Hallo,
das Verständnis des Nicht-Ich fällt mir schwer. Auch wenn ich weiß, dass dieses Thema eher durch Erfahrung als intellektuell verständlich wird, würde ich hier gerne eine Überlegung von mir diskutieren.
Ich frage mich, ob Nicht-Ich generell jegliches „ich“ negiert oder bloß bedeutet, dass zwar ein „ich“ in „meinem“ Körper existiert und auch den Überblick behält, aber dieses „ich“ kein beständiges und unabhängiges „ich“ ist. Thich Nhat Hanh spricht ja zum Beispiel von "inter-sein", da alles in wechselseitiger Abhängigkeit existiert. Dies leuchtet mir absolut ein. Auch, dass sich mein „ich“ permanent verändert und somit nie ein für sich geschlossenes Gebilde ist. Allerdings bedeutet dies ja dennoch, dass es ein „ich“ gibt, auch wenn dies unbeständig und in etlichen Wechselbeziehungen steht. Alles entsteht in Abhängigkeit von Anderem. Dies Auffassung wird in (nicht lachen ) "Buddhismus für Dummys" bestätigt:
"Ihre Existenz wird nicht in Frage gestellt. Denn wer sonst liest diese Worte? Doch das fälschlicherweise vorgestellte, anscheinend separate, konkrete Selbst, an das sie immer so stark geglaubt haben, existiert nicht"
Ich habe versucht, achtsam zu beobachten, wie sich mein "ich"/"Selbst" im Alltag bemerkbar macht. Mir ist aufgefallen, dass ich viele Triebe wahrnehme. Z.B. Überlebenstriebe in vielfältiger Form. Aber gerade jetzt im Frühling auch sexuelle Triebe . Und auch mein Drang, mehr über den Buddhismus zu erfahren und alles zu verstehen...auch eine Art Trieb...“Wissensdurst“. Man könnte sagen, ich hätte damit erfahren, dass es kein "ich" gibt. Denn ich bemerke ja nur etliche Triebe, die mich steuern. Nicht ich steuere sie! Ergo: Es gibt kein "ich", sondern nur ein Mosaik aus diversen Trieben. Aber halt!!! „Ich“ kann, eine gewisse Ordnung zu halten. So kann ich z.B. Triebe unterdrücken (welche Folgen das hat, ist eine andere Sache, aber man kann es mit entsprechender Willensstärke). Das alles sind bewusste Entscheidungen. Entscheidungen einer Instanz, die diese Triebe einordnen und steuern kann! Also eine Instanz, die über den Trieben steht. Quasi wie bei Freud das „ich“, das über dem „es“ steht. Wer herrscht also über diese Triebe? Diese Instanz ist doch ein "ich", oder?
Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten! Danke!!!