Warum ist das Ego eine Illusion?

  • Irmin82:

    Das Materie Materie ist, hab ich mir auch schon gedacht, da eben unter einem Mikroskop der menschliche Körper genauso aus Atomen besteht, wie der Stein.
    Dennoch besteht ja ein Unterschied zwischen einem lebenden und einem toten Menschen, nicht?


    Dass Materie Materie ist, hast du dir schon gedacht, doch einen Unterschied zwischen lebendiger Materie und nicht-lebendiger Materie suchst du immer noch? Materie ist doch Materie. Lebendig und nicht-lebendig - sind Ansichten, unterschiedliche Kulturen sehen unterschiedliche Dinge als lebendig und nicht-lebendig an.


    Es ist kein qualitativer Unterschied m.M.n. zwischen den Toten und den Lebenden. Im lebenden Menschen verlaufen (denke ich) mehr und vor allem andere Prozesse. Im toten Menschen verlaufen aber auch Prozesse, die im lebenden Menschen nicht verlaufen und die ihrerseits lebensspendend sind für andere Lebewesen (wie Pflanzen z.B.).


    Es gibt m.M.n. keinen "Tod" im Sinne von absolutes Ende von allem. Der tote Mensch der angeblich "nicht mehr da ist" verbraucht erstaunlich viel Platz dafür, dass er nicht mehr existieren soll. Und ein Toter stinkt wohl mindestens genauso schlimm wie ein Lebender auch. Ja, der Tote atmet nicht und zeigt keine Willensäußerungen mehr, nimmt kein Essen auf, etc. Es ist ein Unterschied da, aber wie zwischen einem PC der eingeschaltet und ausgeschaltet ist.

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji

  • Stero:


    ...
    Ja, das ist unlogisch. Wer hat je Leben außerhalb von Materie gesehen? Leben ist nur bekannt als belebte Materie.


    Dann nimm meinen Text und ersetze die Worte "Leben" mit "Universum" oder was auch immer bei dir Geist und Materie auf einen Nenner bringt.


    Mag sein, dass du Vertreter von "es gibt keinen Geist, alles ist Materie" bist. Dann versuch bitte meinen Text so zu verstehen, dass er den Leser genau zu dieser These hinführen soll, indem ein Begriff eingeführt wird der die scheinbar unterschiedlichen Materie und Geist auf eines zurückführt.


    Hoffe das war jetzt verständlich erklärt!

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji

  • Zenman:

    ... indem ein Begriff eingeführt wird der die scheinbar unterschiedlichen Materie und Geist auf eines zurückführt.


    Das würde Spock jetzt wieder als Monismus verdächtigen. :grinsen:

  • Stero:
    Zenman:

    ... indem ein Begriff eingeführt wird der die scheinbar unterschiedlichen Materie und Geist auf eines zurückführt.


    Das würde Spock jetzt wieder als Monismus verdächtigen. :grinsen:


    Wenn "alles ist eigentlich eins" Monismus ist, wäre das sogar korrekt, in diesem Sinne bin ich wohl Monist. Das ist auch, so weit ich es weiss, die buddhistische Ansicht.

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji

  • Zenman, das heist, du gehst einfach davon aus, dass alles Materie ist und Materie Geist erzeugt bzw. es Geist gar nicht gibt sondern unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein nur der Ausdruck eines materiellen Zusammenspieles ist?
    Habt ihr euch schon mit den Erkenntnissen der Quantenphysik beschäftigt?

  • Irmin82:

    Zenman, das heist, du gehst einfach davon aus, dass alles Materie ist und Materie Geist erzeugt bzw. es Geist gar nicht gibt sondern unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein nur der Ausdruck eines materiellen Zusammenspieles ist?
    Habt ihr euch schon mit den Erkenntnissen der Quantenphysik beschäftigt?


    ich gehe nicht davon aus, dass es Geist und Materie gibt. Es gibt keine voneinander unterschiedliche Bestandteile der Realität, die Realität ist gleichmässig sozusagen. Die Aufteilung der Realität in Geist und Materie ist eine willkürliche und wird erst später vorgenommen, nachdem die Realität sich verwirklicht hat und nachdem sie sich in der Wahrnehmung als ein ganzes, zusammenhängendes Objekt offenbahrt hat.


    Von Materie und Geist zu sprechen, ist als ob ich auf einem Tisch eine Linie male und sage, dass alles auf der linken Seite materiell sei, und alles auf der rechten geistig. Wenn ich das so mache, dann gibt es die Aufteilung natürlich, nur ist sie dem Tisch nicht von Natur aus gegeben und jemand anders kann die Linie wo anders ziehen.


    Einfacher gesagt, ich verstehe was mit Materie und Geist gemeint ist, aber ich glaube nicht daran, dass sich Materie und Geist prinzipiell voneinander unterscheiden. Weder erzeugt Materie den Geist, noch der Geist die Materie, sondern sie sind einfach nur ein Ding, dass von unterschiedlichen Blickwinkeln aus betrachtet wird - einmal als Materie und einmal als Geist.


    Einfachstes Beispiel dafür ist ein Zyllinder. Wenn du von der einen Seite drauf guckst, siet er aus wie ein Kreis. Von der anderen, sieht er aus wie ein Viereck mit Schattenverlauf. Es ist aber in Wirklichkeit weder ein Viereck, noch ein Kreis! Kreis und Viereck sind Ergebnisse von Betrachtungswinkeln auf den Zyllinder. Real ist zu jeder Zeit nur der Zyllinder, egal wie man drauf guckt. Da der Zyllinder real ist, sind auch Kreis und Viereck gleichzeitig real, immer und zu jeder Zeit, selbst wenn man gerade mit dem anderen Blickwinkel drauf guckt.

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji


  • d'ac­cord
    Geist und Materie sind gleich - nur jeweils von der anderen Seite betrachtet. Wobei: die Aufteilung ist zwingend (Du bist doch! Oder?)
    Das "später" ist nur impliziert. (Gründungsmythos). "Alles muss so sein, dass die Sonne aufgeht."


    Gruss

  • Sorry, aber beschäftigt euch echt mal mit der Quantenphysik. Eine Einführung genügt. Da werden nämlich so lustige Dinge wie ein objektiver Zufall bewiesen oder das Geist Materie formt, wenn nicht gar erzeugt. Wenn dir ein Denken in Materie Geist nicht gefällt, geh lieber davon aus, dass alles Geist ist. Denn auf der Mikroebene greifen unsere pyhsikalischen Gesetze nicht mehr.

  • hallo irmin...


    was ist nicht alles Illusion...
    das ego, ich oder Selbstbildnis, ist Bestandteil, deines näheren und weiterläufigen Umfelds. vielmehr ist da das nichtich, das nichtselbst, nichtego vorhanden...


    aus wissenschaftlicher sicht, sind wir ohnehin, nur bedingte partikuläre Eigenschaften, die mit a nand fungieren.


    daher kann man wohl stark verstehen, wenn es einen im eigentlich wahrgenommenen sinne(Sehsinn und so weiter), dich und mich nicht gibt. aber sehr wohl, ne reagierend, handelnde Instanz.


    wir sollten wohl mehr gezeigt bekommen, wie man so ein sowohl als auch, in der nondualität findet. das lernt man auch in den büchern der bön dzogchen


    lg ronn

  • Alles richtig. Bis auf den Wunsch nach der None-Dualität.


    Du BIST None-Dualität ohne sie sein zu können.
    Jedes Denken ist dual. Das "Gute" ist abhänging vom "Bösen" -> Dualität.
    Das NAND ist nur ein Versuch, das einzelne zu verstehen, ohne NULL zu begreifen.


    Bücher sind nur solange genug, wie du nicht durch die Seiten hindurchschauen kannst.
    Kannst du es, ist jeder Bücherwurm dein Freund, da er nur Löcher hinterläßt.

  • Also Spacy, ein Gut und Böse gibt es nun wirklich nicht. Das geht auf den Zoroastrismus zurück und ich halte echt nichts davon. Heilsam und unheilsam ist ganz was anderes als gut und böse. :|

  • Lol, heilsam im Sinne, dass es dir und den Menschen Heil oder Unheil bringt. ;)

  • Irmin82:

    Sorry, aber beschäftigt euch echt mal mit der Quantenphysik. Eine Einführung genügt. Da werden nämlich so lustige Dinge wie ein objektiver Zufall bewiesen oder das Geist Materie formt, wenn nicht gar erzeugt. Wenn dir ein Denken in Materie Geist nicht gefällt, geh lieber davon aus, dass alles Geist ist. Denn auf der Mikroebene greifen unsere pyhsikalischen Gesetze nicht mehr.


    Geist muss der Materie gleichartig sein, um sie formen und erzeugen zu können. Wenn Geist und Materie grundverschieden sind, wie soll dann die Beeinflussung stattfinden? Das eine kann das andere beeinflussen, das ist doch richtig. Das beweist, dass es keine strikte Trennung zwischen den beiden gibt.


    Mir ist durchaus bekannt, dass die Ergebnise von bestimmten Experimenten nicht feststehen, bevor man nachgesehen hat, wie es ausgegangen ist. Bis hin zu der Annahme, dass die automatisch festgehaltenen Ergebnise leeres Papier sein müssen, bis zu dem Augenblick als jemand sie mit seinen Augen sieht.


    Aber es gibt auch genug Beispiele, wie Materie den Geist formt. Was soll man damit machen? Sollen die jetzt unwahr sein, nur weil jemand glaubt, dass Quantenphysik das Gegenteil bewiesen hat?

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji


  • Was hat das Primat? Materie oder Bewußtsein?


    Lass dich nicht von diesen Ideologen vor dir hertreiben!


    Es gibt kein vorne!

  • Spacy:

    Was hat das Primat? Materie oder Bewußtsein?


    "Materie, so lange die Wissenschaft kein von Materie unabhängiges Bewußtsein nachweist." spricht der Ungläubige.

    Einmal editiert, zuletzt von Stero ()

  • Spacy:

    Was hat das Primat? Materie oder Bewußtsein?


    Lass dich nicht von diesen Ideologen vor dir hertreiben!


    Es gibt kein vorne!


    Ist jetzt Geist dasselbe wie Bewusstsein?

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji

  • Zenman:

    Ist jetzt Geist dasselbe wie Bewusstsein?


    Das Wort "Geist" ist in diesem Kontext eine sprachliche Verirrung. Man spricht von "geistig", weil "bewußtseinig" nicht der Sprachkonvention entspricht, und dadurch hat sich die Verwendung des Substantives "Geist" in diesem Kontext herausgebildet. Aber es gibt in diesem Kontext keinen Geist neben dem Bewußtsein. Was es gibt sind verschiedene Bewußtseins-Modi, also Arbeits- bzw Funktionsweisen des Bewußtseins.
    Dabei ist auch die Vorstellung eines Bewußtseins als leerer Rahmen, welches mit Bildern, also Inhalten, gefüllt werden würde, eine irrige Vorstellung. Denn Bewußtsein meint bewußtes Sein und Sein ist dann bewußt, wenn es Objekte wahrnimmt. Ein Bewußtsein manifestiert sich also durch ein Objekt und da in einem Individuum die Abfolge der Objekte unbestimmt ist, Bewußtsein und Objekt aber direkt korreliert sind, erfährt jedes Individuum auch eine unbestimmte Anzahl von Bewußtseine (Plural !) als spezifisch charakterisierte Phänomene. Es entspricht aber nicht der Sprachkonvention von spezifisch charakterisierten Phänomenen im Kontext von "Bewußtsein" zu sprechen, sondern von einem allgemein charakterisierten Phänomen, deshalb der Singular von "Bewußtsein".

  • Meine interpretation von Geist oder Bewusstsein:


    Der Begriff Geist umfasst die Gesamheit der 5 Sinnenbewusstseine, des Geistbewusstseins und aller Geistfaktoren.


    Auf dieser Matrix aufbauend kann man das jeweilige Sinnen-Bewusstsein bis auf seinen kleinsten Nenner, den eines Millisekunden andauernden Momentes untersuchen.

  • "Warum ist das Ego eine Illusion?"


    Hallo Irmin,


    was ist denn nach deinem Verständnis Ego?
    Wie ich es sehe, entsteht, was wir als Ego bezeichnen, durch unser Selbstbild: also dadurch, dass wir uns als dieses oder jenes verstehen, dieses ablehnen, jenes begehren und wütend werden, wenn's nicht so läuft, wie wir wollen. Verblendung, Gier, Wut - im Budhismus auch als die "drei Gifte" bezeichnet.


    Laut Diamant-Sutra ist aber nicht nur die Vorstellung von einem Ich/Ego illusionär und kann dem, was du bist, nie gerecht werden; ebensolches gilt auch für die Vorstellung vom Du, die Vorstellung von räumlichen Entitäten/Personen und die Vorstellung von Lebensspannen/zeitlichen Abläufen. Und selbst, wenn du all dies nun einen die Materie belebenden Geist nennst, wäre das nach (zumindest mahayana-)buddhistischem Verständnis ebenfalls nur eine Vorstellung und als solche zwangsläufig auch eine Illusion, die der Sache nie gerecht werden kann.


    Ich kann mich da nur DeepSea anschließen, wenn er fragt: "Was liegt daran, ein Konzept durch ein anderes zu ersetzen?"


    _()_
    Tai

  • Ich möchte eine kurze Antwort erstellen. Das Ego ist bestimmt eine Illusion. Das Ego ist eine Erweiterung der Seele, deren Aufgabe sich mit der materiellen Existenzebene zu verbinden ist.

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )

  • Mohan Gnanathilake:

    Ich möchte eine kurze Antwort erstellen. Das Ego ist bestimmt eine Illusion. Das Ego ist eine Erweiterung der Seele, deren Aufgabe sich mit der materiellen Existenzebene zu verbinden ist.


    Stimmt das mit der Theravada-Sicht überein?

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Carneol:
    Mohan Gnanathilake:

    Ich möchte eine kurze Antwort erstellen. Das Ego ist bestimmt eine Illusion. Das Ego ist eine Erweiterung der Seele, deren Aufgabe sich mit der materiellen Existenzebene zu verbinden ist.


    Stimmt das mit der Theravada-Sicht überein?


    Der Begriff "Ego" ist so belastet das man zu deiner Frage
    kaum was sinnvolles sagen kann. Ähnlich ist es mit dem Begriff
    der Illusion. Tatsache ist aber, das nach der Lehre des Buddha
    alle bedingt einstehenden Dinge auch nur eine bedingte Realität haben.
    Darüber hinaus gibt es dann noch falsche Vorstellungen von angeblich
    bedingt entstandene Dinge die aber niemals bedingt entstanden sind und
    auf Fehldeutung und falsche Ansichten beruhen. Auch diese werden manchmal
    "Illusion" genannt: Ein weites Feld.

  • Carneol:
    Mohan Gnanathilake:

    Ich möchte eine kurze Antwort erstellen. Das Ego ist bestimmt eine Illusion. Das Ego ist eine Erweiterung der Seele, deren Aufgabe sich mit der materiellen Existenzebene zu verbinden ist.


    Stimmt das mit der Theravada-Sicht überein?


    Die Illusion der Seele manifestiert sich als das Ego im Theravada Buddhismus.

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )