Wie sehr muss man im Buddhismus glauben?

  • Kesakambalo. Glauben ist in der Lehre G. Buddhos nicht angebracht.

    Ohne Glauben und Vertrauen wird man weder die entsprechenden Bücher lesen, noch einen Kurs belegen.

    Ich zum Beispiel hatte die ersten zwei Jahre kein Buch bzw Internet zur Verfügung.

    Mehr als glauben und vertrauen war da nicht.

    Ich habe dem Lehrer geglaubt und vertraut, bis ich nach Jahren die Dinge selbst erlebt und erkannt habe.

  • Zitat

    Ratschlag über Zuflucht


    Hör auf,

    Zuflucht zu deinen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen zu nehmen.

    Hör auf,

    Zuflucht in deinen Überzeugungen und Vermutungen zu nehmen.

    Lass deinen Glauben an Subjekt und Objekt fallen.

    Nimm Zuflucht zum leeren Gewahrsein

    Dessen Klarheit ist: Alles ist, was es ist.

    Wenn du Zuflucht nimmst in der Täuschung, dass Illusion wirklich sei,

    Wird Verwirrung mühelos andauern


    James Low

  • Aber letztendlich gibt es auch im Buddhismus, wie bei anderen Religionen Dinge, die man einfach glauben muss.


    Also unabhängig, welche Religion man bevorzugt:

    Dass man etwas glauben muss, ist der erste Glaubenssatz, an den wir Menschen glauben.

    Und weil wir glauben, dass wir etwas glauben müssen, suchen wir etwas, das für uns derart glaubhaft ist, dass wir daran glauben können.

    Aber... glauben müssen wir im Grunde an nichts.

    Wir brauchen Einsicht in Ursache und Wirkung, damit wir unsere Handlungen sinnvoll gestalten können.


    Es fängt damit an, dass soweit ich weiss die Lehre nur mündlich überliefert würde und erst ein paar hundert Jahre

    später schriftlich aufgezeichnet wurde, was natürlich ein Fehlerpotenzial mit sich bringt.

    Interessanterweise war es eine Indologin, die selbst Buddhistin ist, die mir den Anstoß zum Überdenken meines Weltbildes gab, indem sie mir sagte, seit wann es überhaupt Schrift in Indien gibt.


    Sad but true: Alle religiösen Traditionen haben eine lange Epoche des Mündlichen durchgemacht. Je älter sie sind, desto länger ist ihre mündliche Überlieferung und desto weniger prüfbar ist für uns ihre Authentizität. Man kann sich helfen, indem man Authentizität auf den Zeitpunkt der Verschriftlichung legt. Aber auch dann stehen die Religionen meistens vor der Frage, was der korrekte Interpretationsschlüssel oder welche Lesart/Textvariante die richtige ist. Gleichzeitig sagt Alter auch nichts darüber aus, dass etwas wahr ist. Manche Wahrheiten kommen erst durch logische Denkprozesse zum Vorschein, folgerichtig ist Wahrheit nicht immer authentisch, was allerdings ein Widerspruch ist, weil authentisch "den Tatsachen entsprechend", also wahr, bedeutet und als "daher glaubwürdig" (lt. Wikipedia). Und schon sind wir wieder beim Glauben.


    Die Schriften von Buddha sind da keine Ausnahme. Sie konnten auch erst mit dem Aufkommen von Schrift in Indien niedergeschrieben werden. Das sollte aber deshalb kein Problem sein, weil sie ihre Legitimität weder aus ihrer Authentizität, noch aus ihrem Alter, geschweige denn einer göttlichen Autorität ableiten. Im Gegensatz zu den vedischen Schriften, die Dir die Vorstellung von Reinkarnation aus einer Jahrtausende alten Tradition her begründen wollen (was angesichts der Tatsache, dass der Glaube an die Reinkarnation erst mit den Upanishaden wenige Jahrhunderte vor Christus nach Indien kam, schon ein Thema für sich ist), begründet sich die Annahme von Reinkarnation im Buddhismus aus der Erforschung des eigenen Geistes. Daher glaube (sic!)ich nicht, dass Du es glauben musst, wenn nicht die Erforschung Deines Geistes zu eben diesem Ergebnis kommt.


    Auch Wiedergeburt, Karma über mehrere Leben hinweg usw. sind ja Dinge, die man nicht beweisen kann.

    Dieses Unbeweisbare, was bei anderen Religionen von vielen hier wahrscheinlich abgelehnt wird, weil es unlogisch erscheint, wird

    von Buddhisten aber akzeptiert.

    Es geht nicht darum, ob religiöse Inhalte wahr sind, sondern dass aufgrund ihrer Geschichte fraglich ist, sie für wahr halten zu müssen.