Gemeinsamkeiten

  • Jojo:
    fotost:

    Aber auch mich würde interessieren, wie Zen Anhänger die 5 Silas sehen.


    Die Silas / Kai sind eher nicht als Vorschriften zu verstehen, sondern als Koans.


    Man nimmt ein "Gebot" (oder gleich alle zehn) mit in den Alltag, und entwickelt anhand von vielen hundert Situationen ein auf Erfahrung fußendes persönliches Verständnis davon, was "Rechtes Handeln" im Hinblick auf das betreffende "Gebot" ist.


    Aha. Interessant. Vielen Dank für die Information.


    Freundliche Grüße

  • kilaya:

    Was die Silas angeht, gibt es im tantrischen Buddhismus etliche Ausnahmen bzw. abweichende Sichtweisen. Eigentlich relativiert sich durch das Bodhisattva-Versprechen das Einhalten starrer Regeln generell. Aber nicht vollständig und schon gar nicht wenn man gerade am Anfang steht.


    Danke f.d. Beitrag zum Thema.


    Wie lauten die Verprechen?



    Freundliche Grüße

  • Es gibt einen Haufen allgemeiner Gelübde für Laien oder Ordinierte; dann gibt es noch allgemeine tantrische Gelübde und spezielle Gelübde die mit bestimmten Einweihungen und Praktiken verbunden sind. Für Laien kann man vllt. allgemein sagen, dass es darum geht, festzustellen, was man selbst (oder der Lehrer) individuell als Hindernis empfindet und dann kann man ein Gelübde zur Unterstützung ablegen, das man aber auch wieder abgeben kann, wenn das Thema gelöst ist.


    Das Bodhisattva-Versprechen ist von ganz anderer Art. Dabei geht es darum, grundsätzlich zum Wohl der Wesen Buddhaschaft anzustreben. Das Wohl der Wesen kann - je weiter man auf dem Weg ist - auch in einer Weise erreicht werden, die auf den ersten Blick wie ein Verstoss gegen alle Regeln wirkt. Ein Bodhisattva nimmt u.Umst. sogar eigenes negatives Karma in Kauf, wenn die Handlung langfristig einen größeren Nutzen möglich macht.

  • kilaya:

    ..
    Das Bodhisattva-Versprechen ist von ganz anderer Art. Dabei geht es darum, grundsätzlich zum Wohl der Wesen Buddhaschaft anzustreben. Das Wohl der Wesen kann - je weiter man auf dem Weg ist - auch in einer Weise erreicht werden, die auf den ersten Blick wie ein Verstoss gegen alle Regeln wirkt. Ein Bodhisattva nimmt u.Umst. sogar eigenes negatives Karma in Kauf, wenn die Handlung langfristig einen größeren Nutzen möglich macht.


    Können wir festhalten, daß hier eine Nicht-Gemeinsamkeit verschiedener Richtungen vorliegt?
    Theravada kennt das meines Wissens so nicht und für den säkularen Buddhismus würde ich das auch nicht als Element ansehen.

  • Den Bodhisattva an sich gibt es im Theravada auch, nur nicht als Vorbild und Weg. Aber eine wirklich breite Gemeinsamkeit gibt es da wohl nicht. Im Mahayana welcher Ausprägung auch immer spielt er natürlich eine wichtige Rolle.

  • kilaya:

    Es gibt einen Haufen allgemeiner Gelübde für Laien oder Ordinierte; dann gibt es noch allgemeine tantrische Gelübde und spezielle Gelübde die mit bestimmten Einweihungen und Praktiken verbunden sind. Für Laien kann man vllt. allgemein sagen, dass es darum geht, festzustellen, was man selbst (oder der Lehrer) individuell als Hindernis empfindet und dann kann man ein Gelübde zur Unterstützung ablegen, das man aber auch wieder abgeben kann, wenn das Thema gelöst ist.


    Gibt es vielleicht eine vergleichende Übersicht vom Haufen allgemeiner Gelübte?


    Gruß

  • kilaya:

    ...
    Für Laien kann man vllt. allgemein sagen, dass es darum geht, festzustellen, was man selbst (oder der Lehrer) individuell als Hindernis empfindet und dann kann man ein Gelübde zur Unterstützung ablegen, das man aber auch wieder abgeben kann, wenn das Thema gelöst ist.


    Ich mag diese recht allgemeine Form der Beschreibung, weil hier die gedankliche Nähe zu anderen Systemen sichtbar wird.
    Wenn man 2, 3 Vokabeln austauscht, funktioniert diese Beschreibung auch bei Psychotherapie oder autogenem Training.


    Vielleicht drückt sich hier ein tief menschliches Muster aus. Wäre es völlig falsch zu sagen, der einzige echte Unterschied liegt in der Einbindung der jeweiligen Ziele in ein Gedankengebäude?

  • Eine Gemeinsamkeit fällt mir ein, die eigentlich für jegliche Traditionen gelten müsste, vermute ich: "der Buddhadharma".


    Eine Umschreibung für das, was dahinter steckt, jenseits von Traditionen, Roben, Verhaltensregeln, Ritualen und Rezitationen.
    Die andere Seite des Flusses, wo man das Boot nicht mehr mitschleppt. Also das, worum es geht.


    Die verschiedenen Traditionen holen einfach die Leute von ihren individuellen Positionen ab. Für den einen passt DIES, für den anderen DAS. Mir scheint daher, dass die Vielfalt der buddhistischen Traditionen kein Manko ist, sondern eine Qualität. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • pamokkha:
    Mirco:


    Dabei ist die Obergrenze weniger wichtig, sondern mehr die 'Untergrenze'.


    Okay, verstehe ich nicht.


    ich möchte den größten gemeinsamen Nenner finden.



    Freundliche Grüße

  • Wie ist es mit kamma und samsara, also wer gutes tut kehrt nach dem Tod in himmlischer Welt oder unter Menschen wieder, wer schlechtes tut kehrt in höllischer Welt, unter Tieren oder als Gespenst wieder? (Z.B. M. 130)


    Gibt es eine buddhistische Tradition wo das verneint wird? Oder ist das eine neuere, hauptsächlich westliche Entwicklung?

  • mukti:

    Wie ist es mit kamma und samsara, also wenn man gutes tut kehrt man nach dem Tod in himmlischer Welt oder unter die Menschen wieder, wenn man schlechtes tut kehrt man in höllischer Welt, unter Tieren oder als Gespenst wieder? (Z.B. M. 130)


    Gibt es eine buddhistische Tradition wo das verneint wird? Oder ist das eine neuere, hauptsächlich westliche Entwicklung?


    ich bin im vergangenen halben Jahr im internationalen Web vielen virtuell begegnet, die sich als buddhistisch betrachten, aber alles "übernatürliche", nicht-wissenschaftlichen, mehrere Leben überspannenden oder nicht mit ihren 5 Sinne erfassbare kategorisch ablehnen.


    Freundliche Grüße

  • Mirco:

    ich bin im vergangenen halben Jahr im internationalen Web vielen virtuell begegnet, die sich als buddhistisch betrachten, aber alles "übernatürliche", nicht-wissenschaftlichen, mehrere Leben überspannenden oder nicht mit ihren 5 Sinne erfassbare kathegorisch ablehnen.


    Ich bin da auf Einzelfälle gestoßen die in diesem Punkt die Traditionen anzweifeln, auch wenn sie sich sonst einer solchen zugehörig fühlen. Oder man nimmt sich aus Traditionen nur das raus was man am Besten nachvollziehen kann und verneint alles andere.
    Aber ich wollte nicht wieder eine Diskussion darüber anstoßen, nur die Frage ob es alte Traditionen gibt, wo es dieses kamma-samsara nicht gibt, hätte mich interessiert.

  • mukti:

    Wie ist es mit kamma und samsara, also wer gutes tut kehrt nach dem Tod in himmlischer Welt oder unter Menschen wieder, wer schlechtes tut kehrt in höllischer Welt, unter Tieren oder als Gespenst wieder? (Z.B. M. 130)


    Gibt es eine buddhistische Tradition wo das verneint wird? Oder ist das eine neuere, hauptsächlich westliche Entwicklung?


    Ich bin einer der wenigen hier die sich direkt als westliche Buddhisten betrachten und ich hätte mit Karma und Samsara als Elemente der Lehre keine Probleme.
    Die Interpretation der ehrwürdigen Texte wäre aber bei mir mit Sicherheit anders als bei Dir. Deutlich anders.


    Auslegung und Betrachtung von Texten ändern sich. Aber das dürfte sich nicht auf den Buddhismus beschränken. Ich vermute bei Christen dürfte der Anteil derjenigen, die die Arche Noah Geschichte oder die Höllenbeschreibungen der Bibel genau so sehen wie das die meisten in Europa im achten Jahrhundert getan haben klein sein.



    A.II.23-26 Falsche Aussagen http://www.palikanon.com/angutt/a02_022-042.html#a_ii23

  • Losang Lamo:

    Eine Gemeinsamkeit fällt mir ein, die eigentlich für jegliche Traditionen gelten müsste, vermute ich: "der Buddhadharma".


    Eine Umschreibung für das, was dahinter steckt, ...


    Bingo! :lol:

  • fotost:


    Ich bin einer der wenigen hier die sich direkt als westliche Buddhisten betrachten und ich hätte mit Karma und Samsara als Elemente der Lehre keine Probleme.
    Die Interpretation der ehrwürdigen Texte wäre aber bei mir mit Sicherheit anders als bei Dir. Deutlich anders.


    Da hab ich ja gar nix dagegen. In den verschiedenen buddhistischen Zentren die ich besucht habe, wo es meistens Mönche nach alter Tradition gibt, gilt dieses kamma-samsara halt als fixer Bestandteil der Lehre. Wollte nur wissen ob es überall so ist, im Theravada und tibetischen Buddhismus anscheind schon, im Zen vermutlich auch, von Amithaba und Nichiren habe ich auch keine anderen Informationen.


    Damit will ich bitte keine Wertung verbinden, ob es diese Geburt gemäß des kamma in verschiedenen Daseinsbereichen gibt oder nicht ist eine andere Frage die hier offtopic wäre. Aber ist das nun eine Gemeinsamkeit der Traditionen?

  • mukti:
    fotost:


    Ich bin einer der wenigen hier die sich direkt als westliche Buddhisten betrachten und ich hätte mit Karma und Samsara als Elemente der Lehre keine Probleme.
    Die Interpretation der ehrwürdigen Texte wäre aber bei mir mit Sicherheit anders als bei Dir. Deutlich anders.


    Da hab ich ja gar nix dagegen. In den verschiedenen buddhistischen Zentren die ich besucht habe, wo es meistens Mönche nach alter Tradition gibt, gilt dieses kamma-samsara halt als fixer Bestandteil der Lehre. Wollte nur wissen ob es überall so ist, im Theravada und tibetischen Buddhismus anscheind schon, im Zen vermutlich auch, von Amithaba und Nichiren habe ich auch keine anderen Informationen.


    Damit will ich bitte keine Wertung verbinden, ob es diese Geburt gemäß des kamma in verschiedenen Daseinsbereichen gibt oder nicht ist eine andere Frage die hier offtopic wäre. Aber ist das nun eine Gemeinsamkeit der Traditionen?


    Hi mukti, ich habe auch nichts gegen Deine Einstellung. Die Frage der Interpretation des einzelnen Elements wäre wirklich OT (und wurde auch schon genug behandelt).


    Du hast konkret gefragt:


    Zitat

    Wie ist es mit kamma und samsara, also wer gutes tut kehrt nach dem Tod in himmlischer Welt oder unter Menschen wieder, wer schlechtes tut kehrt in höllischer Welt, unter Tieren oder als Gespenst wieder? (Z.B. M. 130)


    Gibt es eine buddhistische Tradition wo das verneint wird? Oder ist das eine neuere, hauptsächlich westliche Entwicklung?


    Ich habe versucht für einen einzelnen Westler zu antworten, da Du die Entwicklung im westlichen Buddhismus angesprochen hast ;)


    Du wirfst eine interessante Frage im Zusammenhang des Threads auf: "Ab wann wird die Interpretation eines Textes so unterschiedlich, daß sie als etwas vollkommen neues, anderes betrachtet werden muß?"
    Wann unterbricht eine Andersinterpretation die Tradition? Ab wann ist ein Buddhist kein Buddhist mehr? (Die Frage gilt aufwärts- wie abwärtskompatibel :lol: )


    Oder provozierend gefragt: glaubt hier irgend jemand an Gespenster?

  • fotost:


    Du wirfst eine interessante Frage im Zusammenhang des Threads auf: "Ab wann wird die Interpretation eines Textes so unterschiedlich, daß sie als etwas vollkommen neues, anderes betrachtet werden muß?"
    Wann unterbricht eine Andersinterpretation die Tradition? Ab wann ist ein Buddhist kein Buddhist mehr? (Die Frage gilt aufwärts- wie abwärtskompatibel :lol: )


    Oder provozierend gefragt: glaubt hier irgend jemand an Gespenster?


    Eigentlich war meine Frage nur ob es Traditionen gibt in denen dieses "nach dem Tod, dem Zerfall des Leibes, in einer der Daseinsfährten gemäß des kamma wieder erscheinen" verneint wird.
    Was nun als Tradition gilt, da könnte man vielleicht das hier heranziehen: http://www.bernhardpeter.de/Bu…/buddhismusrichtungen.htm

  • mukti:
    fotost:


    Du wirfst eine interessante Frage im Zusammenhang des Threads auf: "Ab wann wird die Interpretation eines Textes so unterschiedlich, daß sie als etwas vollkommen neues, anderes betrachtet werden muß?"
    Wann unterbricht eine Andersinterpretation die Tradition? Ab wann ist ein Buddhist kein Buddhist mehr? (Die Frage gilt aufwärts- wie abwärtskompatibel :lol: )


    Oder provozierend gefragt: glaubt hier irgend jemand an Gespenster?


    Eigentlich war meine Frage nur ob es Traditionen gibt in denen dieses "nach dem Tod, dem Zerfall des Leibes, in einer der Daseinsfährten gemäß des kamma wieder erscheinen" verneint wird.
    Was nun als Tradition gilt, da könnte man vielleicht das hier heranziehen: http://www.bernhardpeter.de/Bu…/buddhismusrichtungen.htm


    Danke für den Bernhard Peter Link. den kenne ich von früher und hatte ihn verloren und jetzt sofort gespeichert. Ich denke, es ist Dir recht, wenn ich ihn hier für unseren Link Bereich melde. Selbst wenn Herr Peter säkulare Bestrebungen nicht akzeptiert. :grinsen:




    provozierend gefragt: glaubt hier irgend jemand an Gespenster?

  • mukti:

    Eigentlich war meine Frage nur ob es Traditionen gibt in denen dieses "nach dem Tod, dem Zerfall des Leibes, in einer der Daseinsfährten gemäß des kamma wieder erscheinen" verneint wird.


    Ja. Und die nächste Frage muss sein: Was bedeutet „Verneinen“?


    Es macht doch einen erheblichen Unterschied, ob ich „Wiedergeburt“ als Transformation der Persönlichkeit verstehe, oder als quasi-physischen Vorgang nach dem Tode.


    Also: Wenn ich „kamma“ und „samsara“ nur metaphorisch verstehe, verneine ich sie dann?

  • mukti:

    Wie ist es mit kamma und samsara, also wer gutes tut kehrt nach dem Tod in himmlischer Welt oder unter Menschen wieder, wer schlechtes tut kehrt in höllischer Welt, unter Tieren oder als Gespenst wieder? (Z.B. M. 130)


    Gibt es eine buddhistische Tradition wo das verneint wird? Oder ist das eine neuere, hauptsächlich westliche Entwicklung?


    Gibt es eine buddhistische Tradition in der es einen Anfang und ein Ende gibt ? Was ist der Tod ? Was bleibt bestehen ? Wer ist Wer ? Wer kehrt zurück ?

  • Nach Gampopa scheint dies ...


    Losang Lamo:

    Eine Gemeinsamkeit fällt mir ein, die eigentlich für jegliche Traditionen gelten müsste, vermute ich: "der Buddhadharma".


    Eine Umschreibung für das, was dahinter steckt, jenseits von Traditionen, Roben, Verhaltensregeln, Ritualen und Rezitationen.
    Die andere Seite des Flusses, wo man das Boot nicht mehr mitschleppt. Also das, worum es geht.


    Die verschiedenen Traditionen holen einfach die Leute von ihren individuellen Positionen ab. Für den einen passt DIES, für den anderen DAS. Mir scheint daher, dass die Vielfalt der buddhistischen Traditionen kein Manko ist, sondern eine Qualität. :)


    ... ja eben genau nicht der Fall zu sein. Hörer und Alleinverwirklicher kommen ja nicht ans andere Ufer, sondern bleiben auf so einer Art Insel hängen und bilden sich nur ein, das andere Ufer erreicht zu haben. Hier der Text, wie von Thomas eingestellt (http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=14&t=15836#p328754):



    Also das, was mit einiger Sicherheit direkt auf den einen Gautama Buddha zurückgeht und in der frühbuddhistischen Literatur überliefert ist, führt nur zu der fälschlichen Überzeugung, "dies sei Nirwana". Damit sagt Gampopa doch letztendlich, dass etwaige Gemeinsamkeiten nur oberflächlich sind. Denn im Kern führen sie nicht zum gleichen Ziel.