Einstellung zu anderen Menschen

  • oder auch gesagt, ich stecke oft in meinen Unternehmungen/Projekte so stark drinnen, dass ich nichts mehr anderes sehe - es ist für mich nicht leicht davon Abstand zu nehmen

  • Anandasa:
    Spacy:

    Wenn man im Eiapopeia stecken bleibt, wird man, sobald man die selbstgewählte Echokammer einer idealisierten Welt mal verlassen muß, große Schwierigkeiten bekommen, denke ich.


    Das war für mich das Zitat der Woche: Ich stecke ständig in einer idealisierten Welt, daher kommen meine Leiden! Diese einfache Sache war irgendwie sehr schwer zu sehen. Aber jedenfalls Danke!

    Warum ist das sehr schwer zu verstehen? Das Schwere entsteht durch die Selbstidealisierung der eigene Welt die immer ein Echo mit anderen Idealisierten Welten erzeugt. Sind diese nicht in Einklang kommt es zu Ablehnung, sind sie einigermaßen im Einklang kommt es zu Anziehungen, sollen sie in Einklang gebracht werde kommt es zu Glauben wollen das sie eigentlich fast im Einklang sind.
    Buddha bietet mit dem Weg der vier Wahrheiten eine sichere Ortschaft an die eine relativ friedliche Endidealisierung der eigenen Welt an ohne in schwere Konflikte zu geraten. Außer denen die zu starker Anziehung, Ablehnung und Beziehung Wollende Angleichungen geführt haben. Die dadurch entstandenen Echos werden durch die erzeugende Idealisierung nicht gerne aufgegeben.
    Doch auch da hilft Buddha mit dem Achtfachen Pfad. Die ersten drei Wahrheiten sind die die zur Beseitigung der Idealisierungen der eigenen Welt führen und dadurch zu Analyse Mittel für die Echo erzeugenden Idealisierungen um sie mit dem achtfachen Pfad zu enttarnen.

  • sati-zen:

    Du hast vergessen zu erwähnen, dass nach der liebevollen Bindung im Kleinkindalter und dem dazugehörigen Eiapopeia das Lösen der Beziehung folgen muss will das heranwachsende Lebewesen jemals selbstständig überleben. Ohne diese Lösung der Kinder von den Eltern gibt es keinen Fortbestand der Art, denn nur mit einer selbstständigen Lebensweise können Nachkommen heranwachsen die das Überleben sichern. So ist das Eiapopeia als Kind notwendig aber genauso notwendig ist es als junger Erwachsener loslassen zu können um es dann bei den eigenen Kindern wieder anzuwenden.
    Fehlt dieser Schritt der Emanzipation der Persönlichkeit wird das Überleben nur durch Unterstützung anderer Menschen möglich und das ist nicht das Ziel. Deshalb lehrte Buddha schon vor 2500 Jahren die Autonomie des Organismus, testete es durch Versuch und Irrtum aus und kam so relativ unabhängig zum Erwachen.


    Sicher ist es Aufgabe von Jugendlichen, sich aus dem engen Familienbezug hinaus in die Gesellschaft zu orientieren. Dabei scheint mir folgender Zusammenhang gegeben: Wandeln sich die Werte einer Gesellschaft sehr rasch, verstärkt das einen möglichen Konflikt. Unsere Gesellschaft erlebte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitreichende Veränderungen, da sich die Ansichten zu Autorität, Familie, Pflicht, Sexualität, Rollenbildern wandelten.


    Zugleich fanden Generationenkonflikte in bis dato unbekannten Ausmaß statt. Nach vollzogenem Wandel lösten sich diese moralischen Differenzen in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend, scheint mir. Heute hat sich dieser Konflikt auf ein natürliches Maß beruhigt, oder? Dabei wurde die gelebte Moral den Problemstellungen und veränderten Gegebenheiten sinnvoll angepasst, die gewährten Freiheiten also mit sozialen Erfordernissen, mit Bildungsstand und ökonomischen Bedingungen in Einklang gebracht.


    Dass Erwachsenwerden das Lösen der liebevollen Bindung zu den Eltern bedeuten solle, sehe ich eigentlich nicht ein. Auch stammesgeschichtlich macht das keinen Sinn. Schließlich war das Überleben der Alten nur durch Unterstützung, Schutz und Fürsorglichkeit der Jungen möglich. Heute ist Kultur eine Art Mutter, die das lebenslang bietet. Dabei arbeiten die meisten Menschen aber sehr hart, wogegen diejenigen, die das System nur ausnützen, wenig Anerkennung erhalten.


    Eigentlich handelt die Lehre des DL davon, andere Menschen und Lebewesen in ihrem Wunsch nach Glück anzuerkennen und besonders Einsicht in die gegenseitige Abhängigkeit zu finden. Wenn du aber die Lehre Buddhas als Weg zu mehr Autonomie verstehst, ist das vermutlich genauso richtig. Beispielsweise geht es ja um mehr Bewusstheit über die eigenen Gefühle und Beweggründe, was sich dann als innere Freiheit interpretieren lässt.

  • Spacy:

    Was nutzt es, sich die Welt als ein Eiapopeia zu suggerieren, wenn die Welt nicht so ist?
    Wenn man im Eiapopeia stecken bleibt, wird man, sobald man die selbstgewählte Echokammer einer idealisierten Welt mal verlassen muß, große Schwierigkeiten bekommen, denke ich.
    Nichts gegen das Eiapopeia - aber es ist nur ein winziger Teil der Realität, ein Überbetonung erscheint mir fehl am Platze und führt, wie das andere Extrem des Pendels der Moral, die Empathielosigkeit, in den Abgrund.


    Auf individueller Ebene – das wird jeder Entwicklungspsychologe bestätigen – bietet Liebevolle Güte als frühkindliche Erfahrung die Basis, um später die Fähigkeit zu Vertrauen und zu einem guten Umgang mit Belastungen zu entwickeln. Als Ursprung sozialer Eigenschaften ist Liebevolle Güte also keinesfalls ein nur winziger Teil unserer Wirklichkeit. Die Ansicht, dass wir versuchen sollen, uns selbst in dieser Hinsicht etwas zu verbessern, scheint mir also richtig.


    Mitunter scheint es jedoch gefährlich, sich die Welt allzu ideologisch zu interpretieren. Glaubt man etwa, eine bestimmte Beschaffenheit von Wirtschaft, Staat und Politik wäre immer und überall die Beste, kann dies schlimme Folgen haben. Beispielsweise ereignete sich die größte Hungerkatastrophe der Menschheitsgeschichte in China als Folge kommunistischer Planwirtschaft.


    Auch wenn also die handfesten Bedingungen für Ökonomie und Politik strittig sein mögen, scheinen mir die Bedeutung und der positive Einfluss bestimmter sozialer Eigenschaften wie etwa Vertrauen, Rücksichtnahme, Kooperation und Ehrlichkeit eigentlich klar. Natürlich ist auch Hilfsbereitschaft zu nennen, auf die wir unmöglich verzichten können. Ich glaube nicht, dass sie in einen Abgrund laufen lässt.


  • Dem kann ich nur zustimmen. Entscheident für das Verhalten und Denken ist der Sozialisierungsprozess. Hier wird bereits im frühkindlichen Alter der Rahmen gesetzt und das Fundament für spätere Ansichten und Handlungen gelegt. Darin unterscheiden sich Menschen nicht groß von z.B. Hunden.
    Es stellt sich nur die Frage, was man tun soll, um Menschen "besser" zu sozialisieren? Staatlich "Aufzuchtanstallten"? Das hatten wir schon öfter in der Vergangenheit, und es ist kläglich gescheitert.


  • Der Zusammenhang von frühkindlichen Bindungserfahrungen und psychischer Entwicklung des Menschen ist durch viele Untersuchungen gesichert. Das Eigentümliche daran scheint mir, dass es sich um Erfahrungen handelt, die nicht erinnert werden können, da das biografische Gedächtnis erst wesentlich später, etwa im Alter von drei Jahren, einsetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass es besonders die Bereitschaft zu bestimmten (angeborenen) Affekten ist, die aufgrund frühkindlicher Prägung entsteht, indem gewisse Gehirnabläufe sich in dieser frühen Lebensphase verfestigen.


    Die Psychoanalyse nach Melanie Klein spricht von inneren Repräsentanzen, also Bildern, die den Bezug zum Selbst, Mutter, Welt meinen. Unterscheidungen also, die in diesem Lebensabschnitt passieren und mit Affekten besetzt werden, die dann im späteren Leben auf Situationen übertragen werden. Die fundamentalste Bindungsstörung, die du ja ansprichst, wird als Borderline bezeichnet.


    Sind wir unseren eigenen Prägungen ein Leben lang hilflos ausgeliefert? Untersuchungen weisen darauf hin, dass in jedem Alter neue Gehirnverbindungen entstehen und die Plastizität des Gehirns ein wenig erhalten bleibt. Hier kommt die Meditation Liebevoller Güte ins Spiel. Es könnte sein, dass wir mithilfe eines solchen Geisteszustands eine frühe Erfahrung von jenem überlebenswichtigen Zusammenspiel unserer instinktiven Bedürfnisse mit liebevoller Fürsorge reaktivieren können und uns solcherart durch selbstlose Liebe gleichermaßen selbst Glück schenken lernen.


    Der Dalai Lama schreibt: Das Wunderschöne am Mitgefühl ist, dass sich bei seinem spontanen Aufsteigen im Menschen eine innere Tür zu dieser Liebeserfahrung des Kindes öffnet, die Teil unserer grundlegenden Wirklichkeit ist. Weiter meint er zur therapeutischen Wirkung: Wenn wir also füreinander Mitgefühl empfinden, kehren wir zu unserer tiefsten Natur zurück. Sobald sich die innere Tür auftut, wird es mühelos möglich, auf andere zuzugehen und mit ihnen in Kontakt zu kommen. Aus diesem Grund ist das größte Gegengift gegen Unsicherheit und das Empfinden der Angst das Mitgefühl, weil es den Menschen wieder auf den Grundstock seiner eigenen inneren Stärke zurückbringt. Ein wirklich mitfühlender Mensch verkörpert einen sorgenfreien Geist der Angstfreiheit, der sich der Freiheit von egoistischen Sorgen um sich selbst verdankt.

  • Danke für die vielen Antworten! Mettameditation habe ich auch mal 2-3 Monate ausprobiert. Trotz 2 intensiver Momente, in denen ich eine warme Empfindung im Brustkorb mit Glücksgefühlen empfand, hat es mich langfristig doch irgendwie nicht gepackt. Besonders das Sprechen bei der Meditation sagt mir irgendwie nicht so zu.
    Karnataka: Wie praktiziert du das denn genau? Bzw. gibt es auch eine Möglichkeit das Aussprechen der Worte bei der Meditation der liebevollen Güte zu vermeiden ohne dabei irgendwann zu weit abzuschweifen?

  • Hi,


    deine Einstellung zu anderen Menschen kann ich gut nachvollziehen, auch für mich eine Enttäuschung oft, daher halte ich mich so gut es geht fern, außer von Menschen, die wirklich was zu sagen haben bzw. über den Tellerrand ihre eigenen Lebens raus kommen. Wobei wenn man streng zu anderen ist in der Wertung, wobei Wertung nie gut ist, dann sollte man es auch zu sich sein.


    Letztendlich haben wir ja kein Recht auf Urteil, vor allem wenn man die Welt so sieht wie sie ist, da gibt es ja kein gut und böse. Der Mensch hat diese Werte geschaffen, in der Natur gibt es kein gut und böse behaupte ich mal.


    Nach den Regeln des Buddhismus zu leben find ich generell gut, nur vielleicht sollte man die Meditation in den Vordergrund stellen, weil die ist am effektivsten für Weiterentwicklung meiner Ansicht nach.


    Wobei bei allen Regeln, also so viel Egoismus sollte schon noch da sein, dass man sich Freude in seinem Leben gönnt, ich glaub nicht, dass das so viel mit Ego zu tun hat, außerdem sollte man schon auch in diesem Leben leben und nicht an das permanent denken, was mal nach unserem irdischen Tod kommt. Kann man natürlich, aber ich sehe den Sinn drinnen nicht, man kann auch so ein gutes und wertvolles Leben leben, am besten in dem man einfach nur gut lebt, man braucht ja nicht viel drüber sprechen oder andere überzeugen, wichtig ist das was man anderen vorlebt, die cleveren werden auch oder gerade dabei lernen.


    Aber nochmals alles zu reflektieren und alles zu zerdenken bringt nichts, besser dann eben nichts denken - wäre so mein Zugang, du solltest auch versuchen dein Weltbild zu ändern dahingehend, dass auch andere Menschen, mit anderen Weltbildern zu respektieren sind, auch wenn sie ganz anders denken und leben als du, heißt eben nicht werten bzw. nicht davon ausgehen, dass man selbst die einzig richtige Sichtweise hat auf diesem Planeten, weil das wäre ein wenig vermessen, alles Gute Son

  • Hallo liebe Community,
    eigentlich bestehen jetzt in diesem Moment von mir aus zu diesem Thema gerade keine Fragen mehr, aber ich habe dennoch irgendwie das Bedürfnis noch was "abschließendes" dazu zu schreiben. Vielleicht ist das ja zumindest für diejenigen Leute interessant, die von Google auf diesem Thread stoßen.
    Auf Rat von Karnataka habe ich mal das Buch "Rückkehr zur Menschlichkeit" vom Dalai Lama gelesen, etwas mehr Achtsamkeit im Zusammensein mit anderen Menschen walten lassen und verschiedenes ausprobiert.
    Dabei habe ich folgendes bemerkt:
    a) Zumindest ich persönlich fühle häufig eine Art Gier nach Bestätigung meines Egos. bzw. Zuneigung. Durch genauere Betrachtung und Analyse des Gefühls und der Erkenntnis, dass alle menschlichen Kontakte ebenfalls vergänglich sind, kann man es aber irgendwie schaffen, davon Abstand zu gewinnen, was glaube ich für das, was ich gleich ansprechen werde wichtig ist
    b) In Bezug zu ethischen Themen meinte der Dalai Lama, dass es bei einem Justizsystem wichtig ist, zwischen der Tat und dem Täter zu unterscheiden. Dass man die Tat verurteilt, dem Täter aber Mitgefühl und Warmherzigkeit entgegenbringt.
    Zumindest mir hat diese Einstellung auch im Alltag geholfen. Seitdem ich versuche meinem Gegenüber - egal ob ich ihn gut kenne oder nicht, egal was er gerade tut oder was er getan hat - Mitgefühl entgegenzubringen, fühle ich mich irgendwie viel verbundener mit anderen Menschen.
    Ebenso hilft mir dies bei leichter, aber andauernder Melancholie. Wenn ich in so einem Zusammenhang an Menschen denke, die ich heute vllt. nur flüchtig getroffen habe und mich für sie freue, empfinde ich meine persönlich Stimmung nicht mehr als so drückend.


    Vielleicht hilft dies ja dem ein oder anderen, der ähnliche Probleme in diesem Zusammenhang empfindet.
    Grüße


    PS: Achja, das angesprochene funktioniert in Bezug auf meinen Fall übrigens nur ohne Alkohol. Auch nur eine kleine Flasche Bier, und ich bin wieder bei meinen alten Angewohnheiten. Scheint schon einen Grund zu geben, warum es nach dem 5. Sila verboten ist.

  • Hallo Suchender
    Ich kann deine Beobachtungen bestätigen, vor allem die mit Alkohol im Zusammenhang stehen. Wenn ich sage das ich immer den Menschen sehe verstehst Du mich auch. Mach weiter so dann erkennst Du die Melancholie als Erscheinung deines Ego. Jeder der ein Ego hat und wer hat keines, kennt dieses Gefühle nur die meisten wissen nicht das sie nicht die Gefühle des Menschen sind.
    liebe Grüße
    Helmut