Negative Empfindungen durch Meditation? (Allgemeine Diskussion)

  • Hi zusammen,

    ich fand es sehr interessant, was in diesem Thread gesagt wurde. Dachte mir, ich pack mal meine Ideen hier rein, denn die Diskussion darüber wird nicht unbedingt auf r0m4n's Frage zugeschnitten sein. Hoffentlich macht das so Sinn...


    Negative Erfahrungen scheinen gar nicht so unüblich zu sein. Scheiternde Selbstoptimierung: Häufig negative Erfahrungen beim Meditieren - Spektrum der Wissenschaft Frag sich nur, ob oder in wieweit man meditieren soll, oder ob es nur gerade ein Trend ist, den man sich blind anpasst. Eventuell liegt auch nicht jede Methode jedem, und diese sind dann vermutlich auch nur im "großen Rahmen" richtig eingebettet sinnvoll. Zumindest die buddhistischen. Kann anscheinend ansonsten ganz schön in die Hose gehen.


    Im Artikel heißt es:


    Zitat

    Meditieren liegt im Trend: Es soll gelassener, aufmerksamer und konzentrierter machen. Dafür allein waren Meditationstechniken allerdings nie gedacht, warnen Psychologen.


    Zitat

    So würden etwa Praktizierende von bestimmten Zen- und Vipassana-Techniken häufiger negative Erlebnisse erwähnen. Weniger betroffen waren dagegen Praktizierende von Achtsamkeitstechniken wie MBSR (»mindfulness-based stress reduction«, achtsamkeitsbasiertes Stressbewältigungsprogramm) oder von Ansätzen, die sich auf die Kultivierung von Güte, (Selbst-)Freundlichkeit und Empathie richten.


    Zitat

    Die Techniken kommen allerdings aus einem Umfeld, in dem eine ethisch-philosophische oder religiös-theoretische sowie professionelle Begleitung von erfahrenen Personen in der Praxis dem Übenden helfen sollen, seine Erlebnisse einzuordnen. Eine solche Unterstützung des Meditierenden dürfe nicht vernachlässigt werden, warnen die Autoren der Studie


    Schönerweise kann man auch hier den Artikel anschauen. Ich hatte noch keine Zeit, mir den zu Gemüte zu führen, interessant wäre es ja schon.


    Unpleasant meditation-related experiences in regular meditators: Prevalence, predictors, and conceptual considerations


    Bis dahin ist natürlich alles ein wenig Spekulation. Ich hätt halt schon gesagt, dass Meditation "gelassener, aufmerksamer und konzentrierter" machen soll - das ist doch irgendwo schon ein wichtiger Teil davon. Natürlich ist es nicht das letzte Ziel, aber doch sicher etwas, das man bei ernsthaft Praktizierenden erwarten würde!

    Was mir vor allem unter den Tisch fällt, ist die Frage, woher diese unangenehmen Erfahrungen kommen. Liegen sie an einer falschen Technik? Entweder im Sinne von "falsch gemacht" oder von "falsche Art der Meditation" Ist für manche Menschen Meditation einfach nicht geeignet? Und wie oft ist es einfach nur so, dass man sich Dingen bewusst wird, die ohnehin in einem geschlummert haben?


    Ich mein, einer der klassischen Sätze von Meditationsanfängern ist ja "Das macht mich ganz nervös, da krieg ich Gedankenrasen" oder so. Und, da sind wir uns wohl alle einig, das war ja vorher auch schon - jetzt merkt man's plötzlich.


    Aber ich find den Hinweis schon auch gut, dass es zum Teil Unterstützung braucht, grade weil eben heftige Dinge, die aus gutem Grund verdrängt wurden, hochkommen. Man verdrängt ja manchmal auch Dinge, mit denen man nicht klarkommt - wenn man plötzlich damit konfrontiert wird, kann das sehr herausfordernd sein. Und man kann sich schon zu viel auf den Teller laden.


    Was sind eure Gedanken dazu? Womöglich schaffen wir es ja noch, die Studie anzuschauen und zu prüfen, inwiefern das dort Beachtung findet.

  • Was mir vor allem unter den Tisch fällt, ist die Frage, woher diese unangenehmen Erfahrungen kommen.

    Ich lese gerade die Zeitschrift "Moment by Moment", Ausgabe 02 vom Juni 2017 mit dem Schwerpunktthema "Selbstmitgefühl".


    Dort schreibt Christopher Germer, der lange Zeit in einer Eremitage in Sri Lanka buddhistische Achtsamkeitsmeditationen gemacht hat und nun als klinischer Psychologe in Amerika in privater Praxis mit achtsamkeitsbasierten Therapieansätzen arbeitet:

    " Wenn ich zu mir sage: "Ich bin freundlich zu mir selbst", ist es ziemlich wahrscheinlich, dass ich mich daran erinnere, in welcher Weise ich nicht freundlich zu mir war. Wenn ich sage: "Ich akzeptiere mich so wie ich bin", werde ich die inakzeptablen Seiten in mir entdecken. Das ist das Phänomen des 'inneren Rückschlags'. Es bedeutet: Liebe offenbart alles, was nicht Liebe ist.


    Ich mache das mal an einem Beispiel fest:

    Wenn ihr euch schon seit einiger Zeit richtig einsam fühlt und dann kommt plötzlich jemand, der einen richtig guten, tiefen, warmherzigen Kontakt aufbaut. Wenn diese Person wieder weg ist, ist es möglich, dass ihr euch noch einsamer als vorher fühlt. Weil ihr plötzlich den Vergleich habt und jetzt noch deutlicher fühlt, was euch so lange gefehlt hat.


    Das gleiche kann in der Meditation passieren. Viele von uns sind im Alltag weit weg von sich selber, spüren sich vorwiegend nur auf der "Funktionieren-müssen-Ebene". Und dann nehmen wir in der Meditation plötzlich alle äußeren Reize und Ablenkungen raus und werden still, sind aufmerksam zu uns selbst, versuchen uns nicht mehr selber abzuurteilen, sondern anzunehmen was kommt. Es ist möglich, dass durch diese liebevolle Zuwendung plötzlich das hervorkommt, was wir uns die ganzen Monate oder Jahre vorher nicht getraut haben wahrzunehmen oder zu fühlen. "Liebe offenbart alles, was nicht Liebe ist."


    In seinen Meditationskursen lehrt Germer, was man dann machen kann, wie man bei so starken Gefühlen die Aufmerksamkeit wieder mehr stabilisieren kann, um nicht emotional zu sehr überwältigt zu werden. (Das Überwältigtwerden kann durchaus auch zeitversetzt auftreten.) Eine Möglichkeit wäre z.B. zu versuchen, im Körper immer wieder den Bereich wahrzunehmen, der gerade emotional aktiviert wird und damit über die verstärkte Körperwahrnehmung etwas mehr Halt zu bekommen. Wer mehr darüber lesen möchte, kann das tun mit Germers Buch "Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl", Arbor Verlag.


    Eigentlich sind solche Phänomene ein Zeichen dafür, dass man etwas richtig gemacht hat und nicht, dass man etwas falsch gemacht hat. Aber es ist nicht so leicht, auf heilsame Art und Weise damit umzugehen. Das Annehmen, dass es sein darf wie es ist, wäre der erste Schritt.

  • Liebe @Grashuepfer -in, danke für das spannende Thema!


    Wie immer, alles was ich schreibe aus meiner subjektiven Erfahrung, ausschließlich in Bezug auf buddhistische Meditation...

    Ich hätt halt schon gesagt, dass Meditation "gelassener, aufmerksamer und konzentrierter" machen soll - das ist doch irgendwo schon ein wichtiger Teil davon. Natürlich ist es nicht das letzte Ziel, aber doch sicher etwas, das man bei ernsthaft Praktizierenden erwarten würde!

    Nein, IMHO handelt es sich da um ein Missverständnis. Was gelassener macht, ist die Aufgabe von Gier und Hass, zusammen mit der Entwicklung von Liebender Güte. Meditation ist da "nur" ein mächtiges Werkzeug.


    Ich denke, die Verwirrung entsteht meist aus mehreren Gründen:


    Erstens wünschen sich viele Anfänger ein ruhigeres, gelasseneres Leben, und beschäftigen sich deshalb mit Meditation. Das finde ich auch nicht die schlechteste Motivation. Aber das ist ja eigentlich nicht das Ziel, sonder Befreiung von Gier und Hass, und die Erkennung von Nicht-Selbst.


    Zum Zweiten sind die Erfahrungen bei den meisten Menschen eben gemischt. Man erlebt durch das Sitzen ruhige Momente und fühlt sich wunderbar, und wird gleichzeitig in tiefe Abgründe der eigenen Gewohnheiten und Denkmuster gestürzt. Die durch Verdrängungsmechanismen lange Zeit erfolgreich ausgeblendet waren.


    Wie bei einer guten Psychotherapie geht das immer parallel: Erarbeitung von Freiräumen und Aufgabe von Verdrängung und gleichzeitig höhere Belastbarkeit, aber auch erleben von alten Dramen.


    Eigentlich sind solche Phänomene ein Zeichen dafür, dass man etwas richtig gemacht hat und nicht, dass man etwas falsch gemacht hat. Aber es ist nicht so leicht, auf heilsame Art und Weise damit umzugehen. Das Annehmen, dass es sein darf wie es ist, wäre der erste Schritt.

    Genau. Bei fast allen von uns ist das Leben so aufgebaut, dass wir als höchste Maxime unser verletzliches Ego schützen. Und jetzt soll dieser Schutz aufgegeben werden, und es nicht einmal ein Ego da? Wenn einem das nicht manchmal Angst einjagt, was denn dann?


    Aber ich find den Hinweis schon auch gut, dass es zum Teil Unterstützung braucht, grade weil eben heftige Dinge, die aus gutem Grund verdrängt wurden, hochkommen. Man verdrängt ja manchmal auch Dinge, mit denen man nicht klarkommt - wenn man plötzlich damit konfrontiert wird, kann das sehr herausfordernd sein. Und man kann sich schon zu viel auf den Teller laden.

    Das finde ich einen wichtigen Hinweis, das sollte eigentlich der Standarddisclaimer bei buddhistischen Praktiken sein: Wenn Du magst (und psychisch halbwegs gesund bist), fange ruhig an. Aber sei wachsam, dass Dir Hilfe suchst, wenn Du überfordert bist. Wenn man das Glück hat, gleich am Anfang eine gute LehrereIn zu finden, umso besser.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich finds nur logisch, dass ein spiritueller Weg auch unangenehme Passagen beinhaltet. Das große Wort "Loslassen" heißt ja nicht, dass man sich während des Loslassens schon immer gut fühlt. Das ist vielleicht am Anfang so, bei Sachen, die eh nicht richtig kleben. Man stößt aber z.B. an Grenzen, wo man etwas eigentlich nicht los lassen will, aber genau merkt, dass es nicht anders geht, aber man auf der anderen Seite auch nicht einfach Tschüß sagen kann. Solche Sachen können schmerzhaft in einem arbeiten, aber die Alternative wäre, diese Fragmente seiner Ich-Struktur weiterhin zu überspielen oder schön zu reden - weiter an die bereits erkannte Lüge glauben.

    Ein Zen-Meister soll auch mal gesagt haben "Wenn es immer schön ist, dann macht man irgendwas falsch".

    Man hat sich ja in seinen Illusionen häuslich eingerichtet und niemand findet es toll, wenn das Haus um einen rum demontiert wird, selbst wenn die Hütte überall nach Schimmel riecht. Es ist immernoch ein zu Hause und vielleicht merkt man auch, dass man eigentlich nur ein bisschen renovieren wollte und nun wird klar, dass keine Wand stehen bleiben darf. In so einer Phase kanns mit der Ruhe und Gelassenheit auch mal nicht so weit her sein und trotzdem ist es genau das, was gerade durchschritten werden will.

    Für den Buddha wars ja auch nicht immer schön. Der hat bestimmt auch manchmal gedacht er wird verrückt anstatt erleuchtet und das denken anscheinend nicht Wenige auf dem Weg, wenns wirklich zur Sache geht. Das ist völlig normal und macht einen guten Lehrer umso wichtiger.

  • Ich finde es merkwürdig, wie extrem die westliche Welt sich auf Meditation stürzt und Alles Andere der Lehre dem unterordnen.

    Dies beginnt schon damit, daß geschrieben wird : "Die 4 edlen Wahrheiten und der achtfachen Pfad". Oder das die 10 sila oft untergeordnet betrachtet werden. Oder Themen wie sunnata und anderen.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

    • Offizieller Beitrag

    Ich finds nur logisch, dass ein spiritueller Weg auch unangenehme Passagen beinhaltet. Das große Wort "Loslassen" heißt ja nicht, dass man sich während des Loslassens schon immer gut fühlt.

    Ich würde da sogar noch weiter gehen:


    Zitat

    "gelassener, aufmerksamer und konzentrierter"


    Gelassener wird man durch das Praktizieren von Geduld und Geduld zu lernen, bedeutet zu lernen Negatives auszuhalten. Gerade WEIL Meditation ungenehm sein kann, wird man gelassener. Gerade WEIL Meditation so langweilig ist, dass man abschweift lernt man den Geist zu sammeln.

  • Ich finde es merkwürdig, wie extrem die westliche Welt sich auf Meditation stürzt und Alles Andere der Lehre dem unterordnen.

    Dies beginnt schon damit, daß geschrieben wird : "Die 4 edlen Wahrheiten und der achtfachen Pfad". Oder das die 10 sila oft untergeordnet betrachtet werden. Oder Themen wie sunnata und anderen.


    _()_

    Ja, da sollte man sehr vorsichtig sein. Die Lehre Buddhas ist ja auch eine Art von Heilsversprechen: Wenn du das konsequent machst, und Dich, so weit es geht, daran hälst, auch wenn es schwierig ist, dann hast du die reelle Chance auf Befreiung.


    Das klappt natürlich nicht, wenn man sich nur einen Teil rauspickt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Danke euch allen für euer Interesse und eure interessanten Rückmeldungen.

    Eigentlich sind solche Phänomene ein Zeichen dafür, dass man etwas richtig gemacht hat und nicht, dass man etwas falsch gemacht hat. Aber es ist nicht so leicht, auf heilsame Art und Weise damit umzugehen. Das Annehmen, dass es sein darf wie es ist, wäre der erste Schritt.

    Ja, grundsätzlich wohl schon. Wobei es anscheinend halt auch Situationen gibt, in denen es Leuten durch die Meditationspraxis effektiv schlechter geht als ohne. Ich glaube nicht, dass es oft so ist, aber scheint vorzukommen. Und dann ist die Frage, woran es liegt. Da gibts wohl einmal Einsteiger, die falsche Techniken anwenden, aber auch Profis, die die "Dunkle Nacht der Seele" erleben.


    Wie immer, alles was ich schreibe aus meiner subjektiven Erfahrung, ausschließlich in Bezug auf buddhistische Meditation...

    Ich würde sagen, da liegt schon ein halber Hund begraben. In der Studie geht es ja keinesfalls nur darum, es wird darauf hingewiesen, dass religiöse (und weibliche) Praktizierende deutlich seltener diese Schwierigkeiten vermelden.


    Aber das ist ja eigentlich nicht das Ziel, sonder Befreiung von Gier und Hass, und die Erkennung von Nicht-Selbst.

    Das ist vermutlich für unbuddhistische Praktizierende nicht der Fall. Diese Konzepte, besonders Nicht-Selbst (oder im Mahayana Leerheit) sind ja doch sehr Buddhismus-spezifisch. Areligiöse Meditierende dürften meistens damit nicht viel am Hut haben.

    wird gleichzeitig in tiefe Abgründe der eigenen Gewohnheiten und Denkmuster gestürzt. Die durch Verdrängungsmechanismen lange Zeit erfolgreich ausgeblendet waren.


    Wie bei einer guten Psychotherapie geht das immer parallel: Erarbeitung von Freiräumen und Aufgabe von Verdrängung und gleichzeitig höhere Belastbarkeit, aber auch erleben von alten Dramen.

    Ja, ich denke auch, dass das viel ausmacht. Und bei einer Therapie und in einer guten Gruppe hat man eben eine begleitende Person, die diese Prozesse erkennt und die Übenden anleiten und unterstützen kann. Wenn man auf sich selber gestellt ist, dann wirds halt u.U. schwierig. Im traditionellen Kontext war die Meditation ja auch in eine Sangha eingebettet und die wenigsten Leute haben ganz allein mit Hilfe eines Buches o.ä. das Meditieren gelernt und praktiziert.


    Gelassener wird man durch das Praktizieren von Geduld und Geduld zu lernen, bedeutet zu lernen Negatives auszuhalten. Gerade WEIL Meditation ungenehm sein kann, wird man gelassener. Gerade WEIL Meditation so langweilig ist, dass man abschweift lernt man den Geist zu sammeln.

    Ja, das ist wohl der Punkt. Ich les grad "Meditation für Anfänger" von Kornfield. (Ich wills verschenken, und denke, dann sollt ichs zumindest gelesen haben. Zumal es nicht lang ist). Darin schlägt er bezüglich Unruhe vor: "Wenn die Unruhe unerträglich wird und du trotzdem sitzen bleibst, dann verändert sich etwas. Und wenn die Unruhe so stark wird, dass sie dich umzubringen droht, dann sag: Na gut, dann bring mich um. Dann bin ich der erste Meditierende, der an Unruhe gestorben ist". Eine etwas drastische Formulierung, muss ich sagen :D



    Allgemein : Ich finde, dass die Studie in der Form eigentlich nicht aussagekräftig ist. Denn letztlich wurden die ganzen Daten auf Grund der einen Frage erhoben, die über eine Online-Befragung gestellt wurde:


    Zitat

    “Have you ever had any particularly unpleasant experiences (e.g., anxiety, fear, distorted emotions or thoughts, altered sense of self or the world), which you think may have been caused by your meditation practice?”. The term “particularly unpleasant” was chosen over other potential labels (e.g., adverse, aberrant, negative, challenging, unwanted), which we evaluated as more likely to predetermine the value and significance (or lack thereof) of the experience and nudge participants towards theorising about their experiences.


    Letztlich ist ja die Frage, ob Meditation für manche Menschen insgesamt nicht wohltuend ist und mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringt. Ich glaube, dass das durchaus so ist, aus Gründen, die sich beheben lassen. Aber leider ist die Frage, ob man unangenehme Erlebnisse hat, einfach völlig unzureichend.

    Ich mein, wenn man diese Frage bezüglich einer guten Psychotherapie stellt, dann wird sie wohl auch in den meisten Fällen bejaht werden. Und das heißt nicht, dass diese Therapie nicht trotzdem / gerade deshalb eine enorme Bereicherung sein kann.

  • Und für jemand mit Großmuttergeist ist das auch nichts Besonderes, sondern ganz normal - hat sich so ergeben. Das kommt bei diesem (wie ich auch finde) sehr schönen Begriff zum Tragen. Die Großmutter fragt nicht, ob sie erleuchtet ist, bzw. wie weit davon entfernt.

  • Ich stimm dir voll und ganz zu Lucy, die buddhistischen Erkenntnisse sind ja nicht exklusiv. Kluge Menschen auf der ganzen Welt gehen ähnliche Wege und haben ähnliche Erkenntnisse - und man kann diese in unzähligen Sprachen, Gleichnissen und Übungssystemen zum Ausdruck bringen.


    Mir ging es in dem Thread aber um konkrete Fragen bezüglich Meditationstechniken. Eben, weil Meditation seit einiger Zeit so gehypt wird, und als Allheilmittel verkauft. Ich sehe da einige Parallelen dazu, wie Psychedelika oder diverse Cannabisprodukte gesehen werden (allerdings eher in den USA). Bei all diesen Dingen gibt es zweifellos viele Vorteile, aber das verstellt manchmal den Blick darauf, welche Faktoren dazukommen müssen, damit das Ganze auch funktioniert. Bzw., welche Probleme auftreten können.


    Es ist im Forum öfter mal die Frage - theoretisch gesehen, ist es ja vermutlich so, dass hier gar kein Ort ist, um über nicht-buddhistische bzw. areligiöse Meditation zu sprechen. Es gibt ja keinen Bereich für Meditation allgemein oder ähnliches. Ich hab den Thread deswegen auch unter buddhistische Praxis gestellt, auch wenn es eigentlich nicht passt. Und für viele Menschen, die buddhistische Meditation erlernen, ist der Buddhismus als religiöse Praxis nicht so sehr im Fokus, ich denke, viele dieser Einsteigerfragen, die hier kommen, gehen in diese Richtung.


    Somit kommt es dann auch zu verschiedenen Perspektiven. Man kann natürlich sagen, dass Leerheit, Nicht-Selbst, Karma etc. allgemeine Bestandteile unseres Lebens sind, und dass der Buddhismus eben diese Beschreibungen gewählt hat, um Dinge zu erklären, die ohnehin da sind. Aber das heißt für mich, dass jemand, der eigentlich nur gehört hat, wie gut Meditation tut, und das jetzt mal lernen will, daran nicht so viel Interesse haben dürfte. Und wenn man dieser Person sagt "eigentlich meditierst du, um die Leerheit aller Dinge zu erkennen", dann wird die Person damit nicht viel anfangen können, und ich finde, das ist auch nicht unbedingt nötig.

  • Grashuepfer@


    Ich könnte mit "Leerheit" etwas anfangen. Früher habe ich die Wirkung von Meditation nicht kapiert. Ich fühlte eine gewisse Leere gegen Materialismus. Ins Kino oder neue Kleidung hatte keine große Bedeutung mehr. Ich wurde mit dieser Leere konfrontiert. Infolgedessen habe ich es falsch gewertet.


    Seit ich meditiere bin ich selbstbewusster und emotionslos geworden. Ich bin immer aufmerksam, schweife weniger mit Gedanken ab. Mein Mitgefühl hat sich signifikant gesteigert. Ich fühle Mitgefühl für Menschen aus ärmeren Ländern wie in Syrien und Afrika. Jedoch bin ich dadurch weniger extrovertierter geworden. Ich lächle zu wenig und bin sehr ernst, laut Leuten aus meinem Umfeld. Ich weiß nicht, ob das normal ist.

  • Also.ich habe bei der Meditation festgestellt,das ich meinen Körper stärker wahrnehme,Gedankenrasen hatte ich am Beginn der Meditationspraxis.

    Entspannung kommt bei mir bei der Achtsamkeitsmeditation zustande oder auch bei der Metta Meditation.

    finde den frieden in dir und du findest Frieden mit anderen

  • Das freut mich, DerUnglaubliche, dass deine Erfahrungen so positiv sind. "emotionslos" meint wahrscheinlich eher, in sich ruhend,oder? Weil ganz ohne Emotionen zu sein, ist ja auch nicht ganz das Ziel.


    Und ja Barnaby, das ist wohl normal, dass man am Anfang erstmal irritiert ist, wenn man seine Gedanken richtig wahrzunehmen beginnt. Die Tibeter sagen dazu ja "den Wasserfall sehen".

  • Liebe Freundinnen und Freunde im Dharma,


    wenn Meditation unangenehme Erfahrungen verursacht, dann macht man die falsche. Das kann folgende Ursachen haben: Man lässt sich eine Methode überstülpen. Man geht mit Ehrgeiz und Leistungsdruck an die Sache. Man setzt sich unter Gruppenzwang.

    Ich denke sowas Negatives passiert am ehesten, wenn man ein Retreat von irgendwelchen Hardcore-Meditierern besucht und nicht weiß, worauf man sich einlässt, und dann in so einer Gruppe ist und man nicht den Mut hat aufzustehen und zu sagen 'Hey, ich habe mich getäuscht, aber das ist nicht das Richtige für mich. Bye.'


    Meditation über die vier Unermesslichen hat noch keinem geschadet, aber fast allen geholfen. :heart::rad:

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Meiner Meinung nach ist es nur natürlich, dass sich Meditation sowohl angenehm als auch unangenehm anfühlen kann, auch wenn man es "richtig" macht. Heißt aber nicht, dass nicht auch unangenehme Meditationssitzungen hilfreich sein können.

  • Meiner Meinung nach ist es nur natürlich, dass sich Meditation sowohl angenehm als auch unangenehm anfühlen kann, auch wenn man es "richtig" macht. Heißt aber nicht, dass nicht auch unangenehme Meditationssitzungen hilfreich sein können.

    :like::!:

    PS: evt ist es sogar umgekehrt. Wenn man wirklich nie "unangenehme" Meditationen hat, dann steht man kurz vor der Erleuchtung und hat seine Anhaftungen schon abgearbeitet, oder man macht was nicht richtig.

    Einmal editiert, zuletzt von Aravind ()

  • Genau, dem wollte ich gar nicht widersprechen. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass das Ängste sind, die einen so oder so irgendwann einholen. Selbst wenn man sie durch eine Depression unter Verschluss hält, kracht es meistens irgendwann dann doch.


    Dass man das trotzdem gerne vermeiden möchte, finde ich sehr verständlich.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Hab gerade eine ganz anderen Sinn in meditieren entdeckt. Das aufgeben von Widerstand, das Aufgeben von Denken, das Aufgeben von Urteilen.

    Das ist eigentlich der einzig Ort und die Zeit in der ich das unbeschadet machen kann. Mich von mich befreien wollen und all dieses zu vermindern bis eben keine Widerstände zum Meditieren, sich hinsetzen, mehr gibt. Ob ich nach der Meditation wieder der gleiche Typ bin der mich nervt ist gleichgültig, das ist eben viel Programm das sich nach und nach ändert. wichtig ist das es Zeiten gibt in denen Körper und Geist vollkommen abfallen können ohne das das Körperliche Sorge haben muss. Nur an einem sicheren Ort.

  • Hab gerade eine ganz anderen Sinn in meditieren entdeckt. Das aufgeben von Widerstand, das Aufgeben von Denken, das Aufgeben von Urteilen.

    Das ist eigentlich der einzig Ort und die Zeit in der ich das unbeschadet machen kann. Mich von mich befreien wollen und all dieses zu vermindern bis eben keine Widerstände zum Meditieren, sich hinsetzen, mehr gibt. Ob ich nach der Meditation wieder der gleiche Typ bin der mich nervt ist gleichgültig, das ist eben viel Programm das sich nach und nach ändert. wichtig ist das es Zeiten gibt in denen Körper und Geist vollkommen abfallen können ohne das das Körperliche Sorge haben muss. Nur an einem sicheren Ort.

    _()_

    Naja wen da keine anhaftung an das Leben (um jeden preis leben wollen) mehr ist dan ist doch jeder Ort sicher:) um es fon der anderen Seite verständlicher zu sagen: sicherheit ist eine Ilusion. Man fühlt sich zuhause doch wohl am sichersten und genau dort pasieren die meidten unfälle:grinsen:_()_

  • Meditieren bedeutet für mich Freudvoll meinem Atem lauschen


    Natürlich wenn man meditiert und sich nicht jede erdenkliche Droge reinpfeifft, wird man plötzlich ganz klar


    Wenn man plötzlich so klar ist geistig, aber dann an der Gesamtsituation verzweifelt weil man da steht wie ein Ochs vorm Berg. Weil so viele Probleme im Leben einer Lösung bedürfen. Oder andere Probleme nicht gelöst werden können, mit anderen Menschen zum Beispiel oder der Familie


    So ist das vielleicht gemeint, dass Meditieren plötzlich weh tut.. Wobei der Kontrast zum Drogen reinpfeiffen vielleicht heftig ist.


    Mein Onkel der keinen Kontakt zu mir will, benutzte diese Wörter mal


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

  • Eigentlich hab ich Meditation immer so benutzt das ich keinen Unsinn machen kann wenn ich sitze. Irgendwann machen auch die Gedanken keinen Unsinn mehr. Da sitzen am Anfang hunderte, nach einiger Zeit werden das immer weniger und dann sitzt nur einer, der all die hunderte sein kann wenn er eben nicht sitzt.

    Du zeigst Schrftzüge. Aber der einzige der deinen Ansprüchen genügt bleibt in deinem Kopf. Geb nicht auf, er wird nie Wirklichkeit, aber Du zeigst mir deine Wirklichkeit, die immer klarer wird. Üben, Üben, Üben. Egal. Auch wenn es noch so Aussichtslos erscheint. Leben üben. Immer wieder Leben üben. Es wird nie deinen Ansprüchen genügen. Wie sollte dein Leben dann irgendeinem anderen jemals genügen? Aber nur Du musst im Frieden mit dir kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • naja es befriedet schon ziemlich Noreply es ist mehr Praxis und weniger Kunst


    Nur ich fange gerade gerade einen Buddha an. Und muss auf dem Teppich bleiben. Praktiziere ich Buddhismus, oder will ich eine total extravagente Skulptur erschaffen?


    Wie gesagt Mönche sagen wenn man konzentriert und mit Freude arbeitet, schwebt man schon in einem kleinen Nirvana


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao: