Dogmen im Buddhismus

  • SR:

    Zitat

    Ist es nicht vielmehr das Ego, dass den Buddhismus instrumentalisiert um den eigenen Stolz und eine Art Elitebewußtsein zu erschaffen?


    Kommt schon vor .
    Bei dummen Leuten.
    Aber hier doch nicht ! *schmunzel*


    PS: Was n Dein Ego-Part gerade ? Such dir was raus:


    Zitat

    sinnliche Gier, Groll, Dünkel, Ansichten, Zweifel, Hang an Regeln u. Riten, Daseinsgier, Neid, Geiz, Unwissenheit. Vibh. XVII

  • Weiter in der Ego-Parade:


    Zitat

    Verkleinerungssucht, Aufgebrachtsein, Eifersucht, Störrigkeit, Hartnäckigkeit, Eigensinn, Arglist, Bosheit, Tücke, Hinterlist, Mürrisch, widerspenstig und trotzig, spitzfindig sein, keine Achtung, Ehrfurcht, Ehrerbietung und Rücksicht,Unaufmerksamkeit, Maßlosigkeit, Schamlosigkeit, Gewissenlosigkeit, Geiz, Knickerei, Engherzigkeit, ---- Puggala Paññatti


    Zitat

    Unser Eintauchen in die vier Paare von Gegenteilen – Lust und Schmerz, Verlust und Gewinn, Ruhm und Schande, Lob und Tadel – ist es, das uns am Leiden des Samsara festkleben lässt.


    Pema Chödrön


    Freundliche Grüße
    Jikjisa

  • Wikipedia scheint ja auch verschiedene Bedeutungen für Dogma zu erwähnen:


    Zitat

    Insbesondere in der christlichen Theologie wird der Begriff Dogma wertneutral für einen Lehrsatz gebraucht, der, unter Berufung auf göttliche Offenbarung, die Autorität der kirchlichen Gemeinschaft bzw. des kirchlichen Lehramts oder auf besondere Erkenntnisse als wahr und relevant gilt.


    Nicht belegbare Aussage an der festgehalten wird:

    Zitat

    Hingegen wird der Begriff vor allem als Adjektiv (dogmatisch) pejorativ gebraucht von Personen, die die entsprechenden Lehrsätze als nicht hinreichend fundiert ansehen.
    ...
    In der Philosophie heißt Dogmatismus bei Immanuel Kant das Philosophieren ohne eine vorhergehende Kritik der Bedingungen der Erkenntnis.


    Zitat

    Es ist nicht auf den weltanschaulich-religiösen Bereich eingeschränkt, sondern in sämtlichen Wissenschaftszweigen sowie außerwissenschaftlich (z.B. in Religionen und politischen und wirtschaftlichen Systemen) zu finden.


    Das Letzte war mir auch neu. In Kombination mit der ersten Definition (feststehende Definition ... deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich festgestellt wird) würde das bedeuten, dass z.B. 1+1=2 ein Dogma ist? Das habe ich so nicht gekannt...

  • stiller_raum:

    ... Ein Dogma das von einer Religion benutzt wird um die eigene Religion über die der anderen zu stellen sehe ich vielmehr als fehlendes Vertrauen in die eigene Praxis. Wenn man den Buddhismus praktiziert und dadurch nach und nach frei von Leid wird ist man doch das beste Beispiel dafür das Buddhismus funktioniert oder? Wieso sollte man dann noch behaupten es sei der einzige Weg?


    Die Lehre des Buddha ist ja auch gar nicht der einzige Weg.
    Es gibt eben viele Wege auf der Welt und viele
    Behauptungen und sie führen hierhin und dorthin.
    Die Lehre des Buddha ist nur die einzige Lehre die
    zu dem Ziel führt das sie lehrt, andernfalls sie ja auch
    nicht dahin führen würde.
    Und die anderen Lehren, wieso sollten diese behaupten,
    daß ausgerechnet ihre Lehre zum Ziel einer anderen Lehre
    führen würde oder sollte? Das ist doch überhaupt nicht
    einzusehen und werden die auch bestimmt nicht wirklich glauben.
    So glauben z.B. die Christen, das nur ihre Lehre zu ihrem Ziel führt und
    auch nicht zum Ziel einer andere Lehre auch nicht die des Buddha.
    Und die Anhänger der Lehre des Buddha glauben auch nicht, das ihre
    Lehre zu dem Ziel führt das die Christen als ihr Ziel betrachten. Also alles ganz normal.

  • Tarik:

    Wikipedia scheint ja auch verschiedene Bedeutungen für Dogma zu erwähnen:

    Zitat

    Es ist nicht auf den weltanschaulich-religiösen Bereich eingeschränkt, sondern in sämtlichen Wissenschaftszweigen .... zu finden.


    Vertraue niemals Wiki :lol:

    • Offizieller Beitrag

    Die Bedeutung die dem "Dogma" für christliche Kirchen zukommt ergibt sich daraus, dass sich in der Frühzeit der Kirche die Auffassung breitmachte, dass genau die erlöst werden, die bei der richtigen Kirche mit dem richtigen Set an Lehrmeinungen dabei sind. Während andere, auch wenn sie noch so tugenhaft lebten, der Verdammnis anheimfallen. ( So wie bei "Eins, zwei oder drei": Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn der Schlund aufgeht! )


    Im Buddhismus gibt keine Dogmen in diesem Sinne. Lehrmeinungen beziehen ihre Bedeutung aus dem Bezug auf Praxis/Handeln und sind kein in Stein gemeisselter Selbstzweck.


    Wenn jede Religion die anderen anerkennt sich selbst aber noch für ein bisschen besser und toller hält, dann muss daraus ja keine Problem entstehen. Man kann es sich gegenseitig zugestehen. So wie ja auch Eltern ihr Kind am besten und am tollsten findet. Und man es eher komisch fände, wenn es nicht so wäre.

  • ich persöhnlich halte nicht viel von Dogmen


    egal welcher art weltlicher oder spiritueller


    Nichtwissen ist der Ausgangspunkt für mich- nicht wissen über weltliche oder spirituelle dinge - keinen Anhaltspunkt - keine Konzepte - keine Bedeutungen -
    keine weißheit - keine Autorität für spirituelles wissen - über selbst oder nicht selbst - über Gott oder nicht Gott


    einfach Nichtwissen
    und in diesem Nichtwissen kann ich hineinsterben/ hineinleben ins Mysterium und es erfahren
    durch zuviel wissen (und wissen ist immer dogmatisch) verschließt man sich vor dem Mysterium und der erfahrbaren Wirklichkeit


    der meditations weg Buddhas ist toll und erhaben und er hat meinen glauben nach das Mysterium gelüftet (das könnte aber Jesus genausohaben )
    und trotzdem haben seine überlieferten Wahrheiten keinen absolutheitsanspruch -durch menschen verfälscht - dogmatisch ausgelegt -
    und es ist wahrscheinlich nur eine Herangehensweise ans Mysterium
    aber als vorbild sehe ich Buddha sehr gern
    ergründen muss ich es selbst

  • ich stelle mir gerade vor Buddha sitzt mitten in Berlin-Pankow und verkündet seinen Lehre, wie das wohl klingen würde?
    :)
    einen schönen tag


    _()_
    .


  • Mal zu dem Beispiel 1+1=2.
    Das ist insofern ein Dogma, da es ja die Grundannahme hat, das es 1 gibt. Natürlich wissen wir alle das 1 nur eine vereinfachte Abstraktion ist die uns im Alltag genügt. Das alle Formen vergänglich sind und man immer mehr als nur 1 findet wenn man es untersucht gibt es letzlich nicht 1 im absoluten Sinne. Insofern ist es eben nur eine abstraktion, eine Vereinfachung die den meisten genügt. Eine Absolute Wahrheit kann die Mathematik nicht definieren, da sie ja immer auf bestimmte Vereinfachungen basiert. Und Mathematik ist ja auch keine Naturwissenschaft aber auch in der Physik gibt es ja nur Theorien und Gesetze, die nur in einem bestimmten Rahmen die Welt der Dinge beschreiben können. Aber auch lässt sich keine absolute Wahrheit finden, da die Gesetze der Physik nicht immer und überall gelten.


  • Danke für diese schöne Beschreibung ich hätte es nicht besser formulieren können. Da das Wissen ja immer eine Form ist, eine Form von Gedanken und Worten und Meinungen kann sie nie das absolute Beschreiben sondern immer nur auf das formlose hinweisen, dass über das Denken hinausgeht. Sich den Anfängergeist zu bewahren halte ich für sinnvoll, da man sich so von festen Vorstellungen löst, die einen auch hindern können die dinge so zu sehen wie sie sind.

  • Nichtwissen in der Lehre bedeutet auch nicht nur, das man gar nichts weiß.
    Es bedeutet das man das falsche, ungeeignete weiß und voraussetzt
    und daran festhält. Während also das bedingte entstehen und vergehen
    des Leidens am Nichtwissen hängt, kommt das bedingte entstehen durch
    das rechte wissen zur Erlöschung.

  • stiller_raum:

    ....


    Mal zu dem Beispiel 1+1=2.
    Das ist insofern ein Dogma, da es ja die Grundannahme hat, das es 1 gibt. Natürlich wissen wir alle das 1 nur eine vereinfachte Abstraktion ist die uns im Alltag genügt. Das alle Formen vergänglich sind und man immer mehr als nur 1 findet wenn man es untersucht gibt es letzlich nicht 1 im absoluten Sinne. Insofern ist es eben nur eine abstraktion, eine Vereinfachung die den meisten genügt. Eine Absolute Wahrheit kann die Mathematik nicht definieren, da sie ja immer auf bestimmte Vereinfachungen basiert. Und Mathematik ist ja auch keine Naturwissenschaft aber auch in der Physik gibt es ja nur Theorien und Gesetze, die nur in einem bestimmten Rahmen die Welt der Dinge beschreiben können. Aber auch lässt sich keine absolute Wahrheit finden, da die Gesetze der Physik nicht immer und überall gelten.


    Was soll eine absolute Wahrheit sein? Und wo gelten die Gesetze der Physik nicht?


    1+1=2 ist nebenbei kein Dogma, sondern baut auf der Definition der natürlichen Zahlen, also einer Reihe von Axiomen (Peano Axiome) auf.
    Ein Axiom ist kein Dogma. Die Peano Axiome gehen auf einen Menschen zurück, der sich ein System ausgedacht hat und dies eindeutig als seine Erfindung kenntlich machte. Peano hat nie gefordert, daß andere seine Gedanken als 'richtig' anerkennen, sondern höchstens daruf hingewiesen, daß es sich um eine nützliche Ideenfolge handelt, aus der sich interessante Ergebnisse für andere Bereiche ableiten lassen.


    Du kannst selber Axiome für ein mathematisches Modell aufstellen, leg los :lol: Am besten achtest Du darauf, daß das Modell widerspruchsfrei ist und zu irgendwie verwertbaren Ergebnissen führt, sonst findet es keine Beachtung.


    Zum Unterschied Mathematik und Wirklichkeit. Intuitiv nehmen die meisten von uns an, daß das was in der Mathematik für die Addition natürlicher Zahlen gilt auch in der Wirklichkeit immer gelte. Der Erfolg der mathematischen Naturwissenschaft beruht darauf, daß dies weitestgehend gilt. Der Unterschied ist diffizil. Also:


    1+1=2 (Mathematik, Axiomatisch, mit den Axiomen übereinstimmend, also richtig)
    1 Stein + 1 Stein = 2 Steine (Wirklichkeit [was auch immer das in einem buddhistischen Forum bedeuten mag], beliebig oft nachprüfbar, bisher kein Gegenbeispiel gefunden, scheint eine gute Übertragung der Mathematik zu sein, also richtig)
    1 kg Salz + 1kg Salz = 2kg Salz (Wirklichkeit, etwas komplexer als das Beispiel mit den Steinen aber beliebig oft nachprüfbar, bisher kein Gegenbeispiel gefunden, scheint eine gute Übertragung der Mathematik zu sein, also richtig)
    1 halbe kritische Masse waffenfähiges Plutonium + 1 halbe kritische Masse waffenfähiges Plutonium = eine saublöde Idee, bitte nicht nachmachen


    Und richtig, Mathematik ist keine Naturwissenschaft. Mathematik verkündet keine absoluten Wahrheiten, sondern nur Wahrheiten/Aussagen, die im Rahmen der Mathematik nachprüfbar sind. Der Knackpunkt der Mathematik sind nicht Übertragungen mathematischer Modelle auf die physikalische Realität, sondern die Ideen Gödels.


    Hör auf, irgendwelchen absoluten Ideen nachzujagen. Dafür sind wir Menschen viel zu klein und zu kurzlebig :!:


    4 einfache Wahrheiten reichen für uns:


    Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
    Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
    Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
    Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.

  • @ fotost


    fotost:

    Was soll eine absolute Wahrheit sein? Und wo gelten die Gesetze der Physik nicht?


    Die Gesetze der Physik gelten sicherlich für unsere Zeit in unserem Universum. Wenn man aber die Situation kurz nach dem Urknall betrachtet kommen die Gesetze in Wanken. Auch physikalische Gesetze sind der Vergänglichkeit unterworfen. Oder kannst Du mir eins nennen für das dies nicht gilt?

  • stiller_raum:

    @ fotost


    fotost:

    Was soll eine absolute Wahrheit sein? Und wo gelten die Gesetze der Physik nicht?


    Wenn man aber die Situation kurz nach dem Urknall betrachtet kommen die Gesetze in Wanken.


    wie machst du das? also das betrachten kurz nach dem Urknall?
    gabs den wirklich? hm....


    _()_
    .


  • Da gab es damals diese Urknall-Brille, die so ähnlich funktioniert, wie diese Brille bei den 3 D-Filmen. Aber heute gibt es nur noch einfache Spekulationsbrillen. Und dann gibt es noch diese Universalbrillen, wenn man ins Parallel-Universum mal reist. Die muss man dann unbedingt mitnehmen, sonst kommt man da nicht rein.

  • Sicher, denn die "Gesetze" sind ja nix weiter als eine Beschreibung von Bedingungsgefügen, also von Wechselwirkungen unter bestimmten Bedingungen, und diese Wechselwirkungen sind selbst Bedingungen.

  • stiller_raum:
    fotost:

    Was soll eine absolute Wahrheit sein? Und wo gelten die Gesetze der Physik nicht?


    Die Gesetze der Physik gelten sicherlich für unsere Zeit in unserem Universum. Wenn man aber die Situation kurz nach dem Urknall betrachtet kommen die Gesetze in Wanken. Auch physikalische Gesetze sind der Vergänglichkeit unterworfen. Oder kannst Du mir eins nennen für das dies nicht gilt?


    Danke für den Hinweis. Nach der Urknall Theorie gibt es Momente unmittelbar nach dem Beginn der Zeit, in denen die die heute bekannten Gesetze der Physik so nicht galten. Deshalb hatte ich meine Frage auch absichtlich in der Präsens Form gestellt :lol:


    Und nein, ich kann Dir kein 'Gesetz' aus der Physik oder keine Theorie einer anderen Naturwissenschaft nennen, das/die nicht der Vergänglichkeit unterworfen wäre. Wenigstens vom Prinzip her.


    Hier kommt nebenbei der Unterschied von Wissenschaft und einigen Religionen gut hervor. Wissenschaftler versuchen zu verstehen, wo Unstimmigkeiten herkomment und möchten diese in einem größeren Modell beschreiben, in dem oft das heutige Modell als extrem guter Näherungsfall für alle 'normalen' Zwecke enthalten sein wird. Religiöse Dogmatiker bringen lieber Leute um, die Dogmen in Frage zu stellen wagen...


    Aber dieser ganze Physik/Mathematik Umweg führt von der Ausgangsfrage weg. Dogmen im Buddhismus? Fällt mir spontan nichts ein.

    • Offizieller Beitrag
    fotost:

    Aber dieser ganze Physik/Mathematik Umweg führt von der Ausgangsfrage weg. Dogmen im Buddhismus? Fällt mir spontan nichts ein.


    Ich denke, dass das Wort "Dogma" bzw. "Lehrmeinung" einen schlechten Klang hat, weil es mit rigider Autorität und der Verfolgung von Andersdenkenden assoziiert wird. Mit Ketzerverfolgung und Religionskriegen.


    Aber wird damit nicht das Kind mit dem Bad augeschüttet? Die Idee von "Dogmen" basiert auf der Idee, zentrale Glaubensinhalte heraus zu lösen um sie von Mumpitz abzugrenzen. Und ist diese Funktion wirklich so entbehrlich?


    Wenn man verbindliche Lehrmeinungen ablehnt, müsste man folgende Aussagen, all gleichsam ok finden:



      1. Buddha war eine Inkarnation Vishnus.
      2. Die Kommunikation mit Totengeistern ist im Buddhismus von elementarer Bedeutung.
      3. Buddhas Aussagen sind im Palikanon überliefert.
      4. Buddhas Lehre sind die entstellte Form geheimer Weiseheit aus Antlantis.
      5. Die Anatta-Lehre ist im Buddhismus von zentraler Bedeutung.
      6. Der Buddha war ein sehr grosser Magier, und Buddhismus ist ein magisches System
      7. Der Buddha war der Schöpfer einer grossartige Mangementphilosophie.
      8. Bis auf das Lotussutra ist keine buddhitische Lehre von Relvanz.
      9. Der edle achtfache Pfad ist im Buddhismus von zentraler Bedeutung.
      10.Ehre die Reliquien mit den 6 Insignien.


    Aber das macht doch keinen Sinn. Man kann eben nicht alles, was sich auf Buddha beruft, buddhitische nenne. Die Abgrenzung erfolgt durch Lehrmeinungen.


    Weil Jesus sehr kurz lehrte (so drei Jahre), kristalliserte sich das was Lehrmeinung ist erst in einem langen Prozess mit dem Enstehen der Kirche nach Jesu Tod heraus.


    Buddha dagegen wurden steinalt und erlebte den Aufstieg seines Ordens mit und konnte selbst die gelehrten Inhalte bestimmen und systematisieren. Er selbst grenzte seine Lehren dabei wiederholt von falschen Ansichten und Interpretationen ab. Zu unterscheiden was Dharma ist und was nicht, war ihm ein Anliegen. ( Allerdings trennte er die Aussagen nicht so vom Praxisweg )


    Weil Buddha selbst schon sehr viel systemmatisierte und klarstellte, sind die buddhitischen "Dogmen" relativ klar ausformuliert.


    Die DBU hat das, was für sie den Buddhismus ausmacht, in dem Buddhistisches Bekenntnis zusammengefasst. Für sie sind die zentralen Lehraussagen des Buddhismus:


    1. Das Bekenntnis zu Buddha Dharma und Sangha.
    2. Das Bekenntnis zu den vier Edlen Wahrheiten.
    3. Das Bekenntnis zum edlen achtfache Pfad.
    4. Das Bekttnis zu den drei Daseinsmerkmalen.
    5. Das Bekenntnis zur Einheit und Toleranz zwischen den Buddhisten.


    Wenn das wirklich so viel schelchter klingt als obige Ansammlung, dann sind "Dogmen" verzichtbar. Und vielleicht fallen sie dir nicht ein, weil sie zu selbstverständlich sind.

  • void:
    fotost:

    Aber dieser ganze Physik/Mathematik Umweg führt von der Ausgangsfrage weg. Dogmen im Buddhismus? Fällt mir spontan nichts ein.


    Ich denke, dass das Wort "Dogma" bzw. "Lehrmeinung" einen schlechten Klang hat, weil es mit rigider Autorität und der Verfolgung von Andersdenkenden assoziiert wird. Mit Ketzerverfolgung und Religionskriegen.


    Ich weiß nicht, warum Du Dich auf diese spezielle Bedeutung von Dogma versteifst, wo doch die allgemein übliche Konnotation eine andere ist, die auch der OP zu meinen scheint.


    void:

    Aber wird damit nicht das Kind mit dem Bad augeschüttet? Die Idee von "Dogmen" basiert auf der Idee, zentrale Glaubensinhalte heraus zu lösen um sie von Mumpitz abzugrenzen. Und ist diese Funktion wirklich so entbehrlich?


    In den buddhistischen Überlieferungen sind sie eher Hinweise zur Praxis, einfach Hinweise - mehr nicht. Eben weil aus den Überlieferungen selbst als Hinweis klar hervorgeht, daß die nur zusammengesetzt, vergänglich und letztendlich im Ergreifen leidhaft sind.


    Und Bekenntnisse sind ja nun wirklich was völlig anderes als Lehraussagen.

    • Offizieller Beitrag
    bel:

    [
    Ich weiß nicht, warum Du Dich auf diese spezielle Bedeutung von Dogma versteifst, wo doch die allgemein übliche Konnotation eine andere ist, die auch der OP zu meinen scheint.


    Aber was bedeutet Dogma denn landläufig ? Wohl sowas wie "auf seinem ideologischen Standpunkt verharrend"? Ist ein buddhitischer Lehrer also dogmatisch, wenn er andere Religionen nicht als gleichsam zur Befreiung führend anerkennt? Oder wenn er einem bei der Meditation vorschreibt, wie man zu sitzen hat und es besser ist man lässt die Mudra, die einem ein indischer Meister mal gezeigt hat, zu lassen. Dogmatisch bedeutet hier wohl einfach sowas wie "spiessig". Und das ist ja ziemlich Interpretationssache.


    void:

    Und Bekenntnisse sind ja nun wirklich was völlig anderes als Lehraussagen.


    Mir kommt vor als seien "Dogmen" im christlichen Kontext, bestimmte Lehraussagen zu denen man sich zu bekennen hat. Für mich ist "Dogma" ein christlicher, theologischer Begriff. Der in dem Kontext Sinn macht, aber im Bezug auf den Buddhismus überhaupt nicht passt. So ein wenig als sieht man den Dalai Lama als den buddhistischen Papst. (Die DBU Bekentnisse sind für mich das nächste was an so eine Abgrenzung "Wann ist was buddhitisch" rankommt. Aber schon da hinkt es ziemlich )

  • Liebe Grüße void,


    ich habe Deinen Text von 10:25 jetzt 3x durchgelesen und verstehe es immer noch nicht. Hast Du da an einigen Stellen ein 'nicht' ausgelassen?


    Die wenig kritische Gleichsetzung bzw. Nebeneinanderstellung von Dogma und Lehrmeinung und Bekenntnis gefällt mir nicht. Ein guter Lehrer wird seine Lehrinhalte (seine vertretene Lehrmeinung) natürlich ändern, wenn sich die Erkenntnislage geändert hat. Bei einem Dogmatiker bin ich mir da nicht so sicher.


    Beispiel.


    • Abendmahl. Katholisch. Dogma. Oblate und Wein (oder Saft in Gemeinden mit vielen Gefährdeten) verwandeln sich tatsächlich in Fleisch und Blut! http://de.wikipedia.org/wiki/Transsubstantiation
    • Abendmahl. Evangelisch. Lehrmeinung - Katholiken sind irgendwie unheimlich, Oblate und Wein stehen symbolisch für Fleisch und Blut und das Abendmahl erinnert an einen wichtigen Moment im Leben Christi.
    • Christus. Evangelisch. Halb-Dogma. Christus hat tatsächlich existiert.
    • Abendmahl. Buddhistisch. Realität. Oblate und Wein sind Oblate und Wein. Katholiken sind unheimlich.


    Danke für den Hinweis auf das Buddhistische Bekenntnis der BDU. Damit lebe ich gern und zufrieden. Dogmen sind es für mich nicht.


    Wir sollten das Buddhistische Bekenntnis der BDU hier im Forum häufiger zitieren. Es ist eine wirklich gute Zusammenfassung einer allen buddhistischen Schulen gemeinsamen Grundlage.

    • Offizieller Beitrag
    fotost:


    ich habe Deinen Text von 10:25 jetzt 3x durchgelesen und verstehe es immer noch nicht. Hast Du da an einigen Stellen ein 'nicht' ausgelassen?


    Schade, dass ich mich unverständlich ausgedrückt habe. Ich habe kein fehlendes "nicht" gefunden. Vielleicht ist einfach die Perspektive komisch?


    Ich versuche zu verstehen, warum es Dogmen gibt und wozu sie dienen ohnen jetzt dafür oder dagegen zu argumentieren.


    Die normale Perspektive zum Thema Dogma ist ja "Hilfe, das will mir jemand etwas vorschreiben".


    Aber das hilft ja wenig, um deren Entstehung zu verstehen. Ich glaube Dogmen enstehen aus der Bedürfnis, der Entstellung und Verwässerung der Lehre entgegenzuwirken. Und aus dem daraus folgenden Bedürfnis, sich abgrenzen zu müssen.


    Meine "Liste komischer Aussagen" sollte nur verdeutlichen, dass man lles Möglche als Buddhismus deklarieren kann - richtiges wie falsches. Und dass, es da dann wichtig sein, kann das voneinander zu trennen.


    Ich sehe die Enstehung von Dogmen so: Man nimmt sich einige Lehrmeinungen und definiert alle als "rechtsgläubig", die sich dazu bekenennen und alle als nicht-rechtsgläubig, die das nicht tun. Dogmen sind diejenigen Lehrmeinungen, durch die man sich definiert. (das bedeutet ja nicht, dass es noch andere Lehrmeinungen gibt, mit denen man flexibel und locker umgehen kann)


    Das ist ein wichtiger sozialer Prozess. Auch in der Piratenpartei muss ja z.B geschaut werden, welche Mitglieder mit welcher Weltanschauung im Rahmen der Partei ok sind und gegen welche Positionen man als unvereinbar mit einer Mitgliedschaft einstuft. Der Staat muss sich überlegen welche Parteien gewählt werden dürfen und welche "verfassungfeindlich" und auszugrenzen sind.


    Und auch im Buddhismus braucht es Ausgrenzung: So hatte Dalai Lama hatte ja schon mal das Problem, dass er dem Chef der Aum-Sekte, die damals sehr buddhitisch aufrate, Empfehlungschreiben mitgab. Mit den Giftgasanschlägen wurde dass, dann ein wenig peinlich.


    Weil Dogmen der Abgrenzung und Ausgrenzung dienen, mögen wir sie nicht. Aber dann jammern wir doch wieder, weil sich irgndwer nciht so gut abgrenzt hat. Die buddhitischen Gruppe von Missbrauchsstrukturen. Oder z.B dass sich die Grünen nicht genügend von pädophilen Gruppen abgregrenzt haben, die Linken nicht vom Stalinismus und die Katholiken nicht von ihren Holocausleugner. Da wünschen wir und dann wieder so Klauseln um die draussen zu halten.


    fotost:

    Ein guter Lehrer wird seine Lehrinhalte (seine vertretene Lehrmeinung) natürlich ändern, wenn sich die Erkenntnislage geändert hat. Bei einem Dogmatiker bin ich mir da nicht so sicher.


    Weil es in der Dogmatik ja um Abgrenzung geht, macht es Sinn dass da nur grundlegende Sachen behandelt werden. Also alles, was Grund für einen Ausschluss ist.


    fotost:

    Danke für den Hinweis auf das Buddhistische Bekenntnis der BDU. Damit lebe ich gern und zufrieden. Dogmen sind es für mich nicht.


    Wir sollten das Buddhistische Bekenntnis der BDU hier im Forum häufiger zitieren. Es ist eine wirklich gute Zusammenfassung einer allen buddhistischen Schulen gemeinsamen Grundlage.


    Es hat so eine ähnliche Funktion. Wenn du als Gruppe oder Einzelperson der DBU beitreteten willst, dann muss du dich dazu bekennen. Du kannst nicht sagen, "ich bin aber bei einer Gruppierung, die den edlen achtfachen Pfad als ablehnt, können wir das da rausstreichen".

    • Offizieller Beitrag
    fotost:
    void:


    Ich versuche zu verstehen, warum es Dogmen gibt und wozu sie dienen ohne(n) (,) jetzt dafür oder dagegen zu argumentieren.


    Geld? Macht? Einfluss?


    Allegemein gesprochen geht es ja um Kanoniserung. Also darum, dass man sich zusammensetzt und beschliesst, was jetzt gelehrt werden soll und was verworfen wird. Dazu gab es im Buddhismus mehrere Konzilien bei denen dann der Palikanon und die Thervada-Lehre rausfiel .


    Aber mit deinem Hinweis auf Geld und Macht liegst du auch nicht ganz falsch. Die treibende Kraft hinter dem christlchen Konzil von Nicäa war ja Kaiser Konstantin, der ins einem Reich keinen religiösen Zwist sondern eine einheitliche Staatskirche wollte. Und Kaiser Ashoka hatte wohl mit dem 3 buddhitischen Konzil ähnliche Gedanken. Damals war er ja der Hauptsponsor der buddhitischen Klöster. Und da war es sehr wichtig, dass es da ein Kriterium gab, was die richtige Mönche waren. Und welche nur halbseidene Elemente und Ketzer waren, die sich eine Kutte überwarfen. Die Bindung an Staat und Herrscher hat natürlich auch viel mit Geld, Macht und Einfluss zu tun.


    Aus den Tagesordnugspunkten des Konzil von Nicäa sind viele der katholischen Dogmen erwachsen und aus dem was die buddhitischen Konzilien erarbeiteten entstand der Palikanon. ( Der Hauptunterschied war wohl, dass dem Bekentnis im Chistentum so ein grosses Gewicht zukommt, während die buddhitische Lehren mehr Beipackzettel zur Praxis sind. )


    Wahrscheinlich siehst du das ganz anders. Es gibt ja viele, die im Christentum vor allem die autoritären, abergläubischen traditionellen Elemente sehen. Und dem den Dharma als etwas moderne, säkulares und offenes gegenüberstellen. Als ein Denken das von aufgeklärten Individuum ausgeht, dass alles für sich selbst rausfinden soll. Und eben nicht starr und dogmatisch denken soll sondern offen und unflexibel. Den Buddhismus so zu sehen, ist aber glaube ich eher erst ein modernes Phänomen.

  • void:

    Aber was bedeutet Dogma denn landläufig ? Wohl sowas wie "auf seinem ideologischen Standpunkt verharrend"? Ist ein buddhitischer Lehrer also dogmatisch, wenn er andere Religionen nicht als gleichsam zur Befreiung führend anerkennt


    Ganz genau, weil das eben nur ein ideologischer Standpunkt ist und nicht aus der eigenen Erfahrung resultieren kann, weil er ja nicht gleichzeitig alle Religionen ausübt.
    Shakyamuni hat nach den Überlieferungen eben nicht solche Behauptungen aufgestellt, sondern hat einzelne Praktiken (aus der Erfahrung) als nicht zielführend beschrieben. Es geht ja in der Rede an die Kalamaer gerade darum (aber auch in D1 usw) aus dem völlig unsinnigen Idiologienstreit herauszukommen, und sich praktischen Fragen zu widmen.


    bel:

    Oder wenn er einem bei der Meditation vorschreibt, wie man zu sitzen hat und es besser ist man lässt die Mudra, die einem ein indischer Meister mal gezeigt hat.


    Auch das ist keine "Vorschrift" sondern eine Empfehlung - und klärt sich einfach beim Sitzen, wenn das mal länger als 10 min macht.


    bel:

    Dogmatisch bedeutet hier wohl einfach sowas wie "spiessig". Und das ist ja ziemlich Interpretationssache.


    Ne, wie oben schon zitiert: "nicht hinreichend fundiert" - im Buddha-Dharma meint das "nicht hinreichend durch Praxis fundiert".
    Und in diesem Sinne läßt sich der Begriff sehr wohl und auf Erscheinungen des "Realen Buddhismus" anwenden, nämlich auf all das, was nicht derart fundiert ist oder sich überhaupt einer Fundierung oder Widerlegung (das macht der Buddha immer beidseitig) entzieht.