Wiedergeburt, eine Glaubenskrise ?

  • Guten Abend zusammen,


    seit knapp 2 Jahren beschäftige ich mich mit dem Buddhismus.
    Ich bestellte mir damals das Buch "Buddhistische Psychotherapie" und wurde von diesem Buch tief berührt. Es folgten weitere Bücher, wie zum Beispiel "Das weise Herz" und "Wie Siddhartha zum Buddha wurde".


    Ich bestelle regelmäßig neue Bücher, lese die meisten mehrmals und bin täglich umgeben von den herzlichen Worten, die mein Wesen positiv beeinflussen.
    Ich war und bin immer noch begeistert von den Lehren, die mir mein Leid, bzw. die Ursachen, erklären, relativieren und mir helfen daran zu wachsen.


    Im Moment lese ich das Buch "Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben" und bin an einen Punkt gekommen, an dem ich zum ersten Mal am Buddhismus zweifele. Ich arbeite in einem Bereich, der sehr viel logisches Denken voraussetzt und bin daher entzückt über die Lehren, die mir helfen, mich in meiner privaten Zeit zu erden.
    In allen vorangegangenen Büchern fand ich immer eine klare Logik, die meinem analytisch denkenden Geist einen Zugang zum Buddhismus gewährten und mir geholfen haben, den spirituellen Weg einzuschlagen.


    In dem aktuellen Buch gibt es aber viele Kapitel, die ich nicht verarbeiten kann. Es wird von Dingen gesprochen, die überhaupt nicht verifizierbar sein können. Von Lichtern, auf die man im Bardo des Sterbens usw. zugeht, von Wiedergeburten im Tierreich und in der Hölle. Ob man ein Mädchen oder ein Junge wird, wird darüber entschieden, welchen Elternteil man anziehend bzw. abstoßend findet. (usw.) Es erscheint mir alles so weit hergeholt, das ich mich weigere, dies zu glauben.


    Nun frage ich mich, was ist der Buddhismus überhaupt und sollte ich einfach aufhören, das Buch zu lesen und das Thema abhaken oder solange lesen, bis ich es verstehe ? Ich finde es wichtig sich mit dem Thema Tod auseinander zusetzen, aber mir ist die buddhistische Sichtweise einfach zu mystisch.


    Was denkt Ihr? Kann man das Thema Wiedergeburt einfach ausblenden ?


    Über ein paar Gedanken würde ich mich sehr freuen.


    Lieben Gruß


    Heiko

  • Heiko_BV:

    Was denkt Ihr? Kann man das Thema Wiedergeburt einfach ausblenden ?


    Man kann das Thema Wiedergeburt erst einmal nur als Option stehen lassen. Wobei man sich aus meiner Sicht da auch erst einmal die passenden Lehrreden zu durchlesen sollte, bevor man an Sekundärliteratur geht.


    Hier http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=9499&start=30 gibt es einen Thread dazu.


    Spekulationen und Weitschweifigkeiten führen zu Geistesunruhe, die nicht förderlich auf dem Weg sind.


    Der Buddha lehrte einen Weg der zu dukkha-Freiheit und Austritt aus eben diesen Daseinskreislauf (Samsara) führt, nämlich den Edlen Achtfachen Pfad. Sila - Samadhi - Panna


    Übt man dies so, erschließen sich viele Dinge nach und nach von alleine. :)


    ()

  • Heiko, mir scheint, dass du Literatur des tibetischen Budhismus liest, aber keinen Lehrer hast, der dich unterrichtet.


    Da wäre vielleicht mal ein Ansatzpunkt, denn nur als Leser von Büchern, kommst du im tibeitschen Buddhismus nicht weiter.


    Praktizierst du ?

  • Hallo Heiko,


    der Buddhismus ist nun mal keine Wissenschaft, sondern eine Religion. Wundert mich, dass du jetzt erst mit deiner Logik in "Konflikt" kommst. Gerade im Westen gehen jedoch viele daran, den Buddhismus auszuhöhlen und alle religiösen Aspekte zu mißachten. Ich finde dies recht schade, aber weiß auch, dass dieser "beschnittene Buddhismus" dennoch für viele eine Bereicherung ist. (Die Frage, ob dies dann noch Buddhismus ist, kann erst einmal hinten angestellt werden.)


    So ist zum Beispiel die Vipassana (Achtsamkeits)-Bewegung ja das Mahayana (großes Fahrzeug) des Theravada. Da findet jeder seinen Platz, wenn er sich für die Vorzüge eines achtsamen Lebens interessiert.


    Als Kind haben mir viele Lebensmittel nicht geschmeckt, die ich heute sehr gerne essen. Würde es mir besser gehen, wenn ich damals das Essen aufgegeben hätte, nur weil mir ein paar Sachen nicht gepasst haben. Wahrscheinlich nicht. Einfach weiter machen - Praxiserfahrung sammeln, mit Lehrern austauschen - und gegenwärtig in die Themen vertiefen, die dir mehr zusagen.


    Gruß
    Florian

  • Guten Morgen,


    Vielen Dank für Eure Antworten.


    @Sukha


    Zitat

    Übt man dies so, erschließen sich viele Dinge nach und nach von alleine.


    Das denke ich auch, aber es fällt mir eben schwer zu glauben, dass sich diese Tatsache mir einmal erschließen wird. Versteht mich nicht falsch, ich würde mich freuen, wenn ich den Sinn irgendwann erkennen könnte. Allerdings zweifel ich, da ich durch meine Arbeit, die nun mal meine Familie ernährt, immer in einer Art Logik- Konflikt gefangen sein werde.


    Syia


    Zitat

    Heiko, mir scheint, dass du Literatur des tibetischen Budhismus liest, aber keinen Lehrer hast, der dich unterrichtet.


    Das stimmt. In meiner momentanen Lebenssituation bin ich froh, die Zeit zum lesen zu finden. Ich habe mich schon darüber informiert, wo es buddhistische Zentren gibt. Nur die Zeit habe ich nicht und habe auch Angst, dass ich da überhaupt nicht hinpassen würde.


    Zitat

    Praktizierst du ?


    Nun, das ist eine Definitionssache. Achtsamkeit, und den edlen 8fachen Pfad praktiziere ich ständig und merke auch die positive Wirkung auf mein Karma. Auch wenn es in der heutigen Zeit leider oft ausgenutzt wird, wenn man freundlich ist. Ich bin sicher nicht unbestimmt oder habe keine Durchstzungskraft, aber alleine die Freundlichkeit führt oft dazu, dass Aufgaben eher an mich verteilt werden. Dies zu akzeptieren, daran arbeite ich. Meditation im klassichschen Sinne schaffe ich im Moment nicht. Mein Geist kommt nur schwer zur Ruhe und daher habe ich nicht die Kraft zum sitzen.


    @tsurezuregusa


    Zitat

    Gerade im Westen gehen jedoch viele daran, den Buddhismus auszuhöhlen und alle religiösen Aspekte zu mißachten.


    Das möchte ich sicher nicht. In bin in einer Welt ohne Spiritualität aufgewachsen und habe die Vorzüge lieben gelernt und bin bereit neue Sichtweisen zu akzeptieren und auch umzusetzen. Dies hat mir bereits oft zu einem neuen Lebensgefühl verholfen. Aber das Thema Wiedergeburt kann ich wie gesagt nicht verarbeiten.


    Ich bin bis morgen Abend unterwegs und kann Euch erst dann wieder antworten.


    Danke und lieben Gruß


    Heiko

  • Hi & willkommen Heiko


    Ein Buddhist, der nicht hinein geboren wurde, tut gut daran zwischen Kernlehre und Volksglauben zu unterscheiden.

    Die Kernlehre der Buddhas ist sichtbar hier&jetzt, unmittelbar wirksam, lädt zum prüfen ein, ist zielführend & kann von weisen Menschen selbst erkannt werden.


    Was den blinden Glauben angeht. Der entsteht um jede Tradition herum, meistens von Menschen die hineingeboren wurden und kein wirkliches Interesse am Dhamma haben, ist somit meistens von geographischen oder historischen Umständen abhängig.


    Zudem gab es zu Buddhas Zeiten viele Wörter für 'Geburt', 'Empfängnis' und 'spontanes Erscheinen', die mangels Wissen oder mit dogmatischem Hintergrund oft plump mit "Wiedergeburt" übersetzt werden.


    Am besten nicht weiter beachten.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • tsurezuregusa:

    Hallo Heiko,


    der Buddhismus ist nun mal keine Wissenschaft, sondern eine Religion.


    Gruß
    Florian


    Hmm... das sehe ich anders... Der Buddhismus ist mMn absolut eine Wissenschaft und das was der Buddha lehrte kann ich meißtens auch logisch nachvollziehen, bzw durch Übung überprüfen. Und bis jetzt fielen alle Überprüfungen positiv aus.


    Es ist sicherlich keine exakte Wissenschaft, aber dennoch eine Wissenschaft.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Ja, mit den mystischen Dingen, die nicht nachzuvollziehen oder überprüfbar sind, hab ich auch meine Probleme.
    Bin auch eher ein logisch denkender Mensch.


    Nur mal als Tip, es gibt im Buddhismus verschiedene Schulen. Einige sind eher mystisch, andere eher sachlich.
    Der tibetische Buddhismus ist sehr mystisch. Theravada zb sehr gradlinig. Zen ist extrem Praxis orientiert.
    So zumindest meine Erfahrung.
    Es kommt denke ich immer darauf an was du für ein Mensch bist, zu welcher Schule du dich eher hingezogen fühlst.
    Das Ziel ist bei allen das selbe. Sich selbst und alle anderen vom Leid befreien und bevor das passiert zumindest dein eigenes und das Leid der anderen mindern.
    Erkundige dich am besten mal über die unterschiedlichen Richtungen im Buddhismus und schau welche am besten zu dir passt.


    Die ersten Bücher die ich las, waren vom Dalai Lama, also tibetischer Buddhismus, dann habe ich viel im Pali-Kanon gelesen und Bücher zum Theravada und wischen durch hab ich auch mal ein bischen beim Zen rein geschnuppert.


    Mir gefällt der Theravada am besten, aber das ist nur meine Meinung.
    Da du gerne liest, kann ich dir folgendes Buch empfehlen. Ist für mich das beste Buch um den Buddhismus zu erklären:
    "Das Kernholz des Bodhibaums" von Buddhadasa Bhikku.
    Ausserdem hat er noch "Anapanasati - Die sanfte Heilung der spirituellen Krankheit" geschrieben, welches eine sehr gute Meditationsanleitung ist und auch den Buddhismus nochmal gut zusammenfasst.


    Ich denke Theravada oder Zen passen am besten zu dir. Da gibt es wenig mystik und es ist eher praktisch und logisch. Aber erkundige dich selbst...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Ich denke Theravada oder Zen passen am besten zu dir. Da gibt es wenig mystik und es ist eher praktisch und logisch. Aber erkundige dich selbst...


    Kennst du Heiko so gut, dass du eine Empfehlung zu Theravada oder Zen abgeben kannst ?


    Ich weiß ja, dass du das nicht nachvollziehen kannst, aber mir erscheint meine Praxis, die du mit Mystik in Verbindung bringst, genauso so logisch, wie dir deine.


    Sei mir nicht böse, aber ich bekomm immer leichte Bauchschmerzen mit diesen schnellen Empfehlungen, auch wenn du ein "erkundige dich selbst" dahinter schreibst.


  • Ich kenne Heiko so gut wie er sich hier beschrieben hat.


    Mir war fast klar das Einwände gibt wenn ich eine Empfehlung ausspreche. Aber ich denke dieses recht habe ich.


    Heiko wird durch meinen Post sicherlich nicht sofort in ein Zendo rennen und 8 Stunden am Tag Zazen praktizieren oder aber im Theravada Kloster die Zuflucht nehmen und dann Mönch werden.


    Ich persönlich kann Heiko's "Probleme" so wie er sie beschrieb ganz gut nachvollziehn, da es mich stark an mich erinnert.
    Als ich mich mit dem Buddhismus anfing zu beschäftigen, kam mir alles völlig logisch und nachvollziehbar vor. Als ich dann auf die ersten Erzählungen von Höllen- und Tierwelten etc. traf und Wiedergeburtsgeschichten etc., war ich auch erstmal verwirrt, was das jetzt soll. Und dann habe ich gesehn das es eben Schulen gibt die sich in ihrer Praxis auf mystische Gestalten, viele verschiedene Buddhas und Phantasie-reiche Methoden beziehen und welche die eher Alltags verbunden und weniger mystisch sind.


    Ich sage ja nicht das das eine besser ist als das andere.


    Wenn jemand mir sagt er möchte einen unterhaltsamen Film sehen mit viel Action, dann empfehle ich ihm einen Film mit viel Action und keine Liebes-Komödie. Klar kann die Liebes-Komödie unterhaltsam sein, aber sie ist ebend kein Action Film.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Da Du schreibst, dass Du sehr viel mit dem Verstand arbeitest, hast Du vielleicht einen anderen Zugang zum Buddhismus. Es spielt keine Rolle ob Du Karma oder Reinkarnationen verstehst oder nicht. Es darum im Buddhismus alles selber auszuprobieren und zu erfahren, aber nicht an den Erfahrungen anzuhaften- Hast Du schon mal meditiert und Deine Gedanken beobachtet? Du wirst schnell erkennen, dass Du Deine Gedanken nicht kontrollieren kannst und auch nicht logisch erklären kannst warum Du gerade das eine Denkst und nicht das andere. Auf der ebene des Verstandes nehmen wir nur einen winzigen Bruchteil der Welt wahr. So wie Du kein UV Licht oder Radioaktivität sehen kannst, existieren sie trotzdem. Du musst sie auch gar nicht verstehen, Dir genügt zu wissen, aber wann es für Dich gefährlich wird. Im Buddhismus geht es darum zu erkennen, was vergänglich und was unvergänglich ist. Alle Formen sind Vergänglich, das kannst Du auch logisch nachvollziehen, da alle Formen wie Materie, Gedanken, Emotionen und Wahrnehmungen in der Natur und dem Universum vergänglich sind. Soweit ist auch noch alles logisch mit dem Denken zu erfassen. Aber der Punkt ist, da auch das Denken vergänglich ist kann man das unvergängliche nicht mit dem Denken erfassen. Der Buddhismus bietet für die die sich stark mit dem Denken identifizieren die Möglichkeit alles Schritt für Schritt mit dem Verstand zu überprüfen und wenn für jede Frage die Auftauch eine passende Antwort im Buddhismus zu finden ist, dann erst haben viele nach 20 oder 30 Jahren soetwas wie Vertrauen in die Natur des Geistes. Bei anderen geht das viel schneller, da sie nicht alles Hinterfragen und bezweifeln müssen sondern einfach voll in das hier und jetzt eintauchen und die Möglichkeiten, die jeder Augenblick bietet ständig neu entdecken und sie dadurch über das Denken hinaus gehen. Es ist so dass der großteil unserer GEdanken völlig sinnsoll sind und zu Leid führen. Das hat schon Buddha erkannt indem er sagte, das alles Leiden durch das Denken entsteht. Auch psychologen haben das gleiche herausgefunden. Aber was bringt uns diese Erkenntnis im Alltag? Wenn wir in der Lage sind unsere Gedanken und auch Emotionen, was sozusagen gespeicherte Gedanken in unserem Körper sind wahrzunehmen, dann können wir auch die Ursache des Leidens erkennen und das Leiden auflösen.
    Wenn Du Dich gerne mit Grenzbereichen Deines Verstandes beschäfftigst, dann empfehle ich Dir mal Dich mit folgendem Paradox aus der Quantenphysik auseinanderzusetzen. Es sei angemerkt, dass die Quantenphysik ein Bereich ist, den auch Einstein nicht "verstanden" hat und es hat nichts mit Wissen oder Intelligenz zu tun diese Phänomen zu verstehen, sondern eher mit einem Vertrauen in das Wunder des Lebens und der Natur.
    Das Raum und Zeit nicht konstant sind wie wir lange Zeit dachten ist vielleicht noch nachvollziehbar wenn wir uns mit der Relativitätstheorie beschäftigen und dies konnte man auch bald durch experimente beobachten. Dass aber auch die kleinsten Teilchen die wir kennen, auf denen alle Materie aufbauen sich sowohl als Teilchen als auch als Welle verhalten kann man sich vielleicht auch noch vorstellen. Aber das durch die Beobachtung der Teilchen, sich die Teilchen (bzw. Wellen) anders verhalten, dass entzieht sich jeder wissenschaflichen logik, denn jedes wissenschaftliche experiment zeichnet sich ja eben dadurch aus, dass wir ein Experiment unabhängig vom beobachter immer wiederholen können und immer das gleiche ergebnis herauskommt. So funktioniert auch unser Verstand und unser denken. Wir beobachten etwas in der äußeren Welt oder unsere Erfahrungen und Erinnerungen und glauben dann die Wirklichkeit zu verstehen und fassen sie dann in einfache abrufbare Gedanken, Bilder oder Emotionen zusammen, die wir je nach Situation schnell abrufen können um uns zu orientieren. Dass nun aber genau dies nicht für die Grundbausteine der Materie gilt, zeigt und dass wir eben nicht alles mit dem Denken erfassen können. Wir können und auch keine unendlichkeit vorstellen, das jede Form ein Ende hat und jeder Gedanken nur Formen erfasssen kann, die begrenzt sind. Dass es aber etwas geben muss was immer und überall ist und das keine Form hat, dass ist die grundlegendste Erfahrung im Buddhismus. Dies zu erkennen führt zur Befreiung wenn uns dies in jedem Augenblick voll bewusst ist. Dafür müssen wir aber zuerst erkennen, dass wir nicht unsere Gedanken oder Emotionen sind sondern der Beobachter der sich dieser bewusst wird.

  • Hallo Maybe Buddha,


    Maybe Buddha:
    tsurezuregusa:


    der Buddhismus ist nun mal keine Wissenschaft, sondern eine Religion.


    Hmm... das sehe ich anders... Der Buddhismus ist mMn absolut eine Wissenschaft und das was der Buddha lehrte kann ich meißtens auch logisch nachvollziehen, bzw durch Übung überprüfen. Und bis jetzt fielen alle Überprüfungen positiv aus.


    dann bist du etwas besonderes und/oder wir haben ein unterschiedliches Verständnis von Wissenschaft. Für mich ist gerade die Mystik, im Sinne der Nibbana-Erfahrung, das Kernholz des Buddhadhamma. Aus dieser Erfahrung haben sich auch logisch nachvollziehbare Erklärungen entwickelt. Aber wie hast du die Entstehung der Welten im Dighanikaya für dich logisch nachvollzogen bzw. durch Übung überprüft?


    (Ist vielleicht aber auch ein Thema für einen anderen Thread.)


    Gruß
    Florian

  • Ich weiss jetzt grade nicht genau was du meinst (welche Sutte?)...


    Aber ganz allgemein:
    In den Sutten des Pali Kanon, sowie in vielen buddhistischen Schriften, stehen viele nachvollziehbare, aber auch viele nicht direkt nachvollziehbare Dinge. Es gibt Geschichten über Höllen, Himmel, Tier-Welten, Brahma, Götter-Welten, darüber das die Erde bebte als Prinz Siddartha geboren wurde und das er sofort laufen konnte und sprach, über zich tausende Geburten und Wiedergeburten usw.
    Aber das alles ist nicht die Essenz des Buddhismus. Es sind Geschichten. Der Buddha lehrte vorallem eines "Das Ende des Leidens" welches für jeden Erreichbar ist. Dafür zeigte er Wege auf (Praxis-Anweisungen) und erzählte Geschichten oder gab Erläuterungen, je nachdem was sein gegenüber brauchte, um die Wirkungen des Dhamma (Die Gesetze der Natur) zu verstehen.
    Mit anderen Worten gab Reden um die Natur zu erläutern (Die Erkenntnisse der Wissenschaft) und praktische Anweisungen um es selbst sehen zu können (beobachten) und uns vom Leiden zu befreien (sozusagen, wissenschaftliche Experimente).


    Der Buddha erzählte zwar viele Geschichten, aber genauso sagte er, das wir uns nicht mit solchen Dingen, wie Wiedergeburt und anderen Welten etc. beschäftigen sollen um nicht unseren Geist zu trüben.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha



  • Buddhismus ist weder eine Wissenschaft noch eine Religion. Wissenschaften beziehen sich ausschließlich Gedanken und Konzepte und haben der Welt bisher noch eine Wahrheit offenbart, wenn man Wahrheit so definiert, dass sie immer und überall gültig sein muss. Das gleiche gilt für Religionen, die uns viele Glaubenssätze beschert haben und Moralvorstellungen die enstehen und vergehen. Auch wenn der Buddhismus in seinen verschiedenen Formen Elemte aus Wissenschaft und Religion enthält so ist es nicht das Ziel im Buddhismus an neuen Denk oder Glaubensmustern festzuhalten sondern sich davon zu befreien, indem man das erkennt was ist und dies immer im hier und jetzt erfährt. Wer nur über den Kopf über Wissen und Denken versucht Befreiung zu erreichen wird irgendwann ebenso an eine grenze kommen wie derjenige der es über Verhaltensregeln oder Glaubensvorstellungen versucht. Das Leben zeigt einem dann schnell die Widersprüche die sich dadurch ergeben und dass dies nicht wirklich zur Befreiung führt wenn man daran anhaftet. Natürlich können solche Wissens und Glaubenspfade dabei helfen die Buddhanatur zu erkennen, sie sind aber weder Voraussetzung noch das Ziel selbst.

  • Hallo Maybe Buddha,


    deine letzte Beschreibung liest sich für mich nach der von mir weiter oben angesprochenen Aushöhlung. Den Buddhismus nicht in Gänze akzeptieren, sondern sich auf die Gebiete zurückziehen, die einem entgegenkommen. Dann fallen bei vielen die buddhistische Weltenentstehung, die verschiedenen Daseinsbereiche, Wiedergeburt, Karma, Wirkungsmacht von Metta etc. weg.


    Auch verstehen wir Wissenschaft anders.


    So, jetzt reicht es aber für heute.


    Gruß
    Florian


  • Teilweise hast du recht. Wiedergeburt und verschiedene Daseinsbereiche fallen dann weg. Und? Sind die von Relevanz bei der Praxis oder der Erkenntnis? Bei mir nicht... Wiedergeburt-Konzept kann sicherlich für einige als Anreiz oder Furcht wirken um sich mehr anzustrengen. Ich brauch das nicht.


    Karma und die Wirkungsmacht von Metta fallen für mich aber nicht weg.
    Beide kann man wunderbar erkennen.
    Bist du gütig (zu anderen), fühlst du dich gut, die anderen auch und sie sind meißt auch gütig zu dir und warscheinlich sogar auch zu anderen, weil sie gut gestimmt sind. Da kann nur durch beobachten sowohl das gute von Metta erkennen, als auch die Wirkung des Kamma (Ursache und Wirkung). Genauso in der Meditation und überall im Leben kann man kamma in sich beobachten, wenn aus kontakt, Gefühl entsteht und daraus leiden entsteht.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • tsurezuregusa:

    Dann fallen bei vielen die buddhistische Weltenentstehung, die verschiedenen Daseinsbereiche, Wiedergeburt, Karma, Wirkungsmacht von Metta etc. weg.


    Was soll das sein? Der Buddha lehrte keine Genesis, kein Anfang & Ende, sondern dass die Wurzel aller Dinge in den eigenen Ansichten zu finden ist (M 1)


    Daseinsbereiche und Wiedergeburt werden ohnehin meist falsch verstanden und mit ausschweifenden Vorstellungen/Papanca umsponnen, dafür braucht man kein Buddhadhamma, da reicht eine Psychotherapie.


    für die Wirkungsmacht von Metta braucht man auch kein Buddhadhamma. das können christliche Religionen auch.


    Zitat

    Auch verstehen wir Wissenschaft anders.


    Buddhadhamma ist im Einklang mit Wissenschaft.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Das Schicksalsrad ist nicht ohne Grund eines der wichtigsten Symbole der Lehre
    und dieses Rad ist nicht nur symbolisch zu verstehen; wie könnte es auch, spricht doch Buddha selbst
    von der Rekapitulierung seiner Vorleben. Es macht keinen Sinn bis aufs äußerste zu entsagen
    um weiterem Leiden zu entgehen, wenn sich dieses nur auf dieses eine Leben oder sagen wir: auf diese
    eine Form des Bewusstseins beschränken würde. Buddha spricht ganz klar von einer "letzten Geburt".


    Im Kontext des tibetischen Buddhismus aufgenommen, ist das "Buch vom Leben und Sterben" keineswegs
    unlogisch; es ist vielmehr unlogisch, daß ein Logiker ein solches Buch überhaupt findet. Was heißt das ?
    Es ist karmisch so- sowieso, und unser Logiker ist gar keiner- wie könnte er auch, ist doch die rein rationale
    Herangehensweise in seiner Bessenheit schon ein Unding an sich; weder kreieren wir Logik,
    noch kontrollieren wir sie.

  • Onyx9:

    Das Schicksalsrad ist nicht ohne Grund eines der wichtigsten Symbole der Lehre
    und dieses Rad ist nicht nur symbolisch zu verstehen; wie könnte es auch, spricht doch Buddha selbst
    von der Rekapitulierung seiner Vorleben. Es macht keinen Sinn bis aufs äußerste zu entsagen
    um weiterem Leiden zu entgehen, wenn sich dieses nur auf dieses eine Leben oder sagen wir: auf diese
    eine Form des Bewusstseins beschränken würde.
    Buddha spricht ganz klar von einer "letzten Geburt".


    Da übersiehst du mMn was. Buddhaismus ist kein Ego-Trip. Und Wesen "sein" , getrennt von anderen, ist nur
    nicht zutreffende Vorstellung,
    Alles hängt ebend zusammen und ein leidloses Leben für sich, aber auch für die anderen wird ja angestrebt, ebend aus dem wissen heraus das nur Leiden entsteht und vergeht und keine Wesen. Und aus dem Wissen heraus das alles was du tust, Konsequenzen auf deine Umwelt, welche die Leiden vermindern für alle, oder welche die Leiden schaffen für alle.
    Daher wäre es ja dennoch unsäglich dumm, unglaublich viel Leiden (für sich und damit auch andere) zu schaffen, durch einen ungezähmten, nicht-entsagenden Geist.


    Es gibt immer nur dieses eine Bewusstsein und das dieses ist bedingt dur5ch den Körper (bzzw die Sinne). Und es entsteht zich tausend mal in einer Sekunde. Sind das nicht schon genug bewusstsein? Und wenn du und der körper stirbt, entsteht weiterhin Bewusstsein, weil es ebend noch andere Menschen gibt. Aber sowohl deine zich Millarden Bewusstseins(-geburten und tode), wie die aller anderen, sind ebend völlig unpersönlich.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Lieber Heiko,
    mir geht es manchmal ähnlich wie Dir, wenn ich mystische Texte lese. Nicht mein Ding. Sicher ist da viel Weisheit drin, nur fehlt mir der rechte Zugang vor allem aufgrund des Wie der Texte.
    Ich würde sagen, man kann das Thema Wiedergeburt ausblenden, erst recht gilt das wohl, wenn man sich davon eher verwirrt fühlt bei bestimmten Schilderungen. Wenn das Thema jemanden besonders interessiert, hat dies auch einfach individuelle Gründe. Aber um sein Leben am edlen achtfachen Pfad auszurichten, braucht es meiner Meinung nach kein Wissen über Wiedergeburt. Eher wird ja genau das zu den klarsten Antworten darüber führen.
    Du schreibst noch etwas anderes, weshalb ich Dir antworten möchte:


    Heiko_BV:


    Auch wenn es in der heutigen Zeit leider oft ausgenutzt wird, wenn man freundlich ist. Ich bin sicher nicht unbestimmt oder habe keine Durchstzungskraft, aber alleine die Freundlichkeit führt oft dazu, dass Aufgaben eher an mich verteilt werden. Dies zu akzeptieren, daran arbeite ich. Meditation im klassichschen Sinne schaffe ich im Moment nicht. Mein Geist kommt nur schwer zur Ruhe und daher habe ich nicht die Kraft zum sitzen.


    Ich glaube, der Buddha hat nirgendwo etwas gesagt, dass man dumm sein und die Arbeit anderer mitmachen muss. Ist doch eher unheilsam für alle Beteiligten. Wenn ich das tue, dann meist, weil ich Angst habe, meine Arbeit zu verlieren. Hier den „gesunden Mittelweg“ zu finden und zu halten, ist z. B. auch eine meiner Herausforderungen. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass nicht nur die Kollegen, sondern auch die Chefs es merken, wenn man vieles einfach so mit sich machen lässt und dass man dann eher bei der nächsten Gehaltserhöhung oder Beförderung „vergessen“ wird. Gute Arbeit, freundlich und effizient erledigen, und dann Zeit haben, zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Umso leichter geht einem die nächste Aufgabe von der Hand.
    Und die Beschäftigung mit Buddhismus ist ja kein weiteres Projekt. Wen ich müde bin, dann schlafe ich – so ähnlich heißt es doch im Zen-Buddhismus? Also dass man tut, was gerade im Moment anliegt.
    Ich mache es manchmal so – egal ob im Auto, vorm Computer oder am Feierabend, wenn „das Karussell noch dreht“ – dass ich meinen unruhigen Geist einfach in den Moment zurückhole. Das ist schon Meditation denke ich.


    Schönen, geruhsamen Sonntag.
    Giraffe

    "Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzen kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast."
    Albert Einstein

  • Maybe Buddha:


    Da übersiehst du mMn was. Buddhaismus ist kein Ego-Trip. Und Wesen "sein" , getrennt von anderen, ist nur
    nicht zutreffende Vorstellung,
    Alles hängt ebend zusammen und ein leidloses Leben für sich, aber auch für die anderen wird ja angestrebt, ebend aus dem wissen heraus das nur Leiden entsteht und vergeht und keine Wesen. Und aus dem Wissen heraus das alles was du tust, Konsequenzen auf deine Umwelt, welche die Leiden vermindern für alle, oder welche die Leiden schaffen für alle.
    Daher wäre es ja dennoch unsäglich dumm, unglaublich viel Leiden (für sich und damit auch andere) zu schaffen, durch einen ungezähmten, nicht-entsagenden Geist.


    Es gibt immer nur dieses eine Bewusstsein und das dieses ist bedingt dur5ch den Körper (bzzw die Sinne). Und es entsteht zich tausend mal in einer Sekunde. Sind das nicht schon genug bewusstsein? Und wenn du und der körper stirbt, entsteht weiterhin Bewusstsein, weil es ebend noch andere Menschen gibt. Aber sowohl deine zich Millarden Bewusstseins(-geburten und tode), wie die aller anderen, sind ebend völlig unpersönlich.


    Das ist mir - leider- zu widersprüchlich.


    Zur "unsäglichen Dummheit": es gibt ein taoistisches Sprichwort: " Dem Himmel sind die Wesen wie Strohpuppen ".
    Ob dies oder das dumm ist oder klug, sinnvoll oder sinnfrei, mit oder ohne Bewusstsein- das Gesetz des Dhamma berührt es nicht.


    Und doch, ja: Buddha war auf dem Ego-Trip bis zu seiner Nachtwache. :)

  • Guten Abend,


    ich bin gerade nach Hause gekommen und es hätte mich fast umgehauen, wieviele Beiträge geschrieben wurden. Vielen Dank dafür! :D
    Das Thema scheint jedenfalls zu polarisieren und darüber bin ich recht froh, da es mir zeigt, dass ich auch hier nicht alleine bin.


    Allgemein glaube ich, dass alle Recht haben, jeder seiner individuellen Entwicklung entsprechend. Ich freue mich zu lesen, das andere bereits während Ihrem Weg zur Befreiung vom Leid diese Phase durchlaufen und überwunden haben. Das Ergebniss ist dabei offen.


    Alle anderen Aspekte des Buddhismus wie z.B.Karma sehe ich ähnlich wie Maybe Buddha als "logisch" und absolut nachvollziehbar an. Ich denke, man sollte mich allerdings nicht nach dem Wort "logisch" beurteilen. Mag sein, dass dieses Wort dazu dienlich sein kann, mich zu klassifizieren, aber ich versuche trotzalledem eine Auflösung von Kategorien zu erreichen, weil sonst zuviel Anhaftung ensteht.


    Ich bin jedenfalls froh, hier gepostet zu haben, da ich schon länger mitlese, den Aufsprung zum selbst schreiben aber bisher nicht finden konnte.


    Ich danke für meine Aufnahme zum Forum und bin mir nun noch sicherer, den richtigen Weg zu gehen.


    Schönen Abend Euch


    Heiko


  • Buddha war auf einem Ego-VERNICHTUNGS-Trip ;) ...


    Willst du mit deiner Aussage also sagen, am besten man ist Egoistisch?


    Für den Himmel sind es Strohpuppen ja. Der Himmel erkennt auch nicht das Leiden der Menschen und ihm ist es egal.
    Aber wir sind Menschen, die die Lehre kennen und wissen wie Leid entsteht.


    Also ich kann dann anscheinend nur für mich reden, wenn ich sage es ist klug und sinnvoll das Leiden von sich und anderen zu minimieren...


    Und fandest du jetzt konkret wiedersprüchlich an meinem Text? Das hast du leider nicht erwähnt...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Mir kam da gerade Robinson Crusoe in den Sinn.
    Er war auf einer Insel ohne Menschen und war "Leidfrei" , er hatte genug damit zu tun seine Bedürfnisse zu befriedigen um Überleben zu erreichen.
    Er las zwar in seiner Bibel aber da keine anderen Wesen seiner Art in der Nähe waren hatte diese "nur " Bedeutung für seine Vergangenheit vor der Insel.
    Erst die Fußspuren am Strand ließen das "Leid" wieder erblühen. Schon die Entdeckung der Spuren setzte die alten Kreise wieder voll in Gang.
    Als Freitag zu ihm kam wurde die Bibel zum Gesetzbuch und ermöglichte alle Formen des Leidens die Buddha beschrieben und gelöst hatte.


    Ich spreche von der Gesamtausgabe des Robinson Crusoe. Als ich die gelesen habe war mir klar warum Erwachsene nur die Kürzung kennen sollen.
    Lest mal die Gesamtausgaben von den sogenannten Kinderbüchern.
    Darum lese ich nach Texten Über Buddha die Stellen im Palikanon nach um zu wissen Was hat Buddha gesagt. Einiges wurde mir dann klarer.


    Der Film zu Thema "Verschollen" mit Tom Hangs.
    Was hat das mit Wiedergeburt zu tun? Das ist Wiedergeburt! In einem komplett neuen Leben wieder aufwachen. Wenn Dein Haus abbrennt und Du überlebst bist Du wieder geboren und hast keine Ahnung wie dein Leben weiter gehen soll da dein altes nicht mehr lebbar ist.


    liebe Grüsse
    Helmut