Meditation über die Peinlichkeit

  • Hallo liebe Leute,


    hier mal was gaaanz anderes, weniger metaphysisches und eher praktisches.


    Manchmal habe ich arge Probleme, Leute in bestimmten Situationen oder bei bestimmten Problemen anzusprechen. Unterbewusst oder auch bewusst sitzt irgendwo in mir die Angst, nicht richtig verstanden zu werden, eine peinliche Situation zu erzeugen, o.ä.. Das gleiche gilt auch z.B. für Wortmeldungen in Versammlungen oder Konferenzen, wenn dutzende oder hunderte Menschen anwesend sind und mich eine Frage umtreibt, ich mich aber nicht traue, diese vor versammelter Mannschaft zu stellen - weil es mir irgendwie peinlich ist.


    Ich bin sicher es geht anderen genaus so. Natürlich gibt es Leute, die sehr kommunikativ, offen, direkt im Umgang mit anderen sind und auch solche, die in jeder, egal wie großen Konferenz Fragen stellen. Die sind vermutlich genetisch so konditioniert.


    Wenn man das nun nicht ist, so wie ich und sicher auch viele andere, wie kann mir der Buddhismus, ggf. Meditation o.ä. dabei helfen, diese Beschränkung zu überwinden? Wo könnten die Ursachen liegen, bzw. woran muss ich wie arbeiten, wie muss ich mich mental konditionieren, damit ich das Problem überwinde bzw. reduziere?


    Hat sich da von euch schonmal jemand Gedanken drüber gemacht?


    LG


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Milou:

    Wo könnten die Ursachen liegen, bzw. woran muss ich wie arbeiten, wie muss ich mich mental konditionieren, damit ich das Problem überwinde bzw. reduziere?


    Wahrscheinlich legst du Wert darauf wie du in den Augen anderer erscheinst. Da ist "ich" und "Selbst-Bildnis", "ich" will akzeptiert werden und dass andere es vorteilhaft wahrnehmen. Für "ich" gibt es immer was zu verlieren oder zu gewinnen, gleichzeitig ist da wohl Mangel an Selbst-Vertrauen - so widersprüchlich es ggf. auch erscheinen mag, Anhaftung an "ich" loszulassen und Selbst-Vertrauen zu haben 8)

  • Für mich sieht das so aus, Milou, dass Du Probleme mit dem (konventionellen) "Selbstbewußtsein" hast.
    Es gibt rhethorische Tricks, die es leichter machen, vor versammelter "Manschaft" zu reden,
    auch Buddhas Lehre kann dazu dienen, "Selbstbewußtsein" zu tanken, um mit Peinlichkeiten, die dann trotzdem immer noch passieren können, gelassen ja sogar humorvoll umzugehen :)


    LG
    Matthias

  • Probleme mit dem Selbstbewusstsein an sich habe ich eigentlich nicht. Aus Gesprächen heraus, auch in großen Diskussionsrunden kann ich durchaus engagierte Beiträge liefern. Es scheint also eher was unterschwelliges zu sein. Möglicherweise liegt es aber wirklich daran, dass ich (um jeden Preis?) akzeptiert werden möchte (Kindheitstrauma?).


    Geht es euch anders? Habt ihr keine Probleme damit? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es jede Menge Leute gibt, die damit Schwierigkeiten haben, ich also kein pathologischer Einzelfall bin. Die Frage ist, wo kann man am besten anpacken, um das zu überwinden?


    LG


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."


  • Früher hatte ich Probleme damit, während des Studiums wurde ich jedoch "ins kalte Wasser" geschmissen und mußte damit irgendwie zurecht kommen, im Berufsleben kommt es nun nicht mehr so häufig vor, wenn dann versuche ich etwaige "Peinlichkeiten" mit Humor wieder
    zurechtzurücken - jeder kann aber nicht unbedingt über sich selbst lachen. schon gar nicht über seine eigenen Fehler, Humor löst aber sowohl beim Zuhörer als auch bei einem selbst Verkrampfungen auf und man ist anschließend viel lockerer. So ist meine Erfahrung :)
    LG
    Matthias

  • Ich empfehle immer gerne:


    http://www.amazon.de/Klopfen-g…TF8&qid=1338276916&sr=8-1


    Es ist immer fatal, wenn man sich zuviel Gedanken über die eigene Wirkung auf andere macht: "Wie sehen die mich?" - "Wie wirke ich?" - "Was mache ich für einen Eindruck". Öl aufs Feuer der Ängste.


    Buddhistische Strategien?
    Genau hinschauen: Wie artikulieren sich die Ängste? Was bedeutet "Peinlichkeit"?
    Sich selbst nicht zu ernst nehmen.


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:

    Es ist immer fatal, wenn man sich zuviel Gedanken über die eigene Wirkung auf andere macht: "Wie sehen die mich?" - "Wie wirke ich?" - "Was mache ich für einen Eindruck". Öl aufs Feuer der Ängste.


    Buddhistische Strategien?
    Genau hinschauen: Wie artikulieren sich die Ängste? Was bedeutet "Peinlichkeit"?
    Sich selbst nicht zu ernst nehmen.


    Gute Vorschläge.

    Onda:


    http://www.esowatch.com/ge/ind…=Energetische_Psychologie

  • Milou:


    Geht es euch anders? Habt ihr keine Probleme damit? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es jede Menge Leute gibt, die damit Schwierigkeiten haben, ich also kein pathologischer Einzelfall bin. Die Frage ist, wo kann man am besten anpacken, um das zu überwinden?


    MIr hilft bei Ängsten dieser Art die Bemühung eine objektive Sicht einzunehmen, das Ganze ausserhalb meines Ich-Standpunktes so zu sehen, wie es wirklich ist.
    Da gibt es milliarden Menschen auf der Welt und unendlich viele Situationen aller Art in der Menschheitsgeschichte, und da erscheint mir gerade dieser Augenblick so bedeutend, als würde jetzt das ganze Universum streng auf mich blicken, ob ich auch wirklich eine gute Figur mache und der Menschheit ja keine Schande bereite! Da lässt sich erkennen, in welcher Illusion man gerade gefangen ist. Man nimmt sich selber manchmal zu wichtig, will nicht dass dieses großartige Ich irgendwie heruntergemacht wird.


    Sowas hat vielleicht Ursachen in der Kindheit, eine frühe traumatische Prägung, und einen Zusammenhang mit der psychischen Struktur, wie etwa Sensibilität. Im Grunde ist es aber nichts anderes als ein illusorisches Ich-Verständnis, die Buddhalehre kann da alle Illusionen beseitigen.


    Was ich auch übe um die Ich-Illusion aufzulösen, ist die Verlegung des Bewusstseins in die Wahrnehmung. Alles was innerhalb und ausserhalb des Körpers und Geistes geschieht, erscheint in der Wahrnehmung, wie in einem Spiegel. Die Wahrnehmung selber ist ohne Ich, da ist niemand der von irgendetwas berührt wird. Wie in der Meditation - alles was auftaucht, einfach nur beobachten ohne einzugreifen. Das führt zu Ernüchterung, Gelassenheit und ungetrübter Bewusstheit.

  • Mag banal klingen, aber mir hilft gegen Redeangst oft der alte Trick, mir alle anderen Anwesenden nackt oder in Unterwäsche vorzustellen.

  • Axel Benz:

    Mag banal klingen, aber mir hilft gegen Redeangst oft der alte Trick, mir alle anderen Anwesenden nackt oder in Unterwäsche vorzustellen.


    Hab ich schon öfter gehört, hat aber nie geklappt bei mir. Da hab ich das Gefühl, ein Nackter könnte mich genauso verletzen wie ein Bekleideter.

  • Naja, so richtig Angst habe ich eigentlich nicht, eher ein flaues Gefül im Magen.
    Ich erwische mich dann eben auch dabei, wie ich z.B. unangenehme Gespräche
    verzögere (gibt immer einen Grund was anderes zu tun) oder eben eine Frage die
    mich interessiert in einer Konferenz nicht stelle.


    LG


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Axel Benz:


    Das Buch ist sehr down to earth, pragmatisch, alles andere als weltfremder Eso-Kram. Ich kenne eine Dozentin, die in ihren Lampenfieber-Seminaren sehr erfolgreich auch mit Methoden dieses Buches arbeitet.
    Die amazon-Rezensionen zu dem Titel sind auch weitgehend sehr positiv. Als erfahrener und erfolgreicher Coach in diesem Bereich weiß der Autor Bohne, wovon er spricht.


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

    • Offizieller Beitrag
    Milou:


    Wenn man das nun nicht ist, so wie ich und sicher auch viele andere, wie kann mir der Buddhismus, ggf. Meditation o.ä. dabei helfen, diese Beschränkung zu überwinden? Wo könnten die Ursachen liegen, bzw. woran muss ich wie arbeiten, wie muss ich mich mental konditionieren, damit ich das Problem überwinde bzw. reduziere?


    Hat sich da von euch schonmal jemand Gedanken drüber gemacht?


    Peinlichkeit bedeutet ja zunächst Schmerzhaftigkeit. Nur statt körperlichem Schmerz sozialer Schmerz. Z.B wenn jemand erniedrigt oder lächerlicher gemacht wird, wenn alle seine Unwissenheit und seine Mängel sehen. Das Gegenteil von Peinlichkeit sind Souveränität und Würde. Also auch in unagenehmen Situatation ausharren zu können. Und dadurch eine Würde zu bekommen, die sich nicht von äußeren Umständen tangieren lässt.


    So hängen Lächerlichkeit/Peinlichkeit und Würde eng zusammen. Wenn man als Transvestit an einer Gruppe Skinheads vorbeigeht, dann ist man wohl in deren Augen verabscheuungswürdiger Dreck. Aber es ist Souveräntät wenn man dadurch nicht beirrt wird, und in sich selber ruhend popowackelnd weiterflaniert. Genauso wie der Skinhead wenn er in die Transvestitenbar gerät, eine lächerliche Figur ist. Oder ein katholischer Priester dessen Gottesdienst von einer Ballermann Party Bande gesprengt wird, sich im Auge der anderen als lächerliche Gestalt gespiegelt sieht. Sie davon nicht beirren zu machen und sich das Urteil der anderen nicht zum eigenen zu machen bedeutet Coolness und Würde. Man muss die Lächerlichkeit für andere also bewusst eingehen und in Kauf nehmen.


    Diese Würde hat aber auch den Nachteil, in Ignoranz auszuarten. Jemand dem das Urteil der anderen egal ist, kann ja auch ein halsstarriger Hornochse oder ein unsensibler Klotz sein. Jemand dem nichts peinlich ist, kann ein schamloser Wicht sein. Deswegen sind Unsicherheit und Selbstzweifel auch etwas symapathisches. Und jemand der sich selbst nicht so gerne reden hört möglicherweise angenehmer als jemand der sich selbst unglaublich eingenommen ist.

  • Ich finde allerdings, dass es ein Unterschied ist, ob man sich zwingt cool zu sein, oder ob man es ist. Ich besitze immerhin so viel Selbstbeherrschung, dass ich mich, wenn es mehr oder weniger unausweichlich ist, jeder Situation stellen kann. Habe selbst auch genügend Vorträge, auch vor großen Gruppen, gehalten, oder unangenehme Gespräche - direkt oder Telefon - geführt.


    Mir wäre es aber lieber, wenn ich es irgendwann hinbekäme, mich nicht nur zu zwingen, sondern wirlich entspannt zu sein. Daher der Begriff Meditation im Titel.


    LG


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Wenn es ja nicht so altmodisch/uncool/unbuddhistisch wäre, würde ich das gute alte Autogene Training vorschlagen.

  • Milou:

    Habe selbst auch genügend Vorträge, auch vor großen Gruppen, gehalten,


    aus meiner erfahrung ist es was ganz anders, wenn ich was zu sagen/mitteilen habe was ich "behersche" und somit lebendig darstellen kann, als in einer Gruppe eine Frage zu stellen.
    wenn ich im thema zuhause binn kann ich mich ganz natürlich an der discussion beteiligen, egal ob professoren oder sonnstige götter dabei sind.
    zu beginn meiner "fortibldungs" ära hatte ich auch hemmungen fragen zu stellen und da muss ich Grund recht geben, es lag daran das ich mir keine "blöse" geben wollte (so was bescheuertes :D es hat sich im laufe der jahre verloren.
    ich habe grundsätzlich schwierigkeiten auf menschen zuzugehen obwohl ich mich nicht als schüchtern bezeichnen würde, kommen die menschen auf mich zu ist alles OK.


    PS.
    schön dich wieder zu lesen Wuffwufff
    .

  • Milou:

    Ich finde allerdings, dass es ein Unterschied ist, ob man sich zwingt cool zu sein, oder ob man es ist.


    Anfänglich kommt man wohl nicht darum herum, sich einen Ruck zu geben. Aber je öfter du über deinen Schatten gesprungen bist, umso geringer die "Sprunghöhe". Und vielleicht fällt der Sprung irgendwann mal weg.
    An stressige Situationen kann man sich auch gewöhnen. Durch die Vertrautheit mit der Situation sinkt dann der Stresspegel. So funktioniert - grob gesagt - der verhaltenstherapeutische Ansatz: ein Sich-Anfreunden mit der Situation. Merken, dass die Welt nicht untergeht. Erleben, dass es sogar Spaß machen kann.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

    3 Mal editiert, zuletzt von Onda ()

  • Milou:

    Mir wäre es aber lieber, wenn ich es irgendwann hinbekäme, mich nicht nur zu zwingen, sondern wirlich entspannt zu sein. Daher der Begriff Meditation im Titel.


    wenn du hinter die ursache kommst, egal ob mit meditation oder anderen techniken, tirtt das "problem" nich wieder auf.
    ich brauchte für manche verhaltensmuster jahrzehnte (sag blos nix zu meinem alter :D um hinter die verknüpfungen der konditionierungen zu gelangen. löst du diesen knoten, verfliegt die hemmung. so ging es mir :)
    .

  • Ich sage mal aus meiner Sicht: An etwas völlig anderem in mir arbeitend ist für mich ein erster Gedanke extrem hilfreich gewesen:
    Ich habe mich so lange außerordentlich außer mir gefühlt, als dass ich mich in den buddhistischen Appellen zu Negierung von etwas verheddert habe. Das mag sicherlich eher an meinem Missverstehen gelegen haben, aber diese Negierungs-Apelle sind a) überall sehr vordringlich formuliert und b) außerordentlich schwer verstehend zu auf sich zu beziehen.
    Wenn man nun einer eigenen Schwäche begegnet (wie gesagt, meine ist eine ganz anders gelagerte), dann stärkten diese Appelle in mir nur noch weiter den Eindruck, dagegen kämpfen zu müssen, nur jetzt möglicherweise mit neuen Werkzeugen. Es geht aber vielleicht nicht um das Niederringen dieses Erlebens, es geht nicht um ein Abschneiden, um ein unmittelbares Hinter-Sich-Lassen. Auch nicht um Überwinden oder gar Konditionieren. Ziemlich sicher zumindest nicht am Beginn eines Weges.
    Ich selbst habe einen ersten Schritt in mir verspürt, als ich das Annehmen und Zulassen dieser Schwächen betrieben habe. Ich muss diesen Teil von mir mich nicht negieren. Ich muss nicht einmal meinen, dass ich das wirklich überwinden werde. Ich werde vielleicht lernen, damit umgehen zu können, aber es wird weiter in mir sein. Noch weiter will ich gar nicht gucken, dann bin ich von meinem jetzt zu weit entfernt…
    Das nahm ungeheuer Druck von mir. Das ganze Getöse mit »Glaube an Deine Stärke« und Du wirst täglich stärker« ist ungeheuer smart, sehr verführerisch und nicht verkehrt. Aber wenn es Dich nicht erreicht, ist es müßig. Wenn man in der Position der Schwäche (aka Leiden) ist, dann ist es evtl. hilfreich, sich das auf einer Ebene anzusehen, die nicht so alltäglich kopf-basiert "ja, ja, ich weiß, kenn ich von mir" redet.
    Achtsamkeit und Gewahrsein, die sich genau dieser Befindlichkeit annehmen, und sie nicht »wegmachen« wollen sind für mich der Ausgangspunkt gewesen, auf dem ich jetzt arbeiten kann.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Milou:

    Naja, so richtig Angst habe ich eigentlich nicht, eher ein flaues Gefül im Magen.


    Übrigens schätze ich dieses 'flaue Gefühl', das ich auch kenne, inzwischen. Die Überwindung, die es kostet, dagegen anzugehen, verhindert Vielschwätzerei und führt dazu, dass ich vor größeren Gruppen nur dann etwas sage, wenn es mir wirklich wichtig ist.

  • malsehen:

    Es geht aber vielleicht nicht um das Niederringen dieses Erlebens, es geht nicht um ein Abschneiden, um ein unmittelbares Hinter-Sich-Lassen. Auch nicht um Überwinden oder gar Konditionieren


    es geht für mich in keinen fall darum, denn all das konditioniert nur neu. es ist nicht mein ziel ein "besserer mensch" zu werden, mir ligt was daran zu wissen warum ich mich in bestimmten situationen auf eine bestimmte art verhalte. erkenne ich es, ist alles gut so wie es ist, denn das bin ich so wie ich bin.
    so ein verhaltensmuster zu beleuchten und entknoten ist eine ungemein spannende sache, erfordert allerdings bedingungsolse ehrlichkeit zu sich selbst, damit man nicht von dem regen in die traufe kommt und ein anderes vielecht "schöneres" selbstbild bastelt.


    malsehen:

    Achtsamkeit und Gewahrsein, die sich genau dieser Befindlichkeit annehmen, und sie nicht »wegmachen« wollen sind für mich der Ausgangspunkt gewesen, auf dem ich jetzt arbeiten kann.


    :)
    .

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es das beste ist in solch einer Situation nicht über das nachzudenken, was man gleich tun wird. Wenn der Impuls auftaucht "Ich habe eine Frage", dann direkt Hand hoch, nicht erst umgucken, abwarten, drüber nachdenken. Erster Gedanke, bester Gedanke. Ich hatte das früher oft, wenn ich bei fremden Leuten anrufen musste, flaues Gefühl, Kribbeln, Herzschlag steigt. Was habe ich gemacht? Nicht drüber nachgedacht, einfach Hörer in die Hand und angerufen, ohne Zögern. Denn mit dem Zögern und Nachdenken kommen die Selbstzweifel. Außerdem bin ich mir sicher, dass bei solche einer Sitzung bzw. Konferenz etc. noch einige sitzen, die dankbar für deine Frage sind, weil sie sich selbst nicht trauten sie zu stellen. Wenn ich direkt die Hand hebe habe ich keine Zeit, darüber nachzudenken, was jetzt gleich kommt. Werd ich dann aufgerufen gibt es nur mich und den Befragten.

    Kein "Ich" - keine Probleme.


  • Ich kann was du schreibst sehr gut nachvollziehen. Mir ging es fast mein ganzes Leben so.


    Was hat mir geholfen:
    -Therapie. Ich habe meine Kindheitstraumen aufgearbeitet und dabei den einen oder anderen Therapeuten verschlissen.
    -Meditation. In der Meditation habe ich gelernt, mich wahr zu nehmen, wie ich bin, mein denken, handeln, fühlen ohne mich gleich dafür zu be-und verurteilen.
    -Lesen. Ich habe viel über Psychologie gelesen und und dann immer wieder bei mir genau hingesehen.


    Das sind unsere Dämonen, die uns da quälen. Zum einen habe ich gelernt, sie nicht zu sehr zu füttern und zum anderen habe ich gelernt, sie ernst zu nehmen, ihnen den Raum zu geben, den sie brauchen, um zu erfahren was ihnen fehlt. Ich habe von meinen Dämonen auch viel gelernt und begegne ihnen deshalb mit Respekt. Ich bin immer auch meine Dämonen. Sie haben mir etwas zu sagen.


    LG
    Ji'un Ken

  • Ich mache das gerne, Vorträge halten, Referate usw.
    Manchmal bin ich anfangs auch nervös, aber das legt sich ganz schnell.
    Ich gehe von folgenden Prämissen aus:


    Wenn ich was vorzutragen habe, dann weiß ich, dass ich etwas weiß, was die anderen nicht wissen. Ich bin im Vorteil.
    Die meisten Menschen trauen sich selbst nicht öffentlich zu sprechen, sie bewundern jeden, der da vorne steht.
    Ich muss nicht perfekt sein, und die Leute wollen keine perfekten Leute.
    Wenn ich etwas nicht weiß oder einen Fehler mache, dann sage ich das, bei Fehlern lache ich über mich selbst.
    Wenn ich auf eine Frage keine Antwort weiß, dann sage ich das. Eventuell sage ich, dass ich mich informieren werde und es das nächste Mal nachtragen werde.
    Ich freue mich, wenn mich jemand auf etwas hinweist. Ich kann immer sagen: Danke, das ist ein interessanter Aspekt. Das wusste ich noch nicht. Darüber könnten wir im Anschluss gerne näher diskutieren usw.
    Ich stelle immer wieder Zwischenfragen, um mir eine Pause zu gönnen und zu sehen, wo ich was unverständlich gebracht habe. Das entspannt mich und ich bekomme gleich ein Feedback, wo ich was falsch mache. Damit gewinne ich Sicherheit, denn ich muss nicht im Dunkeln tappen und mir überlegen, ob ich mich gut ausdrücke.
    Ich darf verlegen und schüchtern sein, die Menschen werden mich deshalb nicht ablehnen, die meisten mögen das sogar, weil es mich zu Ihresgleichen macht.
    Lächeln, lächeln, lächeln …
    Leute direkt ansehen.
    Auch mal ein Witzlein machen, sich selbst auf den Arm nehmen (Milou, Du bist darin meisterhaft).
    Aus einem Versprecher oder Verhaspler einen Joke machen, ein Zungenspiel (sieht man manchmal bei Schauspielern im Abspann).
    Wenn Du den Faden verlierst, dann sagst Du das ganz offen. Du kannst das Publikum darum bitten, Dir auf die Sprünge zu helfen. Sag ruhig, dass Du aufgeregt bist. Lass Deinem Charme freien Lauf.
    Lachen, lachen, lachen …
    Gute Vorbereitung und ohne Text sprechen. Keine vorformulierten Texte verwenden, nur Stichpunkte für den Verlauf.
    Stell Dir vor, Du erzählst es Kindern.
    Hände nicht in die Hosentaschen oder verstecken. Je offener Du Dich gibst, desto offener bist Du auch.
    Die Welt dreht sich weiter, auch wenn Du rot wirst, Dich schämst, vom Podium fällst, Dein Konzept davonfliegt, Du Dich verhaspelst usw.
    Die Leute werden Dich dafür lieben – Mitgefühl ist Dir sicher. Lachen vor Schadenfreude wirst Du selber, wenn Du es später mal als Schwank aus Deinem Leben erzählst. Wetten, Du wirst es noch dramatischer machen!


    Stell Dich immer wieder solchen Situationen. Du hast nichts zu verlieren. Du gibst etwas. Du hast etwas zu geben.


    Liebe Grüße
    Doris – Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Manchmal stelle ich mir vor, ich würde einen "Vortrag" o.ä. über die Lehren Buddhas halten.
    Das fände ich richtig schwer - zumindest dann wenn die Zuhörer sich noch nicht mit Buddhismus beschäftigt haben.
    Aber auch bei Zuhörern, die bereits Kenntnisse vom Buddhismus haben (oder meinen, sie hätten Kenntnisse) ist es bestimmt eine Herausforderung in freier Rede, Buddhas Lehre vorzutragen.


    Hat jemand von Euch schon mal diese Erfahrung gemacht ?


    LG
    Matthias