Umgang mit Trauer von nahen Angehörigen

  • Bei einem Mitarbeiter ist gestern die Mutter plötzlich gestorben, privat kenn ich keinen der Beiden, das einzige was ich ihm schreiben konnte ist: Ich bin bei Dir.

    Und wie hat er reagiert?


    Bei einem Mitarbeiter ist gestern die Mutter plötzlich gestorben, privat kenn ich keinen der Beiden, das einzige was ich ihm schreiben konnte ist: Ich bin bei Dir.

    Und wie hat er reagiert?

    Danke!

  • Vorab erstmal vielen lieben Dank für Eure netten Worte und vielen Dank, dass Ihr mir Eure Ansichten geteilt habt.

    Ich erkenne, dass es wirklich ein Balance-Akt wird und es vermutlich keine perfekte Lösung zu dem Thema gibt. Jeder ist zunächst für sich selbst verantwortlich, dass ist in erster Linie mein Kredo. Daher werde ich nicht schauspielern.

    Dennoch versuche ich an dem Tag mein Bestes zu geben und Mitgefühl zu spenden.

    Falls ich doch Menschen verletzen sollte, durch meine gelassene Art, so ist es nicht meine Absicht.


    Ich kann ja auch nicht wirklich absehen, wie es mir in der Situation tatsächlich gehen wird. Ich lasse mich überraschen...versuche authentisch zu sein, ohne andere zu verletzen.


    Was mir derzeit auch auffällt...Ihr habt darüber ja auch ein wenig weiter geschrieben: Die Beileidsbekundungen. Ich freue mich darüber, wenn jemand an mich denkt...dennoch...Jedesmal wenn ich die Worte "Mitleid" oder "Beileid" höre, denke ich mir: "ich möchte kein "Mit-Leid"".

    Der Begriff ist wirklich kurios und genau da liegt auch das Spannungsfeld.

    Viele Leute erwarten, dass ich leide und wollen scheinbar auch mitleiden...

    Das ich nicht "leide", können sie so gar nicht "leiden" (man verzeihe die Wortspiele).


    Danke Euch für das Verständnis und die Anregungen :)
    Wenn sich die Eindrücke was gesetzt haben nach dem Donnerstag, berichte ich nochmal, wie es mir ergangen ist :)


    Liebe Grüße


    Andi

  • Danke für Deine Rückmeldung!

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand von Dir erwartet, dass Du nur "leidend" trauern darfst.

    Wie ich schon geschrieben habe, unterschätze Deine Freunde, Bekannten und Verwandten nicht, nur weil sie nicht Buddhisten sind.

    Alles Gute

    Lilli_()_

    • Offizieller Beitrag

    Viele Leute erwarten, dass ich leide und wollen scheinbar auch mitleiden...

    Das ich nicht "leide", können sie so gar nicht "leiden" (man verzeihe die Wortspiele).

    Wenn dir Leute Beileid wünschen dann geht es nicht nur um dich und deine Gefühle, sondern es geht auch immer um den Verstorbenen. Das Leid das mit seiner Abwesenheit verbunden ist zu betonen, lenkt unseren Blick auf die Lücke die er hinterläßt. Dadurch wird er in dem, was er für dich und für andere bedeutete geehrt und es wird klarer, wofür wir ihm dankbar sein müssen und wofür im Respekt und Anerkennung gebührt.


    In gewisser Weise trauerst du nicht mehr, weil du das alles schon gemacht hast und da für dich zu einer ausgeglichenen Geisteshaltung gefunden hast. Aber auch in diesem Prozess kam sicher viel Dankbarkeit gegenüber dem Toten auf. Und wenn du jetzt auf Trauernde triffst - die die Lücke in sich spüren, kannst du doch diese Lücke bei ihnen anerkennen und mit deiner eignene Dankbarkeit gegenüber dem Toten antworten.


    Eine Beerdigung ist eine Veranstaltung, wo man gemeinsam des Toten gedenkt. Dies kann in Traurigkeit geschen aber eben auch in einer Stimmung der Ehrerbietung und Dankbarkeit. Wenn ersteres nicht so klappt probiere doch letzteres.

  • Lieber Andi, Liebe Liili, liebe Diskutierenden,


    ich denke schon das jede Kultur, jede Religion ihre ganz pers. Sichtweise und Anforderungen an die Trauer hat. In manchen Kulturkreisen werden Tote jahrelang aufbewahrt um sie in einem Großereignis zu bestatten, mit einer Fülle an Ritualen. In manchen Kreisen muss es sehr schnell gehen. Manchmal tanzen und lachen die Menschen weil sie sich freuen, das derjenige nun erlöst ist bzw. zu den anderen Fam. Mitgliedern gegangen ist. Manche trauern Monatelang. In einigen Kulturen sind laute Wehgeschreie "gern gesehen" weil sie die Trauer und den pers. Verlust gegenüber der Außenwelt darstellen. Das Gegenteil ist die Stille Trauer und es wäre nicht gern gesehen, wenn man dann laut weint oder schreit. Manchmal ist die Kleidung egal, oft wird jedoch auf korrekte Kleidung wert gelegt. In kleinen Dörfern oder Gemeinden in Deutschland sollte man wohl ein halbes bis zu einem Jahr schwarz tragen, es wird eine gewisse Regelmäßigkeit am Grab verlangt. Die Aufzählung lässt sich soooo lang fortführen.


    Nur eins ist trotzdem fakt: Innerhalb einer Gruppe gibt es schon Erwartungen wie man sich zu verhalten hat, welche Riten zu befolgen sind etc. Da wird im Vorfeld bewertet, im Nachhinein Monate oder noch länger "nachbearbeitet" ob und wie sich alle verhalten haben. Daraus ergeben sich nicht selten neue Konflikte.


    Bei uns und da hat Andi schon recht, wird erwartet das man sich sehr trauernd verhält und je nachdem wo Andi und seine Fam. eingebunden war eben vermutlich noch andere Riten und Verhaltensweisen. Alle trauern, wie kann da jemand lächeln?


    An sich ist das alles ein Teil des Sozialen Zusammenlebens und der Zugehörigkeit. Ein Verbindendes Teil der Gemeinschaft.


    Was doch jetzt die Frage ist, wie sich alles im Rahmen der Globalisierung und des Auseinander Driften von Familien und Kulturen darstellt. Wie kommen die vielfältigen Sichtweisen zusammen? Weltgewandtheit vs. Zurückgezogenheit? Die eigene Identität: wo gehöre ich eigentlich hin, welche Wurzeln habe ich? Mit welchen Kulturen habe ich Kontakt zu denen andere aus der Gemeinschaft / ehem. Gemeinschaft keinen Bezug oder Kontakt haben. Bin ich wo anders "neu verordert", habe ich "das Alte" hinter mir gelassen und komme doch zurück?


    Wo jeder steht, welche Identität, welche Wurzeln, welche Sichtweise? Wo ist die pers. Toleranzgrenze gegenüber dem "anderen / Fremden" Wer mag das schon noch sagen können. Daher finde ich es pers. sehr schwierig einen Rat oder so zu geben. Ich vermag auch keine Vermutungen anstellen können. Einzig, wahrhaft bei sich selbst zu sein scheint mir ein gangbarer Weg zu sein. Ist das möglich kann man sicher in dem ein oder anderen Fall auch Kompromisse zu Gunsten anderer eingehen ;) Je nach dem wie die eigene Kraft und die Möglichkeiten es hergeben.


    Begleite ich einen Menschen im beruflichen Kontext, dann kann ich den Angehörigen manchmal sagen, das Ihr Angehöriger nicht allein war in seinen letzten Stunden. Ev. konnte ich sogar noch ein Gebet sprechen (nur wenn ausdrücklich gewünscht und unabhängig von der Religion) oder ihn Erinnern an die guten Taten in seinem Leben. Wenn sie das erfahren, ist es oft ein großer Trost für sie. Auch Wünsche können dem Angehörigen statt einem "Beileid" ausgesprochen werden. Ganz so wie wir es in der Meditation tun: Mögest Du viel Kraft haben, oder ich fühle mit Dir. Wenn unser Herz nicht sprechen kann, dann ist auch möglich die Hände der Angehörigen zu umschließen und damit einfach unser Dasein zu bekunden.


    Lieber Andi und alle denen es eventuell gerade ähnlich geht: Seid von Herzen Umarmt.


    Daniela


    PS: als mein Vater vor über 10 Jahren verstarb, waren alle in schwarz auf dem Friedhof, es hat geregnet, es war kalt. Die Halle war kalt. Die Hände meines Vaters waren kalt. Wer mir damals was gesagt hatte oder nicht, ich weiß es nicht mehr. Ich fand alles nur furchtbar. Trost fand ich keinen. Es hat auch im Nachhinein nie jemand mal gefragt, ob ich mit dem Tod des Vaters zurecht komme. Ich war erwachsen und man verlangte das wohl von mir, man verlangte das von allen. Punkt. Und ich kam tatsächlich lange Zeit nicht zurecht, weil das ein Tabu Thema war über das man selbst innerhalb der Fam. nicht sprach. Nur ein Wort fiel dabei: es ist furchtbar. Wie soll man da was verarbeiten können? Ich wünsche Euch allen von Herzen das es bei Euch nicht so ist. Die Liebe und die Tränen habe ich erst im Dharma wieder gefunden. Und das ist wundervoll.

  • Andi Beim Erleben meiner Zeit mit dem Sterben und den Tod von Arnold fällt mir heute auf das ich mir genau das nicht erlaubt habe authentisch sein, vesuchen andere nicht zu verletzen.


    Zitat

    Ich kann ja auch nicht wirklich absehen, wie es mir in der Situation tatsächlich gehen wird. Ich lasse mich überraschen...versuche authentisch zu sein, ohne andere zu verletzen.


    Wenn ich merkte das mich da Ich steuern wollte hab ich das sofort abgeschaltet. Buddha hilft dabei mit seiner Rechten Hand zeigt er für sich auf die Erde als sein Zeuge das er bei ihr ist, der Erde. Während Gesprächen bin ich hemmungslos angefangen zu weinen und hab weiter geredet, ich hab gezittert und wurde wackelig und hab weiter mit dem Menschen gesprochen. Die Pfleger montierten den Leichnam von den Maschinen und ich war ganz und gar bei meinem Mann und die Pfleger während sie arbeiteten ganz bei mir. Jeder Versuch von den Anwesenden Menschen als auch von mir authentisch oder nicht peinlich berührt zu sein war nicht da. Alles Menschen mit einer Leiche. Alle fühlten sich berührte sogar peinlich und verletzt aber alle waren vollkommen da. Ob das wirklich so war ist vollkommen egal ICH war so und vollkommen ohne Persönlichkeit. Auch noch einen Monat später bin ich bei Anspruch zu Arnold in Tränen ausgebrochen und habe einfach weiter gesprochen. Dadurch hab ich so viel Mitgefühl bekommen das ich heute nicht mehr traure sondern freudig an das Leben denken kann das in mir gelebt wurde und wird.


    Heute greif ich nicht mehr ein oder beende sofort mein Moralische, Ethisches Eingreifen meiner Person und lasse meinen Körper sich so äußern wie er sich äußern möchte. Was geht mich Arschloch an wie sich mein Körper zu fühlen und zu zeigen hat? Nichts überhaupt nichts. Ich beuge mich nichtmal vor Gott und soll mich von mir vorschreiben lassen wie ich zu erscheinen habe? Wie bescheuert ist das denn: Authentisch sein und gleichzeitig zu versuchen das andere nicht peinlich berührt sind. Lern dich mal kennen!!! Hallo werd mal wach und fang an Du zu sein!!!

  • Noch ein Gedanke, weil es hier glaube ich noch nicht aufgetaucht ist: Ich finde es immer wichtig, ncht nur die Trauer, sondern auch die Wut zuzulassen. Die Wut, dass da jemand fehlt, und auch die Wut auf die Person, die gestorben ist.


    Bei engen Freunden habe ich gemerkt, dass ihnen das hilft, wenn ich es auch so ausdrücke. Als die Frau eines Freundes gestorben ist, hab ich nicht gesagt, "mein Beileid", das hat sich nicht richtig und viel zu neutral angefühlt. Sondern "Oh Mann, ich habe gehört, M. ist gestorben. So eine Scheiße!", und dann hat er erst mal erzählt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Das ist sowas von wichtig, so ungeheuer wichtig!!!!

    Meine Mutter bleibt meine Mutter und hat meine ganze Sohnes-Liebe. Erna war ein egoistisches und selbstbezogenes Miststück.

    Nur weil ich das auch immer gesagt habe konnte ich den Menschen MutterundErna wirklich lieben lernen und habe mindestens zwei ihrer Kinder helfen können sie auch ganz zu lieben, ohne jede Schuldgefühle. Es ist wichtig die Wahrheit zu erzählen damit der Mensch kein Heiliger wird. Heilige sind sowas von sinnlos.

  • Noch ein Gedanke, weil es hier glaube ich noch nicht aufgetaucht ist: Ich finde es immer wichtig, ncht nur die Trauer, sondern auch die Wut zuzulassen. Die Wut, dass da jemand fehlt, und auch die Wut auf die Person, die gestorben ist.

    Liebe Aravind,

    noch ein Gedanke, weil der - glaube ich - hier noch nicht aufgetaucht ist.

    So schrecklich es klingt, aber als mein geliebter Vater 1977 starb, war ich froh, denn ich konnte ihn nicht mehr traurig machen über das, was ich dummerweise alles falsch gemacht habe.

    Ich war erleichtert, dass er all das, was danach noch an Sch.... durch mein Fehlverhalten entstand, nicht mehr miterleben musste.


    Aber ich bin unendlich traurig bis heute, dass es ihn nicht mehr gibt - und natürlich auch über den Verlust meiner Mutter, die 5 Jahre später verstarb.

    Heute würden sie sich freuen, wie gut sich alles entwickelt hat und wie gut es mir und meiner Tochter geht.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was für den Einen gut ist für den Anderen undenkbar.


    Bei mir war und ist es zb anders gekommen als hier z.T. geschildert.

    Auch das ist möglich.


    Im Vorwege malen wir uns alles so und so aus.Ängstlich,Unsicher,Befremdent,Scheu,Sicher,Froh,Demütig,Traurig,

    Stark,Schwach,voller Reue,Scham,Kindlich,Erwachsen,Wütend,Einsam,Leer,Ohnmächtig undundund


    Wir raten, wünschen, hoffen und meinen dies und jenes aus unseren erlebten Erfahrungen für Andere, weil wir es ja nachempfinden aus unseren persönlichen Situationen, aus unserem Mitgefühl heraus.


    Ist der Moment dann da sind die Empfindungen für Jeden/Jede dann ganz anders.


    Nicht planbar, nicht von allg.Substanz.Aber immer vergänglich❤️🙏

  • Meine Meinung; wenn man ganz ehrlich seine Gefühle in der Trauer zulässt, egal welche Gefühle, dann wird das von den Anderen auch ehrlich wahrgrnommen.

    Wenn man sich verstellt, um es den anderen recht machen zu wollen, spüren sie ganz genau wie unecht das ist.

    • Offizieller Beitrag

    Eine Beerdingung ist ja in erster Linie ein Fest für den Toten. Von daher muß man sich fragen, was derjenige gewollt hätte.


    Der Muppet-Erfinder Jim Henson hatte verfügt, dass bei seiner Beerrdigung alle weiß tragen sollen und eine Diexieland Band spielt. Und natürlich marchierten alle möglichen Muppet-Figuren mit. Miss Piggy, der Fozzie Bär, Scooter und natürlich Statler und Waldorf und Kermit dem Frosch.

    Henson hatte sich explizit gewünscht, dass seine Beerdingung kein Trauerspiel sein sollte sondern er so beerdigt wurde wie er gelebt hatte:


    Hunderte Trauergäste hatten sich am 21. Mai 1990 in einer New Yorker Kathedrale eingefunden. Keiner von ihnen trug Schwarz. Auch sonst war es eine eher außergewöhnliche Zeremonie: Der Organist spielte keinen getragenen Trauermarsch, sondern improvisierte fröhliche Melodien. Es wurde getanzt, ein als riesiger gelber Vogel verkleideter Mann sang vor dem Altar und die Anwesenden schwenkten Schaumstoff-Schmetterlinge.

    Dann trat der Sohn des Verstorbenen nach vorne und verlas die letzten Worte seines Vaters an die Hinterbliebenen: "Das alles kommt euch vermutlich total albern vor. Aber was zur Hölle soll's, ich bin schließlich tot. Wer will sich da noch mit mir streiten?" Und: "Seid nicht traurig, weil ich gestorben bin."


    Der Name des Toten: Jim Henson. Der Erfinder der Muppets hatte genaue Regieanweisungen hinterlassen, die seine Beerdigung in ein kunterbunt-absurdes Singspiel verwandelten. Eine Beerdigung wie eine Fernsehshow - es hätte kein stimmigeres Ende für Hensons Leben geben können.

    Wie ein Geburttagsfest gehört eine Beerdigung dem Menschen. Und weil der Sohn da versuchte, dem Willen seines Vaters gerecht zu werden, wählt er da eher unübliche Worte.

  • Zu Gefühlen der Trauer:

    Die gibt es gar nicht! Wenn ich meinen Gefühlen/Emotionen der Trauer, wie ich glaubte es ist traurig zu sein, gefolgt bin kam es zu anstrengenden Tränenfüßen, Kopf und Hals Unwohlsein. sowas wie Verkrampfung. Als ich das das erste Mal erkannt hab wurde das Ego sofort zur Ordnung gerufen und der Körper konnte wieder wegen seiner jetzt Einsamkeit weinen. Seinen Verlust seinem Gefühl Ausdruck geben.

  • Guten Morgen,


    nachdem die Eindrücke sich jetzt ein paar Tage gesetzt haben, wollte ich noch abschließend berichten wie es mir ergangen ist :)


    Es war eine sehr harmonische Beerdigung, viel Emotionalität auf allen Seiten, aber die Grundstimmung war doch sehr mitfühlend. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich Menschen durch meine relativ gelassene Art verstört oder verletzt habe. Auch bei mir kullerten ein paar Tränen der Rührung, absolut in Ordnung.


    Ich finde es auch immer faszinierend wie schnell die Menschen generell umschalten können. Minuten nach der Beerdigung wandelte sich Tiefe Trauer bei vielen schon wieder in herzhaftes Lachen. Die Vergänglichkeit von Emotionen par excellence :)


    Der Tip mit dem authentisch sein, ist wirklich der Beste. Instinktiv habe ich auch manche katholische Riten vollzogen (aus meiner persönlichen Perspektive ist die urchristliche Weisheit die gleiche wie die Buddhas). Bezeichne mich auch immer mit Humor als katholischen Buddhisten. Dann habe ich aber vor der Urne zum Abschied ganz instinktiv und von Herzen den Anjali-Gruß für meinen Vater gemacht.


    Ich danke Euch auf jeden Fall für Eure Ratschläge und Ansichten.


    Liebe Grüße und viel Meta


    Andi

  • Toll, dass Du Dich nochmal gemeldet hast. So ein Feedback interessiert mich sehr, und ich glaube, da geht es Manchem hier ähnlich. _()_

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ich finde es auch immer faszinierend wie schnell die Menschen generell umschalten können. Minuten nach der Beerdigung wandelte sich Tiefe Trauer bei vielen schon wieder in herzhaftes Lachen. Die Vergänglichkeit von Emotionen par excellence :)

    Ja, Andi, das fand ich auch immer unfassbar. Aber mir ging es genau so, ich glaube, da löst sich ganz viel Spannung.


    Ich glaube aber, es ist ein Unterschied, wer stirbt. Wenn das eigene Kind stirbt, wird wohl keiner nach kurzer Zeit lachen, wenn alte Menschen sterben, ist das ja ein erwarteter Tod.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo,


    das Thema ist ja schon von sehr vielen Seiten beleuchtet worden. Ich habe ja auch einige mir sehr nahestehende Menschen verloren, allen voran meine Eltern.


    Jeder Tod bzw. das Erleben war anders. Vielleicht habe ich seinerzeit auch gedacht, was sich irgendwer denkt. Das würde ich heute nicht mehr. Beim Tod meiner Mutter habe ich über einen Zeitraum oft geweint als sie im Wachkoma war, ich sah einen sterbenden Menschen, denn ich sehr liebte. Ich war hin- und hergerissen, was ich mir den "wünschen" würde in der Situation.


    Als ich sie das letzte Mal besuchte, das war 2 Tage vor ihrem Tod begann sie unruhig zu werden als ich das Zimmer betrat bzw. ich bei ihr war und ihr Hand hielt, Tränen kamen aus ihren Augen. Das war sehr berührend und ich bin da auch innerlich zusammengebrochen. Ich dachte es wären vielleicht Tränen der Freude, dass ich da bin, später war mir irgendwie klar, dass es eher Tränen der Trauer waren, weil sie trotzdem sie in dem Zustand war glaub ich entgegen dem was mir die Ärzte einredeten sehr wohl etwas mitbekam.


    Sie verstand, in welcher Situation sie war und dass sie Menschen zurückließ, die sie brauchten. Sie wurde aus dem Leben gerissen, ich denke das ist wieder ganz anders als wenn man weiß, dass jemand stirbt, wobei natürlich am Ende wusste ich es.


    Aber am Tag, wo sie eigentlich für mich ging, da wollte sie mich besuchen und mit mir reden über was Wichtiges, was sie sehr belastet hat, dass lässt mich bis heute nicht los, dass ich es vielleicht verhindern hätte können bzw. die Todesumstände total unklar waren und nie aufgeklärt werden.


    Ich war noch nie so traurig und bin es auch fast 5 Jahre später immer noch, es hat sich da nichts verändert. Die Trauer habe ich bis heute versucht mit Dankbarkeit zu begegnen für die Zeit, die ich hatte mit ihr, für das was sie mich lehrte, für ihre bedingungslose Liebe und vieles mehr.


    Ich bin traurig, weil ich weiß, wie gern sie ihr Leben hatte, was sie für Pläne hatte und wie positiv sie allem gegenüber war. Mein Verlust ist für mich schlimm, aber noch trauriger bin ich, dass sie gehen musste und sie eben das Leben so liebte.


    Zu Andis Grundfrage zurück. Wir hatten zwei Begräbnisse auf verschiedenen Orten. Ich habe die anderen Menschen kaum wahrgenommen, die dort waren, weil da war niemand, der mir so nahestand außer eben meiner Mutter.


    Mit ihr ist alles gegangen, was mir wichtig war an Menschen - ich hätte damals nicht im Ansatz gedacht, dass mein Leben so weitergehen würde, wie es geschah.


    Meine Mutter war kein Thema mehr nach ihrem Tod, ich kann mich an keine Gespräche erinnern, dass da irgendwer drüber reden wollte, als ob sie nie gelebt hätte.


    Ich bin nicht immer so emotional, wenn heute Menschen sterben, zu denen ich wenig oder keinen Bezug habe dann reagiere ich kaum. Es gibt auch Niemanden mehr, der sterben könnte, wo ich emotional sehr berührt wäre. Es gibt nun keine Anhaftungen mehr. Tja, jetzt habe ich mir das nochmals durchgelesen und mir gedacht, was hat diese Geschichte mit der Frage von Andi zu tun? Der Beitrag ist lange geworden und persönlich wie immer bei mir, aber letztendlich viel zu kurz um zu erklären, wie ich das Thema generell sehen würde.


    Son

  • Lieber Andi, Liebe Schreibende,


    ich danke trotz des traurigen Themas dem Andi für die Eröffnung dieses Austausches und allen für die ehrlichen, lieben und pers. Beiträge. Wie ich schon schrieb, hatte ich nicht die Möglichkeit darüber zu sprechen und das wir uns hier gegenseitig schreiben und zuhören, das wir sein dürfen und unseren Platz finden können, ist doch ein so großes Geschenk.


    Mögen alle Verstorbenen eine gute Wiedergeburt haben oder es ihnen, wo immer sie sind, gut gehen.

    Mögen wir unser Leben so leben das wir am Ende keine lange To-Do Liste mehr abarbeiten müssen. Mögen wir andere oder auch uns selber an die guten Taten im Leben erinnern und uns damit auf den Weg machen, wenn es soweit ist. Ich habe erst neulich wieder eine alte Dame an ihre guten Taten erinnert und die Hand gehalten. Erst schaute sie ungläubig, doch dann hat sie noch einmal so ein wunderschönes Lächeln aufgesetzt. Ich kann es nicht beschreiben, aber es ist etwas besonderes so ein Lächeln. Und das gebe ich an Euch alle weiter.


    Passt auf Euch auf und alles Liebe, Daniela

  • Hallo,


    ein kurzer Nachtrag zu dem Thema. Ich sehe es wie Daniela. Zumindest bei einigen unserer Beiträge hat man vielleicht bemerkt, wie sehr Einige das Thema emotional beschäftigt, weil sie eben auch Menschen verloren haben, die ihnen sehr wichtig waren und dieser Beitrag eben ein Stück Gelegenheit gegeben hat die eigene Trauer, die wir in uns tragen auch zum Ausdruck zu bringen.


    So empfand ich es - obwohl zugegeben Andis Frage da etwas untergegangen ist, weil eben viele persönliche Geschichten abseits der Meinen auch erzählt wurden. Ich denke ob Buddhist oder nicht oder wie intensiv man sich damit auch beschäftigt, was bei vielen bleibt ist doch eine Form von Wehmut, auch wenn wir unseren Glauben haben.


    Für mich ist die Lehre das was blieb, was mir ein Stück Lebensfreude gibt und einen Sinn im Leben. Das mag sehr übertrieben klingen, aber ich empfinde es so, LG Son

  • Jetzt schreibe ich doch auch noch eine Geschichte dazu, nach einigem Zögern, weil sie einerseits sehr persönlich ist und andererseits nicht so ganz in unsere Zeit passt. Aber der Thread steht im Bereich "Buddhistische Praxis" und das passt.


    Ich hatte diesen Sommer einen kurzen Traum: Ich sehe meine Mutter, ganz in sich gekehrt, mit geschlossenen Augen und gelblicher Gesichtsfarbe, und höre ihre Stimme: "Mir ist so schlecht". Drei Tage später hatte ich haargenau denselben Traum noch einmal.


    Meine Mutter ist nach siebenjähriger Alzheimer-Demenz verstorben. Wenn es ein Jenseits (Pali: Petaloka) gibt, dann würde das was ich gesehen und gehört habe, eine folgerichtige Fortsetzung des Zustandes sein, in dem sie sich zuletzt befunden hat. Demnach war der Traum entweder eine Projektion meines Geistes oder ein Eindruck aus der Petawelt. Für alle Fälle habe ich ihr Glück gewünscht und dass das Leid ein Ende haben möge.


    In der buddhistischen Welt wird häufig ein Ahnenkult praktiziert, darüber habe ich meinen Lehrer befragt. In Thailand ist es Brauch Verdienste mit den Petas zu teilen. Bei einem Ritual steht eine Schale vor dem Bild des verstorbenen Verwandten, in der sich eine kleinere Schale befindet. Man gießt Wasser hinein und lässt es in die größere Schale überfließen, sinnbildlich für die eigenen, zu anderen überfließenden Verdienste. Vielleicht gibt es dazu Mantras und sonst noch einiges.


    Auf meinem Ladenkasten steht jetzt ein kleines Foto von der Mutter, davor eine Kerze. Die Kerze habe ich durch viele Jahre nie angezündet weil sie sehr schön ist, sie hat die Form einer Rose. Jetzt begleitet ihr Licht die guten Wünsche die ich meiner Mutter sende. Das beruhigt mich und - wer weiß - vielleicht auch meine Mutter. Wahrscheinlich schon, denke ich und fühle mich sehr wohl mit dieser kleinen Zeremonie. Kann ich weiterempfehlen.

  • Gibt viele heilsame Hilfsmittel die wir nutzen können um mit Trauer einen gesunden und natürlichen Umgang zu lernen, zu finden.


    Sich in schwarz kleiden ist ja auch eine sehr alte Methode um einen persönlichen Weg zu finden und auch zb anderen Menschen die persönliche Trauer mit anzuzeigen.

    Früher mehr eine Selbstverständlichkeit.

    Heute?...naja..

    kommt wohl mehr Angst vor Schwäche auf, das da Andere einen in dieser Zeit noch zusätzlich verletzen könnten und die Trauer sucht sich im Ausdruck andere Wege um rauszukommen, findet sicher auch im Inneren bei Einigen heilend statt.


    Sich in schwarz kleiden wird jedenfalls in Städten wie HH immer weniger zu Bewältigung von traurigen Gefühlen genutzt, meine ich.

    Ich sehe kaum noch Menschen in schwarz trauernd, wochenlang gehen, zeigen wenn ein Todesfall eintraf.

    Evtl. mal direkt zu einer Beerdigung.Doch auch hier kehrt wohl ein Wandel ein, langsam kommt viel Farbe auf.( was ich persönlich sehr begrüsse🎊)


    Bei mir wurde vor über 30 Jahren eine Zeremonie aus meiner Trauer, erst ein hilfloser, später ein sehr heilsames Ritual.So musste ich eh ständig zum Friedhof, zu den Beerdigungen.

    (15 in sieben Jahren)

    Das behielt ich einfach bei und wandelte ‚ den für mich damals schweren Gang’ langsam nach und nach in einen Normalen Gang um, eine natürliche Gewohnheit.


    Damit fand ich meinen friedlichen Umgang mit der emotionalen Belastung von Familie, Freunde meinen Abschied auch gesund hin zu bekommen.


    So gehe ich noch heute jeden Heiligabend zu (irgend-)einem Friedhof, rezitiere, chante und singe auch wohlwollende, angenehme Texte aus der Metta-Vihara, meditiere danach und zünde eine Kerze an für Alle an die mal da waren und nun nicht mehr da sind.

    Und lass dabei ganz bewusst alle Gefühle hochkommen.Heute meist ein liebevolles Lächeln.


    Allein bin ich dann auf den Friedhöfen meistens nicht.Gerade Heiligabend am Morgen gibt es Viele „Verbündete“, nicht schwarz gekleidete Personen, Bund und fröhlich angezogen, die auch Lichter anzünden so das der Friedhof leuchtet, hell und freundlich zurück strahlt....Jedes mal ein kleines Geschenk😉🕯

  • Das erste Gespräch mit dem Mit-Arbeiter dessen Mutter gerade gestorben ist kam zu dem Ergebnis das auch er nichts gegen die Trauer des Körperlichen tun kann, die muss auch er hinnehmen und ausleben. Doch die geistige Trauer kann er genau so wie ich das gemacht habe durch klares Erinnern und nach einem Grund suchen der Trauer des Denkens erlaubt, suchen. Auch er findet keinen. Es gibt keinen Grund zu Schuld und damit auch nicht zur Trauer. Auch er erlebt den Schluss : Trauer des Denkens ist rein egoistisch und verlangt eine Situation in der der Verstorbene weiter leiden muss nur damit ich nicht trauern brauch.


    Da braucht auch nichts nach außen gezeigt werden durch äußere Rituale und Regeln. Das macht der Körper ganz von allein und der Geist fügt sich diesen Äußerungen ohne darauf rumzureiten. Auch er hatte das Erlebnis das er verbal ganz ohne Emotion war und sein Körper weinte und zitterte. Auch die Erfahrung das andere als "kalt" angesehene Menschen körperlich nicht anders können als mit zu weinen und zu zittern, Menschen eben. Schön jemanden zu kennen der Trauern kann.