiche Ding sei wie das, das ich jetzt sehe.(...)

    Danke TMingyur, ich glaube das ist exakt der Punkt wo mein Verständnis versagt: Warum impliziert 'existieren' Unveränderbarkeit bzw. Ewigkeit?

    Einmal editiert, zuletzt von simak ()

  • (Fortsetzung... meine Finger waren schneller als beabsichtigt :) )
    David

    David:

    Das heißt man kann schon sagen, dass das Haus existiert, das man sieht, wenn man aus dem Fenster schaut. Aber man sollte sich bewusst sein, dass das Haus nicht nur nicht ewig existiert, sondern sich ständig verändert.

    Danke, David. Das beschreibt ziemlich genau auch mein 'naives' Verständnis was 'existieren' bedeutet. Plus ide Annehme,dass das Haus auch nach meinem Tod noch existieren wird.


    _()_
    simak

  • simak:

    Ich sehe aus dem Küchenfenster. Gegenüber steht ein Haus. Aus seinem Schornstein kommt Rauch. Eine Amsel, die ich nicht sehen kann, zwitschert. So ein Haus möchte ich auch einmal besitzen.


    Ich hätte von euch gern Erläuterungen, ob, in welchem Zusammenhang und für welche Fragestellung, es sinnvoll (angemessen, richtig) bzw. sinnlos (unangemessen, falsch) ist zu sagen, dass ein Ding (der Sehende, das Haus, der Rauch, die Amsel, das Zwitschern, der Besitzwunsch) existiert. Gibt es unterschiedliche Existenzbegriffe, z. B. einen alltagstauglichen (um das Haus zu kaufen) und einen 'reflektierenden' (um den unbefriedigten Wunsch nach Besitz des Hauses loszuwerden)? Gibt es absolute und vorübergehende Existenz? Falls es da Unterscheide in der Sichtweise gibt, wäre es hilfreich zu erfahren, die Sicht welcher Schule/Richtung ihr beschrieben habt.


    _()_
    simak


    Das ist nur Gedankengeschwurbel. Buddhistische Praxis bedeutet u.a.,
    das man solche Denkerei hinter sich lassen kann und zum Beobachten der Funktion
    des Geistes gelangt, anstelle sich mit den Inhalten zu beschäftigen... :)


    Gruß ;)

  • simak:

    ...Danke, David. Das beschreibt ziemlich genau auch mein 'naives' Verständnis was 'existieren' bedeutet. Plus ide Annehme,dass das Haus auch nach meinem Tod noch existieren wird...


    _()_
    simak


    Moin Simak,
    das Haus als solches existiert nicht. Es existiert als deine Wahrnehmung. Du hast Sinnesorgane, die bestimmte Reize an dein Gehirn weiterleiten. Dieses konstruiert dann ein Bild, von dem du gelernt hast, es als Haus zu bezeichnen.
    Stirbst du, verschwindet auch dieses "Haus".
    Wenn wir beide vor diesem Haus stehen, werden wir es wohl, wenn auch vielleicht nur in Nuancen, unterschiedlich wahrnehmen. Ist mein Hund dabei, wird er es noch anders wahrnehmen, ist eine Fliege, ein Vogel, eine Ameise.....dabei, werden sie es alle unterschiedlich wahrnehmen. Und nur wir beide werden das, was wir wahrnehmen, als Haus bezeichnen.


    "Die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen. Aber auch nicht anders." So soll es im Lankavatara Sutra stehen.


    Also, egal ob es letztendlich existiert oder nicht, wenn es dir gefällt und du es dir leisten kannst, dann kaufe es.


    So weit mein Verständnis.


    LG
    Ji'un Ken

  • simak:


    Maybe Buddha
    Danke Maybe Buddha, aber ich keinen Bezug herstellen zwischen meiner Frage ob das Haus etc. existieren und der Frage, ob ein Tathāgata nach seinem Tode noch existiert. Kannst du mir erklären, warum das für dich ein und dieselbe Frage ist?


    Ich denke das das was der Buddha über die Existenz (des Tathagata) sagte, kann auf alle Dhamma (Dinge) bezogen werden.


    Aber viel wichtiger ist ja auch der Teil am Ende der Sutta, den ich zitiert habe (und unterstrichen habe):


    ""Vaccha, 'spekulative Ansicht' ist etwas, was vom Tathāgata beseitigt worden ist. Denn der Tathāgata, Vaccha, hat dies gesehen: 'So ist Form, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so ist Gefühl, so sein Ursprung, so sein Verschwinden; so ist Wahrnehmung, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so sind Gestaltungen, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so ist Bewußtsein, so sein Ursprung, so sein Verschwinden.' Daher, sage ich, mit der Vernichtung, dem Lossagen, dem Aufhören, dem Aufgeben und Loslassen aller Vorstellungen, aller Gedankengebäude, allen Ich-Machens, allen Mein-Machens und der zugrundeliegenden Neigung zum Ich-Dünkel, ist der Tathāgata durch Nicht-Anhaftung befreit.""


    Vorstellungen und Gedankengebäude, über existenz oder nicht-existenz sind nicht zielführend, sondern ganz im Gegenteil.
    Natürlich wird im allgemeinen Sprachgebrauch gesagt, "das Haus existiert" (denn dort steht es ja), oder "der Rauch existiert" (denn dort qualmt er ja, man sieht es ja) etc.
    Im Endeffekt sind das nur Gedankengebäude, Konzepte, Begrifflichkeiten zum Unterscheiden. Für den Physiker ist der Rauch warscheinlich etwas anderes und der Chemiker sieht wenn er den Rauch sieht wieder etwas anderes und der Feuerwehrmann wieder etwas anderes etc.
    Oder stell dir vor der Rauch vor deiner Tür steigt weiter nach oben, und aus einiger Entfernung sieht jemand anderes den Rauch und hält ihn für eine Gewitterwolke. Existiert dann die Gewitterwolke?
    Im Grunde ist das alles nur die 6 Sinne und die 5 Skhandas. Alles ist ständig in Bewegung und vergänglich und mit allem anderen in Verbindung. Nur wir Menschen ziehen da Grenzen und versuchen die Dinge (die Dhamma) zu unterscheiden, wie zum Beispiel "Haus" oder "Rauch" etc


    Dieses durchschauen, durchdringen und auflösen, der selbstgemachten Illusionen ist die Praxis und das Ziel der Lehre...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Die Phänomene sind gekennzeichnet durch Drei Merkmale:
    sie sind vergänglich (anicca) , sie sind leer von einem dauerhaften Kern (anatta), sie sind dukkha.
    So hat der Buddha die Phänomene (z.B. ein Haus) bezeichnet.


    Die Lehre des Buddha besagt nicht, dass Phänomene nicht existieren.
    Also existiert auch das Haus - als flüchtiges, kernloses Phänomen.


    Charlie, existent


    Der mittlere Weg ist der Weg, der die Pole Nihilismus und Eternalismus umschifft

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Hallo Simak,


    betrachte anstatt des Hauses die Sonne.
    Das "Licht" braucht über 8 Minuten zu uns.
    Die Sonne direkt kannst du also nicht sehen.
    Was also siehst du ?



    Gruss
    Ripa

  • Mirco

    Mirco:

    Das ist nur Gedankengeschwurbel.

    Danke, Mirco. Hälst du die Frage für sinnlos oder für falsch gestellt? Wenn falsch gestellt: Wie lautet die richtigere Frage? Wenn sinnlos: Warum hälst du es für sinnvoll, darauf zu antworten?


    @Ji'un Ken

    Ji'un Ken:

    das Haus als solches existiert nicht. Es existiert als deine Wahrnehmung. Du hast Sinnesorgane, die bestimmte Reize an dein Gehirn weiterleiten. Dieses konstruiert dann ein Bild, von dem du gelernt hast, es als Haus zu bezeichnen.
    Stirbst du, verschwindet auch dieses "Haus". Wenn wir beide vor diesem Haus stehen, werden wir es wohl, wenn auch vielleicht nur in Nuancen, unterschiedlich wahrnehmen. Ist mein Hund dabei, wird er es noch anders wahrnehmen, ist eine Fliege, ein Vogel, eine Ameise.....dabei, werden sie es alle unterschiedlich wahrnehmen. Und nur wir beide werden das, was wir wahrnehmen, als Haus bezeichnen.


    Danke, Ji'un Ken. Warum existiert nicht beides? Das Haus und meine (deine,...) Wahrnehmung des Hauses? Das eine bedingt das andere.Das Haus ist nicht identisch mit der Wahrnehmeung des Hauses durch en auch immer. Aber warum sollte ersteres deswegen nicht existieren?


    Maybe Buddha

    Maybe Buddha:

    Im Endeffekt sind das nur Gedankengebäude, Konzepte, Begrifflichkeiten zum Unterscheiden. Für den Physiker ist der Rauch warscheinlich etwas anderes und der Chemiker sieht wenn er den Rauch sieht wieder etwas anderes und der Feuerwehrmann wieder etwas anderes etc.
    Oder stell dir vor der Rauch vor deiner Tür steigt weiter nach oben, und aus einiger Entfernung sieht jemand anderes den Rauch und hält ihn für eine Gewitterwolke. Existiert dann die Gewitterwolke?

    Es existiert Rauch aus einem Schornstein. Es existiert meine Wahrnehmung von Rauch und es existiert die Wahrnehmung einer Gewitterwolke von jemand anderem. Kann ich das beweisen? Nein. Ist das ein sinnvolles (=alltagstaugliches) Modell der Wirklichkeit? Ja.


    @Existenter Charlie

    Existenter Charlie:

    Die Lehre des Buddha besagt nicht, dass Phänomene nicht existieren.
    Also existiert auch das Haus - als flüchtiges, kernloses Phänomen.


    Danke, Charlie, das verstehe ich.


    @Ripa

    Ripa:

    Das "Licht" braucht über 8 Minuten zu uns.
    Die Sonne direkt kannst du also nicht sehen.
    Was also siehst du ?

    Danke Ripa, ein interessantes Beispiel. Ich reagiere auf Photonen, die meine Netzhaut treffen, acht Minuten nachdem sie von der Sonne emittiert wurden. Existiert die Sonne nachts nicht? Wenn ich im U-Bahntunnel stecke? Oder während ich schlafe? Wäre das eine sinnvolle Annahme?

  • die dinge sind vergänglich, also existieren sie in einer bleibenden form nur eine gewisse zeit, das ist so. was nicht so klar ist welchen wert das für uns haben soll, denn wenn du zb. die beziehungen von menschen untereinander beobachtest, wirst du feststellen das vergänglichkeit tatsächlich eine grosse rolle spielt, doch wenn du dich vor einen stein setzt und ihn beobachtest wirst du feststellen das da nicht alzuviel los ist mit vergänglichkeit.


    dasselbe gilt für den dharma allgemein, manchmal ist er wertvoller ratgeber, manchmal schon fast unnützes zeugs.


    gruss zenbo

  • simak:


    Danke, Ji'un Ken. Warum existiert nicht beides? Das Haus und meine (deine,...) Wahrnehmung des Hauses? Das eine bedingt das andere.Das Haus ist nicht identisch mit der Wahrnehmeung des Hauses durch en auch immer. Aber warum sollte ersteres deswegen nicht existieren?


    Alles was ich habe, ist meine Wahrnehmung, sei es als sinnliche Wahrnehmung (hören, rieche, sehen, schmecken, tasten) oder als Gedanke. Ob es etwas außerhalb davon gibt, kann ich nicht wissen. Für mich gibt es deshalb nichts außerhalb davon.
    Einer meiner Chefs ist farbenblind. Für ihn gibt es keine roten Rosen.
    Wenn du nicht gelernt hättest, zu bestimmten Sinneseindrücken, die ein bestimmtes Bild in dir entstehen lassen, Haus zu sagen, würde es für dich kein Haus geben.
    Haus ist also nur eine Benennung für etwas.
    Willst du wirklich wissen, was Haus ist, was es außer dem Seheindruck ist, kannst du hingehen und es anfassen, an ihm riechen, es schmecken oder auch einfach einziehen und darin leben.
    Aber ganz egal was du auch machst, du schaffst dir die aus deinen Sinneseindrücken und deinem Bewusstsein resultierenden Erfahrungen selbst.
    Deshalb ist die Frage ob es nicht Haus und Wahrnehmung des Hauses geben kann meiner Meinung nach unglücklich gestellt. Das Haus ist ja von der Wahrnehmung nicht zu trennen. Die Fragen oder Stellungnahmen "ist oder ist nicht" oder "weder noch und sowohl als auch" gehen meiner Meinung nach in die Hose.
    Besser kann ich es dir nicht erklären. Ich mache mir hierüber normalerweise auch überhaupt keine Gedanken. :D


    LG
    Ji'un Ken

  • simak:

    Gibt es unterschiedliche Existenzbegriffe, z. B. einen alltagstauglichen (um das Haus zu kaufen) und einen 'reflektierenden' (um den unbefriedigten Wunsch nach Besitz des Hauses loszuwerden)?


    Das Haus existiert.
    Als bedingtes Phänomen.
    Es ist eingebettet in ein vielfältiges Netz von Bedingungen und Relationen zu anderen Dingen.
    Du kannst in viele Relationen zu diesem Haus treten: Der Wunsch, es zu besitzen, ist eine davon. Dafür wiederum ist die Wahrnehmung des Hauses eine Voraussetzung. Was bei der Wahrnehmung entsteht, ist kein Abbild des Hauses an sich, sondern ein Bild, das sich dein Gehirn auf der Basis der Sinnesrohdaten erschafft. Auch der Wunsch, das Haus zu besitzen, ist ein existierendes Phänomen. Ebenso wie das selbstgeschaffene Abbild des Hauses in deinem Hirn ist dieser Wunsch flüchtig und substanzlos. Es gibt nur einen Existenzbegriff. Dieser umfasst die vom Buddha genannten drei Daseinsmerkmale.


    LG
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Ob etwas für jemanden existiert oder nicht existiert, oder sowohl das eine als auch das andere nicht zutreffend erscheint oder beides oder keines von beiden als nicht zutreffend erscheint, ist alleine vom Willen desjenigen abhängig. Da der Wille nicht frei sondern bedingt ist, ist es also von Gewohnheiten (sog. karmische "Früchte") abhängig. 8)


    Das abhängige Entstehen, das der Buddha lehrt, geht über Begriffe von "Nicht-Existenz" und "Existenz" hinaus.


    Zitat

    But when one sees the origination of the world as it actually is with right discernment, 'non-existence' with reference to the world does not occur to one. When one sees the cessation of the world as it actually is with right discernment, 'existence' with reference to the world does not occur to one.


    Jemandem, der die Entstehung der Welt sieht wie sie tatsächlich ist, dem kommt "Nicht-Existenz" bzgl. der Dinge der Welt nicht in den Sinn. Jemandem, der das Aufhören der Welt sieht wie es ist, dem kommt "Existenz" bzgl. der Dinge der Welt nicht in den Sinn.


    http://www.accesstoinsight.org…n/sn12/sn12.015.than.html

  • TMingyur:

    Das abhängige Entstehen, das der Buddha lehrt, geht über Begriffe von "Nicht-Existenz" und "Existenz" hinaus.
    Jemandem, der die Entstehung der Welt sieht wie sie tatsächlich ist, dem kommt "Nicht-Existenz" bzgl. der Dinge der Welt nicht in den Sinn. Jemandem, der das Aufhören der Welt sieht wie es ist, dem kommt "Existenz" bzgl. der Dinge der Welt nicht in den Sinn.


    Die zwei Wirklichkeiten..........
    Jemand der die Welt der letztendlichen Wirklichkeit, Leerheit sieht wie sie tatsächlich ist, dem kommt „Nicht-Existenz“ der Dinge der Welt nicht in den Sinn.
    Jemand, der die Welt der relativen Wirklichkeit, Samsara sieht wie sie ist, dem kommt „Existenz“ der Dinge der Welt nicht in den Sinn.


    hedin

  • hedin:

    Die zwei Wirklichkeiten..........


    Das ist hedins Konditionierung. Der sieht das, was er sich zuvor zurecht gedacht hat. So ist das mit dem Bewußtsein. Wenn es immer und immer wieder bestimmte Gedanken bestätigend denkt, dann entsteht eine Gewohnheit, ein Automatismus, auch "karmische Frucht" genannt. 8)


    Die zwei Wahrheiten sind eine geniale Erfindung der Mahayanisten, denn die wollen ja verhindern, dass ihre Praktizierenden Befreiung erlangen. Man erzeuge nur Bewußtsein, welches an sich selbst anhaftet und Befreiung ist ausgeschlosssen. Das ist die Wirkung von Philosophie 8)

  • Es ist hilfreich davon auszugehen, dass Seiendes ist, wohingegen die Hypothese vom Nichtsein fruchtlose und nutzlose Spekulation darstellt.
    Sicher ist, dass die Dinge anders sind, als wir sie uns gemeinhin vorstellen. Was an ihrem Dasein nichts ändert.


    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • @darkwave

    darkwave:

    die dinge sind vergänglich, also existieren sie in einer bleibenden form nur eine gewisse zeit, das ist so.

    Danke darkwave. Ist das Kriterium 'bleibend' notwending, um zu sagen die Dinge existieren? Ich hätte gedacht alles ändert sich, während es existiert.


    @Ji'un Ken
    Danke für deine griffigen Erläuterungen.

    Ji'un Ken:

    Alles was ich habe, ist meine Wahrnehmung, sei es als sinnliche Wahrnehmung (hören, rieche, sehen, schmecken, tasten) oder als Gedanke. Ob es etwas außerhalb davon gibt, kann ich nicht wissen. Für mich gibt es deshalb nichts außerhalb davon.

    Für dich gibt es nichts außerhalb davon, weil es nicht relevant ist, oder weil es kontraproduktiv wäre diesen Standpunkt zu beziehen?

    Ji'un Ken:

    Die Fragen oder Stellungnahmen "ist oder ist nicht" oder "weder noch und sowohl als auch" gehen meiner Meinung nach in die Hose.

    'Existenz' wäre für mich auch gar kein Thema, wenn ich nicht in zahlreichen Erläuterungen zu den drei Daseinsmerkmalen oder zu Leerheit darüber stolpern würde. Vieleicht habe ich eine abweichende Definition des Begriffs, vielleicht ist es zuweilen ein Übersetzungsproblem, jedenfalls fehlt mir häufig zur Aussage, dass etwas (nicht) existiert noch die Begründung des Warum.


    @Charlie

    Charlie:

    Das Haus existiert.
    Als bedingtes Phänomen.
    Es ist eingebettet in ein vielfältiges Netz von Bedingungen und Relationen zu anderen Dingen. (...) Es gibt nur einen Existenzbegriff. Dieser umfasst die vom Buddha genannten drei Daseinsmerkmale.


    Charlie:

    Es ist hilfreich davon auszugehen, dass Seiendes ist, wohingegen die Hypothese vom Nichtsein fruchtlose und nutzlose Spekulation darstellt.
    Sicher ist, dass die Dinge anders sind, als wir sie uns gemeinhin vorstellen. Was an ihrem Dasein nichts ändert.

    Danke Charlie, perfekt verständlich für mich und deckungsgleich mit meinem Verständnis.


    @TMingyur

    TMingyur:

    Ob etwas für jemanden existiert oder nicht existiert, oder sowohl das eine als auch das andere nicht zutreffend erscheint oder beides oder keines von beiden als nicht zutreffend erscheint, ist alleine vom Willen desjenigen abhängig. Da der Wille nicht frei sondern bedingt ist, ist es also von Gewohnheiten (sog. karmische "Früchte") abhängig.

    D. h. ich kann mich durch wiederholtes Einnehmen der jeweiligen Position dazu erziehen, diese als zutreffend zu betrachten?


    @Hedin

    hedin:

    Jemand, der die Welt der relativen Wirklichkeit, Samsara sieht wie sie ist, dem kommt „Existenz“ der Dinge der Welt nicht in den Sinn.

    Danke Hedin, kannst du mir auch erklären warum nicht?


    Vielen Dank für eure hilfreichen Erlärungen bis hierher :)


    _()_
    simak

  • simak:


    @Ji'un Ken
    Danke für deine griffigen Erläuterungen. ....Für dich gibt es nichts außerhalb davon, weil es nicht relevant ist, oder weil es kontraproduktiv wäre diesen Standpunkt zu beziehen?


    Es ist erst mal nicht relevant. Alles was ist, ist für mich deshalb, weil ich es wahrnehme; geistgeschaffen, wie es im Buddhismus heißt.
    Mag sein, das es mehr gibt. Ich weiß es nicht. Sobald ich es weiß, nehme ich es ja auch schon in der einen oder anderen Form wahr.


    simak:
    Ji'un Ken:

    Die Fragen oder Stellungnahmen "ist oder ist nicht" oder "weder noch und sowohl als auch" gehen meiner Meinung nach in die Hose.

    'Existenz' wäre für mich auch gar kein Thema, wenn ich nicht in zahlreichen Erläuterungen zu den drei Daseinsmerkmalen oder zu Leerheit darüber stolpern würde. Vielleicht habe ich eine abweichende Definition des Begriffs, vielleicht ist es zuweilen ein Übersetzungsproblem, jedenfalls fehlt mir häufig zur Aussage, dass etwas (nicht) existiert noch die Begründung des Warum.


    Ich glaube nicht, das du auf diese Art zu einem Ergebnis kommst.
    Wirklichkeit ist für mich das was wirkt, wie auch immer.
    Ich glaube nicht, das wir alles über logisches Denken und Begründen erfassen können.
    Das ist wie mit dem Geschmack eines Apfels. Du wirst ihn mir nie vermitteln können. Aber du kannst mir einen Apfel geben.
    Oder die Existenz des Hauses, das du siehst; wir können stundenlang darüber diskutieren, aber letztendlich kannst nur du erfahren, ob es das Haus für dich gibt.
    Und jeder hat natürlich, wie du ganz richtig erwähnst, seine Definition von "Existenz". Das heißt also auch, "Existenz" erschließt sich in einem bestimmten Kontext.
    Und was nützt es dir, wenn ich dir völlig schlüssig beweisen kann, dass der Hammer, mit dem du dir gerade auf den Daumen gehauen hast, im Grunde gar nicht existiert.


    LG
    Ji'un Ken

  • simak:


    @TMingyur

    TMingyur:

    Ob etwas für jemanden existiert oder nicht existiert, oder sowohl das eine als auch das andere nicht zutreffend erscheint oder beides oder keines von beiden als nicht zutreffend erscheint, ist alleine vom Willen desjenigen abhängig. Da der Wille nicht frei sondern bedingt ist, ist es also von Gewohnheiten (sog. karmische "Früchte") abhängig.

    D. h. ich kann mich durch wiederholtes Einnehmen der jeweiligen Position dazu erziehen, diese als zutreffend zu betrachten?


    Der Wille ist hier nicht wörtlich im umgangsprachlichen Sinne zu verstehen, also als bewußter Gedanke "ich will" oder "so soll es sein". Deswegen ist beim abhängigen Entstehen ja auch von "Gestaltungen" die Rede, welche aus Unwissenheit entstehen und zu dem Ergebnis "Bewußtwerdung" führen. In der Art und Weise der Bewußtwerdung ist also quasi "un-bewußter" Wille enthalten.
    Und mit dem "Erziehen" da gibt es zweierlei Ergebnisse: das mit Restzweifel, wenn die intellektuelle Schlussfolgerung eine sehr oberflächliche ist, und das ohne Zweifel, wenn neues intellektuelles Wissen erworben wird durch eine Schlussfolgerung in hoher Konzentration, welche zu neuem Erkennen führt.
    Aber Vorsicht "ohne Zweifel" bedeutet dennoch nicht, dass die Dinge in einer (gedachten) Objektivität erkannt werden könnten, sondern es handelt sich natürlich nur um mentale subjektive Vorgänge. 8)

  • Ji'un Ken:

    Ich glaube nicht, das du auf diese Art zu einem Ergebnis kommst.


    Durch Lesen? Oder durch rationale Analyse? Ich habe kein Problem damit, wenn irgendwo steht <<die Wahrheit dieser Aussage kann erst auf einem bestimmten Erkenntnisniveau verstanden werden und dieses Erkenntnisniveau kann nicht durch intellektuelles Verstehen erreicht werden, sondern nur durch längere Praxis und Erfahrung.>> Sollte dann aber im Beipackzettel stehen :)

    Ji'un Ken:

    Wirklichkeit ist für mich das was wirkt, wie auch immer.
    Ich glaube nicht, das wir alles über logisches Denken und Begründen erfassen können.
    Das ist wie mit dem Geschmack eines Apfels. Du wirst ihn mir nie vermitteln können.

    Da stimme ich dir zu.


    _()_
    simak